Der Gebieter - Sandra Henke - E-Book

Der Gebieter E-Book

Sandra Henke

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  • Herausgeber: Heyne
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Beschreibung

Willkommen im Reich der dunklen Lust

Naomi ist entsetzt, als sie herausfindet, dass der charismatische Autor Samuel an einem Enthüllungsbuch über die Sexeskapaden ihrer traditionsreichen Winzerfamilie schreibt. Er macht ihr ein unmoralisches Angebot: Er wird Kapitel für Kapitel löschen, wenn sie sich ihm unterwirft, ohne Grenzen, ohne Geheimnisse. Doch es gibt in ihrer Familie eines, von dem niemand je erfahren darf.

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Seitenzahl: 304

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Das Buch

Sam nahm ihr das Höschen ab. Seine Fingerspitzen strichen dabei über ihren Handrücken und hinterließen eine heiße Spur. Aber Naomi kämpfte ihre Lust nieder. Auf keinen Fall! Ohne sie aus den Augen zu lassen, roch er an dem Höschen. Das war ungeheuerlich! Naomi war empört. Aber praktizierte er nicht die Freiheit, nach der sie sich sehnte?

»Wenn Sie sich meinen Regeln fügen, teile ich das Doppelbett gerne mit Ihnen.«

Was meinte er mit Regeln? Sprach er von Unterwerfung? »Eher schlafe ich auf dem Boden.«

»Auch gut. Ich mag es, wenn mir die Frauen zu Füßen liegen.« Die Zweideutigkeit in seinen Worten war deutlich herauszuhören. Sein Lächeln verschwand, er wurde ernster.

Naomi schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Sam war dominant. Naomi war nicht naiv, hatte aber noch nie SM praktiziert. Sie zog die Fingerspitzen schnell weg, als hätte sie sich verbrannt.

Die Autorin

Sandra Henke lebt in der Nähe von Düsseldorf. Mit ihren Romanen hat sie sich ein großes Publikum erschrieben. So gilt ihr Roman Loge der Lust inzwischen als ein Klassiker des Genres. Eine spannende Handlung liegt der Autorin ebenso am Herzen wie ein starkes Knistern und außergewöhnlich sinnliche Erotik.

Lieferbare Titel

Die Mädchenakademie

Sandra Henke

Der Gebieter

Erotischer Roman

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Impressum

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Copyright © 2011 by Sandra HexnkeCopyright © 2011 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach ISBN: 978-3-641-04539-5V003www.heyne.de

Prolog

Samstag, 30. Juni

»Bist du auch so oft gefragt worden, wann wir endlich heiraten?« Kokett schob Naomi ihre Schultern zurück, um Chengs Aufmerksamkeit auf ihre Brüste zu lenken, sobald er zu ihr herübersah. Der pfirsichfarbene Satin spannte sich über ihren Rundungen, rutschte schließlich ein Stück herunter und zeigte ein üppiges Dekolleté. Der Spalt zwischen ihren Brüsten war deutlich und verführerisch zu sehen. Sie zog den Saum ihres Kleids höher, bis der mehrlagige Chiffon kaum noch ihren Schoß bedeckte.

Doch Cheng starrte mit seinen attraktiven Mandelaugen weiter auf die Straße, als würde der Asphalt ihn hypnotisieren. Seine Hände hielten das Lenkrad umkrampft. Bisher hatte er weder seine Krawatte gelockert noch sein Jackett oder die obersten Knöpfe seines Hemds geöffnet, dabei war es ein Temperaturschock gewesen, von den klimatisierten Räumen in die warme Juninacht zu gehen. »Die Feier bei Richter Gleason war wichtig für uns. Wenn er uns mag, teilt er uns die richtigen Aufträge zu, Aufträge, an denen wir viel verdienen, Darling.«

Naomi ließ von ihrer lasziven Pose ab und seufzte. Sehnsüchtig beobachtete sie ein Liebespaar, das hemmungslos knutschend vor einem Porno-Kino stand. Hatten sie eine Vorstellung besucht oder sich nur an den Fotos in den Schaukästen erregt? »Entspann dich endlich. Um zwei Uhr nachts an einem Samstagmorgen darf man auch mal an etwas anderes als an die Arbeit denken.«

»Die Party eben war ein Meilenstein für uns«, sagte er euphorisch. Er schob seine Brille hoch und sah Naomi endlich an, jetzt, da sie die Haltung einer verführerischen Nymphe aufgegeben hatte und wieder die Frau war, mit der ihn eine achtjährige Beziehung verband.

Sie kannten sich in- und auswendig, Reize nutzten sich eben ab. Naomi jedoch gab sich Mühe, begehrenswert für ihn zu bleiben. Zugegeben, eine Weile hatte sie sich gehen lassen. Wahrscheinlich war der Sex deshalb nahezu eingeschlafen. Aber im letzten halben Jahr hatte sie sechs Kilo abgenommen, hatte sich blonde Highlights in ihre langen braunen Haare färben lassen und nur das Deckhaar am Hinterkopf stufig schneiden lassen, damit ihr Schopf mehr Volumen bekam.

Nichts von alldem war Cheng aufgefallen. Aber sie würde ihn schon mit der Nase darauf stoßen. Das und mehr. Sie konnte ihre Bedürfnisse nicht länger ignorieren. Und er auch nicht!

Naomi fühlte sich wohl in ihrer Haut. Sie fühlte sich sexy! Heute Nacht würden Cheng und sie in hemmungsloser Wolllust verschmelzen. Dafür würde sie schon sorgen.

