Dein Money 1x1 - Anne Connelly - E-Book

Dein Money 1x1 E-Book

Anne Connelly

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Beschreibung

Hand aufs Herz – wann hast du das letzte Mal im Kreis deiner Freundinnen über Geld geredet? Über Aktiendepots, Rentenversicherung oder Bitcoins? Vielleicht hast du dir schon öfter Gedanken darüber gemacht, wie du finanziell unabhängig werden kannst, aber nie die richtige Motivation gefunden, aktiv zu werden? Dabei ist es in Zeiten, in denen der Großteil der von Altersarmut betroffenen Menschen Frauen sind, dringend notwendig, die finanzielle Absicherung in die eigene Hand zu nehmen – denn weder Staat noch Ehemann sind eine Garantie für eine gute Altersvorsorge. Dieses Buch gibt dir einen Plan an die Hand, um deine Finanzen zu organisieren. Angefangen beim persönlichen Finanzcheck über Versicherungen, Altersvorsorge und Vermögensaufbau bis hin zur eigenen Finanzstrategie erfährst du alles, was du brauchst, um dich finanziell gut aufzustellen. ·Praktische Extra-Finanztipps ·Zahlreiche Checklisten ·Viele zusätzliche Expertinnen-Tipps

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Seitenzahl: 299

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ANNE CONNELLY

Anke Dembowski, Simin Heuser, Saskia Weck

Dein MONEY 1 x 1

ANNE CONNELLY

Anke Dembowski, Simin Heuser, Saskia Weck

Dein MONEY 1 x 1

Der Finanzguide für Frauen: Einfach gut aufgestellt für alle Lebensphasen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe,

2. Auflage 2023

© 2022 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Trotz sorgfältiger Recherche kann keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernommen werden. Das Buch dient lediglich der allgemeinen Information und ersetzt keine professionelle Beratung. Aktien, Fonds und ETFs können mit Kursverlusten verbunden sein. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstiger Finanzinstrumente stellt keine Kaufempfehlung dar.

Redaktion: Claudia Franz

Korrektorat: Christiane Otto

Umschlaggestaltung: Karina Braun

Umschlagabbildung: Shutterstock.com/Garsya, Alexandr Zagibalov, Andrey Lobachev, Zoran Ras, Anton_Ivanov, fantom_rd, Runrun2

Grafiken im Innenteil: Andrea Krüger

Satz: Zerosoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-630-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-196-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-197-2

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort von Monika Gruber

Was dich in diesem Buch erwartet

1. Teil: Bestandsaufnahme

Frauen und das liebe Geld

Dein persönlicher Finanzcheck

Was sind deine Ziele?

2. Teil: Existenzrisiken absichern

Schulden abbauen und vermeiden: So geht’s

Dein Finanzpolster für schlechte Zeiten

Diese Versicherungen sollte jede Frau haben

Testament, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung: komplex, aber wichtig!

3. Teil: Altersvorsorge optimieren

Berechne deine Rentenlücke!

Lohnen sich Riester und Rürup heute noch?

Geldgeschenke des Chefs: Betriebliche Altersvorsorge

Privat vorsorgen: Chancen und Stolpersteine

4. Teil: Vermögen aufbauen

Deine persönliche Finanzstrategie

Der Zins und seine Bedeutung

Wie die Inflation deine Kaufkraft unbemerkt mindert

Wertpapier-Basics: Aktien und Anleihen einfach erklärt

Dein Weg zum ETF-Portfolio

Das passende Depot auswählen

Gute ETFs finden

Jährlicher Depotcheck

Rebalancing und Steuern

Wie geht’s weiter?

Anmerkungen

Vorwort von Monika Gruber

»Altersarmut ist primär weiblich!« Das ist der Satz, der mich wachgerüttelt hat. Er stammt von einer Frau, die es wissen muss, nämlich von Lydia Staltner, der Gründerin von »Lichtblick Seniorenhilfe«. Diese wunderbare Gruppe Münchner Damen kümmert sich liebevoll um eine ständig wachsende Zahl älterer Menschen, deren Rente kaum zum Überleben reicht. In einem reichen Land wie Deutschland ein Skandal, wie ich finde, der immer noch zu wenig thematisiert wird.

Der Großteil der von Altersarmut betroffenen Menschen sind Frauen. Und zwar nicht nur, weil Frauen in der Regel eine höhere Lebenserwartung haben als Männer, sondern aus vielerlei Gründen: Viele der Frauen hatten in der Nachkriegszeit nicht die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren, und hielten sich und ihre Familien daher mit schlecht bezahlten Tätigkeiten über Wasser. Andere entschieden sich – was völlig nachvollziehbar und ehrenwert ist – gegen eine berufliche Karriere, um sich ganz der Erziehung der Kinder widmen zu können. Wieder andere waren vielleicht auf Geringverdienerbasis im Betrieb ihres Ehemanns angestellt, wo sie sich – neben Haushalt und Familie – um Löhne und Rechnungen kümmerten. All diese Frauen waren also ihr Leben lang fleißig, haben oft selbstlos zugunsten der Kinder und eines Eigenheims auf viele Annehmlichkeiten wie Urlaub verzichtet. Sie haben Haus, Hof, Familie und Betrieb zusammengehalten und sich oftmals auch noch der Pflege älterer Angehöriger gewidmet. Und wie wird ihnen dieses – vor allem auch für die Gesellschaft unermesslich wertvolle – Engagement gedankt? Mit der Tatsache, dass ihre Rente heute so gering ist, dass sogar eine Tasse Kaffee eine »Investition« darstellt, die gut überlegt sein will. Lydia Staltner erzählte mir neulich, dass viele Seniorinnen oftmals schon ab dem 20. des Monats nicht mehr wissen, wie sie sich etwas zu essen leisten sollen. Ein schrecklich bedrückender Gedanke, der mich traurig, aber auch wütend macht. Traurig wegen der Menschen, die leiden müssen, und wütend auf die Politik, die so etwas zulässt. Daher müssten wir Frauen uns eigentlich ständig wie ein Mantra vorsagen: »Weder der Staat noch ein Ehemann ist eine Garantie für eine gute Altersvorsorge!«

