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Das Graue lauert bekanntlich hinter jeder Ecke. Es kann dich unverhofft treffen. Besonders dann, wenn du nicht damit rechnest. Es lauert in gemütlichen kleinen Vorstädten, auf abgelegenen Dörfern, verborgen in dichten Wäldern. Du kannst ihm nicht entrinnen. Es packt dich.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Don Luigis Geheimnis
Entsetzen spiegelt sich in Paolos Augen. Er lag gefesselt und geknebelt auf einem rauen Steintisch.
Er erinnerte sich dumpf an den vergangenen Abend. Don Luigi war sehr freundlich zu ihm gewesen, trotz des Verlustes, denn er, Paolo, zu verantworten hatte. Er bot ihm sogar noch einen Likör an. Dann verschwamm seine Erinnerung. Trotz seiner mißlichen Lage war er erleichtert, Don Luigi hatte ihn nicht umbringen lassen, noch nicht. Vielleicht konnte er sich mit einem Lösegeld befreien.
Paolo versuchte den Kopf zu bewegen. Der Raum sah aus, wie ein Unterschlupf der Schafhirten, die durch die Macchia streiften. Aber es war kein Stall, nicht mit diesem großen, kalten Steintisch. Siedendheiß fiel ihm ein, das konnte nur die Hütte sein, in der die Hirten ihre Schafe schlachteten. Neben dem großen Kessel an der gegenüber liegenden Wand war Feuerholz aufgeschlichtet und die Messer am Wandregal blitzten und blinkten.
Hier würde ihn niemand finden. Er versuchte sich von den Fesseln und vom Knebel zu befreien, aber der, der ihn gefesselt hatte, verstand sein Handwerk. Seine Hände fühlten sich taub an, ebenso seine Füsse. Sie waren eiskalt und wurden nicht mehr richtig durchblutet. Plötzlich hörte er Stimmen, Frauenstimmen. Wie sollte er sich bemerkbar machen? Doch da kamen die Frauen auch schon in die Hütte. Paolo schloß erleichtert die Augen, sie würden ihm helfen. Bald war seine Qual vorbei.
Doch was war das? Die Frauen machten keine Anstalten ihn zu befreien. Paolo traute seinen Augen nicht, sie zogen sich vor seinen Augen aus, nackt, bis auf einen winzigen Slip.
Während die Eine das Feuer unter dem Kessel entfachte, griff die Andere nach einem langen, scharfen Messer und kam auf ihn zu. Zugleich spürte er einen Stich ins Gesäß. Am Rande seines Blickfeldes sah er, wie die eine Frau die Nadel einer Spritze aus seinem Fleisch herauszog.
„Gleich wirst du nichts mehr spüren“, die Rothaarige lächelte ihn an. „Don Luigi braucht mal wieder die spezielle Zutat, die seine Salame so berühmt gemacht haben. Du verstehst?“
Ein paar Tage später standen die Menschen wieder Schlange vor Don Luigis Macelleria. Die Salame, die Steaks und die diversen Bratenstücke sahen aber auch wirklich frisch und lecker aus.