Das Reich Gottes nach dem Verständnis des Evangelisten Matthäus - Davide Sole - E-Book

Das Reich Gottes nach dem Verständnis des Evangelisten Matthäus E-Book

Davide Sole

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Evangelisch - Theologische Fakultät), Veranstaltung: Evangelische Theologie / Neues Testament, Sprache: Deutsch, Abstract: Gegenstand dieser Examensarbeit ist das Reich Gottes nach dem Verständnis des Evangelisten Mt. Die Botschaft der βασιλεία-Gottes, die zweifelsohne in der Lehre Jesu im Zentrum der synoptischen Evangelien steht, soll dabei an ausgewählten Stellen exegetisch aufbereitet und auf seine Aussage und Bedeutung für die mt Gemeinde näher beleuchtet werden. Bevor die βασιλεία Gottes an Ort und Stelle untersucht wird, soll im Vorfeld eine Auseinandersetzung mit dem Begriff βασιλεία stattfinden. Diese umfasst dessen genauere Betrachtung mittels einer Übersetzung und diachronen Begriffsgeschichte. Dem folgt weiter eine Wortstatistik. Dabei wird das Vorkommen des βασιλεία- Begriffs im MtEv, in den übrigen Evangelien und im gesamten NT bildlich dargestellt, um vor allem mögliche Tendenzen des Evangelisten herauszufiltern. In einem weiteren Schaubild wird der Befund der Spruchquelle Q zu den Synoptikern kontrastiert dargestellt werden. Ferner wird in einem Exkurs auf die mt Wendung βασιλεία τῶν οὐρανῶν und die Besonderheit der Gleichnisse, als das Reden über Gott in Bildern, eingegangen. Ab dem achten Kapitel schließlich, soll die βασιλεία Gottes an den Texten jener Fassung untersucht werden, die das MtEv zu bieten hat. Dabei werden zur Erschließung des Textes die Methoden der historisch-kritischen Exegese angewandt, bei der es sich um „eine mit dem Mittel der menschlichen Vernunft geleistete, prinzipiell von anderen Menschen nachkontrollierbare Auslegung des biblischen Textes handelt.“ Hinweisen möchte ich darauf, dass aufgrund der Fülle an Belege des βασιλεία- Begriffs nicht auf jedes Auftreten im MtEv systematisch eingegangen werden kann. Dies ist aus Sicht des Verfassers dieser Examensarbeit sehr bedauerlich, jedoch infolge der begrenzten Seitenzahlen nicht anders zu bewerkstelligen.

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Übersetzung des Begriffs βασιλεία

3. Begriffsgeschichte βασιλεία

4. Statistische Beurteilung des βασιλεία-Begriffs im NT

5. Der Befund der Spruchquelle Q

6. Die mt Wendung βασιλεία τῶν οὐρανῶν

7. Mit Bildern der Welt über Gott reden

8. Exegetische Untersuchungen

8.1 Johannes der Täufer und das Gericht über Israel

8.2 Die Botschaft Jesu bringt Licht für das Galiläa der Heiden (413-17)

8.3 Das Geheimnis der βασιλεία

8.4 Die Söhne der βασιλεία

8.5 Die βασιλεία als verborgene Offenbarung nach 1344-46

8.5.1 Der Logos der βασιλεία

8.5.2 Vom Schatz im Acker und der Perle

8.6 Das βασιλεία-Verständnis im Hinblick auf das Gericht nach Mt 1347-50

8.7 Das βασιλεία-Verständnis im Hinblick auf Parusie nach Mt 251-13

8.8 Die βασιλεία als irdisches Reich

8.9 Die Ethisierung der βασιλεία Gottes

8.9.1 Die Selipreisungen

8.9.2 Der Zeitaspekt der βασιλεία τῶν οὐρανῶν in den Seligpreisungen

8.9.3 Kurzer Abriss der Auslegungsgeschichte

8.10 Die δικαιοσύνη

8.11 Die Ersten und die Letzten in der Ordnung der βασιλεία (Mt 201-16)

9. Zusammenfassung

10. Literaturliste

 

1. Einleitung

 

Gegenstand dieser Examensarbeit ist das Reich Gottes nach dem Verständnis des Evangelisten Mt.Die Botschaft derβασιλεία-Gottes, die zweifelsohne in der Lehre Jesu im Zentrum der synoptischen Evangelien steht[1], soll dabei an ausgewählten Stellen exegetisch aufbereitet und auf seine Aussage und Bedeutung für die mt Gemeinde näher beleuchtet werden.

