Das Reisebuch Schottland - Udo Haafke - E-Book

Das Reisebuch Schottland E-Book

Udo Haafke

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Beschreibung

Lieber viktorianisch angehaucht durch Edinburgh oder hip durch die Kulturszene Glasgows? Lieber durch die raue Natur der Hebriden oder zu den malerischen Fischerdörfern der Isle of Skye? Lieber zum scheuen Ungeheuer von Loch Ness oder zu den zahlreichen schottischen Schlössern von Balmoral Castle bis Stirling Castle? Dieser Reiseband schickt Sie zu allen Highlights und Naturwundern des Landes – und idealerweise geht es auf Traumrouten dorthin.

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Seitenzahl: 382

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Udo Haafke   Peter Sahla   Petra Woebke

DAS REISEBUCH

SCHOTTLAND

Die schönsten Ziele entdeckenHighlights, Naturwunder und Traumrouten

INHALTSVERZEICHNIS

Übersichtskarte

Willkommen in Schottland – Große Geschichte(n)

Schottland – Autonom im Königreich

EDINBURGH, DIE LOTHIANS UND DER SÜDEN

1Edinburgh – Das Athen des Nordens

2Edinburgh in Grün

STATIONEN EINER KÖNIGINDie Tragik der Maria Stuart

3Ehrwürdiges Leith

4Verträumtes Dean Village

5East und West Lothian – Hart umkämpft

6Firth of Forth –Stoff für Tragödien

7Das Falkirk Wheel – Technisch meisterhaft

8ABBEYS CYCLE ROUTERadeln durch die Geschichte

9Abbotsford am River Tweed

10Traquair House – Schloss im Grünen

11Dumfries – Poesie und Freiheitskampf

12An der Solway Coast – Wälle und Mauern

13Kirkcudbright – Große Kunst

14Die Halbinsel Rhinns of Galloway – Bezaubernd

15Am Loch Ken – Historische Seenlandschaft

16Coldstream – Regimenter und Regenten

GLASGOW UND DIE PROVINZ ARGYLL

17Glasgow – Europäische Kulturhauptstadt

18Schottischer Jugendstil

19Die Willow Tea Rooms – Tee im Weidenhain

20Celtic Connections – Beste Unterhaltung

21Am Firth of Clyde – Einzug der Moderne

22Turnberry – Golf am Meer

23Culzean Castle – Glanz an der Küste

24Lanark und die Industrie

25Loch Lomond – Mit Inbrunst besungen

26Am Loch Tay – Uraltes Siedlungsgebiet

27RUNDE UM ARRANKleine Welt im Firth of Clyde

28Kintyre und Islay – Whisky und Meer

29Gigha und Jura – Kontrastreich

30Stirling Castle – Königliche Residenz

UNABHÄNGIGKEIT – JA ODER NEIN?Das ewige Streben nach Freiheit

31Die Schlacht am Bannockburn

DER WESTEN

32Inveraray – Aus einem Guss

33Der Crinan Canal – Wasserstraße mit Stil

34Iona und Mull – Ungleiche Pilgerstätten

35Das Naturwunder Staffa

36Carsaig – Mehr als nur Filmkulisse

37Die Insel Ulva – Im Schatten Mulls

38Im Glen Coe – Einsame Schönheit

EIN PARADIES FÜR TIERFREUNDEDie Vielfalt schottischer Fauna

39Glen Orchy – Im Tal des Königs-Clans

40Am Loch Linnhe – Burgen und Brücken

41Fort William – Tor zu den Highlands

42VON FORT WILLIAM NACH MALLAIGDer Hogwarts Express auf Charlies Weg

43Glen Shiel – Wo die Spanier untergingen

NORTH WEST HIGHLANDS UND ÄUSSERE HEBRIDEN

44Skye – Scotland in a nutshell

45Plockton – Einfach nur zauberhaft

46Lower Diabaig – Kleinod am Loch Torridon

47Durch Torridon – Herrliche Panoramastrecke

48Lewis and Harris – Das doppelte Lottchen

SCHOTTLANDS CLANS UND IHRE TARTANSMode und Tradition eng verknüpft

49Uist – Land im Meer

50Die Insel Barra – Landen am Strand

51AUF DEM CALEDONIAN CANALBootstour von der Nordsee zum Atlantik

52Loch Maree und Loch Ewe – Legendär

53Im Highland bei Ullapool – Wilde Schönheit

54Inverewe Gardens – Geschenk des Golfstroms

55Rund um Durness – Sandstrand und mehr

56Im äußersten Nordosten – Flachland

OSTKÜSTE UND DIE ZENTRALEN HIGHLANDS

57Am Dornoch Firth – Einmal unabhängig

58Black Isle – Idyllisches Burgenland

59Cromarty – Das Dorf an der Spitze

60Inverness – Taktgeber der Highlands

61Glen Cannich und Loch Ness – Ungeheuerlich

62Zum Castle of Old Wick – Der »alte Mann«

63Falkner auf Dunrobin Castle – Im Anflug

64Blair Castle – Bei den Highland Games

65Die Grampian Mountains – Für Outdoorfans

HEIMAT BERÜHMTER WHISKYS – STRATHSPEYMit Volldampf zur Whiskyhauptstadt

66Craigellachie – Fässer und Brücken am Spey

67Von Elgin bis Crovie – Macbeths Triumph

68Pennan – Anruf aus Hollywood

69Nairn – Badeort mit Tradition

70Fraserburgh – Noch wird gefischt –

71Boddam – Still standing

72Aberdeen – Eine Stadt in Grau und Silber

73Aberdeenshires Küstenidyll

74Königliche Spiele in Braemar

75CASTLE TRAILIm schottischen Burgenland

76Glamis und Glen Clova – Nicht nur Rinder

77Dundee – Die wandelbare Stadt

78Die Halbinsel Fife – Einst ein Königreich

79Gekrönte Häupter am Forth

ORKNEY- UND SHETLAND-INSELN

80Die Orkney-Inseln – Nahe fremde Welt

81Die Italienische Kapelle von Lamb Holm

82Im Südwesten – Imposante Klippen

83Starke Biere voll im Trend

DAS ERBE DER WIKINGERTraditionen bis ins 21. Jahrhundert

84Die Shetland-Inseln – Energiereich

85Muckle Roe – Reizvolles Nichts

86St Ninian’s Isle – Mainlands Anhängsel

87VON YELL NACH UNSTDer Norden im Norden

88Fair Isle – Insel der Schafe und Vögel

Kartenatlas

Register

Text-/Bildnachweis

Impressum

Das Dorf Dornie am Eingang zum Loch Long liegt nur unweit des legendären Eilean Donan Castle.

Kenner trinken in der Scotsman’s Lounge.

Beim Tauziehen messen die Clans im Wettstreit ihre Kräfte.

Mindestens drei Jahre braucht Whisky bis zur Reife.

Pubs bedienen sich gern skurriler Bezeichnungen.

Briefkasten am Queens View.

Ein Vorgarten in Footdee.

Die charakteristischen Formationen der Gebirgslandschaft der Cuillin Hills locken alljährlich Wanderer und Bergsteiger nach Skye.

Beim Highland Gathering in Braemar.

Cottage mit Telefonanschluss auf Barra.

Highland Dancing gehört zum Standardprogramm des Edinburgh Military Tattoos.

Vogelkommune in Portsoy.

Das Edinburgh des 18. Jahrhunderts in »The People’s Story«.

Ikonische »Belties« bei einer Zwischenmahlzeit auf ihrer Weide.

Das malerische Glen Coe spielt als »Tal der Tränen« eine besondere Rolle für das schottische Nationalbewusstsein. 1692 war es Schauplatz des »Massacre of Glencoe«, dem der Clan der MacDonalds von Glencoe zum Opfer fiel.

