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Ein einflussreicher Kaufmann aus Norden wird ermordet und mit Salz bestreut aufgefunden. Graf Enno von Ostfriesland bittet den Juristen Lübbert Rimberti um Hilfe bei der Suche nach dem Mörder seines Vertrauten. Gemeinsam mit dem Häuptling Ulfert Fockena folgt Rimberti der Spur durch ein Land, in dem sich vieles verändert. Graf Enno und sein Widersacher Balthasar von Esens bereiten sich auf den Krieg vor und Rimberti und Fockena geraten zwischen die Fronten. Dabei bringen sie Licht in eine dunkle Verschwörung gegen Graf Enno. Haben Ennos Gegner es nur auf die wertvolle Salzinsel Bant abgesehen oder geht es um mehr?
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Seitenzahl: 348
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Andreas Scheepker
Das Salz der Friesen
Historischer Kriminalroman
Andreas Scheepker ist gebürtiger Ostfriese. 1963 wurde er in Hage geboren. Nach dem Abitur am Ulrichsgymnasium in Norden studierte er Evangelische Theologie und später noch Literaturwissenschaft, Geschichte und Pädagogik. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Aurich, wo er als Schulpastor am Gymnasium Ulricianum unterrichtet. Außerdem arbeitet er als Studienleiter in der Arbeitsstelle für Ev. Religionspädagogik und ist dort vor allem für Fortbildungen zuständig. Scheepker hat mehrere Kriminalromane und Kurzgeschichten verfasst, die in Ostfriesland spielen. Dabei stehen oft Themen der ostfriesischen Geschichte im Hintergrund. Sein Kriminalroman Tote brauchen keine Bücher wurde für den Literaturpreis »Das neue Buch« 2004 nominiert.
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Alle Rechte vorbehalten
(Originalausgabe erschienen 2019 im Leda-Verlag)
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: Katrin Lamer
unter Verwendung eines Bildes von: Ubbo Emmius –
http://www.library.ucla.edu/yrl/reference/maps/blaeu/frisiae.jpg
ISBN 978-3-8392-6476-8
Dies ist kein historisches oder theologisches Sachbuch über Ostfriesland in der Reformationszeit. Dies ist ein Kriminalroman. So steht es auch vorn auf der Titelseite.
Gleichwohl habe ich mich bemüht, den Leserinnen und Lesern Einblicke in eine spannende und überaus interessante Epoche der ostfriesischen Landesgeschichte und Kirchengeschichte zu vermitteln. Dabei werden in der Fantasie des Autors Ereignisse in sachliche und zeitliche Zusammenhänge gestellt, die historisch so nicht in Verbindung stehen. Beispielsweise werden die Ereignisse aus dem zweiten Ostfriesland-Aufenthalt Melchior Hoffmanns im Kontext seines ersten Aufenthaltes erzählt.
Alle Personen in diesem Roman sind Fantasiefiguren – auch die, die ein wenig wie historische Persönlichkeiten kostümiert sind, wie z. B. Graf Edzard oder Junker Balthasar. Ich zeichne sie in erster Linie als Romanfiguren. Einige historische Ungenauigkeiten, vor allem Ausdrücke, die es so in der frühen Neuzeit nicht gab, oder die Angleichung von Texten aus historischen Quellen an unsere heutige Sprechweise sollen die Lesbarkeit des Buches erleichtern. Und hin und wieder hat der Autor die Tatsachen so verändert, wie er sie für seine Romanhandlung brauchte.
Herzlich danken möchte ich allen, die mich mit guten Ideen und Hinweisen zu diesem Buch bereichert haben und die meine Fragen geduldig und kundig beantwortet haben, allen voran Pastor i.R. Hillard Delbanco aus Aurich, André Janssen aus Westerende, Dr. Hans Kimmich aus Leer-Loga und Landschaftsdirektor i.R. Dr. Hajo van Lengen aus Aurich. Ein ganz besonderer Dank gilt Axel Heinze vom Museum am Meer in Esens, der nicht nur theoretische Kenntnisse über die Salzgewinnung an unserer Nordseeküste hat, sondern gemeinsam mit seinen Schülern vom Niedersächsischen Internatsgymnasium Esens auch praktische Versuche zu diesem Thema durchführen konnte. Axel Heinze hat mir mit seinem umfangreichen Wissen zur Geschichte unserer Region eine Reihe sehr hilfreicher Informationen zur Verfügung gestellt und mir viele weiterführende Hinweise gegeben.
Für alle sachlichen Fehler in diesem Buch – seien sie beabsichtigt oder unbeabsichtigt – bin ich selbst verantwortlich!
Herzlich danke ich Maeve Carels für ihr Lektorat sowie Heike und Peter Gerdes vom Leda-Verlag für alle Unterstützung. Ich freue mich, dass dieses Buch nun erneut aufgelegt wird und im Gmeiner-Verlag erscheint. Ich danke Claudia Senghaas für die sehr gute Zusammenarbeit. Mein herzlicher Dank gilt meiner Frau Angelika, die die Entstehung des Buches und Rimbertis Wege durch das alte Ostfriesland begleitet und an nicht wenigen Stellen aus Irrwegen und Sackgassen herausgeholfen und neue Wege gewiesen hat.
Last but not least möchte ich zwei Menschen danken, die mich schon vor einigen Jahren, als die Idee zu diesem Buch entstand, an ihrem umfangreichen Wissen über unsere Küstenregion teilhaben ließen: Heie und Elke Erchinger aus Norden. Die inhaltsreichen Gespräche mit beiden haben erheblich dazu beigetragen, mich auf die Spur zu diesem Buch zu bringen, auch wenn ich es erst etliche Jahre später fertigstellen konnte. Heie Erchinger konnte glücklicherweise noch vor seinem Tod das lesenswerte Buch Sturmfluten mit wunderbaren Fotos von Martin Stromann veröffentlichen (siehe Literaturverzeichnis im Anhang). In diesem Buch vermittelt uns der ehemalige Leiter des Staatlichen Amts für Insel- und Küstenschutz in Norden etwas von seinen umfassenden Fachkenntnissen und seinem reichhaltigen Wissen über Natur und Kultur unserer Küstenregion. Hier widmet er sich u. a. dem Thema der Salzgewinnung an der Nordseeküste und deren Folgen.
Widmen möchte ich dieses Buch Elke Erchinger und der dankbaren Erinnerung an Heie Focken Erchinger (1933–2007).
