Der Bund der Rothaarigen - Sir Arthur Conan Doyle - E-Book

Der Bund der Rothaarigen E-Book

Sir Arthur Conan Doyle

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Beschreibung

Was hat es mit dem mysteriösen "Bund der Rothaarigen" auf sich? Ein Pfandleiher – natürlich ein echter Rotschopf – wird von seinem Angestellten auf eine lukrative Stellenanzeige des Bundes aufmerksam gemacht und beginnt dort zu arbeiten. Doch als die Liga sich plötzlich scheinbar in Luft aufgelöst hat, wendet sich der Pfandleiher verwirrt an Sherlock Holmes. Dieser hat sogleich einen Verdacht, der sich schließlich auch erhärtet... -

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Sir Arthur Conan Doyle

Der Bund der Rothaarigen

und andere Detektivgeschichten

Mit Illustrationen

Autorisiert. — Alle Rechte vorbehalten 22.—25. Tausend

Saga

Der Bund der RothaarigenCopyright © 1891, 2019 Arthur Conan Doyle und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726372403

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

Der Bund der Rothaarigen.

Als ich im vorigen Herbst eines Tages meinen Freund, Sherlock Holmes, aufsuchte, traf ich ihn in eifrigem Gespräch mit einem dicken, blühend aussehenden, älteren Herrn, der feuerrotes Haar hatte. Schon wollte ich mich mit einer Entschuldigung wieder entfernen, als mich Holmes rasch in das Zimmer zog und die Thür hinter mir schloss.

„Gelegener konntest du nicht kommen, lieber Watson,“ sagte er herzlich.

„Ich fürchtete, du seiest beschäftigt,“ entgegnete ich.

„Das bin ich — und zwar sehr.“

„So will ich im Nebenzimmer warten.“

„Nein, nein, bleibe nur hier. — Doktor Watson,“ sagte er, mich dem Fremden vorstellend, „hat mir vielfach in meinen wichtigsten Fällen mit Rat und That zur Seite gestanden, und ich bezweifle nicht, dass er mir auch in Ihrer Angelegenheit, Herr Wilson, von grossem Nutzen sein wird.“

Der dicke Herr erhob sich halb von seinem Sitz und nickte grüssend, indem er aus seinen kleinen, von Fettpolstern umgebenen Augen schnell einen forschenden Blick auf mich warf.

„Nimm Platz,“ bat Holmes, in seinen Lehnstuhl zurücksinkend, und legte die Fingerspitzen aneinander, wie er es in kritischer Stimmung zu thun pflegte. „Ich weiss, lieber Watson, dass du meine Vorliebe für alles Absonderliche teilst, für alles, was nicht zum ledernen Einerlei des Alltagslebens gehört. Du hast das durch die Wärme bewiesen, mit welcher du einige meiner eigenen, unbedeutenden Erlebnisse wiedergegeben, ja — entschuldige — gewissermassen ausgeschmückt hast.“

„Allerdings interessierten mich deine Fälle stets ganz besonders,“ erwiderte ich.

„Du wirst dich erinnern, dass ich neulich, als wir es mit Fräulein Mary Sutherlands einfacher Angelegenheit zu thun hatten, die Bemerkung machte, wie die sonderbarsten Vorfälle und die merkwürdigsten Verwicklungen im Leben selbst zu finden sind. Die Wirklichkeit bringt weit Ueberraschenderes hervor als die lebhafteste Einbildungskraft.“

„Eine Behauptung, die ich mir anzuzweifeln getraute.“

„Das thatest du, und dennoch wirst du dich zu meiner Ansicht bekehren müssen, sonst häufe ich Beweise auf Beweise, bis du überführt bist und mir recht giebst. Herr Jabez Wilson hier war so freundlich, mich heute morgen aufzusuchen, um mir etwas zu erzählen, was man nicht alle Tage zu hören bekommt. Ich sagte schon früher, dass ungewöhnliche Dinge häufiger bei kleinen als bei grossen Verbrechen vorkommen, ja in Fällen, bei denen es zuweilen sogar zweifelhaft ist, ob überhaupt ein Verbrechen vorliegt. Vielleicht handelt es sich auch im vorliegenden Falle um kein Verbrechen; — so viel ist aber gewiss, dass er höchst merkwürdig ist. Hätten Sie wohl die grosse Gefälligkeit, noch einmal von vorn anzufangen, Herr Wilson? Ich bitte nicht allein darum, weil mein Freund den ersten Teil nicht gehört hat, sondern, weil mir daran liegt, jede in Betracht kommende Einzelheit möglichst genau zu vernehmen. Gewöhnlich vermag ich mir schon bei oberflächlicher Angabe der Begebenheiten ein Bild vom Ganzen zu machen durch den Vergleich mit den zahllosen, ähnlichen Fällen, deren ich mich entsinne. Hier aber lässt mich jegliche Mutmassung im Stich.“

Mit einem gewissen Stolz warf sich der behäbige Klient in die Brust und zog ein schmutziges, zerknittertes Zeitungsblatt aus der Rocktasche. Während er vorgebeugt den Anzeigenteil des Blattes durchsah, das er auf seinen Knieen ausbreitete, hatte ich Zeit, den Mann ruhig zu betrachten und nach Art meines Freundes zu versuchen, ob ich aus seinem Aeusseren gewisse Anhaltspunkte gewinnen könnte, um mir ein Urteil über ihn zu bilden. Viel kam dabei jedoch nicht heraus.

Unserm Besucher war der Stempel eines ganz gewöhnlichen Durchschnittsmenschen aufgeprägt; sein wohlgenährtes, schwerfälliges und bedächtiges Aussehen bestätigte das, — vermutlich gehörte er dem Kaufmannsstande an. Er trug sehr weite graukarrierte Beinkleider, einen nicht allzu saubern schwarzen Rock, der nicht zugeknöpft war, eine hellgraue Tuchweste und eine schwere vernickelte Uhrkette, an deren Ende ein viereckiges Metallstück als Verzierung baumelte. Ein abgeschabter Zylinder und ein ebensolcher Ueberzieher mit runzeligem Sammetkragen lagen auf dem Stuhl neben ihm. So gespannt ich den Mann auch betrachtete, fand ich an ihm weiter nichts Bemerkenswertes als sein feuerrotes Haar und einen Ausdruck von Verdruss und Missmut in seinen Zügen.

Sherlock Holmes’ geübtem Auge entging mein Versuch nicht, und lächelnd schüttelte er den Kopf über meine forschenden Blicke. Dann sagte er: „Dass Herr Wilson eine Zeit lang Handarbeiter war, dass er schnupft, dass er Freimaurer ist, dass er in China war und kürzlich sehr viel geschrieben hat, sind Dinge, die klar auf der Hand liegen — weiter kann ich ihm aber nichts ansehen.“

Jabez Wilson schrak auf seinem Stuhl zusammen; den Zeigefinger auf der Zeitung, starrte er nach meinem Freunde hin.