 

 Bevor dieβασιλείαGottes an Ort und Stelle untersucht wird, soll im Vorfeld eine Auseinandersetzung mit dem Begriffβασιλείαstattfinden. Diese umfasst dessen genauere Betrachtung mittels einer Übersetzung und diachronen Begriffsgeschichte. Dem folgt weiter eine Wortstatistik. Dabei wird das Vorkommen desβασιλεία-Begriffs im MtEv, in den übrigen Evangelien und im gesamten NT bildlich dargestellt, um vor allem mögliche Tendenzen des Evangelisten herauszufiltern. In einem weiteren Schaubild wird der Befund der Spruchquelle Q zu den Synoptikern kontrastiert dargestellt werden. Ferner wird in einem Exkurs auf die mt Wendungβασιλεία τῶν οὐρανῶνund die Besonderheit der Gleichnisse, als das Reden über Gott in Bildern, eingegangen.

 

 Ab dem achten Kapitel schließlich, soll dieβασιλείαGottes an den Texten jener Fassung untersucht werden, die das MtEv zu bieten hat. Dabei werden zur Erschließung des Textes die Methoden der historisch-kritischen Exegese angewandt, bei der es sich um „eine mit dem Mittel der menschlichen Vernunft geleistete, prinzipiell von anderen Menschen nachkontrollierbare Auslegung des biblischen Textes handelt.“[2]

 

 Hinweisen möchte ich darauf, dass aufgrund der Fülle an Belege desβασιλεία-Begriffs nicht auf jedes Auftreten im MtEv systematisch eingegangen werden kann. Dies ist aus Sicht des Verfassers dieser Examensarbeit sehr bedauerlich, jedoch infolge der begrenzten Seitenzahlen nicht anders zu bewerkstelligen.

 

2. Übersetzung des Begriffs βασιλεία

 

Die exegetische Forschung hat im Laufe ihrer wissenschaftlichen Bemühungen gezeigt, dass die Beschäftigung mit der Übersetzung desβασιλεία-Begriffs, im Detail betrachtet, nicht immer auf unproblematische Lösungen stößt. Eine wesentliche Rolle spielt dabei auch, dass „der Begriff R.G. (…) im Laufe seiner Geschichte eine vielfältige Deutung erfahren [hat].“[3]

 

 Während bei Bauer Königsein, Königtum, Königsmacht, Königsherrschaft und Königreich als Übersetzungsmöglichkeiten angegeben werden,[4] hält Merklein diese Übersetzungsvarianten für schwierig, „da alle lexikalischen ausgewiesenen Bedeutungen für [βασιλεία] (…) in der heutigen Sprache semantische Konnotationen aufweisen, die negativ besetzt bzw. dem Semitischen fremd sind“.[5] Weiterhin, so Merklein, meint dieβασιλείαGottes nicht das Königreich im geographischen Sinne, also jenes Gebiet, das Gott als König beherrscht, sondern das Königsein. Der Begriff sei also dynamisch aufzufassen, in actu, und besser mit Herrschaft Gottes, Gottesherrschaft oder Königsherrschaft wiederzugeben und dem gängigen Wort Reich Gottes gegenüber zu bevorzugen, um den statischen Charakter des Wortes Reich zu entgehen.[6]Schnackenburg indessen hat weiter darauf hingewiesen, dieβασιλείαGottes nicht mit Gottesreich zu übersetzen, da „im Deutschen damit die Vorstellung von etwas Fertigem oder Gegenständlichem verbunden ist.“[7] Um bei allen Lösungsangeboten dem Begriff derβασιλείαGottes näher zu kommen, gehe ich mit Merkleins Aussage konform, „da[ss] jede Übersetzung ein[] Notbehelf darstellt [und] vom heutigen Leser des Neuen Testaments […] eine ständige hermeneutische Abstraktion [ab]verlangt“.[8]

