Das Wahlverhalten von Männern und Frauen  - Eine Langzeitstudie von Bundestagswahlen - Ariane Peters - E-Book

Das Wahlverhalten von Männern und Frauen - Eine Langzeitstudie von Bundestagswahlen E-Book

Ariane Peters

0,0
36,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Politik - Sonstige Themen, Note: 1,5, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Sprache: Deutsch, Abstract: Die politische Wahl stellt eine vergleichsweise wenig Engagement erfordernde Legitimation des politischen Systems seitens der Bevölkerung dar. Dennoch wächst der Anteil derjenigen Westeuropäer, die sich ihrer Wahlstimme enthalten. Der Anstieg des Nichtwähleranteils in Westeuropa bietet Anlass zu gezielten Untersuchungen und kritischen Fragen: Befindet sich Westeuropa in einem Stadium der Politikverdrossenheit? Nimmt das Vertrauen der Bürger in das demokratische System an sich ab? Welche Bedeutung wird politischen Institutionen wie dem Parlament in westeuropäischen Demokratien noch beigemessen? Ist die abnehmende Wahlbeteiligung Ausdruck einer allgemeinen Zufriedenheit mit der Funktionsweise des politischen Systems oder das Anzeichen für eine gestörte Beziehung zwischen Wählern und Gewählten? Zur Beantwortung der vorliegenden Fragen werde ich in folgenden Schritten vorgehen: Im theoretischen Teil dieser Arbeit gilt es zunächst die Begriffe Politikverdrossenheit und Nichtwähler zu definieren. Anschließend werde ich die damit in Verbindung stehende Krisen- und Normalisierungsthese näher erläutern. Nach einer kurzen Analyse der Wahlbeteiligungsentwicklung in elf westeuropäischen Ländern, wird im empirischen Teil dieser Arbeit untersucht, ob Westeuropa sich in einem Stadium der Politikverdrossenheit befindet und welche “Objekte“ den Unmut der Bürger auf sich ziehen. Auf Grundlage des European Value Survey von 1999 werden dabei sowohl die Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischen Wählern und Nichtwählern aufgezeigt. Mit den empirisch dargelegten Befunden zum Verhältnis von Demokratie und Nichtwahl, werde ich belegen, dass in Westeuropa von Demokratieverdrossenheit nichts zu verspüren ist und auch keine generelle Politikverdrossenheit vorherrscht, sondern der Unmut der Bürger sich in erster Linie auf Parteien und Politikern bezieht. Zum Ende dieser Arbeit wird es eine kurze Zusammenfassung geben, mit dem Ziel weitere Perspektiven für die zukünftige Forschung aufzuzeigen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Tabellen
Verzeichnis der Abbildungen
II. Theoretischer Teil
1. Das Michigan Modell
1.1. Die Bestandteile des Michigan-Modells
1.1.2. Die Kandidatenorientierung
1.1.3. Die Issueorientierung
2. Die Anwendung des Michigan-Modells in der deutschen Wahlforschung
3. Fragestellung und Formulierung der Hypothesen
III. Empirischer Teil
1. Datenbasis und Operationalisierung der Thesen
1.1. Datenbasis
1.2. Operationalisierung der Thesen
2. Historischer Überblick: Entwicklungen im Wahlverhalten von Frauen und
2.1. Entwicklung der Wahlbeteiligung
2.2. Zweitstimmen nach Geschlecht und Partei (1953-1987)
2.3. Zusammenfassung

Page 1

Magisterarbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium (M.A.)

Page 3

3. Entwicklung im Wahlverhalten von Männer und Frauen seit 1990 26

3.1. Wahlbeteiligung und Zweitstimmenvergabe nach Geschlecht 27 3.1.1. Westdeutschland 27 3.1.2. Ostdeutschland 28 3.1.3. Zusammenfassung 29

3.2. Die Existenz und Intensität der Parteibindung 31 3.2.1. Westdeutschland 31 3.2.2. Ostdeutschland 34

3.3. Zusammenhang zwischen Parteibindung und Parteiwahl 37 3.3.1. Westdeutschland 38 3.3.2. Ostdeutschland 39 3.3.3. Zusammenfassung 40

