Deep Instinct - Don Both - E-Book

Deep Instinct E-Book

Don Both

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Beschreibung

Ein unerschütterliches Selbstbewusstsein und die pure Verführung – das ist Jesse Porter. Als er auf der Hochzeit seines Bruders die scheue Adriana Flores beim Nacktbaden im Meer beobachtet, ist für ihn klar: Diese atemberaubende Nixe wird seine nächste Beute. Leider reagiert sie aber keineswegs so wie die anderen Frauen, die sich ihm scharenweise vor die Füße werfen. Sie geht auf Abstand, obwohl sie ihn spürbar begehrt. Damit bringt sie ihn so durcheinander wie keine jemals zuvor, denn was zu Beginn allein dem Jagdtrieb geschuldet ist, wird nach und nach durch seinen Beschützerinstinkt ersetzt. Als Adriana den attraktiven Jesse Porter das erste Mal sieht, ist sie sich sicher: Er ist ein Engel – wunderschön und absolut atemberaubend, herabgestiegen, um ihr zu zeigen, was der Himmel auf Erden ist. Er ist keine Bestie, so wie die anderen Männer. Denn er rettet sie vor ihrem gewalttätigen Ehemann, will sie aus der tristen Welt entführen, die zu einem Gefängnis für ihre Seele und ihren geschundenen Körper geworden ist. Doch wie hoch ist der Preis, den sie zahlen muss? Denn Jesse Porter tut niemals etwas ohne Gegenleistung, und er macht ihr ein Angebot, das ihr Verstand sofort abschlagen will: Am Tag soll sie auf seiner Ranch arbeiten. Schön und gut, doch in der Nacht soll sie ihm dienen – mit ihrem Körper. Wird er es schaffen, der gebrochenen Frau zu zeigen, wie schön es sein kann, sich der Lust hinzugeben? Und wird es ihr gelingen, seine harte Schale zu knacken und ihm zu zeigen, dass Liebe noch viel besser ist als Lust? Werden beide erfahren, dass Sex so viel mehr sein kann als nur eine Befriedigung der Körper? Oder werden sie sich bei dem Versuch, den anderen zu heilen, gegenseitig zerstören? Wenn der Cowboy seine weiche Seite zeigen muss, um das Herz seiner Nixe zu erobern. Wenn aus brennendem Verlangen die einzig wahre Liebe wird … Die Dark Love Reihe – Liebe ohne Hard Limits. Romantisch/erotische Geschichten über Dominanz und Unterwerfung, Grenzüberschreitungen, falsche Motive, die einzig wahre Liebe und wie sich Menschen für diese ändern können. Alle Teile handeln von anderen Protagonisten und sind in sich abgeschlossen. ca. 260 Buchseiten.

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Deutsche Erstausgabe September 2015

© Don Both

Bisher von Don Both erschienen:

Immer wieder samstags

Immer wieder samstags – reloaded

Immer wieder Verführung

Immer wieder Verführung – the End

Immer wieder Sehnsucht – Philip & Katharina

The Tower – Mad Love

The Tower – Bad love

Corvo – Spiel der Liebe

Dark Demand

Unzähmbar – Liebe ohne Hard Limits

Rock oder Liebe

Kontakt: [email protected]

https://www.facebook.com/pages/DonBoth/248891035138778

Lektorat: Belle Molina

Korrektorat: WORTplus

Weitere Mitwirkende: Nicole Zdroiek

Cover: Babels Art

Erschienen im A.P.P.-Verlag

Peter Neuhäußer

Gemeindegässle 05

89150 Laichingen

978-3-946222-38-5 – mobi

978-3-946222-39-2 – epub

978-3-946222-40-8 – print

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung verfasst, lektoriert und korrigiert.

Über das Buch:

Ein unerschütterliches Selbstbewusstsein und die pure Verführung – das ist Jesse Porter. Als er auf der Hochzeit seines Bruders die scheue Adriana Flores beim Nacktbaden im Meer beobachtet, ist für ihn klar: Diese atemberaubende Nixe wird seine nächste Beute.

Leider reagiert sie aber keineswegs so wie die anderen Frauen, die sich ihm scharenweise vor die Füße werfen. Sie geht auf Abstand, obwohl sie ihn spürbar begehrt. Damit bringt sie ihn so durcheinander wie keine jemals zuvor, denn was zu Beginn allein dem Jagdtrieb geschuldet ist, wird nach und nach durch seinen Beschützerinstinkt ersetzt.

Als Adriana den attraktiven Jesse Porter das erste Mal sieht, ist sie sich sicher: Er ist ein Engel – wunderschön und absolut atemberaubend, herabgestiegen, um ihr zu zeigen, was der Himmel auf Erden ist. Er ist keine Bestie, so wie die anderen Männer. Denn er rettet sie vor ihrem gewalttätigen Ehemann, will sie aus der tristen Welt entführen, die zu einem Gefängnis für ihre Seele und ihren geschundenen Körper geworden ist.

Doch wie hoch ist der Preis, den sie zahlen muss?

Denn Jesse Porter tut niemals etwas ohne Gegenleistung, und er macht ihr ein Angebot, das ihr Verstand sofort abschlagen will: Am Tag soll sie auf seiner Ranch arbeiten. Schön und gut, doch in der Nacht soll sie ihm dienen – mit ihrem Körper.

Wird er es schaffen, der gebrochenen Frau zu zeigen, wie schön es sein kann, sich der Lust hinzugeben? Und wird es ihr gelingen, seine harte Schale zu knacken und ihm zu zeigen, dass Liebe noch viel besser ist als Lust? Werden beide erfahren, dass Sex so viel mehr sein kann als nur eine Befriedigung der Körper? Oder werden sie sich bei dem Versuch, den anderen zu heilen, gegenseitig zerstören?

