Den Heiligen Farbe geben - Jutta Blühberger - E-Book

Den Heiligen Farbe geben E-Book

Jutta Blühberger

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Beschreibung

Ausstellungskatalog zur Kunstausstellung in der Kollegienkirche Salzburg, Oktober/November 2022. Zwölf Heilige stellen sich mit Bild und Text vor - mit Kunstwerken von Jutta Blühberger und Rudolf Brudl, Texten von Jutta Blühberger sowie biografischen Steckbriefen und Zitaten. Bild und Text helfen, die Personen hinter den Heiligenlegenden den Menschen von heute nahe zu bringen, sie auf Augenhöhe zu holen. Was waren zentrale Themen in ihrem Leben und was davon ist für uns heute noch immer relevant? Die von Rudolf Brudl initiierte Ausstellung verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll sie dem Besucher das Leben dieser besonderen Menschen nahebringen - die Heiligen farbiger und lebendiger machen. Dabei sollen Bild und Text helfen, diese teilweise wenig oder nur oberflächlich bekannten historischen Personen anschaulich zu machen, sodass sie uns auf Augenhöhe begegnen. Denn schließlich waren auch diese erhabenen Heiligen zuerst einmal Menschen wie wir - durchaus mit Fehlern und Schwächen -, welche durch ihren Glauben und ihre Gottesbeziehung Außergewöhnliches erlebten und bewirkten. Zum anderen soll die Ausstellung den Bezug zur Gegenwart herstellen. Denn jede:r dieser Heiligen setzte sich meist leidenschaftlich für ein oder mehrere besondere Anliegen ein, die heute noch brisant und aktuell sind. Auch wenn sich unsere Zeit und Umstände oft sehr von den damaligen unterscheiden, gibt es durchaus einige Parallelen. Die Anliegen dieser von der Kirche heilig gesprochenen Menschen aus vergangenen Jahrhunderten sind in der Gegenwart relevant, selbst wenn die Anwendung anders aussieht. Im Dialog mit diesen Heiligen wollen wir uns zum christlichen und sozialen Engagement herausfordern lassen. Die Kunstwerke von Jutta Blühberger und Rudolf Brudl entstanden somit im Spannungsfeld zwischen göttlicher Vollkommenheit, die sich im weißen Sakralbau der Salzburger Kollegienkirche widerspiegelt; den dunkelfarbigen Skulpturen der Heiligen in ihrer überhöhten Position, wodurch sie uns entfremdet und entfernt erscheinen; und ihren Biografien, die von ihrer menschlichen Unvollkommenheit zeugen, durch die wir aber auch Gottes Wirken in ihrem Leben und ihre Relevanz für die heutige Zeit entdecken können. Jutta Blühberger hat sich mit dem Leben der zwölf Heiligen auseinandergesetzt. Daraus entstanden die Begleittexte für die Ausstellung im Stil von Rollengedichten, in denen die Heiligen sich selbst vorstellen und darüber nachdenken, welche ihrer Anliegen heute bedeutsam sein könnten.

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

Einleitung

Die Kollegienkirche in Salzburg

Die Ausstellung „Den Heiligen Farbe geben“

Josef von Nazareth (1. Jh. v. Chr. – um 16 n. Chr.)

Evangelist Lukas (um 21 v. Chr. – um 63 n. Chr.)

Johannes der Täufer (um 5 v. Chr. – um 30 n. Chr.)

Martin von Tours (um 316 – 397)

Leonhard von Limoges (um 500 – 559)

Wolfgang von Regensburg (um 924 – 994)

Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153)

Franz von Assisi (1181/2 – 1226)

Antonius von Padua (1195 – 1231)

Ivo Hélory von Kermartin (um 1247 – 1303)

Gertrud von Helfta (1256 – 1301/2)

Teresa von Ávila (1515 – 1582)

Die Künstler:innen stellen sich vor

Jutta Blühberger

Rudolf Brudl

Quellenangaben

VORWORT

Die Kollegienkirche in Salzburg ist eine Kunstkirche. Seit Fertigstellung der aufwendigen Renovierung 2013 erstrahlt die Kirche im ursprünglichen Weiß. Sie öffnet ihre Tore, um den Dialog zwischen Kirche und Kunst zu fördern.

Künstler:innen werden eingeladen, sich mit Raum und Konzept der Kirche auseinanderzusetzen. So entsteht Kunst, die in ihrer Einzigartigkeit nur in der Kollegienkirche authentisch erlebbar ist.