3.4. Beurteilung der Kanzlerkandidaten 41 3.4.1. Westdeutschland 42 3.4.2. Ostdeutschland 44

3.5. Sachthemen und die Problemlösungskompetenz der Parteien 47 3.5.1. Sachthemen 48

3.5.2. Problemlösungskompetenz der Parteien 49 3.5.3. Zusammenfassung 51

4. Der Einfluss der Parteibindung, Kandidaten- und Issueorientierung auf die Wahlentscheidung 52 4.1. Bundestagswahl 1990 53 4.1.1. Westdeutschland 53 4.1.2. Ostdeutschland 55

4.1.3. Die Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten-und Issueorientierung bei Kontrolle der Parteibindung 57 4.2. Bundestagswahl 1994 58 4.2.1. Westdeutschland 58 4.2.2. Ostdeutschland 60

4.2.3. Die Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten-und Issueorientierung bei Kontrolle der Parteibindung 61 4.3. Bundestagswahl 1998 62 4.3.1. Westdeutschland 62

Page 4

und Issueorientierung bei Kontrolle der Parteibindung 65 4.4. Bundestagswahl 2002 66 4.4.1. Westdeutschland 66 4.4.2. Ostdeutschland 68

4.4.3. Die Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten-und Issueorientierung bei Kontrolle der Parteibindung 70 4.5. Zusammenfassung 71

I V . S c h l u s s b e t r a c h t u n g73

L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s 7 4 Anhang 1 80 Anhang 2 83

