Der Held des Nordens - Friedrich de la Motte Fouqué - E-Book

Der Held des Nordens E-Book

Friedrich De La Motte Fouqué

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Beschreibung

Fouqués Versepos basiert auf der nordischen Mythologie, die zur Zeit der Romantik in Deutschland Vorlage für viele literarische Werke war.

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Der Held des Nordens

Friedrich de la Motte Fouqué

Inhalt:

Friedrich Heinrich Karl Freiherr de la Motte Fouqué – Biografie und Bibliografie

Erster Theil

Vorwort.

An Fichte.

Sigurd, der Schlangentödter

Personen des Vorspiels.

Personen des Sigurd.

Vorspiel.

Erste Abentheure.

Zweite Abentheure.

Dritte Abentheure.

Vierte Abentheure.

Fünfte Abentheure.

Sechste Abentheure.

Zweiter Theil

An Fichte

Sigurds Rache

Personen des Vorspiels.

Personen der Rache Sigurds.

Vorspiel.

Erste Abentheure.

Zweite Abentheure.

Dritte Abentheure.

Vierte Abentheure.

Fünfte Abentheure.

Sechste Abentheure.

Dritter Theil

An Fichte.

Aslauga

Personen des Vorspiels.

Personen der Aslauga.

Vorspiel.

Erste Abentheure.

Zweite Abentheure.

Dritte Abentheure.

Der Held des Nordens , F. de la Motte Fouqué

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

ISBN:9783849613952

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Friedrich Heinrich Karl Freiherr de la Motte Fouqué – Biografie und Bibliografie

Deutscher Dichter, geb. 12. Febr. 1777 in Brandenburg, gest. 23. Jan. 1843 in Berlin, erhielt eine militärische Erziehung, trat als Leutnant in das Regiment Gardedukorps, nahm am Rheinfeldzug von 1794 teil und lebte dann privatisierend seinen poetischen Neigungen. Durch A. W. v. Schlegel mit den »Dramatischen Spielen«, die unter dem Pseudonym Pellegrin (Berl. 1801) erschienen, in die Literatur eingeführt, trat er nacheinander mit den »Romanzen vom Tal Ronceval« (das. 1805), dem Roman »Historie vom edlen Ritter Galmy und einer schönen Herzogin von Bretagne« (das. 1806), dem Roman »Alwin« (das. 1808) und dem Heldenspiel »Sigurd, der Schlangentöter« (das. 1808) hervor, Werke, die in Stoff, poetischer Auffassung und Darstellungsweise seine spätere Dichtung bereits kennzeichneten. Die Sagen des Nordens und die französischen Rittergeschichten des Mittelalters regten Fouqués Phantasie gleichzeitig an und flossen ihm zu einer wunderlich phantastischen Welt zusammen. Zwischen den Jahren 1808–20 nahm Fouqués Leben und Dichten den größten Aufschwung. Patriotische Begeisterung führte ihn 1813 in die Reihen der preußischen Armee zurück; er nahm als Leutnant und Rittmeister bei den freiwilligen Jägern an den Schlachten des Befreiungskrieges teil, erhielt 1815 den Abschied als Major und lebte dann wieder auf seinem Gut Nennhausen bei Rathenow, Gastfreundschaft übend und im lebendigen Verkehr mit allen romantischen Zeitgenossen rasch produzierend. Für sein bestes Werk gilt mit Recht »Undine« (Berl. 1811, 26. Aufl. 1887), eine Erzählung, deren Frische und schlichter, nur an einigen Stellen gekünstelter Märchenton über die wenigen schatten- und spukhaften Stellen leicht hinwegsehen ließen. Dann folgten die Ritterromane: »Der Zauberring« (Nürnb. 1813; neue Ausg., Braunschw. 1865) und »Die Fahrten Thiodulfs, des Isländers« (Hamb. 1815, 2. Aufl. 1848), die neben wirklich kräftigen Szenen schon viel Manier und künstliche Reckenhaftigkeit aufwiesen. Die »Kleinen Romane« (Berl. 1814–19, 6 Bde.), »Sängerliebe« (Stuttg. 1816), »Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein« (Leipz. 1817) wurden durch »Neue Schauspiele« (»Alf und Yngwi«, »Die Irmensäule«, »Runenschrift«), ritterliche Tragödien (»Die Pilgerfahrt«, »Der Jarl der Orkneyinseln«), epische Gedichte, wie »Corona« (Stuttg. 1814), »Karls d. Gr. Geburt und Jugendjahre« (Nürnb. 1814), »Bertrand du Guesclin« (Leipz. 1821), und zahllose kleinere Erzählungen, Dramen und Abenteuer ergänzt; in allen wirkte die gleiche Mischung von »süßlicher Kraft und minniglicher Tugendhaftigkeit«. Nach 1820 ward Fouqués Produktion immer unerquicklicher und verlor alle Frische, so daß sich das Publikum von dieser Manier mehr und mehr abwendete. Nach 1830 siedelte F., der Nennhausen verkaufen mußte, nach Halle über, wo er unter anderm auch mit öffentlichen Vorlesungen über und gegen den Zeitgeist hervortrat. Seine harmlose Romantik verwandelte sich in eine gallige feudale und frömmelnde Verdammung der modernen Welt. Unter seinen spätern Schriften gehören »Ritter Elidouc«, altbretagnische Sage (Leipz. 1823), »Die Saga von Gunlaugar, genannt Drachenzunge, und Rafn dem Skalden. Eine Islandskunde des 9. Jahrhunderts« (Wien 1826), »Jakob Böhme«, ein biographischer Denkstein (Greiz 1831), »Die Weltreiche zu Anfang der Jahre 1835–1840«, Dichtungen (Halle 1835–40,6 Hefte), »Preußische Trauersprüche Und Huldigungsgrüße für das Jahr 1840« (das. 1840), »Der Pappenheimer Kürassier; Szenen aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs« (Nordh. 1842; 2. Aufl., Bautzen 1853) zu den besonders charakteristischen. Durch die Munifizenz Friedrich Wilhelms IV. von Preußen wurde F. den äußern Lebenssorgen entrückt und nach Berlin berufen, wo er in Gemeinschaft mit L. v. Alvensleben die »Zeitung für den deutschen Adel« (Leipz. 1840–42) herausgab. Seine »Lebensgeschichte« (Halle 1840) hatte er ebenso wie die Sammlung seiner »Ausgewählten Werke« (das. 1841, 12 Bde.) noch selbst veröffentlicht. Nach seinem Tod erschienen der Roman »Abfall und Buße oder die Seelenspiegel« (Berl. 1844); »Geistliche Gedichte« (das. 1846, 2. Aufl. 1858) und »Christliche Gedichte« (das. 1862). Eine Auswahl aus seinen Schriften gab M. Koch in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur« (Bd. 146), die »Undine« I. Dohmke (zusammen mit Novalis' Werken) in Meyers Klassiker-Bibliothek (Leipz. 1892) heraus.