WILLKOMMEN IN SCHOTTLAND

Große Geschichte(n)

Die Anziehungskraft Schottlands begründet sich in der mystischen, landschaftlichen wie urbanen Vielfalt, der so liebenswerten wie exzentrischen Traditionen sowie nicht zuletzt einer sprichwörtlichen Gastfreundschaft.

Schottland querbeet

Schottland als das zweitgrößte Land im Vereinigten Königreich. Es bildet den Norden der Britischen Insel und beansprucht dafür ein Drittel der Landmasse bei allerdings nur knapp zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Während die Landesgrenze zu England eine Länge von nur etwas über 175 Kilometern misst, nehmen die schottischen Küsten gut 10 000 Kilometer ein. Von den insgesamt 787 Eilanden der schottischen Inselwelt sind lediglich 130 bewohnt, manche von ihnen nur mit wenigen Einwohnern, dafür meist jedoch mit unzähligen Schafen und zudem einer gewaltigen, lebhaften und gerne lautstarken Population an Seevögeln.

115 Stufen

sind auf der Wendeltreppe im Leuchtturm am Mull of Galloway, dem südlichsten Punkt des schottischen Festlandes, zu bewältigen. Oben hat man dann eine herrliche Sicht über die Irische See.

Millionen

und Abermillionen kribbelige Midges, winzige Mücken, können in dichten Schwärmen jegliche sommerliche Outdoor-Aktivität in windgeschützten, leicht feuchten Gebieten des Hochlandes zum quälenden Martyrium werden lassen.

»Doon the Watter«

ging es im vergangenen Jahrhundert für die Ausflügler aus Glasgow und der Region Inverclyde. Man reiste übers Wochenende in die Badeorte nach Argyll & Bute. Diese Tradition setzt der einzige noch fahrbereite hochseetüchtige Schaufelraddampfer, Baujahr 1947, heute fort. Eine Kreuzfahrt an Bord der P/S Waverley ist stets ein zauberhaftes Landschaftserlebnis.

Haggis

ist ein Reizwort in der schottischen Küche, gehasst und geliebt, weil niemand die Ingredienzen kennt. Bei der ebenfalls schottischen Kreation, dem frittierten Schokoriegel, weiß man, was man hat. Sieht auch nicht gut aus, aber schmeckt ausgezeichnet.

Doppelt einzigartig

liegt weit draußen vor den Äußeren Hebriden mitten in den Unbilden des Atlantiks der St.-Kilda-Archipel. 1930 wurden die letzten 36 Bewohner der Inseln evakuiert, ihrer Heimat entrissen. Zurück blieb eine Welt mit außergewöhnlicher Flora und Fauna, die als einziger Standort in Großbritannien doppelten UNESCO-Status besitzt: als Weltnatur- und Weltkulturerbe.

Die Tasse Tee

gehört auch in Schottland zum traditionellen Tagesritual. Lynne Collinson von der kleinen Insel Shapinsay im Orkney-Archipel hat es sogar geschafft, selbst Tee anzupflanzen und mit Norse Noir den nördlichsten jemals im Königreich produzierten Tee auf den Markt zu bringen.

Goldene Briefkästen

der Royal Mail finden sich an vielen Stellen des Landes. Sie erinnern in den Heimatorten siegreicher Sportler an die Olympischen Spiele in London 2012. Ganz besonders ist jener Briefeinwurf für Andy Murray am Kreisverkehr in der High Street von Dunblane, unweit der Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert.

James Watt

ließ sich 1769 die Dampfmaschine patentieren. Er führt die Phalanx schottischen Erfindertums an. John Logie Baird gelang 1927 die Übertragung von Fernsehbildern, Alexander Graham Bells Telefonpatent stammt von 1876. Das logische System logarithmischer Rechenstäbe des John Napier bildet die Grundlage der Computertechnik, William Cullen erfand den Kühlschrank, Isaac Holden das Streichholz, James Dewar die Thermosflasche, James Clerk Maxwell die Mikrowelle, Alexander Shanks den Rasenmäher und gegen Landregen hilft zuverlässig der Regenmantel des Charles Macintosh.

Bunte Netze stapeln sich im Hafen von Findochty, einem alten, malerischen Fischerdorf mit hübschem, kleinem Sandstrand.

Schottische Wasserfälle sehen wunderschön aus und haben, wie die Fairy Glen Falls, oft geheimnisvolle Namen.

Idyllisch gelegen und gut zu erreichen: Die Silver Sands of Morar zählen zu den schönsten Stränden der Highlands.

Immerhin gute 1022 Meter misst das Bergmassiv des Buachaille Etive Mor, auf Deutsch: »Großer Schäfer von Etive«.

AUTONOM IM KÖNIGREICH – SCHOTTLAND

Dramatische Schönheit im Norden

Die meisten Reisenden kommen sicherlich vor allem wegen der spektakulären Landschaft nach Schottland. Beherrscht wird sie von wuchtig-runden Bergmassiven, weiten Tälern, nebeligen Hochmooren und geheimnisvollen schwarzen Seen. Dazwischen beeindrucken steile Küstenstreifen mit stillen Buchten, hübsche Städtchen, einsame Fischerdörfer und abgelegene Bauernhöfe.

Loch Leven ist mit dem Clan MacDonald eng verbunden und zählt zu den schönsten Seen Schottlands.

Für Schottland muss man sich Zeit nehmen. Über seine eindrucksvollen Berge und malerischen Täler führen nur wenige Schnellstraßen und schon gar keine Autobahnen. Das gilt vor allem für die Highlands, in den Lowlands kommt man etwas schneller voran. Sie machen ungefähr die Hälfte der Landmasse aus, dennoch lebt hier fast die gesamte Bevölkerung Schottlands. Die Highlands sind in weiten Teilen menschenleer. Die früheren Bewohner der Täler und Inseln sind nicht immer freiwillig weggezogen, sondern wurden von Großgrundbesitzern vertrieben.

Der Traum von der Unabhängigkeit

Alle Schotten zusammen sorgten 2014 weltweit für Schlagzeilen, als sie bei einer Volksabstimmung entscheiden mussten, ob die über 300 Jahre alte Gemeinschaft mit der englischen Krone aufgelöst werden sollte. Kurz vor der Abstimmung am 18. September sah es so aus, als sei ein Ende des United Kingdom tatsächlich in greifbare Nähe gerückt. Doch dann siegte – zumindest in den Augen der meisten Briten – doch die Vernunft: 55,3 Prozent aller wahlberechtigten Schotten stimmten gegen die Unabhängigkeit und 44,7 dafür.

Das imposante Eilean Donan Castle am Treffpunkt dreier großer Seen (Loch Long, Loch Duich, Loch Alsh) wird seit dem 13. Jahrhundert bewohnt.

Ein Blick in die Geschichte hilft, die Gründe für diesen Drang nach Unabhängigkeit zu verstehen: Fangen wir damit an, dass die Britischen Inseln von den meisten Ausländern als England bezeichnet werden. Das ist natürlich falsch. Die Inseln bestehen aus verschiedenen Ländern, die teilweise sogar eigene Volksvertretungen besitzen. Schottland hat seit 1999 sein eigenes Parlament. Wales ist nicht ganz so autonom wie Schottland, nennt aber auch seit 1998 eine Nationalversammlung sein Eigen. Und dann gibt es noch Nordirland, das nach der Unabhängigkeit der Republik Irland im Jahr 1922 britisch blieb. In zwei dieser Teilstaaten gibt es mehrere offiziell anerkannte Sprachen: In Wales ist seit 1998 Walisisch neben Englisch Amtssprache. In Schottland ist das schottische Gälisch seit 2005 offizielle Sprache, gesprochen von gerade einmal einem Prozent der Bevölkerung, zudem gibt es zusätzlich noch das Lallans oder Scots, die Sprache in den Lowlands.

