Jägerinnen der Nacht - J.P. Rabo - E-Book

Jägerinnen der Nacht E-Book

J.P. Rabo

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Beschreibung

Leichenschmaus wörtlich genommen Kriminelle entdecken immer neue Geschäftsfelder, nach Informationen verschiedener Dienststellen handelt die Organmafia jetzt auch mit dem Fleisch ihrer ausgeweideten Opfer.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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J.P. Rabo

Jägerinnen der Nacht

Leichenschmaus

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Max Wendelsteiner - Privatdetektiv

 

Ich räkelte mich faul auf meinem Bürostuhl, die Füße auf dem Schreibtisch und schaute meiner Sekretärin bei Ihrer Arbeit zu. Sie stand auf der Regalleiter und reckte ihre gut 1,65 dem obersten Fach entgegen. Es war ein beeindruckender Anblick, allein wie ihre Jeans über ihrem strammen Po spannte. Sie spürte wohl, dass ich sie anstarrte, drehte ihren hübschen Kopf zu mir, funkelte mich an und fauchte„Könntest du dich von deinen erotischen Phantasien losreißen und mir lieber helfen, ich komme an diese verdammte Akte nicht dran." Ich lächelte sie an, grinste und meinte:„Was ist denn das für ein Ton seinem Brötchengeber gegenüber? Koch lieber einen Kaffee. Ich hol mir die verdammte Akte selbst."

Ächzend erhob ich meine gut 1,80, wuchtete mich aus meinem Sessel und reckte mich erst einmal. Ich habe eine ziemlich athletische Figur, mittelprächtig trainiert und bin einigermaßen zufrieden mit meinem Körper. Eva behauptet zwar, meine Hüften hätten ein wenig zu viel Speck angesetzt und wollte mich immer wieder zu einer ausgedehnten Radtour überreden. Erst gestern wieder hatte sie einen Anlauf unternommen und noch Boshafterweise hinzugefügt, „Entweder ist deine Jeans zu eng, oder dein Hintern zu dick“. Ziemlich leger gekleidet, schwarzes kurzärmeliges Hemd und weiße Jeans, zugegeben spannte die Jeans etwas. Eingeschnappt rauschte sie in den kleinen Nebenraum, der unter anderem auch als Küche diente und warf die Höllenmaschine an, die bei uns unter Kaffeemaschine registriert war. Ich kletterte auf die Leiter, schnappte mir die Akte und versank schmökernd wieder auf meinem Sessel. Bald erfüllte der Duft des Kaffees die Büroluft. Eva, so hieß meine schnuckelige Sekretärin balancierte ein Tablett mit zwei Tassen, Kaffeekanne, Zuckerdose und Milchtöpfchen auf ihrer Hand, während sie mit der anderen Hand einen Bürostuhl hinter sich her zog.

„Irgendwann, wird unsere Berufsgenossenschaft die Beiträge drastisch erhöhen, und ich kann dich im Krankenhaus besuchen. Was das allein an Blumen kostet." Frotzelte ich sie an. „Und wo ist der Cognac?" Legte ich noch nach.

Ihre wunderschönen blauen Augen blitzten mich an, sagten sehr deutlich, dass ich ihr mal den Buckel herunterrutschen könne. „Könntest du zur Abwechslung auch mal etwas Produktives leisten, zum Beispiel Aufträge heranschaffen, Maximilian?"

Au Backe, das war deutlich, wenn sie mich Maximilian nannte, rauchte es unterm Dach. Sonst war ich Max, oder bei besonderen Gelegenheiten auch mal Mäxchen. Sie hatte ja Recht, unser Laden litt unter einer Flaute. Vielleicht sollte ich Bruno einmal anrufen. Bruno war ein Squashkumpel von uns, das heißt mein Squashkumpel und Evas aktueller Lover, und außerdem, Bruno war bei der Mordkommission, Leiter sogar, ich glaube Hauptkommissar.

„Setz dich doch, Evamaus. Ich hatte sowieso vor, Bruno anzurufen. Er ist uns ja noch einen Gefallen schuldig."