Erster Theil

Vorwort.

Dem schönen Brauche der Herausgeber von Dichterwerken in vergangenen Jahrhunderten folgend, welche ihnen das vorzusetzen pflegten, was von berühmten Männern zu ihrem Lobe gesagt worden war, kann auch ich mir die Freude nicht versagen, bei diesem erneuerten Abdrucke des Sigurd, aus den vielen preisenden Beurtheilungen desselben, die Krone, die herrlichen Worte Jean Pauls über ihn, auszuwählen und den Lesern wieder vor die Augen zu führen; zumal, da sie auch ein, in wenigen, aber kräftigen, Zügen gezeichnetes Argomento des Gedichtes enthalten. Eine solche vorangehende Recension von Jean Paul, und eine solche nachfolgende Zueignung an Fichte, was könnte das Werk schon vor dem Lesen gründlicher empfehlen!

Der Verleger.

Heidelbergische Jahrbücher der Literatur. Zweiter Jahrgang, Zehntes Heft S. 52. Sigurd  der Schlangentödter. Ein Heldenspiel in sechs Abentheuren, von  Friedrich Baron de la Motte Fouqué. Berlin, 1808.

Es ist der Verfasser Alwins (unmittelbar vorher nämlich spricht der Rec. von diesem noch unter dem Dichternamen des Autors, Pellegrin, erschienenen Romane) zufolge seiner schönen Zueignung an Fichte:

Jetzt, da mein Lied zum ernsten Schlusse kam,

Und ich vor dich hintrete, dir's zu bringen.

Fällt von den Schultern mir das Pilgerkleid,

Das reich an vieler Muscheln farb'ger Zier

Verliehn mir ward von theurer Meisterhand,

Als ich zuerst hervorschritt zum Gesang,

Und drin ich, ein wegfroher Pellegrin,

Verschiedne Lieder vor der Welt begann.