Meine Damen, in Anbetracht hoher Inflation ist es Zeit, allerhöchste Zeit, dass wir uns noch viel mehr mit dem Thema »Geld« befassen. Und unserer Absicherung im Alter. Aber sei ehrlich: Wann hast du das letzte Mal bei einem Mädelsabend mit deinen Freundinnen über Geld geredet? Über Fonds und Aktiendepots und den schwindenden Wert klassischer Lebensversicherungen? Darüber, ob man noch in Gold oder doch lieber in Bitcoin investieren sollte? Klar, macht es mehr Spaß, über Schuhe und das neuste Wellness-Ressort in Südtirol zu ratschen. Oder darüber, dass der Roséwein von Brad Pitt tatsächlich sehr süffig und nicht bloß ein Marketing-Gag eines gelangweilten Hollywood-Stars ist. Aber weißt du eigentlich, was deine Freundinnen verdienen und wie sie ihr Erspartes angelegt haben? Wie hoch die gesetzliche Rente sein wird, die ihnen irgendwann (vielleicht) einmal zusteht?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass Frauen so wenig über Geld reden, weil es für sie fast etwas Anrüchiges, ein leichtes »Gschmäckle« hat. Man möchte ja schließlich nicht zu indiskret wirken. Frau würde ja auch nicht unbedingt in launiger Prosecco-Runde preisgeben, dass sie unter eingewachsenen Zehennägeln leidet. Oder darunter, dass der Gatte immer noch gern ehelichen Beischlaf hätte, wo doch ihr Lustverhalten vor Monaten auf geradezu dramatische Weise auf zwei »Magnum Mandel« umgeschwenkt ist. Doch wenn wir Frauen nicht anfangen, uns mehr mit unserem Geld auseinanderzusetzen, uns auszutauschen, uns gegenseitig Tipps zu geben, wird es für uns alle in einigen Jahren oder Jahrzehnten ein böses Erwachen geben.

Liebe Leserinnen, lasst es nicht so weit kommen: Informiert euch, tut alles dafür, euer hart verdientes Geld nicht weniger werden zu lassen. Splittet eure Investitionen, denn nichts im Leben ist zu 100 Prozent sicher (außer der Tod). Und: Vertraut eurem Bauchgefühl und lasst euch nichts aufschwatzen, was ihr nicht versteht. Den ersten Schritt in die richtige Richtung habt ihr bereits getan, indem ihr dieses Buch gekauft habt. Also, viel Spaß beim Informieren und Investieren und denkt daran: Gern Geld zu verdienen und es zu erhalten, ist weder anrüchig noch fad, sondern lebenswichtig und sexy!

Herzlich

Monika Gruber

Was dich in diesem Buch erwartet

Meine Mutter konnte mit Geld nie viel anfangen. Obwohl sie bei einer Versicherung arbeitete und ihr Vater Banker war, kümmerte sie sich nicht um ihre Finanzen. Mit fatalen Folgen: Sie war ihr Leben lang in einer unglücklichen Ehe gefangen. Das war mein Antrieb, es anders zu machen. Ich wollte unabhängig sein und mich aus einer Beziehung verabschieden können, wenn ich das für richtig hielt. Also machte ich Karriere im internationalen Finanzbereich und arbeitete immer Vollzeit. Auch dann noch, als die Kinder kamen.

Ich möchte alle Frauen ermutigen, ihre finanziellen Entscheidungen nicht ihrem Partner zu überlassen und sich als Mütter nicht in eine finanzielle Abhängigkeit zu begeben. Wie wichtig das ist, mussten viele Frauen in den letzten Jahren erfahren: Das 2008 geänderte Scheidungsrecht führte dazu, dass so manche Frau nach einer gescheiterten Ehe fast mittellos dastand. Aber auch smarte Single-Frauen, die oft hohe Gehälter haben, sind in Sachen Finanzen häufig ahnungslos. Das möchte ich ändern. Deshalb habe ich 2017 herMoney gegründet, das erste Frauenfinanzportal Deutschlands. Wir erklären Frauen alles, was sie rund ums Geld wissen müssen – von Geld in der Partnerschaft über Karrieretipps bin hin zur Börse. Heute ist herMoney das größte deutsche Finanzportal, das sich an Frauen richtet. Wir haben zwei erfolgreiche Podcasts, beliebte Events, die herMoney Academy inklusive unseres Coachings. Und jetzt unser Buch.

Unsere Mission: Dich finanzfit machen!

Mit diesem Buch möchten wir Frauen einen Plan an die Hand geben, damit sie ihre Finanzen organisieren können. Du erfährst, welche Versicherungen du wirklich brauchst, wie du dich vor Altersarmut schützt und dir ein kleines Finanzpolster aufbaust, um dir deine Träume zu erfüllen. Dieses Buch ist also ein praktischer Ratgeber, der dir hilft, das Thema »Finanzen« endlich anzupacken. Ganz ohne Fachchinesisch erklären wir dir alle Basics, damit du deine Finanzen in den Griff bekommst. Nach fünf Jahren herMoney und regem Austausch mit unserer Community wissen wir genau, wo Frauen der Schuh drückt.