Sie fuhr das Fenster ein Stück herunter und genoss es, den Fahrtwind im Gesicht zu spüren. Noch befanden sie sich in der Innenstadt. Die Straßen der Belle of the Bay, wie San Francisco auch genannt wurde, waren voll pulsierenden Lebens. Aus den Clubs drangen stampfende Beats, junge Männer fuhren in ihren aufgemotzten Wagen umher und sprachen Frauen an, nur um ein wenig zu flirten und sich dann doch eine Abfuhr zu holen. Die In-Lokale waren trotz der späten Stunde bis zum Bersten gefüllt, Althippies krochen aus den Independent-Kulturkellern zurück an die Oberfläche und sprangen in die Cable Cars, um heimzufahren. Alle hatten ihren Spaß. Bis auf Naomi. Die Feier von Richter Gleason war sterbenslangweilig für sie gewesen, ein Geschäftstermin eben, lästig, aber notwendig. Diese steifen Veranstaltungen waren nichts für sie. Sie hätte sich lieber ins Nachtleben gestürzt, doch dafür war Cheng nicht zu begeistern. Aber vielleicht für etwas anderes, etwas, das ihr seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging.

Der Chevrolet vor ihnen hupte aggressiv, weil ein Motorradfahrer ihn schnitt. Die Hupe war wie ein Startzeichen für Naomi.

Ihre Brustspitzen kribbelten sehnsüchtig. Ein heißes Prickeln floss durch ihren Körper. Wie beiläufig legte sie ihre Hand auf Chengs Oberschenkel.

»Mach bitte das Fenster zu.« Bemutternd fügte er hinzu: »Du erkältest dich noch. Du weißt doch, wie empfindlich du bist.«

Fast hätte sie gelacht. Heute waren es an die dreißig Grad gewesen. In den Straßenschluchten von San Francisco hatte die Hitze gebrannt wie in der Wüste. »Es ist Sommer! Die Luft ist doch angenehm.«

»Wenn du krank würdest, wäre das eine Katastrophe für mich. Im Büro komme ich ohne dich einfach nicht zurecht.« Sanft schob er ihre Hand fort. »Ich meine es doch nur gut mit dir.«

So leicht ließ sich Naomi nicht abschütteln. Ihre Mutter Catherine mochte Cheng, hielt ihn aber für ein wenig zu steif und konservativ. Naomi dagegen sah ihn mit völlig anderen Augen. Sein asiatisches Aussehen gefiel ihr, es erinnerte sie an exotische Leidenschaft, und es reizte Naomi, seine harte Schale zu knacken – heute besonders.

An Männern, die ihr zu Füßen lagen, fand sie keinen Gefallen. Sie brauchte die Reibung, die Herausforderung und den Kick.

Sie drehte sich zu Cheng und legte ihre Hand wieder auf seinen Oberschenkel, wobei sie ihr linkes Bein leicht anwinkelte und den Stoff ihres Kleids ein zweites Mal so weit nach oben schob, dass ihr cremefarbenes Höschen zu sehen war.

»Du lenkst mich ab. Ich muss fahren, sonst baue ich einen Unfall und der Wagen ist noch nicht abbezahlt.« Diesmal schaffte es Cheng nicht, ihre Hand fortzuschieben. »Naomi, bitte, Liebes.«

In diesem Moment fiel sein Blick auf ihre leicht gespreizten Schenkel und die feuchte Stelle auf ihrem Slip. Er schluckte, als wäre sein Mund plötzlich trocken, Naomi konnte seinen Adamsapfel hüpfen sehen.

»Hast du gedacht, ich will dich nur ärgern? Ich will Sex. Heute Nacht!« Ihre energische Stimme wurde weicher. »Und ich will dich.«

Endlich lächelte Cheng. Doch als sie über seinen Schritt streichelte, wehrte er sie ab. »Das geht wirklich nicht, Darling. Ich … ich kann mich dann nicht … konzentrieren.«

Lasziv neigte sie sich zu ihm herüber. »Dann halte eben irgendwo an«, wisperte sie in sein Ohr.

»Das ist mir zu gefährlich.« Cheng raste über eine Kreuzung, obwohl die Ampel schon dunkelorange anzeigte, denn er hatte schon immer Angst gehabt, überfallen zu werden, wenn er hielt. »Nachts sind nur noch zwielichtige Gestalten unterwegs.«

Seine Hose zeigte keine Wölbung. Langsam wurde Naomi sauer. Sie lehnte sich im Sitz zurück und verschränkte die Arme vor dem Körper, wobei sie automatisch ihren vollen Busen nach oben drückte. »Wie wir?«

»Ich werde auf keinen Fall irgendwo parken und es mit dir im Auto treiben. Du musst dich schon bis zu Hause gedulden. Dann … vielleicht … Du weißt doch, ich kann nicht, wenn du mich unter Druck setzt.« Verlegen errötete er.

Sie schwieg angesäuert. Genau das hatte sie sich vorgestellt. Es ihm während der Fahrt zu besorgen oder zu parken und von ihm gevögelt zu werden, bis ihr Hören und Sehen verging. In ihren Augen war diese Nacht genau richtig, um ihre aufgestaute Libido zu entladen. Sie hatte dieses Summer in the City-Gefühl, war losgelöst, beschwingt und voller Abenteuerlust. Leider ließ Cheng sich nicht infizieren.

»Komm schon, sei nicht sauer.« Sie zeigte keinerlei Regung, was ihn wohl nervös machte, denn er schaute immer wieder zu ihr herüber, bis er schließlich mit einem Lächeln um die Lippen sagte: »Ich werde dir die Wartezeit versüßen.«

Als er Naomis linkes Knie streichelte, brandeten bereits heißkalte Wellen durch ihren Körper. Bereitwillig öffnete sie ihre Beine und schob ihre Hände unter ihren Hintern, um ihm zu zeigen, dass ihr Körper ihm gehörte. Sie streckte ihren Busen heraus, doch er beachtete ihn nicht, sondern strich über ihren Oberschenkel.