Du kanntest mich im bunt phantast'schen Mantel,

Nun jenes heitern Spieles sey genug,

Ernst zeig' ich mich vor dir, als der ich bin,

Auch mit dem Namen, dem ausländ'schen zwar,

Jedoch der sich ein Bürgerrecht errang

Im deutschen Volk seit dreyen Menschenleben

Durch treuen Sinn und ehrbarn Kriegesmuth.

Selten wird ein Rec. so schön überrascht; über alle glänzenden Aurorens-Wolken Alwins ragt Sigurds Schreckhorn hell hinaus ins Blaue. Die nordische große Dichtung ist bekannt, wie Sigurd, König von Niederland, den in Drachengestalt sein Gold bewachenden Faffner tödtet; wie er in die von Flammen bewachte Burg der Brynhildis eindringt und dadurch diese Titanide zur Braut erobert; wie die Weissagung ihm zwei Bräute und kurzes Leben verkündigt; wie ihn ein Zaubertrank der Königin Grimhildis die beschworne Liebe zu vergessen zwingt, und er sich mit deren Tochter Gudruna vermählt; wie die Königin ihrem Sohne Gunnar die Brynhildis zur Braut erkiest, und dieser sie, da er selber nicht in die Flammenburg zu dringen vermag, von dem seine Gestalt annehmenden Sigurd für sich erobern läßt; wie später endlich der verrauchte Zaubertrank dem edlen treuen Sigurd wieder Erinnerung der ersten Braut verstattet, und er in der Liebe seiner Gattin die für Gunnar unternommene Verwandelung ausplaudert, und diese sie im Zanke wieder der Brynhildis; wie Brynhildis den Mord des schlafenden Sigurds durch den dritten Bruder Gunnars erstürmt, und wie wieder Mörder und Mörderinnen fallen, und sich das ganze Haus der Niflungen gegen den Abgrund senkt.

Der griechischen Mythologie steht, wenigstens in romantischer Erhabenheit, weit näher als die indische, die nordische, ein Reich voll Eispalläste, Eisseen, Eisberge; ihr Menschengeschlecht ein Eichenwald im Sturm. – Und unser Verf. war es werth, daß er in diesem Walde seine Siegeszeichen aufhing.

Obgleich nichts schwerer zu malen ist, wenn man nicht Homer und Shakespear ist, als Tapferkeit; denn ein Paar tausend Erlegte oder Keckwörter reichen kaum die Schatten und Farbenkörner zum Gemälde: so hat doch der Verf. im Sigurd einen der größten, edelsten, liebenswürdigsten Helden aufgestellt; schon im Vorspiel, gleichsam in der Vorhalle, erscheint er unter einem Siegesbogen. Seine Treue, Milde, Liebe, sein gerechter Sinn mit seiner freien Tapferkeit, seine Lebenslustigkeit und Frische bei der Aussicht des abgekürzten Lebens (gleich dem Achilles) schlingen einen Bund, der ihn auch zum Helden jedes Leseherzens erhebt. Der erste Abschied von der noch geliebten und gekannten Brynhildis schlägt durch seine und ihre Ahnung und Weissagung und durch die einfachen einsylbigen Herzenslaute, gleichsam nur vernommene Schläge des Herzens an jeden an, der eines hat. Wozu aber kraftloses Zuwinken, wenn doch die Rezension das Buch nicht nachdrucken darf? Kurz die vier ersten Abentheuer zeigen und bringen uns aus dem Norden das schönste Elfenbein, welches er seit Langem geliefert. Der großherzige Verf. will laut der Zueignung mit diesen erhabenen deutschen Resten beseelen und befeuern; und in der That kleidet er die Elephantengerippe der Götterlehre aus Norden in lebendiges Fleisch, und die Kolossen schreiten und blicken.

Nur das fünfte und sechste Abentheuer, um doch auch nach den Mondsflecken Alwins einige Sonnenflecken Sigurds zu entdecken, dehnt sich zu einem ungestalten Wehe aus. Die Verzweiflung, der Wahnsinn dürfen nur vorüberfliehen, und diese Furienmasken mauere keiner uns in das Herz als Verzierungen eines Schauspielhauses hinein; ihre Flucht ist ihre Stärke, und ihr Feststehen Versiegen.