Die Reisenden:
Lübbert Rimberti, Rechtsgelehrter
Ulfert Fockena, Häuptling
Gisbert van Woerden und Dr. Nicolas Haykema, Rechtsgelehrte
Friedrich von Issenhusen, Staatsrat im Dienst von Königin Margarete
Graf Enno und seine Leute:
Enno II. Cirksena, Graf in Ostfriesland
Johann Cirksena, Bruder des Grafen
Eggerik Beninga, Drost, Befehlshaber der Festung Leerort und Historiker
Haiko Ibenga, Häuptling und Drost
Evert Bruns, Stellvertreter des Amtsmanns
Die Kaufleute:
Jakob Sanders, wohlhabender Kaufmann und Vertrauter des Grafen
Berend Sanders, Bruder von Jakob Sanders, Kaufmann
Rinelde Sanders, Ehefrau von Jakob Sanders
Tjark Andreesen, Lehrling im Handelshaus Sanders
Hilko Boyen, wohlhabender Kaufmann und Kompagnon von Jakob Sanders
Frau Hiske, Schwiegermutter von Hilko Boyen
Die Geistlichen:
Frauke von Oldekamp, Nonne im Klostervorwerk Oldekamp
Meta Hallenga, Vorsteherin des Klostervorwerks Oldekamp
Konrad Sanders, Bruder von Jakob Sanders, Bibliothekar im Kloster Ihlow
Andreas Karlstadt, Professor der Theologie auf Wanderschaft
Adriaan de Beer, Pfarrer in Norden, Seelsorger auf der Insel Bant
Heddo Kankena, Pfarrer der Hager Ansgarikirche
Magister Cornelis, Pfarrer in Wilsum
und:
Junker Balthasar von Esens, Häuptling des Harlingerlandes
Meta Hallenga ließ ihren Blick durch das Refektorium schweifen. Keine der anderen Schwestern im Speiseraum des Klostervorwerks schien etwas gehört zu haben. Alle aßen schweigend weiter. Hatte sie sich den Schrei nur eingebildet?
Der Platz von Schwester Frauke war leer, wie so oft in letzter Zeit. Vorsteherin Meta Hallenga wusste, dass es gegen die überlieferten Regeln verstieß, aber in so bewegten Zeiten musste man gegen Regeln verstoßen, um die Ordnung bewahren zu können.
Meta Hallenga hatte ihr Klostervorwerk Oldekamp sicher durch diese stürmischen Zeiten gebracht. Zweiundzwanzig Nonnen lebten außer ihr noch in Oldekamp, und nur sieben Schwestern hatten im vergangenen Jahr das Kloster verlassen. Eine von ihnen war vor einigen Wochen sogar zurückgekommen: Schwester Frauke.
Die kurze Zeit im Leben da draußen hatte Schwester Frauke verändert. Die lebenslustige junge Frau war still geworden. Das Zusammensein mit den anderen war anstrengend für sie. Am liebsten tat sie ihren Dienst draußen bei den Hütten, in denen Kranke versorgt wurden. Schwester Frauke kümmerte sich hingebungsvoll um die beiden alten Frauen, die dort zurzeit gepflegt wurden. Und sie betreute die Bienenkörbe, die in der Nähe standen.
Wegen dieser Aufgaben hatte Schwester Frauke sich die Erlaubnis geben lassen, in Ausnahmefällen nicht zu den gemeinsamen Mahlzeiten erscheinen zu müssen und ihre Gebete auch dort draußen verrichten zu dürfen. Meta Hallenga hatte sich damit einverstanden erklärt, obwohl sie wusste, dass der Grund ein anderer war.
Warum mied Schwester Frauke die Gemeinschaft mit den anderen? Und was hatte sie in den Monaten außerhalb des Klosters erlebt? Vielleicht war es an der Zeit, Schwester Frauke darauf anzusprechen und ein längeres Ausweichen nicht mehr zu dulden. Sicher, alles hatte seine Zeit, das wusste Meta Hallenga. Aber manchmal musste die Liebe auch ungeduldig sein und ein wenig nachhelfen. Sie machte sich Sorgen um Frauke.
Vielleicht war der Schrei, den nur sie gehört hatte, keine Einbildung, sondern ein Zeichen Gottes, dass Schwester Frauke jetzt ihren Beistand brauchte.
Gleich nach der Mahlzeit verließ Meta Hallenga das Kloster und machte sich auf den Weg zu den Krankenhütten. Sie fand Schwester Frauke bei den Bienenkörben.
Meta Hallenga brauchte einen Moment, um das Bild aufzunehmen, das sich ihr bot.
Frauke lag auf dem Rücken, die Arme weit ausgebreitet, mitten in der Brust der Schaft eines Pfeiles. Die Wucht des Geschosses hatte sie in die Bienenkörbe geschleudert, und im Fall musste Frauke zwei Körbe mit umgerissen haben, sodass sie von Bienen umschwärmt wurde.
Langsam löste sich Meta Hallenga aus der Erstarrung, und vorsichtig näherte sie sich Frauke. Lebte die Schwester vielleicht noch?
Plötzlich hörte sie ein Geräusch aus den Büschen, ein Zweig knackte. Ein Tier? Oder hatte sich dort Fraukes Mörder versteckt?
Meta Hallenga war eine furchtlose Frau. Ihr war klar, dass der Mörder nicht zögern würde, auch auf sie zu schießen. Aber der Anblick von Schwester Frauke versetzte sie in Wut. Sie nahm den Knüppel, der an der Tür lehnte, ging schnurstracks auf die Büsche zu und schlug mit dem Stock auf sie ein. Zornig war sie, und sie fühlte sich hilflos. Und die Hilflosigkeit vermehrte ihren Zorn. Immer wieder drosch sie mit dem Knüppel in das dichte Buschwerk. Wenn der Mörder wirklich noch hier wäre, hätte er längst auch auf sie geschossen. Sicher hatte er sich davongemacht.
Meta Hallenga ließ den Stock sinken. Sie sprach mit erhobener Stimme: »Das verspreche ich Euch, wer auch immer Ihr seid: Ich werde nicht Ruhe geben, bis ich Euch von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe und Rechenschaft von Euch verlange. Darauf gebe ich Euch mein Wort!«
Sie wusste, dass diese Drohung an eine abwesende Person genauso sinnlos war wie ihre Suche mit dem Knüppel im Unterholz. Sie wandte sich ab, um ihre Mitschwestern zu holen.
Atemlos hatte er jedes Wort gehört, das die Vorsteherin in seine Richtung gesprochen hatte. Sein Herz klopfte so laut, dass er dachte, sie müsste es hören. Er hatte keinen zweiten Pfeil für seine Armbrust mitgenommen, nur diesen einen, der für Frauke bestimmt war und seinen Zweck erfüllt hatte. Niemandem sonst wollte er ein Leid zufügen.
Er war erleichtert, als die Frau endlich ging. Ihm würde nicht viel Zeit bleiben. Schon bald würde sie mit den anderen Nonnen hier sein.
Rasch kehrte er zu seinem Opfer zurück, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Vorsteherin wirklich gegangen war. Nun musste er vollenden, was er sich vorgenommen hatte und wobei er von der Vorsteherin gestört worden war. Was er zu tun hatte, war schnell erledigt. Nur wegen der vielen Bienen musste er behutsam sein.
Er nahm einen kleinen Lederbeutel, schnürte ihn auf und schüttete den Inhalt auf die Tote. Salz.
»Salz!«, sagte Evert Bruns, der neben der toten Nonne kniete. Bruns war als Stellvertreter für seinen kranken Drosten ins Klostervorwerk Oldekamp gekommen und sah sich die getötete Schwester Frauke und den Fundort der Leiche an. Vorsteherin Meta Hallenga stand stumm neben ihm, während Bruns’ Männer das Unterholz durchsuchten.
