Der Doktor und sein Patient - Sir Arthur Conan Doyle - E-Book

Der Doktor und sein Patient E-Book

Sir Arthur Conan Doyle

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Beschreibung

Ein Arzt, ein ungewöhnliches Arrangement und ein merkwürdiger russischer Patient: Dr. Treveylan, der sich als Student auf ein obskures Geschäftsmodell mit einem Mann namens Blessington eingelassen hat, berichtet Holmes, dass er an zwei aufeinanderfolgenden Abenden von einem russischen Patienten und dessen Sohn aufgesucht wurde und Blessington seitdem vollkommen panisch sei. Holmes folgert, dass die beiden Männer es auf Blessington abgesehen haben. Und er sollte mal wieder Recht behalten... -

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Seitenzahl: 34

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Sir Arthur Conan Doyle

Der Doktor und sein Patient

Saga

Der Doktor und sein PatientCopyright © 1893, 2019 Arthur Conan Doyle und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726372212

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

Der Doktor und sein Patient.

Bei meiner Auswahl der Fälle, welche dazu dienen sollen, dem Leser ein Bild von den eigentümlichen Geistesgaben meines Freundes. Holmes zu geben, bin ich auf mancherlei Schwierigkeiten gestossen. Seine merkwürdigsten Schlussfolgerungen und scharfsinnigsten Untersuchungen bezogen sich meist auf Begebenheiten, die an sich so geringfügig und alltäglich waren, dass sie kein allgemeines Interesse beanspruchen konnten. Andererseits kam es auch wieder häufig vor, dass er bei hochwichtigen Angelegenheiten, die einen besonders dramatischen Verlauf nahmen, zu Rate gezogen wurde, ohne dass er doch an der Erforschung ihrer Ursachen einen so hervorragenden Anteil hatte, wie es mir als seinem Biographen wünschenswert erscheinen musste. Auch bei der hier folgenden Geschichte hat er keine entscheidende Rolle gespielt, und doch möchte ich sie, der seltsamen Umstände wegen, die damit verknüpft sind, nicht in dieser Sammlung missen.

Es war an einem schwülen Regentag im September. Wir hatten unsere Läden halb geschlossen, und Holmes lag auf dem Sofa, beschäftigt, einen Brief, den er am Morgen erhalten, immer, von neuem durchzulesen. Ich selbst litt zwar seit meiner Dienstzeit in Indien stets weniger unter der Hisse als der Kälte, doch fühlte ich mich auch zu nichts recht aufgelegt. Selbst die Zeitung langweilte mich. Die Parlamentssitzungen waren zu Ende, alle Welt hatte die Stadt verlassen, und ich sehnte mich nach Berg und Wald oder dem Seestrande. Meinen Freund quälte kein solches Verlangen; mich veranlasste nur die Ebbe in meiner Kasse, den beabsichtigten Ferienausflug zu verschieben, aber für ihn hatten Naturgenüsse überhaupt keinen Reiz. Er blieb am liebsten mitten in der Millionenstadt London, der er mit allen Fasern seines Wesens angehörte, und es brauchte nur irgend ein Gerücht oder der Leiseste Verdacht eines noch unaufgeklärten Verbrechens zu entstehen, so war er gleich Feuer und Flamme. Zur Abwechslung pflegte er wohl dann und wann einmal, statt dem Uebelthäter in der Stadt nachzuspüren, einer geheimnisvollen Fährte auf dem Lande zu folgen, aber der Sinn für Naturschönheit fehlte ihm gänzlich, wie gross auch seine Begabung im übrigen war.

Als ich sah, dass Holmes sich zu sehr in seinen Brief vertieft hatte, um mit mir zu plaudern, liess ich das uninteressante Zeitungsblatt zur Erde gleiten, lehnte mich in den Armstuhl zurück und begann in wachem Zustand zu träumen. Plötzlich schreckte mich die Stimme meines Gefährten aus diesen Phantasien auf.

,,Du hast ganz recht, Watson,“ sagte er, „es ist vollkommen widersinnig, derartige Streitfragen auf solche Weise schlichten zu wollen.“

„ Die reinste Thorheit!“ rief ich; — da ward mir auf einmal klar, dass er meinen innersten Gedanken Ausdruck gegeben hatte. Ich fuhr in die Höhe und starrte ihn in massloser Verwunderung an.

„Aber Holmes,“ rief ich, „wie ist das möglich? Das geht doch über alle Begriffe.“

Er lachte herzlich, als er mein erstauntes Gesicht sah.

„ Du erinnerst dich wohl noch,“ sagte er, „dass ich dir kürzlich eine Stelle aus Edgar Poes Schriften vovlas, wo erzählt wird, wie ein kluger Kopf den unausgesprochenen Gedanken seines Gefährten folgt? Du warst geneigt, das nur für ein vom Verfasser erdachtes Kunststück zu halten, und wolltest mir nicht glauben, als ich behauptete, ich thäte das auch ganz unwillkürlich und fast ohne Unterlass.“

„ Habe ich das gesagt?“

„ Nicht mit Worten, mein lieber Watson, aber es stand dir auf der Stirn geschrieben. Als ich nun soeben sah, wie du die Zeitung hinwarfst, um in Nachdenken zu versinken, benutzte ich mit Freuden die Gelegenheit, deinem Gedankengang zu folgen, und erlaubte mir schliesslich ihn zu unterbrechen, um dir einen Beweis unseres geistigen Zusammenhangs zu geben.“