Schicke uns Frankreich nur mehrere solche Franzosen zu, wie Fouqué und Villers; jeder solcher soll uns so lieb seyn, wenn nicht lieber, als ein ganzes Regiment Gemeiner, und soll noch herzlicher empfangen werden, als hätt' er blutiger gesiegt.

Wer viele Lorbeerzweige auf seinem Kopfe trägt, der nehme einige davon und flechte eine Siegeskrone für den Fremden, aus welchem dieses rein-deutsche Gedicht entsprungen ist.

Jean Paul Friedrich Richter.

An Fichte.

Aus deutschen Wäldern mahnend stieg der Klang

Uralten Heldenliedes, halb verweht,

Ja, meist geahnt nur mit der Schatten Säuseln,

Der Wiese Duften zu den Enkeln auf,

Anschwellend in manch' liebevoller Brust

Verwandte Regung, Sehnen nach den Thaten,

Den Liedern auch der alt ehrbaren Zeit.

Ach, hättet ihr die edlen Väter drum,

Und nur die Väter ganz allein befragt,

Uns würde längst, statt frühen Morgenroth's,

Des Tages warmer Sonnenschein umleuchten,

Rings um uns ragen ein gewalt'ges Volk,

Die alten Helden unsres Norderland's. –

Ihr wolltet's anders, Fremde fragtet ihr,

Und schuft euch ein verkrüppeltes Gebild

Ausländ'scher Sitte, fremder Tauglichkeit,

D'rin sie, in ihren alten ehrnen Waffen,

Mit ihrer Feste freudehellen Bechern,

Mit ihrer Liebeslust kühn blüh'nden Kränzen, –

D'rin sie, die Väter, sollten auferstehn.

Sie zürnten, wandten abwärts tiefer noch

In die langschlummernde Vergangenheit

Den kecken Blick vor solchen fremden Worten,

Daß selten euch von dort ein Strahl erstieg.

Nun ist verschwunden jener Zweifel Wahn,

Verschwunden vor den Bessern, Liebenden;

Wie sich auch Dumpfheit sperrt und Leerheit wundert.

Denn viele starke Jünger, Bergmannskühn;

Sie drangen froh den lieben Vätern nach

In den verrufnen, vielgescheuten Fels,

Und von den alten, treuen Geistern unten

Mit elterlicher Traulichkeit begrüßt,

Erforschten sie manch' edlen Schatzes Kammer,

Und brachten schön geläutert Gold herauf;

Vor Allem das vom Nibelungenhort,

Drob, ein geweihter Schatzesgräber, noch

Mit starker Wünschelruth' ein Hagen kämpft,

Verbessernd so des grimmen Hagne Schuld.

Viel schon gewann er, wird noch mehr gewinnen.

Daß, die noch Kinder sind in dieser Zeit,

Dereinst aufwachsen mit der theuern Lehre

Von Siegfrieds Thaten, von Chriemhildens Treu'.

Weit leuchtend flog des tapfern Siegfrieds Klinge

Von Land zu Land, so daß die Mähr' von ihm

In unterschieden Lichtern blickt und lockt,

Nachdem sie Rheins gewalt'ger Heldenstrom,

Nachdem sie neubesä'tes Ackerland,

Nachdem sie Fels rückstrahlt' und Nordland's Berge.

Ein ernst gediegnes Wort, an Warnung reich,

Ward sie im frommen Nibelungen Lied;

Ein kecker Scherz, doch innig liebevoll,

Im hörner'n Seifried, wie das Volk ihn kennt;

Ein Nordlicht, räthelhaft, hoch, deutsam, fern

Strahlt sie durch Nächte des Norweg'schen Himmels.

So fand sie der, der dies Gedicht begann,

Und von dem mächt'gen Zauberstrahl durchblitzt,

Sang er der Sage Runenworte nach.

Fremd klingt die Weise manchmal. Das Gesetz

Des Buchstab's und der Sylbe, wechselnd oft,

In kühner Freiheit ganz verhallend fast,

Dann wieder sich verschränkend kunstgemäß –

Fremd ward's den Ohren dieser heut'gen Welt,

Und auch der Dichter strauchelte vielleicht,

In neuheraufbeschwornen Liedes Wendung.

