Delfinas Schwager - Contessa - E-Book

Delfinas Schwager E-Book

Contessa

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Beschreibung

Ein Erbe muss her, um eine absurde Testamentsklausel zu erfüllen – sonst verliert nicht nur die junge Witwe Delfina Gritti das Dach über dem Kopf. Nach dem überraschenden Tod des Erstgeborenen liegt das Schicksal der venezianischen Kaufmannsfamilie nun in den Händen ihres reservierten Schwagers und dessen Ehefrau. Leider lässt Orlando Gritti keinerlei Bemühungen erkennen, seine Pflicht zu erfüllen und dem Missstand ein Ende zu bereiten. Also nimmt Delfina den Fall selbst in die Hand und mischt sich beherzt in das Eheleben des Paares ein – mit ungeahnten Folgen. Die dritte skurril-erotische Novelle der Contessa.

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CONTESSA

 

 

 

 

 

 

Delfinas Schwager

 

 

 

 

 

Skurril-erotisches Historical

Inhalt

Titel

Impressum

Das Buch

Die Autorin

Verehrte Leserschaft,

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Epilog

Impressum

 

Contessa

Delfinas Schwager

skurril-erotisches Historical

 

ISBN eBooks:

978-3-946376-35-4 (ePub)

978-3-946376-36-1 (mobi)

Copyright © 2017 by Lysandra Books Verlag

 

Lysandra Books Verlag

Inh. Nadine Reuter

Overbeckstr. 39

01139 Dresden

www.lysandrabooks.de

 

Coverfoto: © RomanticNovelCovers (bhkk0054a)

Design Elements: Fotolia_10826421

Hintergrunddesign: shutterstock_73487716_Anastacia – azzzya

Coverdesign Takezo Graphic D. Schröck

Lektorat & Satz: Lysandra Books Verlag

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Lysandra Books Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung - auch auszugsweise - durch Film, Funk, Fernsehen, elektronische Medien und sonstige öffentliche Zugänglichmachung.

 

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Das Buch

Ein Erbe muss her, um eine absurde Testamentsklausel zu erfüllen – sonst verliert nicht nur die junge Witwe Delfina Gritti das Dach über dem Kopf. Nach dem überraschenden Tod des Erstgeborenen liegt das Schicksal der venezianischen Kaufmannsfamilie nun in den Händen ihres reservierten Schwagers und dessen Ehefrau. Leider lässt Orlando Gritti keinerlei Bemühungen erkennen, seine Pflicht zu erfüllen und dem Missstand ein Ende zu bereiten. Also nimmt Delfina den Fall selbst in die Hand und mischt sich beherzt in das Eheleben des Paares ein – mit ungeahnten Folgen.

Die dritte skurril-erotische Novelle der Contessa.

 

 

Die Autorin

CONTESSA ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, wenn sie erheiternde Ausflüge in einen Genre-Mix macht, den sie selbst als „skurril-erotische Historicals“ bezeichnet.

Skurril, weil ihre Figuren dort oft irgendwelche kleinen oder größeren Macken und Vorlieben haben, erotisch, weil … nun ja, sehen Sie selbst. Und als bekennender Fan der so genannten Nackenbeißer siedelt sie ihre Figuren gern in einem nicht näher bezeichneten Umfeld in der Vergangenheit an.

Oft grinst sie breit beim Schreiben, gesteht sie. Daher hofft sie auch, dass ihre Bücher mit einem Schmunzeln gelesen und als das verstanden werden, was sie sind: unterhaltsam und nicht immer ganz ernst zu nehmen, denn ernsthaft ist sie in ihren anderen Büchern ohnehin genug.

Verehrte Leserschaft,

 

sollte es Euch entfallen sein, wir schreiben irgendein Jahr des späten 18. Jahrhunderts. Ort des Geschehens ist die faszinierende und einzigartige Lagunenstadt Venedig, und wir befinden uns – als heimliche Zuschauer – im Speisesalon des Palazzo Gritti. Es ist ein völlig normaler Abend, die Familie sitzt zu Tisch. Soeben haben die Mädchen den Hauptgang abgetragen, man wartet auf das Dessert.

Das Irritierende am Normalen dieses Abends ist das – nicht einmal beredt zu nennende – Schweigen, das zwischen den Personen am Tisch herrscht.

