Der Endometriose-Ratgeber - Dr. med. Wilfried Hohenforst - E-Book

Der Endometriose-Ratgeber E-Book

Dr. med. Wilfried Hohenforst

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Endometriose, Zysten und Entzündungen im Gebärmutter- und Bauchraum, verursachen Schmerzen und Beschwerden, wirken sich auf Kinderwunsch, Sexualität und Psyche aus und schränken das Leben der betroffenen Frauen stark ein. Der Endometriose-Spezialist Dr. med. Wilfried Hohenforst stellt den vielen Betroffenen-Ratgebern mit pessimistischer Einschätzung einen fundierten und optimistischen Ansatz entgegen. Er erklärt die Ursachen, klassische Behandlungsmöglichkeiten und ganzheitliche Konzepte wie Naturheilverfahren oder TCM. Zudem zeigt er die Möglichkeiten der Selbsthilfe auf, um die Symptome der Endometriose in verschiedenen Lebensbereichen zu lindern – von Yogaübungen über Meditations- und Entspannungstechniken bis hin zu einer bewussten Ernährung.

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Seitenzahl: 156

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Das erfahren Sie in diesem Ratgeber:

• Sie lernen typische Symptome einer Endometriose kennen.

• Sie lernen alle Untersuchungsverfahren, die eine Endometriose diagnostizieren können, kennen.

• Sie lernen moderne operative, hormonelle sowie ganzheitliche Therapieverfahren kennen. Dazu die aktuellen Studien zu den Themen medizinische Therapie, Schmerztherapie, Sport, Traditionelle Chinesische Medizin und Ernährung.

• Hilfe zur Selbsthilfe: Sie erhalten zahlreiche Tipps für ein entspanntes und lebenswertes Leben trotz einer chronischen Erkrankung.

• Ich stelle Ihnen die besten Schmerzmittel bei Endometriose vor.

• Sie erfahren, wie eine vielseitige Ernährung Ihre Emdometriose-Therapie unterstützt, dazu erhalten Sie Ernährungstipps und Rezepte.

• Ich erkläre Ihnen, wie die Entspannungstechniken Yoga, Progressive Muskelrelaxation und Autogenes Training wirken – mit Anleitungen und Übungen.

• Sie lernen Sportarten zur Schmerzreduktion, Verbesserung der Fitness und für ein gesundes Immunsystem kennen.

VORWORT

WISSEN: WAS IST EINE ENDOMETRIOSE?

Begriffsklärung

Die Entstehungsgeschichte

Regelschmerzen und Endometriose

Auswirkungen einer Östrogendominanz

Stress und Endometriose

Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol

Prolaktin – das Schwangerschaftshormon

Der Gegenspieler: Dopamin

Besonderheiten der Diagnostik

Vaginal-rektale Untersuchung

Vaginale Ultraschalluntersuchung

Bauchspiegelung (LSK)

Hysteroskopie

Darmspiegelung

Stadien der Endometriose

KLASSISCHE BEHANDLUNG: OPERATIV, HORMONELL, SCHMERZLINDERND

Laparoskopische Operationen

Die Exzision

Die gaslose Bauchspiegelung

Mögliche Risiken operativer Therapien

Hormonelle Therapie

Gestagentherapie mit Dienogest

Antibabypille als Endometriosemedikament

GnRH-Analoga und Add-back-Verfahren

Schmerzmittel: Bewährte Wirkstoffkombinationen

Metamizol

Butylscopolamin

Ibuprofen

Acetylsalicylsäure

Opioide und Opioid-Kombinationspräparate

Raum und Zeit: Rehabilitation

GANZHEITLICHES KONZEPT WESTLICHER UND ÖSTLICHER HEILVERFAHREN

Klassische Naturheilverfahren

Hydrotherapie

Thermotherapie

Phytotherapie: Kräutermedizin

Bringt Osteopathie einen Nutzen?