»Arcubalista!«, bemerkte Häuptling Ulfert Fockena, der gerade einen Krankenbesuch beim Drosten gemacht hatte, als die Nachricht von der Ermordung einer Nonne eingetroffen war. Er hatte es sich nicht nehmen lassen wollen, Evert Bruns auf der Jagd nach dem Mörder zu begleiten. Zwei Männer hatten inzwischen die Bienenkörbe beiseitegeschafft, und die Bienen beruhigten sich langsam.
»Arcu … ja, ja, und überall ist es verstreut«, erwiderte Bruns.
»Eure Lateinkenntnisse sind so enorm wie Euer ganzer Verstand!«, foppte Fockena den ratlosen Mann.
»Warum streut denn jemand Salz auf eine Tote?«, murmelte Bruns.
»Und warum ist sie überhaupt ermordet worden?«, fragte Meta Hallenga. »Wer schießt mit einem Bogen auf eine Braut Christi?« Ihre Stimme hatte nicht den sonst üblichen Nachdruck.
»Arcubalista«, wiederholte Ulfert Fockena und hob die Augenbrauen. »Dies ist der Bolzen einer Armbrust. Diese Waffe ist etwas aus der Mode gekommen in den letzten Jahren.«
»Es geht hier nicht um Mode, sondern um Mord, lieber Herr Ulfert!«, gab Evert Bruns zurück.
Ulfert Fockena hörte schon gar nicht mehr hin und sah sich um. Er ging an der Stelle auf das Unterholz zu, wo er den Standort des Schützen vermutete. Der große, schwergewichtige Mann schritt leichtfüßig um die Bienenkörbe herum in das Gebüsch.
»Kommt hierher, aber vorsichtig, tretet nicht alles platt«, forderte er die anderen auf. Bruns gab seinen Männern mit umständlichen Handbewegungen zu verstehen, dass sie bleiben sollten, wo sie waren, und dass er den Fundort der Leiche allein besichtigen wollte.
Meta Hallenga dachte gar nicht daran, diese Anweisung auf sich zu beziehen, und schob Bruns beiseite. Noch ehe er sie zurechtweisen konnte, packte sie ihn am Arm: »Na los, Bruns! Wollt Ihr hier Wurzeln schlagen?« Vorsichtig ging sie zu der Stelle, wo Ulfert Fockena kniete.
»Und was soll hier sein?«, fragte Evert Bruns enttäuscht, als er nur Büsche und Gras vorfand.
»Hier ist gleich gar nichts mehr, wenn Ihr so weitertrampelt«, antwortete Fockena gereizt. »Von hier ist der Schuss auf Schwester Frauke abgegeben worden. Dazu passt auch, wie sie auf dem Boden liegt. Ihr Mörder muss lange gewartet haben. Das Gras ist so platt gedrückt, dass er eine ganze Zeit gesessen haben muss. Man hat durch das Gebüsch einen ausgezeichneten Blick auf das Haus und den Stall. Er musste nur auf die Schwester warten. Vielleicht hatte er es direkt auf sie abgesehen und wusste, dass sie an diesem Ort anzutreffen war.«
»Schwester Frauke hielt sich gern draußen auf«, bestätigte Meta Hallinga. »Seit sie zu uns zurückgekehrt war, brauchte sie immer Abstand zu uns anderen. Sie hatte ein besonders enges Verhältnis zu Schwester Idje, unserer Imkerin. Idje ist vor einem halben Jahr verstorben, und war immer so etwas wie eine Mutter für sie. Als Frauke zurückkam, hatte ich gehofft, dass ich Schwester Idje ein wenig für sie ersetzen könnte. Aber Frauke war so anders geworden in dieser kurzen Zeit …«
»Das ist doch unwichtig, Frau Meta«, polterte Evert Bruns. »Langweilt uns doch nicht mit solchen Plaudereien. Es war sicher ein Dieb, der etwas holen wollte und den Frauke überrascht hat.«
»Sie war so seltsam bedrückt. Da stimmte etwas nicht mit ihr«, wandte Meta Hallenga ein.
»Geht, und lasst uns das machen. Das ist nichts für Frauen. Kümmert Euch um Eure anderen Lämmlein besser als um dieses!«, forderte Bruns sie auf.
Meta Hallenga drehte sich zu ihm um und maß ihn von oben bis unten mit einem durchdringenden Blick, dass Bruns ein wenig mulmig wurde. Dann sagte sie leise und bestimmt: »Jeder gepökelte Schweinskopf hat mehr Verstand als Ihr, Amtmann Bruns. Nur Euer Benehmen ist noch schlechter als Euer Denkvermögen. Wie übel muss es um uns bestellt sein, wenn der Graf Leute wie Euch das Land führen lässt.«
Evert Bruns stand mit offenem Mund vor ihr und glotzte sie an. Bevor er überhaupt daran denken konnte, ob und wie er darauf passend antworten wollte, fuhr die Vorsteherin fort: »Ich verstehe nichts vom Waffenhandwerk. Aber es wurde nicht der Mörder überrascht, sondern die arme Frauke. Der Mörder hat hier seelenruhig gesessen und gewartet. Ein überraschter Räuber schlägt vielleicht jemanden nieder oder geht mit dem Messer auf ihn los. Aber dieser Schuss wurde gezielt auf etwa zehn Schritte aus einem sicheren Versteck abgegeben.«
»Da ist vielleicht was dran, also … wenn Ihr meint …«, wollte Bruns einlenken.
»Ich meine gar nichts!« Meta Hallengas Stimme wurde lauter. »Als ich eintraf, war der Mörder noch da. Ich hörte es rascheln im Gebüsch. Und wenn ich ein Mann gewesen wäre, dann …« Sie hatte Tränen in den Augen und schluckte. »Ich werde jetzt zu den anderen gehen und sie trösten.«
Mit erhobenem Haupt und kleinen, tippelnden Schritten ging sie davon. Ulfert Fockena sah ihr mit großen Augen hinterher.
Lübbert Rimberti seufzte behaglich. Allzu bequem war der Reisewagen nicht, aber draußen ritt sein Schreiber mit dem Packpferd und Rimbertis Reitpferd. Rimberti war froh, dass sein Sattel leer und der leere Platz im Reisewagen besetzt war.
Bei der letzten Rast hatten sie im Gasthof zwei Reisende kennengelernt, Juristenkollegen von Dr. Lübbert Rimberti, und sie hatten ihn und seinen Schreiber freundlich eingeladen, mit ihnen zu reisen. Der Schreiber hatte sich gern bereit erklärt, mit den Pferden vor der Kutsche herzureiten. Schon beim Essen hatte der unaufhörliche Redefluss der beiden ihn sichtlich erschöpft. Aber für Rimberti war das Angebot, eine Wegstrecke zurücklegen zu können, ohne reiten zu müssen, überaus verlockend gewesen.
Nach dem reichlichen Mittagsmahl waren die beiden eingeschlafen, und Rimberti hatte Zeit, seinen Gedanken nachzugehen, bevor sie wach werden und ihre endlosen Diskussionen fortsetzen würden.
