DAS STERNENTOR - Stephen Robinett - E-Book

DAS STERNENTOR E-Book

Stephen Robinett

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Beschreibung

Spionage in einer nicht allzu fernen Zukunft: Zwei Wirtschafts-Giganten bekämpfen einander um den höchsten Einsatz. Dabei geht es nicht nur um einen Milliarden-Profit, sondern auch um die Zukunft des gesamten Sonnensystems...

Stephen Robinetts Zukunfts-Vision – erstmals im Jahr 1976 veröffentlicht – vereint Spionage, Abenteuer und Humor in einem Roman, der nicht nur SF-Fans, sondern auch die Freunde außergewöhnlicher Spannungsliteratur begeistern wird.

Das Sternentor erscheint in der Reihe APEX SCIENCE-FICTION-KLASSIKER.

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STEPHEN ROBINETT

Das Sternentor

Roman

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 51

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DAS STERNENTOR 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Zwölftes Kapitel 

Dreizehntes Kapitel 

Vierzehntes Kapitel 

Fünfzehntes Kapitel 

Sechzehntes Kapitel 

Siebzehntes Kapitel 

Achtzehntes Kapitel 

 

Das Buch

Spionage in einer nicht allzu fernen Zukunft: Zwei Wirtschafts-Giganten bekämpfen einander um den höchsten Einsatz. Dabei geht es nicht nur um einen Milliarden-Profit, sondern auch um die Zukunft des gesamten Sonnensystems...

Stephen Robinetts Zukunfts-Vision – erstmals im Jahr 1976 veröffentlicht – vereint Spionage, Abenteuer und Humor in einem Roman, der nicht nur SF-Fans, sondern auch die Freunde außergewöhnlicher Spannungsliteratur begeistern wird.

Das Sternentor erscheint in der Reihe APEX SCIENCE-FICTION-KLASSIKER.

DAS STERNENTOR

Erstes Kapitel

Verzweifelt? Vielleicht. Ich sehe das lieber als die Fähigkeit, eine Gelegenheit beim Schopf zu packen. Gewiss, es war die einzige Gelegenheit, die sich bot, aber Gelegenheit bleibt Gelegenheit, ob allein oder in einer Herde.

Anfang März beschloss irgendein Magnat bei Standard Konstruktion und Technik, die Niederlassung in Los Angeles, meine Niederlassung, zu schließen. Wäre meine Nase weiter vom Zeichenschirm weggewesen, ich hätte es kommen sehen.

Das Beil fiel an dem Tag, nachdem Dolores meinen Heiratsantrag angenommen hatte. Am nächsten Morgen im Büro war ich immer noch blasiert. Ich hatte keinen besonderen Grund dafür. Ich wusste, dass Dolores annehmen würde. Wenn sie nein sagte, würde einer von uns ausziehen müssen. Sie hatte noch drei Monate Jurastudium und das Examen vor sich. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, dass Dolores ihr Studium abschloss, während ich Erfahrungen als Ingenieur sammelte. Danach wollten wir unsere Beziehung überprüfen. Wenn sie funktionierte, wollten wir die Option wahrnehmen. Es sah so aus, als funktioniere sie, also gedachte ich den Termin vorzuverlegen.

In der Nacht, als ich sie fragte, konnte ich nicht einschlafen. Ich warf mich hin und her, legte mir das Kissen auf den Kopf, hörte eingebildete Schritte im Haus und ein paar echte, die vom Hund. Hund - das ist sein Zuname - konnte auch nicht schlafen. Dolores, die immer schlafen kann, lag ausgestreckt neben mir. Sie hat das Erdbeben von T8 verschlafen, als hätte jemand ihre Wiege geschaukelt. Gegen Mitternacht weckte ich sie.

»Dolores.«

»Hmm?«

»Wach auf.«

»Hmm?«

»Dolores.«

»Schon aufstehen?«

»Nein. Wach auf.«

»Hmm?«

Am Morgen hat sie dasselbe Problem.

»Ich will mit dir reden.«

Sie drehte sich herum und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ich hatte die Leselampe angeknipst. Sie legte die Hand über die Augen.

»Was ist denn?«

»Ich habe nachgedacht.«

»Ich habe geschlafen.« Sie drehte sich auf den Bauch, den Kopf von mir abgewandt, war fast wieder hinüber.

»Dolores.«

»Was?«

»Du hast einen hübschen Rücken.«

»Weck mich nicht, Bobby.« Selbst meine Mutter nennt mich nur selten Bobby. Ich nehme es hin.

»Dolores.«

»Hmm?«

»Wir wollen heiraten.«

»Okay.«

Ich setzte mich auf und starrte erfreut ihren braunen Rücken an. Ich hatte Widerspruch erwartet, logisch, juridisch, irrelevant. Sie wird so durch ihr Studium, mäkelig.

»Ist das dein Ernst?«

Schweigen.

