Der fünfte Raum - Gerhard A. Küpper - E-Book

Der fünfte Raum E-Book

Gerhard A. Küpper

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Seit Jahren gehören die sagenumwobenen Sternberg-Diamanten wie das Raubgold der Nazis und das Bernsteinkabinett zu den wertvollsten, aber verschollenen Schätzen der Welt. Rechtmäßige Erben der Sternberg-Diamanten gibt es nicht mehr. Sie wurden, weil es Juden waren, in den Konzentrationslagern der Nazis ermordet. Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um die Herkunft und den Verbleib des Schatzes. Abenteurer, Geheimdienste, alte Nazis, die Stasi und andere Verbrecherorganisationen aus aller Welt gingen und gehen immer noch auf Spurensuche. Bis eines Tages herauskommt, dass sich der mehrere Milliarden US-Dollar schwere Schatz im Keller des unbedarften Zahnarztes Paul Henrich in Köln-Müngersdorf befinden soll. Goldene Zeiten sieht der auf sich und seine Familie zukommen. Er handelt auf eigene Faust. Doch auch die Mossad, der israelische Geheimdienst, die Old Jewish Society und das internationale Diamantensyndikat in Antwerpen machen sich auf den Weg und hinterlassen dabei blutige Spuren. Ein atemberaubender Thriller, der Fakten und Fiktion, Fantasie und Wahrheit zu einem schwindelerregenden Leseabenteuer vereinigt. Der turbulente Roman führt den Leser von Köln aus u. a. nach Tel Aviv, Paris, Buenos Aires und Antwerpen. Aufwändige Recherchen liegen dem Roman zugrunde.

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G. A. Küpper

Der fünfte Raum

Roman

© 2024 Gerhard A. Küpper, Ostlandstr. 28, 50858 Köln

Umschlag: Mechthild Klaas

Cover unter Verwendung von Shuhtterstock 1563375772, 1918773251, 2480424699

Satz: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Softcover

978-3-384-42696-3

Hardcover

978-3-384-42697-0

E-Book

978-3-384-42698-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Die Protagonisten

Der fünfte Raum

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Prolog

Kapitel 37

Der fünfte Raum

Cover

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Prolog

Am 12. November 1995 rief der Architekt und Bauunternehmer Albert Schröder seinen Sohn Alexander an sein Sterbebett.

Alexsander Schröder sah seinen Vater nach vielen Jahren das erste Mal wieder. Das hohe Alter und der bevorstehende Tod hatten den Neunundachtzigjährigen sehr gezeichnet. Wenn man ihm nicht gesagt hätte, dass dieser langsam vor sich Hinsterbende sein Vater ist, hätte er ihn nicht wiedererkannt. Der Vater lag ruhig mit geschlossenen Augen da. Als er sie öffnete und den Sohn erkannte, flog ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht.

Er hielt seinem Sohn die verknöcherte Hand hin. Instinktiv verglich der Sohn seine Hand mit der des Vaters. Sie war dünn mit einer fast durchsichtigen pergamentartigen Haut überzogen, die er mit einem Gefühl von Fremdheit zögerlich annahm. Die Hand fühlte sich schon leblos an. Dennoch ergriff er sie, wenn auch mit innerer Abwehr, aber nicht mit der Bereitschaft, einen geliebten Menschen das letzte Mal zu berühren. Wie alt mochte der Vater sein, neunzig, fünfundneunzig oder sogar auch älter? Er wusste es nicht. Bis der Anwalt des Vaters sich gemeldet hatte, wusste er nicht einmal, dass sein Vater noch lebte. Alexander schaute auf den alten Mann, aber ohne aufrichtige Gefühle zu empfinden. Auch jetzt wollten keine Gefühle entstehen, wie es in einer Vater – Sohn Beziehung normal gewesen wäre aber es war zumindest Respekt für einen alten, sterbenden Mann. Es sollte ein Pflichtbesuch sein. Das hatte er geglaubt. Aber es kam völlig anders.

„Setz dich bitte“ forderte Albert Schröder seinen Sohn auf. Man merkte sofort, dass ihm das Sprechen schon schwerfiel. Er winkte ihn näher an sich heran, weil ihm lautes Sprechen schwerfiel. „Wir haben jahrelang keinen Kontakt mehr gehabt. Deine Mutter und ich haben uns all die Jahre gefragt, was wir falsch gemacht haben“, flüsterte er. Der Sohn reagierte kühl und gereizt er erkannte nicht, oder wollte nicht erkennen, dass der Vater viele Jahre unter der ungewollten Trennung gelitten hat.

„Vater, hast Du mich gebeten zu kommen, um mit mir abzurechnen oder was war der Grund?“ entgegnete er kühl.

„Nein mein Sohn, für eine Abrechnung ist es nun auch schon zu spät. Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich damit viel früher beginnen müssen. Dann wäre unsere Geschichte wahrscheinlich anders verlaufen. Ich habe mich allerdings auch oft gefragt, was es ist, was uns trennt. Ich habe keine Antwort gefunden. Als deine Mutter starb, galten ihre letzten Worte dir. Sie hatte bis zuletzt gehofft, dich noch einmal zu sehen.“

„Vater, ich glaube, dass wir nie richtig zueinander gefunden haben. Da hat immer etwas gefehlt und ob das an mir lag, weiß ich nicht. Irgendwann haben sich unsere Wege getrennt und mein Beruf hat es einfach nicht zugelassen, dass sie sich wieder getroffen haben. Aber wenn es keine Abrechnung ist, was ist es dann? Warum muss ich dich unbedingt aufsuchen, wie der Anwalt gesagt hat?

Es hatte den Anschein, als ob der Vater seine letzten Kräfte mobilisierte, um seinem Sohn seine Geschichte zu erzählen. Erst jetzt löste Alexander seine Hand aus der seines Vaters. Er sah, dass die Berührung des Sohnes seinem Vater sichtbar gutgetan hatte. Die Geste hatte etwas lang erhofft Versöhnliches. Spät, aber nicht zu spät, dachte der Albert.

„Mein Sohn ich habe dich hierhergebeten, weil es mit mir zu Ende geht. Ob ich den morgigen Tag noch erlebe, hängt allein von der Barmherzigkeit Gottes ab. Viel Zeit habe ich jedenfalls nicht mehr. Ich habe dir etwas zu sagen, was nur für deine Ohren bestimmt ist. Es geht nicht um mein Testament, darin ist alles geregelt. Es geht um eine Geschichte, die sich während des Krieges 1941 zugetragen hat. Aber diese Geschichte lastet jetzt schon über fünfzig Jahre auf meiner Seele und ich kann erst in Ruhe sterben, wenn ich endlich darüber gesprochen habe. Du kannst es auch eine Beichte nennen.

„Warum konntest du nicht darüber sprechen, Vater?“

„Weil ich ein Gelübde abgelegt habe, von dem ich mich jetzt angesichts des Todes aber entbinden möchte. Am besten ist, du hörst einfach mal zu“, forderte Albert seinen Sohn ungeduldig auf.

„Die Geschichte mag sich abenteuerlich anhören, aber sie entspricht der Wahrheit.“

Es begann alles 1941. Meine damalige Anwältin Frau von Zeitz rief mich an, denn sie wollte mich sofort sehen. Da ich ihr Haus in der Belvedere Straße in Köln Müngersdorf gebaut hatte, war sie meine Kundin und da ich im Laufe der Jahre auch ihr Mandant wurde, war ich ihr verpflichtet und folgte spontan ihrer Bitte. Es ginge um ihr Haus und weil ich mich besonders gut damit auskennen würde, hatte sie mich zu sich gebeten. Aber wie sich schnell herausstellte, war dies nur ein vorgeschobener Grund. Was sie mir bei diesem Gespräch mitteilte, war so ungeheuerlich, dass ich spontan wieder gehen wollte. Sie zeigte mir meine 1930 angefertigten Baupläne ihres Hauses und wies auf den im Keller befindlichen Hauswirtschaftsraum hin. Der sollte um die Hälfte verkleinert werden. Ich solle einfach eine Wand durchziehen und fertig. Das könne ja wohl nicht so schwer sein.“

Der Vater war sichtlich aufgeregt, so sehr bewegte ihn das Geschehene immer noch.

„Ich wollte natürlich wissen, warum ich eine zusätzliche Wand einziehen sollte. Sie wolle darin etwas lagern bzw. verstecken, was die Nazis keinesfalls finden durften. Ich ließ aber nicht locker. Ich wollte unbedingt wissen, was da geplant war. Sonst würde ich das nicht machen. Je nach dem, was da versteckt werden sollte, konnte das zu Zeiten der Schreckensherrschaft der Nazis gefährlich sein, zumal ich auf der Liste der Parteiverweigerer stand. Ich hatte mich geweigert der NSDAP beizutreten, weil meine politischen Interessen anders gelagert waren. Und du warst damals mit 17 Jahren Mitglied der Hitlerjugend und ziemlich nah an ihnen dran. Die Kinder in der Hitlerjugend sollten ihre Familien aushorchen und wenn sich eine oppositionelle Meinung zu der der NSDAP herausstellte, sollten die Kinder ihre Eltern denunzieren. Bei uns zuhause war deshalb Sprengstoff genug. Ich hatte spontan abgelehnt.“

Der Vater holte mit einer gewissen Erleichterung tief Luft. Er schien eine Antwort auf eine offene Frage seines Lebens gefunden zu haben. „Wenn ich mir die Vergangenheit wieder ins Gedächtnis zurückhole, dann glaube ich, dass sich schon damals unsere Wege in getrennten Welten verloren haben.“

„Ja das glaube ich.“ bestätigte der Sohn.