Page 5

Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1: Datenbasis 83

Tabelle 2: Wahlbeteiligung der Frauen und Männern von 1953 bis 1987 84

Tabelle 3: Zweitstimmenanteile nach Geschlecht und Partei von 1953 bis 1987 85

Tabelle 4: Ergebnisse der Bundestagswahlen 1990-2002 in Prozent der

gültigen Zweitstimmen (Wahlgebiete West/Ost) 86

Tabelle 5: Unterschiede zwischen den Parteianteilen bei Männern und Frauen

im Zeitraum von 1990 bis 2002 89

Tabelle 6a: Parteineigung 1990 nach Geschlecht (West) 90

Tabelle 6b: Parteineigung 1990 nach Geschlecht (Ost) 90

Tabelle 6c: Parteineigung 1994 nach Geschlecht (West) 91

Tabelle 6d: Parteineigung 1994 nach Geschlecht (Ost) 91

Tabelle 6e: Parteineigung 1998 nach Geschlecht (West) 92

Tabelle 6f: Parteineigung 1998 nach Geschlecht (Ost) 92

Tabelle 6g: Parteineigung 2002 nach Geschlecht (West) 93

Tabelle 6h: Parteineigung 2002 nach Geschlecht (Ost) 93

Tabelle 7a: Stärke der Parteineigung 1990 (West) 94

Tabelle 7b: Stärke der Parteineigung 1994 (West) 95

Tabelle 7c: Stärke der Parteineigung 1994 (Ost) 95

Tabelle 7d: Stärke der Parteineigung 1998 (West) 96

Tabelle 7e: Stärke der Parteineigung 1998 (Ost) 96

Tabelle 7f: Stärke der Parteineigung 2002 (West) 97

Tabelle 7g: Stärke der Parteineigung 2002 (Ost) 97

Tabelle 8a: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1990 (Ost) 100

Tabelle 8b: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1990 (Ost) 101

Tabelle 8c: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1990 (West) 102

Tabelle 8d: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1990 (West) 103

Page 6

Tabelle 8e: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1994 (Ost) 104

Tabelle 8f: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1994 (Ost) 105

Tabelle 8g: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1994 (West) 106

Tabelle 8h: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1994 (West) 107

Tabelle 8i: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1998 (Ost) 108

Tabelle 8j: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1998 (Ost) 109

Tabelle 8k: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1998 (West) 110

Tabelle 8l: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 1998 (West) 111

Tabelle 8m: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 2002 (Ost) 112

Tabelle 8n: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 2002 (Ost) 113

Tabelle 8o: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 2002 (West) 114

Tabelle 8p: Kandidatenbewertung nach Geschlecht 2002 (West) 115

Tabelle 9a: Kandidatenbewertung nach Geschlecht und Parteiwahl 1990 (Ost) 116

Tabelle 9b: Kandidatenbewertung nach Geschlecht und Parteiwahl 1990 (West) 116

Tabelle 9c: Kandidatenbewertung nach Geschlecht und Parteiwahl 1994 (Ost) 117

Tabelle 9d: Kandidatenbewertung nach Geschlecht und Parteiwahl 1994 (West) 117

Tabelle 9e: Kandidatenbewertung nach Geschlecht und Parteiwahl 1998 (Ost) 118

Tabelle 9f: Kandidatenbewertung nach Geschlecht und Parteiwahl 1998 (West) 118

Tabelle 9g: Kandidatenbewertung nach Geschlecht und Parteiwahl 2002 (Ost) 119

Tabelle 9h: Kandidatenbewertung nach Geschlecht und Parteiwahl 2002 (West) 119

Tabelle 10a: Zuweisung der Issuekompetenz nach Geschlecht 1990 (Ost) 121

Tabelle 10b: Zuweisung der Issuekompetenz nach Geschlecht 1990 (West) 121

Tabelle 10c: Zuweisung der Issuekompetenz nach Geschlecht 1994 (Ost) 122

Tabelle 10d: Zuweisung der Issuekompetenz nach Geschlecht 1994 (West) 122

Tabelle 10e: Zuweisung der Issuekompetenz nach Geschlecht 1998 (Ost) 123

Tabelle 10f: Zuweisung der Issuekompetenz nach Geschlecht 1998 (West) 123

Page 7

Tabelle 10g: Zuweisung der Issuekompetenz nach Geschlecht 2002 (Ost) 124

Tabelle 10h: Zuweisung der Issuekompetenz nach Geschlecht 2002 (West) 124

Tabelle 11a: Der Einfluss von Parteibindung, Kandidaten und Sachfragen

auf die Wahlentscheidung in Ostdeutschland (CDU Wahl) 125

Tabelle 11b: Der Einfluss von Parteibindung, Kandidaten und Sachfragen

auf die Wahlenscheidung in Ostdeutschland (SPD Wahl) 126

Tabelle 11c: Der Einfluss von Parteibindung, Kandidaten und Sachfragen

auf die Wahlentscheidung in Westdeutschland (CDU/CSU Wahl) 127

Tabelle 11d: Der Einfluss von Parteibindung, Kandidaten und Sachfragen

auf die Wahlentscheidung in Westdeutschland (SPD Wahl) 128

Tabelle 12a: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten- und

Issueorientierung 1990 (Ost) 129

Tabelle 12b: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Parteineigung,

Kandidaten- und Issueorientierung 1990 (West) 130

Tabelle 12c: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Parteineigung,

Kandidaten- und Issueorientierung 1994 (Ost) 131

Tabelle 12d: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Parteineigung,

Kandidaten- und Issueorientierung 1994 (West) 132

Tabelle 12e: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Parteineigung,

Kandidaten- und Issueorientierung 1998 (Ost) 133

Tabelle 12f: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Parteineigung,

Kandidaten- und Issueorientierung 1998 (West) 134

Tabelle 12g: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Parteineigung,

Kandidaten- und Issueorientierung 2002 (Ost) 135

Tabelle 12h: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Parteineigung,

Kandidaten- und Issueorientierung 2002 (West) 136

Tabelle 13a: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten- und

Issueorientierung bei Kontrolle der Parteineigung 1990 (West) 137

Tabelle 13b: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten- und

Issueorientierung bei Kontrolle der Parteineigung 1994 (Ost) 138

Tabelle 13c: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten- und

Issueorientierung bei Kontrolle der Parteineigung 1994 (West) 139

Tabelle 13d: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten- und

Issueorientierung bei Kontrolle der Parteineigung 1998 (Ost) 140

Page 8

Tabelle 13e: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten- und

Issueorientierung bei Kontrolle der Parteineigung 1998 (West) 141

Tabelle 13f: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten- und

Issueorientierung bei Kontrolle der Parteineigung 2002 (Ost) 142

Tabelle 13g: Zusammenhänge zwischen Wahlentscheidung, Kandidaten- und

Issueorientierung bei Kontrolle der Parteineigung 2002 (West) 143

Page 9

Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung 1a:

Abbildung 1b:

Abbildung 2a:

Abbildung 2b:

