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Mit Herz und Humor nimmt Claudia Dietze die menschlichen Macken aufs Korn und das aktuelle Zeitgeschehen unter die Lupe. Das Ergebnis sind bissige Groll-Gedichte und heitere Gut-Gelaunt-Verse mit originellen Wortschöpfungen. Besonders beschäftigt sie die Frage: Ist der Mensch noch normal? Und sie bleibt dem Leser/ der Leserin keine Antwort schuldig.
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Seitenzahl: 27
Warum ich schreibe
I. Sie fielen ins Digital
Das Dilemma der Evolution
Nomophobie*
Erfolgsrezept
Hymne an heute
Das Ende der Silicon Rallye
Die drei Grazien
Konfektionsgröße
II. Nirgendwo ist mehr Wunderland
Überall und Nirgendwo
Lamento in w-moll
Sommer der Superlative
Ausgebucht
Pechvögel
Mondflucht
III. Die Lage ist ernst, doch wir sind gescheiter
Drei Ränge-Menu
Hommage an Karl Magerheld
Errare animalum est - Irren ist tierisch
Farbenblind
Schöne neue Welt
Volltreffer
Es ist soweit
Ausmanövriert
Reise ohne Aussicht auf Erfolg
Wahnsinnig normal
IV. Päpstlicher als der Papst
Das vierte Gebot
Der wahre Christ fährt Bus*
Päpstlicher als der Papst
Geständnis eines ehemaligen Sängerknaben*
V. Ver–apple mich mit Neologismen
Superstars
Poesie mit Regie
Aalglatt
Schicks-aal
Lightkultur
Lockdown
Patentanmeldung
Es lebe der Lexit
Mega
Langweile?
Hand auf’s Herz
Immer auf Zack
Zuversicht
Es brodelt, wenn mich der Hafer sticht,
weil um mich herum der Wahnsinn ausbricht,
weil irgendein borstiger Bösewicht
der Würde des Menschen ins Gesicht
spuckt. Und er bereut es nicht.
Dann wächst in meinem Hirn ein Groll-Gedicht,
in meinem Verstand ruft die Feder-Pflicht,
mein Kopf gibt mir gnadenlos grünes Licht.
Ich ziehe mit Stift und Papier vor Gericht,
gleich morgens, sobald der Tag anbricht.
Mich überrascht dabei eine Heiterkeit,
ich bin zu jeder Worttat bereit.
Trotz allem Irrsinn hier und weltweit
füllt sich der Becher mit Gelassenheit.
Zuweilen und zu jeder Jahreszeit
krabbelt aus meiner Hirnrindenschicht,
auch ohne Wahn und Armherzigkeit,
ein geschwätziges Gut-Gelaunt-Gedicht.
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt.
Mark Twain
Der Ur-Mensch hat auf den Bäumen gehockt
und die Ur-Menschin hockte daneben.
Die Hitze hat sie vom Ast gelockt,
sie mussten sich langsam erheben.
Sie übten sich im aufrechten Gang
und streiften durch die Savanne.
Der Ur-Mensch ging auf Raubtierfang,
die Beute flog in die Pfanne.
Die hatten sie allerdings noch nicht,
doch sie konnten schon Feuer entzünden.
Das brachte wohlige Wärme und Licht
und den Wunsch, die Currywurst zu erfinden.
McDonald‘s war noch nicht in Sicht
und Lieferando ebenso wenig.
Mit Genuss verspeisten sie das gegrillte Gericht,
denn das Fleisch war nicht mehr so sehnig.
Sie wurden mobiler und mobilisiert
dank Adidas und Autos aus Stahl.
Erhobenen Hauptes sind sie stolziert
und stürzten ins Digital.
Der Jetzt-Mensch hockt auf dem Sofa rum
und die Jetzt-Menschin hockt daneben.
Sie sitzen beide stillschweigend stumm,
weil ihre Augen auf dem Display kleben.
Sie hocken im Haus und auf dem Balkon
und hocken meist stundenlang,
gebeugt über IPad und Mobil Phone.
Wozu diente nochmal der aufrechte Gang?
Immer online, ständig verbunden
auf Reisen, auf Gleisen,
auch zu nächtlichen Stunden.
Im Auto, im Bus,
beim Picknick am Fluss,
in der Stadt, auf dem Land,
im Bistro am Strand,
im Hotel am Hafen,
beim Duschen, beim Schlafen,
im Büro, auf dem Klo,
im Sessel, im Bett,
im Theater, Ballett,
Konzert oder Kino,