Schon morgen würde er alte Freunde wiedersehen, und er würde Graf Enno gegenübertreten müssen. Immerhin hatte Graf Enno von Ostfriesland selbst den Kaiser um Rimbertis Vermittlung in einem heiklen Rechtsstreit gebeten.
Rimberti betrachtete seine beiden Mitreisenden. Magister Gisbert van Woerden war Syndikus einer niederländischen Hafenstadt, und Dr. Nicolas Haykema war Notar. Sie waren unterwegs nach Bremen und machten einen Umweg über Ostfriesland.
Beiden sah man an Kleidung und Erscheinung an, dass sie wohlhabend waren. Beide waren von kräftiger Statur, aber nicht korpulent. Van Woerden hatte nur noch einen spärlichen Haarkranz auf dem Kopf, dafür schmückte ihn ein dichter, kurz geschnittener weißer Vollbart. Rimberti schätzte ihn auf etwa sechzig Jahre. Seine blauen Augen schauten immer etwas belustigt umher, und er sprach mit einer hellen Stimme, die gar nicht zu einem Mann seiner Statur passen wollte. Haykema war etwas kleiner und mochte ein wenig älter sein. Er hatte volles graues Haar. Er sprach, wenn er die Stimme erhob, immer etwas durch die Nase.
Lübbert Rimberti hing seinen Gedanken nach, Gedanken an die Ereignisse vor einem Jahr, Gedanken an neue Freunde, die er damals kennengelernt hatte und hoffentlich in den nächsten Tagen wiedersehen würde.
Haykemas nasale Rede holte ihn aus den Gedanken. Offenbar waren die beiden Reisegefährten in der Zwischenzeit aufgewacht und hatten nach ihrem Nickerchen das Gespräch genau an dem Punkt fortgesetzt, an dem sie vorher eingeschlummert waren.
»Ihr vertretet da eine absurde Theologie, mein lieber van Woerden. Ihr könnt doch nicht so ein kleines Wörtchen, das in vielen Sprachen nur drei Buchstaben hat, im Lateinischen sogar nur zwei – also so ein Wörtchen könnt Ihr doch nicht zum Angelpunkt Eurer Theologie machen.«
»Und doch steht es schon im ersten Satz der Bibel und ist nach dem Himmel das zweite, was der Allmächtige geschaffen hat«, versetzte van Woerden mit seiner hellen Stimme.
»Die Erde«, warf Rimberti ein, der nicht genau wusste, worum es in diesem Gespräch ging, sich aber aus Höflichkeit beteiligen wollte.
Haykema grunzte bestätigend, aber van Woerden schüttelte den Kopf, wobei er bei jeder Bewegung des Kopfes ein hohes Räuspern vernehmen ließ. »Nein, nein, nein! Hört doch, was da steht: ›In principio creavit Deus caelum et terrem– im Anfang schuf Gott Himmel und Erde‹. Drei Dinge hat er geschaffen: den Himmel, die Erde und die Verbindung zwischen beiden. Das und. Der Schöpfer hat mit seinen Werken diese Werke zugleich in eine Beziehung zueinander gesetzt.«
Rimberti war verwundert über diese eigenartige Gedankenführung. »Ihr behauptet, das Wörtlein ›und‹ sei ein eigenes Werk des Schöpfers? Ihr wisst doch, dass das Wörtlein ›und‹ im Hebräischen nur aus einem einzigen Buchstaben besteht, aus dem Waw.« Rimberti war überrascht, wie engagiert er diskutierte, obwohl er gar nicht genau wusste, worum es ging.
Van Woerden erwiderte: »Sagt nicht unser Heiland, dass nicht ein Jota vom Gesetz fallen wird? Und der hebräische Buchstabe Jota ist doch nur halb so groß wie ein Waw, das für das Wörtchen ›und‹ steht. Die Kürze eines Wortes bedeutet doch wohl nicht, dass sein Inhalt unbedeutend sei.«
Rimberti zog den ledernen Vorhang zur Seite und schaute auf die Landschaft, die an ihnen vorbeiruckelte. Gleich kamen sie an die Stelle, an der im letzten Jahr ein Toter entdeckt worden war. Rimberti zog den Vorhang zu und tat so, als machte er ein Nickerchen.
Graf Enno II. von Ostfriesland betrachtete das Geldstück, auf das sein Porträt geprägt worden war.
»Gute Arbeit«, lobte er den Münzmeister. »Nehme Er die erste Münze als Geschenk.« Der Graf gab dem Mann mit einer Geste zu verstehen, dass er nun nicht mehr gebraucht wurde.
»Nun? Wie gefallen Euch die neuen Münzen?«, fragte er seine in der Norder Residenz am Marktplatz versammelten Berater. Drei der vier Männer nickten stumm. Einer stand ein wenig abseits und blickte zu Boden. »Euer Beifall hält sich ja in Grenzen«, stellte Enno in beleidigtem Ton fest.
»Euer Vater hat ein Bild unseres Herrn am Kreuz auf seine Münzen prägen lassen«, bemerkte Drost Eggerik Beninga.
»Steht nicht im Evangelium, dass wir dem Kaiser geben sollen, was des Kaisers ist? Und hat unser Herr dies nicht am Exempel einer Münze gelehrt, auf der das Bild des Kaisers eingeprägt war? Oder glaubt Ihr, dass unser Erlöser Wert darauf gelegt hätte, auf eine ostfriesische Münze geprägt zu werden?«, gab Enno spöttisch zurück.
»Vermutlich nicht. Es wäre ihm eine Ehre gewesen, Euch den Vortritt zu lassen«, antwortete Beninga.
»Wie könnt Ihr …«, wollte Enno sich empören, aber Eggerik Beninga unterbrach ihn.
»Ich bin jederzeit gern bereit, mein Amt jemandem zur Verfügung zu stellen, der Euch nach dem Munde redet, anstatt Euch zu beraten.«
»Nur frei heraus«, sagte Enno mit bemühter Ruhe. »Ihr wart ein treuer Diener meines seligen Vaters. Es ist gewiss nicht leicht für Euch, Euch auf die neue Zeit einzustellen. Ich bin eben anders als mein Vater.«
»Ihr sprecht es aus, wie es ist«, antwortete Beninga und deutete müde eine Verbeugung an.
»Doktor Rimbert ist soeben angekommen«, meldete ein Bediensteter.
»Was fällt dir ein, hier so hereinzuplatzen? Was ist das für ein Benehmen?«, herrschte Graf Enno seinen Diener an. »Dies ist die letzte Meldung, die du hier gemacht hast. Ab jetzt kannst du bei den Pferden ausmisten. Melde dich beim Stallmeister!«
Zitternd und mit hochrotem Kopf verbeugte sich der Bedienstete und verließ den Raum. Lübbert Rimberti blieb noch einen Moment in der geöffneten Tür stehen und trat dann ein.
»Hier liegt es: Hillersum!« Graf Enno klopfte energisch mit dem Nagel des Zeigefingers auf die ausgebreitete Karte. Er nickte Drost Eggerik Beninga zu, der Rimberti die Sachlage genauer erklärte.
