9,99 €
Dieses E-Book entspricht 160 Taschenbuchseiten ... Die Ehe von Karin und Harald hat deutlich an Schwung verloren und benötigt einen Kick. Die beiden entscheiden sich dazu, kreative Regeln aufzustellen und diese konsequent durchzusetzen. Wie wär's mit einem Peniskäfig oder einem Besuch im Swingerclub? Endlich darf sich Harald seine sexuellen Fantasien erfüllen, die er so lange für sich behalten hat. Aber damit nicht genug! Wie aus dem Nichts taucht mit Marc ein attraktiver Typ auf, der Karin den Hof macht. Und zu guter Letzt ist da noch Melanie, eine junge Frau mit einem spannenden Geheimnis. Können diese verwirrenden Erfahrungen und der Wirbel an Gefühlen ihre Ehe tatsächlich retten? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 220
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum:
Das wollüstige Ehepaar - Fremdgehen erlaubt | Erotischer Roman
von Ron Sparks
Seit einigen Jahren beschäftigt sich Ron Sparks in seiner Freizeit mit dem Schreiben erotischer Geschichten. Dieser Zeitvertreib verschafft dem Ehemann und zweifachen Vater eine ganz besondere Art des Ausgleichs. So genießt er es, von Zeit zu Zeit in die Welt erotisch-romantischer Fiktion hinüberzugleiten und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Dabei ist er stets experimentierfreudig und versucht sich an ungewöhnlichen Kombinationen verschiedener Genres oder beschäftigt sich mit Themen, die ihm im Alltag zufliegen. Seinen Leserinnen und Lesern garantiert er, dass er nichts niederschreibt, was er nicht selbst als anregend, kurzweilig und unterhaltsam empfindet.
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2025 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © wisky @ 123RF.com © ruslan8397 @ 123RF.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783756165995
www.blue-panther-books.de
Haralds Vorwort
Haben Sie schon einmal die Begriffe Cuckold und Hotwife gehört oder darüber gelesen?
Falls ja, spulen sich vor ihrem geistigen Auge, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Moment vielleicht einige Klischees und Stereotypen ab.
Vielleicht denken Sie dabei an Schlappschwanz-Ehemänner, die ihre unersättlichen Schlampenfrauen nicht befriedigen können, weswegen Letztere fortwährend mit diversen, ausnahmslos gut bestückten Männern fremdgehen.
Zwar geht meine Frau ebenso fremd, jedoch kann ich Ihnen versichern, dass obige Beschreibungen nicht im Ansatz meine Ehe oder meine Beziehung zu meiner Frau widerspiegeln.
Ich kann sagen, dass meine Ehe heute besser, inniger und aufregender ist, als sie es jemals war.
Wie das anfing und wie sich das alles innerhalb von Monaten zwischen uns noch einmal drastisch weiterentwickelte, das möchten Karin und ich Ihnen auf den folgenden Seiten schildern. Den meisten ist klar, dass Kommunikation alles in einer Beziehung ist; mir persönlich ist aber noch einmal mehr als deutlich bewusst geworden, dass man Vertrauen in seine Partnerin oder seinen Partner haben muss. Vertrauen darin, dass er oder sie hinterfragt und Verständnis zeigt und nicht blank verurteilt. Mein Vertrauen wurde belohnt.
1. Teil / Haralds Klage
Es ist ein ganz gewöhnlicher Freitagabend, also das wäre er jedenfalls, wenn ich mich in dieser Woche nicht dazu entschlossen hätte, eine Bombe platzen zu lassen. Nicht mit einem klassischen, lauten Knall aus dem Nichts, sondern einer langen, langsam abbrennenden Zündschnur. Nicht einmal ich wusste, wann oder ob diese höchst explosive Ladung überhaupt zünden würde. In jedem Fall bestand das Potenzial, diese Beziehung, unsere Ehe, nachhaltig und massiv zu verändern. Im schlimmsten Fall vielleicht auch zu zerstören, auch wenn ich das als unwahrscheinlich einstufte.
Dass es heute passiert, überrascht mich in jedem Fall ebenso, wie meine Frau überrascht gewesen sein muss.