Die Strathislay Distillery ist die älteste noch immer in Betrieb befindliche Brennerei Schottlands.

Der Garten des Dunrobin Castle ist dem Park von Versailles nachempfunden.

Schottisches Geschichtsbewusstsein

Im Lauf der Jahrhunderte gab es immer wieder Bestrebungen der Schotten, sich von England zu lösen. Der Drang nach Unabhängigkeit von den Sasunnach oder Sassenach, den Sachsen, sprich den Engländern, basiert auf einer Historie voll Tragik und Gewalt, voll Blut und Tränen. Sie brachte große schottische Heldinnen und Helden hervor, aber auch unsägliches Leid über das einfache Volk. Es ist vor allem eine Geschichte, die den Menschen in Schottland auf jeden Fall bewusst ist. Und gerade in dieser Allgegenwart liegt einer der Gründe für den wachsenden schottischen Nationalstolz. Die Bestrebung nach Unabhängigkeit ist keine neue Erfindung, sie ist mehrere Jahrhunderte alt, zieht sich durch die Geschichte des Landes, ist verbunden und unlösbar verwoben mit seinen Tälern und Bergen. Selbstverständlich suchen viele junge Schotten ihr Glück im wohlhabenden Süden des Vereinigten Königreichs. Sie legen aber immer auch großen Wert darauf, an ihrer Sprache, an ihrem Akzent als Schotten ausgemacht zu werden. Sie reagieren deshalb oft sehr empfindlich, wenn sie von Ausländern gedankenlos als »Engländer« bezeichnet werden. Sie sind British (bestenfalls), aber niemals English.

Was Schottlandbesucher vorfinden, ist ein in jeder Hinsicht dramatisches Land. Das gilt vor allem für die Highlands und die westlichen Inseln. Hier beherrschen beeindruckende Täler und Bergzüge die Szenerie, auch wenn dazwischen immer wieder weitläufige Gebiete liegen. Sie sind so gut wie menschenleer, weil die ursprünglich hier lebenden crofters (Lehnbauern) von den Großgrundbesitzern zu Tausenden vertrieben wurden, um das Land gewinnbringend der Schafzucht zu überlassen. Die Schmerzen dieser Clearances (Säuberungen) sitzen tief in der Psyche der Highlander und Inselbewohner.

Die Atholl Highlanders sind Europas einzige Privatarmee. Ihr Oberbefehlshaber ist der Duke of Atholl. Heutzutage haben sie aber nur noch zeremonielle Aufgaben.

Ebenso unvergesslich sind für jeden Schotten aber auch die vielen großen und verlustreichen Schlachten, die ihre Vorfahren einst für ein unabhängiges Schottland gekämpft – und oft verloren – haben.

Tradition und Moderne

Schottland ist aber auch ein Land, das große Feste feiert, das sich begeistert beim Sport misst und das gern tanzt und singt. Bei den sommerlichen Highland Games wird dies alles auf einmal geboten: Da werfen kraftstrotzende Kerle in bunten Karoröcken schwere Baumstämme und tanzen anschließend in Ballettschuhen leichtfüßig den Schwerttanz seann truibhas. Diese Feste locken von überall Besucher an, sind aber trotzdem authentisch und ein wichtiges Element der Volkskultur.

Im krassen Gegensatz dazu stehen die Metropolen Glasgow und Edinburgh mit ihren Festivals, Theatern, Opernaufführungen, Orchestern und Museen, kurz: mit einem kulturellen Angebot, das sich in der ganzen Welt sehen lassen kann. Schottland ist deshalb ganz sicher mehr als nur eine Reise wert. Es lohnt sich, diesen wildromantischen Teil des Vereinigten Königreichs zu erfahren, zu genießen und sich von ihm herausfordern zu lassen.

Alle reden vom Wetter

Es weht ein steter Wind, und es regnet – vermeintlich – häufig. Beides ist eng miteinander verbunden, denn der Wind, der vornehmlich aus westlicher Richtung vom Atlantik her bläst, treibt Wolken vor sich her, die sich an der Küste im Westen, wo das Meer auf vorgelagerte Inseln und Festland trifft, entladen, während der Osten des Landes eher trocken bleibt. Dies belegen diverse Statistiken, wobei Niederschlagsmenge und -intensität durchaus nicht dramatischer sind als in klimatisch begünstigteren Regionen auf dem Kontinent. Gleich mehrere Orte im Land beanspruchen für sich, die meisten Sonnenstunden zu haben – ein müßiges Unterfangen, dies zu überprüfen. Der permanente Wind hat im Übrigen seine Vorteile, sorgt er doch dafür, dass eine Wetterlage nie zu lange anhält. Unbeständigkeit ist an der Tagesordnung, vier Jahreszeiten an einem Tag sind durchaus keine Seltenheit und beste Voraussetzung für eine gepflegte Konversation, die in Schottland mitunter philosophische Züge tragen kann.

EDINBURGH, DIE LOTHIANS UND DER SÜDEN

Monumentale Schönheit

Edinburgh Castle, trutziges Symbol des Widerstands, dominiert seit dem 12. Jahrhundert das Stadtbild.

Herrenhäuser wie Hopetoun House zeugen auch im Inneren von kultiviertem Reichtum.

Das berühmte Deacon’s Café am Lawnmarket ist eher ein tearoom denn ein Café.

DAS ATHEN DES NORDENS – EDINBURGH

Geschichtsträchtiges Mekka der Kultur

Edinburgh ist seit 1437 Hauptstadt Schottlands und königliche Residenz. Mitten im Zentrum thront eine großartige Burg scheinbar uneinnehmbar auf einem Felsen. Von dort führt die Royal Mile nach Nordosten zum Palast Holyroodhouse. Die Residenz des Königs in Schottland wurde in ihrer jetzigen Form im 17. Jahrhundert angelegt. Hier heiratete Mary Stuart, Queen of Scots, 1565 Lord Darnley.

Edinburghs St Giles’ Cathedral gilt als »Mutter des schottischen Presbyterianismus«.

Rechts vor dem Palast steht Schottlands modernes Parlamentsgebäude. Es ist bezeichnend, dass gerade dieses Gebäude, das sich so selbstbewusst von seiner Umgebung absetzt, von dem katalanischen Architekten Enric Miralles entworfen wurde. Mit den Katalanen teilt Schottland den Wunsch nach Unabhängigkeit. 2004 wurde das Gebäude von Königin Elizabeth II. eingeweiht. Südlich vom Schloss erhebt sich wuchtig im Holyrood Park der sogenannte Arthur’s Seat. Auf diesen 251 Meter hohen Gipfel führt keine Straße. Man muss zu Fuß hinaufsteigen. Von oben hat man einen grandiosen Blick auf die schottische Hauptstadt und die Burg – die Aussicht ist sogar besser als auf dem Calton Hill, dessen Gipfel man bequem mit dem Auto erreicht. Auf Calton Hill steht eines dieser schrägen Bauwerke, die man auf Englisch eine folly nennt – eine Torheit. 106 Meter über der Stadt sollte auf dem Hügel das Walhalla für Schottlands Dichter und Denker, Kriegsherren und Staatsmänner, Erfinder und Künstler entstehen. Dort wurde auch 1822 mit dem Bau von Charles Cockerells Parthenon begonnen. Leider ging dem guten Mann das Geld aus. Oder Gott sei Dank, denn heute bewundert man das unvollendete Werk, das gerade durch seinen unfertigen Zustand etwas von seiner geplanten Monumentalität verliert. Aber auf dem Calton Hill gibt es noch mehr Interessantes zu sehen, so zum Beispiel das alte Observatorium, ein Denkmal für den schottischen Philosophen Dugald Stewart und das 31 Meter hohe Nelson Monument.