Sehen wir sie uns zunächst einmal etwas näher an, dann überlasse ich Euch mit Vergnügen dieser Geschichte und Eurem Voyeurismus …

Der Herr da drüben ist Orlando Gritti, ein durchaus attraktiver Mann in seinen besten Jahren. Seit dem überraschenden Tod seines wesentlich älteren Bruders ist er der Kopf des Hauses und der Vorstand der Familie. Seine Gesichtszüge sind streng, beinahe asketisch. Das dunkle Haar, in dem sich erste graue Strähnen abzeichnen, trägt er der Mode gemäß streng nach hinten gekämmt. Das ist aber auch das einzige Zugeständnis an herrschende Diktate schnöder Äußerlichkeiten. Auf einen Bart verzichtet er ebenso konsequent wie auf lebhafte Farben. Er bevorzugt dunkle Kleidung. Höchstens, dass an besonderen Tagen ein weißes Einstecktuch vor seinen Augen Gnade findet.

Orlando Gritti ist Anfang 30 und die Last der Verantwortung hat schon wenige Monate nach der Übernahme der Geschicke des venezianischen Handelshauses eine tiefe Furche zwischen seine Brauen gegraben. Und doch – sein sinnlich-voller Mund und die stets wach funkelnden Augen könnten einem Menschenkenner verraten, dass sich hier ein stilles Wasser verbirgt. Orlando ist ein Feingeist. Er liebt ausgefeilte Gedichte und begibt sich gern zu Fuß zu den Ratsversammlungen, denen er pflichtbewusst und regelmäßig beiwohnt. Ein respektables und unauffälliges Mitglied der Kaufmannszunft, ohne jegliche Auffälligkeiten.

Und doch – der stille Orlando hat eine Schwachstelle, die ihm peinlich ist und die er sorgfältig vor anderen Menschen verbirgt. Ganz besonders vor den drei Frauen, die seine Familie darstellen und mit denen er unter einem Dach zusammenlebt.

Als da wären: Orlandos Mutter Matilda. Die alte Dame lässt sich nur sehr selten im Kreis der Familie blicken und verbringt die meiste Zeit in ihrer abgeschiedenen Suite oder wahlweise auf dem Landgut auf der Terraferma. In die Familiengeschäfte hat sie sich noch nie eingemischt, und die Eheschließungen ihrer Söhne waren für sie bislang eine einzige Enttäuschung, da der ersehnte Erbe und Erhalter der Dynastie bisher bei beiden ausgeblieben ist.

Außerdem mit ihm am Tisch sitzt Orlandos junge Gattin Bianca. Die kühle Vernunftehe wurde aus rein wirtschaftlichen Gründen eingegangen, denn zu diesem Zeitpunkt war der ältere Bruder Grittis noch am Leben und mit Delfina, der dritten Dame in dieser illustren Runde, verheiratet. Dumm, dass jedoch der Erstgeborene eines Nachts aus ungeklärten Gründen in einem der vielen verborgenen Seitenkanäle ertrank. Seitdem liegt nun also die Verantwortung für einen Stammhalter allein auf den gar nicht mal so schmalen Schultern Orlandos und seiner Gemahlin.

Warum sich ihr Bauch noch nicht rundet, weiß man nicht. Das Mädchen ist durchaus nicht reizlos anzusehen. Vielleicht hat Bianca ein wenig Babyspeck zu viel auf den Rippen, was aber ihre hübschen Brüste angenehm rundet und auch die noch sehr jugendlichen Schultern davor bewahrt, knochig zu wirken. Ihr Gesicht ist hübsch, das spitze Kinn betont die Herzform, und der ein klein wenig zu breite, aber verführerisch gebogene Mund könnte einen Mann durchaus auf Gedanken bringen, wenn ich das so anmerken darf.

Bisher aber gibt es noch keinen Stammhalter vorzuweisen, der die geradezu absurde Erbschaftsklausel eines boshaften Vorfahren, nämlich des Urgroßvaters unseres lieben Freundes Orlando, erfüllen könnte. Dieser hatte nämlich verfügt, dass das Familienvermögen einem Stift für Waisenknaben zukommen solle, wenn in der Familie Gritti nicht ein männlicher Nachkomme gezeugt würde, ehe der jüngste zeugungsfähige Vertreter derselben das fünfunddreißigste Lebensjahr vollendet habe. Nun wird es also langsam Zeit für die Eheleute Orlando und Bianca, denn die Frist läuft bald ab.