Ordnungstherapie nach Bircher-Benner

Traditionelle chinesische Medizin

Chinesische Arzneimitteltherapie

Akupunktur

Tuina und Meditation

Ayurvedische Medizin

Goldene Milch mit Kurkuma

Psychologische Therapie

Alleine die Diagnose erleichtert

Gespräche entlasten emotional

ENDOMETRIOSE IN VERSCHIEDENEN LEBENSBEREICHEN

Sexualität – mehr als Geschlechtsverkehr

Das Schmerzgedächtnis

Miteinander reden

Scheidentrockenheit

Kinderwunsch und Schwangerschaft

Einflussfaktoren beider Partner

Chance Kinderwunschzentrum?

Schwanger – die schönste „Endometriosetherapie“

Mediterrane Ernährung

Milchprodukte – Pro und Contra

Entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren

Obst und Gemüse

Ein besonderes Superfood: Hafer

Geeignete Sportarten und Übungen

Bewegung im Wasser

Beckenbodentraining

Stressfreie Zone: Entspannung

Progressive Muskelrelaxation

Autogenes Training

Yoga für Körper und Seele

Nachwort

Fachliteratur

VORWORT

Liebe Leserinnen,

seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Endometriose – zunächst als junger Assistenzarzt in einer großen Endometrioseklinik, später als niedergelassener Arzt in einer Schwerpunktpraxis für Endometriose. In all diesen Jahren hat sich das Wissen über die für viele Menschen noch weitgehend unbekannte gutartige Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut ähnliche Zellverbände außerhalb der Gebärmutterhöhle befinden, deutlich verändert und weiterentwickelt.

Erst mit der Einführung der minimalinvasiven Chirurgie (MIC) wurde es möglich, durch einen kleinen endoskopischen Eingriff – die Bauchspiegelung oder in der Medizin auch Laparoskopie genannt – einen Meilenstein in der Diagnostik zu erreichen: Aus den bis dahin unklaren Unterbauchschmerzen vieler Frauen wurde nun eine sichtbare Erkrankung.

Bevor es diese Möglichkeit gab, musste man davon ausgehen, dass die Schmerzen im Unterbauch auch von einer Verwachsung beispielsweise nach einer Blinddarmoperation stammen konnten. Oft tappten also behandelnde Ärztinnen und Ärzte selbst im Dunkeln.

Mit der Methode der diagnostischen Bauchspiegelung entwickelten sich auch minimalinvasive Operationstechniken für die Therapie: Endometrioseherde können heute über kleine Schnitte durch Haut und Weichgewebe entfernt oder mittels Laser oder Elektrochirurgie verödet werden. Auch früher undenkbare Darmteilresektionen sind durch diese modernen Techniken möglich geworden.

Unabhängig davon kristallisierte sich zunehmend heraus, dass in den meisten Fällen eine Endometriose stets eine chronisch rezidivierende, also eine wiederkehrende Erkrankung darstellt, die eine entsprechend umfassende Behandlung und zusätzlich begleitende Maßnahmen benötigt.

Dieser Ratgeber soll Ihnen einen Überblick über die heute bekannten Therapieformen und Möglichkeiten ganzheitlicher Behandlungskonzepte aufzeigen, damit Sie individuelle Wege finden, die Schwere Ihrer Beschwerden positiv zu beeinflussen. Dieses Buch ist auch den vielen besorgten Patientinnen gewidmet, die nach der Diagnosestellung Endometriose oft verzweifelt das Internet um Rat fragen und dort mitunter angsteinfl ößende Überschriften und Inhalte wiederfi nden.

Ich möchte Ihnen die zweithäufi gste gutartige Erkrankung bei Frauen mit einfachen Worten näherbringen, über die Zusammenhänge auch mit Blick auf verschiedene Lebensbereiche aufklären und Sie motivieren, sich der Endometriose zu stellen. Und ich möchte Ihnen Mut machen: Auch Sie können die heute verfügbaren Therapieformen für sich nutzen und zusätzlich mit Ihrem eigenen gesundheitsfördernden Verhalten dazu beitragen, eine gute Lebensqualität zu erlangen und zu erhalten.