Dann zauberte ich die Cognacflasche aus meinem Schreibtisch und goss gut bemessen in unsere Tassen ein. Eva hockte sich auf meinen Schoß, dann stießen wir unsere Becher gegeneinander und prosteten uns zu. Wir standen uns immer noch recht nahe, waren bis vor einem halben Jahr sogar ein Liebespaar gewesen. Aber irgendwann hatte es sich damals anders entwickelt. Eva war seit einem Vierteljahr mit Bruno verbandelt und ich, nun ich war im Moment nicht fest gebunden. Ich hatte zwar eine heftige Affäre mit Brunos Schwester, sie ist Inhaberin einer kleinen gut gehenden, exklusiven Boutique, aber häufig in ganz Europa unterwegs, immer auf der Jagd nach neuen Ideen. Aber die Frau hatte einfach zuwenig Zeit für eine Partnerschaft. Wir liebten uns zwar immer noch, schliefen auch von Zeit zu Zeit miteinander, ließen uns aber sonst unsere Freiheit.

„Lass mal Mäxchen, ich muss sowieso mit Bruno noch was besprechen. Du weißt ja, dass meine alte Dame am Sonntag sechzig wird. Da wollen wir zusammen ein Geburtstagsgeschenk kaufen. Ich rufe an und gebe ihn dir dann."

Also, mit einem Mal war ich wieder Mäxchen, ja meine Eva konnte nicht lange schmollen, sie hatte ein zu weiches Herz. Ich zwickte sie leicht in ihre Hüfte, gab ihr einen liebevollen Klaps auf den Po und sagte: „Du hast recht, Eva, ich könnte mal wieder eine Dosis Arbeit brauchen. Auch unser Konto würde aufatmen."

Ich stand auf, nahm noch einen Schluck Cognac und studierte weiterhin die Akte.Nach einer guten halben Stunde kam Eva wieder in mein Büro, denn wir hatten außer meinem Büro, dem Lagerraum mit Kaffeemaschine auch noch ein Sekretariat. Hört sich gut an, es handelt sich aber auch nur um eine bessere Besenkammer mit Schreibtisch und Telefonanschluß, so Evas Definition, also sie kam ziemlich aufgeregt herein geschossen, knallte mir die Zeitung auf den Tisch und wartete.

„Ich denke, ich soll arbeiten" maulte ich, „und jetzt verführst du mich zum Zeitungslesen. Was steht denn überhaupt interessantes drin?"

Eva deutete auf die Schlagzeile im Lokalteil und sagte noch immer aufgeregt „Das sollst du lesen, Mäxchen, hat Bruno gesagt. Und dann, wenn du interessiert bist, zurückrufen."

Fünf Tote bei Feuer in der Grundmühle. Immer noch ungeklärt, was heute vor zehn Jahren dort passierte, las ich ziemlich teilnahmslos. Dann wurde ich mit einem Mal aufmerksamer, da stand nämlich, vieles deutete damals auf einen grausigen Ritualmord hin. Eine der Leichen, ein junger Mann, war schon vor dem Feuer tot, und er war nackt und verstümmelt, wie die Polizei damals zugab. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt. Gibt es Verbindungen mit dem Verschwinden weiterer junger Männer aus weiter zurück liegenden Jahren? Die Frauenleichen waren alle bekleidet.

„Das hört sich ja sehr mysteriös an“, murmelte ich, „was meinst du, ist das was für uns?"Eva schluckte, „Uih, interessant, ein nackter Mann und Ritualmord, was meinen die damit? Steht nichts über die Art der Verstümmlungen drin?"

„Schau mal ins Archiv, unter Vermissten, fang vor fünfzehn Jahren an und geh bis zum Brand. Ich ruf Bruno an, er muss noch mehr wissen."