Vom Calton Hill schweift der Blick über Edinburghs Altstadt bis hinüber zum ehrwürdigen Edinburgh Castle.

Die North Bridge überspannt seit 1897 die Bahngleise an Waverley Station und verbindet die Princes Street mit der Royal Mile.

Das neue Parlament repräsentiert Schottlands Blick in die Zukunft.

Die königliche Burg

Der Vorplatz, die Esplanade, vor Edinburgh Castle dient während des Sommers als tribünengesäumte Arena des Royal Edinburgh Military Tattoos, ansonsten beginnen hier die Reisegruppen ihre Rundgänge durch die Stadt oder eben auf die altehrwürdige Festungsanlage, die wie ein Adlerhorst weithin sichtbar in der Mitte der Stadt thront und deren unverwechselbar charakteristische Silhouette prägt. Bis ins 11. Jahrhundert reicht die Geschichte des monumentalen Bauwerks als königliche Residenz auf dem markanten Castle Rock in gut 135 Meter Höhe zurück. Der erloschene Vulkan diente zuvor schon den Pikten um 600 n. Chr. Als Respekt einflößendes Statussymbol und perfekter Standort ihrer Machtzentrale. Das heutige Aussehen des königlichen Palastes, der tagtäglich gewaltige Besucherströme zu bewältigen hat, basiert auf den architektonischen Idealvorstellungen des 15. Jahrhunderts. Einige Gebäudeteile sind wesentlich älter, so die vergleichsweise winzige St Margaret’s Chapel, die etwa um 1130 errichtet wurde und gleichzeitig das älteste noch erhaltene Bauwerk Edinburghs ist. Am Gatehouse bewachen die Helden der schottischen Geschichte, William Wallace, der Braveheart aus dem gleichnamigen Film, auf der rechten Seite und Robert the Bruce, der heroische Triumphator über England in der Schlacht von Bannockburn 1314, auf der linken Seite. Nach Durchquerung des Portals führt der Weg bergauf, rechts liegt der gut sortierte Souvenirshop mit Ticketverkauf. Am Portcullis Gate im Argyle-Tower gleich dahinter beginnen die geführten Touren über das Burggelände. Danach öffnet sich ein großer, gepflasterter Platz mit Hinweistafeln zu historischen Daten und den unterschiedlichen Baustadien.

Von der Terrasse der Mills Mount Battery wird täglich um 13 Uhr aus alter Gepflogenheit ein Kanonenschuss abgefeuert. Dieser belächelte, aber sehr beliebte Anachronismus benennt, außer sonntags, seit 1861 auf Wunsch der Händler und der Bürger der Stadt die exakte Tageszeit. Eigentlich sollte diese Aufgabe der Time Ball, eine herabfallende Kugel am Nelson Monument am Calton Hill übernehmen. Doch es stellte sich schnell als wenig praktikabel heraus, denn man musste schon genau zur rechten Zeit zum Turm auf dem 103 Meter hohen Hügel am östlichen Ende der Princes Street hinaufschauen, um die Kugel an der Standarte fallen zu sehen.

Die Gesichter der Stadt

Zugegeben, auch die Aussicht vom Calton Hill auf die Stadt ist beeindruckend, vor allem auf die Princes Street und die Burg. Vielen Besuchern sagt jedoch der Blick vom Arthur’s Seat über die mit Schornsteinen geschmückten Dächer mehr zu. Von den zwei Aussichtspunkten kann man die beiden Gesichter der Stadt ausmachen: die Old Town mit der Royal Mile und die vor 200 Jahren angelegte New Town mit ihren großzügigen Boulevards und eleganten Stadtvillen der Aristokratie, mit ihren vornehmen Squares und Einkaufsstraßen.

Während die mittelalterliche Altstadt aufgrund Platzmangels hinter den Mauern der Flodden Wall 250 Jahre lang bis zu 14 Stockwerke nach oben wuchs, entstanden die Stadtviertel der New Town auf dem Reißbrett.

Die Flodden Wall wurde aus Angst vor den Engländern gebaut. Am 9. September 1515 erlebten die Schotten eine der entscheidendsten Niederlagen ihrer Geschichte gegen die Engländer auf dem Flodden Field südwestlich der englischen Stadt Berwick. Ihr König fiel und mit ihm der Adel des Landes und Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Soldaten. Es war eine grausame Schlacht zwischen den tapferen Soldaten des englischen Königs Henry VIII und denen des Schottenkönigs James IV. Edinburgh geriet in Panik. Man begann sofort mit dem Bau eines Schutzwalls, der Flodden Wall.

Unter der Bezeichnung »Auld Reekie« ist Edinburgh, dessen Zentrum seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, etwas weniger bekannt. Damit umschreiben die Schotten die vom Rauch der Kohleöfen geschwärzten Sandsteinfassaden, die zuweilen durchaus düstere Assoziationen wecken. Vor allem in den schmalen, verwinkelten Gassen der Altstadt zwischen immens hohen dunklen, fast fensterlosen Hauswänden geht es, unterstützt von entsprechender Wetterlage, ausgesprochen unheimlich zu. Auch weht hier bisweilen ein recht eigentümlicher Geruch, der schon Theodor Fontane bei seinem Besuch aufgefallen ist. Nicht umsonst sind die allabendlichen Geistertouren so außerordentlich beliebt. Jeder Meter der Royal Mile, die stetig abwärts vom Castle nach Holyrood führt, birst vor Historie, Mythos und immer auch sehr viel Mystik. Allerdings wollen sich diese nicht immer auf den ersten Blick erschließen, da sie von üppig-überladenen Souvenirshops und Andenkenläden kaschiert werden. Typisches Schottentum verkommt dann manchmal zu schnödem Kitsch im traditionellen Mäntelchen, zu viele Karos, zu viele Kilts, zu viele Dudelsackklänge, allenthalben etwas zu viel Folklore.

Die Victoria Terrace überragt gleich in mehreren Stockwerken den Western Bow, der in weitem Bogen zum Grassmarket hinunterführt.

Das Edinburgh Festival bietet nonstop Unterhaltung.

Ob solo, in einer Kapelle bei den Highland Games oder in einer Rockband – der Dudelsack ist allgegenwärtig.

Georgianische New Town

Ganz anders verliefen die Dinge bei der Planung der New Town. Als es 1707 zum Act of the Union gekommen war, der Vereinigung des Königreichs England mit dem Königreich Schottland, konnten die Bewohner von Edinburgh aufatmen. Die Stadt sprengte ihre schützenden Mauern und breitete sich aus. 1760 wurde der See Nor’ Loch unterhalb der Burg trockengelegt, und ab 1772 überbrückte schließlich die North Bridge die Schlucht, die die Old Town von der New Town trennt. In Edinburgh zog jene georgianische Eleganz ein, die noch heute das Bild der Stadt prägt. Große Architekten und Stadtplaner wie Robert Adams, Thomas Hamilton und James Craig zog es ebenso in die Stadt wie Dichter und Denker, beispielsweise James Boswell, Robert Burns und Sir Walter Scott. In Edinburgh ließen sich aber auch der Philosoph David Hume, der Ökonom Adam Smith und der große Ingenieur Thomas Telford nieder, um nur einige der Geistesgrößen zu nennen.