„Ja und als ich erfahren hatte du seist bei der Stasi, gab ich jede Hoffnung auf.“

Dem alten Mann liefen nun dünne Tränen über das ausgezehrte Gesicht. Er konnte und wollte sich in diesem Moment auch nicht mehr beherrschen. Tröstend ergriff der Sohn erneut die Hand des Vaters, worauf dieser mit stockender Stimme seine Erzählung fortsetzen wollte.

„Wo war ich stehen geblieben?

„Du warst bei deiner Anwältin“, klärte Alexander seinen Vater auf.

„Ja, ja die Anwältin … sie legte mir eine Akte des Amtsgerichts Köln unter die Nase, auf der groß und deutlich in Sütterlin-Schrift „Edelweißpiraten“ stand. Ich sei Mitglied in vorderster Front dieser Widerstandsgruppe und wenn diese Akte in die Hände der Gestapo fiele, wäre ich ein toter Mann.“ erklärte sie mir …“Verteidigen könne sie mich auf garkeinen Fall. Sie bot mir aber einen Tausch an: diese Akte gegen mein Versprechen die Wand zu errichten. Sie hatte sich später mehrfach für diese Erpressung entschuldigt, gab aber als Begründung an, dass sie keine andere Wahl gehabt hätte.

Ich musste eine eidesstattliche Versicherung unterschreiben, dass kein Wort unseres Gespräches jemals an die Öffentlichkeit gelänge. Zusätzlich nahm sie mir noch mein Ehrenwort ab. Weder heute, noch morgen und auch in ferner Zukunft durfte ich mit einem anderen Menschen darüber reden. Dennoch wollte ich wissen, was da hinter dieser Wand vor sich gehen sollte.

Als ich ihr alle Versprechen meiner Verschwiegenheit geben hatte, wurde sie etwas deutlicher. Es sei der Nachlass eines sehr reichen jüdischen Kaufmannes, der auch ihr Mandant war. Dessen Namen wollte sie mir aber auf keinen Fall sagen, schon wegen meiner Sicherheit. Da er mit seiner Frau deportiert werden sollte, wollte er ein paar Bilder vor der Verbrennung durch die Nazis retten. Ihr Kunde war sich sehr sicher, den Krieg gesund zu überstehen. Er wollte für einige Zeit nach Amerika ausreisen, käme wieder zurück, sobald es die Zustände es zuließen. Also war es alles andere als ein krimineller Hintergrund. Was wollte ich machen? Sie hatte mich in der Hand. Die Frau musste stark unter Druck gestanden haben, mich mit meiner Akte zu erpressen. Mit einer Wand ist es nicht getan, hatte ich ihr gesagt. Die Bauzeichnung des Kellers musste völlig neu überarbeitet werden. Wenn jemand auf die Idee kam, sich im Grundbuchamt die Original-Pläne anzusehen und mit der Realität zu vergleichen, dann fiel der Schwindel sofort auf. Dann gab sie mir Kopie der Original-Pläne. Da sah man deutlich einen eigentlich viel zu großen Hauswirtschaftsraum, aus dem sie gerne zwei Räume gemacht hätte. Zur Verdeutlichung hatte sie handschriftlich in die Mitte dieses Raumes eine Wand eingezeichnet, die jetzt den Raum teilte. Den neuen Plan also der heute immer noch aktuell ist und auch im Grundbuchamt liegt gebe ich dir auch.“ Damit schob er seinem Sohn den Plan mit zittriger Hand zu. Ungeduldig fragte der Sohn. „Waren es wirklich nur Bilder?“

„Das weiß ich nicht, wenn es welche waren, müssen sie aber sehr wertvoll gewesen sein. Da ihr Mandant mit Bildern handelte, waren sie sicher auch sehr wertvoll, denn sonst wäre der Aufwand nicht zu vertreten gewesen. Vielleicht kannst du das herausfinden.

Wir haben uns damals alle Mühe gegeben, das Versteck zu perfektionieren. Es musste so aussehen, als ob diese Wand von Anfang an dort gestanden hatte. Der Hauswirtschaftsraum sei ohnehin zu groß, also könne man ihn gut um die Hälfte verkleinern. Mehr müsste ich nicht wissen, sagte sie. Ich stellte eine Menge Fragen und wollte natürlich auch wissen, welchem Risiko ich mich aussetzen würde?

Das Risiko sei nicht höher, als das, dem ich mich mit der Mitgliedschaft bei den Edelweiß-Piraten ohnehin schon ausgesetzt hätte. Ich war entsetzt woher sie das wisse habe ich sie gefragt. Es gäbe Kreise in der Gestapo zu denen sie Zugang hätte, mehr könne sie mir nicht sagen. Ich hätte demzufolge schon reichlich Dreck am Stecken da käme es auf diese Wand auch nicht mehr an. Aber wenn der ganze Schwindel auffallen würde, könne man mir nur das Errichten der Wand zur Last legen. Dann käme ich mit einer Geldstrafe davon. Deshalb wäre es besser nicht zu wissen, was in diesem neuen Raum abgestellt würde.

Natürlich war ich erpressbar. Es stimmte, ich war damals mit fast schon vierzig Jahren eines der führenden Mitglieder der Edelweißpiraten, einer Kölner Widerstandsgruppe-Gruppe. Wir lehnten uns gegen das damalige politische System und die Gestapo auf und verteilten Flugblätter, auf denen zum Beispiel stand: So braun wie Scheiße, so braun ist Köln. Wacht endlich auf!“

Für die Nazis erfüllte das den Tatbestand: Schwächung der deutschen Volksgemeinschaft. Der Widerstand gegen die Gestapo wurde als Landes- bzw. Hochverrat eingestuft. Wer zu dieser Gruppe gehörte, wurde entweder in ein Konzentrationslager geschickt oder direkt im Kölner Gestapo-Gefängnis hingerichtet. Noch 1944 wurden zwölf meiner engsten Freunde ohne Verhandlung von der Kölner Gestapo exekutiert.

Die neuen Pläne zu zeichnen, war ein Kinderspiel. Wir hatten Kaligraphen in unserer Gruppe, die Stempel und Unterschriften fälschen konnten ohne, dass es jemanden auffallen würde. Wir hatten nur ein Problem, nämlich wie würde der alte, Original-Plan gegen den neuen, gefälschten Plan ausgetauscht ohne, dass es auffiel. Das Archiv des Grundbuchamtes war mit aufmerksamem Personal besetzt. Da ging man nicht so einfach rein und bediente sich an den Akten. Da füllte man am Schalter ein Formular mit Namen, Adresse und Grund der Einsichtnahme aus. Dann ging man in Begleitung eines Beamten ins Archiv, holte die gewünschte Akte und der Aufpasser blieb zugegen, bis das Schriftstück wieder an seinen Platz gestellt wurde. Das war ein scheinbar unlösbares Problem. Wenn ich ins Grundbuchamt ging, was häufiger vorkam kam, dann wurde ich sogar bei Betreten und Verlassen des Hauses einer gründlichen Leibesvisitation unterzogen.

„Ich mache das“, versprach Frau von Zeitz selbstbewusst.

Eigentlich war das nichts für meine Anwältin. Ich kannte sie nicht mehr wieder, als sie mir den Vorschlag machte. Die kleine ängstliche Frau wurde plötzlich zur mutigen Agentin, die offenbar Nerven wie Stahlseile haben musste. „Ach was!“, winkte sie meinen Einwand ab. „Ich bin in der Woche drei -viermal im Grundbuchamt, um zum

Beispiel Erbschaftsprozesse vorzubereiten. Ich bin dort bekannt wie ein bunter Hund und genieße Freiheiten wie kaum jemand anderes. Ich gehe nur an dem Schalter vorbei und rufe dem Kalfaktor den gewünschten Straßennamen zu, dann überlässt man mich mit meiner Suche“, bemerkte sie weiter.

Der Vater tat sich hörbar schwer seine Erinnerung zu bemühen. Er holte tief Luft und fuhr fort

„Gesagt, getan! Die Belvedere Straße war schnell gefunden. Den alten Plan entnahm sie in großer Eile und tauschte ihn gegen den neuen Plan aus. Mit dem alten in der Tasche verließ sie das Grundbuchamt, immer mit der Furcht im Rücken, jemand könnte den Austausch bemerkt haben. Mit den Arbeiten konnte somit begonnen werden. Das hätte auch alles reibungslos gelingen können, wenn da nicht noch ein Vorfall passiert wäre, der unser Leben, das von Frau von Zeitz und das von mir, grundlegend verändert hat“, erklärte der alte Schröder seinem Sohn.

