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Die Endlichkeit wird selbst die Zeit überdauern. Sie formt Welten, errichtet Orte und Ruinen; sie weilt in uns und leitet unsere Taten. Sie liegt unseren Empfindungen zu Grunde. Ihre Allgegenwärtigkeit erlaubt keine außenstehende, objektive und umfassende Beschreibung. Täglich nehmen wir beinahe indifferent nur Stücke von ihr wahr. Hier steht sie in Teilen geschrieben, gedichtet in ein unvollständiges Werk aus Orten, Zeiten und Wesen, welches unsere Gefühle aufwühlt und uns der Endlichkeit näherbringt. In diesem Band finden sich Gedichte, die verschiedene Schauplätze und deren Einfluss ergründen, sowie Charaktere, welche über Jahre hinweg ihren Platz in der Endlichkeit suchen oder diesen in Momenten spüren. Manche Werke wirken einzeln in der Welt verankert, andere hingegen können miteinander verbunden werden.
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Die Endlichkeit wird selbst die Zeit überdauern. Sie formt Welten, errichtet Orte und Ruinen; sie weilt in uns und leitet unsere Taten. Sie liegt unseren Empfindungen zu Grunde. Ihre Allgegenwärtigkeit erlaubt keine außenstehende, objektive und umfassende Beschreibung. Täglich nehmen wir beinahe indifferent nur Stücke von ihr wahr. Hier steht sie in Teilen geschrieben, gedichtet in ein unvollständiges Werk aus Orten, Zeiten und Wesen, welches unsere Gefühle aufwühlt und uns der Endlichkeit näherbringt.
In diesem Band finden sich Gedichte, die verschiedene Schauplätze und deren Einfluss ergründen, sowie Charaktere, welche über Jahre hinweg ihren Platz in der Endlichkeit suchen oder diesen in Momenten spüren. Manche Werke wirken einzeln in der Welt verankert, andere hingegen können miteinander verbunden werden.
Bonifaz Stuhr promovierte in Informatik. Er ist Autor und Rezensent mehrerer wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Da ihn Art und Arbeit unweigerlich zu tiefen Gedanken führen, begann er diese in Gedichte zu fassen, welche sich über die Jahre zum Band »Das Weilen der Endlichkeit« formten.
Für Oma, und alles andere Gute
Es fraß des Schattens schönste Seite an jenem Morgen den Glanz der Weite
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Wo die Wiesen wundernd wandern,
wo der Wille wiederkehrt,
verzweigt Vergängliches die Sinne,
verwirrt Verzweiflung was verzehrt.
In einem Land aus fernen Felsen,
auf einer Klippe geformt aus Wolken und Stein,
wird ein Mann sich erhängen
- und dann Feuer speien.
Und das Feuer formt zum Kleide,
gleitet und bettet sich auf eine blasse Frau,
welche schlafend schnauft und zittert,
in einem Feld im Morgentau.
Und der Tau schmelzt in die Lüfte,
wandern willenlos im kargen Wind,
regnet hinab auf der Erden trocknen Brüste,
und gebärt dem Baum ein Menschenkind.
Und der Sprössling streckt zum Himmel.
Doch seine Wurzeln dringen gen Höllenschlund.
Bis diese die Decke der Verdammnis brechen,
überm Mann, kauerend im Morast am Grund.
Und bald krallt der Mann die Wurzeln,
windet eine Fackel draus;
mit welcher er, sabbernd in Schmerzen,
brennt das Bäumlein langsam aus ...
Und so hüllt er mit den Flammen,
das Leben aus dem jungen Baum,
kriecht hinauf hinter dessen Rinde,
und saugt für Kraft den Seelensaum.
Und er klettert hoch bis in den Himmel,
bringt das Feuer ins Paradies.
Und so kam es dass der Mann den Engeln,
Lust und Sünde hinterließ.
Hinter einem beschlagenen Fenster
sehnt deine Handfläche nach mir doch währt nur kalt.
Graue Wolken stürmen, Blitze künden Donner
und erblinzeln kehrt dem Schloss den Wald.
Dem Regen ergeben, mit blassem nassem Haar,
blicke ich zu dir hinauf - dir entgegen -
und nehme deine Tränen wahr.
Forsch tänzelt starkes Prasseln
im matschigen Hof beim Brunnen;
dein weißes Kleid schildert heimlich:
Ich hab’ einst dein Herz gefunden und verschlungen.
Und du, mein wunderschönes, welkendes Wesen,
beißt meine Liebe bereits seit uns’rer Kindheit:
Noch nie ineinander geschlafen, getobt, gestreichelt,
doch Ewigkeiten zu zweit.
So weilst du Nacht für Nacht ins Schloss geschlossen
und kein Wind zieht, der dich zu mir fegt und legt;
während ich kauer hier ans Eck gegossen,
und nur der Regen ist es, der sich regt.
In unsere Seelen dringen wir im sinnlichen Sehnen,
dort am dichten Wald,
verzehren uns’re Nervenstränge, doch um dich zu mir zu zerren
reicht weder deine noch meine Gewalt.
Und ich ertrinke in deinen Augen
am Brunnen zu jeder Nacht;
und du trauerst am Fenster
in deiner kerzenlosen Wacht;
trauerst als Wassernymphe
zwischen Glas und schwarzem Eisen;
trauerst da, jede Nacht,
um mir dein Verlangen zu verheißen.
Tiefer und tiefer versinke ich in Liebe zu deiner blassen Gestalt,
als sich die Strahlen langsam erheben hinter Berg und Wald,
fliehe ich abermals vom Tau des Morgens,
vom allerersten, orangen Strahl,
krieche in den steinernen Brunnen,
hinab ins Schattental.