Eva verschwand im Lager und ich klemmte mir den Hörer hinters Ohr. Bruno hatte eine Nachricht für mich hinterlassen. Wir sollten uns an der Grundmühle treffen. Ich schaute kurz zu Eva herüber, fragte ob sie mitkommen wollte. Sie schüttelte den Kopf, ich hatte beinahe den Eindruck, sie wirbelte damit Staubwolken auf und rannte die Treppen hinunter. Unten sprang ich in mein Cabrio, ein VW Käfer, sehr gut in Schuss und erst ca. 45000 km auf dem Buckel. Der Motor röhrte auf und ich schoss aus der Parkbucht heraus, knapp vor einem polierten Opel. Der Fahrer betätigte wütend die Hupe, drohte wild mit der Faust und blendete die Lichthupe auf. Ich zuckte nur die Schultern, hob entschuldigend die Hand und grinste. Im Rückspiegel sah ich das HB Männchen, Mann mit Hut, na klar.

Die Sonne brannte immer noch vom Himmel, ich hatte alle Fenster geöffnet und schwitzte doch noch. Meine weißen Jeans saßen mittlerweile wie eine zweite Haut an mir und sie und das schwarze T Shirt klebten bald am Körper und ich war froh als ich die Häuserschluchten, der alten ehrwürdigen Universitätsstadt hinter mir hatte. Die Straße schlängelte sich durch die endlosen Wälder der Umgebung, die Landschaft wurde langsam hügeliger. Ganz selten mal ein Dorf, eher einsame Höfe, Forsthäuser, Gasthäuser am Straßenrand. Nach einer Stunde hatte ich den Abzweig erreicht. Eine Straße, kaum breiter als mein Käfer wand sich nun langsam die Berge hoch. Dichter, dunkler Nadelwald, wenige uralte Eichen und andere Laubbäume und keine Häuser mehr, keine Menschen. Nach weiteren dreißig Minuten, manchmal im Schritt-Tempo erreichte ich das alte Forsthaus, die ehemalige Zollstation.

Ich fuhr in den schmalen Waldweg, öffnete die Schranke und rollte im Schritt-Tempo den Weg in endlosen Kurven und Serpentinen herunter. Endlich verbreiterte sich der Weg, dort stand schon Brunos Auto auf der Lichtung, eine recht betagte, mausgraue Ente, was verdiente eigentlich ein Kommissar der Kripo. Ich stieg aus, reckte mich, hier war es angenehm kühl und schattig, ich schwitzte nicht mehr. Linkerhand ging eine steile Steintreppe in die Tiefe. Ich nahm die Zeitung, verschloss meinen Käfer und stieg die Treppe hinunter. Ich hörte schon das Rauschen des Mühlwehrs und als ich um die Ecke bog bot sich mir ein malerischer Anblick. Mehrere Häuser pressten sich förmlich an den Felsen und schienen sich im dichten dunklen Wald förmlich zu ducken. Eine Steinbrücke überquerte den Mühlkanal und durch ein offenes Tor gelangte ich in einen mit buckligen Steinen gepflasterten Innenhof. Links schien das Wohnhaus zu sein, es war ausgebrannt, nur die Außenmauern standen, verkohlte Balken anstelle eines Daches, auf der rechten Seite eine Reihe flacherer Gebäude auch rußgeschwärzt ohne Dächer, wahrscheinlich Lager und Arbeitsräume.

Ich schaute durch die erste Tür. Es sah aus wie ein verlassener Stall, mit halbhohen Mauern abgeteilte Boxen und etwas Heu in einer Ecke, davor ein Steintrog. Ich schaute durch die nächste Tür, nachdem sich meine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, konnte ich die Einrichtung genauer erkennen. Im Hintergrund ein großer Herd auf dem noch ein verbeulter Kessel stand, daneben ein uralter Steintisch mit Rinnen an den Seiten, über und über mit dunklen Flecken versehen. In der Ecke ein schmaler enger Käfig aus Gitterstäben. Der Käfig war über mehrere Ketten mit einem Flaschenzug verbunden, so dass man ihn über den Tisch hieven konnte. Daneben ein großes Steinbecken. Über dem Steinbecken an der Wand, hingen zwei rostige Messer. Alles war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. In einer Ecke hatte jemand reichlich Feuerholz aufgeschlichtet.