In den trockenen Mundwinkeln des Vaters bildeten sich kleine Schleimfäden, worauf Alexander ihm ein Glas Wasser reichte, das er mit zittriger Hand gerne annahm. Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, rappelte er sich in eine bequemere Position auf. Das Gespräch schien ihn so sehr anzuregen, dass er wieder zu Kräften kam.

„Hast du schon einmal etwas von Hans-Werner Westermann gehört?“, fragte Albert Schröder.

„Woher sollte ich?“, antwortete sein Sohn.

„Er war ihr Nachbar und wohnte auch in der Belvedere Straße. Westermann war ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, zuständig für Ausländerangelegenheiten, ein absolut linientreuer Nazi, ein Mitläufer, vor dem sich die Nachbarschaft fürchtete. Hans- Werner Westermann Mitte 30, klein, untersetzt, dicklich, hatte wenig Haare, dafür aber eine dicke, offenporige Knollennase, die er überall reinsteckte. Er war unverheiratet und ungeheuer ehrgeizig. Er rühmte sich, einer der ersten Menschen gewesen zu sein, die 1921 in die gerade gegründete NSDAP eintraten. Er schloss sich der neuen Partei an, um mit ihr nach oben gespült zu werden. Wenn du mich fragst eine Schmeißfliege, die sich auf jeden Haufen setzt. Er hatte schon viele seiner Mitbürger denunziert. Man ging ihm aus dem Weg, wo immer es möglich war.“ wie ich später von Frau von Zeitz erfahren habe.

Im Gestapo-Hauptquartier am Appellhof nannte man ihn die Ratte. Er lieferte nicht nur Namen, er war groß darin, Berichte zu schreiben. Das meiste von dem, worüber er berichtete, waren Bagatellen. Aber er fühlte sich als der Staatsanwalt von Müngersdorf. Weißt du, solche Menschen braucht jedes politische System. Das kennst du doch, das war doch bei eurer Stasi nicht anders.“ bemerkte der Vater was sich wie ein Vorwurf gerichtet an ein sozialistisches System anhörte.

„Ja kenne ich! Wir hatten in der DDR mit 180.000 Menschen das größte Denunziationspotenzial der Welt“, erinnerte sich Alexander.

„Gut, also die Mauerarbeiten vollzogen sich hinter der Kulisse des Krieges. Köln war in dieser Zeit immer wieder Zentrum feindlicher Luftangriffe. Wenn feindliche Flieger angekündigt wurden, heulten die Luftschutzsirenen. Allgemeine Verdunkelung war angesagt. Ein Umstand, den sich Frau von Zeitz und ich zunutze machten. Es war die denkbar günstigste Gelegenheit, während eines Luftangriffs das Baumetrial anzuliefern. Dann waren die Straßen menschenleer und die Fenster der Häuser verdunkelt. Die Gefahr, einem solchen Angriff zum Opfer zu fallen, schätzten wir als sehr gering ein, denn man bombardierte vor allem die Innenstadt von Köln. Die Vororte waren bis zu diesem Zeitpunkt unbeachtet geblieben. Die Menschen hatten Angst, im Dunkeln über die Straße zu gehen. Hinzu kam eine Anordnung des Kölner Oberbürgermeisters Peter Winkelnkemper, selbstverständlich auch ein überzeugtes NSDAP-Mitglied, die Bürger sollten zu Hause bleiben, Gardinen und Rollläden schließen und Licht vermeiden.

Dann, es war wieder Luftalarm, fuhr ich mit meinen LKW vor die Haustüre der Anwältin. Die Scheinwerfer hatte ich, bis auf einen kleinen Schlitz, vorschriftsmäßig abgedunkelt. Ich parkte ganz nah an dem Kellerfenster, durch das wir die Ziegelsteine für die Wand über eine notdürftig hergestellte Rutsche in den Keller befördern wollten. Trotz Bombenalarm und Verdunkelung und Ausgangssperre fiel die nächtliche Aktivität einem Nachbarn auf. Eben diesem Hans Werner Westermann. Die Ratte Westermann beobachtete uns mit großem Interesse, wer da trotz Bombenalarm einen LKW rangierte. Er wollte unbedingt wissen, was da vor sich ging. Denn wer konnte es wagen, entgegen strikter Anordnung bei Bombenalarm einen Lastwagen, der kein Militärfahrzeug war, zu fahren. Westermann schlich sich unbemerkt an meinen LKW heran, um dann plötzlich wie eine Muräne aus der Deckung zu schnellen. „Habe ich sie erwischt? Was machen sie da bei Bombenalarm und Ausgangssperre? Reden sie Mann!“, forderte er mich lautstark auf! Da ich ihn nicht kannte, war mir auch nicht die Gefährlichkeit dieses Idioten bewusst. „Das geht dich einen feuchten Mist an. Verschwinde, sonst mache ich dir Beine!“, herrschte ich ihn an. Da brauste der Typ auf. „Wie kann es einer wagen, mir zu sagen, dass mich etwas nichts angeht, mich, den Blockwart der Straße?“ fauchte er mich an. Ich gab ihm keine Antwort. Er wollte meinen Namen wissen, weil er eine Anzeige machen wollte. Dann würde ich ja sehen wer hier wem Beine macht.

Die Situation wurde nicht besser, als ich ihn einen aufgeblasenen Heini nannte. Das konnte der erboste Westermann nicht auf sich sitzen lassen. Er zog gebieterisch seinen Notizblock aus der Tasche und begann zu schreiben, was das Zeug hielt. Dabei bewegte er sich kontrollierend um den LKW herum. Er war ganz in seine Notizen vertieft, da übersah er in der Dunkelheit einen am Boden liegenden Ziegelstein, stolperte und schlug, in der rechten den Stift und in der linken Hand seinen Notizblock haltend, mit der Schläfe ungebremst auf einen aufrechtstehenden Ziegelstein auf. Da lag er nun und rührte sich nicht mehr. Westermann war auf der Stelle tot. Damit hatten weder er, Westermann, noch ich, noch meine Auftraggeberin gerechnet. Was sollte man nun tun, den Kerl liegenlassen? Eine deutlichere Spur konnte man nicht legen. Ihn im nahegelegenen Grüngürtel entsorgen? Wenn man ihn fand, würde das bei einem linientreuen Nazi nur großartige Ermittlungen nach sich ziehen. In ihrem Garten wollte sie ihn auch nicht haben.

Frau von Zeitz und ich sahen uns an, wir verstanden uns sofort. Sie war als Anwältin pragmatisch veranlagt. Ob da unten noch Platz für Westermann sei, fragte sie mich. Und schon legten wir ihn mitvereinten Kräften auf die Rutsche. Von da an gab es ein beiderseitiges Stillschweigen. Wir beide hatten sozusagen eine Leiche im Keller. Ein Geheimnis, dass wir hüten mussten bis, dass der Tod uns scheiden würde. „Und der Typ liegt jetzt immer noch da?“, wollte der Sohn wissen.

„Ja natürlich, wo sollte er auch sonst hin. In der darauffolgenden Nacht ging es ungestört an die Teilung des Kellerraumes. Bevor der letzte Spalt verschlossen wurde, stellte ihr geheimnisvoller Mandant Kisten und Koffer ab. Das war alles sorgfältig mit Tüchern bedeckt und behängt, ohne, dass etwas erkennbar gewesen wäre. Meine Anwältin wachte, wie ein Schießhund, während der noch verbliebenen Bauzeit darüber, dass ich keine Gelegenheit fand, einmal unter die Tücher und Decken zu blicken, was ich aber gerne getan hätte. Westermann wurde in einen alten Teppich gerollt, fest verschürt und ebenfalls eingelagert.“

„Ich verstehe, du musstest schweigen, sonst hätte man dich wegen Todschlags, wenn nicht sogar wegen Mordes, angezeigt“, bemerkte Alexander.

„Ganz richtig! Nicht nur ich, auch Frau von Zeitz war zum Schweigen verurteilt. Man hätte uns beide wegen Mordes angeklagt.

Wenige Tage nach der Keller-Aktion muss Frau von Zeitz erfahren haben, dass sich ihr Mandant der Deportation durch Freitod entzogen hatte. Sie selbst starb 1990.

„Vater, hast du denn nie versucht herauszufinden, wer dieser geheimnisvolle Mandant war und was noch viel wichtiger war, herauszufinden, was sich in diesem zugemauerten Raum befand?“, fragte Alexander.

„Doch, doch aber sie sagte es mir erst viel später, als sicher war, dass ihr Mandant von den Nazis ermordet wurde, dass es Adam Sternbergs Vermögen gewesen ist und der einer der reichsten Menschen in Europa gewesen ist. Sternberg handelte mit Kunstgegenständen Bildern und vor allem mit Diamanten. Aber was er dort versteckt hat wusste sie auch nicht.