Wenn der Cowboy seine weiche Seite zeigen muss, um das Herz seiner Nixe zu erobern.

Wenn aus brennendem Verlangen die einzig wahre Liebe wird …

Die Dark Love Reihe – Liebe ohne Hard Limits.

Romantisch/erotische Geschichten über Dominanz und Unterwerfung, Grenzüberschreitungen, falsche Motive, die einzig wahre Liebe und wie sich Menschen für diese ändern können.

Alle Teile handeln von anderen Protagonisten und sind in sich abgeschlossen.

Kapitel 1

Das Wasser perlt träge über ihren Rücken, schimmert leicht im Mondschein, läuft ihre Wirbelsäule hinab bis zu ihrem festen, runden Hintern.

Sie steht mitten im Meer, die anmutigen Arme hängen locker hinab, und blickt auf zum Mond. Schließlich dreht sie sich um … offenbart mir ein wunderschönes Gesicht. Ein Gesicht, das ich sonst nur beim Lesen des Penthouse oder des Playboys zu sehen bekomme. Aus der Entfernung kann ich es nicht genau ausmachen, aber ich weiß, dass die Lippen voll und die Augen groß sind, die Nase klein und fein und die Wangenknochen hoch. Und ihr natürlicher Körper steht dieser Perfektion in nichts nach.

Wie eine Nixe steigt sie aus den Fluten.

Ihr Körper ist lang gezogen, wirkt aber dennoch weiblich und anmutig. Kleine, kecke Brüste sitzen an genau der rechten Stelle, teilweise verdeckt durch dunkles dickes Haar, während aus den Spitzen noch mehr kühles Nass tropft, das über ihren flachen Bauch rinnt … direkt zwischen ihre glatt rasierten Beine, wo es ihren Venushügel so umschmiegt, wie ich es mit meiner Hand tun will. Ein paar ganz wagemutige Tropfen gleiten weiter ihre langen Beine hinab, um sich dann mit den Fußspuren zu vermischen, die sie im kühlen Sand hinterlässt.

Sie wirkt wie ein Traum. Kurz möchte ich mich kneifen, obwohl ich mir sicher bin, dass dies die Realität ist.

Sie badet tatsächlich völlig nackt und alleine im Meer.

Alle anderen Zimmer der Villa, in der ich mich befinde, liegen im Dunkeln, alle Bewohner schlafen tief und selig. Nur ich nicht – so wie immer –, stattdessen bin ich rastlos, wo andere schön schlummern, und aufgestanden, um ein wenig hinaus in die heiße Nacht zu schauen.

Dann habe ich sie erblickt, ein schwarzer Punkt, der einsam durchs Wasser schwamm und immer näherkam. Ich konnte meine Augen nicht mehr von ihr nehmen.

Wer ist sie? Zu wem gehört sie? Ist sie alleine hier? Wie kann ich sie bekommen?

Dass ich sie will, steht außer Frage.

Zwischen meinen Beinen wird es ziemlich deutlich, während ich sie weiter dabei beobachte, wie sie zu dem strahlend weißen Handtuch geht und sich damit leicht abtrocknet. Ich will dieses Tuch sein.

Ein heiseres Stöhnen entkommt mir, und ich lehne meine Hand gegen die Scheibe, balle sie zur Faust – irgendwie muss ich verhindern, dass ich hinuntergehe und sie mir hole. Schließlich könnte es ja tatsächlich sein, dass sie zu jemandem gehört, der David Porter – meinem zweieiigen Zwilling – wichtig ist.

Verdammt, das hier ist die Hochzeit meines Bruders, die auf einer malerischen Insel in der Nähe von Mexiko stattfindet, und ich kann an nichts anderes denken, als diese Nixe zu vögeln. Was total normal ist, schließlich vergeht kaum eine Woche, in der ich keinen Sex habe und eine Frau wild kreischend unter mir liegt. Jetzt bin ich bereits drei Tage hier und habe immer noch nicht die Passende gefunden – bis jetzt.

Aus einem Impuls heraus entscheide ich mich dazu, meinem Schwanz nachzugeben und sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Also drehe ich um, gerade als sie auf die Villa zugeht, und verlasse dieses Zimmer, trete hinaus in den dunklen Flur, mache allerdings kein Licht an, und schlendere in nichts weiter als meinen Shorts die Treppen hinab, um im ausschweifenden Wohnraum auf sie zu warten.

Denn eins ist so sicher wie das verdammte Amen in der Kirche.

Sie wird mir gehören.

Noch heute Nacht.

SIE

Das hat gut getan! Mir endlich den Schweiß des Tages vom Körper zu waschen, endlich abzuschalten, in den Wellen zu schwimmen und an nichts zu denken. Ich liebe das Meer – besonders bei Nacht, wenn keine Menschenseele hier ist, nur das Rauschen die einzige Geräuschkulisse bildet und der Mond anstatt der heißen Sonne herabscheint.

Hier kann ich abschalten, entspannen, mich treiben lassen – nur hier.

In mein weißes Handtuch gewickelt betrete ich die pompöse Villa und will sofort nach rechts in den Gang der Angestellten biegen, doch ich habe Durst und so entscheide ich mich, etwas zu tun, was mir eigentlich streng verboten ist! Ich will mir einen Orangensaft aus der Küche holen! Für mich! Nicht für einen der Gäste, deren Betreuung meine Aufgabe ist.