Viel Spaß beim Lesen und viele Aha-Momente wünscht Ihnen

WISSEN: WAS IST EINE ENDOMETRIOSE?

In diesem Kapitel erfahren Sie: Wie wird Endometriose diagnostiziert? Welche Formen werden unterschieden? Und welche Rolle spielt Stress in der Krankheitsentstehung?

Begriffsklärung

Der Begriff Endometriose kommt von der Schleimhaut der Gebärmutter, dem Endometrium. Von der Pubertät bis zur Menopause und damit der letzten Regelblutung blutet diese einmal im Monat ab, was die Menstruation auslöst. Bei Endometriose kommen diese Schleimhautherde jedoch nicht nur in der Gebärmutterhöhle vor, sondern etwa auch im Bereich der Eierstöcke (Ovarien). Zudem können die Zellverbände an der Beckenwand, der Blase, am Darm oder in seltenen Fällen auch im Gehirn und der Muskulatur vorkommen.

Hat nun eine Frau ihre Regelblutung, blutet nicht nur die Schleimhaut der Gebärmutter ab, sondern auch die Schleimhautherde außerhalb der Gebärmutterhöhle bluten. Das kann Schmerzen wie auch Verwachsungen im Bauch zur Folge haben. Es kann zudem zu Blutungen aus der Harnblase oder zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen. Auch die Entstehung von Eierstockzysten ist möglich.

Die Endometriose ist die zweithäufigste gutartige Erkrankung der Frau.

Die Endometriose ist eine gutartige, chronische Erkrankung, obwohl sie sich in ihrer Ausbreitung wie eine bösartige Erkrankung (Krebs) verhält. Die häufigste gutartige Erkrankung der Frau – die Myomentwicklung – verhält sich demgegenüber völlig anders: Myome sind gutartige Geschwülste, die aus Muskelgewebe der Gebärmutter bestehen und dort an vielen Stellen auftreten können. Die einzelnen Myomkerne wachsen in einem unterschiedlichen Tempo, dies jedoch verdrängend und nie infiltrierend. Mit anderen Worten: Ein großes Myom von beispielsweise sieben Zentimetern Durchmesser in der Gebärmutter kann auf Blase oder Darm drücken und diese verdrängen, aber es wächst nicht in diese andere Struktur hinein.

Bei der Endometriose ist dieses leider ganz anders! Als sogenannte infiltrierende Erkrankung hält sie sich nicht an Organgrenzen, sondern wächst in Nachbarorgane hinein, schwerwiegende Symptome sind die Folge: Betroffene Frauen haben z. B. Schmerzen beim Stuhlgang – eine Darmspiegelung fällt jedoch ohne Befund aus, während Endometrioseherde bereits von außen auf den Darm drücken und ihn einengen. Bleibt die Endometriose unentdeckt, wächst sie schließlich in die Darmwand.

In seltenen Fällen bluten Frauen auch aus der Blase oder haben Blut im Urin, ohne die Schmerzen einer Harnwegsentzündung oder typische Entzündungszeichen aufzuweisen. Im schlimmsten Fall werden sie wegen einer vermeintlichen chronischen Blasenentzündung mit Langzeitantibiotika behandelt – bis eine Blasenspiegelung die Klarheit bringt, dass es sich gar nicht um eine Blasenentzündung handelt.

Links ein gesunder Uterus, rechts mit Endometriose

Etwa fünf bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter leiden nach Angaben der Endometriose Vereinigung Deutschland e. V. unter der Erkrankung. Die häufi gsten Leitsymptome sind

• Menstruationsbeschwerden,

• eine verlängerte Regelblutung (siehe Seite 40) oder ein verkürzter Regelzyklus,

• Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang und in selten Fällen beim Wasserlassen

• bis hin zu ungewollter Kinderlosigkeit.

