Das Zuckerfrei-Kochbuch für Kinder - Cathy Hummels - E-Book

Das Zuckerfrei-Kochbuch für Kinder E-Book

Cathy Hummels

0,0

Beschreibung

Kinder lieben Süßes, trotzdem sollte Zucker für sie besser tabu sein: Denn übermäßiger Konsum führt schnell zu "Überzuckerung" – und die ist nicht nur verantwortlich für Karies und Übergewicht, sondern beeinflusst auch das Verhalten und kann schon im Kindesalter zu Diabetes führen. Aber wie macht man Kindern Gesundes schmackhaft, wenn sie statt auf Gemüse und Vollkorn Lust auf Gummibärchen haben? Diese Frage hat sich auch Cathy Hummels gestellt, für die gesunde Ernährung seit der Geburt ihres Sohnes Ludwig noch einmal einen ganz anderen Stellenwert bekommen hat. Um anderen jungen Müttern zu zeigen, wie gefährlich zu viel Zucker ist und wie man ganz easy für die Kleinen zuckerfrei kochen kann, hat sie sich Verstärkung geholt: die Kinderärztin Dr. med. Antonia Gavazzeni und Christina Wiedemann, eine erfahrene Ökotrophologin. Gemeinsam haben die drei über 50 zuckerfreie Rezepte entwickelt, die das Zeug zum Lieblingsessen haben und auch im stressigen Mama-Alltag auf Anhieb gelingen. Dazu verrät Cathy Hummels viele Tipps und Tricks – und Persönliches aus ihrer Küche und Ludwigs Kinderzimmer.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 168

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Vorwort

EINLEITUNG

Warum Kinder Süßes lieben

Zucker kann ganz schön gefährlich sein

Versteckter Zucker

Das Würfelzucker-Quiz

Was bedeutet eigentlich …?

Sieben Zuckerirrtümer

Schritt für Schritt weg vom Zucker

Zuckeralarm!

Abenteuer Supermarkt

Natürliche Zuckeralternativen

Bausteine einer gesunden Kinderernährung

Meine liebsten Superfoods

REZEPTE

Frühstück & Aufstriche

Quick & Easy: Belegte Brote

Getränke & Snacks

Quick & Easy: Eistee

Dreierlei Hummus

Sides & Beilagen

Bunte Gemüsechips

Dreierlei Caesar Salad

Hauptgerichte

Süßes

Dreierlei Nicecream

Ausstechplätzchen

Impressum

Die Symbole bei den Rezepten

vegetarisch

glutenfrei

laktosefrei

vegan

Vorwort

Als Kind habe ich am liebsten Weißbrot oder Käsebreze mit Nutella gegessen. Könnt ihr euch das vorstellen? Also ich, ehrlich gesagt, gar nicht mehr – und alle, die mich vielleicht schon etwas kennen, wissen, wie weit das von meinem jetzigen Lifestyle entfernt ist. Bei mir kam mit etwa 15 Jahren dann die Wende, als ich merkte, dass ich ziemlich zugenommen hatte und immer müde war. Je mehr ich mich seitdem mit gesunder Ernährung auseinandergesetzt habe, umso mehr habe ich mich in sie verliebt und bin dadurch tatsächlich ein komplett anderer Mensch geworden. Eine Zeit lang wollte ich sogar Ernährungswissenschaften studieren. Tatsächlich ist es dann zwar BWL geworden, aber Kochen, überhaupt alles, was mit gesunder Ernährung zu tun hat, ist bis heute ein ganz großes Hobby von mir. Ein gesunder Lifestyle zieht sich seitdem wie ein roter Faden durch mein Leben – und die Verkörperung dieses Lifestyles, das bin ich. Erst recht seit ich Mama bin.

Bei uns daheim gibt es ein Überangebot an Gemüse und frischem Obst. Bio oder vom Wochenmarkt. Und am allerliebsten Boskop-Äpfel aus dem Garten meiner Oma. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass Nahrung ganz viel dazu beiträgt, wie wir uns fühlen. Mein Motto lautet: Du bist, was du isst. Gesunde Nahrung ist unser Brennstoff, das Benzin, das unseren Körper anheizt. Gesunde Nahrungsmittel machen uns fit und gesund und geben uns Kraft für den Job, die Familie – und natürlich auch zum Wachsen. So wie bei Ludwig.