 

 Vor dem Hintergrund der Vielfalt an Übersetzungsmöglichkeiten und deren Problematik möchte ich im Laufe dieser Arbeit die TerminiβασιλείαGottes und, um dem Evangelisten Mt gerecht zu werden, das Wort Himmelreich benutzen.[9] Dies scheint mir ein möglicher Kompromiss auf der einen Seite, um denβασιλεία-Begriff nicht fortwährend neu definieren zu müssen, und macht auf der anderen Seite klar, dass hinter diesem Begriff weit aus mehr vorhanden ist, als es der Rezipient zu verstehen vermag. So bleibt auf diese Weise der Begriff stets aufs Neue ein Bereich, den es durch Annäherungsversuche zu entdecken gilt.

 

 Im Folgenden soll anhand der Begriffsgeschichte ein diachroner Überblick über die Verwendung desβασιλεία-Begriffsgegeben werden, um Bedeutungshorizont- und Gehalt ansatzweise nachzuvollziehen. Auf diese Weise soll das mt Vorverständnis und Verständnis ansatzweise aufbereitet und angesprochen werden.

 

3. Begriffsgeschichte βασιλεία

 

a) βασιλεία im Alten Testament

 

Es ist umstritten, ob Israel bereits vor der Landnahme oder zumindest in seiner vorstaatlichen Zeit Jahwe als König verstanden hat, da ein eindeutiger Beleg dafür fehlt.[10]Das Königsprädikat wird zwar von Jesaja (65) zum ersten Mal gebraucht, ist aber kein Auslöser der Tradition, sondern setzt eine solche voraus[11], und kann möglicherweise schon in die Richterzeit versetzt werden[12]. Argument für die Richterzeit wäre, dass sich Israel nach der Landnahme in Kanaan mit der kanaanitischen Religion auseinandersetzen musste und dabei die Vorstellung, dass der Gott El, König der Götter und Baal richtender Gott ist, übernommen habe.[13]Fortan wurde Jahwe König (Ex 15, 18; Ps 931) und nur Jahwe ist König allein.[14]

 

Das Königtum Jahwes häuft sich dagegen in den Hymnen der Thronbesteigungspsalmen (Ps 47; 93; 95-99)[15]und fungiert auch als poetischer Einschub (Ex 1518, Num 2321, Dtn 335)[16]. Geprägt sind die Thronbesteigungspsalmen durch den Ruf: Jahwe ist König geworden oder Jahwe (und kein anderer) ist König.[17]Das Nomen malkût verwenden jüngere Psalmen, um den Herrschaftsbereich JHWHs von einer terrestischen Herrschaft auf alle Weltzeiten umzudeuten.[18]Die Namen Ahimelech (1. Sam 21) und Malkischua (Sohn Sauls; 1. Sam 1449) zeigen, dass durch das theophore Element mlk „ (…) Jahwe damals König genannt werden konnte.“[19]

 

 Das sonst überwiegende Fehlen des Glaubens an das Gottkönigtum ist umso verwunderlicher, als dies in der Umwelt des AT allgemein verbreitet war, wie Texte aus Ugarit bezeugen.[20]Der Grund hierfür liegt für Hempel in dem Jahwe-Glauben selbst.[21]Weiterhin kennt das AT eine universale Ausdehnung der Königsherrschaft (Dan 333 und 431)[22], wobei „ nicht so sehr an ein gleichbleibendes Wirken Gottes gedacht [wird] als vielmehr an die besondere Wesensart göttlichen Seins“.[23]

 

 Die spät-atl. Apokalyptik verbindet dieβασιλείαGottes mit dem erhofften Anbruch des neuen Äons (Ob 121)[24]mit Jerusalem als Mittelpunkt (Sach 141-9)[25]. Die sich immer wieder erneuerndeβασιλείαGottes, die am Anfang der Schöpfung gedacht wurde, verlagert sich nun an das Ende der Geschichte als Vollendung der Schöpfung und ist auch dort erst zu erwarten.[26]Zusätzlich zu diesen Aussagen steht die vom Kommen des Heilsbringers, das als königlich beschrieben wird und der für Frieden, Recht und Gerechtigkeit eintritt (Jes 916).[27]