Häufig findet sich freie Flüssigkeit in der Peritoneal- beziehungsweise Bauchfellhöhle, vor allem im tiefsten Punkt des Beckens (Douglas-Raum genannt). Diese Flüssigkeit wird beim Verkehr über das Bauchfell bewegt und macht hierdurch Schmerzen. Auch Verwachsungen als Folge von Voroperationen wie etwa einer Blinddarmentfernung können Unterbauchschmerzen verursachen.

Betreffen Endometrioseherde den Eileiter, kann darin die Ursache für einen nicht erfüllten Kinderwunsch liegen. Weitere mögliche Gründe sind eine pH-Wert-Veränderung – was die Beweglichkeit (Motilität) der Eileiter (siehe untenstehende Abbildung) beeinflusst – oder auch Infektionen im kleinen Becken, wie sie z. B. nach einer Chlamydieninfektion entstehen. Alleine durch Verwachsungen und Ovarialzysten kann sich die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ebenfalls verschlechtern.

Die weiblichen Geschlechtsorgane im Querschnitt

Seltenere Symptome sind Blutbeimengungen auf dem Stuhl sowie Blut im Urin (ohne Vorliegen einer Harnwegsentzündung). Treten diese Beschwerden jedoch auf, kann man leider von einer ausgedehnten Endometrioseerkrankung ausgehen.

Nicht vergessen darf Ihr Frauenarzt, dass Blut- und Schleimauflagerungen beim Stuhlgang auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie einem Morbus Crohn (der gesamte Verdauungstrakt kann von der Erkrankung betroffen sein) und der Colitis ulcerosa (der Dickdarm ist von den Entzündungen betroffen) auftreten. Hier sollte unbedingt die Abklärung mittels Darmspiegelung durch einen Gastroenterologen erfolgen. Die genannten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen treten fast im gleichen Zeitfenster wie eine Endometriose bei der Frau auf. Und leider sind von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oft auch mehr Frauen als Männer betroffen.

Die Entstehungsgeschichte

Warum Frauen überhaupt an einer Endometriose erkranken, ist letztlich nicht genau geklärt. Aktuell existieren zwei Entstehungstheorien, die ich Ihnen hier kurz vorstellen möchte.

Die Keimversprengungstheorie

Benannt ist das Müllersche System nach dem deutschen Naturforscher Johannes Peter Müller (1801–1858), der es erstmals beschrieb.

Um diese Zusammenhänge besser zu verstehen, muss man wissen, dass der Mensch aus drei Keimblättern besteht:

Ektoderm (das äußere Keimblatt): Aus ihm entstehen die Haut, die Hautanhangsgebilde (wie Haare, Nägel oder Zähne), aber auch das Nervensystem, die Hornhaut und die Linsen der Augen.

Mesoderm (das mittlere Keimblatt): Aus ihm entstehen die Skelettmuskulatur, das Bindewebe, das Herz, die Blut- und Lymphgefäße, die Nieren und inneren Geschlechtsorgane.

Entoderm (das innere Keimblatt): Aus ihm entstehen die Epithelien des Verdauungstraktes, Organe wie Leber, Bauchspeicheldrüse, Schild- und Nebenschilddrüse, die Harnröhre und der Atmungstrakt.

Kommt es bei der Embryonalentwicklung zu einer Versprengung dieser Keimblätter, bilden sich Strukturen an Stellen, wo diese nicht hingehören. Beispielsweise entsteht Gebärmutterschleimhaut im Bauchfell, in der Muskulatur der Gebärmutter statt in ihrer Höhle oder im Eierstock als sogenannte Schokoladenzyste (das geronnene Blut hat die Farbe von flüssiger Schokolade).

