Das Paradies in mir - Christine Dohler - E-Book

Das Paradies in mir E-Book

Christine Dohler

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Beschreibung

Finde das Paradies in dir selbst!

Sophie funktioniert im Trott des Lebens und weiß nicht, wie sie der Spirale von zu viel Stress und zu wenig Freude entkommen soll. Sie arbeitet in einem Job, der sie nicht erfüllt und muss noch verdauen, vom Partner verlassen worden zu sein. Ihr Impuls ist, einfach abzuhauen und irgendwohin zu reisen, an einen Traumort. Da flattert eine Mail in ihr Postfach, die sie auf eine magische Reise einlädt. Ihr Verstand fürchtet sich, aber ihr Herz ruft laut: Machen! Und so beginnt für Sophie eine abenteuerliche Reise in zwölf Tagen und Nächten durch ihre innere Welt mit vielen bizarren Begegnungen und tiefen Erkenntnissen und aufregenden Höhen und Tiefen.

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Seitenzahl: 133

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Buch

Sophie funktioniert im Trott des Lebens und weiß nicht, wie sie der Spirale von zu viel Stress und zu wenig Freude entkommen soll. Sie arbeitet in einem Job, der sie nicht erfüllt, und muss noch verdauen, vom Partner verlassen worden zu sein. Ihr Impuls ist, einfach abzuhauen und irgendwohin zu reisen, an einen Traumort. Da flattert eine Mail in ihr Postfach, die sie auf eine magische Reise einlädt. Ihr Verstand fürchtet sich, aber ihr Herz ruft laut: Machen! Und so beginnt für Sophie eine abenteuerliche Reise in zwölf Tagen und Nächten durch ihre innere Welt mit vielen bizarren Begegnungen und tiefen Erkenntnissen und aufregenden Höhen und Tiefen.

Autorin

Christine Dohler hat auf der ganzen Welt nach dem Gefühl gesucht, irgendwo anzukommen. Bis ihre Reise in die inneren Welten startete und sie erkannte: Der Weg für ein erfülltes Leben startet in dir. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen als systemischer Coach und Meditationslehrerin fließen in ihre Bücher ein. Die Autorin hat Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg studiert und wurde an der Henri-Nannen-Journalistenschule ausgebildet. Sie ist außerdem Redaktionsleiterin der Emotion Slow.

www.christinedohler.de

Instagram: @christinedohler

Christine Dohler

Das Paradies in mir

Eine magische

Lebensreise

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Originalausgabe September 2024

Copyright © 2024: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Uno Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: Kristian Kutschera

Illustrationen: Kristian Kutschera

Redaktion: Andrea Kalbe

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

LG ∙ CB

ISBN 978-3-641-31782-9V002

www.goldmann-verlag.de

»Sei die Sonne in deinem Leben«

Inhalt

1. Der Anfang vom Ende

2. Der letzte Moment im alten Leben

3. Date mit dem Herzen

4. Das Leben darf einfach und leicht sein

5. Schaue zu und sieh eine neue Perspektive

6. Was willst du wirklich, wirklich, wirklich?

7. Magie für den Alltag

8. Freiheit ist ein Ort in mir

9. Der innere Garten

10. Ich, in der Zukunft

11. Ein Kreis schließt sich

12. Du bist nicht allein

13. Das Ende vom Anfang

Danksagung

1.

Der Anfang vom Ende

Der Morgen ließ nicht erahnen, was heute passieren würde. Als ich in meinem warm-fluffigen Bett aufwachte, spürte ich wieder diese lähmende Schwere in allen Gliedern, die seit Wochen meine ungebetene Begleiterin war. Dieser Reflex, am liebsten an Ort und Stelle liegen zu bleiben. Einfach so. Aufgabe! K. o.! Das erschien mir die einzige Alternative in diesem Kampf. Besser als den ganzen Tag wieder aufzuspulen, alles erneut beginnen zu lassen und mich und meinen Körper durch den Tag zu schleppen: Zähneputzen, duschen, sich mit einem viel zu starken Kaffee anschalten, um dann in die Flut von Nachrichten und To-dos einzutauchen – und dem Ertrinken nur knapp zu entgehen.