Der Elfenton altnord'scher Lieb' und Kunst

Weht durch den Sinn ihm. Zürnt dem Enkel nicht

Ihr alten Sänger, wo er zögernd bang,

Zu fest vielleicht am strengen Maaß beharrt.

Und wo vielleicht zu keck er's überschritt! –

Doch hat undeutsch, flach, krankhaft, lebenslos

Sich eingeschlichen was aus neu'rer Zeit,

Deß zürnt, und blitzt es fort mit zorn'gen Blicken,

Eu'r Lied euch rein'gend in der Prüfungsgluth. –

Ja, euer Lied, sprach ich. Denn viel der Kraft

Aus großen Tagen brach durch die Verwallung

Der späten Ohnmacht, daß die Reden noch

Brynhild's, Gudrunen's, Sigurd's wiederklingen

Von Wort zu Wort in ein andächt'ges Ohr.

Ich spähte nach, und fand den alten Laut,

Trag' unverändert euch entgegen ihn,

Wo er vernehmlich klang. Empfangt die Gabe

Mit deutschem Sinn, froh, arglos, ernst, getreu.

Du aber, dessen Name diesen Spruch

Ziert, und beschirmt vor schwach' und falschen Augen –

(Denn solche leuchtest du hinweg von dir

In ihres Traum's gewohnte, trübe Nacht)

Wem böt' ich lieber das Gedicht, als dem,

Der in der tapfern Brust die goldne Zeit,

Die fernersehnte Deutschland's, wahrt und reift,

Und gern die Wurzel schaut des edlen Baum's,

Deß Frucht er mit gewalt'ger Rede treibt.

Du wußtest mein Beginnen, gönntest mir

Die Lust und Ehre dir's zu weih'n. Hab' Dank.

Oft wenn ich um den mitternächt'gen Kreis

Heraufbeschwor die riesigen Gebilde

Brach in altkräft'ger Pracht der hohe Zug

Mir das Vertrau'n auf meine jüng're Kunst.

Und zagend stand der Zauberlehrling da,

Kaum hoffend zu erleben des Geschäft's,

Des ernsten, fei'rlichlastenden, Vollendung.

Dann rief ich dich an, schauend in das Buch

Das du belebend aufschloß'st deutscher Kraft,

Und meine Kraft auch hob zum kühnen Fliegen

Mich durch den Nordisch heitern Himmel bald,

Bald durch der Berge Wetterwolk' hoch hin,

Und froh' durft' ich in's edle Antlitz schau'n

Den Herr'n aus der großmächt'gen Heldenzeit.

Jetzt, da mein Lied zum ernsten Schluße kam

Und ich vor dich hintrete, dir's zu bringen,

Fällt von den Schultern mir das Pilgerkleid

Das, reich an vieler Muscheln farb'ger Zier,

Verliehn wir ward von theurer Meisterhand,

Als ich zuerst hervor schritt zum Gesang,

Und drin ich, ein wegfroher Pellegrin,

Verschiedne Lieder vor der Welt begann.

Du kanntest mich im bunt phantast'schen Mantel,

Nun jenes heitern Spieles sei genug.

Ernst zeig' ich mich vor dir, als der ich bin,

Auch mit dem Namen, dem ausländ'schen zwar,

Jedoch, der sich ein Bürgerrecht errang

Im deutschen Volk seit dreier Menschen Leben

Durch treuen Sinn und ehrbar'n Kriegesmuth.

So faß' ich männlich dir die feste Hand.

In deren Druck sich Treu' und Kraft verkünden.

Der Dichter hat gesprochen, und zurück

Begiebt er sich, den Bildern Raum zu lassen,

Den Gästen aus der alten, großen Welt.

Wer solches liebt, und gern daran den Sinn

Ergötzen mag, der leih' uns Aug' und Ohr.

Sigurd, der Schlangentödter

Ein Heldenspiel in sechs Abentheuren

Personen des Vorspiels.

Sigurd.

Hiordysa, seine Mutter.

Reigen, sein Waffenmeister.

Personen des Sigurd.

Sigurd, König von Niederland.

Reigen, sein Waffenmeister.

Faffner (in Drachengestalt.)

Brynhildis.

König Giuke.

Grimhildis, seine Gemahlin.

Gudruna, seine Tochter.

Gunnar,

Högne,

Guttorm, seine Söhne.

Alswin, König Heimers Sohn.

Ein Bote.

Zofen und andres Gefolge.

Die Erscheinung der Nornen.