Leider war unser Sohn anfangs ein relativ schlechter Esser. Und wie jede Mami habe ich mir deshalb natürlich große Sorgen gemacht. Ich habe echt alles versucht, damit er wenigstens ein bisschen was isst. Und tatsächlich gab es etwas, das er eigentlich immer mochte: Schokokugeln. Nach dem Motto: je süßer, desto besser. Vielleicht hätte jemand anderes also einfach Kekse und anderen Süßkram „zugefüttert“. Aber wenn ich selbst total darauf achte, mich möglichst ausgewogen zu ernähren, will ich es bei meinem Sohn genauso machen. Und deshalb habe ich angefangen, mich mit gesunder Ernährung für Kinder zu beschäftigen und Ludwig von Anfang an mit einbezogen. Seitdem ist Ludwig in der Küche immer dabei. Er hat sogar einen eigenen Kinderherd. Wenn ich koche, kocht er dort auch. Und wisst ihr was? In seiner Küche gibt es nur frische Nahrungsmittel. Mittlerweile kennt er sich schon richtig gut aus und hilft mir sogar, beim Einkaufen das richtige Gemüse zu finden. Vor allem meinen geliebten Fenchel. Mein erstes Ziel ist damit schon erreicht: Ich wollte, dass sich Ludwig mit Essen und Nahrungsmitteln auseinandersetzt, weil er so einen ganz anderen Bezug dazu hat. Mein großer Wunsch ist, dass Ludwig versteht, dass uns Essen glücklich und gesund machen kann. Und dass er möglichst zuckerfrei aufwächst.

Christina Wiedemann habe ich im Wartezimmer unserer gemeinsamen Kinderärztin kennengelernt. Wir haben dort über die „Essmarotten“ von Kindern gescherzt. Als ich ein paar Monate später überlegt habe, dass man doch mal ein Buch schreiben sollte, wie Kinder ohne das ganze süße Zeug Spaß am Essen haben könnten, habe ich sie angerufen. Christina ist Diplom-Ökotrophologin und kennt sich daher nicht nur extrem gut aus, sondern entwickelt auch ständig neue Rezepte. Die werden übrigens am liebsten gleich vor Ort von einer knallharten „Jury“ verkostet: ihrer achtjährigen Tochter.

Unsere Kinderärztin Frau Dr. Antonia Gavazzeni habe ich dann auch noch mit ins Boot geholt. Als Expertin – sie ist auch Kinderdiabetologin – weiß sie schließlich ganz genau, wie schädlich Zucker für unsere Kids sein kann. Sie weiß aber auch, dass Nahrung nicht nur krank machen, sondern auch heilen kann, wenn man sie richtig und bewusst einsetzt – zum Beispiel, indem man auf weißen Zucker verzichtet. Ich finde, wir drei sind ein tolles Team, wenn es darum geht, was Mütter bewegt, Kindern guttut und der ganzen Familie schmeckt. Und ich hoffe, wir können dich genauso für die zuckerfreie Küche begeistern.

Warum Kinder Süsses lieben

Während der Stillzeit habe ich mir ehrlich gesagt keine großen Gedanken über die Zeit danach gemacht und angenommen, dass Ludwig einfach das Gleiche essen würde wie ich oder sein Papa. Stichwort „Vorbild“ und so. Was ich dabei nicht bedacht habe, ist, dass Kinder eine ganz besondere Vorliebe für Süßes haben und ihnen vieles, was wir ganz toll finden, erst mal nicht schmeckt.