Für Naomis Geschmack ließ er sich viel zu viel Zeit. Sie wollte endlich dort berührt werden, wo es am schönsten war. Aber seine Fingerspitzen zogen kleine Kreise auf ihrer Haut und hinterließen eine heiße Spur. Er schob ihren Kleidersaum bis zum Bauch hoch und zog seine Hand plötzlich weg, um zu schalten.

Statt dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte, knetete er ihren rechten Oberschenkel. Er arbeitete sich höher, doch bevor er ihr Höschen erreichte, brauchte er beide Hände zum Lenken, da er nach rechts bog.

Naomis Mitte glühte, obwohl sie bisher sträflich vernachlässigt worden war. Naomi seufzte enttäuscht.

»Ich mache ja schon weiter.« Ohne Umschweife legte er seine Hand auf ihren Slip. Er war durchtränkt mit ihrer Feuchtigkeit. »Mein Gott, bist du nass.«

Das klang wie ein Vorwurf. Aber da Cheng über ihr Höschen rieb und damit ihre Lust anheizte, schluckte Naomi ihren Unmut herunter. Ihre Schamlippen schwollen weiter an, der Stoff darüber wurde von ihnen angehoben. Cheng spreizte Zeige- und Mittelfinger und rieb über ihre äußeren Lippen.

Stöhnend wand sich Naomi im Sitz.

»Hast du eigentlich bedacht, dass man dich sehen könnte?« Prüfend schaute er in alle Richtungen, ob irgendjemand sie vom Bürgersteig oder aus einer Wohnung heraus beobachtete.

Er nahm seine Hand fort, aber Naomi packte sie und presste sie wieder gegen ihren feuchten Slip. »Wir fahren doch jetzt in eine dunkle Wohngegend. Man kann von außen höchstens Schemen erkennen. Mach weiter.«

»Du brauchst es wirklich dringend, nicht wahr?« Er erwartete keine Antwort, vielmehr war es eine Feststellung.

Forsch drängten seine Fingerspitzen unter ihr Höschen. Sie drückten ihre linke äußere Schamlippe, als würden sie Klavierspielen. Cheng konnte nur mit einer Hand den Lincoln lenken. Während er abbog, zupfte er mit seiner Rechten an den inneren Lippen, er rieb sie aneinander und suchte Naomis empfindsamste Stelle.

Doch Naomi wollte ihn in sich spüren und führte seine Hand zu ihrer feuchten Öffnung. Damit er besser hineingleiten konnte, rutschte sie auf den Rand des Autositzes vor.

»Du bist schamlos«, bemerkte er lächelnd und drang mit zwei Fingern in sie ein. Er begann, sich in ihr zu bewegen, doch das war ihr zu zaghaft, deshalb schaukelte Naomi ihr Becken zusätzlich vor und zurück.

Zuerst schien er pikiert und hielt seine Hand nur noch hin, während Naomi sie nutzte, um sich daran zu befriedigen. Doch dann streckte er seinen Daumen aus und bewies, dass der geschickte Liebhaber noch in ihm schlummerte. Problemlos fand er ihre Klitoris. Immer wieder senkte sich Naomi auf seine Finger ab, wobei nun sein Daumen über ihren Kitzler rieb und sie in den Wahnsinn trieb.

Sie nahm längst nicht mehr wahr, was um sie herum geschah. Konnte man wirklich von außen erkennen, was im Auto vor sich ging? Sie schämte sich, aber das war ein Teil des Reizes, außerdem wollte sie nicht aufhören, sondern endlich kommen.

Um einen besseren Halt zu haben, hielt sie sich am Griff und am Sitz fest. Die Bewegung ihres Beckens wurde schneller. Gieriger! Sie keuchte, als der Lustkrampf sie erfasste, und stöhnte, als sie zuckend noch einige Male zustieß. Schließlich saß sie schwer atmend im Sitz und lächelte Cheng an.

»Geht es dir jetzt besser?«, fragte er sachlich, als hätte sie Kopfschmerzen gehabt und er hätte ihr nur ein Aspirin besorgt. Nachdem er seine Hand aus ihrem Slip hervorgezogen hatte, hielt er sie hoch und spreizte die beiden Finger, die in ihr gewesen waren. Sie waren mit ihrer Feuchtigkeit glasiert. »Hast du mal ein Taschentuch?«

Naomi setzte sich auf und zog ihr Kleid herunter. »Leck es doch ab.«

»Du bist widerlich!«

Naomi verdrehte die Augen. Was hatte sie erwartet? Sie im Auto zu streicheln, hatte Cheng schon Überwindung gekostet. Immerhin war er einen Schritt auf sie zugegangen.

Naomi holte ein Taschentuch aus dem Handschuhfach und reichte es ihm, worauf er ausgiebig seine Hand abwischte. Danach öffnete er sein Fenster einen Daumenbreit.

»Erkälte dich nicht«, spöttelte Naomi.

Sie presste ihre Lippen zusammen und horchte in sich hinein. Ihr Orgasmus war kaum noch wahrzunehmen, sein Echo längst verklungen. Schade. Satt war sie noch lange nicht.

Noch immer spreizte er die beiden Finger ab, obwohl sie längst trocken waren. Allerdings verströmten sie noch immer Naomis Intimduft. Naomi fand das erregend, doch Cheng hielt seine Nase immer wieder in Richtung Fenster.

Als sie in ihr Appartement kamen, ging er als Erstes ins Badezimmer und wusch sich die Hände. Naomi legte sich schon mal unter die Bettdecke. Nackt. Um ihn zu überraschen. Noch immer vibrierte die Lust in ihr.