Am Ende des Tages hatte ich stets das Gefühl, niemandem gerecht geworden zu sein, wieder nicht alles geschafft und kaum Zeit für Bewegung, Me-Time oder Quality-Time mit Freundinnen gehabt zu haben. Dann lag ich auf dem Sofa und das Einzige, was ich noch hinbekam, war die Auswahl der nächsten Netflix-Serie.

Wofür war das alles noch einmal gut? Es kostete mich immense Kraft, meinen Kopf gerade so weit über Wasser zu halten, dass ich atmen konnte. Wie und vor allem wie lange sollte das noch so weitergehen? Und vor allem, wo blieb ich mit meinen Wünschen und Bedürfnissen dabei?

Nach monatelangem Dauerarbeiten und Unter-Druck-Stehen war alles, was ich noch fühlte, diese Last und das hilflose Zusteuern auf den Moment, an dem gar nichts mehr gehen würde.

Manchmal lag ich tagsüber in Fötushaltung auf meinem Teppichboden, und wenn es ganz schlimm war, schlugen Ängste wie kleine Blitze bei mir ein. Dann wusste ich nicht, wen ich um 12.34 Uhr anrufen konnte, ohne etwas sagen zu müssen. Und wo ich Unterstützung bekam. Denn meine größte Angst war, eine Diagnose zu kassieren.

Meine Freude und der Spaß im Leben hatten sich schon lange verzogen, weil ich keine Zeit mehr für Freizeit, geschweige denn für Dates hatte. Obwohl, Letzteres hatte andere Gründe: meine letzte Beziehung mit meinem Ex-Freund Jan, die mir immer noch wie Gift in den Knochen steckte, weil sie mies endete, mit Betrug.

Vielleicht hatte in dem Moment die Abwärtsspirale angefangen. Nicht mit der Trennung, sondern in dem Moment, in dem ich in einer Beziehung feststeckte, in der ich mich eigentlich nicht wohlfühlte. Ich fühlte mich eingeengt und konnte doch nicht ausbrechen. Ich hatte Angst vor der Einsamkeit. Dieses Eingeständnis war das Schwerste: Ich war gefangen in einem Leben, das von außen betrachtet gut aussah, weil ich zum Arzt nur zur Vorsorge ging, meine Arbeit unbefristet war und ich mir eine Wohnung gekauft hatte. Meine Freundinnen sagten mir oft: »Hast du es gut. Du bist frei.« Paradiesisch. Oder scheinparadiesisch? 

Kürzlich hatte ich eine Serie auf Netflix gesehen, die Alone hieß. Da wurden Menschen allein in der Wildnis ausgesetzt und mussten überleben. Wer nicht mehr konnte, drückte einen Knopf und wurde ohne Rückfragen innerhalb weniger Stunden von einem Hubschrauber, Boot oder Jeep herausgeholt. Ich wusste nicht, wie und wo ich Hilfe für den Ausweg finden konnte. Ich schaute mir selbst dabei zu, wie ich (mich) verlor, und konnte mich selbst nicht retten. Dabei war einst alles gut für mich. Oder nicht? Jedenfalls dachte ich das immer, weil ich so wenig Angriffsfläche bot, indem ich mich unsichtbar verhielt. Wie das aussah? Ich ignorierte meine Bedürfnisse und nickte zu viel.

Ich sagte JA zu immer mehr Aufgaben aus dem Büro, obwohl ich schon gefühlt die meiste Verantwortung trug und es in mir jedes Mal laut NEIN schrie. Dabei wusste ich doch: Ein angemessenes Nein wäre ein Ja für mich. Alles, was ich mir vorgenommen hatte: mehr Zeit für mich, weniger Arschlöcher im Leben und mehr von dem, was mich glücklich machte. Diese Ausrichtung blieb nicht vergessen. Aber irgendwie hatte ich keine Kraft, etwas zu verändern. So hatte ich viel zu viel Ärger und fühlte viel zu wenig Wut.