Süß bedeutet „nicht giftig“

Die Vorliebe für Süßes ist uns tatsächlich angeboren. Süßes zu mögen, muss man nicht lernen – im Gegensatz zu Saurem, sehr Salzigem und Bitterem. An diese Geschmacksrichtungen gewöhnt man sich erst im Laufe der Jahre – indem man es immer wieder ausprobiert (wozu wir es den Kindern immer wieder anbieten müssen). Wissenschaftler vermuten, dass die genetische Vorliebe darauf beruht, dass es in der Natur nichts gibt, das süß schmeckt und giftig ist. Jahrtausendelang mussten die Menschen also mit der Zunge entscheiden, ob man etwas runterschlucken oder lieber wieder ausspucken sollte. Süß war ein „Sicherheitsgeschmack“. Das prägt.

Dazu kommt, dass schon ungeborene Babys auf Süß programmiert sind. Sie schlucken im letzten Schwangerschaftsdrittel ständig Fruchtwasser und das schmeckt süß – genauso wie die Muttermilch oder Formulamilch (Säuglingsfertignahrung), die sie in den ersten Lebensmonaten trinken.

Süß macht stark

Kinder tun in den ersten Lebensjahren vor allem eins: wachsen und lernen. Dafür brauchen sie enorm viel Energie. Und die steckt nun mal ganz besonders in Zucker. Deshalb wollen sie intuitiv mehr davon. Auch das ist biologisch begründet. Früher gab es ja weder Supermärkte noch Lieferservice, wenn man Hunger hatte. Stattdessen war strategische Planung gefragt. Wenn es Honig oder frische Früchte gab, hieß es: zuschlagen. Bären und Murmeltiere machen es im Prinzip noch immer so und fressen sich im Herbst mit vielen reifen Früchten eine richtige Extraspeckschicht für den Winterschlaf an.

Für mich die besten Süßigkeiten der Welt: frische Beeren. Sie haben die richtige Naschgröße, sind schön süß und supergesund.

Brauchen Kinder „eigene“ Lebensmittel?

Seit Ludwig auf der Welt ist, springen mir überall Aufdrucke wie „mit extraviel Milch“, „mit wertvollen Vitaminen“ oder „für gesunde Knochen“ ins Auge. Die Werbeabteilungen der großen Lebensmittelkonzerne spielen mit dem Wunsch der Eltern, ihren Kindern nur das Beste zu geben. Bei genauerer Betrachtung sind die angeblich gesundheitlichen Vorteile aber gar nicht so groß. Das Plus an Vitaminen, Mineralstoffen oder anderen als gesund geltenden Bestandteilen ist im Hinblick auf den tatsächlichen Tagesbedarf eines Kindes in den meisten Fällen zu vernachlässigen. Außerdem sind zugesetzte Vitalstoffe gar nicht so gesund wie die in frischen, natürlichen Lebensmitteln. Und viele, wie beispielsweise Vitamin C, scheidet der Körper auch gleich wieder aus, wenn die Tagesdosis gedeckt ist.

Bunte Frühstückszerealien sind oft kein Müsli, sondern wahre Zuckerbomben und somit im Grunde genauso Süßigkeiten wie Gummibärchen. Fruchtjoghurt enthält nicht mehr Kalzium als Naturjoghurt – aber dafür viele andere Zutaten, die kein Mensch braucht. Die Hauptaufgabe der „Wunderzutaten“ ist vielmehr, erfolgreich darüber hinwegzutäuschen, dass die Produkte vor allem auch ein dickes Plus an Salz und Fett enthalten, an Aromen und Farbstoffen – und natürlich an Zucker. Ist doch klar, könnte man nach all dem, was oben steht, jetzt meinen: Kinder brauchen halt einfach besonders viel davon.

Das Problem ist aber, dass sich der Zuckerkonsum nicht mehr irgendwie von allein reguliert. Früher gab es Süßes nur im Sommer und Herbst, heute ständig. Die Organisation foodwatch hat ausgerechnet, dass unsere Kinder und Jugendlichen schon nach 224 Tagen das Zuckersoll des ganzen Jahres erreicht haben – so viel Zucker essen sie. Theoretisch dürften sie also ein Drittel des Jahres gar keinen Zucker essen, um das auszugleichen. Dass dies jemand macht, ist aber ziemlich unwahrscheinlich …

