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Ausgrenzung tut weh, besonders, wenn es in der eigenen Familie passiert. Das Leid, das ungeliebte Kind oder das schwarze Schaf zu sein, macht keineswegs an den Grenzen der Herkunftsfamilie halt, meist überschattet es das weitere Leben der Betroffenen, wirkt sich auf ihr Selbstwertgefühl und ihre Beziehungen aus. Der Psychotherapeut und Mobbing-Spezialist Peter Teuschel zeigt hier die vielen Facetten von ungerechter Behandlung und systematischer Benachteiligung in der Familie bis hin zu häuslicher Schikane und Ausgrenzung. Er gibt Einblick in die Familiendynamik, die hinter solchem Verhalten stehen kann. Für schwarze Schafe ist es ein erster Schritt der Befreiung, um diese Zusammenhänge zu wissen. Dann können sich Wege auftun, dieses »Schicksal« hinter sich zu lassen.
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Seitenzahl: 394
Peter Teuschel
DASSCHWARZESCHAF
Benachteiligungund Ausgrenzungin der Familie
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Klett-Cotta
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© 2014 by J.G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg unter Verwendung eines Fotos von VH-7 Medienküche GmbH, Stuttgart
Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Printausgabe: ISBN 978-3-608-94802-8
E-Book: ISBN 978-3-608-10677-0
PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20235-9
Dieses E-Book entspricht der 1. Auflage 2014 der Printausgabe
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in dr Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
Für meine Söhne
Moro und Max
Vorwort:Was hat der Schäfer gegen schwarze Schafe?
Teil IVom Gefühl, das schwarze Schaf zu sein
Ein großes Unbehagen
Schuld und Scham
Von der Oma bis zum Enkel
Wir wollen mitspielen!
Die Familie: ein Auslaufmodell?
Teil IIKuckuckskinder, Sonnenvögel und Normalos
Mit zweierlei Maß
Darwin im Kinderzimmer
Enterbt – entliebt
Kuckuckskinder und Sündenböcke
Weiße Schafe, leuchtend weiß
»Flieg für mich, Sonnenvogel«
Nicht ernst genommen: bunte Schafe
Die »Normalos«
Patchwork-Probleme
Die Mausefalle
Mitleid mit Pechmarie?
Horror
Teil IIITatort Familie
Zum schwarzen Schaf gemacht
Vernachlässigung
Kein Geld, krank, überfordert
Ausgeschaltet
Unreife Eltern
Gestörte Persönlichkeiten
Aus dem Gleichgewicht
»High Expressed Emotions«
Pylonen und schwarze Löcher
Kaltes Kalkül
Am Abgrund: Lust und Rausch
Familien-Mottos
Du gehörst mir
Ohne dich kann ich nicht leben
Nur zu deinem Besten
Das bleibt unter uns
Bloß nicht ans Eingemachte
Einer für alle, alle für einen
Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund
Teil IVÜberschattetes Leben
»So ein mulmiges Lebensgefühl«
»Wo ich nicht bin, da ist das Glück«
Selbstwert und Vergleich
Ruhelos, heimatlos
Depression, Angst, Verbitterung: Wenn »Familie« krank macht
Schwarze Schafe in ihrem Umfeld
Das schwarze Schaf als Partner
Das schwarze Schaf als Mutter oder Vater
Das schwarze Schaf am Arbeitsplatz
Teil VImpulse, Wege, Wackersteine
Das Ziel und der Weg
Den Kopf frei bekommen
Die heilige Familie
Das steht mir doch zu
Gerechtigkeit
Blut ist dicker als Wasser
Stärker werden, achtsam sein
Impulskontrolle
Positive Selbstwahrnehmung
Kontakte knüpfen
Schluss mit der Selbstüberforderung
Anker und Achtsamkeit
Von Narzissen und Rosen
Krisen meistern
Blumen unter dem Schnee
Ordnung schaffen
Wohin mit dem Schmerz?
Wenn gar nichts hilft: der Rucksack
Hilfe holen
Schönheit und Stolz schwarzer Schafe
Nachwort
Literaturverzeichnis
Ich danke
WAS HAT DER SCHÄFER GEGEN SCHWARZE SCHAFE?