»Dolores?«

Sie schlief.

Am nächsten Morgen fragte ich, ob sie sich an unser Gespräch erinnere. Sie schmierte Honig auf eine Scheibe Toast und bestreute ihn mit Zimt, bevor sie antwortete.

»Klar.« Sie biss eine Ecke ab.

»Klar was?«

»Klar erinnere ich mich.« Sie kaute. »Du hast mir einen Heiratsantrag gemacht. Ich habe okay gesagt.« Sie biss wieder in den Toast und grinste um den Bissen herum.

Ich war blasiert, als ich ins Büro kam. Mir gefiel das. Zusammenleben hat seine Vorteile, aber Heirat bietet eine Verheißung. Lebt man zusammen, kann sie immer gehen. Verheiratet ist die Frage, bleibt sie? Ein subtiler, aber bedeutsamer Unterschied.

Beim Kaffee sagte ich es Bernie Mitchel, dem anderen Ingenieur in meiner Abteilung. Bernie hat vier Kinder und versteht etwas von der Ehe. Außerdem versteht er etwas von Planungstechnik. Ich lernte bei der Arbeit in zwei Jahren mehr von Bernie als in sieben Jahren auf der Hochschule. Als ich in Berkeley das Examen ablegte und bei Standard anfing, dachte ich, Konstruktionsplanung wird mit Zeichenschirm und meiner gediegenen Phantasie gemacht. Man hat die Idee, zeichnet sie auf den Bildschirm, lässt den Computer alles korrigieren, was die Parameter des vorgesehenen Materials überschreitet, und eine Blaupause ausdrucken. So einfach war das in der Schule. Keiner musste das, was wir in der Schule konstruierten, auch bauen.

Bernie nahm mich mit einer meiner ersten Blaupausen mit in die Werkstatt und forderte mich auf, das Ding zu bauen. Der Teil war ein Lagerlaufring für den Drehzapfen eines Jenson-Tores alter Art. Bei jedem Schritt stritten die Leute mit mir.

Als erstes beklagte sich Folley, der Werkstatt-Computermann, ich hätte die Toleranzen zu knapp angesetzt. Ich zitierte Theorie. Das Metall halte es aus. Der Werkstattcomputer könne den Entwurf verarbeiten. Was er noch wolle? Er gab einen Knurrlaut von sich. Als das Programm eingegeben war, bekam der Fertigungsspezialist einen Anfall. Er stürmte in mein Büro und fuchtelte mit dem Antrag herum. Er würde einen Großteil der Maschinenwerkzeuge bestellen müssen, teilte er mir mit und erkundigte sich, ob ich wüsste, was jedes einzelne koste. Ich wusste es nicht. Er machte es mir klar, Stück für Stück. Er teilte mir ferner mit, eine Drehbank sei weder ein Übermensch noch übersinnlich. Sie könne nur tun, was man ihr auftrage. Eine Fräsmaschine, so erfuhr ich, habe keine Akrobatenausbildung erhalten. In Zukunft sei ich aufgefordert, wenn das mein Minigehirn nicht zu sehr beanspruche, Teile zu entwerfen, die er mit seinen vorhandenen Maschinen herstellen könne. Zu eben diesem Zweck befinde sich ein Kontrollprogramm in meinem Sichtgerät. Er ging.

Vier Tage später stand das Muster eines Lauflagerringes zur Prüfung auf meinem Schreibtisch. Ich ging damit in Bernies Büro. Er grinste. Das Grinsen brachte mich aus der Fassung.

»Haben Sie etwas gelernt?«

Ich nickte.

»Ziemlich viel.« Ich berichtete von Folleys Toleranzen und Werkzeugmaschinen und fügte hinzu, dass man von Ingenieuren allgemein wenig zu halten schien.

»Nur von neuen Ingenieuren«, erwiderte Bernie und griff in eine Schreibtischschublade. Er zog einen Lagerlaufring heraus und gab ihn mir.

»Sehen Sie sich das an. Gründlich.«

Es hätte der Laufring sein können, den ich entworfen hatte. Die wenigen Unterschiede waren bedeutungslos.

»Wo haben Sie das her?«

»Teilekatalog.«

Ich muss rot geworden sein. Er grinste. Ich hatte praktisch die Schreibmaschine ein zweites Mal erfunden. Warum ein Teil konstruieren und herstellen, das eigene Maschinenprogramme und spezielle Einrichtungen benötigte, wenn man es zum halben Preis aus einem Katalog bestellen kann? Ich lernte viel von Bernie.

An dem Tag, als ich die schlechte Nachricht erhielt, erzählte ich Bernie, dass ich heiraten würde.

»Dolores?«

»Ja.«

»Wann?« Es klang nicht gerade begeistert.

»Wir haben uns noch nicht festgelegt. Aber bald.«

Er nickte und verdaute die Nachricht.

