Dein Crashkurs fürs Leben - Lorenzo Wienecke - E-Book

Dein Crashkurs fürs Leben E-Book

Lorenzo Wienecke

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Beschreibung

Fertig mit der Schule, aber kein Plan vom Leben? Du kannst Gedichtanalysen verfassen, Integrale berechnen und Photosynthese erklären, aber hast keine Ahnung von Steuern, Versicherungen und Aktien? Dann geht es dir wie den meisten Schülern, Studierenden und Auszubildenden. Lorenzo Wienecke, Anna Wienecke und Juri Galkin wollen das ändern. Nachdem sie bereits zehntausenden Jugendlichen geholfen haben, fit in Finanzen & Co. zu werden, haben sie ihr Wissen in diesem Buch zusammengefasst und beantworten dir verständlich, aber gleichzeitig unterhaltsam die drängendsten Fragen: -Wie bekomme ich meine erste eigene Wohnung – und das bezahlbar? -Welche Versicherungen brauche ich? Welche nicht? -Was hat es mit Aktien und Fonds auf sich und wie kann ich sie für mich nutzen? -Alle reden von Inflation: Was kann ich tun, damit mein Geld nicht weniger wird? -Klarna, Kauf auf Rechnung und Kreditkarte: Wie entkomme ich der Schuldenfalle? -Wann und wie muss ich eine Steuererklärung machen? Sie kennen die Ängste und Unsicherheiten, die der Start ins Erwachsenenleben mit sich bringt, und helfen dir, deine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Checklisten und lebensnahe Tipps erleichtern die praktische Umsetzung. Jetzt musst du nur noch loslegen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 323

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ANNA WIENECKE | LORENZO WIENECKE | JURI GALKIN

DEIN CRASHKURS FÜRS LEBEN

ANNA WIENECKE | LORENZO WIENECKE | JURI GALKIN

Mit einem Vorwort von Saidi von Finanztip

DEIN CRASHKURS FÜRS LEBEN

Alles, was du über Finanzen, Versicherungen, Steuern und Miete wissen solltest

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

2. Auflage 2024

© 2024 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Projektleitung: Susanne Beinvogl

Redaktion: Anne Büntig

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt

Umschlagabbildung: © David Renz

Grafiken: Adobe Stock/AP Stock: 232; Adobe Stock/davooda: 13, 80, 273; Adobe Stock/DuoWalker: 62; Adobe Stock/FourLeafLover: 197; Adobe Stock/Irene: 122; Adobe Stock/nadiinko: 35; Adobe Stock/Panuwat: 266; Adobe Stock/stockgood: 146; Adobe Stock/valeriyakozoriz: 179; Adobe Stock/YuliaShlyahova: 182; alle anderen Grafiken © Tobias Prießner

Layout: Katja Muggli

Satz: feschart print- und webdesign, Michaela Röhler, Leopoldshöhe

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-761-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-481-2

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-482-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort von Saidi

Einleitung

Warum sich mit Geld beschäftigen?

Der Werkzeugkasten für einen guten Umgang mit deinem Geld

Die Schuldenfalle wie du einen großen Bogen darum machst

Kapitalmarkt – nicht nur etwas für Reiche

Wie finanziere ich mein Leben?

Die erste eigene Wohnung

Die Krankenversicherung – Glück im Unglück

Weitere Versicherungen für jede Lebenslage

Steuern zahlen – wie und wozu?

Machen statt meckern

Das Buch zusammengefasst in einer Checkliste

Vorwort von Saidi

Immer wieder sehe ich auf unserem YouTube-Kanal von Finanztip viele Thumbs-up für Kommentare, die sich ungefähr so anhören: »Wenn ich das mal alles gewusst hätte, als ich jung war«, »Wieso lernt man das nicht in der Schule?« oder »Wo wäre ich heute finanziell, wenn ich schon vor 20 Jahren mit dem Investieren begonnen hätte?«.

Das eigene Leben finanziell zu meistern – das ist ein blinder Fleck in unserer Gesellschaft. Denn wir gehen in der Regel stillschweigend davon aus, dass junge Erwachsene das schon irgendwie von selbst lernen und entscheiden können, wie sie mit ihrem Geld am besten umgehen. Das hat aber für den einzelnen langfristig oft große Nachteile, für die Gesellschaft als Ganzes sogar massive Probleme zur Folge: Zu viele Menschen verlassen sich zu sehr auf die gesetzliche Rente und dass es der Staat schon richten wird, sparen ihr Geld auf schlecht bis gar nicht verzinsten Konten an, wo es der Inflation ausgeliefert ist, oder geraten in die Fänge von beredten Finanzberatern, die letztlich auf die Provisionen aus dem Verkauf von teuren Finanzprodukten angewiesen sind.

Anna und Lorenzo Wienecke sowie Juri Galkin leisten mit diesem Buch einen wichtigen Beitrag, dass wir den blinden Fleck endlich loswerden. In Deutschland redet man nicht sehr gerne über Geld. Und das verstärkt die Probleme nur noch. Dein Crashkurs fürs Leben schmeißt junge Erwachsene erstmal dort rein, wo es ungemütlich wird: In die Untiefen einer Bürokratie und einer Finanzsprache, auf die sie die Schule nicht vorbereitet hat. Und in vielen Fällen leider auch nicht die eigenen Eltern. Denn die sprechen manchmal auch nicht gern übers eigene Geld, sind mitunter selbst Opfer von Beratern geworden, die nicht im besten Interesse ihrer Kunden gehandelt haben, oder gestehen sich sogar nicht ein, wie unsicher sie sich selbst schon ihr ganzes Leben fühlen, wenn es um das liebe Geld geht. Finanzielle Bildung ist etwas, das wir schon seit Generationen kaum in unserer Erziehungskultur vorfinden, weder in der Familie noch im Bildungssystem. Das ist keine Anklage an Eltern und Großeltern, sondern schlicht die Anerkennung, dass viele von ihnen – wenn auch bei weitem nicht alle – es selbst nicht besser wussten. Für viele jenseits der 40 hat die große finanzielle Lösung darin bestanden, sich die eigenen vier Wände zuzulegen. Für die junge Generation wäre das grundsätzlich immer noch kein schlechter Plan – nur leider sind diese Wände vielerorts unerschwinglich geworden. Deshalb braucht es andere Pläne, andere Optionen.