Wir sitzen beim Abendessen, relativ wortkarg. Meine Frage, wie die Arbeit gewesen sei, wird einsilbig beantwortet, und ich denke mir, dass Karin sich einfach über irgendetwas auf der Arbeit geärgert hat. Dieses Irrglaubens werde ich jedoch in dem Moment beraubt, in dem sie in ihrem Essen stochernd bemerkt: »Harald, im Browserverlauf sind ein paar komische Seiten. Hast du die abgerufen?«
Ich verschluckte mich und denke mir: Natürlich habe ich diese Seiten aufgerufen, wer soll es denn sonst gewesen sein? Der einzige Rückzieher, der jetzt eventuell noch bleibt, ist zu behaupten, ein Computervirus oder ein Hacker sei dafür verantwortlich. Aber wie unwahrscheinlich ist das denn? Vor allem, wenn man bedenkt, wie viel Geld Karin für das Abo ihres Virenscanners im Jahr bezahlt. Dass kein wirkliches Zurück mehr bleibt, war mir bereits klar, als ich die Chronik des Browsers bewusst nicht gelöscht habe. Also spiele ich den Ball in der Gewissheit, damit eine Lawine loszutreten, zurück: »Wenn du es nicht warst, muss ich es ja gewesen sein, oder?«
Sie bleibt einen Moment stumm und schiebt den Teller ein Stück weit von sich, der Appetit ist ihr ganz offensichtlich vergangen.
»Du bist ja nicht dumm, daher gehe ich fast schon davon aus, dass Absicht dahintersteckt. Gehe ich in der Annahme richtig?«
Ich kann nicht anders, als meine Frau einen Moment lang anerkennend anzusehen. Karin ist so clever!, denke ich mir. Laut sage ich: »Ja, das habe ich tatsächlich mit Absicht gemacht!«
Offensichtlich überrascht von meinem ehrlichen Vorstoß fragt sie weiter: »Willst du mir vielleicht sagen, warum du dich für so etwas interessierst? Ich …« Sie spricht nicht weiter, es fällt ihr sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden.
Ich bin mir in diesem Moment allerdings nicht sicher, ob es ihr schlicht unangenehm ist oder ob es sie überfordert. Normalerweise ist sie niemals schlecht vorbereitet, egal in welcher Situation. Vielleicht haben sie die »Abweichungen« im Browserverlauf aber auch einfach derart aufgewühlt, dass sie nicht noch einen Tag darüber nachdenken wollte, wie sie es ansprechen soll.
»Na ja«, beginne ich langsam, ich habe dieses Gespräch sicher einhundert Mal in meinem Kopf durchgespielt, »ich habe mir in all der Zeit schon so einiges angesehen. Um deine Frage zu beantworten, müsstest du mir schon sagen, was du genau meinst.«
Natürlich weiß ich ganz genau, was sie meint. Und sie weiß ganz genau, dass ich weiß, was sie meint. Und genauso weiß sie, dass ich es lediglich aus ihrem Munde hören will. Ich will aus ihrer Stimme heraushören, wo sie emotional steht. Was ist da? Irritation? Ekel? Vielleicht aber auch Faszination oder Interesse? Dass ich nach Überraschung und Unsicherheit nicht mehr fragen muss, steht in jedem Fall schon einmal außer Frage.
Aber obwohl sie weiß, dass es eine Art Spiel ist, fängt sie dann doch mit einem Seufzen an zu sprechen.
»Internetseiten, auf denen es …«, sie versucht, ihre Worte sichtlich mit Bedacht zu wählen, »… um nicht ganz alltägliche Sexualität geht … Richtung Sadomaso, Sklaven, weibliche Dominanz … So was eben.«
Ich höre das Zittern in ihrer Stimme, und als sie es ausgesprochen hat, scheint sie sichtlich erleichtert, dass es raus ist.
Ich bin in jedem Fall froh, dass sie keine pauschal verurteilenden Begriffe verwendet hat, sie spricht nicht von Perversionen oder Schweinkram. Auch wenn es sie Kraft kostet, versucht sie, neutral zu bleiben.