»Es handelt sich um eine Herrlichkeit. Hillersum hat etwa vierhundert Einwohner. In Hillersum steht eine dem heiligen Nikolaus geweihte Kreuzkirche. Außerdem hat der Ort eine kleine, aber gut befestigte Burg. Dann gehören zur Herrlichkeit noch die beiden Kirchdörfer Rickertsum und Folkmershusen, das kleine Dorf Uiterweer und noch ein paar Bauernschaften. Außerdem gibt es dort das Klostervorwerk Oldekamp.«
Beninga zeigte die Orte auf der Karte an und Rimberti versuchte, sich daran zu erinnern, ob er jemals dort gewesen war.
»Folkmershusen hat einen Hafen«, fuhr der Drost fort. »Das Land ist fruchtbar, der Hafen verzeichnet einen lebhaften Handel. Es gibt tüchtige Handwerker. Insgesamt leben etwas mehr als tausend Menschen in der Herrlichkeit. Was seht Ihr mich an, verehrter Doktor Rimberti? Vermutlich seid Ihr dort schon gewesen und kennt Hillersum durch eigene Anschauung.«
»Ich frage mich: Warum verkauft jemand ein so blühendes Territorium mit diesen wirtschaftlichen Möglichkeiten?«
»Der Besitzer der Herrlichkeit ist Häuptling Eilert Nanninga. Er hat viele Schulden. Durch seine Frau fallen ihm Güter in der Nähe von Oldenburg zu. Dorthin möchte er sich zurückziehen. Er will mit den Geldern für den Verkauf seine Schulden begleichen, und mit dem Rest will er behaglich leben.«
Rimberti zwinkerte Beninga zu. »Das bedeutet, dass in ein paar Jahren ein paar Güter zum Verkauf stehen, um Schulden zu begleichen.«
»Das soll dann nicht mehr unsere Sorge sein«, mischte sich Graf Enno ein.
»Und was ist Eure Sorge?«, fragte Rimberti.
»Die Herrlichkeit Hillersum liegt in der Grafschaft Ostfriesland«, stellte Enno fest. »Es gibt drei Kaufgebote. Eines stammt von mir, und eines stammt von Häuptling Manninga aus Pewsum. Ich denke, wir beide werden uns einigen können.«
»Und der dritte Bieter?«, fragte Rimberti. Er wusste, dass jetzt das Problem kam.
»Das dritte stammt von einem auswärtigen Hof.«
»Und er bietet mehr.«
»So ist es«, antwortete Enno kleinlaut.
»Karl von Geldern hat sein Interesse an der Herrlichkeit Hillersum bekundet«, erklärte Eggerik Beninga. »Wir haben Hinweise, dass es Verhandlungen zwischen ihm und Junker Balthasar von Esens gibt. Wir befürchten, dass die beiden sich verbünden wollen. Mein Vater hat vor vier Jahren Krieg gegen Balthasar geführt. Es gibt Hinweise darauf, dass Balthasar einen neuen Angriff plant. Er hat neue Truppen anwerben lassen, und es häufen sich Nachrichten von Überfällen auf Kaufleute und Handelsschiffe. Erst vor einer Woche hat er ein Schiff aus Emden aufgebracht, beladen mit Bier, Speck und einer großen Lieferung Salz. Bei einem nächsten Waffengang hätte Balthasar einen mächtigen Verbündeten: Herzog Karl von Geldern. Und die beiden hätten einen Stützpunkt mit Hafen und gut befestigter Burg mitten in unserem Land.«
»Ihr habt den Kaiser um Vermittlung angerufen, und er hat mich entsandt, damit ich ein juristisches Gutachten erstelle«, stellte Rimberti fest.
»Es sind mehrere Fragen zu bedenken«, entgegnete der Drost. »Es geht um die Frage, in welchem rechtlichen Verhältnis der Besitzer einer ostfriesischen Herrlichkeit zum ostfriesischen Grafen steht. Kann ein auswärtiger Regent wie Herzog Karl von Geldern überhaupt Besitzer einer ostfriesischen Herrlichkeit sein?«
»Verzeiht«, unterbrach Rimberti, »aber dahinter steht ja die Frage, ob die Herrlichkeiten überhaupt Bestandteil der Grafschaft Ostfriesland sind. Graf Ulrich nannte sich ›Graf in Ostfriesland‹ und nicht ›von Ostfriesland‹.«
Graf Enno spürte, dass seine Autorität in Zweifel gezogen wurde, auch wenn er nicht genau verstand, um welche Frage es ging. »Man merkt Euch an, dass Ihr in einer Herrlichkeit aufgewachsen seid, Doktor Rimberti. Aber die Ära der Häuptlinge ist zu Ende. Vorbei sind die Zeiten, wo die Häuptlinge sich gegenseitig befehden und Unglück über das Land und seine Einwohner bringen.«
Rimberti entgegnete dem Grafen freimütig: »Ihr braucht ein juristisches Gutachten, das den Verkauf der Herrlichkeit an Balthasar oder an Karl von Geldern für unrechtmäßig erklärt.«
Graf Enno legte Rimberti die Hand auf die Schulter. »Wir sprechen die gleiche Sprache. Und mein Ansinnen ist durchaus nicht unrechtmäßig. Ich habe schon Briefe mit Königin Margarete gewechselt. Sie nimmt als Statthalterin für ihren kaiserlichen Neffen die Regierungsgeschäfte von den Niederlanden aus wahr. Königin Margarete hat im Namen des Kaisers zwei Juristen beauftragt, die Sache im Sinne Herzog Karls von Geldern zu untersuchen.«
»Van Woerden und Haykema?«
»Ihr habt die beiden schon kennengelernt?«
Rimberti nickte.
»Zwei ältere Herren, die man mit einem guten Fässchen Wein und ein wenig Gold wohl in unser Fahrwasser lenken kann«, warf Graf Enno ein.
»Zwei hochgebildete und scharfsinnige Juristen mit viel Lebenserfahrung. Man darf die beiden auf keinen Fall unterschätzen«, entgegnete Rimberti.
»Dann ist da noch die Sache mit Uiterweer«, bemerkte Drost Beninga.
Graf Enno warf Beninga einen finsteren Blick zu. Beninga hielt dem Blick stand.
»Ach, das ist eigentlich keine Sache.« Graf Enno machte eine wegwerfende Handbewegung. »An sich sind die Verhältnisse klar. Mit dem Kloster gehen auch seine Güter in den Besitz des Fiskus über.«
»In Uiterweer liegen drei große Höfe, die Eilert Nanningas Vater dem Kloster Ihlow übereignet hat.« Beninga sprach Rimberti direkt an und überging Graf Ennos Bemerkungen wie die eines ungezogenen Schülers. »Mit dieser Übereignung war eine Bedingung verknüpft. Aus den Einnahmen der Höfe soll ein Priester bezahlt werden, der täglich eine Messe für die Häuptlingsfamilie liest. Und es soll jährlich ein festgelegter Betrag für das Klostervorwerk Oldekamp gestiftet werden. Dort wird ein bisschen Landwirtschaft und Bienenzucht betrieben, und Kranke werden gepflegt.«
»Ihr wollt diese Güter einziehen?«, fragte Rimberti.