Klar ist, dass deine Finanzen auch in andere Bereiche ausstrahlen. Wer finanziell immer klamm ist, geht nicht so locker durchs Leben wie andere, die sich problemlos etwas gönnen können. Auf der anderen Seite ist Geld nicht alles. Viele Dinge, die uns glücklich machen, kosten gar nichts. Wir müssen also die Balance finden. Ziel soll sein, dass deine Finanzen heute in guten Bahnen laufen, aber auch dann noch, wenn du 50, 70 oder 80 Jahre alt bist. Auch im Alter möchtest du ein Leben ohne finanzielle Sorgen führen können, so viel ist sicher. Und du möchtest bestimmt auch nicht von deinem Partner abhängig sein. „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“, brachte es die Finanzexpertin Helma Sick auf den Punkt. Es gilt also, selbst vorzusorgen. Denn: Selbst ist die Frau!

Von Frauen für Frauen

herMoney besteht aus einem Team talentierter Frauen und auch einiger engagierter Männer. Drei dieser Frauen haben aktiv an diesem Buch mitgeschrieben. Sie haben einige – manchmal sehr viele – Jahre Investmenterfahrung und so einige Krisen an den Finanzmärkten erlebt. Gleichzeitig wissen sie nur zu gut, welche Chancen hier auf mutige Frauen warten.

Anke Dembowski ist studierte Betriebswirtin und Finanzjournalistin. Sie ist wie ich eine der Pionierinnen der hiesigen Fondsbranche. Gemeinsam mit einer weiteren Branchenveteranin haben wir uns zusammengetan, um die Fondsfrauen zu gründen, das größte deutschsprachige Karrierenetzwerk für Frauen im Finanzbereich. Anke schreibt regelmäßig für herMoney und hat sich in diesem Buch mit ihrem Wissen rund um Altersvorsorge und Portfoliostrategien eingebracht.

Simin Heuser hat Volkswirtschaft studiert und kam früh mit der Fondsbranche in Kontakt. Ihr Vater ist ein versierter Finanzjournalist und nahm sie bereits als junges Mädchen zu entsprechenden Events mit. Nach dem Studium hat sich Simin für eine Karriere in der Finanzbranche entschieden. Sie hat herMoney auf vielfache Weise geprägt. Ihre Stimme kannst du in unserem Podcast »herMoney 1x1« hören. Zudem kannst du Simin bei unseren Events oder in unserer Academy sehen.

Saskia Weck hat vor ein paar Jahren begonnen, sich intensiv mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen. Sie hat sich aus ihren BAföG-Schulden befreit und ist zur Investorin geworden. Begleitet auf dem Weg dahin wurde sie von herMoney. Als sie sich bei uns bewarb, war schnell klar, dass Saskia zum Team gehören würde. Saskia schreibt heute über Geld und Familienthemen, ist in unserem Podcast »herMoney 1x1« zu hören und auf unseren Events zu sehen.

Mit ihrem Fachwissen haben auch Annika Peters und Christiane Warnke einen wichtigen Beitrag zu diesem Buch geleistet. Annika ist eine renommierte Finanzplanerin, die sich sehr gut mit Altersvorsorge auskennt. Christiane ist eine versierte Familienanwältin, die uns mit ihrem Wissen in Sachen Testamente und Patientenverfügungen unterstützt hat.

Last, but not least haben viele weitere Frauen – und Männer – dieses Buch möglich gemacht. Mein Sohn Ian hat uns alle ermuntert, das Projekt endlich anzugehen. Unsere Redakteurin Jeannette hat es professionell gemanagt und unsere Designerin Andrea hat es durch ihre schönen Grafiken bereichert. Nicht zu vergessen Julian, René, Alexa und natürlich Betty, die herMoney im Hintergrund am Laufen gehalten haben.

Ich wünsche mir, dass unser geballtes Wissen andere Frauen ermutigt, die Verantwortung für ihre Finanzen zu übernehmen. Wie meine Tochter Meagan, die schon früh angefangen hat, sich selbstständig um ihre Finanzen zu kümmern. Möge sie ein Vorbild für die nächste Generation selbstbewusster Mädchen und Frauen sein – und möge unser Buch seinen Beitrag dazu leisten, dass Frauen in ihrer Kraft bleiben.

Herzlichst

Anne Connelly

1. Teil:Bestandsaufnahme

»Sei mutig dabei. Sei stur dabei. Sei die Heldin deiner eigenen Geschichte. Aber am Allerwichtigsten: Fang an!«

Elizabeth Gilbert, Schriftstellerin

Frauen und das liebe Geld

Wie viele Frauen kennst du, die sich aktiv mit ihren Finanzen beschäftigen und mit stolzgeschwellter Brust erzählen, jetzt alles unter Dach und Fach zu haben? Vermutlich sind es – leider – nicht allzu viele. Was das für Folgen hat und wie die finanzielle Situation der deutschen Durchschnittsfrau aussieht, erfährst du in diesem Kapitel. Denn: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Weißt du erst einmal um die Untiefen frauenspezifischer Finanzprobleme, kannst du besser gegensteuern.

Auch heute noch verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer – sogar dann, wenn es sich um vergleichbare Positionen handelt und die Qualifikation ähnlich ist. Aktuell beträgt der Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern in Deutschland 18 Prozent. So kommen Frauen 2022 rechnerisch auf 66 Tage »unbezahlte« Arbeit oder 4,16 Euro weniger pro Stunde als Männer.1 Die Gründe sind vielschichtig: Beispielsweise ist die Teilzeitquote bei Frauen höher. Zudem arbeiten Frauen häufiger in geringer bezahlten Jobs – beispielsweise im sozialen Bereich. Außerdem gehen Frauen seltener in Gehaltsverhandlungen. Sie hoffen lieber darauf, dass die Chefin schon sehen wird, wie gut sie arbeiten, und von sich mehr zahlen wird.