Also betrete ich den riesigen Raum, mache natürlich kein Licht an und schleiche schnell durch das im Dunkeln liegende Wohnzimmer, als mich ein Räuspern mitten im Schritt verharren lässt.

Oh Gott! Jemand ist hier und hat mich erwischt!

Mich ertappt fühlend wirbele ich herum und … der Atem stockt in meiner Kehle, denn dort im Schatten direkt neben dem Kamin steht jemand. Groß und dunkel. GEFÄHRLICH – das schießt mir sofort durch den Kopf. Ich kann gerade so dem Impuls widerstehen, wegzulaufen, bleibe stattdessen nur wie erstarrt stehen und fasse an meine Brust, um mein wild schlagendes Herz zu beruhigen.

Der Schatten regt sich. Er streckt eine Hand aus und … schaltet die winzige Lampe an, die auf einem Beistelltischchen neben dem Kamin steht und die nun schummriges Licht auf das Zimmer wirft.

Gleichzeitig erhellt sie den schönsten Mann, den ich jemals gesehen habe – was ihn nur umso gefährlicher macht. Denn Männer sind nicht schön – Männer sind Bestien, und wenn sie gut aussehen, dann sind sie nur besonders gut getarnt.

Diese Bestie hat blondes Haar, an den Seiten kurz geschoren, oben etwas länger … und strahlend grüne, wachsame Augen. Augen, die an einen Adler erinnern, kurz bevor er sich auf seine Beute stürzt. Eiskalte Augen, die jedoch brennen, als er seinen Blick ziemlich offenkundig über meine Rundungen gleiten lässt … von meinem Gesicht über mein Schlüsselbein, meine bebenden Hände, die sich in das Handtuch krallen und es an Ort und Stelle halten, weiter meine Beine entlang und wieder zurück. Als er erneut mein Gesicht betrachtet, sind seine Augen alles andere als kalt, im Gegenteil: Sie funkeln noch gefährlicher und ich überlege, ob ich es noch rechtzeitig aus dem Zimmer schaffe, um mich ihm zu entziehen. Er grinst auch noch selbstgefällig, als würde er meine Gedanken kennen, und als er spricht, steht seine Stimme dem Rest seines Auftretens in nichts nach. Sie ist wunderschön, tief und samtig, was diese Bestie im Großen und Ganzen nur noch bedrohlicher macht. Noch niemals habe ich einen Mann getroffen, auf den ich schon beim ersten Blick so heftig reagiert habe. Genau genommen reagiere ich normalerweise überhaupt nicht.

»Flucht ist zwecklos … denk nicht mal daran!«, verkündet er fast schon gelangweilt und setzt sich in Bewegung. Erst jetzt kann ich mich von seinen Smaragd-Augen lösen und keuche, als ich seinen Körper betrachte. Denn er ist nackt – zumindest fast … Er trägt lediglich eine schwarze, enge Shorts, die nicht verbergen kann, wie sehr ihm mein Anblick gefällt. Er ist braun gebrannt und tätowiert. Verschiedene Motive schmücken einen seiner muskulösen Arme, ziehen sich bis zu seiner Schulter, seiner Brust, und seiner Leiste, wo sie durch zwei Cowboy-Colts auf seinem muskulösen Unterbauch komplettiert werden, so, als hätte er sie sich in die Hose gesteckt … Haha, sehr witzig, denke ich trocken, bin aber immer noch bereit, sofort die Flucht zu ergreifen, während ich meinen Blick nicht von ihm nehme.

Als er an mir vorbeigeht, um die Bar anzusteuern, bemerke ich, dass eine weitere Tätowierung seinen breiten Rücken ziert. Angespannt verfolge ich, wie er goldene Flüssigkeit in zwei Gläser einschenkt und anschließend damit auf mich zukommt. Ich mache einen Schritt zurück, kralle mich immer noch in mein Handtuch und weiß, dass man mir meine Gefühle ansehen kann – so wie immer. Er hebt eine scharf geschnittene dunkle Augenbraue.

»Was?«, fragt er provokativ … Ich schüttle den Kopf. Natürlich würde ich ihm niemals sagen, dass ich Angst habe, dass er mich bitte nicht berühren und bloß nicht näherkommen soll. »Kannst du nicht sprechen?«, bohrt er weiter, stoppt aber nicht seine Schritte. Ich weiche weiter zurück, und keuche auf, als ich in meinem Rücken plötzlich eine Wand spüre.

Mist!

»Oder ist das eine neue Art von Spiel? Zuerst nackt baden, deinen göttlichen Körper mit Wasser drapiert im Mondlicht präsentieren und dann auf rassige Unschuld machen?«

MIST! Mich hat noch NIE jemand bei meinen nächtlichen Badeausflügen gesehen! NIE! Wieso dann jetzt er? Ich merke, wie mir vor Scham das Blut in die Wangen steigt, weiß aber immer noch nicht, was ich sagen soll. Aus Gewohnheit schweige ich, außerdem ist meine Kehle sowieso wie zugeschnürt. Das Kribbeln, das immer stärker wird, je näher er mir kommt, macht mich völlig sprachlos.

»Baby … wenn du es so haben willst, kannst du es natürlich auch so haben.« Er stellt die Gläser weg, bleibt aber zwei Schritte vor mir stehen und verschränkt die Arme. Die Tätowierung auf seinem Arm blitzt auf, seine Muskeln sind imposant und er im Großen und Ganzen wirklich der schönste Mann, den ich jemals getroffen habe – und der gefährlichste. Ich will gar nicht wissen, zu was er fähig ist … »Du … bist die verführerischste kleine Nixe, die ich je gesehen habe, besonders wenn du mich so ängstlich mit deinen großen braunen Bambiaugen ansiehst … Dieses Spiel gefällt mir!«, wispert er mit einem Mal kaum hörbar und streckt die Hand nach mir aus.