Abbildung 3: Das wichtigste Problem in Deutschland 120

Page 10

I. Einleitung

Geschlechtsspezifische Wahlergebnisse bilden häufig den Kern der von Parteien und Medien erstellten Wahlanalysen. Auch in den Wahlberichterstattungen nimmt ihre Darstellung einen breiten Raum ein. In der wissenschaftlichen Literatur ist das Forschungsthema “Wahlverhalten nach Geschlecht“ dagegen bisher nicht allzu häufig bearbeitet worden. Seit Beginn der Wahlforschung wurde das Geschlecht als eher nicht wahlverhaltensrelevanter Faktor angesehen. Die heutzutage weitgehende

Übereinstimmung zwischen Männern und Frauen in der Wahlentscheidung scheint den Status als „background“-Variable zu rechtfertigen (vgl. Molitior 1992: 16ff.). Allerdings kann aus den geringen Unterschieden in der Stimmabgabe nicht zwangsläufig geschlossen werden, dass auch die Einflussfaktoren auf die Wahlentscheidung bei Männern und Frauen identisch sind. Ziel dieser Arbeit ist deshalb, das individuelle Wahlverhalten von Männern und Frauen in einer Langzeitstudie genauer zu analysieren und die Bedeutung unterschiedlicher Einflussfaktoren für beide Geschlechter zu prüfen. Folglich liegt dieser Arbeit die kritische Frage zugrunde:Ist das Wahlverhalten von Frauen und Männern wirklich identisch?

Um Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Wahlverhalten zwischen Frauen und Männer aufzudecken, werde ich in folgenden Schritten vorgehen: Im theoretischen Teil dieser Arbeit wird das Michigan-Modell, eines der wichtigsten Erklärungsmodelle des Wählerverhaltens und zugleich theoretische Basis dieser Arbeit, vorgestellt. Es reflektiert den Einfluss von Parteibindungen, tagespolitischen Sachfragen sowie politischen Spitzenkandidaten auf die Wahlentscheidung. Anschließend werden die Hypothesen ausgehend vom theoretischen Modell formuliert.

Im empirischen Teil dieser Arbeit wird in einem kurzen Überblick zunächst die Entwicklung des Wahlverhaltens von Männern und Frauen seit 1953 dargestellt. Die deskriptive Aufbereitung des statistischen Materials soll Basisinformationen darüber liefern, ob es Unterschiede im Wahlverhalten der Geschlechter gab oder noch gibt und ob bzw. welche Veränderungen stattgefunden haben. Für den Zeitraum von 1990 bis 2002 folgen detaillierte geschlechtspezifische Analysen für jede Bundestagswahl. Die Untersuchung erfolgt nach getrennten Elektoraten, also sowohl für Ost- und Westdeutschland. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklung der Parteineigung, die Bewertung der jeweiligen Kanzlerkandidaten sowie die Beurteilung der Lösungskompetenz der Parteien in Bezug auf das wichtigste Problem in Deutschland. Im letzten Schritt wird geprüft, welche(s) dieser drei Kriterien für Männer und Frauen wirklich wahlentscheidend sind. Es wurde versucht ein einfaches Modell zu finden,

Page 11

welches die Bedeutung und Veränderung der Determinanten des Wahlverhaltens wiedergibt. Aus diesem Grund wurden für den letzten Teil der Arbeit nur die Wähler/Innen der CDU/CSU und SPD untersucht.

Mit den empirischen Befunden werde ich belegen, dass das Wahlverhalten von Männern und Frauen keineswegs vollkommen identisch ist. Darüber hinaus wird nachgewiesen, dass der Parteibindung, den Kandidaten und den Sachfragen zum Teil unterschiedliche Bedeutung beigemessen wird und deren Einfluss auf die Wahlentscheidung zwischen den Geschlechtern variiert.

Zum Ende dieser Arbeit wird es eine kurze Zusammenfassung geben, mit dem Ziel die Tendenzen künftigen Wählerverhaltens von Frauen und Männern zu prognostizieren und weitere Perspektiven für die zukünftige Forschung aufzuzeigen.