Ich hatte damals schon vermutet, dass es sich um wertvolle Gegenstände handelte. Darum hatte ich Frau von Zeitz gesagt, dass irgendwann die Gestapo zu einer Hausdurchsuchung kommen würde. Die Verbindung zu ihr und diesem wohlhabenden Mandanten ist so offensichtlich, dass sie buchstäblich kommen mussten. Darauf hatten wir uns einzustellen. Jetzt, mit dem Typen da unten, wurde die Sache erst recht nicht leichter. So mein Sohn nun kennst du meine Geschichte. Sie hat mich über 50Jahre meines Lebens begleitet. Sie hing wie ein DamoklesSchwert über mir und drohte jeden Moment auf mich herab zu stürzten. Es war nicht der fünfte Raum der mich belastete, es war dieser unsägliche Westermann der als Toter mehr Druck ausübte, als er als Lebender dazu im Stande gewesen wäre. Ich habe Frau von Zeitz nie mehr darauf angesprochen, weil wir diese dunkle Episode unseres Lebens tabuisieren wollten. Ich weiß nicht ob du dir das vorstellen kannst, du bist völlig unschuldig, aber du selbst hast ständig große Furcht wegen Mordes verurteilt zu werden. Wir haben diesen Vorfall aus unserer bewussten Wahrnehmung einfach verdrängt. Jetzt wo ich mir das alles von der Seele geredet habe, geht es mir besser und ich kann in Frieden sterben. Ich habe mich an das gemeinsame Versprechen gehalten und die ganze Geschichte zu vergessen versucht. Aber du, mein Sohn bist nicht an mein Gelübde gebunden. Du kannst alle Hebel in Bewegung setzen um herauszufinden was in diesem fünften Raum liegt.“

Das war das letzte Zusammentreffen das der Sohn mit seinem Vater hatte. Drei Tage nach diesem Gespräch starb der alte Mann.

1

Adam Sternberg wurde 1885 im schlesischen Oppeln als Sohn des Schneiders Abraham Sternberg und seiner Frau Anna geboren. In der überwiegend katholischen Stadt gehörten die Sternbergs als Juden einer gesellschaftlich benachteiligten religiösen Minderheit an. Deshalb zogen sie bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs in das weltoffene Berlin um. Adam studierte an der Geologischen Fakultät der Universität Berlin. Im Rahmen seiner Ausbildung nahm er an einigen Gemmologie-Fachseminare teil. Dort entdeckte er seine Liebe zu Edelsteinen. Sie faszinierten ihn derart, dass er beschloss, sich ganz dieser Materie zu widmen. Adam Sternberg war ein Einzelkind. Er wurde von seiner Mutter abgöttisch geliebt und verwöhnt. Soziale Verantwortung hatte er nie erlebt und gelernt. Wer Adam Sternberg gut kannte, war davon überzeugt, dass er ein egoistischer Einzelgänger war und nur aufgrund der Suche nach seinen Vorteilen in einer Gemeinschaft lebte. Denn sein Streben und Verhalten zielte letztlich darauf ab, nur sein individuelles Glück und Wohlbefinden zu erreichen.

Die Weiterentwicklung seines Geschäftsmodells basierte auf einer Erfahrung die er Anfang der 40er Jahre machte. Als Sternberg von einem NSDAP Funktionär gefragt wurde ob er den Bankdirektor und Kunstsammler David Klein kenne. Der in Kunstkreisen bekannte und geschätzte Klein besaß eine international geachtete Bildersammlung alter niederländischer Maler. Natürlich kannte Sternberg ihn. Aber allein diese Frage reichte aus, dass Sternberg Klein besuchte und ihm anbot seine alten Meister so lange sicher zustellen bis er aus der Immigration zurückkam. Als Honorar würde er eines seiner Bilder für sich behalten. Darüber wurde ein Vertrag erstellt von dem aber Sternberg wusste, dass er das Papier nicht wert war auf dem er geschrieben wurde. Das Schicksal der Familie Klein war ihm völlig egal, er sah nur seine Vorteile zum einen den Kontakt zu den NSDAP Funktionär zu optimieren, indem er die Bilder ablieferte und zum anderen versprach sein Honorar ihm erheblichen Vermögenszuwachs.

Seine schnell erworbene Fachkenntnis, verbunden mit einem außergewöhnlichen Verhandlungsgeschick, brachte ihm Erfolg. Zudem beherrschte er es vorzüglich, die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der zwanziger und dreißiger Jahre zu seinem Vorteil auszunutzen. Er verstand es außerordentlich, sich in die Kreise seiner wohlhabenden jüdischen Mitmenschen einzubringen. Wesentlicher Erfolgsgarant war die französische Mandel Banque Privèe, deren Inhaber und Direktor sein späterer Schwiegervater werden sollte.

Adam Sternberg war von 1925 bis 1941 einer der erfolgreichsten Diamanten- und Kunsthändler im Großdeutschen Reich. Seine geschäftlichen Kontakte erstreckten sich auch auf Europa und bis nach Amerika. Er hatte schnell gelernt, dass man nur dann Erfolg hat, wenn man genau die Fähigkeiten besitzt, die im Moment gefragt sind und dass man mit den Wölfen heulen muss, wenn man überleben will. Mehr noch: Er erkannte, dass sich mit den politischen Verhältnissen viel Geld verdienen ließ. Er verfolgte eisern und konsequent den Grundsatz, so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit aufzutreten. Deshalb war Sternberg in Fachkreisen der Kunst- und Diamantenhändler auch nur wenigen Menschen bekannt. Bekanntheit schadet.

2

Im Frühjahr 1940 setzte sich Adam Sternberg in einen überfüllten Zug von Köln nach Berlin. In seinem Abteil mussten sich acht Personen sechs Sitzplätze teilen. Diesem Umstand hatte es Sternberg zu verdanken, dass ihm dadurch unverhofft die Chance zu einer lukrativen Erweiterung seines Geschäftsfeldes eröffnet wurde.

„So eine Sauerei“, schimpfte einer der Mitreisenden, „wir müssen hier wie die Ölsardinen sitzen, und nebenan hat einer für sich das ganze Abteil reserviert. Die Herren der SS sind bestimmt etwas ganz Besonderes.“ Sternberg empfand den Protest als Aufforderung. Er stand auf, verließ das Abteil und klopfte an die Türe des Nachbarabteils.

„Verzeihung, dass ich störe, aber der Zug ist überfüllt. Es ist kein Sitzplatz zu haben und bis Berlin im Stehen? Ob ich vielleicht in Ihrem Abteil einen Sitzplatz haben könnte? Ich bezahle den Sitzplatz selbstverständlich.“

Der Fahrgast erkannte sofort, dass ein vornehm gekleideter Herr wie Sternberg nicht in die zweite Klasse passte. Er sprang, auf, reichte ihm freundlich die Hand und sagte:

„Aber natürlich! Kommen sie rein, wenn se meine Uniform nicht stört! Nehmen sie doch bitte Platz!“

Sternberg antwortete: „Ach, im Allgenmeinen mache ich mir nichts aus Uniformen. Sie sind wichtig, aber ich kenne nicht alle Dienstgarde und damit sind sie für mich alle gleich. Darf ich fragen welchen Rang sie besitzen?“

„Klar dürfen sie, aber nehmen sie erstmal Platz. Das trifft sich gut, ich muss auch nach Berlin. So ganz alleine im Abteil, dat macht wirklich keinen Spaß. Bitte setzen sie sich den Platz hat der Führer schon bezahlt.“

Der freundliche Offizier hieß Franz Ungemach. Er war SS Oberführer und Leiter für nationale Passangelegenheiten im Reichsministerium des Innern und, wie sich im Gespräch heraussteilen sollte, ein enger Parteifreund von NSDAP-Funktionär Wilhelm Frick, amtierender Reichsinnenminister. Sie stellten sich einander vor.

„Was machen sie denn beruflich, wenn ich fragen darf?“, begann Ungemach das Gespräch. Sternberg wollte vorsichtig sein, denn sein Gegenüber sah mit seiner bis auf die Schädeldecke kurzrasierten ehemaligen Haarpracht und einem Hitlerschnäuzer wie eine Führerimitation aus. Der Mann ist sicher ein linientreuer Nazi mutmaßte er.

„Ich bin Kunsthändler“ antwortete Sternberg.

„Dann sind sie bestimmt auch Jude.“ platze es aus dem SS Oberführer heraus.

Sternberg antwortete verstört: „Ja sieht man das? Ich dachte immer, ich sähe aus wie jeder andere.“

Ungemach wurde Opfer seines Vorurteils und wollte ein Argument liefern, dass den Fauxpas zu erklären versuchte. „Ich dachte, wenn sie Kunsthändler sind, dann müssen sie eigentlich Jude sein, denn die Juden sind ja, bis auf wenige Ausnahmen natürlich, alle Kunsthändler, jedenfalls die, die ich kenne.“

Sternberg reagierte verständlicherweise zurückhaltend, aber gereizt:

„Wenn ich ihr Abteil verlassen soll, dann sagen sie es nur.