»Hör mal, Karin, ich bin dir ehrlich dankbar, dass du mich nicht anbrüllst, darum will ich auch vollkommen ehrlich mit dir sein. Ich habe den Browserverlauf absichtlich nicht gelöscht. Und zwar weil ich schon seit einer ganzen Weile etwas ansprechen will – unsere Beziehung betreffend. Oft habe ich es mir vorgenommen und jedes Mal gekniffen, weil ich Angst vor deiner Reaktion hatte, weil ich Angst hatte, etwas kaputt zu machen. Darum habe ich diesen Weg gewählt, eine Möglichkeit, den Dialog anzustoßen, ohne den Mund aufmachen zu müssen, und ich weiß, dass das feige von mir war. Aber etwas in unserer Beziehung stimmt mich schon eine Weile unglücklich und ich hatte einfach keine Ahnung, wie ich das thematisieren sollte.«
»Aber, Harald, wir können doch über alles reden! Warum …?«, unterbricht sie mich, verstummt aber gleich wieder.
»Ich weiß«, sage ich lächelnd, »und jetzt tun wir das ja auch endlich. Aber im Detail nicht heute Abend. Denn das, was du als nicht alltäglich bezeichnet hast, das ist wesentlich mehr als das. Es ist etwas, das mich erregt und von dem ich glaube, dass es unsere Beziehung bereichern könnte. Vielleicht nicht alles, aber in jedem Fall Teile davon. Und daher möchte ich dich bitten, dich etwas tiefer damit auseinanderzusetzen. Denn vieles davon beschäftigt mich schon seit längerer Zeit und auch darüber möchte ich mit dir unbedingt sprechen. Aber das geht nur, wenn du dich auch zumindest ein klein wenig damit auseinandergesetzt hast. Darum bitte ich dich, und dann kann ich dir erklären, was mich umtreibt.«
Sie blickt nachdenklich drein, vielleicht auch etwas traurig: »Ich wusste nicht, dass du unglücklich bist.«
»Ich weiß, und es tut mir leid, dass ich erst so spät den Mund aufbekomme.«
Während ich das sage, stehe ich auf und beginne, meinen Teller abzuräumen. Ich bin müde. Mit den Worten »Ich liebe dich, Karin« hauche ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich nach oben ins Schlafzimmer gehe. Das »Ich dich auch« ist kaum vernehmbar, nicht mehr als ein Seufzer im Wind. Ich kann gar nicht sagen, wie leid sie mir gerade tut, und als ich die Treppe nach oben gehe, stiehlt sich, entgegen allen Bemühungen, doch noch eine Träne aus meinem Augenwinkel. Ich schäme mich dafür, wie ich sie überfahren habe, aber ich wusste mir schlicht nicht anders zu helfen. In jedem Fall bin ich mir darüber sicher, womit sie sich diese Nacht noch beschäftigen wird. Wann sie zu mir ins Bett kriecht, bekomme ich an diesem Tag gar nicht mehr mit, ich schlafe trotz des aufputschenden Gefühlscocktails vom Abendessen bereits tief und fest.
***
Am nächsten Morgen stehle ich mich aus dem Bett, ohne Karin, die sich auf ihrer Seite des Bettes zusammengerollt hat, zu wecken. Nach einer belebenden Dusche begleiten mich eine Tasse Kaffee und die Tageszeitung hinaus auf die Terrasse. Die Zeitung entpuppt sich an diesem Morgen jedoch als recht nutzlos, denn wie oft ich einen Artikel auch lese, jedes Mal verliere ich beim Gedanken an den gestrigen Abend den Faden und muss von vorn beginnen. Irgendwann gebe ich es dann auf.
Etwa eine Stunde später kommt meine Frau ebenfalls herunter, setzt sich mit einer dampfenden Tasse zu mir und fragt mich, ob ich ihr ein Ei kochen könnte. Selbstverständlich kann ich das!
Zehn Minuten später stelle ich den Eierbecher nebst Löffel und Salz vor ihr auf den Tisch. Während sie beginnt, es aufzuklopfen, fragt sie mich in ruhigem Ton: »Wollen wir über gestern Abend sprechen?«
Nach kurzem Überlegen meine ich: »Das Gespräch wird wohl nicht weniger unangenehm, wenn wir es aufschieben.«
»Wahrscheinlich nicht«, pflichtet sie mir seufzend bei und beginnt, ihr Ei zu löffeln.