Page 12

II. Theoretischer Teil

1. Das Michigan Modell

Selbst umfangreiche und komplexe Datensätze wie die des Politbarometers sind, für sich allein betrachtet, zur Erklärung von Wählerverhalten ohne Wert. Ihre Bedeutung, ihren Sinn und ihre Erklärungskraft erlangen sie erst innerhalb von theoretischen Erklärungsmodellen.1Im Folgenden sollen nun die Bestandteile des Michigan-Modells, eines der wichtigsten Erklärungsmodelle des Wählerverhaltens und gleichzeitig die theoretische Grundlage für diese Arbeit, vorgestellt werden. Das Michigan-Modell wird aus zwei Gründen als geeignet für diese Untersuchung angesehen: Erstens, weil sich das Modell mit der Wahlentscheidung der Wähler als Individuen beschäftigt und nicht soziale Gruppen betrachtet. Zweitens, weil es einen Bezug zwischen dem Wählerverhalten und entsprechenden, vorgelagerten Einflussfaktoren herstellen kann.

Der als individualpsychologische, “Ann Arbor-“ oder “Michigan-Modell“ bezeichnete Ansatz wurde während der Untersuchungen der amerikanischen Präsidentschaftswahlen der fünfziger Jahre von Angus Campbell und seinen Mitarbeiter von der University of Michigan, Ann Arbor, entwickelt. Im Gegensatz zum eher statischen soziologischen Ansatz sollte das neue Erklärungsmodell nicht nur dynamischer sein, sondern sich darüber hinaus auch zu Prognosezwecken eignen.

Der Wandel von der soziologischen zur sozialpsychologischen Perspektive erfolgte durch die Verlagerung der Erklärung der Wahlentscheidung von gruppenbezogenensoziologischen Faktoren zu individualpsychologischen Variablen (vgl. Bürklin/Klein 1998: 57). Während beim soziologischen Modell vor allem die verhaltensrelevante Bedeutung des sozialen Umfelds (Sozialstruktur) einen direkten Einfluss auf das politische Verhalten hat, wird im individualpsychologischen Ansatz die Sozialstruktur nur noch über politische Einstellungen vermittelt. Diese Einstellungen sind das Produkt wiederholter Erfahrungen mit der eigenen Umwelt und bilden einen Wahrnehmungsfilter (Funnel of Causaltity), über den Personen ihre gegenwärtige und zukünftige Umwelt wahrnehmen (vgl. Bürklin/Klein 1998: 57).

Obwohl das Michigan-Modell auf Studien zum amerikanischen Wählerverhalten in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts basiert, konnte seine grundsätzliche Aussagekraft bis heute auch in Deutschland immer wieder nachgewiesen werden (vgl.

1Ausführliche Informationen zu den drei wichtigsten Erklärungsansätzen des Wählerverhaltens können in

Korte (2000: 87 -93) nachgelesen werden.

Page 13

Falter/Schoen/Caballero (2000); Gabriel (1997); Rattinger (1994); Bluck/Kreikenbom (1991)).

1.1. Die Bestandteile des Michigan-Modells

Das Michigan-Modell führt die Wahlentscheidung auf die drei Faktoren Parteibindung, Issueorientierung und Kandidatenorientierung zurück. Das Modell kam erstmals 1952 zur Anwendung und diente zur Erklärung der amerikanischen Präsidentschaftswahlen, also der Wahlentscheidung zwischen den beiden großen amerikanischen Parteien (vgl. Gabriel 1997: 234). Deswegen ist es bei der Übertragung auf deutsche Wahlen geeignet, die Wahlentscheidung zwischen den großen Parteien CDU/CSU und SPD bzw. zwischen deren Spitzenkandidaten zu erklären. Bevor der Zusammenhang zwischen der Wahlentscheidung und den drei Faktoren hergestellt wird, werden zunächst jeweils die einzelnen Bestandteile des Michigan-Modells für sich betrachtet.

1.1.1. Die Parteibindung

Kernstück des Michigan-Modells bildet die individuelle Parteiidentifikation (PID), eine längerfristige affektive Bindung des Wählers an eine politische Partei. Im englischen Original wird sie „party identification“ genannt. In dieser Arbeit werden die Begriffe Parteibindung, Parteiidentifikation und Parteineigung synonym verwendet. Die Parteibindung koloriert nicht nur Einstellungen, sondern beeinflusst auch das politische Verhalten einer Person zugunsten einer Partei. Anders gesagt: „Sie stabilisiert das Wahlverhalten im Sinne der Identifikationspartei“ (Falter/Schoen/Caballero 2000: 238). Folglich nehmen Anhänger einer Partei regelmäßiger und mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer Wahl teil, sie neigen weniger zur Wechselwahl und nutzen die Möglichkeit des Stimmensplittings im Vergleich zu den “nichtgebundenen“ Wählern nur unterdurchschnittlich häufig (vgl. Schoen 2000: 361ff.).

