Der ehrliche Dieb - Fjodor M Dostojewski - E-Book

Der ehrliche Dieb E-Book

Fjodor M. Dostojewski

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  • Herausgeber: SAGA Egmont
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Ehrlich wärt am längsten, aber nur der Tod erlöst den Schuldigen. In seiner Kurzgeschichte "Der ehrliche Dieb" erzählt Dostojewski die Geschichte von Astafi. Dieser nimmt einen neuen Untermieter bei sich auf: den Trunkenbold und Taugenichts Jemelian Iljitsch. Jemelian weigert sich zu arbeiten und ist sehr anhänglich. Bald beginnt Astafi sich um ihn zu kümmern. Dennoch versucht er Jemelian loszuwerden, was aber leider immer wieder misslingt. Als dann eines Tages eine teure Hose fehlt, hat Astafi die Faxen dicke. Er beschuldigt Jemelian, worauf hin dieser die Vorwürfe abstreitet und für drei Tage verschwindet. Als er wieder auftaucht, bringt er mehr mit, als nur die Wahrheit ...-

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Seitenzahl: 33

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Fjodor M Dostojewski

Der ehrliche Dieb

Den Aufzeichnungen eines Unbekannten entnommen

Übersezt von Ida Orloff

Saga

Der ehrliche Dieb

 

Übersezt von Ida Orloff

 

Titel der Originalausgabe: Čestnyj vor

 

Originalsprache: Russisch

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1848, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726981452

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Eines Morgens, als ich mich eben anschickte, ins Amt zu gehen, kam Agrafena, die bei mir Köchin, Waschfrau und Haushälterin, alles in einer Person war, zu mir ins Zimmer und begann zu meinem Erstaunen ein Gespräch mit mir.

Bis jetzt war sie ein so schweigsames, einfaches Weib, dass sie, ausgenommen die paar Worte, die sich um das Mittagessen drehten, an die sechs Jahre noch kein Wort gesprochen hatte. Wenigstens hatte ich sonst noch nichts andres von ihr gehört.

„Also, ich komme zu Ihnen, gnädiger Herr,“ begann sie, „Sie könnten doch die Hammer vermieten?“

„Was für eine Kammer?“

„Na also, die neben der Küche liegt, das ist doch klar, welche.“

„Warum?“

„Warum? Weil man einen Mieter nehmen kann, das ist doch klar, warum.“

„Aber wer wird sie denn nehmen?“

„Wer sie nehmen wird? Ein Mieter nimmt sie. Das ist doch klar, wer.“

„Aber liebe gute Seele, da kann man ja nicht einmal ein Bett hinstellen. Das wird ja zu eng sein. Wer kann denn dort leben?“

„Wozu denn dort leben? Nur, dass man schlafen kann, er wird ja am Fenster leben.“

„An welchem Fenster?“

„Das ist doch klar, an welchem. As ob Sie das nicht wüssten! An dem im Vorzimmer. Er wird dort sitzen, nähen oder sonst irgendwas machen. Vielleicht setzt er sich auch nur so auf den Stuhl. Er hat seinen eigenen Stuhl, ja, und einen Tisch hat er auch, alles hat er.“

„Wer ist denn das eigentlich?“

„Ach, ein guter, umgänglicher Mensch. Ich werde ihm sein Essen kochen. Und fürs Wohnen und Essen werde ich alles in allem drei Silberrubel monatlich verlangen.“

Schliesslich habe ich also nach langen Bemühungen herausbekommen, dass irgendein umgänglicher Mensch Agrafena überredet oder sie irgendwie sonst geneigt gemacht hat, ihn in die Küche zu lassen und ihn als Mieter und Kostgänger zu nehmen. Was sich Agrafena einmal in den Kopf gesetzt hatte, das musste dann auch geschehen; ich wusste, dass sie mich andernfalls nicht mehr in Ruhe lassen würde. In dem Augenblick, wo etwas nicht nach ihr geht, fängt sie sofort an zu grübeln, verfällt in tiefe Melancholie, und dieser Zustand dauert so an zwei bis drei Wochen. Während dieser Zeit verdirbt sie das Essen, zählt keine Wäsche, die Wäsche wird auch nicht gewaschen, es kommen viele Unannehmlichkeiten dabei heraus. Ich habe schon lange bemerkt, dass die schweigsame Frau nicht imstande ist, einen Entschluss zu fassen, irgendeinen selbstständigen Gedanken zu denken. Aber wenn in ihrem schwächlichen Hirn durch irgendeinen Zufall sich dann erst einmal so etwas wie eine Idee festgesetzt hat, so wäre sie geradezu für einige Zeit moralisch wie erschlagen, würde man sie daran hindern, diesen Vorsatz dann auch auszuführen. Und weil ich meine eigene Ruhe über alles liebe, war ich denn auch sofort einverstanden.

„Hat er denn wenigstens irgendeinen Pass oder so etwas Ähnliches?“

„Wie denn nicht? Das ist doch klar, dass er das hat. Er ist doch ein netter, umgänglicher Mensch. Er hat versprochen, drei Rubel zu zahlen.“