Wenn du jung bist, denkst du vielleicht: »Was wollen die eigentlich? Es ist doch alles bestens, ich komme im Job gut voran!« Ja, zu Beginn der Berufstätigkeit ist bei den meisten Frauen alles gut. Der kritische Wendepunkt ist nach wie vor die Familiengründung. Das zeigt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer aktuellen Studie, die Annekatrin Schrenker und Katharina Wrohlich veröffentlicht haben.2

Ein kleiner Trost: Immerhin ist der Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern, in den vergangenen Jahren auf 18 Prozent gesunken. Wie die Studie darlegt, hängt es allerdings vom Alter ab, wie viel weniger Frauen verdienen: Während der Gender Pay Gap bei den unter 30-Jährigen von durchschnittlich rund 15 Prozent in den Jahren 1990 bis 1999 auf 8 Prozent im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019 fiel, verharrte er in den Altersgruppen ab 40 Jahren bei deutlich über 20 Prozent. »Daran zeigt sich, wie einschneidend die Phase der Familiengründung für die Erwerbsbiografien und damit die Gehälter vieler Frauen nach wie vor ist. Frauen legen ab der Geburt des ersten Kindes längere Pausen vom Job ein und arbeiten fortan häufiger in Teilzeit. Die Folge ist, dass Männer mit ihren Stundenlöhnen insbesondere im Alter von 30 bis 40 Jahren davonziehen«, so Annekatrin Schrenker vom DIW Berlin.3

Gender Pay Gap: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Stand 2022)

Warum verdienen Männer mehr als Frauen?

Hauptgrund für den Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern ist die in Deutschland nach wie vor sehr ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit. Mütter wenden im Durchschnitt deutlich mehr Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit auf als Männer. Sie treten beruflich kürzer – und zwar nicht nur vorübergehend, sondern oft dauerhaft, wie viele Studien zeigen. Es ist nämlich schwer, aus der »Daheim-Bleibe-Falle« wieder herauszukommen.

Teilzeitjobs werfen nicht nur aufgrund der geringeren Arbeitszeit weniger Gehalt ab, sondern werden auch pro Stunde schlechter bezahlt. Deshalb weitet sich die Lohnschere zwischen Frauen und Männern ab der Familiengründung aus. Leider schließt sie sich in höherem Alter auch nicht mehr. Dass die Verdienstunterschiede bei den unter 30-Jährigen heute geringer ausfallen, ist unter anderem den höheren Bildungsabschlüssen von Frauen zuzurechnen: Junge erwerbstätige Frauen haben mittlerweile sogar häufiger einen Universitätsabschluss als gleichaltrige Männer. Zudem bekommen sie ihr erstes Kind später.

»Frauen sind mit ihren Stundenlöhnen in jungen Jahren ihren männlichen Kollegen mittlerweile auf den Fersen – nach der Familiengründung sind die Verdienstunterschiede aber beinahe so groß wie eh und je«, resümiert Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin.4 Es braucht also Anstrengungen und Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung der Sorgearbeit in der kritischen Phase der Familiengründung.

herMoney-Tipp

Sprich mit deinem Liebsten darüber, wer welche Aufgaben im Haushalt und für die Familie übernehmen soll und welche Konsequenzen das hat. Je konkreter die Absprachen sind, desto leichter könnt ihr euch im täglichen Leben darauf berufen.

Den Autorinnen der DIW-Studie zufolge wäre eine weitere Möglichkeit, die Partnermonate beim Elterngeld auszuweiten. Gleichzeitig sollte die Lohnersatzrate angehoben werden, um das Elterngeld für Väter, die in vielen Familien nach wie vor die Hauptverdiener sind, attraktiver zu machen.

Auch eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs könnte zu einer gleichmäßigeren Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit führen. »Wenn sich sowohl die bezahlten Arbeitsstunden als auch die unbezahlte Sorgearbeit von Frauen und Männern angleichen, würde dies nicht nur geschlechterstereotype Einstellungen abbauen, sondern auch den Gender Pay Gap nachhaltig reduzieren«, so Wrohlich.

Weniger Gehalt, weniger Rente

Die Crux ist: Frauen, die heute weniger verdienen, weil sie beruflich kürzertreten, haben sich damit vielleicht arrangiert. Aber aus dem Pay Gap resultiert ein Pension Gap – und den haben viele nicht auf dem Schirm, weil er so weit in der Zukunft liegt.

Frauen, die heute im Berufsleben stehen, bekommen im Schnitt 26 Prozent weniger gesetzliche Rente als Männer. In absoluten Zahlen bedeutet das: Wenn eine Frau mit 67 Jahren in den Ruhestand geht, hat sie nach derzeitiger Berechnung monatlich 140 Euro weniger gesetzliche Rente als ein Mann – zumindest aus selbst erworbenen Rentenansprüchen (also ohne Witwen- und sonstige Renten). Laut Deutscher Rentenversicherung sind es im Schnitt 783 Euro.5 Bezieht die Frau ab dem Beginn des Ruhestands 15 Jahre lang Altersrente, fehlen ihr demnach rund 25 000 Euro. Das sind die Ergebnisse der Studie »The Gender Pension Gap in Germany«, die Alexandra Niessen-Ruenzi von der Universität Mannheim und Christoph Schneider von der Tilburg University im Auftrag der Fondsgesellschaft Fidelity International durchgeführt haben. Sie basiert auf der Analyse einer großen Datenmenge und ist damit die größte Studie zu diesem Thema.6

Die beiden Forscher haben die gesetzlichen Rentenansprüche von über 1,8 Millionen deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern berechnet und dazu die Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) herangezogen. »Wir konnten hier mit guter Datenqualität arbeiten, weil es echte Verdienstdaten und keine Umfragedaten sind, bei denen es unterschied liche

Wahrnehmungen geben kann«, erklärt Niessen-Ruenzi beim Pressegespräch zur Vorstellung der Studie. Die Rentenansprüche haben die beiden Forscher dann selbst aus den tatsächlichen Verdienstzahlen berechnet.