Kulturelle Metropole

Edinburgh ist ohne Zweifel eine schöne, eine äußerst charmante Stadt mit hervorragenden Restaurants und einem regen Kulturleben. Weltweit bekannt ist die Metropole für das vielleicht bedeutendste Kulturevent der Welt: Das Edinburgh International Festival besteht aus einer Reihe von Festivals, die alle 1947 ins Leben gerufen wurden. Im Lauf der Jahre kamen immer mehr hinzu. Allein das Fringe Festival sorgt mit rund 1000 verschiedenen Veranstaltungen dafür, dass im August und Anfang September keine Langeweile aufkommt. Dort werden oft neue Talente entdeckt und innovative Wege der Kunst eingeschlagen.

Aber irgendwann hat auch der eifrigste Fan das Verlangen nach Stille, die er unter anderem in der Scottish National Gallery findet. Hier in den im Stil der Antike gestalteten Bauten in den Princes Street Garden lockt Kunst vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Auf einen Künstler muss der Gast im Sommer allerdings verzichten: auf den großen William Turner. Seit über 100 Jahren stellt die Galerie Werke des Malers aus. Sie sind ein Geschenk des Sammlers Henry Vaughan, der seine Schenkung jedoch an bestimmte Bedingungen knüpfte. So sollten die 38 Aquarelle der Öffentlichkeit alle gleichzeitig und zudem kostenlos gezeigt werden. Da die Bilder sehr empfindlich sind, bestimmte Vaughan darüber hinaus, dass sie lediglich im »Monat Januar« gezeigt werden dürfen. Den Werken hat diese pflegliche Behandlung gutgetan.

Überzeugen davon kann man sich bei der nächsten »Turner in January«-Ausstellung. Ganzjährig gibt es darüber hinaus aber auch den Botanischen Garten und die Scottish National Portrait Gallery zu besichtigen. Hochmodern hinter historischer Fassade präsentiert sich die Scottish National Gallery of Modern Art mit futuristischen Formen der Landschaftsgestaltung und zeitgenössischen skulpturalen Werke. Nicht immer ganz nachvollziehbare Kunst des 21. Jahrhunderts erlebt man im Inneren des neoklassizistischen Bauwerks. Besonders prachtvoll schließlich das National Museum of Scotland, das in verschiedenen, thematisch zugeordneten Galerien wie ein verspielter, facettenreicher viktorianischer Palast anmutet, schräg gegenüber vom Standbild des legendären, treuen Hundes Greyfriars Bobby. Der großen Zahl an Schriftstellern und Literaten verdankt Edinburgh als erster Stadt der Welt den Titel »UNESCO-Stadt der Literatur«, verliehen 2004. J. K. Rowling verfasste erst im Elephant Pub, schlussendlich in einem Zimmer des Balmoral Hotels einen großen Teil der sieben Werke um den Zauberlehrling Harry Potter und Ian Rankin, Schottlands wohl bekanntester Export in Sachen Kriminalliteratur, streunt auffällig unauffällig durch die Straßen der Stadt auf der Suche nach neuer Inspiration.

Prinz Albert legte 1850 den Grundstein der klassizistischen Scottish National Gallery.

Die Whiskyolympiade

Ein bisschen lauter geht es in Edinburghs Pubs zu, in denen manchmal Cèilidhs stattfinden. Zu diesen Gelegenheiten werden Geschichten erzählt, Lieder gesungen und es wird viel musiziert. Das Wort bedeutet »Besuch«. Im Hochland und auf den Inseln besuchte man einander und verbrachte gesellige Abende, erzählte sich Geschichten und sang. Im großen Stil gefeiert, nennt es sich Royal National Mòd. Dieses größte jährliche Fest der schottisch-gälischen Kultur wird im Volksmund auch »Whiskyolympiade« genannt. In Edinburgh wurde es das letzte Mal 1986 gefeiert.

TOP ERLEBNISSE

ROYAL BOTANIC GARDEN

Ähnlich wie der Edinburgher Zoo bieten die weitläufigen Anlagen des königlichen Botanischen Gartens, gegründet 1670, vielfältige Möglichkeiten zur Entspannung. Eine üppige Blüten- und Blumenfülle konkurriert mit dem beeindruckenden Palmenhaus von 1858, dem größten im Vereinigten Königreich, um die Gunst der Besucher. Sehr schottisch gibt sich der Queen Mum’s Erinnerungsgarten.

www.rbge.org.uk/visit/royal-botanic-garden-edinburgh

BELTANE

In der Nacht auf den 1. Mai wird der Calton Hill zur heidnisch feurigen Kultstätte. Das Beltane-Festival markiert nach altem Brauch die beginnende Blütezeit des Jahres. Die magische Kraft der zahllosen Fackeln, die rüden Tanzdarbietungen sollen Dämonen und böse Geister vertreiben. Ende Oktober feiert man auf ähnliche Weise beim Samhuinn das Ende der Wärme.

www.beltane.org

Das ikonische Palmenhaus des Botanischen Gartens der Hauptstadt stammt von 1858.

EDINBURGH IN GRÜN

Aussichten und Einsichten

Der Princes Street Garden zwischen Old Town und New Town ist üblicherweise die erste große Grünfläche, die Hauptstadtbesucher bewusst wahrnehmen, wenn sie mit der 2014 neu aktivierten Straßenbahn im Zentrum eintreffen. Doch die Stadt besitzt darüber hinaus eine ganze Reihe hübscher und öffentlich zugänglicher Parkanlagen und Grünflächen.

Im Frühjahr entfaltet sich die Farbenpracht der Princes Street Gardens vor beeindruckender Kulisse.

Bunte Blumenfelder, blühende Obstbäume, Parkbänke, National Galleries und Royal Scottish Academy sowie das kathedralenartige Scott Monument, das größte Denkmal für einen Schriftsteller, prägen die riesige Grünanlage des Princes Street Garden unterhalb von Edinburgh Castle. Sie entstand um 1820 nach Trockenlegung des Kratersees Nor Loch und sind per Gesetz gegen Bebauung geschützt. In und an der beschaulichen Senke südlich der Einkaufsmeile Princes Street und zwischen den Stadtteilen stehen zwei Kirchen, ein ikonischer Musikpavillon, Brunnen, eine Blumenuhr und Statuen berühmter Schotten. Der Ross Fountain gilt als populärer Treffpunkt für Jung und Alt, der Garten selbst als beschaulicher Platz für eine gepflegte Mittagspause.

Das Ehrenmal für Sir Walter Scott, der gemeinsam mit seinem Hund Maida in weißem Marmor im Zentrum des Schieferturmes sitzt, umgeben von 64 Figuren aus Scotts Werken, stammt von 1844 und verfügt über begehbare Aussichtsplattformen. Das Erklimmen der obersten jedoch stellt eine echte Herausforderung dar, da die Treppe nach oben hin immer enger wird und gegenseitige Rücksichtnahme beim Auf- oder Abstieg auf den 287 Stufen zwingend erforderlich macht, durchaus aber auch die internationale Kommunikation fördert. Im Winter mutieren Teile zum Edinburgher Winterwunderland mit Weihnachtsmarkt, Eislaufstadion und Riesenrad, dem »Edinburgh Eye«.

Letzte Dehnübungen der Pinguine bevor sie zu ihrer berühmten täglichen Parade durch den Hauptstadtzoo aufmarschieren.