Während ich diese Gedanken in mir wälzte, klingelte das Telefon. Meine Hausverwaltung kündigte Bauarbeiten an. Es trudelten Nachrichten über WhatsApp ein, mit Bitten, die so starteten: »Du, kannst du bitte …?«, »Was ich dich fragen wollte …« Ich antwortete prompt. Hach, ich war einfach immer noch zu nett, obwohl ich Grenzen gezogen hatte. Eine hieß: Ich bin nicht ständig erreichbar.

Auf Instagram sah ich nebenbei frisch aussehende Menschen, die ihr bestes Leben im Paradies lebten. Eine zehn Jahre jüngere Frau als ich saß mit dem Laptop zwischen Palmen, arbeitete mit einer Superfood-Bowl in der Hand und ihrem Yogakörper auf dem Stuhl. Mit Mitte zwanzig schon Millionärin? Natürlich wusste ich, dass es so echt wie Hollywood war. Das ewige Vergleichen hatte ich eigentlich schon abgelegt. Aber was, wenn nur ein Körnchen Wahrheit an dem Bild war? Dann hatte eine von uns beiden alles richtig und die andere viel falsch gemacht.

Ich klappte meinen Laptop auf meinem kleinen Schreibtisch voller Papierbelege für einen Moment zu und schaute auf das Post-it, das ich an die Wand in meinem Blickfeld gepinnt hatte. Da stand: »Ich lebe ein glückliches Leben.« Ich hatte gelesen, dass man sich in jedem Augenblick so fühlen sollte, wie man sich fühlen möchte. Dabei helfen könnten positive Affirmationen – also Sätze, die so tun, als sei alles gut. Aber auch das erschien mir gerade so ungreifbar fern. So, als würde ich mir etwas vormachen oder mir selbst noch mehr Druck erzeugen.

Ich nahm drei tiefe Atemzüge wie vor der Yogastunde, wobei der letzte ziemlich genervt und trotzig herausknallte, und klappte dann den Laptop wieder auf, weil die Arbeit wartete. Mit einem Oh-nein-Gefühl öffnete ich mein Mailpostfach und fürchtete, dass wieder alle etwas von mir wollten. Ich musste unpassend lachen, weil einfach alles so ironisch war – so nervig, dieser Robotermodus, in den ich da geschaltet und wofür ich das Menschsein vernachlässigt hatte.

Doch da, war es Zufall oder Schicksal, erblickte ich ausgerechnet heute ein überraschend verlockendes Angebot zwischen den ganzen Mails und spürte, wie ein Funken altbekannter Abenteuerlust und Neugier in mir entflammte. Im Mailbetreff stand: »Sophie, bist du bereit für deine magische Reise?«

Konkrete Vorschläge gefielen mir in meinem orientierungslosen Überlebensmodus, den ich nicht von mir kannte. Ich erinnerte mich an eine fröhlichere und gelassenere Version von mir. Da fiel mir gleich die Sophie auf Reisen ein. Die alles mit Leichtigkeit nahm, sich keine Gedanken darüber machte, was als Nächstes kam, sondern sich durch fremde Gassen treiben ließ und auf neue Geschmäcker wie Pastéis de Nata kam.

Ich sah es schon vor mir, ein Versprechen in Puderzuckerweiß und Türkis. Direkt durchfloss mich diese Leichtigkeit, ich sah mich schwerelos schnorcheln und mit einem Kaffee in der Hand vom Strand aufs Meer schauen. Das hatte ich mir verdient, und allein die Vorstellung, endlich einen Weg gefunden zu haben, für mich da zu sein, wenn es gerade niemand anderes war, fühlte sich entlastend an.

