Der geheimnisvolle Mord im Thale von Boscombe - Sir Arthur Conan Doyle - E-Book

Der geheimnisvolle Mord im Thale von Boscombe E-Book

Sir Arthur Conan Doyle

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Beschreibung

Wer hat den Gutsbesitzer ermordet? Der Mord an ihm stellt sich als tiefgründiger heraus, als anfangs vermutet: Als Holmes und Dr. Watson nach Herefordshire gerufen werden, scheint klar zu sein, dass der Sohn des Gutsbesitzers der Täter ist. Doch Holmes zweifelt dessen Schuld an. Nach und nach wird die Geschichte immer vertrackter: Wer ist die mysteriöse dritte Person, die zur Tatzeit im Wald war? Warum stieß das Opfer kurz vor seinem Tod den australischen Ruf "Cooee" aus? Und geht es womöglich sogar um eine vereitelte Hochzeit und Erpressung?-

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Sir Arthur Conan Doyle

Der geheimnisvolle Mord im Thale von Boscombe

Saga

Der geheimnisvolle Mord im Thale von BoscombeCopyright © 1891, 2019 Arthur Conan Doyle und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726372397

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

Der geheimnisvolle Mord im Thale von Boscombe.

Wir sassen eines Morgens beim Frühstück, meine Frau und ich, als uns das Dienstmädchen eine Depesche hereinbrachte. Sherlock Holmes telegraphierte folgendes:

„ Hast du zwei Tage frei? Werde soeben telegraphisch nach Westengland gerufen wegen des Mordes im Thale von Boscombe. Freute mich, wenn du mitkämest. Luft und Gegend köstlich. Ab Paddington 11. 15.“

„Was meinst du, lieber Mann, fährst du mit?“ fragte meine Frau, zu mir herüberblickend.

„Ich weiss wirklich nicht, was ich sagen soll; meine Krankenliste ist eben jetzt ziemlich lang.“

„Ach was, Anstruther wird dich vertreten. Du siehst in letzter Zeit etwas angegriffen aus, und ein Ausspannen thut dir gut; überdies interessieren dich ja Sherlock Holmes’ Fälle stets ganz besonders.“

„Wie sollten sie auch nicht, da ich ja einem derselben deine Bekanntschaft verdanke. Soll ich aber wirklich mit, so muss ich mich beeilen, es bleibt mir ja nur eine halbe Stunde.“

Das Lagerleben in Afghanistan hatte wenigstens den Vorteil gehabt, aus mir einen jederzeit fix und fertigen Reisenden zu machen. Ich brauchte nicht viel unterwegs, sass deshalb bald mit meiner Reisetasche im Wagen und rollte dem Bahnhof von Paddington zu. Sherlock Holmes schritt bereits dort auf und ab; seine hohe, hagere Gestalt erschien im langen, grauen Reisemantel und in der knappen Tuchmütze noch grösser und abgemagerter als sonst.

„Das ist wirklich hübsch von dir, dass du kommst, Watson,“ sagte er. Für mich ist’s ein grosser Vorteil, einen ganz zuverlässigen Begleiter bei mir zu haben. Hilfe am Ort ist stets entweder wertlos oder parteiisch. Willst du zwei Eckplätze belegen, so hole ich die Fahrkarten.“

Wir blieben allein im Wagen mit einem ganzen Stoss Zeitungen und Papieren, die Holmes mitgebracht hatte.

Bis zur Station Reading blätterte er hin und her, las, schrieb Notizen auf und dachte dazwischen nach. Dann raffte er plötzlich alles zusammen und warf es oben in das Gepäcknetz.

„Hast du schon von dem Fall gehört?“ fragte er.

„Kein Wort; ich las in den letzten Tagen keine Zeitung.“

„Die Londoner Presse brachte wenig ausführliche Berichte. Ich sah soeben die neuesten Zeitungen durch, um die Einzelheiten zu überblicken. Wie mir scheint, ist es einer jener ganz einfachen Fälle, die so ausserordentlich schwierig sind.“

„Das lautet etwas widersprechend.“

„Und doch liegt tiefe Wahrheit darin. Je weniger absonderlich, je gewöhnlicher ein Verbrechen ist, desto schwieriger lässt es sich entdecken. In diesem Fall liegt eine schwere Anklage gegen den Sohn des Ermordeten vor.“

„Also handelt es sich um einen Mord?“

„Wenigstens nimmt man einen solchen an. Ich aber nehme nichts an, ehe ich nicht die Sache persönlich geprüft habe. Ich will dir in aller Kürze den Thatbestand mitteilen, soweit ich ihn selbst zu erkennen vermag.

„Das Thal von Boscombe ist ein Landbezirk, nicht gar weit von Ross in Herefordshire gelegen. Der grösste Landbesitzer dort ist ein Herr John Turner, der in Australien reich wurde und vor Fahren in die alte Heimat zurückkehrte. Eines seiner Güter, es heisst Hatherley, war an Herrn Charles Mc. Carthy verpachtet — gleichfalls ein ehemaliger Australier. Die beiden Männer hatten sich in den Kolonien kennen gelernt, und so war es begreiflich, dass sie sich möglichst nahe beisammen niederliessen. Turner war offenbar der reichere von beiden, deshalb wurde Mc. Carthy sein Pächter, was ihn jedoch nicht abgehalten zu haben scheint, auf völlig gleichem Fusse mit jenem zu verkehren. Mc. Carthy hatte einen Sohn von achtzehn Jahren, Turner eine Tochter in gleichem Alter, und beide waren Witwer. Sie scheinen jeden Verkehr mit den englischen Familien der Umgegend gemieden zu haben und lebten sehr zurückgezogen, obwohl Vater und Sohn Mc. Carthy den Sport liebten und sich oft bei den Pferderennen der Nachbarschaft einfanden. Mc. Carthy hielt zwei Diensthoten, einen Diener und eine Köchin, während Turner deren weit mehr, wenigstens ein halbes Dutzend, im Hause hatte. Das ist so ziemlich alles, was ich über die Familien zu erfahren vermochte. Und nun zu den Thatsachen, die mit dem Verbrechen selbst zusammenhängen.

„Am 3. Juni — also vorigen Montag — verliess Mc. Carthy sein Haus in Hatherley, ungefähr um 3 Uhr nachmittags, und ging hinab nach dem Boscombe-Teich, einem kleinen See, der durch die plötzliche Verbreiterung des Flusses unten im Thal entsteht. Am Morgen war er mit seinem Diener in Ross gewesen und hatte sich diesem gegenüber geäussert, er müsse sich beeilen, weil er auf 3 Uhr eine wichtige Besprechung verabredet habe; von dieser kehrte er nicht mehr lebendig zurück.

„Das Pachthaus Hatherley liegt eine Viertelmeile vom Teich entfernt, und auf dem Wege dahin wurde. Mc. Carthy von zwei Personen gesehen: von einer alten Frau, deren Name nicht genannt wird, und von William Crowder, einem Wildhüter im Dienste Herrn Turners. Beide Zeugen sagen aus, dass Mc. Carthy allein ging. Der Wildhüter fügt hinzu, er sei, wenige Minuten nachdem Mc. Carthy vorübergegangen, auch dessen Sohne, John Mc. Carthy, mit einer Flinte unterm Arm, auf demselben Wege begegnet, und er glaubt gewiss, der Vater müsse noch in Sicht gewesen sein, als ihm der Sohn folgte.