Nachdem sie es verzehrt hat, fragt sie ganz direkt: »Was funktioniert deiner Meinung nach nicht in unserer Beziehung?«
»Das klingt jetzt etwas drastisch«, erwidere ich mehr aus einem Reflex heraus.
»Aber das hast du doch gestern gesagt?«
»Ja«, gebe ich zu, »ich will versuchen, es zu erklären.«
Ich nehme einen Schluck Kaffee und überlege dabei, wie ich es am besten verpacken kann, auch wenn ich ein wenig Angst davor habe, dass es in die Hose gehen wird, egal, was ich sage.
»Wie empfindest du unser Intimleben?«, stelle ich als Frage in den Raum.
»Du meinst den Sex?«
»Ja.«
»Also«, ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich über diese Frage nachdenken muss oder ob sie meine Frage einfach nur absurd findet, »eigentlich in Ordnung.«
»Was meinst du mit eigentlich«, hake ich sofort nach.
»Ich bin zufrieden, denke ich.«
»Denkst du?«, nach einer kurzen Pause füge ich hinzu: »Aus deinen Worten hört man ja deutlich heraus, dass du selbst nicht sicher bist.«
»Ich bin zufrieden«, beharrt sie daraufhin.
»Das Problem ist: Ich bin nicht zufrieden, und ich glaube dir auch nicht recht, dass du es bist.«
Auf diese Anschuldigung hin rücken ihre Augenbrauen ein gutes Stück zusammen. »Und wie kommst du zu diesem Schluss?«
»Weißt du, wie oft wir im vergangenen halben Jahr Sex hatten?«
»Was?!«
»Ob du weißt, wie oft wir in den vergangenen sechs Monaten miteinander geschlafen haben?«
»Also«, sie überlegt, »keine Ahnung, bestimmt …«
»Dreimal.«
»Nein, also. Das waren bestimmt …«
»DREIMAL! «
»Was? Das glaube …«
»Aber sicher!«, unterbreche ich sie noch einmal.
Sie schlürft stumm an ihrer Tasse und überlegt ihrem konzentrierten Gesichtsausdruck nach wohl gerade, wann wir das letzte Mal richtig miteinander geschlafen haben.
Ob sie dabei Erfolg hat, bleibt unklar. In jedem Fall fragt sie mich daraufhin: »Dein Problem ist also, dass wir zu wenig Sex haben?«
»Auch, aber das wäre zu simpel. Wir leben schon seit einer ganzen Weile einfach nebeneinanderher, aber viel zu wenig miteinander. So empfinde ich das, und das ist mir zu wenig.«
»Du weißt doch, mein Job, die Arbeit. Das wird auch wieder besser.«
»Karin, ich weiß, dass du dich aktuell mehr in die Arbeit hineinhängen musst, und ich bin auch sehr stolz auf dich. Aber ich glaube nicht, dass das der eigentliche Grund ist. Ich habe Monate darüber reflektiert, und ich glaube, dass das Problem wesentlich grundlegender ist. Da ist so viel, worüber ich mir den Kopf zerbrochen habe, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll.«
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ihr Teint ist in den letzten Momenten ein wenig blasser geworden. Ich bin selbst etwas erstaunt darüber, wie souverän ich das alles gerade vortrage. Vielleicht klingen meine Worte dadurch ein wenig danach, dass wir reif für eine Therapie sind.