Automatisch zucke ich zurück, höre mich selbst keuchen und schließe die Lider, presse die Lippen zusammen und drehe meinen Kopf von ihm weg, presse meine Wange gegen die Wand.

BITTE BERÜHR MICH NICHT!, schreie ich ihn in Gedanken an, weiß aber, dass er es dennoch tun wird. Was ich will, ist diesen Bestien egal. Ich muss machen, was sie sagen … muss hinnehmen, was sie verlangen … doch … die mit Horror erwartete Berührung erfolgt nicht.

Sekunden werden zu Minuten und Minuten zu Stunden, in denen ich warte … aber tatsächlich, er fasst mich nicht an. Also öffne ich vorsichtig wieder ein Auge, linse zu ihm, nur um zu erkennen, dass er mich mit gerunzelter Stirn ansieht, als müsste er ein Rätsel lösen. Seine Arme jedoch sind wieder verschränkt und den Kopf hat er schief gelegt.

»Du willst ehrlich nicht, dass ich dich anfasse, hm?«

Ich nicke.

»Okay … kein Problem. Das muss nicht sein, dann öffne du dein Handtuch für mich.« Und der nun so raue und vor allem dominante Klang seiner Stimme löst eine merkwürdige Reaktion in meinem Körper aus. Zwischen meinen Beinen beginnt es, sanft zu pochen, während mich dort Hitze durchströmt. Gleichzeitig spüre ich, wie mein Herz wieder schneller schlägt und mein Magen schwirrt. Sein Blick ist so dunkel geworden – so verlangend –, trotzdem stürzt sich die Bestie immer noch nicht auf mich. »Wird’s heut noch was?«, fragt er eindeutig etwas ungeduldig und ich beeile mich, seinem Befehl nachzukommen.

Meine Hände zittern, als sie das Handtuch öffnen.

Es ist demütigend, auch wenn ich bei dem, was ich alles schon erlebt habe, dieses Gefühl als normal empfinden müsste. Dennoch tue ich es und präsentiere ihm meinen Körper. Dabei sehe ich zu Boden, kann es anders nicht ertragen. Und als er mich nun doch berührt, zucke ich nicht zurück, denn … denn … es kribbelt – angenehm. Einen Zeigefinger legt er unter mein Kinn und hebt es an, zwingt mich ihn anzusehen, und das, was ich in seinem Blick erkenne, bringt mich zum Keuchen.

Dieser wunderschöne Mann sieht mich zwar verlangend und absolut begehrend an, aber da ist noch etwas anderes – etwas Warmes, Weiches und Mitfühlendes, aber vor allem Respekt. »Du hast den schönsten Körper, den ich je gesehen habe. Es ist nicht nötig, den Blick zu senken«, wispert er … berührt mich sachte mit der Hand und streicht meinen Kiefer entlang. »Aber du magst es nicht, ihn mir so zu zeigen, nicht wahr?«

NEIN!

JA!

Na ja …

Ich zucke mit den Schultern, beiße mir auf die Unterlippe und erschauere, als er ein paar Strähnen hinter mein Ohr streicht. Er lächelt, worauf sich das warme Gefühl in meinem Bauch sowie zwischen meinen Beinen intensiviert. Zwar ist meine Angst noch vorhanden, aber ich glaube nicht, dass er sich gleich auf mich stürzen wird. Obwohl … die Bestien mögen es, mit einem zu spielen, einen in Sicherheit zu wiegen nur um ihre Folter perfekt zu machen. Ich erschauere, erwarte seinen Überfall und schließe die Augen. Doch als er seine Hand zurückzieht, öffne ich sie wieder. Sein Kiefer verhärtet sich und er verschränkt erneut die Arme.

»Dann musst du es auch nicht. Bedeck dich wieder.« Ehrlich?! Oh, Gott sei Dank! Schnell folge ich dem Befehl, bevor er es sich anders überlegt.

Hilflos stehe ich vor ihm, starre auf den Boden und weiß nicht, ob ich mich vielleicht entschuldigen sollte – für was auch immer. »Geh …«, wispert er mit einem Mal noch heiserer und ich sehe unsicher zu ihm hoch. Er wirkt ziemlich angespannt. »Ich meine es ernst! Geh, bevor ich mich nicht mehr beherrschen kann und dich hier gegen die Wand ficke!« Vor Schreck zucke ich zusammen, jetzt kommt die Bestie in ihm raus, doch … er hält sie tatsächlich zurück!

Wieso?

Wenn er mich gegen die Wand ficken will, kann er das doch tun! Ratlos sehe ich ihn an. Ich verstehe ihn beim besten Willen nicht, zumal er immer wütender wirkt.

»Was verstehst du an dem Wort GEH nicht?«, zischt er mich mit einem Mal an. »Wenn du nicht von mir gefickt werden willst, dann nimm deine verdammt langen, perfekten Beine in die Hand und verschwinde! Vergewaltigen musste ich eine Schlampe noch nie!« Das sitzt! Mir treten Tränen in die Augen und ich keuche auf – ich weiß nicht so recht wieso … aber sie gehorchen mir nicht, als er mich so betitelt. Ich bin so dumm, dabei sollte ich so etwas nun wirklich schon gewöhnt sein.

Mein Handtuch festhaltend umrunde ich ihn und laufe davon – direkt durch den Flur für die Angestellten in mein winziges Zimmer. Dort knalle ich die Tür viel zu laut hinter mir zu, aber Miguel wacht zum Glück nicht auf. Mit dem Rücken lehne ich mich dagegen und schnaufe wild.