Dieses Buch ist deshalb dabei so hilfreich, weil es einen Fehler nicht macht: Es will kein Schulbuch sein. Es strotzt nicht vor abschreckender Theorie, sondern ist ganz praktisch nah dran, wie es sich anfühlt, wenn man rund um die 20 in die harte Schule des Lebens geworfen wird: Wie ist das mit der Krankenversicherung, wenn ich länger ins Ausland will? Gibt es einen simplen Weg, schon einmal etwas für meine Rente zu tun? Wie läuft das mit diesem Rundfunkbeitrag? Bis hin zu: Irgendwelche Hacks beim Transporter für meinen Umzug?

Ich habe lange genug in der Finanzbranche gearbeitet, um zu wissen: Wirkliche Ehrlichkeit ist dort oft nicht gefragt. Aber genau diese Ehrlichkeit ist das, was die Arbeit von Anna, Lorenzo und Juri mit unserer bei Finanztip verbindet. Dass Menschen im Finanzdschungel einen ehrlichen Wegbegleiter brauchen, der sie nicht auf den falschen Pfad führt, sondern ihnen klarmacht: Es ist gar nicht schwer, den richtigen zu finden – mit ein paar Fingerzeigen sogar ganz allein.

Saidi Sulilatu

Chefredakteur Finanztip

Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen…

…aber ich kann eine Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen.

Fühlst du dich angesprochen?

Als dieser Tweet der Schülerin Naina 2015 viral ging, waren wir drei – Lorenzo, Juri und Anna – uns noch nicht begegnet. Lorenzo verbrachte gerade sein Auslandsjahr in den USA, Anna machte ihr Abitur und Juri schlug sich mit dem Schulalltag eines Elftklässlers herum. Wir waren zwar in etwas verschiedenen Lebenssituationen an völlig unterschiedlichen Orten, aber: Wir alle konnten uns schon damals mit dem angesprochenen Problem identifizieren.

Die Schule ist super wichtig und prägend, aber es gibt einige Bereiche, in denen sie uns nicht auf das Leben vorbereitet, das uns nach dem Schulabschluss erwartet. Wir haben uns jedenfalls ganz schön ins kalte Wasser geworfen gefühlt, als wir unsere erste bezahlbare Wohnung finden, eine Kreditkarte beantragen oder die erste eigene Versicherung abschließen mussten. Wenn du den Start in ein eigenständiges Leben nach der Schule bereits hinter dir hast, weißt du wahrscheinlich, wovon wir reden. Und wenn dir diese Lebensphase kurz bevorsteht, hast du vielleicht eine Vorahnung, dass es dir bald ähnlich ergehen wird.

2018 lernten wir (Juri und Lorenzo) uns auf einer ziemlich schlechten Party kennen. Wir saßen in unterschiedlichen Ecken des Raumes und nervten die Gäste um uns herum durch Zufall mit dem gleichen Thema: wie wenig man in der Schule darüber lernt, was man für das spätere Leben braucht. Wohl auch um sich das Gerede nicht mehr anhören zu müssen, wurden wir von den Leuten um uns herum einander vorgestellt – und wir verstanden uns auf Anhieb. Juri war schon seit vielen Jahren vom Thema Finanzen besessen. Angefangen hatte das damit, dass seine Mutter zufällig einen Finanzberater kennengelernt hatte, dem es wirklich um die Sache ging (und weniger ums Geld, was leider eher die Regel ist). Dieser empfahl ihr damals einen Sparplan, in dem sie Geld für Juris Führerschein anlegte. Insgesamt zahlte sie trotz ihres knappen Budgets als Alleinerziehende über die Jahre 5.000 Euro ein. Als Juri schließlich seinen Führerschein machte, konnte er sich 6.300 Euro auszahlen lassen. Gerade für jemanden, der im Leben noch nie etwas geschenkt bekommen hatte, waren diese zusätzlichen 1.300 Euro viel Geld. Damals setzte Juri sich zum Ziel, dieses Wissen möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen.

Also begannen wir uns darüber auszutauschen, was man gegen das fehlende Finanzwissen in unserer, aber ehrlicherweise auch in allen anderen Generationen tun könnte. Was uns einte, war die Einstellung »Machen statt Meckern«. Damals kam der Begriff des Wutbürgers auf, der Menschen bezeichnet, die sich über alles aufregen, was schiefläuft, ohne selbst etwas dagegen zu tun. Und ja, es läuft vieles schief – zum Beispiel, dass immer noch vier von fünf Schülern die Schule verlassen, ohne etwas über Geld, Konten oder Aktien gelernt zu haben. Aber Schimpfen wird daran nichts ändern. Wir wollten selbst einen Beitrag zur Lösung dieses Problems leisten, anstatt nur zu meckern.

Während vieler mehrstündiger Treffen im Starbucks in Kassel – denn hier gab es kostenloses Internet und Kaffee – haben wir zusammengetragen, welches Wissen wir beim Start ins Erwachsenenleben gebraucht hätten. Herausgekommen sind Themen wie:

Wie finde ich eine bezahlbare Wohnung?

Wann muss ich eine Steuererklärung machen?

Wie kann ich meine Finanzen selbst in die Hand nehmen?

Was hat es mit Aktien auf sich?

Was muss ich bei der Krankenversicherung beachten?

