Der Hase und der Igel und andere Ostermärchen - Peter Rosegger - E-Book

Der Hase und der Igel und andere Ostermärchen E-Book

Peter Rosegger

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Beschreibung

Die Anthologie 'Der Hase und der Igel und andere Ostermärchen' präsentiert eine sorgsam ausgewählte Sammlung von Geschichten, die sich um das Osterfest und die damit verbundenen kulturellen sowie mythologischen Erzählungen drehen. Diese Sammlung zeichnet sich durch eine Vielfalt an literarischen Stilen aus, von den volkstümlichen Erzählungen der Gebrüder Grimm bis hin zu den poetischen Versen von Joachim Ringelnatz. Die Werke bieten einen tiefen Einblick in die kulturelle Bedeutung des Osterfestes in der europäischen Literatur und spiegeln unterschiedliche regionale und historische Perspektiven wider, was sie zu einer bedeutenden kulturellen Ressource macht. Die Autoren dieser Sammlung, darunter Peter Rosegger, Ludwig Ganghofer und Christoph von Schmid, sind bekannt für ihre Fähigkeit, kulturelles Erbe und folkloristische Elemente in ihrer Literatur zu verweben. Ihre Geschichten sind nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Spiegel der gesellschaftlichen und kulturellen Zustände ihrer Zeit. Diese Anthologie gibt einen umfassenden Einblick in die Art und Weise, wie Ostertraditionen durch literarische Kunstformen sowohl bewahrt als auch hinterfragt werden können. 'Der Hase und der Igel und andere Ostermärchen' ist mehr als nur eine Sammlung von Geschichten. Es ist eine Einladung, sich durch die Augen bedeutender europäischer Schriftsteller mit der Vielschichtigkeit und den verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten von Ostern auseinanderzusetzen. Die Anthologie ist eine exzellente Quelle für Leser, die an kulturellen Studien interessiert sind, sowie für jene, die durch klassische und folkloristische Erzählungen die Tiefe traditioneller Feste erforschen möchten. Diese Sammlung fördert darüber hinaus den Dialog zwischen den verschiedenen Werken der Autoren und bietet eine reichhaltige Palette an Einsichten in das festliche Brauchtum.

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Peter Rosegger, Ludwig Ganghofer, Christoph von Schmid, Christian Andersen, Joachim Ringelnatz & Gebrüder Grimm

Der Hase und der Igel und andere Ostermärchen

Rätselhaftes Ostermärchen + Der Hase und der Igel + Als ich nach Emaus zog + Die Ostereier + Die Schnellläufer + Der Kamerad des Frühling + Hans Donnerstag

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-0346-8

Inhaltsverzeichnis

Als ich nach Emaus zog (Peter Rosegger)
Der Kamerad des Frühling (Ludwig Ganghofer )
Hans Donnerstag (Ludwig Ganghofer )
Die Ostereier (Christoph von Schmid)
Die Schnellläufer (Christian Andersen)
Rätselhaftes Ostermärchen (Joachim Ringelnatz)
Der Hase und der Igel (Gebrüder Grimm)

Als ich nach Emaus zog(Peter Rosegger)

Inhaltsverzeichnis

Am Ostermontag, wenn der Gottesdienst vorüber ist und im Waldlande die Leute beim Mittagsmahle sitzen, kommt es vor, dass einer sagt: "Heut ist Ostermontag, heut sollen wir nach Emaus gehen." Und fast allemal entgegnet ein anderer: "Nach Eb'naus (eben aus) gehen, das ist bei uns im Gebirg' eine Kunst." Aber der strenge Hausvater verweist: "Gescheiterweis' reden! Heilige Sach' ist kein Spaß!"