»Schau mal, Papa, Schafe!«
»Ja, eine ganze Herde. Und da hinten, da sitzt der Schäfer.«
»Wollen wir näher rangehen? Die beißen doch nicht, oder?«
»Nein, die sind friedlich. Schau mal, da sind auch ein paar kleine dabei.«
»Ui, süüß! Lass uns hingehen! Guck, das eine Schaf ist total schmutzig!«
»Das ist nicht schmutzig, das gehört so. Es ist ein schwarzes Schaf.«
»Wieso ist das schwarz? Ist das besonders wertvoll, das schwarze Schaf?«
»Nein, in jeder Herde gibt es ein, zwei schwarze Schafe. Die kommen so zur Welt. Der Schäfer mag die gar nicht so gerne, die schwarzen.«
»Was hat der Schäfer gegen die schwarzen Schafe?«
»Der Schäfer hält die Schafe nicht so zum Spaß. Sondern wegen der Wolle. Wenn sie so richtig wuschelig sind, dann werden die Schafe geschoren. Die Wolle kann der Schäfer dann verkaufen.«
»Geschoren? Tut das weh?«
»Nein, das ist so wie Haare schneiden.«
»Uahh!«
»Okay, es ist viel weniger schlimm als Haare schneiden.«
»Kann der Schäfer das schwarze Schaf nicht auch scheren?«
»Doch, das macht er auch. Aber für die schwarze Wolle bekommt er nicht so viel. Die kann man nicht so gut färben wie die weiße.«
»Deshalb mag der Schäfer das schwarze Schaf nicht so gern?«
»Deshalb hat er die weißen lieber.«
»Hm. Wozu ist das dann gut, das schwarze Schaf?«
An der Familie kommen wir nicht vorbei. Wir alle stammen aus Familien. Die meisten von uns kennen ihre Eltern und, wenn vorhanden, Geschwister. Für all diejenigen, die in Heimen oder Pflegefamilien aufgewachsen sind, wird diese Umgebung zu einer Ersatzfamilie.
Die Beziehung zu unseren Angehörigen ist unsere erste soziale Erfahrung. Sie prägt uns, bestimmt unser Lebensgefühl über weite Strecken, wir können uns ihr nicht entziehen. In unsere Familie werden wir hineingeboren, wir werden nicht gefragt und haben keine Wahl. Insofern ist Familie Schicksal.
Haben wir Glück und meint es das Schicksal gut mit uns, wachsen wir umsorgt und geliebt auf. Wir machen die Erfahrung, dass Beziehungen gut und wir liebenswert sind. Auf dieser Basis können wir als erwachsene Menschen wiederum gute Beziehungen führen, Bindungen eingehen, uns beruflich etablieren, kurz, unseren Weg als ausgeglichene und selbstbewusste Menschen finden.
Mit etwas weniger Glück aber stehen wir vor einem Problem. Die Erfahrung, innerhalb der Familie nicht ausreichend geliebt zu sein, gar zurückgewiesen zu werden, prägt sich tief in unsere Seele ein. Besonders wenn wir den Eindruck haben, dass andere Mitglieder der Familie uns vorgezogen werden, mehr Zuneigung und Aufmerksamkeit erhalten, mehr Anerkennung bekommen, ernster genommen werden, entsteht ein negatives Lebensgefühl. Es ist gekennzeichnet durch ein quälendes Unbehagen, durch Empfindungen eigener Unzulänglichkeit, das Gefühl, nichts zu gelten oder sich ständig etwas beweisen zu müssen.
Es ist das Gefühl, das schwarze Schaf zu sein.
Wenn ich Berichte von Menschen höre, die dieses Lebensgefühl in sich tragen, ist deren Blick meist gesenkt. Wenn man sich von der eigenen Familie ausgegrenzt fühlt, kann man anderen schwer in die Augen blicken. Viele dieser Frauen und Männer sind ratlos, sie fragen sich, was sie »falsch gemacht«, wodurch sie dieses Los »verdient« haben. Sie sind innerlich ständig auf der Suche nach dem Weg, diese Rolle abzuschütteln und sich doch noch als vollwertiges Mitglied der Familie fühlen zu dürfen. Die Zuneigung des Lebenspartners, der Erfolg im Beruf, all das scheint nichts zu wiegen im Vergleich zu ihrer belastenden Erfahrung in der eigenen Familie.
Manche Menschen, die als schwarze Schafe zu mir zum Gespräch kommen, bringen dieses Thema gleich mit, sie packen direkt aus und erzählen viele, viele Beispiele, so als müssten sie mich überzeugen, dass sie sich das alles nicht nur einbilden. Andere umkreisen das Thema wie die Katze den sprichwörtlichen heißen Brei. Über alles andere in ihrem Leben scheinen sie lieber zu sprechen als über die beschämende Erfahrung, gegenüber der Schwester oder dem Bruder benachteiligt worden zu sein oder immer noch zu werden. Wieder andere berichten über eine »normale« Kindheit. Sie haben sich eine Version von Familie zurechtgelegt, die nicht der Realität entspricht. »Natürlich haben meine Eltern mich geliebt«, höre ich dann, und ich lasse das so stehen. Ich frage auch zunächst nicht nach, was eine »normale« Kindheit ist. Erst später, wenn Vertrauen aufgebaut ist, zeigt sich, dass die Benachteiligung in der Kindheit, die oft bis zur Gegenwart andauert, gar nicht mehr als etwas Besonderes wahrgenommen wird. Diese Frauen und Männer haben die Rolle des schwarzen Schafes so sehr verinnerlicht, dass sie sie nicht mehr hinterfragen, ja, sie sehen sie gar nicht als Problem in ihrem Leben. Die Erkenntnis, dass doch nicht alles so »normal« war und immer mehr Erinnerungen auftauchen an Benachteiligungen, Zurückweisungen und Liebesentzug, ist dann meist sehr schmerzlich.
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