Bis zum Alter von 35 Jahren gibt es kaum Unterschiede bei den Rentenansprüchen von Frauen und Männern. So beträgt die geschlechtsspezifische Rentenlücke bei den 26- bis 35-Jährigen nahezu 0 Prozent. Erst ab etwa 35 Jahren öffnet sich die Schere. Danach erwerben Männer deutlich mehr Rentenpunkte als Frauen und können folglich später auch eine höhere Rente erwarten. In der Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen liegt die geschlechtsspezifische Rentenlücke schon bei 15 Prozent und bei den 46- bis 55-Jährigen sogar bei 27 Prozent.

Niessen-Ruenzi erklärt, welchen Grund sie für den Gender Pension Gap in Deutschland vermutet: »Der wahrscheinlichste Grund für diese Entwicklung ist, dass viele Paare in den Dreißigern eine Familie gründen. Da Frauen häufiger als Männer nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeit reduzieren, beginnt sich das geschlechtsspezifische Lohngefällte genau in dieser Altersgruppe zu entwickeln. Mit drastischen Folgen für die Finanzen von Frauen und ihre spätere Rente. In der Literatur hat sich hierfür der Begriff ›Motherhood Penalty‹ durchgesetzt.«

Wenn du denkst, dass Frauen und Männer in deiner Berufsgruppe gleich verdienen, irrst du höchstwahrscheinlich. »Der Gender Pension Gap existiert deutschlandweit in jeder Berufsgruppe – bei der Unternehmensberaterin genauso wie bei der Verkäuferin«, erklärt Niessen-Ruenzi. Gerade in der Unternehmensberatung sei das Einkommen stark abhängig von langen Arbeitszeiten. Eine Unternehmensberaterin, die Kinder habe und daher nicht mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten wolle, erfahre daher beträchtliche Einkommenseinbußen, so die Professorin. Das dürfte die meisten von uns nicht verwundern: Sobald eine Frau Kinder hat, vergrößert sich der Gender Pension Gap. Das zeigt die folgende Grafik mit Szenarien aus der Studie:

Gender Pension Gap: Studie »The Gender Pension Gap in Germany« (Stand 2021)

*Alle Namen und Szenarien sind frei erfunden

Gefahr Nummer eins ist, dass Frauen oft zu wenig über ihre Altersvorsorge nachdenken und entsprechend agieren. Grund dafür: Die Lebenswirklichkeit vieler Rentnerinnen stellt sich momentan positiver dar als die der Studie. Junge Frauen, die heute mit Rentnerinnen sprechen, wiegen sich daher leicht in falscher Sicherheit und denken, es sei alles gut. In Wirklichkeit leben aber viele ältere Frauen nicht nur von der selbst erworbenen Rente, sondern auch von Witwenrente und sonstigen Hinterbliebenen-Versorgungen. Witwen- und Witwerrenten sind in die Studie nicht mit eingeflossen, ebenso wenig wie Betriebsrenten, Beamtenversorgungen und private Vorsorge. Mütterrenten hingegen schon.

Wir Frauen müssen vorsorgen!

Deprimieren wollen wir dich mit diesem Buch nicht, wachrütteln schon. Denn was nützt die schönste rosarote Brille, wenn am Ende das böse Erwachen kommt? Dann lieber gleich: Fakten auf den Tisch, und wenn etwas in die falsche Richtung läuft: gegensteuern!

Auch wenn es einen Pay Gap und einen Pension Gap gibt, heißt das nicht, dass du persönlich davon betroffen bist. Vielleicht verdienst du sogar deutlich mehr als ähnlich gut ausgebildete Männer? Aber wenn es um das Thema Altersvorsorge geht, sollten die Gedanken nicht ausschließlich um die finanzielle Versorgung kreisen, sondern auch um die Frage, ob ringsherum alles gut vorbereitet ist. Unangenehme Situationen im Alter können nicht nur finanzieller Natur sein. Wichtig ist beispielsweise, dass du eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung hast. »Dazu bin ich noch zu jung«, ist keine Ausrede, denn es kann jede von uns an jedem Tag blöd erwischen.

In einer Patientenverfügung hältst du schriftlichen fest, dass in einer bestimmten Situation bestimmte medizinische Maßnahmen durchzuführen oder zu unterlassen sind. In einer Vorsorgevollmacht legst du eine Person fest, die an deiner Stelle handeln und entscheiden soll, wenn es dir nicht mehr möglich ist. Sowohl Patientenverfügung als auch Vorsorgevollmacht gelten dann, wenn du (vorübergehend oder dauerhaft) nicht mehr in der Lage bist, über deine Angelegenheiten selbstständig zu entscheiden. Die meisten Frauen haben weder das eine noch das andere. Wie du das Thema am besten angehst, erfährst du ab Seite 90. Auch ein Testament haben die wenigsten – nämlich nur 25 Prozent der Deutschen. Wie du eins aufsetzt, erklären wir ab Seite 81.

Frauen in der Schuldenfalle

Auch Schulden sind für so manche Frau ein Thema. Im Jahr 2020 haben sich 588 000 Personen wegen Überschuldung beraten lassen – 273 000 Frauen (46,4 Prozent) und 315 000 Männer (53,6 Prozent). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung 2021 mitteilt, ergaben sich je nach Haushalts- beziehungsweise Familiensituation deutliche Unterschiede. So waren 13,8 Prozent der Personen, die beraten wurden, alleinerziehende Frauen. Ihr Anteil in der Gesamtbevölkerung betrug aber nur 5,2 Prozent. Sie sind also überproportional oft überschuldet.7

Falls du auch in der Schuldenfalle sitzt: Mach dir einen Plan, wie du schuldenfrei wirst. Wie du das Thema konkret angehst, erfährst du ab Seite 35.