»Sie scheinen nicht übermäßig erfreut zu sein«, sagte ich.

»Offen gesagt, ich habe auch Neuigkeiten, aber schlechte.«

»Connie ist schon wieder schwanger?«

»Schlimmer.«

Ich sah es kommen. Ich wurde entlassen.

»Schlimmer?«

»Die Niederlassung Los Angeles wird geschlossen.«

»Mir hat Phoenix schon immer gefallen«, sagte ich, auf eine Versetzung hoffend. Die Zentrale war in Phoenix.

»Keine Versetzungen.«

»Wann haben Sie das gehört?«

»Heute früh. Ich bin hier der Dienstälteste, bekam die frohe Nachricht also als erster zu hören.«

»Sie werden auch gefeuert?«

»Das steht in dem Brief mit meinem Abfindungsscheck. Ich telefoniere den ganzen Vormittag herum. Ich hielt es nur für fair, Sie auch an den Start zu schicken. Die Abfindung beträgt zwei Wochen für jedes Jahr bei der Firma. Sie bekommen einen Monat, mit Wirkung vom Freitag.«

»Aber...«

»So ist das. Patterson von Phoenix wird es Ihnen heute Nachmittag irgendwann sagen.«

Ich fühlte mich wütend, verstört, niedergeschlagen und verwirrt. Ich hatte mich auf dem Karussell vom Pferd hinausgelehnt und nach dem goldenen Ring gegriffen, ihn auch erwischt - um die Hand zu öffnen und sie leer zu finden.

Patterson rief am Nachmittag an. Als ich sein hageres Gesicht auf dem Bildschirm sah, fauchte ich: »Ich weiß, ich weiß. Vielen Dank« und legte auf. Ich hatte Patterson nie leiden können. Er gehörte zu den Leuten, die gern schlechte Nachrichten überbringen. Ich genoß es, ihn einfach abzuschalten.

Am Abend sagte ich es Dolores.

»Und?«

»Und damit habe ich keine Stellung mehr.«

»Und?«

»Und in der voraussehbaren Zukunft haben wir vielleicht nichts zu essen.«

»Ich bin ohnehin zu dick. Das ist die Mexikanerin in mir.«

»Mach keine Witze. Das ist ernst.«

»Du bekommst einen anderen Posten.«

»Sieht nicht so aus. Schau dir das an.« Ich wedelte mit einer Technikerzeitung herum. »Die Leute wollen keine Konstruktionsingenieure, sondern Expediteure und Manager. Sie nennen sie nur Ingenieure.«

Sie studierte die Zeitung und machte ein Mäulchen. Dolores macht immer ein Mäulchen, wenn sie nachdenkt. Ich habe sie studieren und Zusammenfassungen von Prozessberichten schreiben sehen, nachdenkend, ein Mäulchen machend. Schließlich hob sie den Kopf und legte die Zeitung auf den Tisch.

»Du hast Recht. Vielleicht musst du eine andere Beschäftigung annehmen.«

Ich gab einen Brummlaut von mir. Sieben Jahre Studium und zwei als Konstrukteur befähigen selten jemanden dazu, Schuhe zu verkaufen. Schuhe zu entwerfen, vielleicht, aber verkaufen, nein.

»Was für eine Beschäftigung?«

Sie zuckte die Achseln.

»Schau dich um. Wir haben zwei Monate. Wenn wir bis über mein Examen hinwegkommen, kann ich dich unterhalten.«

»Wir müssen die Heirat auf schieben.«

»Warum?«

»Alles ist zu sehr...« Ich hob die Hände. »In der Schwebe.«

»Ich sehe nicht ein, was das für einen Unterschied macht. Wir leben doch jetzt auch zusammen. Wenn wir heiraten, leben wir weiter zusammen - dieselben Rechnungen, dasselbe Einkommen. Das bleibt sich alles gleich.«

»Nein.«

»Doch.«

»Ein Mann muss für seine Frau sorgen können.«

»Aber nicht für seine Freundin?«

Ich brummte etwas. Beim Gespräch mit Dolores beschränkt sich mein Beitrag oft auf Brummlaute. Es war etwas anderes. Sie Jura studieren zu lassen, mochte ein Fehler gewesen sein. Sie widersprach mehr.

Bis Freitag hatte ich mich mit meinem erzwungenen Ruhestand abgefunden. Ich arbeitete unter der Woche sehr wenig. Die meiste Zeit war ich am Telefon und ließ mich von Personalchefs abweisen. Für mein Ego war das hart. Der Mann von der Konstruktionsabteilung bei Spieler Interstellar war besonders ekelhaft. Er ließ nicht nur durchblicken Keine Sorge, wir rufen dich nicht an, er sagte es auch. Ich setzte ihn auf meine Liste verhasster Fremder, zusammen mit der Telefongesellschaft und den Inkassobüros.