Ich schaukelte mich selbst in der Hängematte. Am Eingang zu meiner Traumvilla sah ich ein Schild: »No shoes, no news.« Wow. Mein Smartphone lag im Safe, und ich musste mich um gar nichts kümmern, denn mein frisch geschnittenes Obst, mein Spa-Termin und mein Segeltrip waren immer nur einen Anruf bei der Rezeption entfernt. Mich überkam ein selbstermächtigendes Gefühl von: »Das gönne ich mir jetzt einfach!« Schließlich war ich Single – es konnte auch von Vorteil sein, noch in den Scherben der alten Träume zu stehen. Da würde ich nun rausgehen und wieder barfuß laufen. Und meinen Job konnte auch ein richtiger Roboter übernehmen, denn in meinem Unternehmen war nichts anderes gefragt, als den Mund zu halten, zu liefern, nie krank oder unbequem zu sein. Einfach nur Marketingtexte schreiben, für Produkte, die kein Mensch braucht, aber die alle brauchen sollten. Mit jedem Wort verriet ich mich selbst. Das wusste ich längst. Und doch tippte ich weiter gegen meinen wichtigsten Wert Wahrhaftigkeit an.

Doch da meldeten sich auch alle Zweifel in mir: Wie schlecht musste es um mich stehen, wenn ich schon auf Spam und Phishing-Mails reagierte? Ein Angebot, das ein Flop war? Ich redete mir ein: Lieber alles im Gewohnten lassen, es ist doch alles gar nicht so schlimm, und vielleicht ändert sich ja etwas, wenn ich in Hamburg bleibe. Irgendwann ist wieder Sommer, und hey, dann wird es automatisch leichter. Und allein reisen? Come on! Möchtest du allein mit deiner Pasta im Restaurant sitzen, während das Paar im Honeymoon unauffällig mitleidig rüberschaut?

Ich ignorierte die Nachricht und machte weiter mit den Routinen, die mir letztlich Halt gaben. Bis ich eine Nachricht von meinem Chef bekam, die mich anschrie. Eine lange Mail mit Kritik an meinen Texten für einen Kunden aus der Kosmetikbranche. Nee! Ich legte den Kopf auf den Schreibtisch. Meine Ideen waren super, mein Chef hatte einen schlechten Tag. Aber er war der Chef. Das konnte es nicht gewesen sein mit meinem Leben! Ich musste etwas ändern, damit sich etwas änderte.

Ich wackelte auf meinem wenig rückenfreundlichen, aber schicken Designerstuhl hin und her. Ich trank meinen selbst gemahlenen Kaffee aus der Rösterei um die Ecke und schob mir den zweiten Schokotoast rein – ich schluckte, vielleicht würde dies alle Gefühle unten halten. Vor allem meinen Verlust, der sich nun wieder zusätzlich meldete. Dieser zähe Schmerz, dieses ekelhafte Gefühl, dass sich da jemand bewusst gegen mich entschieden und ein riesiges Loch voller Leere hinterlassen hatte. Wie sollte ich das nur stopfen?

Mit dem befriedigenden Gefühl, den cholerischen Chef zu hintergehen und anstatt zu arbeiten, eine magische Reise zu buchen, klickte ich auf die ominöse Nachricht in meinem Postfach, als würde ich einen Funken Hoffnung fangen wollen. Dann wurde ich eben noch ein weiteres Mal betrogen! Ich kannte diese durchgeknallte Art schon von mir. Sie kam immer durch, wenn ich schon fast am Boden lag. Ich erinnerte mich, wie ich nach einem Streit mit meinem Ex-Freund, der das Ende markierte, in ein Taxi stieg und dann die Nacht mit dem Fahrer durchmachte. Immer wenn meine Sicherungen durchbrannten, brannte ich im Leben durch und machte etwas Gedankenloses. Bereut hatte ich es nie.

Die Reise deines Lebens hieß das Unternehmen. Auf der Website glitzerte und funkelte es überall in goldenen Wörtern. Ich fragte mich gleich wieder: Okay, ist das seriös? Oder ist das Paradies vielleicht golden? Ich war kurz davor, die Seite wieder zu verlassen, da ich keine Lust auf einen Fake Account hatte. Doch gleichzeitig war ich fest entschlossen, den Zeichen, die mir das Leben sendete, zu folgen. Das hatte ich kürzlich in einem Buch gelesen: Wenn man wollte, dass sich im Leben etwas änderte, sollte man auch etwas anders machen. Und dem folgen, was einem überraschend, aber genau zum passenden Zeitpunkt begegnete. Es klingt vielleicht naiv, aber Gold war meine neue Lieblingsfarbe. Ich hatte mir sogar ein Kleid in Gold gekauft, als Zeichen für meinen Neubeginn, der aber bisher nicht gestartet war. Also vertraute ich grundlos mehr als sonst und gab mir einen Ruck, vorzufühlen.