»Ich werde versuchen, meine Gedanken halbwegs ordentlich in Worte zu fassen«, fahre ich fort, »wenn wir in der jüngsten Vergangenheit intim miteinander waren, dann bin ich dabei richtig euphorisch geworden. Endlich wieder eine enge Umarmung, endlich wieder Berührungen! Und ich habe mich jedes Mal richtig reingehängt. Du bist jedes Mal gekommen und darüber war ich selbst in dieser nunmehr seltenen Situation innerlich schon so befriedigt, dass es mich gar nicht groß gestört hat, wenn ich selbst dahingehend gar nicht zum Zug gekommen bin. Erst wenn die Hormone wieder auf Normallevel gefallen sind, hat mich das beschäftigt. Aus unseren gemeinsamen Jahren weiß ich, dass ich einen guten Tag brauche, dass ich dich, wie soll ich sagen, konventionell zum Höhepunkt bringen kann. Aber in jedem Fall habe ich mich in den vergangenen Monaten immer wieder gefragt: Warum kommt nichts zurück? Und diese mangelnde Aufmerksamkeit hat mich, sosehr ich unser Zusammensein vorher genossen habe, danach im gleichen Maße wieder heruntergezogen. Und was ist die Folge? Ich hocke irgendwann vor dem Rechner und hole mir einen runter, und wenn das passiert ist, ärgere ich mich danach über mich selbst. Darüber, dass ich ein feiger Wichser bin, der den Mund nicht aufbekommt, um mit dir darüber zu sprechen. Darüber, dass uns die gegenseitige Aufmerksamkeit auf körperlicher Ebene abhandengekommen ist. Ich frage mich, was der Grund ist. Langweilt dich unser Sex oder langweile vielleicht ich dich? Ich hoffe inständig, dass es nur am Wie und nicht an mir als Person liegt. Und jetzt komme ich zu den Webseiten, die ich in der Browserchronik hinterlassen habe.« Ich muss einen Schluck trinken. »Ich sage dir klipp und klar, so wie bisher will ich nicht weitermachen. Ich verlange, dass du mir mehr Aufmerksamkeit entgegenbringst. Und dafür bin ich auch bereit, mich unterzuordnen. Alles, was du da online gelesen hast, das sind Kanns und kein Muss. Egal, was. Keuschhaltung zum Beispiel, das ist kein Muss, aber dann kann ich in jedem Fall sicher sein, dass wir mehr gemeinsame Momente miteinander haben, und sei es nur beim Auf- und Zuschließen. Ich muss mich dann auch nicht mehr schlecht fühlen, wenn ich onaniere. Das fällt dann nämlich weg und ich will ohnehin lieber an dich denken. Ich bin dazu bereit, mich Regeln welcher Art auch immer, die du aufstellst, zu unterwerfen und bei Nicht-Befolgen auch eine Strafe dafür zu erhalten, denn das sind gemeinsame Momente mit dir, das ist Aufmerksamkeit. Und wenn unser Sex dir, in welcher Art und Weise auch immer, nicht ausreicht, dann bin ich sogar bereit, dir zu erlauben, dir das, was ich dir nicht geben kann, woanders zu holen, solange du danach wieder strahlend in meine Arme zurückkehrst. Ich liebe dich, Karin, und ich will, dass wir beide glücklich in dieser Ehe sind. Und aktuell bin ich das nicht, und ich glaube, du bist es, wenn du ehrlich bist, auch nicht.«
Nachdem ich das geschafft habe, würde ich am liebsten wieder ins Bett gehen, sosehr hat mich dieser Vortrag geschlaucht. Da ist aber auch ein anderes Gefühl, vielleicht ein kleiner Anflug eines schlechten Gewissens, weil ich natürlich nicht ausschließlich selbstlos an die Rettung unserer Beziehung gedacht habe, sondern gleichzeitig auch sexuelle Fantasien auf den Tisch gelegt habe, die schon lange durch meinen Kopf geistern, über die mich jedoch niemals zu sprechen getraut habe.
Karin blickt noch eine Weile in die Luft, wirkt nachdenklich, nicht verurteilend oder angewidert. »Darf ich über all das nachdenken?«, fragt sie schließlich.
»Ich würde mich sehr darüber freuen«, gebe ich dankbar zurück und lege meine Hand auf ihre.
»Ich liebe dich auch, Harald«, ringt sie sich endlich wieder ein Lächeln ab, »wollen wir heute einen Spaziergang durch den Stadtpark und zum Flussufer machen?«
»Das wäre schön.«
***
Erst einmal geschieht danach wenig. Aber wenn ich mich auf etwas schon immer verlassen konnte, dann darauf, dass Karin Wort hält. Also warte ich geduldig. Allerdings nehme ich doch ein paar Kleinigkeiten wahr; wenn sie das eine oder andere Mal von hinten an mich herantritt und mir mit der Hand über die Brust streicht oder sich im Bett eng an mich schmiegt, dann genieße ich diese wieder einkehrende körperliche Nähe, die ich so lange vermisst habe, ungemein. Und sie genauso, denke ich.