Auf Zucker konditioniert

Kinder brauchen Energie. Sie brauchen aber definitiv keinen Industriezucker! Der macht zwar satt, enthält aber keine Vitamine und Mineralstoffe, liefert also nur „leere“ Kalorien. Außerdem hält das Sättigungsgefühl nicht lange an – schon kurze Zeit später hat man wieder Appetit. Dadurch nimmt man erstens schnell zu viele Kalorien zu sich. Und zweitens braucht der Körper auch mal Essenspausen, damit der Stoffwechsel optimal funktioniert und der Körper die Möglichkeit hat, sich zu reinigen. Deshalb mache ich übrigens seit einiger Zeit Intervallfasten und fühle mich dadurch viel besser. Die ganzen extra für Kinder empfohlenen Nahrungsmittel sind also keineswegs so wertvoll, wie die Hersteller vorgeben. Und das sehe nicht nur ich so, sondern auch Ernährungswissenschaftler und Ärzte. Vor allem gewöhnen sich Kinder damit ganz schnell an den intensiven Geschmack und werden regelrecht auf Zucker konditioniert. Die Folge ist, dass sie „echten“ Lebensmitteln dann bald nicht mehr viel abgewinnen können. Dabei wären die doch wirklich wertvoll. Der Höhepunkt des Absurden sind für mich übrigens Bonbons „mit gesun-den Vitaminen“. Wie wäre es stattdessen einfach mit ein paar frischen Beeren?

Wissen, was guttut

Ich hoffe wirklich, dass es, bis Ludwig in die Schule kommt, endlich ein Fach „Ernährung“ gibt. Zu wissen, wie man durch Essen gesund und fit bleibt, finde ich nämlich genauso wichtig wie Sport. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir durch unsere Ernährung und durch Bewegung die Selbstheilungskräfte unseres Körpers wahnsinnig unterstützen. So können wir selbst viel dazu beitragen, dass es uns gut geht. Und je früher unsere Kinder das wissen, desto besser! Sie werden sicher trotzdem gern mal etwas Süßes essen, aber bestimmt viel gesünder „naschen“.

Christina Wiedemann

Vorsicht, Zuckerfalle!

Der Geschmackssinn muss sich in den ersten beiden Lebensjahren erst ausbilden. Wenn Kinder in dieser Zeit regelmäßig Süßes essen, passt er sich daran an. Dabei wären Kinder nach der Babyphase durchaus bereit, sich auf neue Geschmacksexperimente einzulassen. Je mehr sie aber auf Süß geeicht werden, desto mehr sinkt die Neugier. Schlimmer ist, dass sich auch der Stoffwechsel an die schnellen „Energiebomben“ gewöhnt. Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät umzulernen.

Zucker kann ganz schön gefährlich sein

Zucker macht dick und ist schlecht für die Zähne. Das wissen oft schon die Kleinsten. Er hat aber noch viele andere negative Auswirkungen auf die Gesundheit, von denen nicht mal ihre Mamas etwas ahnen. Ich habe Frau Dr. Gavazzeni deshalb gebeten, kurz zu erklären, warum Zucker so gefährlich ist.

Zucker fördert Übergewicht

Immer mehr Kinder in Deutschland sind übergewichtig, Tendenz steigend. Etwa 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen sind hiervon betroffen. Ihr BMI (Body Mass Index) liegt oberhalb der 90. Perzentile für ihre Altersgruppe. 6,3 Prozent dieser Kinder sind sogar adipös, also krankhaft übergewichtig (BMI > 97 %). Ein zu hoher Zuckeranteil in der Ernährung und zu wenig Bewegung sind wichtige Mitverursacher dieser Misere.

Dass Zucker dick macht, liegt zum einen natürlich an den Kalorien: 100 Gramm haben 378 Kalorien. Die kommen umso mehr zum Tragen, weil Industriezucker keinerlei wichtige Nährstoffe enthält und deshalb nicht lange satt macht. Das heißt, man hat bald schon wieder Hunger. Ganz oft wieder auf Zucker … Der Körper kann aber nur eine gewisse Menge Zucker verwerten. Was er gerade nicht braucht, wandelt er in Fett um, das er für später aufheben kann. Wenn immer weiter Nahrung aufgenommen wird, kommt er jedoch nie in die „Verlegenheit“, die Energiereserven auch mal anzuzapfen. Und so wachsen die Fettzellen immer weiter. Auch, weil mit zunehmendem Gewicht Bewegung immer schwerer fällt.