Ich stehe lieber als Ihnen zur Last zu fallen.“ Ungemach war bewusst, dass er das Gespräch völlig falsch begonnen hatte und sagte:

„Nun sind sie mal nicht gleich beleidigt. Bleiben sie bitte. Ich muss um Entschuldigung bitten. Nein, sie sehen eher aus wie ein Banker …oh das sind ja auch alles Juden …wieder ein Lapsus. Ich glaube, ich muss an meinem Weltbild arbeiten.“ sagte er in devoten Unterton.

„Nein!“, entgegnete Sternberg höflich. „Nein, vielleicht nur an Ihrem Vorurteil“.

Sternberg hatte sich kurz dazu entschlossen, über die Bemerkungen Ungemachs diplomatisch hinwegzulächeln.

Sie sahen sich beide für einen Moment stumm an und lachten dann herzlich.

„Mensch da haben sie Recht. Uns haben sie in die falsche Richtung dressiert. Können Sie mir nochmal verzeihen? Ich versuchte, mich zu bessern. Beim nächsten Mal kostet mich das eine Flasche Schampus. Wissen sie, ich habe überhaupt nichts gegen Juden. Da sind ganz feine Leute drunter. Das ist wie bei den Ariern. Da läuft auch ein schlimmes Volk rum. Wenn sie mich fragen, sollten wir mit dem ganzen Quatsch um andere Ethnien Schluss machen. Alles dummes Zeug!“

Ungemach griff in seine Uniformjacke und packte ein Lederetui mit dicken Zigarren aus. „Darf ich Ihnen eine anbieten? Kommen direkt aus Havanna, speziell eingeflogen.“

„Nein danke! Ich rauche nicht, aber machen Sie sich ruhig eine an. Ich rieche Zigarren gerne“, entgegnete Sternberg.

„So! Pazifist und Nichtraucher! Ich hoffe sie trinken wenigstens einen Schluck Cognac mit mir. Entschuldigung dürfen Sie überhaupt Cognac trinken der wird ja aus vergorenen Trauben hergestellt?“

„Oh sie sind aber gut informiert. Ja natürlich nehme ich sehr gerne einen Schluck. Ich nehme es nicht so streng.“

„Hätte ich sonst auch persönlich genommen.“ Darauf griff er in seine abgewetzte Aktentasche und zog eine Flasche Cognac und zwei kleine Gläser heraus.

„Die habe ich mir gestern bei meinem Führer geliehen als er gerade nicht im Raum war.“ sagte Ungemach und lachte so heftig dass er fast seine Zigarre verschluckt hätte. „Darf ich einschenken?“ er erhob sein Cognac-Glas und prostete Sternberg zu.

„Frieden?“

Statt zu antworten, grinste Sternberg zustimmend. Unter normalen Umständen hätte er schon jetzt bereut, dieses Abteil betreten zu haben, aber er sah in Ungemach einen interessanten Kontakt, den man unter eventuell geschäftlich nutzen und ausbauen konnte.

Deshalb führte er die Unterhaltung fort: „Wie spreche ich Sie an, mit Herr Ungemach oder mit SS Oberführer?“ Der andere antwortete: „Na ja eigentlich, wenn ich in Uniform bin, dann mit Dienstgrad natürlich, und privat ohne Uniform, nur Herr Ungemach. Aber hier sind wir beide unter uns und damit sind wir privat. Schmeckt Ihnen auch besser, stimmts?“

„Sehen Sie, da hat es unsereins einfacher, da wir kein Doppelleben führen sind wir immer privat“, erwiderte Sternberg mit einem leicht überheblichen Grinsen.

Es war Ungemach, der zuerst auf eine mögliche, geschäftliche Verbindung anspielte.

Er beugte sich vertrauensvoll in Sternbergs Richtung und verminderte seine Lautstärke

„Sagen sie mal Sternberg, so unter uns, können wir offen miteinander reden?“

„Natürlich, immer! An was denken Sie?“ fragte Sternberg interessiert.

„Sie haben als Kunsthändler doch auch mit reichen, jüdischen Menschen zu tun, und ich denke mir, dass die auch mal „Luftveränderung“ brauchen, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Und dazu brauchen die dann auch einen Pass, oder? Nun Sie haben den Kontakt und ich die Ware“, triumphierte Ungemach.

Sternberg wunderte sich, wie schnell Ungemach aus der Deckung kam. Er unterstellte nämlich, dass Juden, auf welche Art und Weise auch immer, Geschäfte machen wollten. Trotz aller Ressentiments ging Sternberg auf das forsche Angebot ein: „Ja das stimmt. Momentan habe ich einen Kunden, der mir seine Bildersammlung gegen Pässe für seine siebenköpfige Familie angeboten hat. Ich musste ablehnen, weil ich Ihnen ja noch nicht begegnet war.“

„Gutes Beispiel, aber mit Bildern kann ich nichts anfangen. Ich kann nur Gold gebrauchen. Von Diamanten habe ich keine Ahnung und Bilder sind so en sperriges Zeug, ne da lasse ich die Finger weg. Ich muss auch drauf achten, da ich nicht auffalle. Was glauben sie, was meine Kameraden sagen, wenn die in meiner Küche einen Turner oder einen Chagall hängen sehen. Nein das geht nicht. Gold hab ich in meiner Tasche da guckt keiner nach.“

Sternberg sah aus dem Fenster und erwiderte: „Wir sind gerade an Hannover vorbei. Bis Berlin lasse ich mir etwas einfallen.“

Offenherzig tauschten sie ihre Lebensläufe aus und kamen zum Schluss, dass sich ihre unterschiedlichen Positionen zu einem gemeinsamen Geschäftsmodell bestens verbinden ließen. „Sie gefallen mir Sternberg, ich hätte nie gedacht, mit einem Juden mal Geschäfte zu machen. Sie sind ja doch ein angenehmer Mensch.“

Auch Sternberg war überrascht, wie schnell man zusammenkam. Ob das der Cognac war. Was ist, wenn der Mann wieder nüchtern ist?

Ungemach war nicht zu bremsen: „Lassen Sie uns unsere Ressourcen zusammenlegen und ein paar Reichsmark nebenbei verdienen. Sie haben den Zutritt in Kreise, die mir, wie sie schon gehört haben, völlig fremd sind … und Sie kennen meine Welt nicht. Als Partner profitieren wir voneinander. Wir werfen alles zusammen und aus den unterschiedlichsten Teilen wird ein Ganzes.“

Sternberg entgegnete: „Und dass ich Jude bin, stört sie nicht?“

Ungemach ging sofort darauf ein: „Wenn es sie nicht stört, dass ich Nationalsozialist bin. Pecunia non olet mein lieber Sternberg, Geld stinkt nicht. Und wenn es um Geld geht, überwinden wir doch die größten religiösen Unterschiede, richtig?“

Ja, dachte Sternberg, das könnte ein erfolgreiches Geschäft werden. Da war auf der einen Seite Sternberg. Er hatte Zugang zu Kreisen wohlhabender jüdischer Familien. Auf der anderen Seite war Ungemach, in dessen Macht stand es, nach Gutdünken Pässe auszustellen und, wenn ihm einer nicht passte, sie auch einziehen zu lassen. Ihm unterstanden sämtliche Passstellen im Reich. Ein Anruf von ihm genüge, prahlte er, und der Fall „sei geritzt“. „Ich kann jedem, wann und wie ich will, Pässe ausstellen, auch jüdischen Mitbürgern“, fügte er grinsend hinzu. „Wenn Se verstehen, was ich meine.“ Sternberg verstand. Und wie gut er verstand. Ihm schwante, dass sich mit diesem Ungemach gute Geschäfte machen ließen. Und der sah in Sternberg auch einen Mann, mit dem sich zusätzlich viel Geld verdienen ließ. Er reagiere prompt. „Aber lieber Sternberg, das mit uns muss streng vertraulich bleiben und bitte kein Geld. Sie sind doch ein Mann, der mit Gold handelt, so kleine Goldbarren könnten mir gefallen.“

Man vereinbarte, dass Ungemach für jeden „Fall“ einen kleinen Goldbarren von 100 g erhalten sollte. Das entsprach in etwa dem Wert von 3.000 Reichsmark. „Damit lässt sich gut leben, auch wenn sich unser geliebter Führer verschätzen sollte.“ ließ sich Ungemach zu einer spaßigen Bemerkung hinreißen. „Mensch Sternberg, dass ist die Chance, schlagen Sie ein, und wir beide werden reiche Leute was Sie scheinbar schon sind, aber ich bin ja nur ein kleiner Staatsdiener.“

Bei Erreichen der Berliner Stadtgrenze gaben sich die beiden Reisenden die Hand. Die Zusammenarbeit war besiegelt.

