Definition und Geschichte der Hamburger Schule. Warum deutsche Texte? - Björn Fischer - E-Book

Definition und Geschichte der Hamburger Schule. Warum deutsche Texte? E-Book

Björn Fischer

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Akademische Arbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Universität Leipzig (Institut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit möchte sich im Allgemeinen mit dem Phänomen der Hamburger Schule beschäftigen. Als Musikströmung der 1980er und 1990er Jahre in Deutschland nimmt sie die maßgebliche Vorreiterrolle für den zeitgenössischen Trend zum deutschsprachigen Texten in der Pop- und Rockmusik ein. Nachdem zuerst auf den Begriff der Hamburger Schule sowie auf mögliche Kritik an diesem eingegangen wird, sollen auch die Geschichte dieser Musikströmung und ihre frühen Anfänge beleuchtet werden.

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Inhalt

 

1. Die Hamburger Schule

1.1 Der Begriff ‚Hamburger Schule’

1.2 Kritik am Terminus

1.3 Frankfurter Schule und Diskursrock

2. Die Geschichte der Hamburger Schule

2.1 Einführung zu den Herkünften und Vorbedingungen

2.2 Die Hamburg-Ostwestfalen-Verbindung

2.3 Hamburg - öffentliche und private Räume

2.4 Das Politische

2.5. L’Age D’Or und andere Verlage

3. Warum deutsche Texte?

4. Die frühe Hamburger Schule

Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)

 

1. Die Hamburger Schule

 

Die vorliegende Arbeit möchte sich im Allgemeinen mit dem Phänomen der Hamburger Schule beschäftigen. Als Musikströmung der 1980er und 1990er Jahre in Deutschland nimmt sie die maßgebliche Vorreiterrolle für den zeitgenössischen Trend zum deutschsprachigen Texten in der Pop- und Rockmusik ein.

 

Nachdem zuerst auf den Begriff der Hamburger Schule sowie auf Kritik an diesem eingegangen wird, sollen auch die Geschichte dieser Musikströmung und ihre frühen Anfänge beleuchtet werden.

 

1.1 Der Begriff ‚Hamburger Schule’

 

Von der Entstehung des Begriffes ‚Hamburger Schule’ existieren viele mehr oder weniger belegte Versionen. Allen gemein ist der Name Thomas Groß. Dieser soll den Begriff erstmals in einem Artikel in der TAZ über die nahezu gleichzeitig erschienenen Alben Reformhölle von Cpt. Kirk & und Ich-Maschine von Blumfeld benutzt und ihn darin in Analogie zur Frankfurter Schule gesetzt haben. Der Autor selber sagt, dass er ihn mit Sicherheit nicht als terminus technicus eingeführt hat und verneint dessen Erfindung.

 

Weitere Theorien lauten, dass der Artikel, in dem der Begriff auftaucht, zuerst im Berliner TIP erschienen sein soll. Pascal Fuhlbrügge, einer der Gründerväter der Hamburger Schule, meint, dass Volker Backes den Begriff zum ersten Mal im Bielefelder Fanzine What’s that noise benutzt haben soll, bevor er dann von Groß übernommen worden ist.[1]

 

1.2 Kritik am Terminus

 

Dass die Bezeichnung nicht unumstritten war, zeigt eine Vielzahl von kritischen Stimmen, die aus der Hamburger Szene selbst kommen. Von vielen wurde der Begriff als problematisch empfunden, sogar abgelehnt. Die Beschränkung einer Musikidee auf eine Stadt passe nicht zur antinationalistischen Idee ihrer Inhalte, Lokalpatriotismus nicht zum gegenspießbürgerlichen Habitus der Protagonisten. Die Band Tocotronic persiflierte den Begriff in ihrem Lied Ich bin neu in der Hamburger Schule, was allerdings von vielen missverstanden wurde und was den Song für Außenstehende fälschlicherweise zu so etwas wie einer Hymne für die Hamburger Schule machte.

 

Neben Annahme und Verweigerung gab es aber auch noch gleichgültige Positionen, die sich nicht um eine Etikettierung scherten und ihre ganz subjektiven Assoziationen hatten, wie zum Beispiel die Hamburger Größe Rocko Schamoni.

 

„Mir war das total egal, wie sie das nennen. Für mich war das mein Freundschafts-Haufen, mit dem ich, wenn es ging, jeden Abend verbracht habe.“ [2]

 

1.3 Frankfurter Schule und Diskursrock

 

„Als die Frankfurter Schule wird dieneomarxistische,dialektischeKritische Theoriebezeichnet, die vonMax HorkheimerundTheodor W. AdornoimInstitut für Sozialforschungbegründet worden war.“[3]

 

Der Ursprung der Frankfurter Schule liegt in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurde Max Horkheimer Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main und begründete die „Zeitschrift für Sozialforschung“ als theoretisches Organ. Erste Forschungsschwerpunkte lagen im Bereich soziologischer Phänomene wie Persönlichkeit, Autorität, Massenmedien und Familie. Der Kapitalismus wurde als inhaltliche Gegenströmung zu einem revolutionären und kritischen Bewusstsein von den Mitgliedern erkannt, zu denen auch Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Erich Fromm und Walter Benjamin gehörten.

 

Als zentrale Werke der Frankfurter Schule gelten Horkheimer und Adornos „Dialektik der Aufklärung“ und Adornos „Minima Moralia“, in denen sich eine Akzentverschiebung andeutet, die von einer Kritik des Kapitalismus auf eine Kritik der gesamten westlichen Gesellschaft umschwenkt. Dabei wird der Vernunftbegriff der westlichen Zivilisation als durchmischt von der Herrschaft einer technischen Vernunft, die alle natürlichen Kräfte unter die Kontrolle des Subjektes bringen will, verstanden. Die Beherrschung der Natur wird wesentlichstes Merkmal des zivilisierten Westens. Jedoch würde sich das Subjekt dadurch selber aufheben und keine soziale Macht wäre mehr in der Lage ihm zur Emanzipation zu verhelfen.[4] Als politisch anspruchsvolle Strömung findet die Hamburger Schule besonders hierin Anknüpfungspunkte und eine äußerst detaillierte Bearbeitung dieses Themenkomplexes wird sich im Werk Jochen Distelmeyers und seiner Band Blumfeld finden. Auch die dialektische Methode der Frankfurter Schule fand Anklang in Hamburg und äußerte sich in der Diskurshaftigkeit der dortigen intellektuellen Musikszene.

 

„Auf dem Dorf hat man immer das Problem, dass es wenige Opinion-Leader gibt, also nicht wirklich eine Diskussion in Gang kommt. Das ist in Hamburg schon ein anderes Gefühl gewesen. Auch, was dabei herausgekommen ist, hatte für mich eine andere Qualität, das war eine andere Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit.“[5]