Mein Herz rast in meiner Brust wie noch niemals zuvor in meinem Leben und … Tränen laufen über meine Wangen. Tränen, die ich nicht verstehe, genauso wenig wie die ganze Situation eben. Dennoch … dieses warme Gefühl in meinem Bauch … es ist noch da.

ER

Ich will sie kontrollieren und mir unterwerfen, aber sie soll es selber wollen. Völlig verängstigt steht sie stattdessen vor mir, öffnet das Handtuch mit bebenden Fingern.

So einen perfekten Körper habe ich ehrlich noch nie gesehen, doch gleichzeitig offenbart sie mir etliche Verletzungen. Meine Hände ballen sich ganz von selbst zu Fäusten. Das kann doch nicht wahr sein! Sind das Brandblasen unter ihren Brüsten, Striemen an ihrem Bauch und … blaue Flecken auf ihren Hüften? Diese Male machen mich so sauer wie noch niemals etwas zuvor. Am liebsten würde ich sie packen, schütteln und anschreien, damit sie mir verrät, wer ihr das angetan hat. Und dann bringe ich den Bastard um.

Aber das würde sie noch mehr erschrecken, als es mein Auftauchen sowieso schon tut, und ich will von einer Frau sicherlich vieles, aber nicht, dass sie Angst hat, dass sie meine Berührungen nur erträgt und nicht herbeisehnt und dass sie am liebsten vor mir flüchten will, anstatt sich zu wünschen, dass ich ihr näherkomme. Das einzige Geräusch, das ich von ihr hören möchte, ist ein erregtes Stöhnen und kein ängstliches Keuchen. Sie soll vor Lust zittern, nicht vor Panik.

Also schicke ich sie fort, auch wenn ich mich fühle, als würde sie einen Teil von mir mit sich nehmen. Gleichzeitig ist mir klar, dass ich diese faszinierenden türkisen Augen, die bis auf meine Seele blicken, niemals vergessen werde.

Kapitel 2

SIE

Ich kann es nicht glauben, aber tatsächlich: Am Abend der Hochzeit ist dieses warme Gefühl immer noch da … allein, wenn ich ihn nur betrachte! Und das tue ich. Die ganze Zeit.

Er ist einer der Gäste der Hochzeitsgesellschaft – genau genommen der Bruder des Bräutigams – und trägt einen weißen Leinenanzug, der ihm einfach nur vorzüglich steht und seine männlichen Merkmale perfekt betont. Die breiten Schultern, die schmalen Hüften …

Er lacht und scherzt, egal, ob mit Mann oder Frau; er unterhält sich hier und dort. Und jedes Mal, wenn er grinst, was absolut echt und atemberaubend wirkt, fühle ich selber, wie sich ein Lächeln in mein Gesicht schleicht. Seine strahlend weißen Zähne, die dank der gebräunten Haut regelrecht hervorstechen, komplettieren seine Attraktivität. Außerdem lässt er es zu, dass die Braut ihm mit ihrem Strauß auf den Kopf haut, wieso auch immer. Alle lachen darüber, während er lediglich die Augen verdreht.

Diese Bestie ist anders als die anderen, die ich kenne, denke ich, während ich ihn beim Abspülen durch das geöffnete Fenster beobachte.

Nun schlendert er mit den Händen in den Hosentaschen zu einer blonden Frau, die ein knappes schwarzes Kleid trägt und wunderschön ist. Von hinten tritt er an sie heran und wispert etwas in ihr Ohr. Sie zuckt zusammen, wirbelt herum, sieht ihn und … ihre Augen werden groß. Ja … so eine Wirkung hat er auf die Frauen. Man ist gegen sein Äußeres nicht immun. NICHT EINMAL ICH! Er grinst sie schelmisch an, legt den Kopf leicht schief und sagt etwas – etwas Wunderbares, mit dieser noch tolleren Stimme … Sie lächelt, tritt an ihn heran. Ihre Hand fährt über seine Brust in seinen Nacken, dann zieht sie ihn zu sich herab und schmiegt sich an ihn …

Das Glas, das ich gerade abgewaschen habe, schlägt gegen die Spüle und zerbricht in meinen Händen. Die Scherben schneiden fast in meine Haut, weshalb ich fluchend zurückweiche.

»Verdammt, Adriana! Was soll das?« Miguel, mein Mann sowie mein Chef, steht sofort hinter mir und brüllt mich an. Um keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, reißt er mich am Arm herum und will das Fenster schließen. Aber es ist zu spät: Von dem Gebrüll alarmiert sieht die halbe Partygesellschaft zu uns in die Küche – auch er.

Seine Augen weiten sich, als er mich wahrnimmt, dann verengen sie sich und er starrt Miguels Hand schier tödlich an. Gänsehaut schießt meinen Rücken hinab. Miguel bemerkt seinen Blick, der mir gilt, und mein Herz bleibt stehen. Mit einem Ruck knallt er das Fenster zu, packt mich fester am Arm und zerrt mich hinaus in den Gang.

»Ach, so ist das?«, zischt er dabei und ich ahne, dass mein letztes Stündlein geschlagen hat! Gerade hat er mich dabei erwischt, wie ich einen anderen Mann betrachtet habe! »Du denkst lieber daran, wie dich andere Schwänze ficken, als deine Arbeit ordentlich zu erledigen, du kleines, dämliches Stück Scheiße?«, knurrt er und drückt mich gegen die Wand. Es würde nichts bringen, mich gegen ihn zu wehren, das würde alles nur schlimmer machen, also versuche ich panisch, mich an meinen Ort zu flüchten. Ins Meer, zwischen die rauschenden Wellen.