Drost Beninga wurde sichtlich verlegen, aber Graf Enno kannte diese Form von Schamgefühl nicht. »Mein lieber Rimberti, große Aufgaben liegen vor uns. Meinem Vater ist es leider nicht gelungen, seine Aufgaben zu erledigen. Schulen müssen gebaut und Wege angelegt werden. Wir müssen den Handel ausbauen. Und dann sind unsere Ansprüche auf Jever und das Harlingerland noch nicht durchgesetzt …«
»Krieg?«
»Doktor Rimberti, ich glaube kaum, dass Euer Brotherr, der Graf von Kringenberg, seine Gegner durch gutes Zureden überzeugt«, belehrte der Graf den Rechtsgelehrten und wies ihn gleichzeitig auf seinen untergeordneten Stand hin.
»Graf August von Kringenberg führt selten Krieg. Seine Feldzüge sind kurz und effizient. In der Regel pflegt er seine Gegner zu kaufen«, erklärte Rimberti, wohlwissend, dass er mit diesen beiläufig ausgesprochenen Worten den Neid Graf Ennos provozierte.
Die Grafschaft Kringenberg verfügte ähnlich wie Ostfriesland über sehr fruchtbare Böden. Darüber hinaus wurde Silber gefördert, und die Tatsache, dass sich im Städtchen Kringenberg zwei bedeutende Handelsstraßen kreuzten, brachte den Handel zu stetiger Blüte. Graf Augusts ungemein kluge Regentschaft tat ihr Übriges, diese kleine Grafschaft sehr reich zu machen. Rimberti dachte sogar einen Moment daran, seinem Dienstherrn den Kauf der Herrlichkeit vorzuschlagen.
»Gibt es Unterlagen, Dokumente, Vorverträge?«, fragte er.
Enno sah Beninga verstohlen an. Beninga erklärte: »Drost Haiko Ibenga hat die Vorverhandlungen geführt. Dabei wurden alte Urkunden gesichtet, und es konnten einige Punkte geklärt werden. Leider stehen uns diese Dokumente zurzeit nicht zur Verfügung. Drost Ibenga hat sie bei sich.«
»Gut, dann werde ich Haiko Ibenga aufsuchen und alles mit ihm besprechen.«
»Das ist leider nicht möglich«, sagte Beninga. »Der Drost hat zum Jahresanfang eine Reise zum Hof nach Brüssel unternommen, und er ist noch nicht zurückgekehrt. Wir haben lange nichts von ihm gehört. Seine Familie hat aber Briefe von ihm erhalten, sodass wir hoffen, dass ihm unterwegs nichts geschehen ist.«
»In diesem Fall hättet Ihr mit Sicherheit eine Nachricht bekommen«, stellte Rimberti fest. Er hoffte, in einem späteren Gespräch unter vier Augen mit Beninga die Dinge erörtern zu können, die ihm rätselhaft vorkamen und die in Gegenwart des Grafen wohl nicht offen angesprochen werden sollten.
»Was willst du?«, herrschte Graf Enno einen Bediensteten an, der verlegen in der Tür stand und von seinem Vorgänger anscheinend zu höchster Zurückhaltung ermahnt worden war.
»Der Amtmann ist hier. Es ist ein Mord geschehen.«
Graf Enno winkte den im Hintergrund stehenden Amtmann herein, der nach einer kurzen Verbeugung gleich zur Sache kam: »Euer Gnaden, ein schreckliches Verbrechen ist geschehen. Kaufmann Sanders wurde ermordet in seinem Kontor aufgefunden.«
»Jakob Sanders?« Graf Enno war sichtlich erschüttert, als der Amtmann mit einem Nicken die Bestätigung gab.
»Sanders ist einer der wohlhabendsten Kaufmänner in Norden«, raunte Beninga Rimberti zu.
Lübbert Rimberti nickte. Ihn ging die Sache eigentlich nichts an.
Lübbert Rimberti bewohnte zusammen mit seinem Schreiber drei Kammern in einem Nebengebäude des Hochgräflichen Hauses am Norder Markt. Das erste der beiden großen Zimmer diente Rimberti als Schreibstube. Ein Arbeitstisch mit Gesetzeswerken, Papier und Schreibgerät für ihn sowie ein kleinerer Tisch für seinen Schreiber waren aufgestellt. Das andere große Zimmer stand Rimberti als Schlafzimmer zur Verfügung, während der Schreiber in der kleineren Kammer untergebracht war. Eine Magd, die die Zimmer sehr sauber hielt, aber schlecht kochte, führte den Haushalt für die beiden.
Im schwächer werdenden Tageslicht las Rimberti die wenigen Unterlagen, die über den geplanten Verkauf von Hillersum existierten. Die Gesetzesbücher aus der Bibliothek des Grafen lagen stumm und schwer vor ihm. Rimberti wusste, dass es nicht um Recht, sondern um die Durchsetzung von Ansprüchen ging.
Die Glocken der Stadtkirche St. Andreas läuteten zum Abendgebet. Rimberti erhob sich von seinem harten Stuhl. Er wollte am Abendgottesdienst teilnehmen. Vielleicht würden ihm die Gesänge und Gebete helfen, etwas Abstand zu gewinnen und die Situation mit klarem Verstand zu durchdenken.
Als er das Haus verließ, folgte ihm jemand. Rimberti drehte sich um und erkannte den Bediensteten des Grafen, den dieser am Nachmittag zum Stalldienst abkommandiert hatte.
»Soll ich ein gutes Wort für dich einlegen?«, fragte Rimberti ihn. »Morgen treffe ich mit Graf Enno zusammen. Vielleicht kann ich etwas ausrichten.«
»Das könnt Ihr jetzt schon«, antwortete der Diener verlegen. Man merkte dem groß gewachsenen, an den Schläfen ergrauten Mann an, dass es ihn beschämte, auf die Fürsprache anderer angewiesen zu sein. »Ich bitte Euch, mir ohne Aufsehen zu folgen.«
Rimberti nickte und folgte dem Diener vorsichtig. »Wie lange bist du schon im Dienst des Grafen?«, fragte er.
»Seit einem halben Jahr. Ich war vorher Mönch im Kloster Ihlow. Ich wollte frei sein. Nun bin ich von einem Gottesdiener zu einem Menschenknecht geworden.«
Ennos Bediensteter lotste Rimberti in Richtung Hafen. Dann bog er in eine Lohne, die zum Neueweg führte. Bevor sie die Lohne verließen, schaute der Diener sich um. Weder hier noch auf dem Neueweg war jemand außer ihnen unterwegs. Sie betraten eines der erst vor Kurzem errichteten Häuser in dieser Straße, durch die das Norder Stadtgebiet nach Süden in Richtung Hafen erweitert worden war.