Doch als Cheng seine Brille auf der Nachttischkonsole ablegte und sich neben Naomi legte, schaltete er seine Lampe sofort aus.

Ihre brannte noch. Sie schlug ihre Decke zurück und präsentierte ihm ihre entblößten Rundungen.

Irritiert runzelte er die Stirn. »Du hast nicht geduscht.«

»Das kann ich nachholen«, lenkte sie ein. In Wahrheit brodelte es in ihr. Diese ständigen Kompromisse, dieses Nachgeben, die Rücksichtnahme auf seine Macken fiel ihr immer schwerer. Sie war erregt! Heute Nacht würde sie nicht eher lockerlassen, bis sie befriedigt war.

Ihre Brüste wogten auf und ab. Früher hatte Cheng ihre üppige Oberweite so sehr geliebt, dass er sein Gesicht in den Spalt gepresst hatte, bis er kaum noch Luft bekam. Inzwischen fasste er sie nur selten an.

Da ihr Busen sich in diesem Moment vor Erregung schmerzhaft zusammenzog, tat Naomi etwas, das sie noch nie getan hatte. Sie streichelte sich selbst. Ihre Nippel wurden hart. Behutsam zwirbelte Naomi sie und massierte ihre Brüste schließlich immer kräftiger in der Hoffnung, Cheng würde in ihr Spiel einsteigen.

»Was tust du denn da?« Seine Entrüstung war deutlich zu hören.

Manchmal war Cheng aber auch schwer von Begriff. Wenn er die Einladung hinter ihrem Tun nicht erkannte, musste sie eben deutlicher werden. »Wenn du nicht willst, dass ich mich selbst berühre, dann übernimm du doch den Job.«

»Du hattest deinen Spaß. Kann ich jetzt meine Ruhe haben?«, knurrte er, als würde er es als Affront betrachten, dass sie neben ihm masturbierte. »Mach endlich das Licht aus, ich bitte dich, Naomi. Es war ein anstrengender, langer Tag, und ich bekomme Migräne. Es pocht schon hinter dem rechten Auge.«

Ihre Wut kochte hoch, sie konnte es nicht verhindern. »Hast du das eben im Auto nur als Pflichterfüllung gesehen? Du hast überhaupt keine Lust mehr.«

»Und du bist maßlos«, gab er trocken zurück. »Du hattest doch eben einen Orgasmus.«

»Wir haben seit einer Ewigkeit nicht mehr miteinander geschlafen. Ich bin ausgehungert!«

»Und ich habe Kopfschmerzen.« Zur Untermalung seiner Worte massierte er seine Schläfen.

»Du warst doch auf der Party eben noch so gut gelaunt. Warum bist du jetzt auf einmal mürrisch?« Sie verstand ihn immer weniger. Jegliche Lust war verpufft. Heute Nacht würden sie bestimmt nicht mehr miteinander intim werden. Ihre Nacktheit kam ihr töricht vor, deshalb zog sie die Bettdecke über ihren Körper.

»Lächeln, Small Talk, sich nach den Kindern erkundigen – das ist Business. Genauso wie das Golfen, das Tennisspielen und die ganzen anderen blöden Sachen.« Demonstrativ schloss er seine Augen.

Wenn er so dachte, gehörte alles, was er machte, zum Job, sogar jede einzelne seiner Freizeitaktivitäten. »Ich auch? Schließlich arbeiten wir zusammen. Bin ich inzwischen nur noch deine Vorzeigefrau, damit du jemanden hast, der dich zu Geschäftsessen begleitet?«

»Freundin«, korrigierte er sie und drehte ihr den Rücken zu. Das Gespräch war offensichtlich für ihn beendet.

Naomi war schockiert. Sie fühlte sich kaltgestellt. Also hatte er nicht vor, sie jemals zu heiraten. Die Zukunft, wie Naomi sie vorprogrammiert sah, zerplatzte von einer Sekunde zur anderen.

Aber vielleicht ist das gut so, dachte sie, so, wie er sich mir gegenüber in den letzten Monaten verhalten hat.

Freundin klang so belanglos. Sie war seit acht Jahren mit ihm zusammen und dachte, sie würde es auch immer bleiben. Aber aus seinem Mund klang es, als wäre sie nur seine Lebensabschnittsbegleiterin; ein weibliches Wesen an seiner Seite, damit sein Leben perfekt aussah und seine Geschäftspartner nicht auf komische Gedanken kamen. Cheng brauchte sie wie seine maßgeschneiderten Anzüge und seine Geschäftsadresse in einem angesehenen Viertel. Naomi gehörte zum schönen Schein dazu.

Plötzlich war Naomi die Luft im Schlafzimmer zu stickig. Selbst jetzt, obwohl sie wütend auf ihn war, nahm sie Rücksicht auf ihn, und schlich, das dünne Laken um ihren Körper gewickelt, aus dem Raum. Er konnte nur bei geschlossenem Fenster schlafen, weil ihn sonst die Geräusche der Stadt wach hielten. Daher öffnete sie das Fenster in der Küche, lehnte sich mit dem Oberkörper hinaus und atmete tief durch.

»Es war nicht so gemeint. Du hast das falsch verstanden«, hörte sie ihn rufen, aber er machte keine Anstalten, ihr zu folgen. »Du weißt doch, wie grantig ich werde, wenn ich Migräne bekomme. Verzeih mir, Liebes.«

Seine Entschuldigung konnte er sich an den Hut stecken! Er hatte nicht einmal ein Aspirin genommen, so schlimm konnten seine Kopfschmerzen also nicht sein.

Wo war der Cheng, der »Sway« von Michael Bublé in den CD-Player einlegte und sie zum Tanz aufforderte, der nach Feierabend ein Glas Sherry einschenkte, ihr den Nacken massierte, und der einmal gesagt hatte, es gäbe nichts Schöneres als ihr Gesicht zu betrachten, während sie einen Höhepunkt hatte?