Zumal die andere Schwiegertochter, Delfina, auch mit leerer Wiege zurückblieb – Orlandos Bruder hatte sich erst spät zu einer Heirat durchringen können, seine Gattin aber aufrichtig und zärtlich geliebt, und natürlich nicht mit seinem vorzeitigen Ableben gerechnet.

Delfina beobachtet seitdem mit wachsender Besorgnis – und mit Verlaub, Ihr, meine verehrte Leserschaft, solltet es ihr gleichtun – die verstreichende Zeit. Zwar hat die junge Frau in die Familie Gritti nur eingeheiratet, aber sie fühlt sich dieser innig verpflichtet und verbunden. Böse Zungen behaupten, es läge daran, dass es auch in ihrem ureigenen Interesse liege, das warme Nest nicht wieder zu verlieren, aber das dürfte nur üble Nachrede sein. Und falls es denn stimmen sollte, wäre es nur legitim und verständlich, meint Ihr nicht auch?

Interessanterweise ranken sich um Delfinas Herkunft hartnäckige Gerüchte. Aufgrund des enormen Einflusses der altehrwürdigen Familie Gritti wagt es niemand, darüber laut zu spekulieren. Doch hinter vorgehaltener Hand werden gelegentlich Andeutungen gewispert: Delfina, unbestreitbar eine reizende Erscheinung, auch jetzt noch, da sie auf die dreißig zugeht, sei eine Frau mit fragwürdiger Vergangenheit, heißt es. Selbige jedoch lassen die nicht verstummenden Gerüchte, so sie ihr überhaupt zu Ohren kommen, kalt. Ihr souveränes Auftreten und das stets untadelige Verhalten machen sie über jeden Verdacht erhaben – aber bildet Euch durchaus eine eigene Meinung, verehrte Leser! Erstaunlicherweise sind es die Damen der Gesellschaft, die für die junge Witwe am leidenschaftlichsten eine Lanze brechen. Niemand weiß, warum. Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass Delfina keine herausragende Schönheit ist. Sie hat ausdrucksvolle, dunkle Augen und eine wohlgeformte Nase, aber schmale Lippen und ein rundes Kinn. Manche nennen sie ein wenig mollig, und ihr Habit als Witwe lässt sie seit dem Tod ihres Gatten reichlich streng wirken. Aber vielleicht ist es gerade diese etwas düstere Strenge, die die Fantasie eines Mannes anzuregen imstande ist, und ihn sich fragen lässt, was sich darunter – oder dahinter – verbergen mag. Oder es weckt den Eroberer im Manne, der sich ausmalt, wie es denn wäre, diese unterkühlte und unbeeindruckte Dame aus ihrem Korsett zu schälen und sie vor Lust zum Schreien zu bringen. Ihr seht tatsächlich etwas verschreckt aus – entsetzt Euch das? Ich meine ja nur, es wäre denkbar, verehrteste Leserschaft!

Aber zurück zu unserer Tischgesellschaft: Denn zu guter Letzt ist da noch der Geistliche, der – wie durchaus üblich und in Mode – im Kreis der Familie lebt und sich außerdem um die naheliegende Pfarre und deren Schäfchen kümmert. Don Ghisbertos Berufung für das Seelsorgeramt erfolgte bereits zum Zeitpunkt seiner Geburt – als nachgeborener Sohn einer leider nicht mehr begüterten Adelsfamilie stand von vornherein fest, dass es für ihn keinen anderen Lebensweg geben würde, ungeachtet dessen, ob er sich selbst berufen fühlte oder nicht. Umso bewundernswerter ist es, dass er durchaus mit Ernst und Eifer dieser Aufgabe nachgeht. Denn das tut er doch.

Oder?

Wie auch immer. All das ist Delfina, wenn auch vielleicht nicht ganz unbekannt, so doch zumindest höchst einerlei. Sie bleibt unnahbar, nur ihre Sorge um die Situation der Familie wächst stetig. Ich werde Euch nicht verraten, was sie an Ereignissen in Gang setzen wird – die pikanten Details müsst Ihr schon selbst herausfinden, verehrte Leserschaft! Denn dafür seid Ihr ja überhaupt hier!