Am Vormittag haben sie es bei der Predigt gehört, dass nach dem Tode Jesu die Jünger gar vereinsamt und betrübt umhergegangen seien, immer nur an den Herrn und Meister denkend, der ein paar Tage früher gekreuzigt und begraben worden war. Und als sie die Strafe entlang gingen, die nach Emaus führte, da begegnete ihnen der Gekreuzigte leibhaftig und grüßte sie: "Der Friede sei mit euch!" , also dass sie wussten, er ist von den Toten auferstanden. - Dessen gedenkt man im Waldlande frommen Sinnes, und sei es nun auf der Bergstraße oder im Tale draußen, irgendwo steht doch ein Wirtshaus, und das ist das Emaus, nach welchem man an diesem Tage pilgert. - Jenem, der still beschaulich zwischen den grünenden Saaten dahin schreitet unter dem Gesange der Vögel, die auf den treibenden Zweigen sich schaukeln, und der in den milden Sonnenäther des Himmels aufschaut, Sehnsucht im Herzen, dem begegnet der Auferstandene mit dem Gruße: "Friede sei mit dir!" - Jenen, die nach ernsten Berufsarbeiten zur feiertägigen Erholung in heiterer Geselligkeit dem Wirtshause zuwandeln, sei es Freund mit Freund, sei es Bursche mit Mädchen in ehrsamer Neigung, sei es der Geigenspieler und der Pfeifenbläser zur hellen Osterfreudigkeit, denen begegnet der Herr und grüßt sie: "Der Friede sei mit euch!" - Dem aber, der mit frömmelnder Miene, Schlimmes sinnend, nach Emaus" schleicht, dem begegnet der Heiland nicht - doch möglicherweise etwas anderes.

Zurzeit, als ich ein Knabe von etwa zehn Jahren war, wollte mein Vater einmal in der Fasten einen eingewanderten vazierenden (herumlungernden) Tagwerker aufnehmen; es gab zur solcher Zeit eigentlich nicht mehr Arbeit in der Wirtschaft, als wir mit unserem Gesinde selbst verrichten konnten, doch mein Vater meinte: "Arbeitet er schon nicht viel, so soll er uns wenigstens fasten helfen. Wo will er denn sonst hingehen jetzt? Hat auch schon einen grauen Bart."

"Ist selber schuld," antwortete die Mutter, "warum balbiert er sich nicht. Der Tritzel gefällt mir nicht, sie sagen ja, er wäre schon einmal eingesperrt gewesen."

"Musst nicht alles glauben, was sie sagen. Die Leut' tun alleweil gern andere noch schlechter machen, als sie selber sind."

"Und der Tritzel gefällt mir nicht," wiederholte die Mutter, "er hat einen krummen Blick." "Einen krummen Blick hat er, weil er schielt," sagte der Vater , "und fürs Schielen kann der Mensch nicht."

"Da hast freilich wieder recht," darauf die Mutter, "und wenn er jetzt im Märzen keinen anderen Platz findet und er auf der freien Weid' müsst' liegen, da mögen wir ihn doch lieber nehmen."

Also war es verabredet worden. Aber bei der Aufnahme konnte mein Vater nicht unterlassen, den Tagwerker zu fragen: "Bist du nicht einmal in der Keichen (im Arrest) gesessen?"

"Ja, das ist gewiss," antwortete der Tritzel.

"Was hast denn angestellt?"

"Schon etwas der Müh' wert, das magst dir denken, Waldbauer. Mir ist nicht zu trauen, mir!"

"Darf man's wissen?"

"Warum denn nicht! Im Arzbachgraben bin ich ein armer Kleinhäusler gewesen."

"Deswegen werden sie dich doch nicht gestraft haben!" rief mein Vater.

"Armut ist halt ein Verbrechen," versetzte der Tritzel sehr tiefsinnig. "Und weil ich meine Steuer nicht hab' zahlen können, so sind die Pfänderleut' gekommen und haben mir meine Kuh wegtreiben wollen. "Die lass ich nicht!" schrei ich, und hau dem Pfändersmann eine ins Gesicht. Alsdann haben sie anstatt der Kuh mich fortgetrieben und eingesperrt." "Dem Pfänder hast eine gegeben!" lachte mein Vater auf. "Na, bleib halt da, Tritzel."

