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Der grüne Kakadu Arthur Schnitzler - "Das Stück ist ein Schmiß! Wenn mir so was einmal 5actig gelänge, könnt ich und die Literatur froh sein"? so Schnitzler begeistert über seine in der Tat hinreißende Groteske: Die Bessergestellten von Paris treffen sich ohne dies ahnen zu können am Vorabend der Französischen Revolution in der titelgebenden Kneipe, um sich von Berufsschauspielern Halb- und Verbrecherwelt vorgaukeln zu lassen bis unaufhaltsam-tödlich das reale Revolutionsgeschehen in den "Grünen Kakadu" hineinschwappt. Das hochvirtuose Spiel mit falschen Erwartungen, Fiktionalität und Realität gehört zum amüsantesten und gleichzeitig geistreichsten, was die deutsche Literatur zu bieten hat.
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Seitenzahl: 61
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Der grüne Kakadu ist eine Groteske in einem Akt von Arthur Schnitzler. Sie entstand 1898 und wurde am 1. März 1899, zusammen mit seinen Stücken Paracelsus und Die Gefährtin, am Wiener Burgtheater uraufgeführt. Das Stück thematisiert die Ununterscheidbarkeit von Wahrheit und Lüge, von Schein und Sein.
Inhalt [Bearbeiten]
Paris 1789: Prospére, ein ehemaliger Theaterdirektor, betreibt eine Spelunke namens „Der grüne Kakadu“. Viele erfolglose Schauspieler, Prospéres ehemalige Angestellte, sind Stammgäste. Die Kneipe wird aber auch von Adeligen besucht. Diese erhoffen sich dort den angenehmen Nervenkitzel, sich zwischen echten Straßengaunern und anderem Gesindel zu bewegen. Also spielen die Schauspieler Verbrecher. Sie prahlen voreinander mit ihren Gewalttaten. Am 14. Juli, dem Tag des Ausbruchs der Französischen Revolution, dringt nun der reale Aufruhr der Straße in die Szene ein. Realität und Spiel vermischen sich, und für die adligen Zuschauer wie auch für die Darsteller wird es immer schwieriger, Rollen von echten Personen und Spiel von Wahrheit zu unterscheiden.
1958 wurde Schnitzlers Stück von Richard Mohaupt unter dem gleichen Titel als Oper in einem Akt adaptiert.
Quelle: Wikipedia
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Emile Herzog von Cadignan.
François Vicomte von Nogeant.
Albin Chevalier de la Tremouille.
Der Marquis von Lansac.
Séverine, seine Frau.
Rollin, Dichter.
Prospère, Wirth, vormals Theaterdirektor.
Seine Truppe: Henri Balthasar Guillaume Scaevola Jules Etienne Maurice Georgette Michette Flipotte
Léocadie, Schauspielerin, Henri's Frau.
Grasset, Philosoph.
Lebrêt, Schneider.
Grain, ein Strolch.
Der Commissär.
Adelige, Schauspieler, Schauspielerinnen,
Bürger und Bürgerfrauen.
Spielt in Paris am Abend des 14. Juli 1789 in der Spelunke Prospères.
Wirthsstube »zum grünen Kakadu«.
Ein nicht großer Kellerraum, zu welchem rechts (ziemlich weit hinten) sieben Stufen führen, die nach oben durch eine Thür abgeschlossen sind. Eine zweite Thür, welche kaum sichtbar ist, befindet sich im Hintergrunde links. Eine Anzahl von einfachen hölzernen Tischen, um diese Sessel, füllen beinahe den ganzen Raum aus. Links in der Mitte der Schanktisch; hinter demselben eine Anzahl Fässer mit Pipen. Das Zimmer ist durch Oellämpchen beleuchtet, die von der Decke herabhängen.
Der Wirth Prospère; es treten ein die Bürger Lebrêt und Grasset.
Grassetnoch auf den Stufen. Hier herein. Lebrêt; die Quelle kenn' ich. Mein alter Freund und Direktor hat immer noch irgendwo ein Faß Wein versteckt, auch wenn ganz Paris verdurstet.
Wirth. Guten Abend, Grasset. Läßt Du Dich wieder einmal blicken? Aus mit der Philosophie? Hast Du Lust, wieder bei mir Engagement zu nehmen?
Grasset. Ja freilich! Wein sollst Du bringen. Ich bin der Gast – Du der Wirth.
Wirth. Wein? Woher soll ich Wein nehmen, Grasset? Heut Nacht haben sie ja alle Weinläden von Paris ausgeplündert. Und ich möchte wetten, daß Du mit dabei gewesen bist.
Grasset. Her mit dem Wein. Für das Pack, das in einer Stunde nach uns kommen wird … . . Lauschend. Hörst Du 'was, Lebrêt?
Lebrêt. Es ist wie ein leiser Donner.
Grasset. Brav – Bürger von Paris … . . zu Prospère. Für das Pack hast Du sicher noch einen in Vorrath. Also her damit. Mein Freund und Bewunderer, der Bürger Lebrêt, Schneider aus der Rue St. Honoré, zahlt alles.
Lebrêt. Gewiß, gewiß, ich zahle.
Prospèrezögert.