Tradition verpflichtet

Das Balmoral Hotel an der Princes Street beherrscht als eines der symbolträchtigsten Gebäude Edinburghs das Antlitz des Parks. Weithin sichtbar ragt der markante Uhrenturm mit den großen Zifferblättern in den Himmel. Grundsätzlich geht diese Uhr, untypisch britisch, drei Minuten vor (nur nicht an Silvester). Das hat einen sehr pragmatischen Grund: Der betriebsame Bahnhof Waverley Station – der einzige Bahnhof der Welt, der nach einem Buch benannt wurde – grenzt unmittelbar an das renommierte Hotel an, einstmals gab es sogar einen direkten Zugang. Und damit mit dem Zug reisende Hotelgäste ihren Anschluss keinesfalls verpassen, bediente man sich dieses kleinen, aber effektiven Kniffs. Die edle Whisky Bar im Haus »Scotch at the Balmoral« kredenzt mehr als 400 unterschiedliche landeseigene, teils sehr seltene Whiskysorten. Wer seinen Dram mit einem Tropfen Wasser verfeinern möchte, bekommt dieses aus der jeweiligen Herkunftsregion des Whiskys.

Putzige Bären und Pinguinparade

Im Edinburgh Zoo stehen natürlich die Tiere im Vordergrund. Die Anlage beim Corstophine Hill House westlich des Zentrums ist noch etwas größer als der Botanische Garten und nahm ihren Anfang im Jahr 1913. Ungekrönte Stars sind seit 2011 die beiden Pandabären Yang Guang und Tian Tian, eine Leihgabe aus China, die möglichst für Nachwuchs sorgen sollten, was jedoch nicht gelang. Noch bis Ende 2023 sind die beiden knuffigen Bären in ihrem Gehege zu sehen und auch weltweit über eine Webcam zu beobachten. Letzteres hat sich als sehr entspannende Beschäftigung erwiesen. Schon seit über 100 Jahren gibt es Pinguine im Tierpark. Sie sind traditionell die Lieblinge der Edinburgher, allein schon wegen ihrer putzigen mittäglichen Parade durch den Tierpark. 1955 ließ ein Wärter versehentlich ein Tor am Schwimmbecken offen, und die Tiere watschelten zur hellen Begeisterung der Besucher in langer Formation hinter ihm her – die Tradition war nicht mehr aufzuhalten. Der Zoo war der erste weltweit, der Pinguinen eine Heimat außerhalb ihres natürlichen Lebensraums sowie deren Zucht ermöglichte.

TOP ERLEBNISSE

HOLYROODHOUSE

Die offizielle Residenz des britischen Königs entstand auf den Grundmauern einer vor knapp 900 Jahren gegründeten Abtei. Jakob IV. baute sie zu einem schottischen Versailles aus, in dem Maria Stuart 1565 ihre (zweite) Hochzeit hielt. Ihr Gemahl Lord Darnley tötete neun Monate später im königlichen Schlafgemach Marias mutmaßlichen Geliebten David Rizzio. Zu erfahren ist dies bei einer Führung.

www.rct.uk/visit/palace-of-holyroodhouse

THE SCOTCH WHISKY EXPERIENCE

Nahe an der Esplanade vor Edinburgh Castle, am Anfang der Royal Mile wird auf mehreren Etagen virtuell und mit modernsten visuellen Mitteln dem schottischen Nationalgetränk gehuldigt. Es eignet sich vor allem für jene, die noch wenig Erfahrung und Kenntnis in der Whiskyherstellung besitzen. Glanzpunkte der Führung sind die Fahrt im Whiskyfass und die Verkostung eines Single Malts inmitten der größten Whiskysammlung der Welt.

www.scotchwhiskyexperience.co.uk

Der Palast von Holyroodhouse ist Sitz des britischen Königshauses in Schottland und stets einen Besuch wert.

THEMA

STATIONEN EINER KÖNIGIN

Die Tragik der Maria Stuart

Kaum jemand kennt sich genau bei schottischen Monarchen aus. Aber fast jedes deutsche Schulkind hat schon von Maria Stuart gehört: Unter diesem Titel erschien im Jahr 1800 Schillers Trauerspiel über Mary, Queen of Scots. Es verfälschte zwar leicht die historischen Tatsachen, traf jedoch mit der Schilderung vom tragischen Leben der einzigen Königin Schottlands voll ins Schwarze.

Wer mit dem Auto auf der M6 nach Schottland fährt, kann gleich nach der (unsichtbaren) englisch-schottischen Grenze auf die A75 in Richtung Dumfries abbiegen, um wenig später zu einem kleinen Ort am Solway Firth zu gelangen: Dundrennan war 1568 ihr letzter Ort in Schottland, bevor Mary, Queen of Scots, – bei uns dank Schiller besser bekannt als Maria Stuart – am nächsten Morgen in einem kleinen Fischerboot nach England übersetzte. Sie sollte nie wieder in ihre Heimat zurückkehren. Am 8. Februar 1587 wurde sie auf Geheiß ihrer Cousine zweiten Grades, Königin Elizabeth I., nach 19 Jahren Gefangenschaft im Schloss Fotheringhay geköpft. Getroffen haben die beiden Königinnen sich nie – außer in Schillers Drama. Der Traum von einem unabhängigen Schottland war mit dem Tod Marias ausgeträumt. Und das obwohl ihr Sohn, James VI von Schottland, 1603 nach dem Tod von Königin Elizabeth als James I. auch zum englischen König gekrönt wurde. Elizabeth I. wiederum war nie Königin der Schotten. Deswegen durfte sich auch die Queen in Schottland nicht als Elizabeth II. bezeichnen.

Die katholische Königin

Am 8. Dezember 1542 wurde Mary im Linlithgow Palace, 30 Kilometer westlich von Edinburgh, geboren. Ihr Vater, König James V., starb kurz danach, und seine Tochter wurde im Alter von sechs Tagen zur Monarchin Schottlands. Aus Angst vor dem englischen König Heinrich VIII. floh ihre Mutter wenig später auf die Burg von Stirling. Hier wurde die neun Monate alte Mary am 9. September 1543 auch gekrönt, bevor sie 1558 mit dem Dauphin, dem späteren König François II, verheiratet wurde und nach Frankreich ging.

Bis zum heutigen Tag dient der Palast von Holyroodhouse in Edinburgh als offizielle Residenz des britischen Königs.

Linlithgow Castle, der Geburtsort der legendären Schottenkönigin Mary Queen of Scots, beeindruckt auch als Ruine.

Der nun aber starb bereits zwei Jahre später, und Mary kehrte zurück in ihre Heimat. Die 19-Jährige hatte nie vergessen, dass sie Königin der Schotten war. Doch als sie in Leith, dem Hafen von Edinburgh, an Land ging, gab es ein Problem: Mary war überzeugte Katholikin. Ihr Land jedoch hatte sich inzwischen der Reformation verschrieben. Und genau dieser Konflikt war im Grunde der Anfang vom Ende Marys. Sie versuchte zwar, von Holyrood Palace aus die Herzen ihrer protestantischen Untertanen zu gewinnen und Religionsfreiheit zu etablieren, aber katholische Gottesdienste blieben untersagt. Außerdem hatte sie zwei ausgesprochen mächtige Gegner: in Schottland der Reformator John Knox und in England ihre Cousine, die erste Elizabeth. Genau die nun aber bestand darauf zu entscheiden, wen Mary heiraten sollte und schickte deren Cousin Lord Darnley nach Schottland.

Sex and crime

Der Plan von Elizabeth ging auf: Am 29. Juli 1565 heiratete Mary ihren Lord in der Privatkapelle von Holyrood. Aber die Ehe endete tragisch: Aus Eifersucht ließ Darnley im März 1566 Marys Privatsekretär, David Riccio, vor ihren Augen ermorden und behauptete, dieser sei der Geliebte der Königin. Nach der Geburt ihres Sohnes James sann Mary auf Rache, vor allem, weil sie schon den nächsten Ehemann, den Earl of Bothwell, im Auge hatte. Zunächst aber musste Darnley verschwinden. Und siehe da: Am 9. Februar 1567 gab es eine Explosion in seiner Unterkunft, und er selbst wurde tot in einem nahen Obstgarten gefunden.