Bei der Recherche haben wir gemerkt, wie wichtig es ist, dass sich jeder (junge) Mensch mit diesen Themen auseinandersetzt. Denn es erspart einem nicht nur viel Stress, wenn man einen Überblick über seine Angelegenheiten hat – informiert und bewusst mit den eigenen Finanzen umzugehen, führt langfristig auch zu finanzieller Unabhängigkeit und befreit von Existenzängsten. Gleichzeitig ist uns bewusst geworden, dass es gar nicht so viel Wissen braucht, um hier wirklich einen Unterschied zu machen.

Das Ergebnis war die Idee vom »Zukunftstag« – dem Crashkurs fürs Leben. Es folgten viele Tage und Nächte Arbeit und irgendwann stand das Konzept: ein Schultag, vier Workshops mit Experten aus der Wirtschaft und einem ganzen Jahrgang, der gut vorbereitet ins Erwachsenenleben starten kann.

Als wir mit dem Konzept und den Inhalten fertig waren, dachten wir, die Welt würde nur auf dieses Angebot warten. Also haben wir uns einen Tag von der Uni freigenommen und haben 17 Schulen in Kassel abgeklappert. Danach kannten wir sie alle von innen, trotzdem hatten wir keine einzige Zusage. Manche Schulleiter hatten keine Zeit für uns, andere jagten uns mit den Worten »Ihr wollt den Schülern doch eh nur Aktien verkaufen« aus der Schule. Am Abend nahmen wir uns zwei Dinge vor: Erstens, dass ein NEIN von nun an lediglich bedeutete: Noch Eine Information Nötig. Wenn wir also abgelehnt wurden, hatten wir das Projekt noch nicht gut genug erklärt. Zweitens haben wir uns geschworen, nicht aufzuhören, bevor wir nicht mindestens einen Projekttag umgesetzt haben.

Insgesamt hat es fast ein Jahr gedauert, bis die erste Schule gefunden war und am 17. Januar 2019 der erste Zukunftstag stattfand. Was dann passierte, können wir immer noch nicht glauben. Alle Schüler, Lehrer und Referenten waren begeistert und das Projekt hat so einen Nerv getroffen, dass in großen Medien darüber berichtet wurde. Es folgten Anfragen aus ganz Deutschland und wir verpflichteten unsere Freunde dazu, uns zu unterstützen, um der Nachfrage gerecht werden zu können.

Der Zukunftstag nahm gerade so richtig an Fahrt auf, als Corona kam und die Welt auf dem Kopf stand. Alle Schulen wurden geschlossen und alle geplanten Zukunftstage abgesagt. Wir hatten gerade eine kleine Finanzierung bekommen, das erste Büro bezogen und ein paar Mitarbeiter eingestellt. Und plötzlich stand alles still. Ohne Perspektive. Als wir schon einige Monate keinen Zukunftstag mehr gemacht hatten, stieß Anna zum Zukunftstag-Team dazu.

Sie sprach aus, wovor wir seit Monaten die Augen verschlossen hatten: Ohne Zukunftstage kein Impact. Und sie hatte recht. Unser Ziel war es, Jugendliche auf das Leben vorzubereiten. Wir führten während der Lockdowns zwar weiterhin Gespräche mit Politikern und potenziellen Förderern, um Unterstützung für das Projekt zu erhalten, aber wir erreichten keinen einzigen jungen Menschen mit unseren Inhalten. Also entwickelten wir gemeinsam den digitalen Zukunftstag. Die Schulen waren unfassbar dankbar für diese Möglichkeit, die etwas Abwechslung in das einsame Home Schooling brachte, und so fand der Zukunftstag während des zweiten Lockdowns an mehr als hundert Schulen statt. Das hat uns geholfen, unsere Bekanntheit zu steigern und nach der Pandemie richtig durchzustarten.

Warum wir dir diese Geschichte erzählen? Weil sie uns etwas gelehrt hat: Es lohnt sich, an deine Visionen zu glauben und durchzuhalten. Wir haben in den letzten Jahren viel öfter ein »Nein« als ein »Ja« zu hören bekommen. Uns wurde erklärt, warum Finanzbildung keinen Platz an der Schule hat, warum wir nicht einfach das Bildungssystem ändern können und vor allem, dass wir gar keine Kapazitäten dafür hätten, unsere Pläne zu realisieren. Wir haben allen das Gegenteil bewiesen.

Heute finden jeden Tag mehrere Zukunftstage gleichzeitig statt. Das Zukunftstag-Team besteht aus 17 hauptamtlichen und mehr als 60 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Allein im Jahr 2023 wurde der Projekttag an 400 Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Bundesfinanzminister Christian Lindner war im Sommer 2023 selbst einer der Referenten bei einem unserer Zukunftstage und wir konnten unser Hobby zum schönsten Beruf der Welt machen.

Im Laufe der Jahre hatten wir das Privileg, mit unglaublich vielen spannenden Menschen zu sprechen und uns ein umfangreiches Wissen über Steuern, Finanzen und Co. anzueignen. Unter anderem haben wir gelernt, dass diese Themen gar nicht so komplex sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, und dass es wichtig ist, kleine Schritte zu gehen, um selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können. Dieses Wissen wollen wir nun mit dir teilen, in der Hoffnung, einen Beitrag zu einer selbstbewussten Generation zu leisten, die ihre Finanzen selbst in die Hand nimmt und ein finanziell sorgenfreies Leben führt.

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Warum sich mit Geldbeschäftigen?

In diesem Buch geht es um Geld. Wir drei sind mittlerweile Mitte 20 und haben daher den Übergang von der Jugend in das Erwachsenenleben hinter uns. Wenn wir auf die letzten Jahre zurückblicken und uns fragen, was die größte Veränderung war, wird uns schnell deutlich, dass es die Bedeutung des Geldes ist. Als Kind und auch als Jugendlicher hat man zwar meistens wenig Geld, dafür verbindet man es aber eigentlich nur mit positiven Sachen: Man bekommt Taschengeld und Geldgeschenke zum Geburtstag und zu Weihnachten und kann sich davon etwas Cooles kaufen.