Nach der Keimversprengungstheorie kann die Endometriose ihren Ursprung bereits in der Embryonalentwicklung haben.

Diese Versprengung in ein falsches Organ kommt tatsächlich im inneren Genital gar nicht so selten vor. Eine Besonderheit stellt dabei unter anderem die Dermoidzyste des Eierstocks dar: Öffnet der Pathologe diesen gutartigen Eierstocktumor, findet er darin neben Talg und Haaren gelegentlich sogar Zähne. Deswegen wurde diese Besonderheit früher auch als der „zweite Zwilling“ bezeichnet.

Die Implantationstheorie

Die zweite Theorie zur Entstehung von Endometriose besagt, dass es bei einigen Frauen während der Menstruationsblutung zu einer retrograden Blutung kommt, das heißt: Blut verlässt den Körper nicht nur durch die Scheide, sondern läuft auch über die Eileiter (Tuben) in die freie Bauchhöhle.

Sind in diesem Blut aktive Endometriumzellen und finden diese in der Bauchhöhle ein entsprechendes Umfeld, implantieren sich die Herde an Stellen des Bauchfells (Peritoneum), der Blasen- und Darmoberfläche oder im Bereich der Eierstöcke, um nur einige wenige Lokalisationen zu nennen. Diese heute präferierte Theorie wurde in den 1920er-Jahren von John Albertson Sampson (1873–1946) publiziert.

Regelschmerzen und Endometriose

Um die Ursachen von Regelschmerzen allgemein zu verstehen, ist es wichtig, den normalen Ablauf des weiblichen Zyklus zu kennen. Dieser verläuft in drei Phasen: der Follikelphase, der Ovulations- und Luteal- oder Gelbkörperphase. Kommt es nicht zur Empfängnis und findet keine Schwangerschaft statt, schließt sich die Regelblutung an diesen Zyklus an.

Follikelphase: Nach einer Menstruation steigt die Konzentration von Östrogen im Blut an. Östrogen ist das weibliche Geschlechtshormon, welches wichtig auch für den Geschlechtstrieb (Libido) ist. Es sorgt dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaut, während in einem der beiden Eierstöcke ein Eibläschen (Follikel) heranreift. Erreicht dieses Eibläschen eine Größe von bis circa 20 Millimeter Durchmesser, kommt es zum Eisprung (Ovulation).

Ovulationsphase (Eisprung): Innerhalb des 28-tägigen Zyklus liegt die fertile Phase, in der eine Schwangerschaft entstehen kann, zwischen dem 10. und 15. Zyklustag – vom ersten Tag der Periode gerechnet.

Die Spermien des Mannes überleben unter normalen Bedingungen drei bis fünf Tage in Scheide und Genitaltrakt. Zum Eisprung kommt es am 12. bis 13. Zyklustag. Die Eizelle wandert dann drei bis vier Tage über den Eileiter in die Gebärmutterhöhle und wird häufig schon im Eileiter befruchtet.

Bei unbefruchteter Eizelle sinkt der Progesteronspiegel – mit der Regelblutung schwemmt die abgestorbene Zelle aus.

Gelbkörperphase (Lutealphase): Aus dem im Eierstock zurückgebliebenen Follikel bildet sich der sogenannte Corpus luteum oder auch die Gelbkörperzyste. Diese bildet Progesteron, das Gelbkörperhormon, das eine bestehende Schwangerschaft schützt: Die Gebärmutterschleimhaut wird stärker aufgebaut und besser durchblutet.

Im Falle einer Befruchtung kann sich der Embryo so besser einnisten und wird mit Nährstoffen von der Mutter versorgt. Findet keine Befruchtung statt, sinkt der Progesteronspiegel ab, die Menstruation setzt ein und ein neuer Zyklus beginnt.