»Ich habe dich was gefragt!«, brüllt er plötzlich und presst seine Hand auf einen blauen Fleck von gestern, was mich wieder ins Hier und Jetzt reißt, und mich aufschreien lässt. »Genauso eine Schlampe wie deine stinkende Schwester!«, knurrt er weiter und hebt dabei auch schon meinen Rock hoch. Diese Worte lassen eine Sicherung in meinem Inneren durchbrennen … die Stromkreise haben einen Kurzschluss und ich fühle RASENDEN ZORN, der mich flutet.

Er hat sie auf dem Gewissen, wegen ihm ist sie gestorben und ich musste an ihrer Stelle in diese lieblose Ehe heiraten. Das ist schon grausam genug, etwas, was ich ihm niemals vergeben werde, doch dass er sie jetzt auch noch beschimpft und ihren Namen in den Dreck zieht, gibt mir den Rest.

»Rede nie wieder so über sie, du impotenter Bastard!«, knurre ich ihn an und er stockt – noch niemals habe ich so etwas zu ihm gesagt oder auch nur meine Stimme erhoben. Seinen Handrücken habe ich daraufhin schneller im Gesicht, als ich sprechen kann. Mein Kopf fliegt zur Seite, dröhnt bereits, aber das war erst der Anfang. Alles in mir vibriert und pulsiert, bereit, sich zu entladen. Gerade will ich mich auf ihn stürzen, da wird er von mir fortgerissen.

»DU WICHSER!«, brüllt eine mir nur allzu bekannte Stimme. Dann sehe ich nur noch, wie Miguel einen Hieb in den Magen bekommt, gleich noch einen Kinnhaken hinterher und wie er dann am Kragen gepackt und an die Wand mir gegenüber gedrückt wird. Miguel sieht IHN mit großen Augen an und weiß gar nicht, was er tun soll. Blut läuft aus seiner aufgeplatzten Lippe und er hat absolut keine Chance. Mein fetter Mann wird geschüttelt, mit Flüchen belegt und anschließend in die Angestellten gestoßen, die sich versammelt haben.

»HAUT AB!«, knurrt ER ihnen zu, dann dreht er sich zu mir. Sein Gesicht ist so besorgt, so voller Gefühl, so absolut … ehrlich, dass ich es kaum ertragen kann. Er tritt auf mich zu, einem Engel gleichend, nimmt mein Gesicht zärtlich zwischen seine großen Hände und beugt sich zu mir herab.

»Alles okay?«, fragt er aufgewühlt, und das ist der Moment, in dem mir eine weitere Sicherung durchbrennt.

»NICHTS IST OKAY!«, kreische ich mit einem Mal und will ihn von mir stoßen. Er ist total verwirrt und regt sich nicht, weicht auch nicht zurück, als ich anfange, aus vollem Halse zu heulen und zu schreien. »NICHTS AN MEINEM VERSCHISSENEN LEBEN IST OKAY!« Wie kann er es wagen, mich so etwas überhaupt zu fragen!? Wie wild trommle ich auf seine Brust ein, zwischen jedem Wort ein Schlag, und er ist zu schockiert, um zu reagieren. Vorerst. Blitzschnell greift er plötzlich nach oben und ich zucke zurück, weil ich denke, dass er mich schlagen wird, aber er fängt nur meine Handgelenke ein.

»Ich weiß! Es tut mir leid!«, wispert er, was mich nur noch rasender macht, und so versuche ich, mich aus seinem Griff zu winden und knurre:

»Als ob es dich interessieren würde! Als ob es irgendwen interessieren würde!« Mir ist klar, dass ich ein erbärmliches Bild abgebe: Die Rotze läuft mir aus der Nase und ich kämpfe gerade gegen einen Mann, brülle, knurre, spucke und fauche und … habe doch keine Chance – bis sie kommt.

Schneller, als ich reagieren kann, hat sie sich auf ihn gestürzt und tritt ihn von hinten. Als er vor mir auf die Knie fällt, tritt sie ihm mit ihren Heels auch noch in sein wunderschönes Gesicht. Das ist der pure Horror und will nur noch schreien: TU IHM NICHT WEH!

Aber ich bleibe still, bin viel zu entsetzt.

Aus diesem Schock kann ich mich erst lösen, als weitere Gäste auftauchen und der Bräutigam seine Hand gegen ihn erhebt. Der könnte ihm erheblichen Schaden zufügen, dabei … dabei … hat er gar nichts Böses getan! Er hat mich gerettet!

Mein »NEIN!«, das ich ausrufe, kommt aus tiefstem Herzen, wenn auch nicht so laut wie beabsichtigt. Alle erstarren, während ich NUR IHN ansehen kann. Diese Bestie – die mich gerettet hat …

Was ich auch allen sage, doch sie sind schockiert, was ich gar nicht verstehe. Sehen sie denn nicht, wie GUT er ist? Noch niemals stand jemand für mich ein oder hat es gewagt, sich mit Miguel anzulegen. Noch nie in meinem ganzen Leben. Egal, ob die Lehrer in der Schule, die meine Verletzungen sahen, meine eigene Mutter oder irgendein anderer Verwandter oder Freund. Ich war nur ein Niemand, aber bei ihm fühlt es sich so an, als könnte ich JEMAND sein.

Er hat mich beschützt …

Wie ein Engel ist er herabgestiegen aus dem Himmel. Selbst sein Äußeres hält diesem Vergleich stand – das weiße Outfit, die blonden Haare und hellgrünen Augen. Nur die Blutspritzer stören das Gesamtbild.