Da man telefonisch sowieso niemanden mehr erreichte, ließ ich mich auf einen Chat mit irgendeiner künstlichen Intelligenz ein. Immerhin waren die auf Freundlichkeit programmiert.

»Hallo, ich möchte so schnell wie möglich los … an einen magischen Ort!«, schrieb ich, um klarzustellen, dass ich eine einfache Kundin war und gleich zur Buchung geschickt werden konnte. Zack, zack, schnell, schnell, so tickte ich. Da schrieb jemand – viel zu langsam für mich. Ich brauchte keine Überredung, kein Angebot, ich brauchte nur superschnell etwas ohne Stornierungsoption, damit die Zweifel und die Angst in mir nicht lauter wurden. Ich musste schneller handeln als alle anderen Stimmen in mir, die mich wieder überzeugen würden: Bleib da, wo du bist. Du kannst nicht einfach so etwas Leichtsinniges tun. Kein Grund zu jammern. Alle haben narzisstische Chefs. Es geht dir doch sonst gut. Du hast eine schöne Wohnung in Hamburg, einen festen Job, einen großen Freundeskreis, du bist gesund und sowieso hast du keinen Grund zu klagen.

»Sicher?«, ploppte es da auf. Ich schnappte nach Luft. Was war das denn für ein Bot?

»Ja, ich bin sicher. Ich möchte an einen Traumort«, schrieb ich, gewohnt auf den Punkt.

»Liebe Sophie, ich richte mich nach deinen Wünschen. Aber eins möchte ich wissen: Wovor läufst du davon?«, fragte mich da dieser Jemand im Chat. Wow, das war direkt! Ich bekam das Gefühl, es nicht mit einem Roboter zu tun zu haben. Denn auch wenn die Frage frech erschien, steckte darin ein Funken Gefühl. Ich versuchte, Worte zu finden und gegen diese Frage anzutippen. Doch eigentlich kämpfte ich gegen die Tränen, die nun in mir hochkrochen wie eine unvermeidliche Regenfront. Ich fühlte mich erwischt und entlarvt. Und bei einem Fluchtversuch wollte niemand ertappt werden.

Ich schrieb mit all dieser angestauten Wut und mochte mich dabei selbst nicht, denn meine Idealversion von mir war ein freundliches Ich: »Ich glaube, das geht dich nichts an. Wer bist du überhaupt?«

»Entschuldige, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Nic, deine persönliche Reisebegleitung.«

»Ich brauche keinen Guide, nur eine Tour.« Das war ein Reflex, den ich auf meinen vielen Reisen gelernt hatte. Sofort abwimmeln. Sich bloß keinen Guide aufschwatzen lassen. Außerdem wollte ich es allein schaffen, allein machen.

»Ich unterstütze dich aber sehr gern.«

Ich horchte auf und wurde innerlich milder. Diesen Satz hatte ich schon ewig nicht mehr gehört. Obwohl ich so viele Freundschaften und Familie hatte, fehlte es mir doch oft bei kleinen Alltagsdingen an Unterstützung. Diese ganzen Mikroentscheidungen: Brauche ich diese oder jene Versicherung? Wie sorge ich vor? Zu welcher Ärztin gehe ich? Soll ich vegan essen oder lieber nicht? Ich wünschte mir jemanden an meiner Seite, der die schwierigen Gespräche für mich führte und sich sofort darum kümmerte, wenn das WLAN ausfiel und ich im Homeoffice nicht arbeiten konnte. Ich wünschte mir manchmal, dass mir jemand nur eine Aufgabe auf der To-do-Liste abnehmen würde.

»Wobei möchtest du mich unterstützen?«, fragte ich unsicher in den Chat.