Unmittelbar, nachdem ich meinen Schreibtisch ausgeräumt hatte, kam Bernie strahlend herein. Er hatte eine Stellung. Es stand auf jedem grinsenden Zahn geschrieben. Ich knurrte ihn an. Seine linke Braue stieg hoch.

»Feindselig?«

»Wären Sie das nicht?«

»Wenn ein Freund gute Nachricht bringt? Kaum.«

»Das ist keine Zeit für gute Nachrichten, Bernie. Ich habe gerade mit dem miesen Kerl von der Technik bei Spieler gesprochen.«

Bernie lächelte und nickte.

»Hoffentlich treffen wir ihn nachts einmal in einer dunklen Gasse.«

»Sie haben mit ihm gesprochen?«

»Gestern. Ein Unsympath.«

»Bei wem sind Sie eingestellt worden?«

»Merryweather Enterprizes.«

Ich pfiff durch die Zähne. Merryweather Enterprizes hatte trotz seines exzentrischen Eigentümers einen guten Ruf. Das Unternehmen zahlte gut, ließ die Leute in Ruhe arbeiten und steckte Geld in einige der einfallsreichsten Entwicklungsprogramme, die es gab. Von je zehn Projekten, aus denen nichts wurde, machte sich eines bezahlt und hielt sie alle über Wasser. Spieler Interstellar hatte die besseren Bilanzen, aber Merryweather Enterprizes trug zum Fortschritt von Wissenschaft und Technologie mehr bei. Wenn man über die beiden Firmen nur wusste, wem sie gehörten, hätte man das Gegenteil für zutreffend gehalten. Spieler selbst war Ende Dreißig, ein Finanzgenie, das in siebzehn Jahren ein Kapital von zwanzigtausend Dollar in das milliardenschwere Spieler Interstellar verwandelt hatte. Merryweather dagegen war fast sechzig. Allein das Alter hätte verraten sollen, wer für Neuerungen empfänglich war. Das Alter allein täuschte.

»Und was machen Sie?«

»Konstruktion. Und...« Er schob die Hand mit dramatischer Geste in die Jacke und zog ein Blatt Papier heraus, das er an einer Ecke vor mir baumeln ließ. »Ich habe eine Kleinigkeit für Sie.«

»Was?«

»Lesen Sie.«

Ich las.

STELLENBEZEICHNUNG:

Projekt-Chefingenieur GEHALT:  $ 100.000 jährlich

Ich pfiff wieder durch die Zähne. Es war mehr als dreimal so viel wie mein Gehalt bei Standard.

VERANTWORTUNGSBEREICH:

Projektingenieur und Personalchef, Raumstation Merryweather Enterprize in Solarumlaufbahn. Volle Befugnis und Verantwortung für angelaufenes Bauprojekt.

»Was für ein Bauprojekt?«

»Keine Ahnung«, sagte Bernie achselzuckend.

Ich deutete auf das Blatt.

»Was hat das z in Enterprize zu bedeuten? Ein Druckfehler?«

»Ich glaube, das soll ein Wortspiel sein. Enter-Preis.«

»Was für ein Preis?«

»Da fragen Sie-mich zu viel.«

ANFORDERUNGEN:

Doktorgrad Strukturtechnik, Astrophysik-Technik oder subnukleare Versetzungs-Technik.

Ich hob den Kopf.

»Materiesender.«

»So hört es sich an.«

»Was ich über Jenson-Versetzung weiß, kann man auf einem Stecknadelkopf unterbringen.«

»Lesen Sie weiter.«

ERSATZWEISE: Doktorgrad Konstruktionstechnik

mit mindestens zwei Jahren praktischer Erfahrung in Jenson-Tor-Konstruktion oder ähnl.

BEWERBUNGEN: Merryweather Enterprizes, 1422 Campus Drive Newport Beach, Kalifornien

GLEICHE CHANCEN FÜR ALLE!

Ich legte das Blatt auf meinen leeren Schreibtisch.

»Den Doktorgrad habe ich. Die zwei Jahre praktische Erfahrung habe ich, aber nicht mit Jenson-Toren.«

Bernie schob meinen Einwand beiseite.

»Details. Sie haben am Lagerlaufring für ein Jenson-Tor gearbeitet.«

»Dass ich einen Türknopf konstruieren kann, heißt nicht, dass ich in der Lage bin, ein Haus zu bauen.«

»Technik ist Technik. Sie lernen das schon. Sie sind ein aufgeweckter Junge.«

»Danke. Aber das hat mit Technik vielleicht gar nichts zu tun. Hier steht Personalchef«.«

»Es handelt sich um Technik.«

»Woher wissen Sie das?«

»Man hat mir den Posten angeboten.«

Ich verengte die Augen. Bernie ist ein guter Ingenieur. Außerdem hat er sein Leben besser im Griff als die meisten Kollegen. Wenn er den Posten ablehnte, hatte er einen Haken. Ich erkundigte mich danach.