Er kommt auf mich zu, fragt mich wieder irgendwas mit dieser göttlichen Stimme, aber ich verstehe seine Worte nicht, kann ihn nur anstarren … wie einen Heiligen. Dann packt er mich am Arm, doch seine Berührung macht mir keine Angst – ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben sicher, als er mich davonzieht.

Über meine Schulter schaue ich noch zu dem anderen Engel und winke ihr schüchtern zu. Die wunderschöne Braut grinst von einem Ohr zum anderen, und zwinkert, worauf ich knallrot werde – wieso auch immer –, da schleift er mich schon die Treppen hoch, direkt in irgendein Zimmer, in dem ich bisher nur war, um es zu putzen.

Dort setzt er mich auf einen Stuhl vor einem kleinen Tischchen am Fenster, macht das Licht an und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Sanft – nicht grob – dreht er es herum und betrachtet meine schmerzende linke Gesichtshälfte. »Der Bastard!«, knurrt er dabei, und obwohl er eindeutig wütend ist, weiß ich, dass er mir nichts tun wird. Ich zucke nicht einmal zusammen. Seine Haare sind zerzaust, seine Augen dunkel und bedrohlich, er atmet sogar schneller. Und ich bin … na ja … nicht völlig entspannt, dafür ist seine Nähe zu intensiv, aber ich bin auf keinen Fall verängstigt.

»Wieso hat er das getan? Verdammt!«, zischt er mich an und ich sehe in meinen Schoß, es ist zu peinlich, das zuzugeben.

»Ich habe dich beobachtet …«

»Mich?«

»Ja.« Er antwortet nicht, und so linse ich vorsichtig zu ihm hoch, bemerke, dass er lächelt – selbstzufrieden und so … schön … steht er vor mir und legt den Kopf schief. Anscheinend eine Angewohnheit von ihm. »Wieso hast du mich beobachtet?«

»Weil ich dich schön finde«, gebe ich ehrlich zu, denn etwas in mir drängt mich dazu, ihm immer die Wahrheit zu sagen. Es ist, als wäre der Schalter immer noch umgelegt.

»Du findest mich schön, hm?« Er lässt sich auf den anderen Stuhl gleiten – elegant und nur auf mich fixiert – und grinst mich fast schon verschmitzt an. »Und du kannst sogar sprechen! Dieser Dialekt ist göttlich …« Meine Wangen werden bei diesen Worten heiß. Ich weiß nicht mehr, was ich sagen oder tun soll, also starre ich lieber auf den Boden. Dann fällt es mir ein …

»Du bist verletzt!« Wie eine Wilde stürze ich mich auf ihn und beginne, sein Hemd zu öffnen, dort, wo der Bräutigam ihm einen Hieb in den Magen verpasst hat, doch er lacht nur, als ich seine braun gebrannten Bauchmuskeln freilege und die zwei Colts …

»Also gestern bist du nicht so rangegangen.« Damit lehnt er sich lässig zurück und lässt es geschehen, beobachtet mich fasziniert. In dem Moment wird mir klar, was ich überhaupt tue! Ich ziehe ihn aus! Dabei hat er das nicht gefordert! OH GOTT! Als hätte ich mich verbrannt, erstarren meine Hände und ich sehe mit roten Wangen zu ihm auf.

»Oh, tu dir keinen Zwang an. Du darfst gerne weitermachen, meine kleine Nixe …« Mit einer Bewegung zeigt er mir, dass ich freie Hand habe, woraufhin ich mir auf die Lippe beiße, erneut nach unten schaue und … weitermache. Jetzt viel langsamer knöpfe ich sein Hemd auf, während ich den Atem anhalte. Noch niemals habe ich so einen schönen männlichen Körper gesehen. Miguel hat einen Bierbauch, mein Vater hatte auch einen, mein Opa sowieso … ansonsten gibt es nur uns Schwestern …

Er ist nicht offensichtlich verletzt, was mich im ersten Moment beruhigt, als ich das weiße Hemd völlig geöffnet habe. An seiner rechten Seite, genau auf dem Rippenbogen, befindet sich eine Tätowierung. Ein Adler … fliegt dort scheinbar um seinen Körper und beobachtet sein Herz. Er ist wunderschön ausgearbeitet. In jeder einzelnen Linie ist das Talent des Künstlers zu sehen.

Ehe ich mich zurückhalten kann, habe ich die Finger ausgestreckt und seinen Schnabel berührt, der sich ein paar Zentimeter unter seiner linken Brust befindet. Sein Atem stockt spürbar und ich sehe, wie seine Bauchmuskeln zucken, wie Gänsehaut seine Nippel steif werden lässt, während mir klar wird, wie sehr ich mich vergessen habe.

»Es tut mir leid!«, nuschle ich. Wieder errötend will ich meine Finger zurückziehen, aber er hält sie auf, und als er meine Hand in seine nimmt, durchfährt ein kleiner Stromstoß meinen Körper.

»Nein …«, murmelt er zärtlich. »Schon okay … du darfst mich anfassen, wenn du willst.« Zaghaft sehe ich zu ihm hoch, aber das ist keine List, er ist ehrlich zu mir … und völlig entspannt. Er wird mich nicht gleich an den Haaren in das Bett schleifen und sich dort an mir zu schaffen machen. Er hat seine Bestie unter Kontrolle – eindeutig – und so wage ich es, fahre den Schnabel nach, das stechend gelbe Auge und die ausgebreiteten Flügel. Es ist, als würde der Adler über seinen Körper hinwegfliegen … als wäre dies sein Gebiet, auf das er achtet …

»Er ist wunderschön.«

»Danke.« Ich höre das Schmunzeln in seiner Stimme, doch er sagt nichts weiter … Zärtlich streiche ich weiter … bis zu seinen Klauen, die sich kurz über den Colts befinden. Mit einem Mal weiß ich nicht mehr, was ich tun soll, nur, dass ich nicht aufhören will, ihn zu berühren. Seine Haut ist so weich und sie kribbelt angenehm unter meinen Fingern.