Also warte ich geduldig, und irgendwann ist sie so weit.
Karins Regeln
Ich kann kaum in Worte fassen, wie hart mich Haralds Anschuldigung, ich würde unsere Beziehung und unsere Ehe vernachlässigen, getroffen hat. Die Tatsache, dass ich mich infolgedessen mit diesen, sagen wir, ungewöhnlichen Beziehungsformen beschäftigen muss, ist nicht annähernd so belastend oder unangenehm für mich. Ehrlich gesagt bin ich sogar mehr als überrascht, wie manche Leute ihre Beziehungen leben und wie fließend die Übergänge und Ausprägungen bei den verschieden Aspekten sein können. Mit Themen oder Begriffen wie Cuckold, Hotwife, Female-Led Relationship, Keuschhaltung und so weiter habe ich mich vorher in jedem Fall noch nie beschäftigt. Ja, einige der Begrifflichkeiten habe ich zuvor tatsächlich noch nie gehört. Und ich kann nicht leugnen, dass einige Aspekte mich tatsächlich zum Grübeln bringen. Sinngemäß hat Harald zu mir gesagt: »Ich denke lieber an dich, als dass ich zu Pornos onaniere, darum würde ich auch so eine Keuschheitsschelle tragen.«
Wie soll ich das finden? Ich habe keinen Zweifel daran, dass mein Mann mir treu ist und keine andere Frau heimlich nebenbei hat oder haben möchte. Darum überlege ich fieberhaft, welche Aspekte diese Keuschheitsgeschichte eigentlich für ihn, aber auch für mich hat, denn fremdgehen würde er nie, da bin ich mir absolut sicher. Gleichzeitig sagt er mir dann sogar auch noch, es wäre in Ordnung für ihn, wenn ich fremdginge. Warum sollte ich das wollen? Oder warum denkt er von mir, dass ich das wollen könnte?
Das sind alles Fragen, über die ich wirklich lange nachgrübele – zu Hause, auf der Arbeit, unterwegs. Stets habe ich einen kleinen Notizblock dabei, um etwas aufzuschreiben, wenn mir ein neuer Gedanke kommt.
Ich finde es ja schon irgendwie süß, dass er sagt, er will keine außer mir – und dass er sogar darauf verzichten will, sich selbst zu befriedigen. Aber ich werde mir immer deutlicher bewusst, dass die ganze Sache viel zu komplex ist, als dass ich auf Grundlage dieses einen Gesprächs, das wir hatten, oder der verschiedenen Webseiten, die ich angesehen habe, eine letztendliche Entscheidung treffen könnte. Das müssen wir grundlegender, viel detaillierter angehen, denn vielleicht ist da noch viel mehr. Also denke ich weiter nach, überlege, schreibe, überlege wieder, und schließlich glaube ich, etwas zu haben, das eine Grundlage für alles Weitere sein könnte.
Etwas mehr als eine Woche nach unserem richtungsweisenden Gespräch bin ich bereit, den nächsten Schritt zu machen. Schon morgens teile ich es meinem Mann mit und habe direkt ein schlechtes Gewissen, als ich sehe, wie hibbelig er ist, als er zur Arbeit geht. Als ich am Abend nach Hause komme, ist er schon da, und das Essen ist ebenfalls fast fertig. Ich kann seine Unruhe deutlich spüren, aber dennoch zwingen wir uns, erst einmal zu essen.
Als der Tisch schließlich abgeräumt ist, erkläre ich: »Harald, es hat etwas gedauert, aber diese Zeit habe ich gebraucht, um über vieles nachzudenken. Es hat mich wirklich getroffen, als du sagtest, dass du dich vernachlässigt fühlst, und wir dabei sind, uns auseinanderzuleben.«
»Vielleicht war ich etwas zu hart in meiner Wortwahl …«
»Nein, du hattest recht! Und darum habe ich auch versucht, mich kopfmäßig auf alles einzulassen; auch wenn mir das zuweilen alles andere als leicht gefallen ist. Ich habe nachgelesen, nachgedacht und … na ja, noch länger nachgedacht. Ich habe eine Liste gemacht und versucht, alles wahrheitsgemäß für mich zu beantworten. Das hier ist die Liste!« Mit diesen Worten schiebe ich ihm einige Blätter Papier zu, die ich schon bereitgelegt habe.