 

b)βασιλείαim Antiken Judentum

 

Antike jüdische narrative Texte sprechen von Gott als König, besonders wo es um Israels Bedrohung durch fremde Völker geht (Tob 118, 2 Makk 79). Es finden sich die meisten Belege in Bittgebeten speziell für Israel, die sich an Gott als König wenden, der über Himmel, Erde und die ganze Schöpfung regiert, und die besonders oft am Anfang oder am Schluss von Gebeten stehen. In 3Esr 446 oder auch 3Makk 22 finden sich Ausdrücke wie König des Himmels oder Königreich des Himmels. Es besteht dabei die Vorstellung, dass Gott mit all seinen Engeln im Himmel wohnt.[28]Hengelweist darauf hin, dass der Begriff derβασιλείαbereits in Gottes Namen `Adonaj/κύριοςenthalten und somit jedem Juden zur Zeit Jesu gegenwärtig bei der Schriftlesung und in jedem Gebet war, und dadurch „Gottes Herr-Sein, oder eben seine Herrschaft [damit] zum Ausdruck [kam]“.[29]

 

c)βασιλείαin der pagan-griechischen Tradition

 

βασιλείαist eine Abstraktbildung und zum ersten Mal bei Herodot (I11) belegt. Es meint ursprünglich das Sein, den Zustand und die Macht eines Königs und ist am besten mit Königswürde oder Königsherrschaft zu übersetzen. Neben diesen Begriff tritt der räumliche Aspekt, der das Herrschaftsgebiet des Herrschers markiert. So gewinnt das Wort auch die Bedeutung Königreich.[30]

 

d)βασιλείαin den Qumranschriften

 

Während die Erwähnung Gottes als König bzw. dieβασιλείαGottes bei Klappert[31]für die Qumrangemeinde spärlich belegt ist, verweist Kreuzer auf das aktuell vorliegende Textmaterial und revidiert diese Annahme, indem er mlk 55mal und das seltene malkût 21mal anhand des Textfundus belegt.[32]Malkût bezeichnet zum einen den räumlichen Herrschaftsbereich Gottes und zum anderen dient es zur Bezeichnung der Gott selbst eigenen Königlichkeit und wird wie eine Eigenschaft Gottes gesehen.[33]

 

e)βασιλείαin der rabbinischen Literatur

 

Die rabbinische Literatur umfasst größtenteils der jüdischen Schriften nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. Zu diesen gehören die Mishna, Tosefta, Talmud und Midrash, wobei im weiteren Sinne auch die aramäischen Bibelübersetzungen dazugezählt werden können.[34]Dabei handelt es sich nicht um Autoren-, sondern um Zitatliteratur, also ein kollektives Werk mehrerer Generationen von Rabbinen, „deren Aussagen zitiert, nach Kontext umgewandelt […], [und] durch eine Fülle gemeinsamer Passagen und Traditionen miteinander verflochten sind.“[35]

 

Die Frage, inwieweit die rabbinische Literatur als Vorverständnis im Hinblick auf dieβασιλείαGottes-Thematik bei Mt beitragen kann, lässt sich nicht sicher beantworten, da es kaum zeitnahe Belege zum NT gibt undder Begriff malkūt šamajim nur zweimal in der Mischna vorkommt[36], nämlich bei Johanan ben Zakkai um 80 n.Chr.[37]Während Strecker in seinem exegetischen Kommentar zur Bergpredigt auf die Übereinstimmungen bzw. Dependenz zwischen dem Gebet Jesu und dem Kaddisch-Gebet eingeht[38], vertreten heutige Judaisten die Auffassung, dass das Kaddisch-Gebet lediglich an das Vaterunser nurerinnert, aber keineswegs in Beziehung zu ihm steht, da es erst in nach-ntl. Zeit belegbar ist[39]. Für die inhaltliche Bestimmung des mt Vorverständnisses nennt u.a. Kretzer das Achtzehngebet (Targum Sach 149), merkt aber zugleich in einer Fußnote an, dass eine Reihe der Targume auf eine relativ späte Zeit zurückgehen, diese jedoch meist alte Traditionen wiedergeben.[40]