Gerade in dieser Hinsicht verändert sich die Bedeutung des Geldes im Erwachsenenleben deutlich. Es geht nun häufig nicht mehr darum, was dir Geld Tolles ermöglichen kann, sondern vielmehr darum, wofür du Geld ausgeben musst. Das führt dazu, dass viele Menschen genervt vom Geld sind und so etwas sagen wie: »Geld bedeutet mir nichts.« Wir glauben jedoch, dass das fast nie stimmt. Für die allermeisten Menschen, vielleicht sogar für alle, ist Geld essenziell. Es ist ein bisschen wie das Blut, das durch deinen Körper fließt. Man kann darüber streiten, ob die Organe oder das Gehirn nicht viel wichtiger für den Menschen sind als das Blut, aber ohne geht es trotzdem nicht.

Genauso ist es mit dem Geld. Ein sorgenfreies Leben, Gesundheit, Erlebnisse oder ein schönes Zuhause – all das ist natürlich wichtiger als Geld. Aber ohne Geld ist das alles eben nicht möglich. Wenn man sich nicht mit Geld beschäftigt und Schulden macht, ist das sorgenfreie Leben schnell passé. Wenn kein Geld da ist, um ins Gesundheitssystem einzuzahlen, ist die Gesundheit bald in Gefahr. Und auch die Weltreise oder die schöne Wohnung lassen sich ohne Geld nicht realisieren.

Wir glauben, dass es zwei Gründe haben kann, wenn Menschen sagen, dass ihnen Geld nichts bedeute: Entweder sind sie sehr reich (was auf uns und wahrscheinlich auch auf dich nicht zutrifft) oder sie möchten sich einfach nicht damit auseinandersetzen. Das wird sie jedoch später im Leben einholen.

Lorenzos Erfahrung: You canʼt cheat the dentist

Ich habe während meiner Schulzeit ein Jahr als Austauschschüler in Amerika verbracht. Während meines Aufenthalts bekam ich Zahnschmerzen, wollte mich aber damit nicht auseinandersetzen, weil ich Angst vor Zahnarztbesuchen hatte. Meine Gastmutter meinte zu mir: »You canʼt cheat the dentist«, also dass ich den Zahnarzt nicht austricksen könne. Und sie hatte recht: Meine Schmerzen wurden mit der Zeit so stark, dass ich keine andere Wahl mehr hatte, als mich einer schmerzhaften Wurzelbehandlung zu unterziehen. Wahrscheinlich wäre die Behandlung wesentlich erträglicher gewesen, wenn ich früher zum Arzt gegangen wäre.

Mit dem Thema Geld ist es ähnlich. Wenn du dich frühzeitig damit auseinandersetzt, tut es nicht weh – und kann sogar eine Menge Spaß machen. Sich mit seinen Finanzen zu beschäftigen, sorgt dafür, dass sie dir langfristig keine Schmerzen verursachen und dir dabei helfen, deine Träume zu verwirklichen. Wenn du nur eine Sache aus diesem Kapitel oder vielleicht sogar dem ganzen Buch mitnimmst, dann sollte es die sein, dass du deine finanziellen Angelegenheiten frühzeitig selbst in die Hand nimmst, damit sie am Ende nicht dich in der Hand haben.

Rente – vom Ende her denken

Wir starten direkt mit dem vermeintlich langweiligsten Thema: der Rente. Warum? Weil sich damit besonders gut verdeutlichen lässt, wie wichtig es ist, vorausschauend zu handeln. Es gibt kaum etwas, bei dem die Notwendigkeit der Handlung und das erstrebenswerte Ergebnis zeitlich so weit auseinanderliegen wie bei der Rente und trotzdem so eng verknüpft sind.

Für die allermeisten Menschen, die dieses Buch lesen, ist der Ruhestand wahrscheinlich unvorstellbar weit weg. Ergibt es denn überhaupt einen Sinn, sich heute mit etwas zu beschäftigen, was 40, 50 oder noch mehr Jahre in der Zukunft liegt? Die kurze Antwort ist: eindeutig ja. Deine finanziellen Möglichkeiten in mehreren Jahrzehnten werden nämlich maßgeblich durch Entscheidungen bestimmt, die du heute triffst.

Lorenzos Erfahrung: Wie möchtest du im Alter leben?

Mein Bild vom Ruhestand ist maßgeblich von dem geprägt, wie meine Großeltern in den letzten 20 Jahren gelebt haben. Sie waren nie reich, haben aber ihr Leben lang hart gearbeitet und gut gewirtschaftet, sodass sie zu Beginn ihres Ruhestandes nicht allein auf die staatliche Rente angewiesen waren, sondern auf ein angespartes Vermögen zurückgreifen konnten. Die Rentenzeit war für sie noch mal eine richtig schöne Lebensphase mit tollen Reisen und wenig Sorgen. Ich hoffe, dass mein Ruhestand einmal ähnlich aussehen wird. Als ich mich aber mit unserem Rentensystem auseinandergesetzt habe, wurde mir schnell klar, dass diese Vorstellung nicht der Realität entspricht. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird für die meisten Menschen unserer Generation der Ruhestand alles andere als sorgenfrei sein. Zumindest wenn sie sich nicht rechtzeitig darum kümmern, für diese Lebensphase vorzusorgen.

Um die Herausforderungen rund um das Thema Finanzen im Ruhestand zu verstehen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, wie unser Rentensystem funktioniert. Hier begegnet uns schon der erste Fehler, den viele machen: Unser Rentensystem besteht nämlich eigentlich aus drei einzelnen Rentensystemen, die auch als die drei Säulen des Rentensystems bezeichnet werden.