Fruchtzucker (Fruktose) ist übrigens nicht gesünder, im Gegenteil. Er wird ausschließlich in der Leber verarbeitet, wobei ein Teil in Fettsäuren (Triglyceride) umgewandelt wird, die dann über den Blutkreislauf in den Körper gelangen. Wenn die Leber immer wieder mit Fruktose geflutet wird (zum Beispiel durch Limonade), produziert sie so viele Fettsäuren, dass sie nicht mehr abtransportiert werden können. Die Leber muss sie dann selbst einlagern und verfettet. Solch eine nicht alkoholische Fettleber gibt es immer öfter schon bei Kindern. Was besonders bedenklich ist: Der ein oder andere Wachstumsschub kann bis zum zehnten Lebensjahr zu viel Gewicht zwar noch ausgleichen, doch dann wird es immer schwieriger abzunehmen. Man hat sich über die Jahre falsche Essgewohnehiten antrainiert. Die meisten übergewichtigen und adipösen Kinder bringen deshalb auch als Erwachsene zu viele Kilos auf die Waage.

Zucker verursacht Karies

Eigentlich ist nicht der Zucker das Problem, sondern bestimmte Bakterien im Mund. Sie vergären den Zucker zu Säure, der die äußere Schicht der Zähne angreift und Mineralien aus ihm herauslöst. Kreidig-weiße Flecken auf den Zähnen sind erste Zeichen dafür. Bis zu einem gewissen Grad kann der Zahnschmelz sich selbst regenerieren, weil durch den Speichel immer wieder neue Mineralien eingebaut werden. Doch unter dauerndem Zuckerbombardement kapituliert er irgendwann und es entstehen zuerst Entkalkungen, später Karies.

Karies in den Milchzähnen ist übrigens nicht weniger schlimm als in den bleibenden Zähnen. Sie kann genauso wehtun. Außerdem haben Kinder mit kariösem Milchgebiss ein höheres Risiko, später ebenfalls Karies in den bleibenden Zähnen zu entwickeln. Die beste Prophylaxe gegen Karies ist und bleibt eine gute Zahnhygiene: zweimal täglich Zähne putzen – und zwar ab dem ersten Zahn. Weil Kinder dabei noch nicht so gründlich sind, sollten Eltern etwa bis zum Alter von fünf, sechs Jahren nachputzen. Wenn Ihr Kind etwas Süßes gegessen hat, sollte es direkt danach gründlich die Zähne putzen (die Zahnseide nicht vergessen!). Dann werden die Beläge, in denen die schädlichen Bakterien sitzen, entfernt und der Zucker kann nicht mehr in Säure umgewandelt werden. Am besten ist das Naschen nach einer größeren Mahlzeit, da der Speichelfluss gut angeregt ist und der Zucker abtransportiert werden kann. Noch ein Tipp: nicht erst zur Einschulung zum Zahnarzt gehen, sondern am besten schon regelmäßig ab dem ersten Geburtstag.

Der Darm verträgt Zucker nicht

Unser Darm ist ein stark besiedelter Ort: Viele Billio-nen Bakterien leben dort, die meisten davon sind sehr nützlich, weil sie zum Beispiel helfen, die Nahrung zu verdauen. Durch zu viel Zucker kann das empfindliche Gleichgewicht aus der Balance geraten. Die „schlechten“ Bakterien nehmen dann überhand und verursachen Bauchweh, Durchfall oder Blähungen. Wenn die Darmflora kippt, können sich außerdem schnell Pilze ausbreiten – und auch die lieben nichts mehr als Zucker. Es entstehen Gase, die ebenfalls Blähungen und Schmerzen verursachen, genauso wie ein unangenehmes Völlegefühl.