Der Alte zog - aber so, dass es mein Vater nicht merkte - das runzlige Gesicht schief, blinzelte mit den fahlen Wimpern und murmelte in seinen Bart: "Ein Gusto, wie sich der anplauschen lasst! - Ja, freilich bleib' ich." Und abgemacht war's.

Tat dann der alte Tagwerker Tritzel zuerst ein bissel Schnee schaufeln bei uns um den Hof herum, dann ein bissel Streu hacken, hernach ein bissel Dung führen mit der Schiebtruhe in den Garten hinaus. Dabei tat er mit uns fleißig die vierzigtägigen Fasten halten und ein sittsames Leben führen. Als die Ostern nahten, gab mein Vater zu verstehen, dass der Tritzel nun im Frühjahr wohl auch anderweitig einen Platz finden würde, und jetzt war es meiner Mutter, die sprach: "Weil er uns hat fasten helfen, der Tritzel, so kann er uns auch essen helfen; wer weiß, wo er sonst sein Weihfleisch und die Osterkrapfen finden kunnt."

Also blieb der alte, graubärtige Bursch über das Osterfest in unserem Hause, aß sich gewissentlich satt und führte gern christliche Gespräche. So sagte er am Ostermontag beim Mittagsmahle: "Heut sollen wir nach Emaus gehen. Gehst mit, Bübel?"

Die Frage war an mich gerichtet. "Ja, nach Emaus ginge ich mit!"

"Versteht sich!" begehrte die Mutter auf, "Kinder ins Wirtshaus!"

"Waldbäuerin, versetzte der Tritzel ernsthaft, "vom Wirtshaus ist keine Red'. Bei mir schaut das Christentum anders aus. Der Gang nach Emaus ist ein heiliger Gang. Ein heiliger Gang, meine liebe Waldbäuerin! Wir gehen zu der Kreuzkapelle hinauf, dort werden wir den Heiland sicherer finden, als im Wirtshaus - will ich meinen." "`s selb wär eh wahr," gab mein Vater bei, und ich durfte mit dem Tritzel gehen.

Die Kreuzkapelle stand etwa eine Stunde von uns weiter oben im Gebirge, auf einem Waldanger. Wenn der Wetterwind ging im Sommer und dort das Glöckchen geläutet wurde, konnte man bei und im Hof den Klang hören. In der Fastenzeit war die Kapelle ein beliebter Wallfahrtsort, kamen an jedem Freitag aus nah und fern Andächtige herbei, zündeten vor dem lebensgroßen Kreuzbilde, das in der Kapelle über dem Altare stand, Lichter an, beteten, legten bescheidene Opfergaben hin und gingen erleichterten Herzens wieder nach Hause. Da in der Nähe dieses Andachtsortes keine Menschenwohnung war, so ging täglich von den Waldbauernhäusern ein altes Weiblein hinauf, um die Kapelle zu öffnen, zu schließen und das Glöcklein zu läuten.

Das war also unser Emaus, zu welchem der alte Tagwerker Tritzel und ich auszogen - ein heiliger Gang, wie der Alte unterwegs wiederholt versicherte.

Der Weg ging über Wiesen, durch Wäldchen hinan, war stellenweise noch mit schmutzigen Schneekrusten belegt, stellenweise rann die Gieß, und stellenweise ging es über aperen( schneefreien) Rasen. Bei jeder Wegbiegung blickte ich scharf aus, ob uns nicht der liebe Heiland entgegenkäme. Endlich sah ich von ferne aus dem Schatten hervortretend die Gestalt; sie schwankte langsam heran, kam immer näher, und als sie ganz nahe, war es nicht der liebe Heiland, sondern das alte Weiblein, welches mit dem Schlüssel von der Kapelle kam. "Jetzt wird doch einmal schön Wetter werden," redete sie der Tritzel an.