Wo war der Liebhaber, der sie an Silvester überrascht hatte?

Am letzten Tag des vergangenen Jahres waren sie von einem sehr zufriedenen betuchten Kunden abends zu einem Maskenball eingeladen gewesen. Naomi war extra heimlich nach Chinatown gefahren, um ein Qipao zu kaufen und Cheng zu überraschen. Doch vor einem halben Jahr hatte sie noch ein Bäuchlein, das das eng geschnittene Kleid unschön zur Geltung brachte, weshalb sie am Ende nach Japantown gewechselt und sich schweren Herzens für einen Kimono in himmelblau mit weißen Stickereien entschieden hatte, dessen Gürtel man nicht einmal mehr auf traditionelle Weise binden musste, weil er mithilfe von Druckknöpfen gehalten wurde.

Unzufrieden fuhr sie nach Russian Hill zu der Villa, in der sie Cheng treffen wollte. Wie immer arbeitete er bis zur letzten Minute. Das war auch der Grund gewesen, weshalb er es nicht mehr geschafft hatte, das traditionelle chinesische Männergewand, das er sich von seinem Vater hatte leihen wollen, bei seinen Eltern abzuholen. Er hatte Naomi angerufen und sie gebeten, irgendetwas aus dem Kostümverleih zu holen. Etwas Asiatisches war auf die Schnelle nicht aufzutreiben gewesen, außer Manga-Kostüme und lächerliche Imitate, die Cheng niemals angezogen hätte.

Als sie auf der Party die Tanzfläche betraten, konnte Naomi ihre Enttäuschung nicht verbergen. Um sie herum tanzten ausschließlich Paare, die gleich kostümiert waren. »Wir passen gar nicht zusammen.«

»Es ist meine Schuld. Die Arbeit wächst mir am Jahresende immer über den Kopf.« Er legte seinen Arm um ihre Taille und wiegte sich mit ihr im Takt einer Ballade. »Danke, dass du das Tuareg-Kostüm für mich besorgt hast.«

»Du siehst toll aus. Sexy!« Sie log nicht, um die Stimmung zu bessern, sondern meinte, was sie gesagt hatte. Das bis zu den Knöcheln reichende schwarze Gewand, unter dem gerade noch der bestickte Hosensaum herausschaute, und der Turban standen ihm gut. Weil die Maskierungen erst um Mitternacht fallen durften, hatte er den Schleier vor sein Gesicht gelegt, was seine asiatischen Augen betonte. Naomi selbst trug eine Augenmaske mit weißem Tüll.

»Sexy, ich? Findest du?« Als sie nickte, zog er sie näher an sich heran. »Dann bin ich endlich so, wie du mich haben möchtest?«

»Sag so etwas nicht.« Sanft drückte sie seine Schulter. »Ich finde nur, dass du dich zu oft zurückhältst. Ein wenig mehr Abenteuerlust stände dir gut.«

Er zupfte an dem Obergewand. »Das hier ist nur eine Verkleidung.«

»Das stimmt, aber bis Mitternacht kannst du sein, wer auch immer du sein möchtest.« Naomi zwinkerte.

Cheng überlegte. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, und für einen Moment schien er weit weg zu sein. Als er Naomi wieder ansah, zeigten sich Lachfalten um seine Augen, die sie viel zu selten zu sehen bekam. »Du hast Recht.«

Plötzlich nahm er ihr Handgelenk und zog sie hinter sich her von der Tanzfläche. Ohne Erklärung führte er sie über die Treppe ins Obergeschoss. Sie mussten über ein Band steigen, das die Gastgeber am Treppenabsatz gespannt hatten, damit keiner der Gäste die beiden oberen Etagen betrat. Naomi rechnete fest damit, dass man sie bemerken und ihnen folgen würde, um sie zurück zur Party zu holen, doch niemand kam.

Sich gegen Regeln zu stellen, das sah Cheng gar nicht ähnlich. Außerdem hätte sie ihm so viel Spontaneität gar nicht mehr zugetraut. Strahlend ließ sie sich von ihm durch den Korridor führen.

Leise öffnete er eine Tür nach der anderen und warf einen kurzen Blick in die Räume, bis er Naomi schließlich in einen hineinzog, der sich als Lesezimmer entpuppte. Bücherregale säumten die Wände, links standen ein Sofa, zwei Ohrensessel und ein Couchtisch.

Naomi jedoch ging zur Fensterfront, die bis zum Boden reichte und den Blick auf einen kleinen Balkon und den beleuchteten Garten darunter freigab. Sie stand so nah davor, dass sie sogar die Kälte der Scheibe spüren konnte, denn in dieser Nacht waren die Temperaturen bis auf zehn Grad gesunken.

»Wunderschön.« Sie seufzte.

Cheng umarmte sie von hinten und knabberte an ihrer Halsbeuge. »Irgendwann werde ich dir auch so ein Haus kaufen.«

»Ich hätte lieber mehr Zeit mit dir.«

»Es geht nur das eine oder das andere, Liebes.«

»Dann wähle ich dich.«

»Vielleicht kann ich das nächstes Jahr ändern.«

Vielleicht klang nicht nach einem ernsten Vorhaben, aber Naomi schwieg, denn Chengs Hand drang unter ihren Kimono und legte sich auf ihren Busen. Zärtlich streichelte er ihn, reizte ihre Brustspitzen zwischen seinen Fingern und zwirbelte sie.