Die Parteiidentifikation entsteht in einer frühen Phase der „politischen Sozialisation durch Elternhaus, Freundeskreis oder Mitgliedschaft in politischen Gruppen und beeinflusst, einmal ausgeprägt, die Wahrnehmung sowie die Bewertung politischer Ereignisse in hohem Maße“ (Korte 2000: 90). Personen können sich verschieden stark mit einer Partei identifizieren. Campbell bildet daraus eine siebenstufige Skala, auf der die Wähler eingeordnet werden können. Die Skala reicht von „Strong Republicans, Weak Republicans, Independent Republicans, Independents, Independent Democrats, Weak Democrats“ bis zu „Strong Democrats“ (Campbell et al. 1960: 124). Je stärker die

Page 14

Intensität der Parteineigung, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese einen Teil der eigenen Identität bildet. In der Literatur wird sie deshalb häufig einer „psychologischen“ Parteimitgliedschaft gleichgesetzt (vgl. Bürklin/Klein 1998: 59). Neben der Parteiidentifikation existieren noch zwei weitere wichtige Einflussfaktoren: die Kandidatenorientierung und die Einstellungen zu aktuellen politischen Streitfragen (Issueorientierung).

1.1.2. Die Kandidatenorientierung

Der zweite Faktor, der die Wahlentscheidung beeinflusst, ist die Bewertung der politischen Kandidaten. Da das Modell für die Präsidentschaftswahlen in den USA entwickelt wurde, werden als Kandidaten die im Wahlkampf gegeneinander antretenden Spitzenpolitiker der beiden großen amerikanischen Parteien gesehen. Auf die Bundesrepublik Deutschland übertragen, umfasst die Kandidatenorientierung die Einschätzung und Bewertung der Kanzlerkandidaten der SPD und der Unionsparteien CDU/CSU. Grundsätzlich kann die Kandidatenorientierung eines Wählers bzw. einer Wählerin auch die Bewertung anderer politischer Persönlichkeiten, wie der im Falle eines Wahlsiegs designierten Minister oder Wahlkreiskandidaten einschließen. Welche Politiker wahrgenommen werden, ist demnach von Wähler zu Wähler sehr verschieden. Eine differenzierte Erhebung der Kandidatenorientierung und deren Einfluss auf die Wahlentscheidung ist empirisch nur mit großem Aufwand zu erreichen. In dieser Arbeit wird unter Kandidatenorientierung deshalb die Bewertung der Kanzlerkandidaten verstanden. Zum einen kann davon ausgegangen werden, dass die (überwiegende) Mehrheit der Wahlberechtigten die beiden Kandidaten kennt und eine Meinung zu ihnen hat. Zum anderen ist die Bewertung der Kanzlerkandidaten wahrscheinlich die prägendste Einstellung innerhalb der Kandidatenorientierung. Im Gegensatz zur Parteibindung ist die Kandidatenorientierung aufgrund der wechselnden Herausforderer als kurzfristiger Einfluss auf die Wahlentscheidung konzipiert. Bisher ungeklärt ist, welche Kandidateneigenschaften Männern und Frauen wahrnehmen und nach welchen Kriterien diese bewertet werden. So können politische Eigenschaften wie Fachkompetenz, Führungsstärke oder Verhandlungsgeschick wahrgenommen werden. Bei anderen Wählern fallen eher unpolitische Eigenschaften wie physische Attraktivität oder allgemeine Sympathie ins Gewicht (vgl. Brettschneider 1998). Einen ausdifferenzierten Standard über die verschiedenen Kanzlereigenschaften gibt es jedoch nicht. Auch in den Umfragen des Politbarometers werden verschiedene Kanzlereigenschaften erst seit kurzem berücksichtigt. Aus diesem Grund wird in dieser

Page 15

Arbeit eine allgemeine Einschätzung der Spitzenkandidaten durch das Sympathie-Skalometer zugrunde gelegt. Was sich genau hinter dieser allgemeinen Einschätzung durch den einzelnen Wähler verbirgt, kann nicht geklärt werden und liegt nicht im Interesse dieser Untersuchung. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass nicht die absolute Einschätzung eines Kandidaten die ausschlaggebende Rolle für die Wahlentscheidung spielt, sondern der Abstand zwischen den beiden konkurrierenden Kanzlerkandidaten. Folglich wird die Kandidatenorientierung als Abwägen zwischen den beiden Spitzenpolitikern verstanden, wobei bedeutend ist, wie groß der Abstand zwischen den beiden Kandidaten in der Bewertung durch die Wähler ist.