Nichts stand nun einer Hochzeit mit dem Earl of Bothwell mehr im Wege. Der schottische Adel aber war entsetzt und reagierte prompt: Mary wurde festgenommen und im Loch Leven Castle als Gefangene gehalten. Man warf ihr nicht nur vor, den Mord an Darnley geplant zu haben, sondern auch (was viel schlimmer wog), Schottland wieder katholisch machen zu wollen. Sie musste zurücktreten, konnte zwar mithilfe ihrer Unterstützer fliehen, hatte aber von da an keine Zukunft mehr bei den Schotten. Sie beschloss, nach England zu fahren und Cousine Elizabeth um Hilfe zu bitten. Verkleidet als einfache Frau vom Land machte sie sich von Dundrennan Abbey aus per Boot auf den Weg. In England aber warteten schon ihre Häscher. Das tragische Ende ist bekannt.

INFO:www.royal.uk/mary-queen-scots-r1542-1567

Das Einhorn als schottisches Wappentier findet sich vielfach auf Stirling Castle.

EHRWÜRDIGES LEITH

Im Hafen der Hauptstadt

Leith, bis 1920 eigenständig, stellte noch zur Mitte des 20. Jahrhunderts den geschäftigen Überseehafen der Hauptstadt, besitzt ein stilvolles, von georgianischer Architektur geprägtes Zentrum und mit der Royal Yacht Britannia eine der wichtigsten Attraktionen der Stadt.

Noch stets umhüllt den Besucher die Aura aristokratischen Flairs an Bord der Royal Yacht Britannia.

Als markantes, maritimes Transportmittel für die erlauchten Herrschaften der Königsfamilie und für britische Staatsoberhäupter befuhr die Royal Yacht Britannia die Weltmeere. König Charles, damals noch Thronfolger, und seine frisch vermählte Gattin, Lady Diana Spencer, begaben sich 1981 mit der HMY Britannia auf Hochzeitsreise. Ende 1997 wurde das elegante, in den Werften am River Clyde gebaute Schiff außer Dienst gestellt. Nun liegt es im umgebauten historischen Hafen von Leith vor den Toren Edinburghs permanent vor Anker. Es gewährt dem Besucher einen lustwandelnden Einblick in aristokratische Gemächer, in eine erstaunliche Privatsphäre und die jüngere royale Historie. Das Schiff verfügt auch über einen Restaurantbereich und landet in schöner Regelmäßigkeit weit oben auf der Beliebtheitsskale schottischer Sehenswürdigkeiten.

Schottische Noblesse

Mit dem ehemaligen Feuerschiff MV Fingal gesellte sich 2018 eine weitere Attraktion in das Hafenareal von Leith. Im Jahr 1963 lief es in Glasgow als letztes Schiff der Blythswood Shipbuilding Company vom Stapel. Der schwimmende Leuchtturm war unterwegs für das Northern Lighthouse Board und für über 30 Jahre in Oban stationiert, bevor er für sechs Jahre nach Stromness auf Orkney übersiedelte und im Jahr 2000 außer Dienst gestellt wurde. Zum Luxushotel mit 23 Zimmern im Art-déco-Stil umgebaut, verströmt es nun klassisches, extravagantes Kreuzfahrt-Flair.

INFO:www.royalyachtbritannia.co.uk

VERTRÄUMTES DEAN VILLAGE

Das Dorf in der Stadt

Wesentlich weniger Zulauf als die Royal Mile, dafür aber eine für eine Großstadt sehr beschauliche Romantik, ja geradezu dörflichen Charme bietet das Dean Village, das man von der New Town am Fluss Leith entlang auf einem entspannten Spaziergang im Grünen erreicht. Seit den 1970er-Jahren gilt es als attraktive, ruhige Wohngegend in der Hauptstadt.

Einen märchenhaften Ausflug in das beschauliche, recht gut versteckte Edinburgh bietet der Wanderweg entlang dem Water of Leith, der von Stockbridge aus bachaufwärts ins idyllische Dean Village führt. Die Wanderer umgibt eine wunderbare Ruhe, die sie vergessen lässt, dass sie sich mitten in einer Großstadt bewegen. Vogelgezwitscher und das stete Plätschern des Baches schaffen eine Atmosphäre, die sich seit Jahrhunderten nicht verändert zu haben scheint. Nach Passieren des kleinen griechischen Tempels über der St.-Bernard’s-Quelle erreicht man bald das historische Dörfchen mit seinen denkmalgeschützten, mehrgeschossigen rötlichbraunen und ebenfalls georgianischen Bürgerhäusern.

Die Siedlung in Tallage entstand um insgesamt zehn Getreidemühlen herum, die früher die Kornkammer für Edinburgh darstellten. Viele alte Mühlsteine am Weg weisen auf die frühere Nutzung hin. Der Well Court von 1886 bildet das größte Bauwerk des Gebäudeensembles. Damals im Besitz des Verlegers der traditionsreichen Tageszeitung »The Scotsman«, verfügt er über einen eindrucksvollen Uhrenturm und entstand als aus heutiger Sicht perfektes Beispiel für industrielle Mietshausarchitektur: Hier waren die Beschäftigten der Mühlen untergebracht. Die markante eiserne Fußgängerbrücke über den Fluss ist ein Werk von Thomas Telford.

INFO:www.introducingedinburgh.com/dean-village

Nach einem Entwurf Thomas Telfords entstand die Fußgängerbrücke, die über den River Leith in das beschauliche Dean Village führt.

HART UMKÄMPFT – EAST UND WEST LOTHIAN

Vom heiligen Andreas zur legendären Mary

Wo der Firth of Forth östlich von Edinburgh in die Nordsee mündet, leben im Küstenort North Berwick gut 6000 Menschen. Die Gründung des Hafenstädtchens geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Von hier gelangten die Pilger mit einer Fähre nach St Andrews, um dort vor den Reliquien des Apostels Andreas zu beten. Im 19. Jahrhundert stieg North Berwick dank seiner zwei sehr schönen Sandstrände zu einem beliebten Ferienort auf.

Heute kommen die meisten Besucher jedoch nach North Berwick, um mit dem Boot um eine Insel zu fahren, die sie nicht betreten dürfen. Der Bass Rock steht nämlich unter Naturschutz, weil er jedoch eine der größten Basstölpel-Kolonien der Welt beherbergt. Die Stadt selbst überragt der 187 Meter hohe North Berwick Law. Der eindrucksvolle Bogen auf der Spitze des Vulkankegels besteht aus den Kiefernknochen eines Wals, die sich allerdings bei genauerem Hinsehen als Kopien aus Glasfaser entpuppen. Bereits im Jahr 1709 wurde hier oben ein solcher Bogen errichtet, der letzte Bogen aus echten Knochen stand hier ab 1933. An diesem hatte der Zahn der Zeit allerdings so stark genagt, dass er 2005 entfernt und 2008 durch die jetzige Reproduktion ersetzt wurde – die Spende eines anonymen Freundes der Stadt, wie auf einer Tafel zu lesen ist.

John Balliols Niederlage

Etwas weiter südlich liegt Dunbar. Der Hafen ist winzig, über ihm stehen die Reste von Dunbar Castle. Die Pikten, die Angeln, die Engländer, sie alle wollten die Kontrolle über diese strategisch sehr wichtige Burg erhalten. 1296 schlug das englische Heer unter Edward I die Schotten bei Dunbar. Edward war zornig, weil die Schotten einen Verteidigungs- und Nichtangriffspakt mit den Franzosen gegen die Engländer geschlossen hatten. Und das genau zu dem Zeitpunkt, als Edward I in Frankreich Krieg führte. Nach der Schlacht von Dunbar ergab sich John Balliol, König der Schotten. Zusammen mit 2000 schottischen Großgrundbesitzern erwies er dem König aus London unterwürfig die Ehre.