Rimberti war nicht erstaunt, dass Graf Enno in der Upkamer des Hauses auf ihn wartete. Überraschender für ihn war, den Mann wiederzusehen, der neben ihm am Fenster stand: Ulfert Fockena. Er und Rimberti hatten im letzten Jahr Freundschaft geschlossen, als sie im Auftrag Graf Ennos den Tod eines Mönches aufklären und einen Klosterschatz wiederbeschaffen mussten. Fockena war Häuptling einer kleinen Herrlichkeit in der Nähe von Aurich und hatte Ennos Vater, Graf Edzard, viele Jahre als Offizier und Berater gedient. Aus Verbundenheit zu Edzard stand Fockena auch dessen Sohn Enno hin und wieder zur Seite.
Rimberti deutete Fockenas für den Grafen nicht sichtbare Handbewegung als Zeichen, die Wiedersehensfreude nicht allzu deutlich zum Ausdruck zu bringen.
»Ihr wundert Euch vielleicht, verehrter Herr Doktor Rimberti, dass ich Euch noch einmal rufen lasse«, begann Enno mit gespielter Herablassung.
»Euer Diener hat mir nicht gesagt, wer mich erwartet. Er war überaus diskret«, antwortete Rimberti. »Aber ich nehme an, es geht um den Tod dieses Kaufmanns.«
Ulfert Fockena grinste und zwinkerte Rimberti zu, während Graf Enno sichtlich erschrocken war, dass man ihn so leicht durchschaute.
»Nun ja, Ihr habt mir während Eures letzten Aufenthaltes bei der Aufklärung eines rätselhaften Todesfalles geholfen«, setzte Graf Enno wieder an.
»Und er hat Euch den Klosterschatz aus Bendiktshusen zurückgeholt«, unterbrach ihn Fockena mit dröhnender Stimme. Enno drehte sich verärgert zu ihm um.
Rimberti antwortete: »Der Tod des Kaufmanns hat Euch beunruhigt.«
»Jakob Sanders war nicht irgendein Kaufmann. Er genoss in besonderer Weise mein Vertrauen und meine Wertschätzung. Er hat als Delegierter eine Reihe recht vorteilhafter Handelsabkommen für uns abgeschlossen. Er war ein wichtiger Kontaktmann zu den Hansestädten und in den Niederlanden. Seine Schiffe fahren sogar in die Ostsee.«
Rimberti hatte das Gefühl, dass in dieser Aufzählung etwas fehlte, das Ulfert Fockena später gewiss ergänzen würde.
»Ich wäre Euch nicht undankbar«, fuhr Graf Enno fort, »wenn Ihr während Eures Auftrages in Ostfriesland, der sich sicherlich nicht nur in meinem Anliegen erschöpfen wird, sondern gewiss auch Angelegenheiten Eures Landesherrn zum Inhalt haben wird, etwas Licht in diese unerquickliche Angelegenheit bringen könntet.«
Graf Enno wusste, dass Graf August von Kringenberg mehrere Höfe und andere Besitzungen in Ostfriesland zu eigen hatte. Lübbert Rimberti war als Beamter des Grafen für alle Verträge und juristischen Angelegenheiten dieser auswärtigen Besitztümer zuständig und hatte deshalb in größeren Abständen in Ostfriesland zu tun.
Da Rimberti nicht sogleich reagierte, raunte ihm Enno zu: »Es wird gewiss nicht von Nachteil für Euch und für die Angelegenheiten des Grafen August sein.« Graf Enno wusste ebenfalls, dass Graf August von Kringenberg starkes Interesse daran hatte, Handelsschiffe unter seiner Flagge segeln zu lassen, aber über keinen Hafen verfügte. Rimbertis Landesherr war darauf angewiesen, dass Graf Enno ihm einen zur Verfügung stellte. Graf Enno bot also eine Art Geschäft an.
Nun gut, dachte Lübbert Rimberti, das letzte Mal hatte Graf Enno Wort gehalten. Rechtsstreitigkeiten konnten im guten Sinne beigelegt werden, und mit einigen Kaufleuten aus der Grafschaft Kringenberg waren vorteilhafte Handelsverträge abgeschlossen worden.
»Womit hat Sanders gehandelt?«, fragte er.
»Mit allem«, antwortete der Graf eilig.
Rimberti sah ihn an und antwortete nicht.
Enno räusperte sich. »Seine Schiffe haben vor allem Wein, Honig und Obst hergebracht. Tuch und Waffen mitunter auch. Gehandelt hat er mit Korn, Butter, Fleisch und Fisch. Und Salz.«
Der Graf hatte das letzte so betont beiläufig erwähnt, dass Rimberti hellhörig wurde.
»Salz?«, fragte Lübbert Rimberti seinen Freund Ulfert Fockena, als sie nach dem Gespräch mit Graf Enno im Hinterzimmer eines Gasthofes drei Becher Wein und eine große Schüssel Fleischsuppe lang Erinnerungen ausgetauscht hatten. Jetzt waren sie beim vierten Becher Wein und einem gebackenen Huhn in der Gegenwart angekommen.
»Salz«, bestätigte Fockena. »Jakob Sanders wurde in seinem Kontor ermordet. Jemand muss durch das Fenster einen Armbrustbolzen auf ihn geschossen haben. Da Sanders hinter seinem Tisch an der Wand saß, fiel er nicht zu Boden, sondern sackte tot in seinem Stuhl zusammen. Der Mörder hat eine gute Handvoll Salz über ihn gestreut.«
»Das kann auch jemand anders gewesen sein.«
»Vielleicht. Aber vor gut drei Wochen wurde in Oldekamp eine Nonne ermordet. Man hat den Fall nicht weiter untersucht und vermutet einen Einbruchsversuch in das Kloster. Auch sie wurde mit einem Bolzen der Armbrust getötet, und jemand hat die Tote mit Salz bestreut.«
»Wer sollte in ein Kloster einbrechen?«, fragte Rimberti. »Graf Enno hat die Klöster und Kirchen doch gründlich ausgeplündert. Da gibt es nun wirklich nichts mehr zu holen.«
»Und schon gar nicht im Klostervorwerk Oldekamp«, antwortete Ulfert Fockena und wischte mit einem Stück Brot die Schüssel aus. »Dort gibt es nur Bienen und ein bisschen Ackerland. Ein paar Kranke werden gepflegt, und ein paar Handschriften werden angefertigt. Kein lohnendes Ziel für einen Räuber. Wozu sollte auch jemand am helllichten Tag mit einer solchen Waffe dort einbrechen?«
»Sehe ich das richtig, dass der Graf auch dich mit der Lösung des Falles beauftragt hat?«
»Es gibt keinen Fall. Jakob Sanders war einer der reichsten Kaufmänner Ostfrieslands. Offiziell ist er bei einem …«
»Er ist bei einem Einbruch getötet worden. Ja?«, unterbrach Lübbert Rimberti den Freund.
»So ist es. Eggerik Beninga soll Erkundigungen einziehen, und wir sollen ihm dabei helfen«, bestätigte Fockena.