Bestimmte Zucker vertragen immer mehr Kinder nur in geringen Mengen. Bei vielen funktioniert zum Beispiel das körpereigene Fruktose-Transportsystem (GLUT-5), mit dem Fruchtzucker über die Darmschleimhaut ins Blut gelangt, nicht mehr ausreichend. Er „rutscht“ deshalb zum großen Teil einfach weiter in den Dickdarm. Dort leben verschiedene Bakterien, die nichts lieber mögen als Zucker. Wenn sie immer Nachschub bekommen, ververmehren sie sich stark. Das verursacht Blähungen und Durchfall. Einfach nur weniger Obst zu essen, genügt oft leider nicht. Denn Fruktose steckt – wegen ihrer starken Süßkraft und weil sie recht billig ist – in fast allen Fertig-lebensmitteln. Übrigens: Auch der normale Haushaltszucker besteht zur Hälfte aus Fruktose.

Andere Kinder entwickeln eine Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker (Laktose). Ihnen fehlt das Enzym Laktase, das den Zucker im Darm spaltet. Dies kann genetisch bedingt sein oder nach einem Magen-Darm-Infekt vorübergehend auftreten. Die Kinder reagieren auf den Konsum von größeren Mengen an Milch und Milchprodukten mit Blähungen, Bauchweh oder Durchfall.

Zucker fördert Insulinresistenz und Diabetes

Ein Übermaß an Zucker bringt den Stoffwechsel ganz schön aus dem Takt. Denn damit der Zucker aus der Nahrung überhaupt verwertet werden kann, muss er erst einmal aus dem Blut in die Zellen gelangen. Dafür ist das Hormon Insulin zuständig. Es wird von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet, dockt an die Hülle der Zellen an und schließt sie dadurch wie ein Schlüssel auf. Wenn der Blutzucker ständig sehr hoch ist, wird immer mehr Insulin produziert – so viel, dass die Zellen irgendwann nicht mehr darauf reagieren. Weil deshalb der Zucker im Blut nicht weniger wird, steigt die Insulinproduktion immer weiter.

Wird das zum Dauerzustand, ist die Bauchspeicheldrüse irgendwann so erschöpft, dass sie zu wenig Insulin bildet und das vorhandene Insulin nicht mehr richtig wirken kann (Insulinresistenz). Dann hat man einen Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt. Früher nannte man diesen Typ Altersdiabetes. Heute sind leider immer mehr junge Menschen davon betroffen, darunter auch Kinder und Jugendliche: In Deutschland leiden 850 bis 1000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren an einem Typ-2-Diabe-tes. Wahrscheinlich sind es viel mehr, weil die Erkrankung zu Beginn oft keine Probleme bereitet. Aber Vorsicht: Die meisten Kinder und Jugendlichen erkranken bei uns immer noch an einem Typ-1-Diabetes. Dies ist eine Autoimmunerkrankung, die nichts mit falscher Ernährung zu tun hat.

Zucker begünstigt Bluthochdruck

Bluthochdruck galt lange als Erwachsenenkrankheit. Inzwischen sind immer mehr Kinder und Jugendliche betroffen – vor allem, wenn sie krankhaft übergewichtig sind. Ein starker Zuckerkonsum spielt dabei durchaus eine Rolle und zwar nicht nur, weil er Übergewicht mitverursacht. Lange dachte man, dass vor allem zu viel Salz den Blutdruck in die Höhe treibt, bis Wissenschaftler vor ein paar Jahren herausfanden, dass Zucker mindestens einen ebenso starken Einfluss darauf zu haben scheint. Wir Kinderärzte empfehlen, bei jedem Arztbesuch den Blutdruck zu messen, damit das Herz-Kreislauf-System nicht unbemerkt Schaden nimmt. Wenn Übergewicht, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und erhöhte Blutfettwerte zusammenkommen, spricht man übrigens von einem metabolischen Syndrom. Das kommt auch schon bei Kindern vor und ist ziemlich gefährlich.

Milchsäurebakterien im Joghurt unterstützen die guten Bakterien in Mund und Darm. Leider steckt in fertigem Fruchtjoghurt aber auch viel Zucker. Daher besser selbst mischen.