»Kein Haken.«

»Bestimmt keiner?«

»Bestimmt keiner.« Er klopfte sich auf die Brust. »Mein Herz.«

»Ich habe nicht gewusst, dass mit Ihrem Herzen etwas nicht stimmt.«

»Jetzt fehlt nichts mehr, aber nach einer Operation am offenen Brustkorb geht niemand mehr in den Weltraum.«

Ich griff nach der Stellenbeschreibung und las sie noch einmal durch. Sie schien immer noch über meiner Spielklasse zu liegen. Bernie unterbrach mich.

»Ich habe am nächsten Donnerstag einen Termin für Sie vereinbart. Außerdem habe ich Ihnen den Weg ein bisschen geebnet.«

»Wie geebnet?«

»Die glauben, dass ein junger Einstein erscheint.«

»Danke.«

»Keine Ursache.« Er grinste, als er ging.

Beim Abendessen erzählte ich Dolores davon. Wir hatten beschlossen, meine Arbeitslosigkeit mit einem teuren Lokalbesuch zu feiern. Wir gingen zu Don Martin. Vor einem dampfenden Berg frijoles refritos und zwei dicken Rindfleisch-Enchiladas, von Dolores mit der ein wenig überheblichen Art der Zweisprachigen bestellt, berichtete ich.

»Das klingt großartig, Bobby.«

»Ich bin nicht so sicher.«

»Warum nicht?«

Ich gab ihr die Stellenbeschreibung. Sie las sie, steckte die Gabel in ihre Bohnen. Sie hob den Kopf, blinzelte und aß die Bohnen.

»Was meinst du?«, fragte ich.

»Offen gesagt, ich verstehe nichts.«

»Was verstehst du nicht?«

Sie gab mir das Blatt zurück.

»Das ist alles Kauderwelsch.«

Ich sah mir das Blatt an. Mir erschien alles völlig klar. Ich begann subnukleare Versetzungstechnik zu erläutern. Sie fuchtelte mit einem Taco vor mir herum und schnitt mir das Wort ab.

»Sag mir bloß, was es bedeutet, nicht, was es ist.« Sie biss in das Taco.

»Soviel ich erkennen kann, arbeitet Merryweather mit Materiesendern in der eigenen Raumstation. Sie brauchen einen Projektingenieur.«

»Du wirst ein wunderbarer Projektingenieur sein.«

»Weißt du, was ein Projektingenieur macht?«

»Nein, aber du wirst ein wunderbarer sein.«

»Er jongliert mit Leuten und Papieren. Ich käme nicht mehr an einen Zeichenschirm heran.«

»Was machen sie auf einer Raumstation mit einem Jenson-Tor?«

»Da bin ich überfragt«, sagte ich achselzuckend. »Der Staat benützt Tore dazu, den Stützpunkt im Mare Tranquilitatis zu versorgen, aber das ist das Äußerste an Reichweite. Nach ungefähr einer Viertelmillion Meilen fällt die Kurve Entfernung/Energie ab, und es ist billiger, Raumfahrzeuge zu verwenden.«

»Siehst du, du weißt doch etwas über Jenson-Tore.«

»Dolores, zu wissen, wie weit ein Pferd laufen kann, heißt nicht, dass man weiß, wie es funktioniert.«

Sie kaute und schluckte den Rest ihres Taco.

»Wie weit kann ein Pferd laufen?«

»Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«

Während der nächsten Tage dachte ich über den Posten nach. Ich hatte Zeit genug dazu. Dolores verbrachte ihre Zeit entweder in der rechtswissenschaftlichen Bibliothek der Universität von Los Angeles oder zurückgezogen in dem begehbaren Schrank, den sie als Arbeitszimmer benutzte. Von Zeit zu Zeit drangen Laute aus dem Schrank. Sie reichten vom selbstkritischen: »Oh, nein. Das ist falsch« bis zur Offenbarung: »Ahhh, so geht das also!« Dolores engagiert sich bei allem, was sie tut. Ich hatte mich gefragt, was sie den ganzen Tag über machte. Sie sprach mit ihren Gesetzesbüchern. Langweilige Gesellschaft.

Hund und ich gingen mehrmals an den Strand. Der März ist ein guter Monat für den Strand, behaglich, aber still. Ich war mir, was die Stellung anging, immer noch unklar. Ich besprach das mit Hund. Hund ist ein schlabbernder Bernhardiner. Er isst mehr als Dolores. Ich erklärte Hund, wie wenig eigentliche Konstruktionsarbeit Projekt- und Planungsingenieure leisten. Er gab mir Recht, nickte und lief aufmerksam neben mir her, mit heraushängender Zunge. Ich erklärte ihm, dass sie nur Breitbandplanung betreiben, mögliche Problembereiche aufspüren und dafür sorgen, dass jemand abgestellt wird, das Problem zu lösen. Ich berichtete ihm vom Haken dabei: Man musste das mögliche Problem sehen. Ich erinnerte ihn daran, wieviel über Jenson-Versetzung ich vergessen hatte. Er schien sich an die Arbeit zu erinnern, die ich in der Hochschule über einige der möglichen Konstruktionsprobleme geschrieben hatte. Dr. Miller hatte sie ohne mein Wissen an eine Fachzeitschrift geschickt. Als sie angenommen wurde, sagte er mir Bescheid. Ich weidete mich eine Woche lang an meinen Geistesblitzen.