Daher kehren wir nun zurück zu diesem Abend, diesem Tisch und dieser Konstellation, und beobachten ganz unverhohlen, was geschehen mag …

Kapitel 1

 

Es war noch immer drückend warm für die schon fortgeschrittene Uhrzeit. Orlando Gritti widerstand nur schwer der Versuchung, seinen korrekten Hemdkragen zu lockern und sich so das Atmen etwas zu erleichtern. Die Hitze war früh gekommen in diesem Jahr, und die sommerliche Flucht auf das kühlere Landgut lag noch in weiter Ferne, auch wenn er sich gerade eben wieder sehnlichst wünschte, seine Mutter hätte diese Reise bereits angetreten.

Denn mehr als die Raumtemperatur machte ihm seine eigene, hitzige Fantasie zu schaffen. Seit Tagen schon versuchte er, den Bildern, die ihn quälten, Einhalt zu gebieten. So sehr Orlando sich auch wehrte, seine stetig ansteigende körperliche Erregung drängte ihn unaufhaltsam dazu, Abhilfe zu schaffen. Das letzte Mal war immerhin schon fast … Nun ja, leider wurden die Abstände immer kürzer, in denen ihn seine Libido zu diesem drastischen Schritt zwang. Auch jetzt saß er mit schmerzhaft pochendem Schaft am Tisch und hoffte inständig, keine der drei anwesenden Frauen möge seine körperliche Not bemerken.

Besonders eine nicht …

 

Wie immer wurden die Speisen schweigend eingenommen. Madonna Matilda thronte nach längerer selbst gewählter Abwesenheit an der Stirnseite der Tafel und warf kritische Blicke in die Runde. Wie immer, wenn sie die Familie mit ihrer Anwesenheit beehrte. Ihre Portionen, die einem Vögelchen zu Gesicht gestanden hätten, waren dennoch die letzten, die verzehrt wurden. Delfina fragte sich manchmal, wie ihre Schwiegermutter es nur anstellte, so wenig zu essen und doch derartig viel Kraft für Kritik und fehlendes Wohlwollen aufzubringen. Ihren Raubvogelaugen schien nichts zu entgehen, und ihr regelmäßiges Lieblingsthema war …

»Nun, Bianca?« Madonna Matilda hatte ihr Essen beendet und das Besteck auf dem Teller abgelegt. »Gibt es denn endlich gute Neuigkeiten für mich und die ganze Familie?« Unter dem gestrengen Blick ihrer Schwiegermutter wurde die Angesprochene noch ein wenig kleiner und sah aus, als würde sie sich am liebsten in einer Bodenritze verkriechen.

Bianca blickte hilflos zu Don Ghisberto, dann zu ihrem Gemahl. Delfina sah aufmerksam von einem zum anderen. Das leichte Erröten des Hausgeistlichen war ihr nicht entgangen, und es war auch nicht das erste Mal, dass ihr dergleichen im Zusammenhang mit diesem Gesprächsthema auffiel. Delfina wusste die Ursache dieser Reaktion nicht genau zu deuten und so schlug sie die Augen nieder und hütete sich, eine wie auch immer geartete Regung zu zeigen.

Da niemand ihr zu Hilfe kam, blieb Bianca schließlich nichts anderes übrig, als selbst zu antworten. »Nein. Bedauerlicherweise nicht.« Dabei suchten ihre Augen kurz den Blick ihres Gatten, der jedoch nicht von seinem Gedeck aufsah und so tat, als ginge ihn die berechtigte Frage seiner Mutter nicht das Geringste an.

»Ich muss allmählich bezweifeln«, fuhr die energische alte Dame gänzlich ungerührt ob der sichtbaren Verlegenheit ihre Schwiegertochter fort, »dass Euch am Wohle unserer Familie überhaupt irgendetwas liegt. Ich nehme doch an, Ihr kennt die Bedingungen, die unser unseliger Ahnherr an das Familienerbe geknüpft hat. Orlando?«

»Ja, Mutter?« Der Angesprochene sah auf und klang, als sei er mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen.

»Weiß Eure Gattin Bescheid oder nicht?«, insistierte Matilda ungeduldig.

»Natürlich, Mutter. Sie ist im Bilde.«

»Und warum tut sich dann noch immer nichts?«

»Madonna«, sprang da der Priester mit sanfter Stimme in die Bresche, »geduldet Euch noch ein wenig. Madonna Bianca ist noch sehr jung und …«

»In ihrem Alter hatte ich bereits meinen zweiten Sohn empfangen!«, unterbrach Matilda ihn gnadenlos.