Nur ein Drittel der Aktienbesitzer ist weiblich

In manchen Partnerschaftsanzeigen steht, dass eine Person »nicht unvermögend« ist. Das hört sich witzig an, findest du nicht? Und du, bist du vermögend, unvermögend oder »nicht unvermögend«?

Laut einer Studie der beiden Robo-Advisor Quirion und cominvest aus dem Mai 2022 gehören von den 96 000 Kundendepots, die beide Anbieter zusammen verwalten, 71 Prozent einem Mann und 29 Prozent einer Frau.8 Die durchschnittliche monatliche Sparrate liegt bei 279 Euro, wobei hier nicht nach Frauen und Männern unterschieden wurde.

Viele Jahrzehnte lang wurde in Deutschland die mangelnde Aktienkultur kritisiert – mit Recht! In den angelsächsischen Ländern setzten die Menschen zur Altersvorsorge schon immer stärker auf Aktien oder Aktienfonds, um von deren besseren Renditeaussichten zu profitieren. Aber offenbar haben die bis 2022 extrem niedrigen Zinsen und der einfache Zugang zur Börse in Deutschland zu einem Umdenken geführt: Wie die »Aktionärszahlen« des Deutschen Aktieninstituts zeigen, waren 2022 knapp 12,9 Millionen Deutsche in Aktien, Aktienfonds und ETFs investiert – so viele wie nie zuvor.9

Insgesamt sieht es also gut aus. Aber leider ist von den 12,1 Millionen Aktienbesitzern in Deutschland nur rund ein Drittel weiblich. Was auch auffällt: Der geringere Frauenanteil zieht sich durch alle Altersklassen. Dieses Phänomen ließ sich auch in früheren Studien des Deutschen Aktieninstituts beobachten. »Nach wie vor nutzen zu wenige Frauen die Chancen der Aktienanlage«, stellt Christine Bortenlänger fest. Die geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts fordert: »Reden wir mehr über Geld – und das ganz besonders mit unseren Müttern, Töchtern und Enkelinnen. Das fördert das Interesse an den eigenen Finanzen und der Aktienanlage im Speziellen!«10

Bei der Anlageform dominieren bei beiden Geschlechtern Aktienfonds und aktienbasierte ETFs. 66 Prozent der Anlegerinnen und 53 Prozent der Anleger setzen ausschließlich auf Investmentfonds. Die Direktanlage wird stärker von Männern genutzt: 28 Prozent der Aktienanleger investieren in Einzelaktien, aber nur 22 Prozent der Aktienanlegerinnen. Ein Grund könnte sein, dass sich Männer mehr zutrauen (allerdings wissen wir nicht, ob das tatsächlich der Fall ist). 12 Prozent der Aktiensparerinnen und 19 Prozent der Aktiensparer besitzen alle drei Formen: Einzelaktien, Aktienfonds und aktienbasierte ETFs.11 Allgemein hat sich inzwischen auch in Deutschland die Erkenntnis durchgesetzt, dass Aktienanlagen mit ihren attraktiven Erträgen für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge unverzichtbar sind. Daher würden wir gern auch dich dafür begeistern. Wie das genau geht, erfährst du ab Seite 218.

So, jetzt weißt du ungefähr, wie es andere Frauen (und Männer) mit ihren Finanzen halten. Aber wo sind deine persönlichen Baustellen? Im nächsten Kapitel wartet ein Finanzcheck auf dich, damit du schnell siehst, wo Handlungsbedarf ist.

Dein persönlicher Finanzcheck

Finanzen sind für jede von uns wichtig, aber viele schieben das Thema vor sich her. Ein guter Start ist, deinen Status quo festzustellen. Gehe die einzelnen Punkte des folgenden Finanzchecks durch und hake ab, was erledigt ist. Für alle unerledigten Punkte gilt: erst informieren, dann handeln.

Teste dich!

1. Bist du schuldenfrei und verfügst über drei Monatsgehälter an Barreserven?

Ja: Prima, dann hast du die ersten wichtigen Schritte erledigt! Jetzt heißt es: Risiken absichern und Vermögen aufbauen!Weiß nicht: Vielleicht fehlt dir im Moment noch der Überblick über deine Finanzen. Doch keine Panik: Ein Kassensturz hilft, sich einen Überblick zu verschaffen!Nein: Schulden sind nicht gleich Schulden. Wenn du eine Immobilie über Kredit finanzierst, baust du Vermögen auf. Anders verhält es sich, wenn du deinen Konsum auf Kredit finanziert hast – also Geld »verfrühstückst«, das du gar nicht hast. Es ist sinnvoll, Konsumentenkredite zügig zu tilgen, bevor du mit dem Vermögensaufbau beginnst. Mehr dazu ab Seite 35.

2. Krankheit, Berufsunfähigkeit, Haftpflicht: Hast du existenzielle Risiken abgesichert?

Ja: Prima! Du bist auf einem sehr guten Weg und kannst mit der Altersvorsorge und dem Vermögensaufbau beginnen.Weiß nicht: Du hast bereits einige Risiken abgesichert, aber du weißt nicht, ob nicht vielleicht doch noch etwas fehlt? Mach dich schlau, welche Risiken abgesichert sein sollten. Und: Stocke gegebenenfalls auf!Nein: Deine Arbeitskraft ist dein wichtigstes Gut! Es ist daher sinnvoll, sich vor den finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit zu schützen. Auch ein simples Missgeschick kann dich finanziell aus der Bahn werfen! Mehr dazu ab Seite 60.

3. Die gesetzliche Rente ist die Basis deiner Altersvorsorge, aber sie wird wohl nicht reichen. Nutzt du staatliche Förderungen, etwa über den Betrieb oder Riester, um eine Zusatzrente aufzubauen?