Die gesetzliche Rentenversicherung

Die erste Säule, die gesetzliche Rentenversicherung, ist das, woran die meisten bei dem Thema denken. Sie beruht auf dem sogenannten Umlageverfahren. Das heißt, dass die Menschen, die heute arbeiten, einen gewissen Teil ihres Gehaltes in die Rentenversicherung einzahlen müssen (mehr dazu in den Kapiteln 7 und 9). Dieses Geld wird dann nicht, wie man vielleicht denken könnte, angespart, sondern direkt an die aktuellen Rentner ausgezahlt. Die Beschäftigten von heute finanzieren also die Rentner von heute. Wenn du in Zukunft deinen ersten festen Job beginnst, zahlst du die Rente deiner Großeltern. Das Ganze ist deswegen fair, weil deine Großeltern, als sie selbst noch gearbeitet haben, durch ihre Rentenbeiträge die Rente ihrer Großeltern bezahlt haben und so die verschiedenen Generationen füreinander einstehen. Deswegen spricht man hier auch vom Generationenvertrag.

Als Nächstes stellt sich die Frage, wonach sich die Höhe der Rente bemisst, die jemand bekommt. Du hast vielleicht schon mal etwas von Rentenpunkten gehört. Diese sind hierfür entscheidend. Im Laufe deines Berufslebens sammelst du diese Punkte als eine Art digitales Guthaben, indem du in die Rentenversicherung einzahlst. Dadurch erwirbst du einen Anspruch auf eine bestimmte Rentenhöhe.

Jedes Jahr wird dein Verdienst als Arbeitnehmer mit dem Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer verglichen. Hierbei wird unterschieden, ob du in den alten oder neuen Bundesländern lebst. Wenn du exakt das verdienst, was der Durchschnitt aller Arbeitnehmer verdient, erhältst du einen Rentenpunkt. Im Jahr 2023 waren das zum Beispiel 43.142 Euro. Arbeitnehmern, die in diesem Jahr in die Rentenkasse eingezahlt und genau 43.142 Euro verdient haben, wurde also ein Rentenpunkt gutgeschrieben. Wer die Hälfte des Durchschnitts verdient, erhält einen halben Rentenpunkt und so weiter. Nach oben hin verhält sich das Ganze grundsätzlich ähnlich. Hier gibt es nur eine Besonderheit: die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze. Diese liegt 2024 in den alten Bundesländern bei einem Jahresgehalt von 90.600 Euro. Wenn man mehr verdient, muss man kein zusätzliches Geld in die Rentenkasse einzahlen, erhält entsprechend aber auch keine zusätzlichen Rentenpunkte. So kann sich niemand mehr als etwas über zwei Rentenpunkte pro Jahr verdienen. (Dieses Prinzip gilt für alle Formen der Sozialversicherung. Mehr dazu im Kapitel 7.)

Die drei Säulen der Rente

So sammelt man über das gesamte Berufsleben Rentenpunkte an. Die Anzahl der Rentenpunkte ist demnach maßgeblich davon abhängig, wie viele Jahre jemand gearbeitet hat. Die Höhe der Rente, also die Geldsumme, die man als Rentner jeden Monat aus der Rentenkasse erhält, berechnet sich dann aus einer Formel, in der die Anzahl der Rentenpunkte ein ausschlaggebender Faktor ist:

aktueller Rentenwert * Rentenartfaktor

Der Zugangsfaktor beschreibt Zulagen und Abzüge, wenn man zum Beispiel früher oder später als vorgesehen in Rente geht. Hierfür ist es wichtig, dass man weiß, dass es in Deutschland ein vorgesehenes Renteneintrittsalter gibt. Dieses liegt aktuell bei 67 Jahren und wird immer wieder diskutiert. Geht man also früher als mit 67 in Rente, bekommt man dafür gewisse Abzüge von der Rente. Geht man später als mit 67 in Rente, erhält man dafür gewisse Zuschläge. Aktuell beträgt der Abzug für jeden Monat, den man früher als vorgesehen in Rente geht, 0,3 Prozent. Wer also ein ganzes Jahr früher in Rente geht, bekommt 3,6 Prozent weniger monatliche Rente, als wenn er regulär mit 67 in Rente gehen würde. Dann läge der Zugangsfaktor bei -0,036.

Der Rentenwert ist der aktuelle Wert eines Rentenpunktes. Er bestimmt also, wie viel ein gesammelter Rentenpunkt im Monat wert ist. Dieser Wert wird immer wieder angepasst und richtet sich nach der aktuellen wirtschaftlichen Situation. Aktuell beträgt er 37,60 Euro.

Der letzte Faktor in der Gleichung ist der Rentenartfaktor. Dieser richtet sich danach, welche Art der Rente man bekommt. Bei der »ganz normalen« Altersrente liegt der Wert bei 1,0 und wirkt sich damit nicht auf das Ergebnis der Rechnung aus. Bekommt man beispielsweise zusätzlich eine Witwenrente, ist der Faktor 0,55 oder 0,6. Man bekommt also 55 beziehungsweise 60 Prozent der Rente, die der verstorbene Ehepartner bekommen hätte.

Das Umlageverfahren – was ist eigentlich das Problem?

Bevor wir uns mit den beiden anderen Säulen der Rente beschäftigen, ist es wichtig zu verstehen, wo das Problem der ersten Säule, der gesetzlichen Rente liegt.

Wie bereits beschrieben, basiert das Rentensystem darauf, dass heutige Arbeitnehmer die heutigen Rentner finanzieren. Das Geld, das sie einzahlen, wird also direkt wieder ausgegeben und nicht angespart. Die Reserven der Rentenversicherung lagen im Jahr 2022 gerade einmal bei 1,7 Monaten. Das heißt, wenn plötzlich niemand mehr in die Rentenkasse einzahlen würde, ginge das Geld für die Rentner nach weniger als zwei Monaten aus. Die Rente funktioniert also nur, solange das Verhältnis der Ein- und Auszahlungen ungefähr gleich bleibt. Bei gleichbleibenden Bedingungen müsste also auch das Verhältnis von Einzahlern und Empfängern in etwa gleich bleiben.