„Und …, schob Ungemach lächelnd nach, …kommen Sie mir ja nicht mit Billigkram! Ich will 24 Karat, ich werde das überprüfen. Und …Sternberg, dann sitzen wir in einem Boot. Sie stehen selbstverständlich unter meinem persönlichen Schutz. Wenn irgendetwas ist, sie können auf mir zählen. Ich gebe ihnen mal -für alle Fälle- meine Geheimnummer da hört keiner mit.“

Sein neuer Partner sprühte vor Begeisterung, aber Sternberg war sich nicht sicher. War Ungemach von sich und seiner Idee begeistert oder war das schon ein Zeichen der Vorfreude auf die neue, lukrative Geschäftsverbindung?

Sternberg arbeitete gerne mit korrupten Beamten. Er liebte es, sie in seiner Abhängigkeit zu wissen. Außerdem war er davon überzeugt, dass es nichts Zuverlässigeres gab, als einen Menschen, den man mit Geld kaufen konnte. Im Allgemeinen wurden Partnerschaften wohlüberlegt und von etwas längerer Hand geplant. Aber hier hatte man sich spontan und unkompliziert für eine Zusammenarbeit verabredet, die unter Umständen für beide lebensgefährlich enden konnte. Es war Krieg. Da wurden viele Geschäfte mit Handschlag besiegelt und Geschäfte dieser Art vertrugen nun mal kein Papier, auf die man sie festschrieb, beruhigte er sich.

Dennoch bereitete Sternberg auch der Gedanke Unbehagen, er könnte womöglich an einen linientreuen NSDAP-Funktionär geraten sein, der ihn in eine Falle locken wollte. Aber letztlich machte Ungemach auf ihn einen durchaus zuverlässigen Eindruck. Er verließ sich auf seine Menschenkenntnis, denn sie hatte ihn selten getäuscht. Man musste selbstverständlich einander blind vertrauen. Die Aussicht auf schnelles Geld verdrängte alle Skrupel. Weil für beide viel dabei herausspringen würde, war er sich sicher, mit dem neugefundenen Geschäftsmodell richtig gehandelt zu haben. Das verabredete Prozedere war denkbar einfach: Juden, die ausreisen wollten, brauchten Pässe, Sternberg beschaffte sie über seinen neuen Kanal. Seine Kunden bezahlten ihn mit wertvollen Kunstschätzen, Bilder, Gold und Diamanten. Es hatte a sich in bestimmten Kreisen der jüdischen Gesellschaft herum gesprochen, dass er schnell und unbürokratisch ohne viel Aufwand offizielle Pässe mit neuen Namen und neuer Adresse beschaffen konnte. Das brachte ihm täglich neue Kunden ein. In den Jahren 1940 bis 1941 legte er den eigentlichen Grundstock für sein Vermögen.

Sternberg meldete Ungemach telefonisch Namen und Geburtsdaten, schickte ihm Passbilder der Ausreisenden, woraufhin Ungemach veranlasste, dass diese einen Pass ohne Judenstempel erhielten. Was Sternberg anfänglich nicht ahnte, war, dass seine Kunden mit diesem Geschäft letztlich ihr Todesurteil besiegelten. In Wahrheit wurden sie von Ungemach bevorzugt auf die Deportationslisten gesetzt. Somit wurden alle Spuren verwischt. Sternberg wurde darüber nicht informiert. Er vermutete, dass sich seine Kunden in einem Land ihrer Wahl befanden, nur nicht mehr in Deutschland. Zeit seines Lebens sah Sternberg in seinem Geschäftsmodell nichts Unredliches. Natürlich übervorteilte er seine Kunden erheblich indem er ihre Situation schamlos ausnutzte. So konnte er mit der Schoa ein beträchtliches Vermögen anhäufen. Sein Geschäftsmodel basierte auf der Angst der Menschen denen er Hoffnung versprach, die er aber in keinem einzigen Fall auch gewährleisten konnte. Was nach ihm kam war einfach Schicksal. Auf dieses Model angesprochen, entgegnete er immer, dass er versucht habe, den Menschen zu helfen. Skrupel empfand er nicht, im Gegenteil: „Ich nutze die Schwächen des Systems, den Juden helfen, die Nazis betrügen und daran ein wenig zu verdienen.“ Er war mit sich vollkommen zufrieden. Es war das Geschäft seines Lebens.

3

Das Gebäude der Banque Mandel in der Rue Washington 40 war im klassizistischem Stil erbaut und zeugte vom Reichtum eines erfolgreichen Bankhauses. Unvermögende hätten es nie gewagt, die Schalterhalle der Bank zu betreten. Ein Diener in Livree und weißen Handschuhen hatte die Aufgabe, nach jedem Kunden, der die Bank durch den Haupteingang betrat, die Messinggriffe an den Eingangstüren mit einem Seidentuch von Fingerabdrücken zu säubern. Ein anderer Diener geleitete die Kunden zum Schalter und zog sich dann diskret zurück, bis sie die Bank wieder verlassen wollten. Es waren hauptsächlich Kunden, die sich zur Pariser Hochfinanz zählten.

Mandel hatte aber auch ein Herz für die einfachen Leute, für Handwerker und Firmengründer. Dass waren seine Kunden von morgen, denen musste er helfen damit sie später ihre Finanzgeschäfte über ihn abwickelten. Was sie in der Regel dann auch taten.

Für aristokratische und prominente Kunden gab es einen Nebeneingang und Separees, damit sie ungesehen die Bank betreten und auch wieder verlassen konnten. In der Mitte der großen Schalterhalle hing unter dem üppigen Glaskuppeldach ein protziger, aus böhmischem Glas hergestellter Kristallleuchter, in dem sich das Tageslicht aufs Herrlichste brach. Diamantengleich funkelten die Kristalle. Der Fußboden war mit reinem Marmor aus der Toskana ausgelegt. Damit er nichts von seinem Glanz verlor, wurde er, auch tagsüber, ständig gereinigt. Die Wände waren mit Zedernholz aus der Provence verkleidet. Sie gaben der großen Schalterhalle einen Hauch von Solidität, von Ehrlich- und Gemütlichkeit. Besonders stolz war Mandel auf das 3 mal 4 Meter große, bombastische Rubens-Gemälde. Es zeigte Leda mit dem Schwan. Eine hervorragende Arbeit des holländischen Kopisten Johann Wouters. Dieses Bild war es auch, dass Sternberg mit Mandel in Verbindung brachte. Mandel kaufte bei ihm das sündhaft teure Kunstwerk.

Die Bank verwaltete nicht nur das Vermögen von über hundert der wohlhabendsten jüdischen Kaufleute, sondern auch von jüdischen Familien, die nicht oder noch nicht zu den ganz großen „Adressen“ zählten. Auch ehrenwerte und namhafte Pariser Geschäftsleute, die keine Juden waren, legten ihr Geld in die Hände der Bank. Neben der Pariser Filiale des Kölner Bankhauses Oppenheim gehörte die Mandel-Bank zu den renommiertesten Finanzhäusern Frankreichs. Man war sich sicher, dass das Kapital dort gut aufgehoben war und mit erstaunlichen Renditen belohnt wurde. Man unterstellte jüdischen Bankiers, dass sie mit dem Geld ihrer Kunden virtuos umgingen.

Die Mandel Bank war zwar eine verhältnismäßig kleine Bank, aber ihr Kapitalbestand ließ sie zu einer der großen, international tätigen Geldinstitute aufschließen.

Es waren jedoch nicht nur die großen Geschäftsleute und die Kunst- und Diamantenhändler, die dieser Bank ihr Geld anvertrauten. In Ausnahmefällen zählten auch kleine Leute zu ihren Kunden. Mandel gab jungen, aufstrebenden Geschäftsleuten, die mit guten Ideen auf ihn zukamen, günstigste Kredite gegen „eine kleine, kaum spürbare Geschäftsbeteiligung“, wie er zu sagen pflegte. Er stellte Kontakte unter seinen Kunden her, vermittelte und sorgte, wenn es sich für alle als günstig erwies, auch für Fusionen. Mandel war auf diese Art und Weise Teilhaber von vielen kleinen, feinen Unternehmen, die ihm peu à peu das investierte Kapital doppelt und dreifach wieder zurück spielten. Da aber seine Beteiligungen nie über die Fünfprozentmarke stiegen, war es für die jungen Unternehmer keine Belastung. „Beaucoup peu c’est beaucoup.“ Viel wenig ist ein viel, sagte er, wenn man ihn auf seine Beteiligungen ansprach. Mandel ging mehrfach täglich in den Schalterraum. Die Kunden sollten sehen, dass er stets für sie da war und sich persönlich für das angelegte Kapital verantwortlich fühlte. Abgesehen davon, dass er fast jeden seiner Kunden persönlich kannte, sie mit Handschlag begrüßte und zu einem charmanten Smalltalk bereit war, verfügte er über ein phänomenales Namensgedächtnis. Eine Gabe, die seine Kunden immer wieder beeindruckte. Und dabei machte er keine Unterschiede. „Die Kleinen sind genauso wichtig wie die Großen. Die Großen waren auch mal klein“, pflegte er zu sagen. Alle waren für ihn gleich und mehr als nur Kunden. Er schätzte jeden Einzelnen in seiner gesamten, sich ihm offenbarenden Persönlichkeit und jeder Einzelne schätzte ihn.