"Ja, Zeit wär's," sagte die Alte und trippelte fürbaß. Als wir sie nicht mehr sahen, sagte der Tritzel: "Das ist sauber, jetzt hat uns die gewiss die Kapelle zugesperrt!" "Ich lauf ihr nach, dass sie wieder zurückgeht," war mein Vorschlag.

"Ah geh, hast denn kein Herz für alte Leut'!" verwies er mir, "den Weg etliche Mal hin und wieder machen, wie ein Hundel! Die geht nicht mehr auf ihren ersten Füßen wie du! Wir werden uns schon helfen."

Bei einer Wegzweigung fragte mich der Tritzel: "Geht's da links nicht hinauf zum Schützenhof?"

"Ja, da geht's zum Schützenhof."

"Ist's wahr, dass er so viel Sachen haben soll, der alte Schützenhofer?"

"Ja, sie sagen, dass er reich ist," war die Antwort.

"Nachher kommt der Schützenhofer in die Höll'. Die Reichen müssen alle hinab," sagte der Tritzel. "Aus Nächstenlieb' sollte man machen, dass sie in den Himmel kommen."

"Ist eh wahr," gab ich bei.

Endlich kamen wir auf den Waldanger. Da lag der Schatten, nur die Baumwipfel standen im Sonnenschein. Auf dem Anger gab es noch Schnee, auch auf dem Dache der Kapelle lag er und ließ am Rande tropfende Eiszäpfchen herabhängen. Als wir dem Eingange nahe kamen, zog der alte Tritzel den Hut vom Haupt und glättete mit der andern Hand sein graues Haar. Dann drückte er an der Türklinke. Da gab nichts nach, und er blickte mich betroffen an. "Ja, weil sie zugesperrt hat," sagte ich.

"Freilich hat sie zugesperrt, du Narr, sonst wär' es offen!" schnarrte er mich an. Das war mir zuwider. Folgerichtig war mein Wort und seines ebenfalls, aber warum denn so anschnarren!

Er ging rings um die Kapelle, als suche er einen zweiten Eingang. "Schau du!" rief er plötzlich, da ist ein Fenster. Der Laden geht auf, so! Er ist zwar nicht groß, aber eine Spindel wie du kann hinein!"

"Eine Spindel wie ich," war mein Aufbegehren; "nein, da schlief ich nicht hinein!"

"Ei freilich schliefst hinein, Buberl. Nachher schiebst von innen an der Tür den Riegel weg und lasst mich ein; wir knien uns hin vor das Kreuz und beten eins miteinand'."

Vor das Kreuz hinknien und beten, das war freilich verlockend, denn ich hatte den gekreuzigten Jesu sehr lieb und wollte ihm mit dem Gebet eine Freude machen. Ich ließ es also geschehen, als der Tritzel mich emporhob, ins Fenster steckte und tapfer nachschob, weil es doch ein bisschen eng herging an diesem Himmelspförtlein. Ein Ruck, und ich kollerte drinnen hinab. Auf einen Schrei, den ich ausgestoßen, fragte er draußen: "Hast du dir weh getan?"

"Weiß nicht, es ist ganz finster," war die Antwort, denn ich konnte es nicht sehen ob das Nasse an den Nüstern Blut war oder etwas anderes. Hernach machte ich mich an die Tür. "Schieb den Riegel zurück!" rief draußen der Tritzel.

"Es ist kein Riegel," berichtete ich nach längerem Umhertasten.

"Lalli! Wird doch ein Riegel sein. Jedes Schloss hat einen Riegel."

"Aber das ist ein eisernes Schloss, und man kann nicht dazu."

"Ein eisernes? - Du verdammt! Hätt' ich bald gesagt, christlich Weih ausgenommen." Also er draußen. Und fuhrt fort: "Wart, Buberl, greif ans Fenster. Da hast eine Zündholzschachtel. Damit zündst die Kerzen an, die auf dem Altar stehen. - Raspel nur, raspel! Aber du raspelst ja auf der verkehrten Seiten, wo das Weibsbild pickt! Auf der rauen musst raspeln! So! Brennt's schon? Richtig, brennt schon, bist ein Buberl, ein braves. Kannst noch Mesner werden, du, oder gar Pfarrer und Bischof, und noch ein bissel später Papst. Ei, das wohl! - Du Buberl, weil du schon drinnen bist, geh, schau, siehst auf dem Altar kein zinnernes Schüsserl nicht stehen?"