Konrad Adenauer, der erste deutsche Bundeskanzler, hat damals zur Einführung dieses Rentensystems gesagt: »Kinder bekommen die Leute immer«, und wollte damit unterstreichen, dass dieses Rentensystem besonders sicher sei. Tatsächlich behielt er nicht recht. Seit seiner Aussage ist die Geburtenrate deutlich zurückgegangen. Während 1965 jede Frau im Schnitt 2,5 Kinder bekam, lag diese Zahl im Jahr 2022 bei unter 1,5 Kindern. Gleichzeitig ist die Lebenserwartung gestiegen, die Menschen werden also im Schnitt deutlich älter als früher. So lag die Lebenserwartung bei Männern im Jahr 1949 bei 64,6 Jahren und 2022 bei 78,1 Jahren. Damit lebt ein Mann heute fast 14 Jahre länger als zu der Zeit, in der das Rentensystem eingeführt wurde.

Wenn es immer weniger Geburten gibt und die Menschen gleichzeitig immer älter werden, führt das dazu, dass die Bevölkerung insgesamt immer älter wird. Das wird besonders deutlich, wenn man sich einmal die Bevölkerungspyramiden anschaut, die diese Bezeichnung aufgrund ihrer veränderten Form schon längst nicht mehr verdienen.

In der Abbildung auf der nächsten Seite sieht man die gesamte Bevölkerung Deutschlands in einzelne Altersgruppen unterteilt, auf der linken Seite sind die Männer und auf der rechten Seite die Frauen. Mithilfe der unterschiedlichen Farben haben wir die unterschiedlichen Altersgruppen dargestellt. Der ganz dunkle Teil stellt die unter 20-Jährigen dar. Zu ihnen haben wir einen Großteil unseres bisherigen Lebens gehört oder gehören noch dazu. Wir haben bei unseren Eltern gelebt, wurden maßgeblich von ihnen finanziert, hatten dabei noch keinen sozialversicherungspflichtigen Job und deshalb auch nicht in die Rentenkasse eingezahlt. Die Gruppe ganz oben sind die über 67-Jährigen. Das sind in der Regel die Rentner. Sie zahlen also auch nicht in die gesetzliche Rente ein, sondern beziehen die Rente, die ihnen zusteht, weil sie ihr berufliches Leben bereits hinter sich haben, währenddessen sie ihre Rentenbeiträge gezahlt haben. In der Mitte ist die Gruppe, die hauptsächlich aus Arbeitnehmern besteht. Diese müssen zum einen die untere Gruppe finanzieren, indem sie den Lebensunterhalt für ihre Kinder erwirtschaften, und zum anderen die Renten für die obere Gruppe finanzieren.

Deutsche Bevölkerungspyramiden im Laufe der Zeit (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Schaut man sich jetzt an, wie sich die Größen der Gruppen entwickelt haben, fällt auf, dass sich aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung der Anteil der oberen Gruppe deutlich erhöht hat, während aufgrund der niedrigen Geburtenraten immer weniger Junge nachkommen. Und diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich in drastischer Weise fortsetzen. Der Grund: Die »Pyramide« ist in etwa bei den aktuell 55- bis 65-Jährigen am breitesten. Hierbei handelt es sich um die Generation der sogenannten »Babyboomer«. Das sind die Menschen, die zwischen Mitte der 1950er- und Ende der 1960er-Jahre, während der Wirtschaftswunderzeit, geboren wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es den Menschen viel besser, weswegen sie zu dieser Zeit viele Kinder bekommen haben.

Die »Babyboomer« stehen jetzt kurz vor dem Eintritt in das Rentenalter. Dann werden aus diesen vielen Millionen Beitragszahlern plötzlich Beitragsempfänger, was zu einer extremen Belastung des Rentensystems führen wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich das Verhältnis von Menschen, die in das Rentensystem einzahlen, und von Menschen, die Geld aus dem Rentensystem bekommen, krass verändert hat und sogar noch deutlicher verändern wird (siehe Abbildung).

Verhältnis von Beitragszahlern und Beitragsempfängern im Laufe der Jahre1

Was bedeutet das? Zunächst erst mal, dass Geld im System fehlt. Genaugenommen sehr viel Geld. Grundsätzlich gibt es für die Politik nur wenige Möglichkeiten, um diese Lücke zu füllen. Sie könnte zum einen die Höhe der Renten senken, also konkret das Geld, das jeder Rentner für einen Rentenpunkt bekommt. Das ist politisch aber natürlich sehr unvorteilhaft, weil man so vielen Rentnern und damit auch Wählern direkt ans Portemonnaie geht. Tatsächlich wurden die Renten in den letzten Jahren ausschließlich erhöht. Die zweite Möglichkeit wäre, den Rentenbeitrag zu erhöhen, also den Prozentsatz, den jeder Arbeitnehmer von seinem Gehalt in die Rentenkasse einbezahlt. Auch das ist nicht sonderlich populär. Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Dies ist besonders effektiv, weil man so mit nur einer Maßnahme die Zahl der Einzahler erhöht und die Zahl der Auszahler reduziert.

Hier gab es in den letzten Jahrzehnten eine wichtige Änderung, nämlich die Einführung der Rente mit 67. Das hat zwar das System etwas entspannt, aber natürlich nicht ansatzweise die gestiegene Lebenserwartung ausgeglichen. Zudem ist auch die Anpassung des Renteneintrittsalters politisch hoch umstritten, weil man hiermit den Menschen potenziell ein paar Jahre ihrer Rente nimmt beziehungsweise indirekt die Renten kürzt (siehe oben erwähnter Zugangsfaktor, wenn jemand früher in Rente geht). Weil demzufolge auch das eine soziale Sprengkraft hat, insbesondere für körperlich anstrengende Berufe, die man unter Umständen gar nicht bis 67 ausüben kann, ist auch dieses Instrument kein Allheilmittel.