Zucker verändert die Mundflora

Wie im Darm siedeln auch in der Mundhöhle unzählige Bakterien. Sie fühlen sich dort pudelwohl, weil es warm und feucht ist. Normalerweise halten sich gute und we- niger gute Mikroorganismen die Waage, doch durch zu viel Zucker kann die Balance kippen und die schlechten Bakterien nehmen überhand. Die Mundschleimhaut wird dadurch anfälliger gegenüber oberflächlichen Infektionen. Es kann zu Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch kommen.

Zucker lässt Pickel sprießen

Dass Schokolade bei Akne schlecht ist, lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. Zucker und andere einfache Kohlenhydrate können das Hautbild aber durchaus beeinflussen. Das Insulin, das die Bauchspeicheldrüse bei Zuckerverzehr ausschüttet, regt nämlich indirekt auch die Androgene an. Und diese kurbeln die Talgproduktion an und lassen die Haut dicker werden, wodurch Poren leichter verstopfen. Beides begünstigt Hautunreinheiten.

Zucker macht kaufaul

Ob Kuchen, Fruchtjoghurt oder Pommes: Zuckerhaltige Speisen sind oft weich und müssen daher nur wenig gekaut werden. Beim Kauen wird die Nahrung aber zerkleinert, es findet quasi ein erster mechanischer Ver-dauungsschritt statt. Denn je größer die Stücke sind, die in den Magen gelangen, desto schwerer können sie in ihre Bestandteile zerlegt werden. Das kann Verdauungsprobleme verursachen. Gründliches Kauen sorgt außerdem dafür, dass man schneller satt wird – und weniger isst. Es kann in gewissem Maße also auch dazu beitragen, Übergewicht vorzubeugen. Was viele nicht wissen: Kauen fördert das Kieferwachstum und schafft so mehr Platz für nachkommende Zähne.

Zucker kann einsam machen

Stark übergewichtige Kinder werden in der Schule oft ausgegrenzt und gehänselt oder sogar gemobbt. Sie haben daher häufig Probleme mit dem Selbstwertgefühl, ziehen sich mehr und mehr zurück und verbringen die Zeit lieber allein zu Hause – vor dem Fernseher, dem Laptop oder mit dem Smartphone. Essen wird dann nicht selten zum Trost, dabei heizt es das Problem nur noch zusätzlich an. Wissenschaftler überlegen sogar, ob vermehrter Zuckerkonsum auf lange Sicht nicht sogar depressive Verstimmungen auslösen kann. Möglicherweise wirkt er sich nämlich auf Botenstoffe des Körpers aus, die bei Depressionen eine Rolle spielen. Bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit beispielsweise kann der Körper die Aminosäure Tryptophan nicht mehr aus dem Darm aufnehmen. Die ist aber wichtig für die Produktion des „Glückshormons“ Serotonin. Auch bei einer Insulinresistenz fährt das Gehirn die Serotoninsynthese herunter.

Besonders schlimm ist für adipöse Kinder übrigens die Kritik oder der Spott der eigenen Eltern, weil sie sich dann nicht angenommen und geliebt fühlen.

Genauso wichtig wie eine gesunde Ernährung: sich regelmäßig bewegen, spielen und toben.

Viele Süßigkeiten machen hyperaktiv

Das Nervensystem von Kindern ist viel empfindlicher als das von Erwachsenen, weshalb sie manchmal unerwartet heftig auf akustische oder visuelle Reize reagieren – und auf bestimmte Nahrungsmittel. Dass Zucker hyperaktiv macht oder gar der Grund für ADHS ist, lässt sich wissenschaftlich zwar nicht belegen. Allerdings enthalten zuckerreiche Lebensmittel häufig andere Stoffe, die hyperaktives Verhalten möglicherweise verstärken können – bestimmte Farb- und Konservierungsstoffe zum Beispiel. Besonders negative Auswirkungen scheinen in diesem Zusammenhang Softdrinks zu haben. Das kann daran liegen, dass viele Limos Phosphat enthalten, das ebenfalls in Verdacht steht, Hyperaktivität zu fördern.

Versteckter Zucker