Der Ehrentag - Arthur Schnitzler - E-Book

Der Ehrentag E-Book

Arthur Schnitzler

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Der Ehrentag wurde zum ersten Mal 1897 veröffentlicht. Es geht um Differenz und Eifersucht.

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Seitenzahl: 30

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Der Ehrentag

Der EhrentagAnmerkungen zu dieser AusgabeImpressum

Der Ehrentag

I

August Witte saß schon eine halbe Stunde im Kaffeehaus und hatte eine Menge Zeitungen vor sich liegen, die er nicht anschaute, als endlich Emerich Berger in großer Hast erschien.

»Na also«, rief ihm August entgegen, »kommst du endlich. Es ist wirklich die höchste Zeit. Alles läßt du einen allein machen.«

»Pardon«, sagte Emerich, indem er sich niedersetzte, »ich hab' noch einen Besuch machen müssen, da bin ich so schwer fortgekommen – ich hab' doch hoffentlich nichts versäumt? Ist doch schon alles arrangiert?«

»Gewiß« antwortete August mit leichten Stirnrunzeln – »zum Glück bin ich ja da.«

»Also ist eigentlich nichts mehr zu tun, bevor die Geschichte angeht!«

»Jetzt nichts mehr. Ich hab' mir nur noch den Dobrdal herbestellt, um ihm die letzten Instruktionen zu geben.«

»Daher – hast du den Dobrdal bestellt?«

»Warum denn nicht? Er sieht sehr anständig aus. Und dann weiß doch ein jeder, daß er nicht zu uns gehört.«

Emerich nickte zustimmend, dann fragte er: »Was ist denn mit den Lorbeerkränzen?«

»Sind schon ins Theater geschafft.«

»Na, da ist ja alles in schönster Ordnung. – Und außer uns weiß keiner was davon, nicht wahr?«

»Niemand. Dem Fred werden wir's allerdings noch sagen, weil er ja mit uns in die Loge geht.«

Emerich schüttelte den Kopf.

»Glaubst nicht, wir sollten den Fred auch lieber ... überraschen?«

»Ja, warum denn?«

»Weißt, ich mein' nur, der Fred ist manchmal so komisch; der ist am End' dagegen.«

»Da kann ich ihm nicht helfen. Wir werden uns wohl noch einen Spaß erlauben dürfen. Und die Verantwortung haben doch wir allein, was?«

»Freilich. Du allein.«

»Jawohl, ich allein. Auf so einen originellen Einfall wär' sowieso keiner von euch gekommen.«

»Freilich«, lächelte Emerich, »aber irgendwie steckt die Blandini dahinter, da möcht' ich drauf wetten ... und zwar glaub ich –«

In diesem Augenblick begegnete er einem strengen Blicke Augusts, und statt weiterzusprechen, neigte er verlegen den Kopf hin und her, warf ein Stück Zucker in den Kaffee und begann leise zu pfeifen.

»Grüß euch Gott«, sagte Fred, der eben hereingetreten war, und reichte den beiden anderen jungen Leuten die Hand. »Ich danke dir sehr für das Logenbillett«, wandte er sich zu August, »nur möcht' ich mir die Frage erlauben: warum gehen wir denn noch einmal in diese irrsinnige Operette?«

»Wirst gleich hören«, erwiderte August; »da ist übrigens der Herr Dobrdal.«

»Wer«, fragte Fred.

»Sie, Marqueur«, rief August, »sehn Sie den Herrn, der dort beim Billard steht und grad' den Franz was fragt? Rufen Sie ihn daher zu uns.«

»Dobrdal?« wandte sich Fred fragend an Emerich. »Was bedeutet das? Wer ist Dobrdal?«

Emerich wies mit den Augen auf den Herrn, welcher, vom Kellner an den Tisch der jungen Leute gewiesen, eben herzutrat und sich verbeugte.

Es war ein kleiner Mann in braunem Mentschikoff und mit einer Pelzmütze. Ein Zwicker baumelte ihm vorn an der Bande hin und her.

August nickte ihm herablassend zu. »Guten Abend, Herr Dobrdal, lassen Sie sich vielleicht etwas geben?«

»Oh, es ist nicht notwendig.«

»Also nehmen Sie Platz.«

»Bin so frei.«

»Ich habe Sie gebeten, ins Kaffeehaus zu kommen, damit wir noch ein letztesmal ... aber wollen Sie sich nicht doch etwas geben lassen? Da ist grad' der Kellner.«

»Bringen Sie mir eine Melange«, sagte Herr Dobrdal und nahm die Pelzmütze ab, die er auf den Tisch legte.

Emerich nahm sie vorsichtig in die Hand und legte sie auf einen Sessel. »Danke sehr«, sagte Herr Dobrdal.

»Also«, begann August aufs neue, »wieviel Leute haben Sie drin?«

»Vierzig, und gut verteilt!«

»Auch im Parkett?«

»Natürlich, mit der Galerie allein machen wir nichts. Das Parkett ist doch das Wichtigste.«

»Und sehen Sie die Leute noch, bevor die Sache angeht?«

»Natürlich, ich hab' doch alle Sitze im Sack.«