Der Geschichtsbegriff in vorislamischer Zeit  - Die Wurzeln der muslimischen Geschichtsschreibung? - Michael Rohschürmann - E-Book

Der Geschichtsbegriff in vorislamischer Zeit - Die Wurzeln der muslimischen Geschichtsschreibung? E-Book

Michael Rohschürmann

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Islamwissenschaft, Note: 1,0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Seminar für Orientkunde), Veranstaltung: Seminar - Einführung in die Historiographie, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Bei der Beschäftigung mit der Entstehung der Geschichtsschreibung muss man sich notwendigerweise von unserem heutigen Wissenschaftsbegriff entfernen und die Literatur aus dem Blickwinkel der damaligen Zeit betrachten. Dabei muss auch verstanden werden, dass dem heutigen Historiker kaum noch bewusst ist, dass ein nicht allein an Wahrheit orientiertes Geschichtsverständnis ebenfalls den Anspruch auf wissenschaftliche Anerkennung erheben darf. In diesem Sinne argumentiert auch Radtke (1992:147). Auch den meisten Mythen liegt zumindest ein historischer Ursprung zugrunde wie Heinrich Schliemann mit seinen Grabungen in Troia eindrucksvoll belegte. Radtke (1992:141) definiert Geschichtsschreibung als „sprachlich gestaltete Erinnerung an vergangene, unwiederholbare menschliche Handlungen, die nur noch durch die fixierbare Erinnerung existent sind.“ Arabisch existiert bereits seit dem 5. Jahrhundert als vollausgebildete, einheitliche Schriftsprache (Brockelmann 1909:3 sowie Soden 2006:2, Halm 2004:18f und Elger 2004:36). Dennoch gibt es über die vorislamischen Kulturen der arabischen Halbinsel kaum beziehungsweise wenig verlässliche Informationen. Die meisten stammen aus islamischen Quellen und sind aufgrund ihrer Tendenziosität nur bedingt glaubwürdig. Dieses „Dunkel“ in der arabischen Geschichte vor dem Erscheinen des Propheten ist eine anschauliche Metapher für das Geschichtsverständnis islamischer Historiker, das die die heidnischen Jahrhunderte als ğāhalīya (Zeit der Unwissenheit und Ignoranz) ansahen.(Elger 2004:34). Verstärkt wird dieser Zustand durch das spärliche Vorhandensein altarabischer, schriftlicher Quellen. In allen Kulturen stellen sicherlich die Schöpfungsmythen und Heldensagen die ältesten Formen einer Art von Geschichtsschreibung dar. Im Gegensatz zu den Hochkulturen, wo Schriftsysteme auch deutlich früher erfunden wurden, wurden diese auf der arabischen Halbinsel allerdings nur in mündlicher Form tradiert. Auch Brockelmann (1909:13f) weist darauf hin, dass die Schrift in Nord- und Mittelarabien zwar verbreitet war, jedoch nicht zur Schaffung von Literatur verwendet wurde sowie dass möglicherweise geschriebene Werke von späteren muslimischen Sammlern als heidnische Erzeugnisse oder spätestens bei den Mongolenstürmen gegebenenfalls vernichtet worden sein könnten.[...]

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