»Dennoch«, versuchte Don Ghisberto es erneut. »Die Zeiten sind anders heutzutage. Habt noch ein wenig Geduld.«

»Geduld – papperlapapp! Wir haben nicht mehr viel Zeit, das wisst Ihr so gut wie ich selbst. Und sie …« Ein magerer Zeigefinger schnellte vor und zeigte anklagend auf Delfina. »Sie hat mich ja auch grenzenlos enttäuscht.«

Delfina spürte, wie ihr vor Ärger das Blut in die Wangen schoss. »An mir lag es gewiss nicht, Madonna«, entgegnete sie steif. »Das Meine, dass ich dazu tun konnte, habe ich getan, falls Ihr versteht, was ich damit sagen möchte.«

 

Orlando hustete unterdrückt und griff hastig nach seinem Weinpokal. Seine Mutter erhob sich schließlich, ohne die unliebsamen Schwiegertöchter noch einer Antwort zu würdigen, und rauschte mit einem knappen Gruß aus dem Raum. Der Don folgte ihr nur wenig später, doch er nahm sich immerhin die Zeit, sich in aller Form zu verabschieden.

Als sich die beiden verbliebenen Damen nach dem in betretenem Schweigen eingenommenen Dessert endlich zurückzogen, wartete Orlando mit übergeschlagenen Beinen und einem Glas Port in der Hand noch ein wenig ab, bis sich sein Phallus endlich wieder beruhigt hatte. Doch es tat Not, zu handeln.

Er läutete nach dem Butler und schrieb ein kurzes Billett, das er diesen dann besorgen ließ. Danach suchte er eilig seine Räume auf, wo er sich von seinem Kammerdiener beim Umkleiden helfen und zum Ausgehen zurechtmachen ließ.

Orlando war nervös. Wie immer, wenn er sich anschickte, seiner verzweifelten Fantasie nachzugeben. Doch der Drang, der ihn dazu trieb, war stärker noch als die Furcht, entdeckt zu werden. So machte er sich nur kurze Zeit später auf den Weg.

 

Es war keins der üblichen Ridotti, das Orlando aufsuchte. Ihm lag nichts daran, sich mit Kartenspielen die Zeit zu vertreiben und dabei eine Frau auf seinem Schoß zu wiegen. Das Haus, das er aufsuchte, war ein ganz besonderes, und es hatte vieler unwahrscheinlicher Zufälle bedurft, um überhaupt von dessen Existenz zu erfahren.

Orlando durchmaß mit langen Schritten eng verwinkelte Gassen, bis er schließlich einen dunklen Portikus betrat, der zu einem kleinen Kanal hin endete. Eine unauffällige Tür war sein Ziel. Wer nicht ortskundig war, würde die schmale Pforte leicht übersehen, er jedoch klopfte in einem vorbestimmten Rhythmus, woraufhin binnen kürzester Zeit ein kleines Sichtfenster geöffnet wurde.

»Ah«, sagte eine brummige Stimme. »Ihr seid schon da.«

Die Tür öffnete sich und Orlando schlüpfte wortlos hinein. Drinnen nahm ihm die füllige Dame, die ihm geöffnet hatte, Hut und Mantel ab.

»Man erwartet Euch bereits voller Sehnsucht«, ließ sie ihn wissen.

Orlando schloss einen Moment in Vorfreude die Augen. Schon allein der Gedanke daran, dass er erwartet wurde, ließ sein Geschlecht zucken.

Die Frau blieb vor ihm stehen und streckte auffordernd die Hand aus. Er zog seine Börse hervor, zählte den vereinbarten Preis heraus und legte die Münzen auf die geöffnete Handfläche.

»Nun, dann wollen wir mal nach oben gehen.«

Noch immer wortlos folgte er der Frau eine schmale hölzerne Stiege hinauf ins erste Stockwerk. So unscheinbar der Eingang gewesen sein mochte, so prächtig erwiesen sich die Räumlichkeiten im Inneren des Hauses.