Menstruation: Die Gebärmutter (Uterus) stößt aufgrund des Progesteronabfalls die oberste Schleimhautschicht ab. Für die Auslösung der Menstruationsblutung und die dadurch entstehenden Kontraktionen der Gebärmutter sind Gewebshormone, die sogenannten Prostaglandine, verantwortlich. Vor allem das Prostaglandin F2α (kurz: PGF2α) provoziert eine starke Gefäßverengung, was zur Kontraktion der glatten Uterusmuskulatur führt. Darüber hinaus haben Prostaglandine einen Einfluss auf den Darm und können während der Menstruation Darmkrämpfe und Durchfälle verursachen. Das Menstruationsblut (Blut und Schleimhautreste) fließt im Normalfall über die Scheide ab, wobei die Blutungsdauer und Blutungsintensität bei jeder Frau unterschiedlich ist.

Der Menstruationszyklus erfolgt in drei Phasen

Ist es eine Dysmenorrhoe?

Bei einer Dysmenorrhoe kommt es kurz vor oder während der Menstruationsblutung zu krampf- oder kolikartigen Schmerzen im Unterbauch und Beckenbereich.

Eine Dysmenorrhoe kann aber auch durch Lageveränderungen der Gebärmutter, z. B. eine Retrofl exio uteri (nach hinten gekippte Gebärmutter), durch Myome oder Polypen in der Gebärmutter entstehen. Auslöser für die Schmerzen bei Dysmenorrhoe sind Schmerzbotenstoffe, deren Ausschüttung eine krampfartige Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur bewirkt.

Viele Endometriosepatientinnen berichten von starken Schmerzen bereits während der ersten Menstruationsblutungen in der Pubertät. Häufig werden diese Symptome bagatellisiert. „Das muss sich erst einmal einspielen“, oder: „Das ist bei den ersten Blutungen völlig normal“, heißt es oft. Vielen Frauen wird aber auch relativ zügig eine Antibabypille verschrieben, die Symptome tatsächlich zuerst einmal verbessern kann. An eine Endometriose wird aber nur selten gedacht.

Bei Endometriose bestehen die Schmerzen häufig bereits vor der eigentlichen Regelblutung und die Phase danach wird sogar gelegentlich als Erleichterung wahrgenommen. Häufig nehmen die Endometrioseschmerzen massiv zu, wenn Patientinnen die Antibabypille absetzen. Dies erklärt sich dadurch, dass alle Pillen eine Auswirkung auf die Höhe der Gebärmutterschleimhaut haben.

Während eine Frau bei natürlicher Verhütung eine Schleimhauthöhe von circa zwölf Millimetern aufweist, haben Patientinnen unter Pilleneinnahme eine Schleimhauthöhe von nur ein bis zwei Millimetern, welches zumeist eine deutlich geringe Blutungsstärke und damit auch eine Reduktion der Regelschmerzen zur Folge hat.

Tatsache ist, dass die Endometriose wie erwähnt häufig bereits im Teenageralter auftritt. Studien hierzu kamen zu dem Ergebnis, dass bei über 60 Prozent jugendlicher Frauen, die sich aufgrund unklarer Unterbauchbeschwerden einer laparoskopischen Schmerzuntersuchung – der Bauchspiegelung – unterzogen, eine Endometriose vorlag. Bei therapieresistenten chronischen Unterbauchschmerzen waren es sogar 75 Prozent, bei Frauen mit einer Dysmenorrhoe 70 Prozent.

Die Autoren dieser Untersuchung fordern weitere Studien, unter anderem um durch eine frühzeitige Diagnostik die Versorgungssituation zu verbessern und ein Fortschreiten der Krankheit im Erwachsenenalter zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. Wichtig ist in jedem Fall: Gerade bei Jugendlichen sollte man Beschwerden, die auf eine Endometriose hinweisen können, ernst nehmen und nicht davon ausgehen, dass diese bei 16- oder 17-jährigen Frauen noch nicht vorkommen kann.