Ich beobachte meinen Mann ganz genau und versuche, in seiner Mimik zu lesen. Seine Stimme klingt etwas ratlos: »Was ist das alles?«
»Das sind genau die Fragen, die ich mir selbst gestellt habe, und nun möchte ich, dass du sie für dich ebenfalls beantwortest«, ich halte einen kurzen Moment inne, »ich glaube, dass das notwendig ist, um einen Konsens zu finden. Also nimm dir bitte die Zeit, und zwar, so viel du brauchst. Da ich selbst so lange Zeit allein darüber gegrübelt habe, weiß ich, wie schwierig das ist. Und wenn du so weit bist, werden wir vergleichen und versuchen, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Nein, ich bin mir sicher, dass wir einen gemeinsamen Nenner finden werden!«
Haralds Schweigen verunsichert mich für einen Moment; bin ich vielleicht wieder einmal zu oberlehrerhaft? War das vielleicht doch zu viel des Guten? Habe ich mich da in etwas verrannt? Schließlich halte ich die Stille nicht mehr aus und frage nach: »Willst du nichts dazu sagen?«
Sein unsicheres Lächeln lässt mich innerlich aufatmen.
»Alles gut!«, meint er knapp und fügt dann hinzu: »Ganz die pragmatische Karin, wie ich sie kenne und liebe.«
Am liebsten würde ich ihn jetzt küssen, aber vielleicht lieber nicht gleich.
»Was ist, wenn ich mir unsicher bin?«, reißt er mich von diesem Gedanken los.
»Also ich habe für mich erst einmal festgelegt: Ein Ja ist ein Ja, ein Nein ist ein Nein und ein Vielleicht ist ein vorläufiges Ja, bis ich mir ganz sicher bin. Ich bin mir nämlich auch noch nicht bei allem ganz im Klaren, wie ich das eine oder andere empfinde oder empfinden werde, wenn es mal so weit ist. Du kannst es vielleicht genauso halten, aber wie gesagt, nimmt dir Zeit und antworte nicht leichtfertig. Das habe ich auch nicht getan. Und darüber werden wir dann ja ohnehin noch einmal im Detail sprechen.«
»Ich verspreche es dir«, erklärt er knapp und schiebt noch schnell ein »Danke, Karin!« hinterher.
An diesem Abend sprechen wir nicht mehr weiter über dieses Thema, sondern sehen uns bei einem Glas Wein einen romantischen Film im Fernsehen an.
***
An den folgenden Tagen gehe ich öfter als üblich mit Freundinnen aus. Nicht nur, weil ich Lust dazu habe, sondern auch, weil ich mir denke, Harald könnte die Zeit allein daheim ganz gut gebrauchen, um über die verschiedenen Fragen nachzudenken. Und zwar, ohne sich von mir beobachtet zu fühlen. Denn wer, frage ich mich, beantwortet schon gern so direkte Fragen wie: »Darf sie mit anderen Männern schlafen?« oder etwas ähnlich Polarisierendes, wenn die Ehefrau neben einem auf der Couch sitzt? Zumindest kann ich mir vorstellen, dass ihm das eventuell unangenehm sein könnte. Auch wenn wir sowieso noch einmal eingehend darüber sprechen müssen.
Als mein Mann mir nach einer knappen Woche erklärt, er sei fertig, fordere ich ihn schlicht auf, lieber noch eine Woche darüber nachzudenken: »Frage dich lieber noch einmal zu jedem Punkt: Will ich das wirklich? Und wenn du das getan hast, dann reden wir.«
Ich rechne eigentlich damit, dass Harald protestiert und darauf besteht, er habe nun lange genug darüber nachgedacht. Aber er nickt einfach nur. Und tatsächlich nimmt er sich noch einmal eine volle Woche. Aber ganz ehrlich, jeder noch so nachdrückliche Widerspruch wäre an mir abgeprallt. Was hier angestoßen worden ist, soll nämlich keiner von uns auf die leichte Schulter nehmen!