Während er den Stoff beiseite schob und ihre üppigen Brüste aus dem Büstenhalter hob, lehnte sie sich gegen ihn. Er legte seine Hände wie Schalen unter ihren Busen und wog ihn. Dann begann er, ihn zu massieren. Cheng hatte für einen Mann kleine Hände mit filigranen Fingern, die behutsam an ihren Brustspitzen zupften, sie hin und her rollten und darüber rieben, bis Naomi nach Atem rang und nicht mehr ruhig stehen bleiben konnte. Schließlich packte er ihre Nippel von der Seite, zog ihre Brüste lang und rieb die Spitzen gegen die kühle Fensterscheibe.

Naomi kicherte. Solch eine Verrücktheit hätte sie Cheng gar nicht zugetraut. Doch der Mann, den sie in der Fensterscheibe sah, war auch nicht er, sondern ein vermummter Tuareg.

Sein Schritt schwoll an. Erregt nahm Naomi die Wölbung wahr, die sich an ihre Kehrseite drückte. Sie ließ ihren Hintern kreisen, rieb sich an ihm und vernahm, da sein Mund nah an ihrem rechten Ohr war, dass sein Atem schneller ging, eine Musik, die sie nur noch selten hörte und die sie umso mehr genoss.

Aber ab heute würde alles anders werden, denn sie hatten einen Weg gefunden, Chengs Ventil für Sinneslust wieder zu öffnen: Rollenspiele.

»Deine Nippel sind ja ganz kalt«, sagte er, drehte Naomi herum und kniete sich vor sie. Als wäre sie eine Fruchtbarkeitsgöttin, deren Busen er huldigte, streichelte er ihre Rundungen so vorsichtig, als wären es Kostbarkeiten.

Er lüftete seinen Gesichtsschleier, so dass neben seinen Augen nun auch sein Mund zu sehen war, und reckte sich, um an ihre Brustwarzen zu kommen, doch Naomi musste sich nach vorne neigen, damit ihre Brüste tiefer hingen und er seine Lippen um ihre linke Spitze legen konnte.

Naomi bekam eine Gänsehaut und keuchte. Sie hielt sich an der Balkontür fest und schaute auf Cheng herab. Genüsslich nuckelte er an ihren Warzen, saugte mal sanft, mal fester und leckte hin und wieder mit der Zunge darüber.

Lasziv keuchte Naomi. Es fühlte sich so gut an, verwöhnt zu werden. Cheng hatte es doch noch drauf. Fast hatte sie geglaubt, er hätte es verlernt, Liebe zu machen. Aber nun kniete er vor ihr und stieß ihre Brustwarze geschickt und schnell immer wieder mit seiner Zungenspitze an, als wäre ihr Nippel ein Glöckchen, das er zum Klingeln bringen wollte.

Nach einer Weile erhob er sich und streckte seine Beine.

Bevor er Naomi davon abhalten konnte, hockte sie sich vor ihn, hob sein Übergewand und zog seine Hose gerade so weit herunter, dass sie in seine Unterhose greifen und sein Glied durch den Schlitz herausholen konnte. Schon halb erigiert ragte es aus dem weißgrau gestreiften Stoff heraus.

»Nicht.« Abwehrend drückte Cheng gegen ihre Schulter.

»Keine Sorge«, sagte sie, obwohl ihr Speichelfluss vor Verlangen deutlich zunahm. Doch sie wusste, dass er es genauso wenig mochte, wenn sie seinen Penis in ihren Mund nahm, wie wenn er ihre Mitte küsste. Seinem Empfinden nach war das unhygienisch. Münder und Genitalien gehörten nicht zusammen. Naomi war anderer Meinung, aber sie akzeptierte wohl oder übel seine Tabugrenze.

Einige Male strich Naomi mit der Hand über sein Geschlecht. Sie schenkte Cheng ein frivoles Lächeln und presste ihre Brüste seitlich an den Phallus. Langsam stimulierte sie ihn mit ihrem Busen. Kreisend rieb sie über den Schaft und spürte, wie er immer härter wurde. Da sein Schleier wieder sein Gesicht bedeckte, konnte sie nur Chengs Mandelaugen sehen, sein Blick war vor Lust getrübt. In seiner Verkleidung wirkte er geheimnisvoll und düster, das gefiel Naomi, und so schaukelte sie ihren Oberkörper, damit ihre Brüste seine Vorhaut vor und zurückschoben. Sie entrang Cheng ein Stöhnen, so laut, wie Naomi es schon lange nicht mehr von ihm gehört hatte.

Eifriger rieb sie über den Phallus, denn sie wollte mehr dieser sinnlichen Laute aus Cheng herauskitzeln, aber er zog sie zu ihrer Überraschung auf die Füße. »Man könnte uns hören.«

Ängstlich schaute er zur Tür, doch Naomi fasste sein Kinn und drehte sein Gesicht in ihre Richtung. »Dann müssen wir eben leise sein.« Auf keinen Fall wollte sie aufhören! So etwas Lustvolles hatte sie seit einer Ewigkeit nicht mehr mit Cheng erlebt. Ihr ganzer Körper prickelte vor Aufregung.

»Wenn das mal so einfach wäre.« Auf einmal funkelten seine Augen neckisch. »Mal sehen, ob du es schaffst.«

Er drängte sie zum Sofa, hob ihr Bein an und stellte ihren Fuß auf die Sitzfläche. Erregt streifte er den Stoff ihres Kimonos zurück. Seine Fingerspitzen glitten über ihren himmelblauen Slip, den sie ebenso wie ihren BH farblich auf das japanische Gewand abgestimmt hatte. Zärtlich streichelte er über die Erhebungen des Höschens, die von ihren angeschwollenen Schamlippen stammten. Er fand ihre Öffnung und drang einige Male mit zwei Fingern in sie ein, nur wenige Millimeter, aber diese Geste war so verrucht, da er den Stoff vorher nicht weggeschoben hatte, dass die angedeutete Penetration Naomi unglaublich anmachte.