1.1.3. Die Issueorientierung

Das Konzept der Issueorientierung geht davon aus, dass bei jeder Wahl bestimmte politische Sachfragen (political issues) umstritten sind. Die Wähler richten demnach ihre Wahlentscheidung unter anderem auch danach aus, welche Probleme sie für wichtig halten und welcher Partei sie die bessere Lösung dieser Probleme zutrauen (Issuekompetenz).

Die Begriffe „Sachfrage“ oder „Sachthema“ werden in der deutschsprachigen Literatur synonym für den anglo-amerikanischen Begriff „political issue“ verwendet. In deutschen Umfragen ist häufig auch von einem „wichtigen Problem“ die Rede. Der inhaltliche Kern des Begriffs “political issue“ wird in der Literatur nur selten präzise definiert. Während Campbell et al. political issues ganz allgemein als „questions of public policy“ bezeichnen, die das Verhalten der Wahlbürger beeinflussen können, bietet Shala einen weitaus präziseren Vorschlag (Campbell et al. 1960: 168). Folglich werden mit political issues „lösungsbedürftige Probleme und anstehende aktuelle Themen der Gesellschaft konnotiert, deren Bewältigung von den politischen Akteuren erwartet wird“ (Shala 2001: 21).

Eine noch differenziertere Betrachtung bietet Donald E. Stokes. Von ihm stammt die klassische Unterscheidung zwischen Position- und Valenzissues (vgl. Stokes 1963, 1966). Bei Positionissues handelt es sich um gegensätzliche politische Ziele, also um Themen und Probleme, zu denen politische Akteure ganz unterschiedliche Auffassungen haben. Positionissues, wie zum Beispiel die Liberalisierung des

Schwangerschaftsabbruchs oder die Abschaffung der Atomkraft, in denen die Gesellschaft gespalten ist, werden nach E. Stokes nicht unter Issueorientierung erfasst. So ist die grundsätzliche Position bei solchen Issues eher eine langfristige Einstellung und schlägt sich bei den Wählern in der Parteibindung nieder (vgl. Shala 2001: 22).

Page 16

Die Bedeutung von Positionissues sollte jedoch nicht überbewertet werden, da diese in der Realsituation der Parteienkonkurrenz kaum auftauchen. So kommt Shala zu dem Befund, dass „die Kommunikationsstrategie politischer Akteure insbesondere im Wahlkampf die Thematisierung polarisierender, gesamtgesellschaftlich nicht konsensfähiger Themen systematisch meidet“ (Shala 2001: 22). Vor allem die großen Volksparteien scheuen die Risiken einer solchen Polarisierung in ihrer heterogenen Anhängerschaft.

Im Gegensatz zu den Positionissues besteht über die Bewertung der Valenzissues zwischen den konkurrierenden Parteien Einigkeit. Es unterscheiden sich lediglich die Handlungsalternativen der politischen Akteure (vgl. Stokes 1966: 21). Zu den in Wahlkampfzeiten häufig thematisierten Valenzissues zählen beispielsweise die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die wachsende Bedeutung des Umweltschutzes oder die Friedenssicherung.

Sowohl Kandidaten- als auch Issueorientierung sind als kurzfristige Einflüsse auf die Wahlentscheidung konzipiert. Die Auswirkung des Faktors Issueorientierung auf das Wahlverhalten hängt stark von der Informiertheit des Wählers ab. Folglich entwickelt der Wähler nur dann eine Parteienpräferenz, wenn ihm die Streitfragen bekannt sind, er eine Meinung dazu hat und eine der konkurrierenden Parteipositionen für vorteilhaft hält. Unter Issueorientierung wird in dieser Arbeit die Lösungskompetenz verstanden, die den Parteien von den Wählern zugeschrieben wird. Ausschlaggebend sind dafür die Issues, welche den Wählern persönlich am wichtigsten erscheinen.