"Ja," antwortete ich, "und sind mächtig viel Kreuzer und Groschen drin."

"Hat's die Alte akkurat wieder stehen lassen!" sagte der Tritzel draußen in grollendem Tone. "Wenn man halt nicht überall nachschaut! Auf die alten Weiber ist hell kein Verlass. Für was geht sie denn Brot sammeln bei den Bauern, wegen Kapelldienst, wenn sie doch aufs Geld nicht schaut! Schandbare Leichtsinnigkeit! Mach, Bub, gib's heraus! Das Schüsserl sollst mir herausgeben, das zinnerne Geldschüsserl!"

Jetzt, das kam mir nicht ganz richtig vor.

"Kirchen ausrauben?" sagte ich endlich.

"So ist's! Kirchen ausrauben kunnten sie, die Schelm', wenn man das Geld tät stehen lassen da in der Kapellen!" sprach der Tritzel. "Kirchengut muss man wahren. Geh, Buberl, gib's heraus, schau, ich g'lang schon." Recke den Arm zum Fensterchen herein und krabbelte mit den langen hageren Fingern in der Luft umher.

"O nein," war mein Bescheid, "Kirchen ausrauben tu ich nicht."

"Kindisch, wer redet denn von so was! Bei dem heiligen Gang so dumm reden! Dich wird unser Herrgott noch einmal recht strafen! Dem Herr Pfarrer tragen wir das Geld hinab. Der Herr Pfarrer hat mich gebeten, dass ich ihm von der Kreuzkapelle das Geld möchte holen."

"So hol's, Tritzel."

"Wenn ich aber nicht hinein kann. Und du bist schon drinnen. Willst in den Himmel kommen?"

"Ja freilich."

"So gib mir das Geld heraus!"

Ein kleines Weilchen überlegte ich, da war's, als flüsterte irgendwo jemand: "Tu's nicht! Tu's nicht!" Und laut war mein Schrei: "Nun, ich tu's nicht!"

"Waldbauer-Bübel, mach keine Geschichten!" schmeichelte er draußen. "Dem Herrn Pfarrer muss man das Wort halten. Kannst ihn auch einmal zu brauchen haben. Steig nur auf die Betbank und gib's heraus. Verstreu nichts, jeder blutige Kreuzer ist heilig! Na, mach Bürschel, mach! Kriegst nachher was von mir."

Es half ihm aber nichts. Und als er das endlich einsah, ging er fluchend von dannen. Der Boden knarrte, da er über den Schnee hinschritt gegen den Wald.

Ich war in eine trotzige Stimmung gekommen, ohne eigentlich recht wissen, warum. Als es jetzt aber ganz stille war in der dämmerigen Kapelle und die zwei von mir angezündeten Kerzen wie Totenlichter brannten vor dem Kreuzbilde, da begann mir unheimlich zu werden. Das Blut sah ich an den Händen und Füßen des Gekreuzigten, und als ich so hinaufstarrte zum blassen, dornengekrönten Antlitze mit dem gebrochenen Aug', da war's, als bewegte sich ein wenig das Haupt. Nur ein einzigmal - und dann war's wieder wie früher.

Mein Versuch, vermittels eines Betpultes zum Fenster wieder hinaus zu kriechen, misslang; so fasste ich den vom Türmchen nieder hängende Glockenstrick und hub an zu ziehen, aber nicht gleichmäßig, sondern mit heftigen Zügen und in Absätzen, wie man die Feuerglocke läutet. Als die Erschöpfung kam, setzte ich mich an die Altarstufen und wartete auf einen Retter.