»Warte«, sagte sie, da sie eine Gier in sich aufwallen spürte, die sie nicht unterdrücken konnte. Rasch zog sie den Schlüpfer aus und legte ihn auf den Couchtisch. Erneut stellte sie einen Fuß auf das Sofa und präsentierte Cheng ihre entblößte Scham.

Schwer atmend schlang er einen Arm um ihre Hüften und legte seine Hand auf ihre heiße Mitte. Diese pochte begierig darauf, liebkost zu werden. Während Cheng hauchzart über ihre Schamlippen strich, spürte Naomi, wie ein Tropfen ihrer Feuchtigkeit ihre Schenkel hinabfloss. Sie hielt sich an seinen Schultern fest und stöhnte immer heftiger. Ihre Beine zitterten, als ihre Erregung wuchs.

Naomi hörte leises Stimmengemurmel. Es kam zwar aus dem Erdgeschoss und drang nur zu ihnen, weil Cheng die Tür einen Spaltbreit offen gelassen hatte, vermutlich um früh genug gewarnt zu sein, sollte jemand in die erste Etage kommen. Doch sie hatte auf einmal Angst, dass sie gestört werden und ihr Sexabenteuer noch vor dem Finale zu Ende sein könnte.

Schweren Herzens löste sie sich von Cheng und legte sich auf das Sofa. Ein Bein ließ sie von der Sitzfläche hängen, das andere legte sie auf die Rückenlehne, so dass ihre Mitte weit aufklaffte.

Cheng verstand die Einladung. In Windeseile hatte er sich seiner Hose und seiner Unterhose entledigt. Im nächsten Moment lag er auch schon auf ihr, zwischen ihren Schenkeln. Sanft drang er in sie ein.

Naomi lächelte glücklich, da Cheng sie ohne Zögern nahm. Sachte zog er sich aus ihr zurück und glitt ebenso behutsam wieder in sie hinein.

Als ihr Tuareg das erste Mal hemmungslos zustieß, keuchte er. Er hatte seine Augen geschlossen. Stoß um Stoß stachelte er ihre Lust an.

Naomi schlang ihre Beine um seine Taille und hob ihr Becken an, damit er noch tiefer in sie eindringen konnte. Lange hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen und noch länger war der Sex mit ihm nicht mehr so hemmungslos gewesen. Die Maske tat ihm gut.

Immer hektischer rammte er sie, sein Unterleib zuckte kraftvoll vor und pumpte seinen Schaft bis zur Wurzel in sie hinein. Naomi hatte befürchtet, dass Cheng seine Leidenschaft verloren hatte, weil er sie kaum noch zeigte, doch er bewies ihr nun, dass sie sich geirrt hatte.

Losgelöst nahm er sie. Er hielt sich nicht zurück, wie seine chinesische Erziehung es ihn gelehrt hatte, sondern stieß kräftig zu, stöhnte unter seinem Schleier rhythmisch und öffnete seine Augen erst, als Naomi unter ihm kam. Zuerst bäumte sie sich auf, dann riss die Wollust sie mit sich, und sie wimmerte und zuckte und bekam nur am Rande mit, dass Cheng ebenfalls den Höhepunkt überschritt, sich verkrampfte und sich in sie ergoss.

Nach Luft ringend lüftete er seinen Schleier und legte seine Wange auf ihren Busen. So dösten sie bestimmt eine halbe Stunde, danach kehrten sie zu den Feiernden zurück.

Um Mitternacht legte Cheng die Maskierung ab und war seither nie wieder in die Rolle des Verführers geschlüpft. Naomi hatte große Hoffnung gehegt, dass das spontane Abenteuer sein Interesse an einer Wiederholung geweckt hätte, aber das bestätigte sich nicht.

Er weigerte sich, ihr Liebesleben mit weiteren Kostümierungen zu beleben. »Das an Silvester war ein Maskenball. Rollenspiele beim Sex sind albern.«

Naomi konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie seitdem miteinander intim geworden waren, und der Sex war nicht mehr als »nett« gewesen.

Weit lehnte sie sich aus dem Küchenfenster. San Francisco schien zu wispern, die Stadt erzählte von all den wundervollen, aufregenden Dingen, die in dieser Sommernacht geschahen. Dinge, die weit weg von dem Leben waren, das Naomi führte. Ein solides Leben, in Sicherheit, mit klaren Strukturen, die Cheng ihr schenkte. Aber Naomi wusste, dass er diese Strukturen nicht aufstellte, um sie zu unterdrücken, sondern weil er sie selbst brauchte, um glücklich zu sein. Ein Tag, der normal verlief, war ein guter Tag für Cheng.

Aber war es das, was Naomi wollte?

Sie spürte, dass es nicht gereicht hatte, das Schlafzimmer zu verlassen. Ihr Hals war noch immer wie zugeschnürt. Sie musste aus dieser Wohnung heraus, das Appartement war Chengs Reich. In seiner Nähe konnte sie nicht klar denken, sondern gab doch immer wieder nach. Aber wo würde sie ihre Gefühle und Gedanken ordnen können?

Zu ihrer Mutter Catherine wollte sie nicht, weil ihre Mom sie mit Fragen bombardieren und versuchen würde, sie zu überreden, bei Cheng zu bleiben. Naomis Vater starb, als Cat schwanger war. Er fuhr mit seinem Contender auf den Pazifik hinaus. Das Wetter war plötzlich umgeschlagen, und die Einhandjolle war gekentert. Catherine hatte sich Vorwürfe gemacht, dass sie ihn damals hatte gehen lassen, und seitdem hatte sie Angst, auch Naomi zu verlieren, weshalb ihr Beschützerinstinkt erdrückend war. Obwohl sie Cheng zu konservativ fand, sah sie ihre Tochter bei ihm in guten, soliden Händen.