Um die nachfolgende Publikation besser verstehen zu können, versuche ich Raum und Konzept von Fischer von Erlachs Architektur näher zu bringen.

Zwölf Heilige, die sich in den Nischen der vier Kapellen befinden, werden von den Künstler:innen vorgestellt. In ihrer ursprünglich von Fischer sehr streng und klar konzipierten Raumschale ist es eigentlich nur Maria Immaculata umgeben von 71 Engeln im Hochaltar, die stellvertretend für alle Heiligen als Sitz der Weisheit im Zentrum thront. Erst Jahrzehnte später, nach dem Tod des Architekten, füllten sich Nischen und Kapellen mit unterschiedlichen Heiligenfiguren.

Johann Fischer von Erlach hat die Kollegienkirche, die auch Universitätskirche ist, als Tempel der Weisheit erdacht. Nichts soll uns ablenken von der Suche nach Gott und der Sehnsucht, das Geheimnis der Schöpfung zu erkennen. Keine Farben gestalten den Raum, sondern die Farbe Weiß steht für das Göttliche, das alle Farben in sich vereint. Das aus unzähligen Fenstern (es sind 600 m2) den Raum durchflutende Licht möchte uns zu Gott führen. Im 21. Kapitel der Apokalypse finden wir die Vision des Himmlischen Jerusalem. Menschen verstehen und achten einander. Es braucht keine Belehrung und keine Opfer mehr. Gott selbst wohnt in dieser Stadt des Friedens. Der große Schalom, das für immer gelingende Miteinander ist keine Vertröstung auf das Jenseits. Es beginnt im Hier und Jetzt.

Fischer hat mit seiner Architektur ein steinernes Abbild dieser Friedensvision geschaffen. Wenn wir uns dafür öffnen, bilden wir eine Gemeinschaft der Heiligen bzw. der Lebenden und der Toten. Gott wird mitten unter uns wohnen.

So ist die Kollegienkirche doch auch eine Allerheiligenkirche. Zwölf von ihnen haben Jutta Blühberger und Rudolf Brudl exemplarisch von ihren Podesten geholt. In Wort und Bild werden diese Menschen aus Fleisch und Blut, aber längst verstorben, für uns Betrachtende wieder lebendig und anschaulich. Mit offenem Herzen betrachtet, können sie uns Stütze und Hilfe im Alltag sein.

Bilder und Texte sind in diesem Buch veröffentlicht. Sie mögen für Lesende und Schauende Anregung sein, an der Verwirklichung der großen Friedensvision mitzuwirken.

Mag. Christian Wallisch-Breitsching Kollegienkirche

EINLEITUNG

Ursprünglich wurde der Ausstellungskatalog zur Kunstausstellung „Den Heiligen Farbe geben“ in der Kollegienkirche Salzburg vom 30. Oktober bis 20. November 2022 als Kunstkalender veröffentlicht. Nachdem dieser inzwischen nicht mehr aktuell und außerdem vergriffen ist, wurde beschlossen Bilder und Texte als Buch zu veröffentlichen. Im Gegensatz zum Kalender, wo die Reihenfolge der Heiligen sich mehr oder minder an ihren Gedenktagen orientierte, sind die Heiligen im Buch chronologisch angeordnet.

DIE KOLLEGIENKIRCHE IN SALZBURG

Die Universitätskirche bietet das perfekte Ambiente für eine ungewöhnliche Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Die Kirche wurde von Fischer von Erlach erbaut und großteils in Weiß gestaltet. Die Farbe Weiß ist die Vereinigung aller Farben und dadurch ein Symbol für das Göttliche und die Vollkommenheit. Entgegen Erlachs ursprünglichen Plänen wurden in den Nischen verschiedene Heiligenfiguren und Altäre platziert. Sie stehen – bis auf eine Ausnahme (Judas Thaddäus) – oberhalb der Kopfhöhe der Besucher und sind in dunklen Farben gehalten. (Mehr darüber im Vorwort.)

DIE AUSSTELLUNG „DEN HEILIGEN FARBE GEBEN“

Die von Rudolf Brudl initiierte Ausstellung verfolgt zwei Ziele:

Zum einen soll sie dem Besucher das Leben dieser besonderen Menschen nahebringen – die Heiligen sozusagen farbiger und lebendiger machen. Dabei sollen Bild und Text helfen, diese teilweise wenig oder nur oberflächlich bekannten historischen Personen anschaulich zu machen, sodass sie uns auf Augenhöhe begegnen. Denn schließlich waren auch diese „erhabenen“ Heiligen zuerst einmal Menschen wie wir – durchaus mit Fehlern und Schwächen –, welche durch ihren Glauben und ihre Gottesbeziehung Außergewöhnliches erlebten und bewirkten.