Grasset. Na, zeig ihm, daß Du Geld hast, Lebrêt.
Lebrêtzieht seinen Geldbeutel heraus.
Wirth. Nun, ich will sehen, ob ich … . Er macht den Hahn zu einem Faß auf und füllt zwei Gläser. Woher kommst Du, Grasset? Aus dem Palais Royal?
Grasset. Jawohl … . ich habe dort eine Rede gehalten. Ja, mein Lieber, jetzt bin ich an der Reihe. Weißt Du, nach wem ich gesprochen habe?
Wirth. Nun?
Grasset. Nach Camille Desmoulins! Jawohl, ich hab' es gewagt. Und sage mir, Lebrêt, wer hat größeren Beifall gehabt, Desmoulins oder ich?
Lebrêt. Du … . zweifellos.
Grasset. Und wie hab' ich mich ausgenommen?
Lebrêt. Prächtig.
Grasset. Hörst Du's, Prospère? Ich habe mich auf den Tisch gestellt … . ich habe ausgesehen wie ein Monument … . Jawohl – und alle die Tausend, Fünftausend, Zehntausend haben sich um mich versammelt – geradeso wie früher um Camille Desmoulins … . und haben mir zugejubelt.
Lebrêt. Es war ein stärkerer Jubel.
Grasset. Jawohl … .. nicht um vieles, aber er war stärker. Und nun ziehen sie alle hin zur Bastille … .. und ich darf sagen: sie sind meinem Ruf gefolgt. Ich schwöre Dir, vor abends haben wir sie.
Wirth. Ja, freilich, wenn die Mauern von Eueren Reden zusammenstürzten!
Grasset. Wieso … Reden! – Bist Du taub? … Jetzt wird geschossen. Unsere braven Soldaten sind dabei. Sie haben dieselbe höllische Wuth auf das verfluchte Gefängnis wie wir. Sie wissen, daß hinter diesen Mauern ihre Brüder und Väter gefangen sitzen … . . Aber sie würden nicht schießen, wenn wir nicht geredet hätten. Mein lieber Prospère, die Macht der Geister ist groß. Da – zu Lebrêt Wo hast Du die Schriften?
Lebrêt. Hier … . zieht Brochuren aus der Tasche.
Grasset. Hier sind die neuesten Brochuren, die eben im Palais Royal vertheilt wurden. Hier eine von meinem Freunde Cerutti, Denkschrift für das französische Volk, hier eine von Desmoulins, der allerdings besser spricht, als er schreibt … . . »Das freie Frankreich«.
Wirth. Wann wird denn endlich die Deine erscheinen, von der Du immer erzählst?
Grasset. Wir brauchen keine mehr. Die Zeit zu Thaten ist gekommen. Ein Schuft, der heute in seinen vier Wänden sitzt. Wer ein Mann ist, muß auf die Straße!
Lebrêt. Bravo, bravo!
Grasset. In Toulon haben sie den Bürgermeister umgebracht, in Brignolles haben Sie ein Dutzend Häuser geplündert … . nur wir in Paris sind noch immer die Langweiligen und lassen uns alles gefallen.
Prospère. Das kann man doch nicht mehr sagen.
Lebrêtder immer getrunken hat. Auf, Ihr Bürger, auf!
Grasset. Auf! … . . Sperre Deine Bude und komm jetzt mit uns!
Wirth. Ich komme schon, wenn's Zeit ist.
Grasset. Ja freilich, wenn's keine Gefahr mehr giebt.
Wirth. Mein Lieber, ich liebe die Freiheit wie Du – aber vor allem hab' ich meinen Beruf.
Grasset. Jetzt giebt es für die Bürger von Paris nur einen Beruf: ihre Brüder befreien.
Wirth. Ja für die, die nichts Anderes zu thun haben!
Lebrêt. Was sagt er da! … Er verhöhnt uns!
Wirth. Fällt mir garnicht ein. – Schaut jetzt lieber, daß Ihr herauskommt … meine Vorstellung fängt bald an. Da kann ich Euch nicht brauchen.
Lebrêt. Was für eine Vorstellung? … Ist hier ein Theater?
Wirth. Gewiß ist das ein Theater. Ihr Freund hat noch vor vierzehn Tagen hier mitgespielt.
Lebrêt. Hier hast Du gespielt, Grasset? … . . Warum läßt Du Dich von dem Kerl da ungestraft verhöhnen!
Grasset. Beruhige Dich … .. es ist wahr; ich habe hier spielt, denn es ist kein gewöhnliches Wirthshaus … es ist eine Verbrecherherberge … . komm … .
Wirth. Zuerst wird gezahlt.
Lebrêt. Wenn das hier eine Verbrecherherberge ist, so zahle ich keinen Sou.
Wirth. So erkläre doch Deinem Freunde, wo er ist.
Grasset. Es ist ein seltsamer Ort! Es kommen Leute her, die Verbrecher spielen – und andere, die es sind, ohne es zu ahnen.
Lebrêt. So –?
Grasset. Ich mache Dich aufmerksam, daß das, was ich eben sagte, sehr geistreich war; es könnte das Glück einer ganzen Rede machen.
Lebrêt. Ich verstehe nichts von allem, was Du sagst.