»Was soll ich deiner Meinung nach tun?«

Hund schaute mich mit seinen blutunterlaufenen Augen an, ein Stück rosige Zunge zeigend, um mich daran zu erinnern, wieviel er aß.

»Bezahlt wird gut.«

Er nickte. Ich hatte immer noch meine Zweifel. Wir gingen nach Hause, und ich büffelte Jenson-Versetzung. Ich begann mit meiner Abhandlung. Sie hätte ebenso gut in Serbokroatisch abgefasst sein können. Technisches Material entgleitet einem rasch. Die mathematischen Grundlagen verschwinden noch rascher. Bis zum Mittwochabend kam ich mir vor, als finge ich eben erst an.

Donnerstagmorgen rückte Dolores meine Krawatte zurecht und strich mir die Haare aus den Augen. Ich trat von ihr zurück und stellte mich in Positur.

»Wie sehe ich aus?«

»Zu gut. Dort gibt es vielleicht Sekretärinnen.«

»Ich bringe eine mit.«

»Sie kann mir helfen, die Koffer zu packen. Nervös?«

»Nicht besonders.« Ich hatte entschieden, dass die Aussicht auf den Posten zu gering war, um mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Nur wenige Unternehmen stellen achtundzwanzigjährige Planungsingenieure ein, noch dazu Ingenieure mit nur zwei Jahren Erfahrung in einem anderen Bereich. »Ich weiß nicht einmal, warum ich überhaupt hingehe.«

Dolores erinnerte mich an das Gehalt.

Bernie hatte einen Termin für elf Uhr vereinbart. Ich fuhr mit der South Coast-Einschienenbahn nach Newport Beach. Seal, Sunset und Huntington Beach glitten unter mir vorbei. Ich begann an das Einstellungsgespräch zu denken, träumte in den Tag hinein und starrte auf den Pazifik hinaus zur Insel Catalina. Ich hatte ebenso viel Aussicht, die Stelle zu erhalten, wie, zu Fuß nach Catalina hinüberzukommen. Aber wenn sie mir den Posten doch anboten? Der Gedanke daran schüchterte mich ein. Ich hatte nie eine größere Organisation kommandiert als einen Pfadfindertrupp. Ich versuchte, mich mir als entschiedenen Chef einer Raumstation, kantigen Kinns, vorzustellen. Ich sah mein Spiegelbild im Mono-Fenster und lachte laut auf. Zuerst würde ich mir ein kantiges Kinn zulegen müssen. Eine ältere Frau auf der anderen Seite sah mich an - den gutaussehenden, aber leider verrückten jungen Mann, der grundlos lachte - und wandte sich wieder ihrem Zeitschriften-Betrachter zu.

Ich stieg am Newport Center aus, überzeugt davon, dass nicht einmal ein kantiges Kinn verhindern konnte, dass das ein sinnlos vergeudeter Vormittag wurde. Ich würde einem Personalchef wie dem von Spieler begegnen. Er würde meinen Lebenslauf lesen, mühsam lächeln und mir dafür danken, dass ich vorbeigekommen sei.

Das Merryweather-Gebäude ragte hinter dem niedrigen Bürgerzentrum empor. Trotz seiner Höhe verschmolz das Gebäude mit dem Raumeffekt, den die Stadtplaner hatten erreichen wollen. Eine Art optischer Täuschung an der Seite des Bauwerks ließ es wie einen Teil des Himmels erscheinen. Imposant wirkte es nur, wenn man auf den breiten Eingangsstufen stand, sich den Hals verrenkte, das kantige Kinn nach oben gerichtet, und es betrachtete. Ich verrenkte mir den Hals. Es imponierte. Auf einem kleinen Messingschild neben den breiten Glastüren stand in zierlicher Schrift Merryweather. Im Übrigen war das Gebäude anonym.

In der Halle erkundigte sich eine blonde Empfangsdame, die durch viel Bein ablenkte, nach meinem Begehr und starrte mich über eine Nickelbrille hinweg hochmütig an. Ich sah sie nie durch die Brille blicken. Ich vermute, dass sie Kontaktlinsen trug und die Brille nur der Wirkung halber aufsetzte. Ich sagte meinen Namen und wollte gerade mitteilen, was mich herführte - ihre Miene sagte Erklär, was du willst, oder verschwinde - als ihre

Brauen in die Höhe stiegen.