Auch schon bei Teenagern können unklare Unterbauchschmerzen auf eine mögliche Endometriose hinweisen.

Schmerzpatientin oder Drückebergerin?

Tatsächlich trifft eine Endometriose Frauen häufig in der Lebensphase der Schulzeit – eine Phase, die Chancen hinsichtlich der eigenen Orientierung und Erprobung mit Blick auf die Selbstständigkeit und das Berufsleben bietet. Ausgerechnet in dieser wichtigen Phase kommt es mitunter zu häufigen Unterrichtsausfällen, beispielsweise aufgrund von Bauch- und starken Regelschmerzen.

Eltern und Lehrer können diese Situation nicht immer einschätzen und sind entsprechend hilflos: Ist die Schülerin wirklich eine Schmerzpatientin – oder doch eine Drückebergerin? Auch die Betroffenen selbst setzen sich unter Druck, denn der verpasste Unterrichtsstoff muss nachgeholt werden, am Sportunterricht können viele oft gar nicht teilnehmen.

Vorsicht, Internetfalle!

Häufig googlen die Jugendlichen ihre Symptome und stoßen im Internet beispielsweise auf Webseiten, die von einer schweren chronischen Krankheit und damit verbundenen Kinderlosigkeit berichten, ohne dabei auf die vielen Möglichkeiten einer wirksamen Behandlung einzugehen. Hier wimmelt es plötzlich von Mythen, extremen Einzelfallberichten und obskuren Therapieverfahren.

Falsche Informationen und vor allem das Schreckgespenst der Kinderlosigkeit können in eine Angstsituation und auch Depression führen, oft verbunden mit dem großen Gefühl der Hilflosigkeit.

Anstatt von den in der Endometriosetherapie bewährten Medikamenten zu berichten, werden im Netz zudem selten auftretende Nebenwirkungen häufig als selbstverständliche oder zwangsläufige Auswirkung dargestellt. Das verunsichert viele Frauen zusätzlich. Auf der anderen Seite sind Themen wie Sexualität, die Beziehung zum Partner oder das Empfinden der eigenen weiblichen Rolle – man kann es im 21. Jahrhundert eigentlich kaum glauben – auch heute noch oft in unserer Gesellschaft tabuisiert.

Ein weiteres Beispiel: Auch Frauen, die die Pille absetzen, um schwanger zu werden, aber danach eine kontinuierliche Zunahme von Regelschmerzen bemerken, können mitunter von Endometriose betroffen sein. Für einige Patientinnen erzeugt auch diese Situation psychischen Druck. Fragen, die durch den Kopf gehen und dabei im wahren Wortsinn Stress erzeugen, können etwa sein: „Wie viel Zeit habe ich, meinen Kinderwunsch zu erfüllen, wenn die Endometriose zunächst unbehandelt bleibt – geht das überhaupt?“ Oder: „Wie viel Zeit habe ich für meinen Kinderwunsch, wenn ich mich erst auf eine umfassende Behandlung einlasse und die Familienplanung aufschiebe?“

Ein Gedankenkarussell entsteht, dem oft weitere quälende Fragen folgen: „Was mache ich bloß, wenn ich jetzt eine Kinderwunschbehandlung benötige, aber mein Partner und ich sind nicht verheiratet – wer zahlt das?“ Oder: „Sollte ich mich erst beruflich verwirklichen oder muss ich jetzt schnell eine Entscheidung für die Familienplanung treffen, zu der ich aber eigentlich (noch) gar nicht bereit bin?“

Zunehmender negativer Stress bedeutet für den Organismus, sich biologisch auf Kampf- oder Fluchtbereitschaft einzustellen (siehe Seite 22). Dies ist ein entwicklungsgeschichtlich sinnvoller und überlebenssichernder Automatismus, um in Gefahrensituationen durch Anpassungsreaktionen verschiedener Körperfunktionen optimal leistungsfähig zu sein (Flight-or-fight-