Ja: Prima, dass du dein Leben im Alter nicht dem Zufall überlässt und von geförderten Zusatzrenten profitierst!Weiß nicht: Informiere dich – zum Beispiel über die Angebote deines Arbeitgebers. Eventuell lohnt sich auch Riester für dich?Nein: Du möchtest das Leben erst in vollen Zügen genießen, bevor du ans Alter denkst? Klingt gut, aber bedenke: Du verschenkst bares Geld! Wie du verschiedene Optionen der Altersvorsorge prüfen kannst, erfährst du ab Seite 97.

4. Sparst du regelmäßig fürs Alter – am besten per ETF-Sparplan?

Ja: Prima, das rechnet sich. Denn beim Vermögensaufbau gilt: Zeit ist Geld! Achte darauf, dass deine Investments Rendite bringen. Denn vor allem auf lange Sicht arbeitet der Zinseszins für dich. Prüfe, ob du deine Sparraten eventuell aufstocken kannst!Weiß nicht: Du legst immer mal wieder etwas Geld zurück – aber vielleicht ohne Ziel und Strategie? Unser Tipp: Es lohnt sich, das Sparen zu automatisieren, zum Beispiel per ETF-Sparplan! Je früher du damit beginnst, desto höher ist der Ertrag.Nein: Lieber heute konsumieren als an morgen denken? Klingt verlockend, auf lange Sicht ist das aber nicht sinnvoll. Schon mit niedrigen Beträgen, über lange Zeiträume in gute Fonds investiert, baust du dir ein kleines Vermögen auf. Wie das geht, erfährst du ab Seite 165.

Jetzt hast du vermutlich einige Baustellen entdeckt. Dann schnall dich an. Denn jetzt starten wir mit einer rasanten Fahrt durch die spannende Finanzwelt, die dir hoffentlich die Augen öffnen wird!

Was sind deine Ziele?

Als Allererstes könntest du dir überlegen, was du eigentlich erreichen willst und wofür du Geld zur Seite legen möchtest. Du wirst feststellen: Die meisten Lebensziele ziehen auf die eine oder andere Weise einen Geldbedarf nach sich. Ob es der Wunsch nach Familiengründung ist, eine längere Urlaubsreise, eine Weiterbildung oder ein früherer Renteneintritt – für alles benötigst du Geld!

Um später überlegen zu können, wie du dein Geld optimal anlegst, teilst du deine Ziele am besten auf. Bewährt hat sich die Unterscheidung in kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele. Es gibt nämlich eine Faustregel: Je weiter dein Sparziel in der Zukunft liegt, desto riskanter kannst du anlegen. Denn kurz- und mittelfristige Kursrückgänge an der Börse können über längere Zeiträume ausgeglichen werden.

Natürlich können deine Ziele ganz anders aussehen. Aber hier sind Beispiele, wie du deine Ziele ordnen kannst:

Kurzfristige Ziele (bis ca. 3 Jahre)

Kauf eines neuen Autos

große Urlaubsreise

Mittelfristige Ziele (ca. 3–10 Jahre)

Familiengründung (dann auch Kürzertreten im Job)

Hauskauf

Langfristige Ziele (10 Jahre und mehr)

Altersvorsorge

den Enkeln beim Hauskauf helfen

Den meisten Zielen lässt sich ein Betrag zuordnen, zumindest ungefähr. Sicher hast du eine Vorstellung, wie viel der geplante große Urlaub oder dein neues Auto etwa kosten soll. Auch vor dem Hauskauf hast du bestimmt schon geschaut, wie viel Immobilien in der gewünschten Größe und Lage kosten. Bei Zielen wie Familiengründung oder Altersvorsorge wird es allerdings etwas kniffliger. Da musst du erst ein paar Annahmen treffen und dann ein wenig rechnen. Wie du deinen Geldbedarf für die Altersvorsorge ausrechnen kannst, erfährst du ab Seite 104.

Nicht aufschieben. Anfangen!

Vielleicht fällt es dir schwer, dich um dein Geld zu kümmern, weil du die eine oder andere »Weisheit« verinnerlicht hast. Zum Beispiel:

Geld verdirbt den Charakter.

Zu einem Hund, der Geld hat, sagt man »Herr Hund«.

Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt.

Wer der Meinung ist, dass man für Geld alles haben kann, gerät leicht in den Verdacht, dass er für Geld alles tun würde.

An dem einen oder anderen Spruch mag was dran sein. Die meisten sind aber wahrscheinlich aus Ärger oder Neid entsprungen. Sicher: Wenn jemand sein gesamtes Streben und Denken darauf ausrichtet, immer noch mehr Reichtümer anzuhäufen, dann ist das übel. Aber darum geht es hier nicht! Wer arm wie eine Kirchenmaus ist und nichts daran ändert, der wird dadurch auch kein besserer Mensch. Im Gegenteil: Mit Geld kannst du nicht nur deine eigenen Träume verwirklichen, sondern auch sehr viel Gutes tun! Und wenn du finanziell unabhängig bist, muss kein anderer für dich sorgen – insofern ist es fast sozial. Zumindest zeugt es von Verantwortungsbewusstsein, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Andernfalls müssen sich am Ende andere um dich kümmern. Das ist sicher nicht sozial!

Geld an sich macht gar nichts – es ist einfach nur ein Tauschmittel oder dient der Wertaufbewahrung. Geld benötigt jeder, denn damit kaufen wir alles Mögliche: Essen, Getränke, Kleidung, Sicherheit, Bildung und so weiter. Und wir alle wissen: Ein klein wenig mehr Geld kann etwas Leichtigkeit in unser Leben bringen. Die gelegentliche Taxifahrt ist bequem, ein Prosecco mit der Freundin beim Bummeln macht Spaß und wenn am Monatsende das Girokonto regelmäßig im Plus ist, gibt uns das ein gutes Gefühl. Das ist heute so – und es wird auch später so sein, wenn wir in Rente sind. Genau aus diesem Grund ist Altersvorsorge wichtig. Damit sorgen wir nämlich gezielt dafür, dass Geld uns auch im Alter das Leben ein wenig leichter macht und wir keine Bauchschmerzen wegen unserer Finanzen haben müssen.