Funkelnde Kronleuchter, knöcheltiefe Teppiche, erlesene Gemälde und kostbares Mobiliar schufen ein luxuriöses Ambiente, das nicht im Entferntesten erkennen ließ, was es tatsächlich war: ein Nobelbordell, spezialisiert auf die Erfüllung ausgefallener Wünsche. Oder auch harmloser wie den Begehr des Signor Gritti. Denn im Vergleich zu anderen hier ausgeübten Praktiken waren seine Vorstellungen geradezu banal.

Orlando wurde in einen kleinen, abgedunkelten Raum geleitet und dort sich selbst überlassen. Wie er es immer tat, schloss er die Eingangstür hinter sich ab. Dann atmete er zitternd auf.

Bedächtig öffnete er die Knöpfe seines Gehrocks und genoss das Gefühl der Erregung, das sich ausgehend von seinem bereits halbsteifen Schaft in ihm ausbreitete. Gemächlich legte er das Kleidungsstück ab und drehte sich dann um.

Noch war es zu früh.

Für Orlando stand eine bequeme Ottomane bereit, auf der er so lange verweilen würde, bis … ja, bis man nach ihm riefe.

Er setzte sich. Auf dem Tischchen neben seiner Sitzgelegenheit lag die Tageszeitung parat. Er nahm sie zur Hand, obwohl es in dem Raum so dunkel war, dass er nur mit größter Mühe die Buchstaben darin hätte erkennen können. Doch das war auch nicht, was er ersehnte. Die Zeitung in seiner Hand verlieh ihm den Anstrich eines gemütlichen Dasitzens, das keinem anderen Zweck diente als jenem, vorzugeben, zufällig in diesem Moment in diesem Raum präsent zu sein.

Gegenüber der Ottomane hing ein großer Spiegel an der Wand, der beinahe bis zum Boden reichte. Das besondere an diesem Spiegel war, dass er demjenigen, der ahnungslos in ihn hineinsah, vorgaukelte, sich zu spiegeln. Wer sich jedoch wie Orlando auf dessen Rückseite befand, dem gab der Spiegel den Blick in das Gemach auf der anderen Seite frei – hier war es eindeutig das Schlafzimmer einer Dame.

Dort stand etwas nach links gerückt, doch gut über den Spiegel einsehbar eine hölzerne Badewanne, die nur darauf zu warten schien, dass die Dame des Hauses sich in ihr abendliches Bad begebe, ehe sie zu Bett ginge. Selbiges stand direkt rechts der Wanne. Zur Tür hin war ein Schminktisch zu sehen, dessen Spiegel wiederum zu jenem großen, in der Wand eingelassenen ausgerichtet war, durch den Orlando die Szenerie betrachtete. Das ganze Ambiente mutete an wie der privateste Bereich einer Dame, wo sie ihre intimen Verrichtungen erledigen würde, ehe sie sich zur Ruhe begab.

Gritti lehnte sich zurück, die Zeitung auf dem Schoß, und streckte die Beine aus. In seinem Unterleib spürte er ein sanftes, doch stetes Pulsieren. Allein die Inszenierung vor seinen Augen genügte, seine Erregung weiter zu steigern. Gebannt blickte er in den Spiegel, dann hob er die Zeitung, als wolle er nun doch lieber lesen.

In diesem Augenblick öffnete sich nebenan die Tür und eine Frau trat ein. Sie war bereits so weit entkleidet, dass sie nur noch das leichte Untergewand trug, dessen sie sich auch ohne Hilfe einer Zofe würde entledigen können. Ihr schien nicht bewusst zu sein, dass sie beobachtet wurde, denn sie benahm sich so, als sei sie vollkommen allein dabei, sich für die Nacht zu richten.

Zuerst prüfte die Frau die Temperatur des Badewassers, die offensichtlich ihre Zustimmung fand, denn sie nickte zufrieden. Dann streifte sie sich in aller Ruhe das Kleid vom Leibe. Darunter trug sie … nichts.

Orlando legte die Zeitung beiseite und verfolgte jede ihrer Bewegungen mit fasziniertem Blick. Sein Atem beschleunigte sich etwas, auch sein Schwanz fing nun an, sich mehr und mehr zu regen. Die Frau bot einen appetitlichen Anblick. Gerundete Hüften und Schenkel, ein leichtes Bäuchlein, das zum Streicheln einlud, volle, dennoch feste Brüste mit großen, rosigen Vorhöfen. Das gelockte Dreieck zwischen ihren Beinen glänzte so dunkel wie ihr Haar.