Deshalb greift die Politik vorrangig auf die letzte verbleibende Option zurück: Steuerzuschüsse in Milliardenhöhe. Die Lücke im Rentensystem wird also dadurch geschlossen, dass Steuergelder verwendet werden, um alle Renten bezahlen zu können. Diese Zuschüsse haben in den vergangenen Jahren einen unvorstellbaren Wert von 100 Milliarden Euro im Jahr angenommen. Dieses Vorgehen mag die Lücke vorübergehend schließen, aber letztlich schiebt es das eigentliche Problem nur auf. Währenddessen verpuffen Hunderte Milliarden Euro im Rentensystem, die dringend für Investitionen in die Bildung, den Klimaschutz und die Infrastruktur benötigt werden.

Was bedeutet das konkret für dich, und warum widmen wir dieser Problematik so viele Seiten in diesem Buch? Es soll dir bewusst machen, dass es entscheidend ist, dass du dich selbst mit deiner Rente auseinandersetzt und dich nicht auf den Staat verlässt. Schon jetzt beträgt das Rentenniveau nur 48 Prozent – das gilt für diejenigen, die einen Durchschnittslohn verdient und 45 Beitragsjahre haben. Wenn man heute in Rente geht, hat man als Rentner also auf einen Schlag weniger als die Hälfte des Geldes zur Verfügung, das man als Arbeitnehmer verdient hat – zumindest, wenn die staatliche Rente das einzige Einkommen ist. Was diese Tatsache etwas entspannt: Im besten Fall hat man in diesem Alter auch weniger Ausgaben, weil zum Beispiel das Haus abbezahlt ist und die Kinder finanziell auf eigenen Beinen stehen.

Leider bleibt es aber die Realität vieler alter Menschen in unserem Land, dass ihre Rente kaum oder gar nicht reicht, um die lebensnotwendigen Ausgaben zu decken, geschweige denn ein Leben wie Lorenzos Großeltern zu führen, das er am Anfang dieses Kapitels beschrieben hat. Angesichts der oben beschriebenen Entwicklungen werden sich diese Umstände in den kommenden Jahrzehnten höchstwahrscheinlich sogar noch verschlechtern. Oder es kommt zu einer dringend notwendigen, aber drastischen Reform des Rentensystems, deren Ausgestaltung jedoch vollkommen ungewiss ist. Um dieser Unsicherheit nicht ausgesetzt zu sein, ist es wichtig, sich mit der privaten Altersvorsorge zu beschäftigen, statt sich auf ein kaputtes staatliches Rentensystem zu verlassen.

Betriebliche und private Altersvorsorge

Das führt uns zu den beiden anderen Säulen der Altersvorsorge. Diese wurden nämlich geschaffen, weil dem Staat bewusst wurde, dass das Umlageverfahren allein den meisten Menschen keinen sorgenfreien Ruhestand sichern können wird. Die beiden weiteren Säulen sollten also die Rente stabilisieren und stärken.

Dabei handelt es sich um die private und die betriebliche Altersvorsorge (kurz BAV). Hinter der BAV verbergen sich alle Altersvorsorgeleistungen, die ein Unternehmen seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellen kann beziehungsweise muss. Sie sollen die staatliche Rente ergänzen. Mehr dazu findest du im Kapitel 4.

Bei der privaten Altersvorsorge geht es darum, was du selbst tun kannst, um deine Rente später aufzubessern oder zu stabilisieren. Damit kannst du schon heute anfangen. Auch hierzu findest du ausführliche Erklärungen und praktische Tipps in diesem Buch, zum Beispiel im Kapitel 4.

Eine gute Rentenplanung ist unserer Ansicht nach schon frühzeitig notwendig. Das bedeutet, sich spätestens mit Mitte 20 mit allen drei Säulen der Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Denn der wichtigste Faktor für den Erfolg von privater Vorsorge ist die Zeit. Deshalb solltest du sie nicht verschwenden.

Inflation – wenn das Geld langsam wegschmilzt

Der zweite Grund, warum es wichtig ist, sich mit dem Thema Geld frühzeitig zu beschäftigen, ist die Inflation. Viele Jahre lang war das Thema Inflation nicht sonderlich präsent und auch nicht von übermäßiger Bedeutung, doch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben es uns allen wieder schmerzlich ins Bewusstsein gerufen. Eine Studie, die die Sorgen junger Menschen in Deutschland untersucht hat, ergab, dass die Inflation und die damit verbundene Verteuerung des Lebens Sorge Nummer eins unserer Generation ist, noch vor dem Klimawandel und dem Krieg.2

Alle reden von Inflation – aber was ist das?

Das Wort Inflation beschreibt einen allgemeinen Preisanstieg beziehungsweise eine Geldentwertung. Bei steigender Inflation kannst du dir von deinem Geld also immer weniger leisten.

Sorgen und Ängste werden verstärkt durch Unwissenheit und das Gefühl, nichts dagegen tun zu können. Das erleben wir selbst immer wieder. Deswegen möchten wir dir zeigen, dass die Inflation nicht beängstigend sein muss, solange man sich um seine finanziellen Angelegenheiten kümmert und sein Geld nicht nur auf dem Sparbuch liegen lässt.

Du hast dieses Phänomen wahrscheinlich selbst schon häufig beobachtet. Kannst du dich zum Beispiel noch daran erinnern, was ein Döner noch vor wenigen Jahren gekostet hat? Als wir noch zur Schule gegangen sind, konnten wir uns in der Mittagspause einen Döner für 3 Euro holen. Mittlerweile kostet der gleiche Döner im gleichen Geschäft 7,50 Euro.

Da die Inflation den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus beschreibt, verändern sich dadurch nicht nur die Preise einzelner Produkte, wie dem Döner. Vielmehr wird für die Messung der Inflation eine ganze Reihe von Produkten, ein sogenannter Warenkorb, angeschaut. Dieser enthält etwa 750 verschiedene Produkte und versucht den Bedarf von einem Durchschnittshaushalt abzubilden. Berücksichtigt werden Kosten für Benzin, Lebensmittel und Freizeitaktivitäten. In regelmäßigen Abständen wird verglichen, wie sich die Preise dieser Güter entwickelt haben. Es kann natürlich vorkommen, dass bestimmte Güter günstiger werden und manche teurer. Am Ende wird deshalb ein Durchschnittswert gebildet, dieser ist die Inflationsrate, von der man häufig in den Medien hört. In den letzten 15 Jahren lag die Inflation meistens im Bereich zwischen 0 und 3 Prozent. Das hat sich seit dem Beginn des Ukraine-Krieges geändert. Seitdem lagen die Inflationsraten über Phasen hinweg deutlich über 5 Prozent und teilweise sogar bei nahezu 10 Prozent.