Und vor jedem wandernden Schimmer
wirst du durch schwarze Hände jäh gekrallt,
ins Innere des Schlosses gezogen,
dort am düsteren Märchenwald.
All das was sein kann, wird erneut bedeckt,
dem Nebel gestohlen
und vorm Wald versteckt.
Doch kein Tag vermag uns je die Nacht zu rauben,
in welcher wir flüstern, durch das Wasser uns’rer Augen.
So frieren wir lüstern jede Finsternis aufs Neue,
sobald der Regen fällt,
an Eck und Fenster als Schattenwesen
und starren in eine andere Welt.
Beschlagene Scheiben trüben stet unsere müden Augen,
während wir wortlos in der Kälte zitternd uns die Liebe rauben.
In immerwährender Hoffnung
dort beim Schloss vorm düst’ren Wald,
dass deine Tränen hinterm Fenster
ebnen meinen Brunnen bald.
Lass es Wolken regnen;
lass es Stürme schneien;
lass Meere sich erheben,
um dich mir zu zeigen.
Lass es Sterne scheinen;
lass es Monde strahlen;
lass Meteore schweben;
lass mich die Leere mahlen.
Bring Fiktionen in die Realität.
Lass keiner Masse ihren Magnet.
Und lass mein Selbst gen Himmel fahren,
um es dem Leben heimzuzahlen.
Lass all die Götter beten;
lass Höllen untergehen;
lass mich Vergessenes verstehen;
mach Taten ungeschehen.
Lass die Jungen welken,
lass die Alten erblühen.
Lass mich Tode nehmen,
dann werden wir uns wieder sehen.
Wie einst bekannt und lang’ vergessen,
stand auf einem kahlen Feld eine brünette Frau,
deren lockige Haare wurden kleinlichst vermessen,
vom ruhigen, haarlosen Greis, der trug nur Grau.
An jenem verwaisten Morgen rannte sie,
vom gräsernen Hügel stracks zu ihrem Freund.
In ihren grünen Augen spielte die Fantasie,
»welche sie nun ins Leben träumt.«
Ein feiner Knicks, ein hohes Tor entriegelte,
der Bällchengeist tanzte ihren Empfang.
Die Schleife ihres Haars und das Labyrinth entsiegelte,
ihr hellblaues Kleid streifte das Gras im Klang.
Doch schwebte ihr bald der Geist schlicht davon,
zart streichelten ihre Hände die Blätter der Hecken.
Aus weiten Taschen zog sie ein bordeauxrotes Bonbon,
und begann daran lüstern mit ihrer Zunge zu lecken.
Sie kicherte neugierig im Kreise um Ecken:
»Wo ist er denn, wo soll er sein?
Wo wird er sich denn nur verstecken?
Die Hecken so hoch und sie so klein.«
So würde ihr Haar noch länger wachsen,
bis dieses bald den Boden schliff;
in der Ferne ein Feeerich der kreierte Faxen;
eine knochige Hand, die nach ihr griff.
Als sie aufs Neue in ihre Taschen fasste,
waren diese ausgeleiert, leicht und leer.
Sie sammelte Blümchen, weil dies ihr nicht passte,
erwarb am bunten Stand mit Blütenblättern mehr.
Weiter stolzierte sie zum Mittelpunkt der Struktur,
dort posierte auf einem Marmorsteinviereck,
die Statue eines Mannes ihrer Statur,
sie küsste ihn und verflüsterte den Schreck.
Fels färbte zur Haut.
Wind streifte ihr Haar hinters Ohr.
Sie wurde seine Braut.
Sie blickten durch ein Fernrohr.
Dann begann der Mann sich zu bewegen,
und aus ihrem wuschigen Haar spross ein winziges Kind.
Ein gebildeter Greis warf ihnen den Segen,
zusammen durchquerten sie nun ihr Labyrinth.
Doch eines Tages spürte sie in seiner Hand Gewalt,
die Finger ihres Mannes verkamen wieder zu Stein.
Er fiel, zerschmettert und riss einen Spalt,
aus Süßigkeiten stapelte sie seinen Schrein.
So zog sie noch einige Falten und Kanten,
und hinterließ im Gras ihr graues Haar,
welches ihre Kinder zögerlich verbrannten,
bis das Labyrinth und sie verwuchsen untrennbar.
Wenn Flocken schwingen, wühlen, zappeln,
und ganz dreist in Nacken krabbeln.
Wenn Flocken fallen zur gepuderten Straße,
und Stapeln über Knie und Maße.
Wenn Flocken fliegen nicht allein,
doch im dichten Beisammensein.
Da stehst du auf dem Gehweg.
Obwohl es nicht regnet, sondern schneit.
Obwohl die Straßen werden weder gereinigt noch befreit.
Obwohl der Wind könnte jeder Zeit beschließen,
mit den Flocken zu tollen und sie in deine Richtung zu schießen.
Stehst du unterm Regenschirm.
Auch wenn die kalte Morgenluft,
formt manche Augen zu denen vom Schuft.
Auch wenn der Straßen dicke Schicht,
sorgt schon früh für bösen Bericht.
Auch wenn der Schnee weht in mein Gesicht,
bietest du meiner Mütze wärmende Aussicht.
Denn die Flocken tollen wegen deinem Lachen,
schwingen denn sie wollen dich bewachen,
wühlen denn sie sind in dich verliebt,
und zappeln, wenn sie’s in deine Nähe zieht.
Doch sie krabbeln in meinen Nacken
denn ich besitze keinen Regenschirm.