»Dafür, dass es eigentlich kein Fall ist, betreibt Graf Enno ja einen ziemlichen Aufwand.«
»Sanders war mit der Abwicklung der Kirchenschätze beauftragt. Er hat für Graf Enno einen Großteil der Wertgegenstände aus den Klöstern und Kirchengemeinden zu Geld gemacht.«
Einen Moment schwiegen die Freunde und widmeten sich dem gebackenen Huhn. Im letzten Jahr hatte Graf Enno begonnen, unter dem Deckmantel des evangelischen Glaubens alle Schätze und Wertgegenstände aus Kirchen und Klöstern einzuziehen. Ganze Wagenladungen mit Kelchen, Leuchtern, kostbar eingefassten Büchern, Monstranzen, Messgewändern und anderen Wertsachen hatte er durch seine Leute beschlagnahmen lassen, die sogleich einen erheblichen Teil der Kirchenschätze als Aufwandsentschädigung für sich abgezweigt hatten.
»Also: zuerst die Nonne oder den Kaufmann?«, fragte Rimberti.
Ulfert Fockena grinste. »Zuerst den Kaufmann, der ist noch frisch.«
Rinelde Sanders blickte einen Moment auf, als Lübbert Rimberti und Ulfert Fockena in den Raum geführt wurden. Die Witwe des ermordeten Kaufmanns war eine große, schwere Frau mit teigigem Gesicht. Ihre Haare waren ganz unter der enganliegenden Haube verschwunden, was ihr Gesicht noch runder wirken ließ. Mit Herablassung hörte sie sich die Beileidsbekundungen der beiden an und beugte sich wieder über ihre Papiere.
»Ich danke Euch für Euer Mitgefühl«, sagte sie tonlos und tauchte die Feder in die Tinte. »Mein Mann hatte natürlich keine Gelegenheit, uns ein bestelltes Haus zu hinterlassen. So ist es meine Aufgabe, alles zu ordnen. Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr Euer Anliegen gleich vorbringen würdet. Ich habe viel zu tun.« Kratzend schrieb Rinelde Sanders etwas auf ihr Papier und blickte dann Fockena und Rimberti ungeduldig an.
»Verzeiht, dass wir Euch an einem so jammervollen Tag mit Fragen belästigen müssen«, begann Ulfert Fockena salbungsvoll. »Aber Graf Enno schätzte Euren Gatten als Freund und als Kaufmann. Ihm ist sehr daran gelegen, den Mörder schnell zu finden und zu bestrafen.«
Rinelde Sanders legte die Schreibfeder beiseite und nickte. »Stellt Eure Fragen.«
»Ist etwas aus dem Kontor Eures Mannes entwendet worden?«, fragte Lübbert Rimberti.
Rinelde Sanders schüttelte den Kopf. »Davon weiß ich nichts. Mein Mann hatte sein Geld gut versteckt und verschlossen. In seinem Kontor hatte er immer nur ein paar Münzen in einem Schrankfach. Und die sind noch alle da.«
»Ihr hattet schon Gelegenheit, Euch davon zu überzeugen?«, fragte Rimberti so höflich wie möglich.
Rinelde Sanders’ Blick wurde eisig. »In unserem Kontor wimmelt es von Kunden und Bediensteten. Da sollte niemand in Versuchung geführt werden.«
Es polterte an der Tür, und ein hagerer Mann mit rotem Gesicht stolperte herein. Die Kleidung aus elegantem schwarzem Tuch passte nicht zu seiner ungepflegten Erscheinung. Das Haar stand nach allen Seiten ab, der Bart war seit Tagen nicht gestutzt und die Kleidung an Brust und Bauch bekleckert.
»Schwager Berend, was habt Ihr hier zu suchen?«, fragte Rinelde Sanders mit tadelndem Unterton.
»Ich wollte nachsehen, wie es mit Euch steht, liebe Schwägerin«, brachte der Mann mit schwerer Zunge vor.
»Immerhin sehe ich, dass Ihr noch steht. Das ist um diese Tageszeit schon sehr bemerkenswert, lieber Schwager«, entgegnete die Witwe schroff.
»Ich …« Der Mann suchte nach Worten. »Er war nicht nur Euer Mann, er war auch mein geliebter Bruder.« Tränen standen in seinen geröteten Augen. Er schniefte und wischte sich mit dem Ärmel die Nase.
Für einen Moment schien Rinelde Sanders von Mitleid berührt. »Ich danke Euch für Euren Besuch. Wir reden später.«
Der Mann druckste. »Auch wenn das jetzt etwas unpassend ist: Vielleicht könnt Ihr mir aus einer kleinen Verlegenheit helfen. Dringende Geschäfte, versteht Ihr?«
Rinelde Sanders’ Gesicht wurde hart. Wortlos griff sie in einen Lederbeutel und holte ein paar Münzen heraus, die sie auf die Tischkante legte. Sie sah nicht hin, als ihr Schwager sich mit ungelenkem Schritt näherte und die Münzen umständlich von der Tischkante nahm.
»Dank Euch für die Hilfe«, sagte Berend Sanders mit übertriebener Ergebenheit. »Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Ich werde in dieser schweren Zeit unerschütterlich zu Euch stehen.« Er deutete eine Verbeugung an und schwankte hinaus.
»Auch das ist ein Erbteil, welches mein Mann mir hinterlässt«, erklärte Rinelde Sanders ungerührt.
»Wird er etwas erben?«, fragte Ulfert Fockena.
»Nein. Mein Schwiegervater hat das Geschäft Jakob hinterlassen. Berend ist der Ältere. Aber er hat es nie zu etwas gebracht. Berend hat beim Tod meines Schwiegervaters eine Leibrente und lebenslanges Wohnrecht im Elternhaus bekommen. Dieses Erbe kann er nicht versaufen. Mein Schwiegervater war ein weiser Mann. Das Elternhaus selbst ist dem Kloster Ihlow überschrieben worden und wird nach Berends Ableben ganz dem Kloster zugutekommen. Es gibt noch einen dritten Bruder. Er heißt Konrad und ist auf eigenen Wunsch in dieses Kloster eingetreten. Er ist dort Bibliothekar.«
»Und mit dem Haus hat er sich gewissermaßen in das Kloster eingekauft«, stellte Ulfert Fockena fest.
»Es bedarf schon eines gewissen Wohlstandes, um das Armutsgelübde ablegen zu können«, erwiderte Rinelde Sanders.
»Jemand hat Salz auf Euren Mann gestreut. Habt Ihr eine Vermutung, was das zu bedeuten hat?«, fragte Lübbert Rimberti. »Hat Euer Mann auch mit Salz gehandelt?«
»Mein Mann hat zusammen mit Hilko Boyen mit Salz gehandelt«, antwortete die Witwe. »Das meiste Salz wird verkauft. Das Fleisch wird damit eingepökelt und überallhin verkauft. Aber etliche Fässer mit Salz verkaufen wir auch nach Westfalen oder verschiffen es in die Ostsee. Und nun, meine Herren, bitte ich Euch, mich allein zu lassen. Ich trauere um meinen Mann und bitte um Euer Verständnis.«
Rimberti und Fockena erhoben sich und verließen den Raum. Als Rimberti sich noch einmal zu Rinelde Sanders umwandte, um ihr einen Abschiedsgruß zu entbieten, war sie schon wieder in ihre Arbeit vertieft und schrieb mit ihrer Feder auf das Papier.