Lass dir also kein schlechtes Gewissen einreden, wenn du dich um deine Finanzen kümmerst und dir Gedanken darüber machst, wie du finanziell unabhängig wirst oder bleibst. Das ist heute wichtig und erst recht dann, wenn du nicht mehr arbeitest. Also starten wir mit den wichtigsten Basics zur Sicherung deiner Existenz!

2. Teil:Existenz risiken absichern

»Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen.«

Marie Curie, Physikerin

Schulden abbauen und vermeiden: So geht’s

Sicher hast auch du schon mal dein Girokonto überzogen oder dir ein neues Elektrogerät auf Raten gekauft. Das ist an und für sich nicht schlimm. Teuer ist dieses Vorgehen aber allemal und zum Vermögensaufbau trägt es auch nicht bei, wenn wir ehrlich sind.

Nichtsdestotrotz scheint es mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert zu sein, Schulden zu machen. Mehr noch: Schulden zu haben ist in unserer Gesellschaft fast schon normal. Es ist aber auch verlockend: Man kauft heute im Lieblingsonlineshop ein und muss erst 30 Tage später zahlen. Das geliebte Smartphone gibt den Geist auf? Kein Problem! Im Elektronikgeschäft unseres Vertrauens winkt doch schon die Null-Prozent-Finanzierung!

»Null-Prozent-Finanzierung«: Das klingt nicht so, als würden wir Miese machen, oder? Irgendwie scheinen wir einem kollektiven Denkfehler erlegen zu sein. Während unsere Großeltern den langersehnten Neuwagen häufig bar beim Autohändler bezahlten, konsumieren wir heute schnell und ohne Verstand. Monate- oder gar jahrelanges Sparen für die Erfüllung eines großen Wunschs? Das kennen wir heutzutage gar nicht mehr! Zu verführerisch ist die Werbung auf Instagram und Co., zu schnell kommen und gehen die Trends. Und wir wollen natürlich immer up to date sein! Doch zu welchem Preis?

Laut SchuldnerAtlas waren allein im Jahr 2021 in Deutschland 6,16 Millionen Menschen überschuldet. Das sind 8,86 Prozent aller Erwachsenen!12 Überschuldung heißt, dass fällige Zahlungsverpflichtungen nicht mehr aus den laufenden Einkommen beglichen werden können. Zum besseren Verständnis: In einem Raum mit 100 Menschen würden sich demzufolge durchschnittlich mindestens 11 Personen befinden, die über einen kürzeren oder längeren Zeitraum Zahlungsprobleme haben. Zu den Gründen für diese Misere zählen vor allem Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung, Tod, Erkrankung, Sucht, Unfall und unwirtschaftliche Haushaltsführung. Natürlich ist keine von uns gegen all diese unglücklichen Umstände gefeit. Aber ein bisschen absichern können wir uns eben doch, damit wir nicht im Schuldensumpf landen. Wie das geht? In den folgenden Kapiteln erfährst du, wie du deine Schulden schnurstracks abträgst, deinen Notgroschen aufbaust und dich mit den richtigen Versicherungen vor Worst-Case-Szenarien schützt.

Gute Schulden, schlechte Schulden?

Sehen wir uns zunächst an, was alles unter dem Oberbegriff »Schulden« zusammengefasst wird. Prinzipiell lassen sich Schulden in zwei Kategorien aufteilen: gute und schlechte Schulden. »Was kann denn an Schulden gut sein?«, fragst du dich das gerade? Ganz einfach: Gute Schulden wurden aufgenommen, um damit dauerhaft einen Cashflow zu generieren oder um etwas mit Gewinn weiterzuverkaufen.

Denk zum Beispiel an eine Eigentumswohnung, die sich dauerhaft vermieten lässt. Um die Wohnung zu kaufen, wirst du in der Regel einen Kredit aufnehmen müssen, den du über Jahrzehnte tilgst. Wenn du es aber clever anstellst, zahlen deine Mieter den Kredit für dich ab. Am Ende gehört die Wohnung dir – und du erzielst einen monatlichen Cashflow, mit dem du zum Beispiel deine Rente aufbessern kannst. Oder aber du verkaufst die Wohnung nach einer Haltefrist von mindestens zehn Jahren, um die »Spekulationssteuer« zu umgehen. So fährst du womöglich einen hübschen Gewinn damit ein, weil die Kaufpreise in der Region in dieser Zeit ordentlich gestiegen sind. Du siehst: In solchen Fällen lohnt es sich durchaus, Schulden zu machen. Wenn alles gut durchkalkuliert wurde und alles so lief wie gedacht, machst du am Ende Gewinn.

Schlechte Schulden hingegen sind Anschaffungen, die auf Pump finanziert werden und die keine Wertsteigerung erzielen. Man zahlt häufig Zinsen dafür und die Anschaffung verliert ab dem Moment des Kaufs an Wert. Außerdem gehören diese Anschaffungen so lange der Bank, bis man auch die letzte Rate vollständig bezahlt hat. Zu den schlechten Schulden gehören zum Beispiel Ratenkredite für einen Neuwagen, für das Smartphone oder den ultramodernen Fernseher.

Finger weg vom Dispo!

Spätestens wenn dir deine Bank schnell und unkompliziert Geld leiht, solltest du misstrauisch werden. Denn dann zahlst du wahrscheinlich ordentlich drauf. Am häufigsten beobachten kannst du dieses Phänomen beim Dispositionskredit – kurz »Dispo«.