Auch Sternberg gehörte dazu. Zu Anfang war er kein großer, wohlhabender Kunde, aber Mandel hatte erkannt, dass in dem jungen Sternberg ein großes Talent schlummerte. Wenn Mandel die Schalterhalle betrat, stelle er sich stets vor eine Rubenskopie und dachte dabei an den smarten Sternberg, der ihm ein Original ausredete, um ihm eine Kopie zu verkaufen. Derartige Dreistigkeit nötigte ihm Respekt ab. Seinem Oberkassierer hatte er einmal gesagt:

„Wissen Sie, mein lieber Fontaine, ich weiß nie, wen ich mehr bewundere, diesen Rubens oder den Kerl, der mir dieses Bild verkauft hat.“

Mandel gab Sternberg, die gewünschten Kredite. Er vermittelte ihm Kunden, die er brauchte, sein Geschäft aufzubauen. Mehr noch: Mandel traute Sternberg regelrecht zu, selbst eine Bank zu führen, so sehr beeindruckte ihn der geschäftstüchtige junge Mann. Er, der keinen Sohn hatte, sah in ihm durchaus das Potential für seinen Nachfolger.

Adam Sternberg erhielt von Theodor Mandel eine Einladung zum 100-jährigen Bestehen der Mandel Banque Privèe. Unter den Gästen befanden sich nicht nur wohlhabende Kunden, sondern auch die begehrenswerte Tochter des Bankiers. Begehrenswert war sie nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen ihres ausgeprägten Geschäftssinns, den sie von ihrem Vater in die Wiege gelegt bekam.

„Sarah darf ich Dir einen unserer jungen, hoffnungsvollen und erfolgreichen Kunden vorstellen? Das ist Adam Sternberg. Herr Sternberg, und dies ist mein Sonnenschein, meine Tochter Sarah, die uns jeden Tag in der Bank mit ihrem außergewöhnlichen Fachwissen und mit ihrer Kreativität begeistert. Sarah hat in Lausanne Finanzwissenschaften studieret und ist meine wichtigste Beraterin.“

„Vater, du übertreibst mal wieder. Herr Sternberg glauben sie ihm kein Wort.“

„Wieso, … warf er ein …in Bankkreisen verfügen Sie über einen ausgezeichneten Ruf. Man spricht sehr anerkennend von Ihnen. Es kommt nicht so häufig vor, dass Frauen in der doch sehr von Männern geprägten Finanzwelt so positiv akzeptiert werden.“

Mandel unterbrach das Gespräch und sagte:

„Ich sehe, da ist gerade unser Polizeipräfekt gekommen. Darf ich euch beide für einen Augenblick euch selbst überlassen?“

Sarah nahm sofort den Faden wieder auf:

„Wie ich hörte, sind Sie ein erfolgreicher Kunst und Diamantenkenner.“

„Nein, das ist höflich übertrieben. Ich bin lediglich Händler, der in der Regel darauf angewiesen ist, dass ihm seine Kunden das nötige Fachwissen beibringen“, erwiderte Sternberg bescheiden.

„Das finde ich ungeheuer interessant. Sehen sie, wenn man nur mit Geld handelt, gehen einem die Schönheiten dieser Welt leider gänzlich verloren. Sie müssen mir unbedingt mehr über ihr Metier erzählen, natürlich nur, wenn Sie wollen. In diesen unsicheren Zeiten investieren die Leute lieber in Sachwerte, als ihr Geld zur Bank zu bringen“, bemerkte Sarah Mandel.

Sternberg reagierte sofort: „Fräulein Mandel, das mache ich natürlich sehr gerne.“

Man verabredete sich spontan für den nächsten Abend in der Bar des Ritz Hotel am Place Vendom, einem beliebten Ort, um ungestört Gespräche zu führen und sie anschließend mit einem köstlichen Dinner zu verbinden.

An diesem Abend war Adam Sternberg entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten sehr gesprächig. Mehr noch: Er genoss die Gegenwart der schönen Sarah und war überrascht, welch reges Interesse sie an seinem Tun zeigte.

„Bitte haben sie Verständnis … sagte er … „Ich kann Ihnen natürlich nicht mein Geschäftsstrategie offenbaren, weil das Basis für alles ist.

Aber dazu gehören natürlich auch gute Beziehungen und das grenzenlose Vertrauen meiner Kunden in mich. Ich will nicht verhehlen, dass ihr Vater mir in der Vergangenheit mit seinen Kontakten sehr behilflich war.“

„Und er verhalf ihnen dazu, dass sehr viel Kapital an der Bank vorbei in ihr Geschäft geflossen ist. Sind wir an den Geschäften, zu denen mein Vater Ihnen verholfen hat eigentlich beteiligt?“, fragte Sarah Mandel lächelnd.

„Beteiligt? Nein warum? Ihr Vater hat es verstanden, seinen Kunden zu helfen, die ohnehin nicht vorhatten, ihr Geld der Bank zu geben. Diese Kunden waren eigentlich für die Bank verloren, aber er hat es mit Weitsicht und Geschick geschafft, diese Kunden letztlich durch mich weiterhin an die Bank zu binden. Ein uraltes Geschäftsprinzip besteht darin, mit der einen Hand zu geben, um mit der anderen zu nehmen. Wir haben die Vereinbarung, dass ich seine Kunden nicht proaktiv anspreche. In unserem Geschäft wird überhaupt nicht akquiriert. Die Kunden kommen auf Empfehlung und letztlich bin ich auch so etwas wie eine Bank, ich handele nur nicht mit Finanzprodukten sondern mit Sachwerten. Und auch ich habe das Gewinnstreben meiner Kunden im Auge.“ erwiderte Adam.

Sarah war vom ersten Treffen an, dem Charme dieses Adam Sternberg erlegen.

Sie trafen sich von nun an öfters. Eines Abends eröffnete Sarah ihrem Vater, dass sie und Adam heiraten wollten. Vater Mandel begrüßte, dass sie Sympathien füreinander empfanden, denn er hatte Größeres mit Adam vor und das war nur möglich, wenn sie sich verheirateten. Dass alles ganz anders kam, brachten die politischen Verhältnisse mit sich. Dennoch heirateten Sarah Mandel und Adam Sternberg im Dezember 1939 in Paris. Bereits drei Jahre zuvor war Sternberg ein gemachter Mann. Mit Hilfe seines späteren Schwiegervaters war es möglich, ganz groß ins Diamantengeschäft einzusteigen. Mandel öffnete ihm Türen, stellte Verbindungen her und wenn nötig, bürgte er auch für ihn. Im Diamantengeschäft sind Vertrauen, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit unverzichtbar. Dafür stand der Name „Mandel“. Wo Mandel draufstand, war auch Mandel drin. Dessen Image machte sich Sternberg zunutze. Das war die Statik, auf der er sein Geschäft aufbauen konnte. Man hätte es auch als Mitgift bezeichnen können.

Sarah musste allerdings bald erkennen, dass ihr Ehemann nicht die Qualitäten zum Führen einer Bank besaß.

Als Theodor Mandel Sarah auf die Zukunft seiner Bank ansprach und Sternberg als möglichen Nachfolger erwähnte, war sie mehr als skeptisch.

„Vater, die Bank braucht jemanden, der führt, ausgleicht, der die Qualitäten seiner Mitarbeiter erkennt und fördert. Das kann Adam nicht. Er ist und bleibt ein Einzelkämpfer.“ gab sie kritisch zu bedenken.

„Willst Du die Bank führen?“, fragte ihr Vater.

„Nein, Dann wäre Adam mein Kunde und nicht mehr mein Ehemann. Ich müsste plötzlich eine Doppelrolle spielen, denn er wäre Ehemann und Kunde zugleich. Er müsste mir gegenüber seine geschäftliche Souveränität aufgeben. Täte er es nicht, könnten wir zu Gegnern werden. Diese Belastung ist nichts für ihn. Man darf ihn nicht umformen. Adam muss der bleiben, der er ist. Dann ist er auch erfolgreich. Abgesehen davon, dass ich ihn auch nicht nach meinem Gusto umformen kann. Würde ich die Bank führen, was sicher eine große Herausforderung wäre, dann würden wir auch zu Geschäftspartnern. Dann müsste ich auch meine Privatsphäre aufgeben, weil beides nicht vereinbar ist

„Was wird aus der Bank?“, fragte Mandel seine Tochter enttäuscht.

Sarah strich ihrem Vater liebevoll übers Haar und sagte liebevoll: „Väterchen, die Bank ist dein Lebenswerk. Du wirst sie führen, bis deine Haare grau werden.“ Und lächelnd fügte sie hinzu: „Und dann verkaufen wir den Laden an deinen größten Wettbewerber. So machen wir das“.