»Ich … ich wollte mich bedanken …«, sage ich schließlich und ziehe meine Hand schweren Herzens zurück. »Dafür … dass du mir geholfen hast.«

»Wer war der Bastard?« Seine Stimme klingt hart und ich sehe nur auf meine Hände, die ich in meinem Schoß falte.

»Miguel, mein Ehemann …«, gebe ich zu und höre, wie er die Zähne aufeinanderbeißt.

»Tut er so was öfter?«

»Was?«

»Dir seinen Willen aufzwingen!«

Ich zucke mit den Schultern.

»Antworte!«, knurrt er und ich gehorche – natürlich. Denn langsam wird er wieder wütend – diesmal auf mich – und das darf ich auf keinen Fall zulassen.

»Miguel tut, was Miguel tun will, und ich habe es hinzunehmen. Er ist schließlich mein Mann.« Sein darauf erklingendes Lachen ist hart und spöttisch.

»Okay!«, meint er plötzlich und erhebt sich. Ängstlich folge ich ihm mit meinem Blick. Jetzt wird er mich natürlich wieder zu ihm zurückbringen, was ich nicht will – viel lieber möchte ich hier bei ihm bleiben –, doch selbstverständlich werde ich mich fügen. Verzweifelt sehe ich zu ihm hoch, während er in das angrenzende Bad schlendert und von dort mit etwas Desinfektionsmittel und ein paar Wattebäuschen zurückkommt. Ich möchte fragen, was er denn mit Okay meint, aber ich lasse es. Es ist nicht an mir, Fragen zu stellen. Wenn er mir etwas sagen will, dann wird er das tun. Er packt sich den anderen Stuhl, zieht ihn näher zu mir und nimmt mein Kinn wieder sanft in seine Hände.

»Beug den Kopf ein bisschen zurück.« Ich gehorche und fühle dann, wie er die Wunde an meiner Lippe versorgt. Dabei kommen mir fast die Tränen, denn noch niemals hat sich jemand um mich gekümmert. »Du wirst nicht mehr zu ihm zurückkehren«, meint er plötzlich, und ich denke, mich verhört zu haben. Habe ich aber nicht, denn er murmelt weiter: »Du wirst stattdessen mit mir kommen und auf meiner Ranch arbeiten. Meine Mutter wird sich über ein bisschen Hilfe freuen.« WIE BITTE? Ich sehe ihn skeptisch mit einem Auge an.

»Zu welchem Preis?«, frage ich, denn wenn das Leben mich eins gelehrt hat, dann, dass nichts umsonst ist. Besonders nicht das Glück.

»Du wirst mir dienen …« Die verbissene, konzentrierte Art, wie er das ausspricht, macht mich nervös. Er tut so, als würde er es gar nicht merken, während er weiter meine Wunden versorgt. »Am Tag wirst du auf der Ranch arbeiten und in der Nacht wirst du mir zu Diensten sein – im Bett.«

Und da ist es wieder – natürlich. Selbstverständlich ist er auch eines dieser Monster, die nur DAS im Sinn haben.

Wie konnte ich jemals etwas anderes annehmen?

Ich bin so dumm und so naiv, dabei müsste ich es mittlerweile besser wissen! Es ist klar, dass er DAS von mir will. Keiner wollte jemals etwas anderes, für etwas anderes sind wir Frauen doch gar nicht da! Geschlagen schließe ich die Augen, weil sie plötzlich wieder brennen.

»Hey! Mach die Augen auf, sieh mich an!«, befiehlt er mit einem Mal wieder völlig sanft. Doch ich schüttle den Kopf, ich möchte ihm nicht zeigen, wie sehr er mich gerade verletzt hat – wieso weiß ich ja selber nicht! »Es wird nicht so sein wie mit deinem Mann. Das verspreche ich dir!« HA! Ich möchte ihn auslachen, kann mich aber gerade noch so davon abhalten. Sie sind alle GLEICH und immer grausam! Wieso muss er alles zerstören und mich anlügen? Ich dachte wirklich, er wäre anders … »Du glaubst mir nicht, aber ich werde es dir beweisen!«

Und dann … mit einem Mal senkt sich sein Mund auf meinen. Seine warmen, weichen Lippen streichen über meine – zärtlich, nicht hart … bittend, nicht fordernd … und absolut … anders, als ich jemals einen Mund auf mir gefühlt habe. Natürlich erstarre ich völlig.

Doch er bewegt sich sanft weiter, lässt nicht nach … beugt sogar den Kopf ein wenig. Ich seufze leise, ohne zu wissen, woher dieser Ton kommt, aber es geschieht. Dann spüre ich sein Grinsen, gefolgt von seiner Zunge. Seine warme, weiche Zunge, die langsam über meine Unterlippe streicht, doch nicht mehr. Er küsst mich noch einmal, wobei er ganz sanft seine vollen Lippen auf meine drückt, dann weicht er zurück.

Damit zeigt er mir, wie es sein könnte, gibt mir einen kleinen Vorgeschmack. Als er direkt an meinem Mund haucht, spüre ich ihn immer noch auf meinen Lippen. »So ist es mit mir.«

Elegant steht er auf und geht …