Eine hohe Inflation kann verschiedene Ursachen haben. Schauen wir uns beispielhaft einmal die drei vielleicht wichtigsten an:

gestiegene Rohstoffpreise beziehungsweise größere Nachfrage als Angebot,

gestiegene Lohnkosten,

inflationäre Geldpolitik.

Sicher kennst du das Prinzip von Angebot und Nachfrage, welches grundsätzlich in unserem Wirtschaftssystem gilt: Ein Preis bildet sich dadurch, dass es ein bestimmtes Angebot gibt (Menschen, die etwas verkaufen wollen) und eine bestimmte Nachfrage (Menschen, die etwas kaufen wollen). Ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot, sind die Interessenten bereit, einen höheren Preis zu zahlen. Wenn etwas knapp ist, wird es also teurer. Dieses Prinzip machen sich einige Modemarken zunutze und verknappen ihr Angebot künstlich. Und auch Reselling basiert darauf. Wenn es ein besonderes T-Shirt oder einen besonderen Sneaker nur in sehr begrenzter Stückzahl gibt und ihn mehr Menschen haben wollen, als er angeboten wird, haben die Menschen, die dieses Modell ergattert haben, es dann aber weiterverkaufen wollen, die Möglichkeit, einen deutlich höheren Preis zu verlangen.

Genau das ist – vereinfacht gesagt – durch den Krieg in der Ukraine passiert. Russland war vor dem Krieg einer der größten Lieferanten für Öl und Gas nach Deutschland. Nach dem Beginn des Krieges wurden diese Lieferungen eingeschränkt. Es gab also immer noch viele Menschen und Unternehmen, die Öl und Gas brauchten, aber ein geringeres Angebot. Dadurch sind die Preise gestiegen. Da viele Firmen diese Rohstoffe wiederum zur Herstellung ihrer eigenen Produkte brauchten, haben sie die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergegeben und die Preise erhöht.

Punkt zwei sind die gestiegenen Lohnkosten. Weil jetzt also alles teurer geworden ist, haben die Arbeitnehmer Forderungen nach Lohnerhöhungen gestellt, um die höheren Lebenshaltungskosten auszugleichen. Durch Lohnerhöhungen haben die Unternehmen aber weitere zusätzliche Kosten, die in vielen Fällen wiederum dazu führen, dass die Preise steigen. In den Medien wird dies als Lohn-Preis-Spirale bezeichnet.

Schließlich spielt die Geldpolitik noch eine Rolle. Diese war vor allem in Ländern wie den USA oder Großbritannien die Ursache für die Inflation in den letzten Monaten. Um die Folgen der Corona-Pandemie auszugleichen, haben sich viele Staaten Maßnahmen überlegt, um ihre Bürger finanziell zu unterstützen. In den USA gab es zum Beispiel einen Scheck, durch den jeder Bürger mehrere Tausend Dollar von der Regierung geschenkt bekommen hat. Um zu verstehen, was das für Folgen hat, müssen wir uns noch einmal das Prinzip von Angebot und Nachfrage anschauen, aber mit einem etwas anderen Dreh. Wenn jeder Bürger plötzlich viel Geld geschenkt bekommt, sind mehr Menschen bereit, höhere Preise für bestimmte Produkte zu zahlen. Und weil sich die Preise immer an der Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung orientieren, steigen die Preise, wodurch der Wert des Geldes wiederum sinkt.

Die Folgen der Inflation

Die Inflation betrifft jeden relativ direkt. Grundsätzlich ist es sinnvoll, dabei zwei Perspektiven zu unterscheiden: die Auswirkungen auf deinen Lebensunterhalt und die Auswirkungen auf dein Erspartes.

Was hat das mit dir zu tun? Nehmen wir an, dir stehen im Monat 2.000 Euro zur Verfügung und du hast Ausgaben in Höhe von 1.900 Euro für Miete, Nebenkosten, Freizeit, Kleidung und Lebensmittel. Dann kannst du also jeden Monat 100 Euro zurücklegen und sparen.

Gibt es nun plötzlich eine Inflation von 10 Prozent, heißt das, alles wird um 10 Prozent teurer. Du musst jetzt also für die gleichen Dinge 2.090 Euro ausgeben. Dann ist aus deinem Puffer von 100 Euro eine Lücke von 90 Euro geworden. Du hast also nicht nur das Problem, dass du kein Geld mehr zurücklegen kannst, sondern, dass du bei gleichen Ausgaben 90 Euro Schulden machen müsstest.

Gerade wenn du relativ viel besitzt und einen gewissen Lebensstandard hast, ist eine Steigerung der Lebenshaltungskosten meistens nicht schlimm, weil du immer irgendwo sparen kannst. Wenn du aber eh schon von wenig Geld lebst und nur das Nötigste kaufst, so wie die meisten Studenten oder Azubis, kann es dadurch richtig eng werden. Die schlechte Nachricht an dieser Stelle ist, dass du recht wenig dagegen tun kannst. Du kannst eigentlich nur mit deinem Arbeitgeber sprechen und nach einer Lohnerhöhung fragen (am besten auch mit Bezug auf die Inflation) oder deine Eltern bitten, die Unterhaltszahlungen zu erhöhen.

Anders sieht es bei der zweiten Perspektive aus, nämlich mit dem Blick auf das Ersparte. Hier kannst du tatsächlich selbst einen gewaltigen Unterschied machen.