Theodor Mandel wusste, dass sie Recht hatte, nahm seine Tochter in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr: „Du bist ein großartiges Mädchen.“ Insgeheim wünsche er sich, sie wäre ein Junge.

An Sternbergs Seite verkümmerten Sarahs Qualitäten mit der Zeit, weil er sie nie an seinen Geschäften und an wichtigen Entscheidungen teilhaben ließ. Den Rat des Schwiegervaters, sich der Beratung durch Sarah nicht zu entziehen, sondern auf ihren Rat zu hören, ignorierte er. Sein Kopfnicken war nicht mehr, als ein Zeichen einer oberflächlichen, nicht ernstgemeinten Zustimmung. Sich von einer Frau, einer klugen wie Sarah, beraten zu lassen, danach stand ihm nicht der Sinn. Sie würde seine Führungsposition nur gefährden. Der Vater war sein Bankier, aber mehr sollte er auch nicht sein. An der Seite eines ehrgeizigen, unbedingt zielstrebigen Mannes lernte Sarah schnell, sich mit der Rolle der gehorsamen und geduldigen Ehefrau zu begnügen. Er war für das Konto, sie für das Haus zuständig. Eine Gewaltenteilung, die in der jüdischen Religion tief verwurzelt war. Ihre Ehe blieb bis zuletzt kinderlos, obwohl es seine Pflicht gewesen wäre, für Nachkommenschaft zu sorgen. Sarah gab sich ihm hin, wann immer er es wollte, aber er verbot ihr, Kinder zu bekommen. „Zuerst das Geschäft und dann sehen wir weiter!“, erklärte Adam.

Am 14. Juni 1940 marschierten deutsche Truppen in Paris ein. In ihrem Gefolge befand sich auch der ehemalige Kölner Gestapochef Kurt Lieschka, der für sein brutales Vorgehen gegenüber der jüdischen Bevölkerung bekannt war. Er verfügte über eine erfahrene Meute von linientreuen Vasallen, die ihm schon in Köln bedingungslos zur Seite standen. Seine erste Aufgabe als Leiter der Pariser Gestapo bestand darin, möglichst schnell, das heißt über Nacht, die Konten der jüdischen Geschäftsleute zu beschlagnahmen. Eile war geboten, weil er verhindern musste, dass die Juden ihre Konten in die neutrale Schweiz transferierten. Lieschkas Pläne wurden unter größter Geheimhaltung vorbereitet.

Sternberg wurde in seiner Pariser Wohnung von einem jungen Gestapo-Offizier aufgesucht. Der behauptete, auf Empfehlung eines seiner jüdischen Kölner Kunden zu kommen. Von diesem Kunden hatte Sternberg einen Chagall gekauft. Für dieses Bild interessierte sich der Offizier. Sternberg war sofort bereit, dieses Bild für einen kleinen Betrag abzugeben, aber wie es seine Art war, forderte er von dem jungen Offizier eine Gegenleistung. „Eine Hand wäscht die andere!“ Da es um einen Chagall ging, der schon 1940 in Fachkreisen Spitzenpreise erzielte, verstand er nur zu gut, was Sternberg von ihm wollte.

Der Offizier sprach: „Gut, Herr Sternberg, dann gebe ich Ihnen den Tipp. Schaffen Sie schnellstens ihr gesamtes Vermögen, wenn es geht, noch heute, in die Schweiz oder sonst wohin, jedenfalls nicht in ein Land, dass wir besetzt haben. Wir stehen kurz vor der Beschlagnahme des gesamten jüdischen Besitzes in Frankreich.“

„Und wann soll das passieren?“, fragte Sternberg.

„Wir arbeiten mit Hochtouren daran. Ich denke, dass wir in weniger als acht Tagen so weit sind. Und, Herr Sternberg, Ihr Schwiegervater und natürlich auch Sie stehen auf unserer Liste. Herr Lieschka persönlich hat Sie handschriftlich hinzugefügt. Und noch etwas, Herr Sternberg. Ab nächster Woche gilt eine Anweisung an alle in Frankreich arbeitenden Banken, ab sofort keine Transaktionen mehr von jüdischem Kapital ins Ausland zu tätigen oder zu unterstützen. Jede Zuwiderhandlung wird als Landesverrat sanktioniert. Was das heißt, mein lieber Sternberg, können Sie sich ja vorstellen. Ich weiß zwar nicht, wie Sie zu Ihrem Schwiegervater stehen, aber Sie sollten ihn vorbereiten.“

Genau das tat Sternberg nicht.

Mandel war entsetzt, als er erfuhr, dass sein Schwiegersohn ohne Ankündigung seine Konten und sein Schließfach bei der Bank abräumte. Er wollte sein Vermögen im heimischen Tresor selbst verwalten und bemerkte: „Mir ist es sicherer, wenn ich alles im Haus habe. Paris ist weit weg und die Zeiten sind mehr als unsicher.“ Das teilte er dem alten Herrn mit, ohne die drohende Gefahr einer Enteignung anzukündigen. Vielleicht hätte er seinem Schwiegervater mit einer rechtzeitigen Warnung das Leben gerettet.

Sternberg war ein ausgemachter Egomane. Er sah nur sich selbst, die anderen gingen ihn nichts an, außer vielleicht aus einem zufälligen Akt der Gnade heraus. Er begründete sein Verhalten damit, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen ebenso handelte. „Die ganze Welt ist auf diese Weise verfasst. Es gilt das Recht des Stärkeren, das Leben ist hart genug und nur der Augenblick zählt“, sagte er, wenn man ihn darauf ansprach. Nachsichtigkeit definierte er als eine Schwäche, die sich kein gestandener Geschäftsmann leisten könne.

So war es auch nicht verwunderlich, dass er seinem Schwiegervater die nahende politische Entwicklung verschwieg, denn zuerst wollte er sein Vermögen retten. Zudem befürchtete er auch, dass die von einem Tag auf den anderen getätigten größeren Transaktionen der Bank die Nazis aufschrecken würden mit einem für ihn katastrophal endenden Ergebnis.

Die deutschen Besatzer enteigneten die gesamte jüdische Finanzwelt. Der Krieg war teuer. Ihnen war jedes Mittel recht, um an Kapital zu kommen. Nur wenige treue Geheimpolizisten waren in Lieschkas Operation eingeweiht. Einer von ihnen besaß jetzt einen Chagall.

Dieser Gestapo-Offizier rief Sternberg am Montag, dem 26.August 1940, der ein denkwürdiger Montag werden sollte, gegen 10 Uhr an. Man wolle am frühen Nachmittag zur Mandel-Bank fahren und er solle sofort Paris verlassen. Als er seinen Schwiegervater darüber informierte, wusste dieser sofort, was zu tun war.

Mandel rief seine Mitarbeiter zusammen und teilte ihnen mit, dass sie drei Stunden Zeit hätten die Bank von Unterlagen zu entkernen. Er ordnete an, die gesamte Kundenkorrespondenz mit Kontoauszügen, Geschäftsberichten auf der Stelle in die große Schalterhalle zu bringen, wo sie verbrannt werden sollten. Wenn auch das Kapital verloren ging, so sollten aber die Menschen, die Kunden, geschützt werden. Aus vielen Bankakten konnte man die geschäftlichen Finanzströme der Kunden nachverfolgen. Diese Informationen wollte Mandel den Besatzern nicht in die Hände geben.

Phillipe Longiere, der Empfangschef, wurde zum Hauptportal beordert. Er sollte den Kunden mitteilen, dass die Bank wegen Revision der deutschen Besatzer den ganzen Tag geschlossen bliebe.

In der kurzen Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, war es unmöglich, die Schließfächer der Kunden zu räumen, aber viel konnte da auch nicht mehr zu finden sein. Die meisten seiner Kunden hatten deren Inhalt längst ausgeräumt und in die Schweiz oder nach England gebracht.

„Seien Sie mir nicht böse, lieber Mandel, Frankeich ist das nächste Ziel dieses Hitlers. Darum pack ‘ich die Sachen weg“, hatte ihm sein langjähriger Kunde Jonas Ackermann erklärt. Er nahm es seinen Kunden nicht übel, obwohl er davon überzeugt war, dass sie voreilig handelten. Mandel traf die bevorstehende Beschlagnahme der Bank, seiner Bank, bis ins Mark. Eine Entwicklung mit der er so schnell nicht gerechnet hatte.

Aber er sah nicht tatenlos zu. Es waren immer noch Geschäftsunterlagen seiner Kunden vorhanden und die waren gefährlich für ihn und seine Kunden, denn nur sie könnten Auskunft über ihr Barvermögen und die Transferierungswege geben. Die Gestapo könnte anhand aktueller Unterlagen Verbindungen und Transaktionen aufdecken. Eine Verhaftungslawine wäre unausweichlich die Folge. Das wollte Mandel unbedingt verhindern.