»Der Mr. Collins?«

Was sollte ich darauf sagen? Mein Vater und mein Onkel sind die einzigen anderen Mr. Collinses, die ich kenne. Keiner von beiden war anwesend. Ich grinste.

»Kein anderer.«

»Mr. Merryweather empfängt Sie in zehn Minuten.«

»Merry-« Langsam fühlte sich mein Grinsen an, als sei es künstlich an meinem Gesicht befestigt. Es verschwand.

»Sie können...« sie sah über ihre Brille an mir vorbei, »...am Gummibaum warten.«

»Am Gummibaum.«

»Ja.«

Der Gummibaum war leicht zu finden. Er war die einzige Pflanze neben der Sitzbank. Ich zog mich angestrengt ruhigen Schrittes dorthin zurück. Bis ich mich hinsetzte, war die Blondine am Telefon beschäftigt, jemandem am Bildschirm die Tatsache der Ankunft des Mr. Collins mitzuteilen. Mulmiges Gefühl? Ja. Feuchte Handflächen? Ja. Bernie, der Meister der Untertreibung, hatte mir allerdings den Weg geebnet.

  Zweites Kapitel

 

 

»Mr. Collins?« 

»Mr. Merryweather?«

»Nein, Mr. Duff.«

»Oh.«

Die Stirn des Mannes, gefurcht, beherrschte sein Gesicht. Ich stand auf und gab ihm die Hand. Obwohl er klein war, überwältigte mich seine missbilligende Haltung. Ich fragte mich, was ich falsch gemacht hatte. Ich hatte weder die Empfangsdame gezwickt noch den Gummibaum vergiftet. Ich kam zu dem Schluss, dass Duff sich über etwas anderes ärgern musste. Er führte mich zum Lift, murrend, so, als sei ich in seine Probleme völlig eingeweiht und mehr als halb verantwortlich dafür.

»Ich möchte Ihnen gleich sagen, Mr. Collins«, erklärte er und ließ mich den Lift betreten, »ich bin entschieden dagegen, diesen Unfug fortzusetzen. Norton ist fort. Soll er mit ihm sein Ende  haben.« Er wedelte mit der Hand, als wolle er meine Einwände fortwischen. »Oh, ich weiß, was Mr. Merryweather sagt. Und wie ich das weiß! Ein Auge für die Zukunft ist ein Auge für den Erfolg. Mr. Collins, ich richte beide Augen...« er zeigte mit der Fingergabel darauf, »...auf die Gegenwart. Der letzte Vierteljahresbericht an die Aktionäre sah - dank Norton - so aus, als gäbe es keine schwarze Tinte mehr. Er wies mehr Einschübe auf als der Konkursantrag von PanAm. Norton gab das Geld aus, als würden wir vom Staat finanziert. Ich sage Ihnen, Mr. Collins, Defizitpolitik ist in Ordnung für einen Staat - er kann ja uns tiefer in die Tasche greifen -, aber in der Privatwirtschaft hat sie einen anderen Namen. Einen sehr hässlichen.« Er funkelte mich an und stach den Knopf für das Penthouse-Büro hinein. »Insolvenz!«

Ich machte ein schuldbewusstes Gesicht.

»Wäre ein Fünfer von Nutzen?«

Er gab einen Knurrlaut von sich.

»Ingenieure! Ihr seid alle gleich. Norton machte auch Witze über Geld.« Er begann mit den Händen zu fuchteln und sprach auf die Bedienungsknöpfe im Aufzug ein. Ich argwöhnte, dass der Witz danebengegangen war. »Norton hatte überhaupt keine Ahnung von den Kosten. Haben Sie eine Vorstellung davon, wieviel Norton im Monat ausgegeben hat?«

»Nein.«

»Er auch nicht, Mr. Collins. Er auch nicht. Er warf mehr Geld in dieses kreisende Rattenloch als...« Er riss die Hände hoch, unfähig, den richtigen Vergleich zu finden, dann funkelte er mich an. »Als Sie sich vorstellen können.« Er starrte wieder die Bedienungsknöpfe an. Durch die Höhe gingen meine Ohren zu.

»Norton hatte Mr. Merryweathers Ohr«, sagte Duff, den Namen betonend, um anzudeuten, dass ich nicht nur nicht das Ohr bekommen würde, sondern froh sein konnte, ein Läppchen zu erhalten. »Aber Norton ist fort, und wenn es nach mir geht, wird Merryweather Enterprizes die Verluste abschreiben - verstehen Sie?«

»Abschreiben.«

»Wir werden anderswo nach Gewinnen suchen.«

Der Aufzug wurde langsamer und hielt. Die Türen glitten auf und gaben den Blick auf einen langen Korridor mit Teppichboden frei. Der Gegenstand von Duffs Philippika, so leidenschaftlich sie auch gewesen sein mochte, blieb mir verborgen. Ich hatte immer noch das Gefühl, zu einer intelligenten Reaktion verpflichtet zu sein. Als ich neben ihm durch den Flur ging und an den Wänden eine Reihe von abstrakten Bildern bemerkte - Picassos, Cavaliers - zeigte ich eine, die es mir zu sein schien.