Der einzige Rückzugsort, an dem man Naomi in Ruhe ihren Gedanken nachgehen lassen würde, war das Weingut ihrer Tante Carol und ihres Onkels William Brookstone in Napa Valley. Sie würde zwar lieber in San Francisco bleiben, weil Frisco so lebendig und voller Geheimnisse, Feuer und Tollheiten war und sie sich nach Lebendigkeit sehnte. Aber San Francisco war Cheng, und sie musste weg von ihm.

Schade, dachte Naomi, auf dem Land würden wohl kaum Abenteuer auf sie warten.

1

Sonntag, 1. Juli

Es hatte Streit gegeben. Das war zu erwarten gewesen. Cheng hatte absolut kein Verständnis dafür, dass sie spontan eine Woche Urlaub nehmen wollte. Alles, was für ihn zählte, war, dass sie ihn alleine ließ. Dabei ging es ihm nicht nur um die Arbeit in der Kanzlei, sondern angeblich auch um die einsamen Abende zu Hause. Sollte sie ihm das etwa glauben? Meistens saßen sie ohnehin nur auf der Couch und lasen. Das konnte er auch, wenn sie nicht daheim war.

Er hatte seine Handflächen aneinandergelegt und hatte sie gebeten, zu bleiben, doch Naomis Entscheidung stand fest.

Gegen seinen Willen war Naomi trotzdem einen Tag später gefahren.

Während sie den alten Ford über den Highway 101 in Richtung Golden Gate Bridge lenkte, kämpfte ihr schlechtes Gewissen, das sie zweifelsohne von ihrer Mom geerbt hatte, mit ihrem Kampfgeist. Der Weg über die Oakland Bridge war eigentlich dreißig Minuten kürzer, aber da man nie wusste, ob um Oakland Stau herrschte – an Wochentagen verstopfte der Berufsverkehr die Straßen in und um die Großstadt und am Wochenende Familien, die einen Ausflug machten –, hatte Naomi sich für die längere Strecke entschieden.

Sie hatte Zeit und wenn sie Auto fuhr, konnte sie gut nachdenken.

Eigentlich gehörte das Auto Cheng. Es war kein Problem gewesen, es zu nehmen, denn er hatte ja noch den silbermetallicfarbenen Lincoln, den Firmenwagen. Auch der Mietvertrag für das Appartement lief auf seinen Namen. Er beglich alle Rechnungen. Naomi kaufte nur hin und wieder auf ihre Kosten ein und tankte.

Selbst das war nicht ganz richtig, denn er zahlte schließlich ihr Gehalt. Er arbeitete erfolgreich als Genealoge. Seine Kanzlei für Familienforschung lief hervorragend. Naomi half ihm bei der weltweiten Erbenermittlung, beantragte Erbscheine, beschaffte Urkunden, half bei der Aufklärung von Vermögenswerten, während er seine Kunden in Fragen bezüglich des Erbrechts betreute. Seine Fälle bekam er meistens vom Gericht zugewiesen, er beriet aber auch einige private Kunden.

Cheng war das Gesicht von Pinpoint Precision, Naomi machte die Fleißarbeit hinter den Kulissen.

Sie war sich bewusst, wie sehr sie ihr Leben auf Cheng ausgerichtet hatte, aber ihr hatte diese Abhängigkeit nie etwas ausgemacht. Alles hing an ihm: ihre Liebe und ihre Existenz – ihre private und berufliche Perspektive. Sollte sie um ihre Beziehung zu ihm kämpfen oder die Reißleine ziehen?

Der Engel auf ihrer Schulter ermahnte sie, nicht gleich das Handtuch zu werfen – er habe es nicht so gemeint, als er sagte, sie sei nur seine Freundin, sie interpretiere zu viel in dieses Wort hinein – und erinnerte sie daran, dass sie beide Michael Bublé Fans waren, Jakobsmuschel-Tartar ihr Lieblingsgericht war und mehr Geld für Bücher als für andere Dinge ausgaben.

Das Teufelchen dagegen fragte sie, wieso sie ihr Leben mit diesem unverschämten Kerl vergeudete.

Gleich am Samstagmorgen hatte sie auf dem Weingut angerufen und gefragt, ob sie am nächsten Tag kommen dürfte.

»Selbstverständlich, du bist jederzeit herzlich willkommen«, hatte Onkel William, der von allen Bill genannt wurde, gesagt. Er war ein Schatz! Im Gegensatz zu Cheng hatte er es nicht verlernt, neben dem Geschäft das Leben zu genießen. Sein Bauchansatz und die Lachfalten waren der Beweis.

Nun, da Naomi über die Golden Gate Bridge fuhr, rief sie noch schnell ihre Mom an, um ihr Bescheid zu geben, damit sie sich keine Sorgen machte. Sie lenkte ihren Wagen an San Rafael, Petaluma und Sonoma vorbei und fuhr auf dem Highway 29 nach St. Helena.

Bereits als sie von der Hauptstraße in die Allee, die zum Weingut führte, einbog und von weitem das Schild der Maroon Winery erspähte, löste sich der Knoten in ihrem Magen. Dieses idyllische Fleckchen Erde bedeutete Heimat für sie. Als Kind war das Gut ihr zweites Zuhause gewesen, doch seit sie Cheng mit achtzehn Jahren kennenlernte und in seiner Kanzlei anfing zu arbeiten, fand sie kaum noch Zeit, bei ihren Verwandten vorbeizuschauen. Da ihre Mutter alleinerziehend war, ging diese kurz nach Naomis Geburt schon wieder arbeiten. Damals waren Carol und Bill fast so etwas wie Naomis Ersatzeltern gewesen.