Zum anderen soll die Ausstellung den Bezug zur Gegenwart herstellen. Denn jede:r dieser Heiligen setzte sich meist leidenschaftlich für ein oder mehrere besondere Anliegen ein, die heute noch brisant und aktuell sind. Auch wenn sich unsere Zeit und Umstände oft sehr von den damaligen unterscheiden, gibt es durchaus einige Parallelen. Die Anliegen dieser von der Kirche heiliggesprochenen Menschen aus vergangenen Jahrhunderten sind in der Gegenwart relevant, selbst wenn die Anwendung anders aussieht. Im Dialog mit diesen Heiligen wollen wir uns zum christlichen und sozialen Engagement herausfordern lassen.

Die Kunstwerke von Jutta Blühberger und Rudolf Brudl entstanden somit im Spannungsfeld zwischen göttlicher Vollkommenheit, die sich im weißen Sakralbau widerspiegelt; den dunkelfarbigen Skulpturen der Heiligen in ihrer überhöhten Position, wodurch sie uns entfremdet und entfernt erscheinen; und ihren Biografien, die von ihrer menschlichen Unvollkommenheit zeugen, durch die wir aber auch Gottes Wirken in ihrem Leben und ihre Relevanz für die heutige Zeit entdecken können.

AUSWAHL DER HEILIGEN

Die zwei bildenden Künstler:innen haben jeweils sechs Heilige ausgesucht.

Rudolf Brudl aus Straßwalchen hat drei Zeitgenossen Jesu und drei Theologen ausgewählt:

Josef von Nazareth (1. Jh. v. Chr. – um 16 n. Chr.)

Lukas der Evangelist (um 21 v. Chr. – um 63 n. Chr.)

Johannes der Täufer (um 5 v. Chr. – um 30 n. Chr.)

Wolfgang von Regensburg (um 924 – 994)

Antonius von Padua (1195 – 1231)

Gertrud von Helfta (1256 – 1301/2)

Jutta Blühberger aus Strobl hat sich für drei Mystiker und drei Heilige, die sich für Benachteiligte engagierten, entschieden:

Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153)

Franz von Assisi (1181/2 – 1226)

Teresa von Ávila (1515 – 1582)

Martin von Tours (um 316 – 397)

Leonhard von Limoges (um 500 – 559)

Ivo Hélory von Kermartin (um 1247 – 1303)

DIE VORSTELLUNGSTEXTE DER HEILIGEN

Als Autorin der Vorstellungstexte hat sich Jutta Blühberger intensiv mit dem Leben dieser zwölf Heiligen auseinandergesetzt. Daraus entstanden die Begleittexte für die Ausstellung im Stil von Rollengedichten, in denen die Heiligen sich selbst vorstellen und darüber nachdenken, welche ihrer Anliegen im 21. Jahrhundert noch bedeutsam sein könnten. Stil und Inhalt der Texte haben das Ziel, diese Heiligen für den Besucher auf Augenhöhe zu holen und seine Anliegen für heute relevant zu machen.

Der schlafende Josef – Josef von Nazareth, Acryl auf Leinwand, 100 x 140 cm © Rudolf Brudl

JOSEF VON NAZARETH (1. JH. V. CHR. – UM 16 N. CHR.)

Gestatten, mein Name ist Josef. Nicht der Sohn von Jakob mit seinen 11 Brüdern, sondern der unscheinbare Zimmermann aus Nazareth – Verlobter von Maria und Ziehvater von Jesus. In gewisser Weise spiele ich meist eine Nebenrolle im Zentrum der Weltgeschichte, als meine Verlobte schwanger wird. Es ist nicht mein Stil, sie öffentlich zur Schau zu stellen, aber wenn Gott nicht so klar durch einen Traum zu mir gesprochen hätte, wäre unsere Verlobung geplatzt.

Es ist eindeutig – die Schwangerschaft ist Gottes Plan und ich soll Maria und ihrem Kind den Schutz als Familienvater geben. Nach der Geburt passiert wieder eine dramatische Planänderung durch Gottes Reden in einem Traum – ich soll Maria und das Kind nach Ägypten bringen. Erst als Herodes stirbt, können wir in unsere Heimat zurückkehren. Die darauffolgenden Jahre von Jesu Heranwachsen verlaufen unaufgeregt, während er bei mir in der Werkstätte als Lehrling tätig ist.