Die malerisch am Firth of Forth gelegene Ruine des Tantallon Castle blickt auf den mächtigen Bass Rock.

Von Linlithgow Castle bietet sich ein zauberhafter Ausblick weit in die Landschaft West Lothians.

St Abbs bietet lauschiges Dorfidyll an den Gestaden der Nordsee.

Viele bekannte Orte entlang der schottischen Küste sind verhältnismäßig jung und erst im 19. Jahrhundert als Fischereihäfen entstanden. Die meisten haben aber schon lange nichts mehr mit der Fischerei zu tun. Übrig geblieben sind idyllische Häuschen, vielleicht ein Leuchtturm, Naturschutzgebiete und romantische Küstenpfade. St Abb’s hat all das zu bieten. Das Dorf wurde 1832 von Fischern gegründet, hieß zunächst Northfield und dann Coldingham Shore. Schließlich einigte man sich auf St Abb’s. Die namensgebende heilige Aebbe war eine Tochter aus dem königlichen Haus von Northumbria, die hier vor 1300 Jahren eine religiöse Stätte gegründet hatte.

Linlithgow Palace ist als Geburtsstätte von Mary Stuart ein bedeutendes Monument.

Am Old Cromwell Harbour in Dunbar steht die Ruine der einst mächtigsten Burg Schottlands.

Ob schon damals die Seevögel mit lautem Krächzen ihre Stunden der Besinnung störten? Von Mai bis Juni verwandelt sich das Fischerdorf in eine »bird city«. Zehntausende von Seevögeln, deren Namen nur eingefleischten Ornithologen bekannt sind, kreischen über den Köpfen der Besucherinnen und Besucher und bestimmen die Lärmkulisse. Im Herbst kann man hier auch sehr seltene Seevögel beobachten, die auf ihrem Weg in wärmere Gefilde Station machen. Das Vogelschutzgebiet befindet sich am St Abb’s Head, den mit 91,5 Metern höchsten Klippen an der schottischen Ostküste. Der Leuchtturm wurde 1862 erbaut.

Ein Schloss in Hopetoun

Westlich von Edinburgh verengt sich der Firth of Forth. Hier liegt Hopetoun. Der Name entspricht nicht der schottischen Schreibweise für »Stadt der Hoffnung«, sondern geht auf den Earl of Hopetoun zurück. Dies ist der alte Adelstitel des Oberhauptes der Familie Hope, der sich zusätzlich seit 1902 auch Marquess of Linlithgow nennt. Hopetoun House ist die offizielle Residenz derer von Linlithgow. Das Haus wurde 1699–1701 von Sir William Bruce errichtet sowie zwischen 1721 und 1748 von dem berühmten William Adams und dessen Söhnen Adam und Robert zu einem Schloss ausgebaut, vergrößert und verschönert.

Die jetzigen Bewohner sind dem Beispiel des britischen Adels gefolgt und lassen das normale Volk während der Sommermonate Schloss und Garten bestaunen und genießen. Besucher können durch die herrlichen Gartenanlagen spazierengehen und sich im Tea Room im ehemaligen Marstall verwöhnen lassen, oder Räume und Service für Empfänge und Hochzeiten mit allem schottischen Drum und Dran mieten.

Die prunkvolle Eleganz des Hopetoun House kann heute jeder mieten, der es sich leisten kann.

Geschichtsträchtiges Linlithgow

Wie anders stellt sich doch die nicht unweit gelegene Schlossruine von Linlithgow dar. Schon der Klang des Namens inspiriert, und Erinnerungen an die Schulzeit tauchen auf, als man das Gedicht »Archibald Douglas« von Theodor Fontane auswendig lernen musste: »Ich hab es getragen sieben Jahr …« und dann irgendwann die Strophe:

»Zu Ross, wir reiten nach Linlithgow,Und du reitest an meiner Seit’,Da wollen wir fischen und jagen frohAls wie in alter Zeit.«

Für Schotten hat der Palace of Linlithgow eine tiefe Bedeutung. Noch heute stehen sie ehrfurchtsvoll vor den eindrucksvollen, hohen Mauern, die übrig geblieben sind von der Geburtsstätte der tragischen Mary, Queen of Scots. 1542 wurde sie hier geboren. Unruhige Zeiten waren dies damals, sodass sie schon bald nach Frankreich in Sicherheit gebracht werden musste. 1561 kehrte Mary zurück. Im vollen Bewusstsein, Königin der Schotten zu sein, ging sie in Edinburghs Hafen Leith an Land. Aber Schottland war in der Zwischenzeit nicht ruhiger geworden – ganz im Gegenteil. Es war gespalten zwischen Katholiken, die alle Hoffnung in die junge Königin setzten, und engstirnigen Protestanten. Wir kennen Marys Geschichte. Auf Geheiß ihrer (Groß-)Cousine, Elizabeth I, Königin von England, wurde sie auf dem Schafott im Schlosshof von Fotheringhay Castle in der englischen Grafschaft Northamptonshire hingerichtet. Der Geist von Marys Mutter soll übrigens noch hin und wieder in der Palastruine von Linlithgow erscheinen.

Lange Zeit war das Schloss die wichtigste Residenz schottischer Königinnen und Könige. Erst nach der Union of the Crowns im Jahr 1603 wurde London der bevorzugte Stammsitz. Der Palast verfiel im Verlauf der Jahrzehnte, bis die verbliebenen Gebäude von den Soldaten des Duke of Cumberland 1746 abgefackelt wurden. Nachdem der jüngste Sohn des Hannoveraners Georg II. auf dem Schlachtfeld von Culloden den letzten Aufstand der Schotten niedergeschlagen hatte, nannten ihn seine Gegner, die Gälisch sprechenden Highlander, nur noch den »Schlächter« Cumberland.

TOP ERLEBNISSE

BASS ROCK UND DAS SCOTTISH SEABIRD CENTRE

In North Berwick führen braune Wegweiser zum Parkplatz des Scottish Seabird Centre im Hafen. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick über den Firth of Forth bis hin zum Bass Rock. In der Hochsaison halten sich unter anderem bis zu 150 000 Basstölpel auf dem Bass Rock auf. Man kann sich kaum vorstellen, dass dort jahrhundertelang Menschen in einer Burg gelebt haben. Das Seabird Centre bietet zwischen Ostern und Oktober auch Bootsausflüge um den Felsen an.

www.seabird.org

SCHLOSS ROXBURGHE

Luxuriöses Herrenhaus mit renommiertem Golfplatz bei Kelso am Ufer des Tweed. Tolle Zimmer und das hervorragende kulinarische Angebot haben jedoch ihren Preis.

www.schlosshoteloxburghe.com

THE TOWNHOUSE

Innovative regionale Küche lautet das Credo in Restaurant und Brasserie des familiengeführten Town House Hotels am Marktplatz von Melrose nahe der historischen Abteiruine. www.thetownhousemelrose.co.uk

Der Bass Rock beherbergt eine der größten Basstölpel-Kolonien der Welt.

Schottland bedeutet für die meisten Besucher Natur pur – umso fremder mögen auf manchen die wenigen Häuser direkt über den wilden Klippen des St Abb’s Head wirken.

STOFF FÜR TRAGÖDIEN – FIRTH OF FORTH

Brücken über den Firth

Die Schotten haben einen klaren Blick in Bezug auf ihre Vergangenheit. Der Blick in die Zukunft klappt indes nicht immer. Als 1964 die Forth Road Bridge über den Firth of Forth eröffnet wurde, ging man davon aus, dass sie die nächsten 120 Jahre ihren Dienst leisten würde.