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Von klein auf ist Iaret mit der verbotenen Magie der Wüste begabt. Ein Siegel auf ihrer Stirn soll den Zauber bannen, wie bei allen Frauen im Reich. Als Iaret versucht, das Siegel zu brechen und dem Harem des Herrschers zu entfliehen, wird sie in den Kerker von Niat geworfen. Noch nie ist es jemandem gelungen, von dort auszubrechen. Um in der ruchlosen Gesellschaft des Kerkers zu überleben, verbündet sich Iaret mit einem in Ungnade gefallenen Königssohn, einer Mörderin und einem Dieb. Den unfreiwilligen Gefährten bleibt nicht viel Zeit, ihre Flucht zu planen, denn das nur zur Hälfte gebrochene Siegel stellt eine tödliche Bedrohung für Iaret dar. Ihre einzige Hoffnung, jemals die Sonne wiederzusehen, ist ein Monster, das in den Tiefen des Gewölbes eingesperrt ist. Doch das Monster ist ein uraltes Wesen, voll mächtiger Magie und unbändigem Zorn. Es zu befreien, könnte die Rettung bedeuten – oder aber den Untergang der Stadt und all ihrer Bewohner.
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Seitenzahl: 458
A.S. Bottlinger
Klett-Cotta
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Hobbit Presse
www.hobbitpresse.de
© 2016 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Birgit Gitschier, Augsburg; Illustration: Melanie Miklitza, Inkcraft
Datenkonvertierung: Dörlemann Satz, Lemförde
Printausgabe: ISBN978-3-608-96027-3
E-Book: ISBN 978-3-608-10050-1
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
1. Ankunft
2. Kampf
3. Aufbruch
4. Befreiung
Danksagung
Für die kleine Katze Arabella, die leider gerade einmal drei Wochen alt werden durfte. Sie ist an dem Tag gestorben, an dem ich erfahren habe, dass dieser Roman Realität wird.
Die Reiterin, die ihr erschöpftes Pferd an diesem Abend in das Lager der Nomaden führte, war die erste Frau aus der Stadt, die je ohne Begleitung zu ihnen gekommen war.
Yasin entdeckte sie als Erster, darauf bestand er, wenn man ihn später danach fragte, auch wenn jeder wusste, dass seine Augen längst nicht mehr die besten waren. Yasin entdeckte sie also als Erster, und natürlich hielt er sie zuerst für einen Mann. Aber dann zog sie sich im Schein der Lagerfeuer das Tuch vom Gesicht, das sie zum Schutz gegen den Staub getragen hatte, und er sah die glatte Haut, die weicheren Züge.
»Eine Frau«, sagte er zu seinem Wahlbruder Ahat, mit dem er gerade noch einen abendlichen Krug Wein teilte.
Ahat lächelte. »Langsam sehen sie es ein.«
Sie war hübsch, aber Yasins Knochen schmerzten schon zu lange in der Kälte der Wüstennacht, und das Aufstehen wurde für ihn immer mehr zu einer kleinen Herausforderung. Kalil, Yasins zweitältester Enkel, versorgte zuerst das Pferd und führte dann die Reiterin durch das Zeltlager zu dem Feuer. Aus der Nähe war sie sogar noch hübscher, obwohl ihr das Tuch immer noch tief in die Stirn hing – und sie wollte zu Ahat. Natürlich.
Am Feuer angekommen, schlug sie respektvoll die Augen nieder. Ahat lächelte noch einmal und winkte ab. Er bot ihr Wein an, den sie jedoch ablehnte. Sie stellte sich als Geschichtsschreiberin vor. Als Yasin noch jung gewesen war, hatte es Geschichtsschreiberinnen genauso wenig gegeben wie einsame Reiterinnen in der Wüste.
»Ich schreibe über Secham«, sagte sie, und Yasin musste seinen Wahlbruder noch nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass er sich verkrampfte.
Für eine Weile herrschte Schweigen. »Es gibt vielleicht lohnenswertere Themen«, sagte Ahat schließlich langsam.
»Darüber lässt sich streiten.« Wieder schlug die Frau die Augen nieder. »Secham den Tyrannen, nennen sie ihn heutzutage. Aber ich und einige andere Leute, wir fragen uns, ob die Geschichte ihm nicht ein wenig Unrecht getan hat.«
Ahat nickte nur. Als Yasin den Blick von der Frau losriss, war Ahats Miene wie versteinert.
»Es gibt nicht mehr viele Zeitzeugen«, sagte die Frau. »Du bist einer der Letzten und der Einzige von denen, die damals unmittelbar dabei waren. Ich bin einen weiten Weg gekommen in der Hoffnung, die Wahrheit zu hören.«
»Wer hat dich geschickt?«, fragte Ahat.
»Einige der Gelehrten bei Hofe sind der Ansicht …«
»Ah«, unterbrach er sie. »Und ich nehme an, sie schicken mir eine Frau, weil sie hoffen, dass ich dieser Bitte dann eher nachkomme. Ich rede nicht über meinen Vater.« Ahat wandte sich demonstrativ ab und hielt Yasin den Krug mit dem Wein hin. Der ließ sich bereitwillig einschenken. Der Abend würde weniger vergnüglich werden, als er gehofft hatte.
»Einige der Gelehrten bei Hofe sind der Ansicht«, setzte die Frau noch einmal an, »Secham sei von der Geschichtsschreibung vielleicht etwas zu sehr verdammt worden. Und Iaret zu sehr verklärt.«
Der Krug fiel in den Sand neben der Feuerstelle. Yasin richtete ihn schnell wieder auf, bevor der gesamte Wein versickern konnte. Iaret. Der Name fiel im Lager der Nomaden nur noch, wenn die Kinder eine Geschichte hören wollten. Ahats Blick richtete sich in weite Ferne und ein trauriges Lächeln trat auf sein Gesicht.
Er erhob sich. Sein Rücken war ein wenig krumm, die Gestalt zu dürr, um noch beeindruckend zu wirken. Dennoch blickte die Geschichtsschreiberin plötzlich mit Sorge zu ihm auf. Das Tuch auf ihrem Kopf glitt ein Stück nach hinten.
»Wie lange ist es jetzt her?«, fragte er.
Die Frau räusperte sich. »Fünfundsiebzig Jahre, fast genau auf den Tag.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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