»Was würden Sie als Alternative vorschlagen?«

»Eine ferngesteuerte Fahrzeugflotte, versteht sich«, erwiderte Duff, durch seinen Tonfall kundtuend, dass mein eigenes Gefühl für die Realität ebenso gefährdet war wie das des berüchtigten Norton. Spieler Interstellars ferngesteuerte Flotte hatte seinen Aktien den höchsten Glanz unter den glanzvollen Papieren verliehen. Eine Lieferung Roheisen von den Sternen - selbst wenn es eine Milliarde Dollar gekostet hat, sie zu beschaffen - ist nur Roheisen. Aber 100.000 Tonnen hochwertiges Niobium lohnen die Reise, und wie! Das muss auch so sein. Nur ein Schiff von fünf kommt zurück. Duffs Argument hatte etwas für sich. Es gab nur einen Haken dabei. Wenn man die Merryweather Enterprize beseitigte, war der Posten, den ich haben wollte, fort.

Duff führte mich den Korridor hinunter, vorbei an drei Sekretärinnen, die ganz in ihrer Arbeit vertieft schienen, zu einem Büro, einem Raum, der nur wenig größer war als mein Wohn- und Schlafzimmer zusammen.

Mr. Merryweather stand an der Glaswand, die Hände auf dem Rücken. Sein Reich betrachtend? Vielleicht, geistig. Je näher wir dem Büro kamen, desto dümmer war ich geworden. Im Zimmer selbst fehlte mir nicht mehr viel zum Schwachsinnigen. Meine Zunge fühlte sich im Mund an wie eine ganze Pflaume. Versuchen Sie mal, mit einer Pflaume im Mund zu reden. Einstellungsgespräche erschrecken mich selten. Personalchefs betrachte ich als Zwerge, verkümmerte Persönlichkeiten, aber gleichrangig durch ihre Macht. Mr. Merryweather, weder verkümmert noch gleichrangig, schüchterte mich ein.

Duff räusperte sich.

»Mr. Merryweather.«

Mr. Merryweather antwortete, ohne sich umzudrehen.

»Was gibt es, Philip?«

»Mr. Collins ist hier.«

Mr. Merryweather drehte sich um, sein Gesicht hellte sich auf.

»Mr. Collins.« Er sah Duff an. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, Philip?«

Bevor Duff antworten konnte, lief Mr. Merryweather mit unerwarteter Geschicklichkeit die zwei Stufen zum tiefergelegenen Boden des Büros hinunter. Ein breitgebauter, athletischer Mann. Er sah jünger aus als sechzig. Er schüttelte mir die Hand und führte mich zu einer niedrigen, schwarzen Sitzbank. Sie seufzte unter meinem Gewicht und roch nach Leder. Er griff nach einem einzelnen Blatt auf seinem Schreibtisch und setzte sich mir gegenüber. Ich saß da und beobachtete ihn wie betäubt.

»Mr. Mitchel hat sich sehr positiv über Sie geäußert«, sagte er mit einem Blick auf das Blatt Papier.

Mr. Mitchel? Langsam erinnerte ich mich an Bernie. Ich nickte.

Mr. Merryweather sah mich an.

»Karottensaft?«

»Verzeihung?«

»Karottensaft? Ananas? Tomate?«

»Pflau... ich meine, Ananas«, stammelte ich, verärgert über meine Schüchternheit. Merryweather war nur ein Mensch. Ein paar Milliarden Dollar ändern daran nichts.

»Entspannen, Mr. Collins.«

Ich versuchte es. Der Körper blieb verkrampft, das Gehirn erstarrt. Irgendwo in mir verbarg sich verschreckt meine gewinnende Persönlichkeit.

Duff ging, um den Saft zu holen. Mr. Merryweather überflog das Blatt Papier, eine Kopie meiner Bewerbung. Bernie hatte an alles gedacht.

»Ist Ihre Dissertation veröffentlicht worden, Mr. Collins?«

Veröffentlicht? Dissertation? Ich räusperte mich und formulierte sorgfältig meine Antwort. Mein Hirn begann aufzutauen. Tauend gab es Dampf ab, einen beharrlichen Nebel, aus dem ich die sachdienlichen Daten und eine so vollständige Antwort wie nur möglich ziehen musste. Ich fügte die Antwort zusammen. Ich gab sie von mir.

»Nein.«

»Sehr schade. Wir könnten ein Exemplar gebrauchen. Können Sie uns eines beschaffen?«

Ein was? Ich hatte den Titel vergessen. Der ließ sich nachschlagen. Ja, das war möglich. Aber der Autor - wer merkt sich Autorennamen?