Der Tag, an dem wir uns endlich zusammensetzen, ist ein Samstag. Bisher ist er eigentlich ganz normal gewesen, ein entspannter Vormittag und ein Einkaufsbummel am Nachmittag. Am Abend wollen wir nun aber endlich über unsere Listen sprechen. Ich bin doch aufgeregter als erwartet, als wir uns zusammensetzen. Allerdings glaube ich, dass Harald nicht weniger Schmetterlinge im Bauch hat als ich. In jedem Fall versuche ich, meine Erregung nicht allzu deutlich zu zeigen. Wir setzen uns nebeneinander an den Tisch und legen unsere jeweiligen Zettel so vor uns hin, dass man Punkt für Punkt vergleichen kann. Es zeigt sich relativ schnell, dass wir uns, was die grundsätzliche Richtung angeht, im Großen und Ganzen recht einig zu sein scheinen.
Ich soll Regeln in unserer Beziehung aufstellen, die nach einer gemeinsamen Besprechung in Kraft treten. Harald ist einverstanden, bei Zuwiderhandlung eine Bestrafung zu erhalten; diese soll ich festlegen, wobei zunächst offenbleibt, wie diese letztlich aussehen soll. Auch mit dem Thema Keuschhaltung wollen wir uns intensiver auseinandersetzen. Bei den Punkten, die Dritte betreffen, haben wir die erste deutliche Abweichung voneinander. Wie ich es erwartet habe, hat Harald die Frage, ob ich mit anderen Männern und auch anderen Frauen intim werden darf, mit einem »Ja« beantwortet. Ich hingegen habe mir ein »Vielleicht« abgerungen. Bei unserer Aussprache erklärt mein Mann mir noch einmal, dass er nicht pauschal will, dass ich fremdgehe. Er wolle mir lediglich die Freiheit lassen, dies zu tun. Vor allem, wenn es etwas gäbe, dass er mir nicht geben könne. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, tatsächlich etwas mit einem oder einer anderen anzufangen. Auch fehlt mir aktuell eine Vorstellung dessen, was ich brauchen, er mir aber nicht geben könnte. Nach einigem Hin und Her akzeptiere ich dann aber doch, dass er mir diese Freiheit einräumt, da es ihm ja irgendwie auch ein Bedürfnis zu sein scheint. Ich muss es ja nicht nutzen, sage ich mir. Im Bemerkungsfeld hat Harald aber tatsächlich eine Einschränkung notiert, eine einzige. Und zwar will er auf gar keinen Fall, dass ich einen anderen Mann auf den Mund küsse. Ich kommentiere das mit einem Lächeln und den Worten »Dann sollen die hier immer allein dir gehören!«, und gebe ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Dabei denke ich mir: Du bist schon komisch. Einerseits willst du mir erlauben, dass ein anderer Kerl mir seinen Schwanz in die Muschi steckt, seine Lippen auf meinen sind aber ein No-Go. Das soll einer verstehen …
Als wir auf die zweite Seite blättern, ist jedoch mein Mann derjenige, der überrascht dreinblickt. Denn während es für mich ein Tabu ist, dass er etwas mit einer anderen Frau anfängt, habe ich kein wirkliches Problem damit, dass er eventuell eine Beziehung zu einem Mann hat. Als ich das beim Ausfüllen für mich entschieden habe, da dachte ich an Haralds Worte: »Wenn es etwas gäbe, dass er mir nicht geben könnte.« Und so, dachte ich mir, gebe ich ihm ja irgendwie auch etwas an sexuellen Freiheiten zurück, vorausgesetzt natürlich, dass das überhaupt für ihn infrage kommt.
Als Harald mit leichter Röte im Gesicht auf einen kurzen Text im Kommentarfeld deutet, muss ich erkennen, dass ich vielleicht nicht genau ins Schwarze getroffen, aber zufälligerweise etwas angekratzt habe, dass für ihn ein Thema ist, also irgendwie.