Die Erscheinung eines Greises.

Vorspiel.

Eine Halle in der Burg des Königs Hialpreck. Im Hintergrunde schmiedet Reigen auf einem Ambos ein Schwerdt.

REIGEN.

Heiß hoch die Lohe,

Funken hell fliegend,

Müde mein Arm fast! –

Hellblanker Klingen

Kön'ginn zu schmieden

Hallt hier der Hammer.

Kecker Heerkön'ge

Kühnstem zu blut'ger Bahn

Schmied' ich ein Schwerdt.

Wohl alten Helden

Ziemt es, zukünft'ger Welt

Waffen zu schleifen, der Feinde Fall!

Wer scharfe Schwerdter

Schmieden und schleifen will,

Scheue das Zischen der Flamme nicht.

Wer scharfe Schwerdter

Schwingen in Schlachten will,

Scheue das Rauschen der Speere nicht.

Bist nun bereit,

Blank aus dem Flakkern

Glänzender Gluth.

Hoch nun in Heldenhand

Heb' dich, verglimme nie,

Fackel der Schlacht!

Das Schwerdt aus dem Feuer nehmend.

Nun kühle dich, mein kunstreich Meisterwerk,

Daß du der edlen Flamme Kraft bewahrst

Im kalten hellen Stahl.

Er legt das Schwerdt in eine Maueröffnung, und tritt weiter vor.

Das ist die allerbeste Heldenwaffe,

Die mein geübter Arm zu schmieden weiß,

Und, denk' ich, mein unbänd'ger Zögling soll

An der doch endlich sein Behagen finden.

Hei, welch ein hochgemuthes Heldenkind!

Gewiß verhilft mir der zu Faffners Schatz,

Dem theuern Goldeshort auf Gnitnaheide.

Zwar wird er ihn für sich behalten wollen,

Doch meistr' ich dann den wilden Degen wohl.

Da kommt er. Daß er mir nur nicht ergrimmt,

Dieweil das Schwerdt, der Kühlung noch bedürftig,

Nicht zum Gebrauch gleich fertig ist. 

SIGURD auftretend.

Ho, Reigen!

Das Schwerdt! Wo ist es? 

REIGEN.

Dorten kühlt es sich,

Mein edler Knabe von den Gluthen aus.

SIGURD hingehend.

Ich will's nun aber nehmen. 

REIGEN.

Halt doch! Soll's

Einbrennen deiner Faust bis auf die Knochen?

SIGURD.

Das woll'n wir doch 'mal proben, wer von uns

Am schärfsten glüht, ich oder's Schwerdt. Mir brennt schon

Die Ungeduld in allen Adern. 

REIGEN.

Laß doch!

Ich bitt' dich! du verderbst mein ganzes Werk,

Mir meine Lust, und dir die gute Klinge.

SIGURD wiederkommend.

Ja so, wenn's um des Schwerdtes willen ist!

Da kann ich den Gefallen dir schon thun.

Nur halt' es besser vor, als wie das erste,

Deß Klinge mir beim leicht'sten Schwunge brach.

REIGEN.

Sorg' nicht. Dies hier wär' einem Riesen recht.

SIGURD.

Daß so's auch nöthig ist, spür' ich im Arm.

REIGEN.

Du wirst ein gar gewalt'ger Kriegesheld.

Doch über Eins verwundr' ich mich dabei.

SIGURD.

Sag' an, was ist es? 

REIGEN.

Nein, ich kenn' dich schon;

Vor jedem Tadel wirst du wild, unbändig.

Viel lieber hüt' ich mich, und bleibe still.

SIGURD.

Sprich nur. Ich thu' dir nichts. Auf Fürstenwort.

REIGEN.

Wen soll's nicht wundern Sigurd, Wolsung's Enkel,

Daß du an deines Vaters, nein, – nicht also, –

An des Stiefvaters Hof – auch das noch nicht, –

Daß du bei des Stiefvaters Vater wohnst,

Geduldig, still, der starke junge Recke,

Zum Knappendienst bei fremden Rossen gut.

SIGURD.

Du that'st gescheut mein Fürstenwort zu nehmen,

Sonst hätte deine Rede dir vielleicht

Zu schlechtem Lohn verholfen. – Sag' mir doch,

Was nennst du Knappendienst? Was fremde Rosse?

Des Königs Marstall brauch' ich, wie mich's freut,

Und leb', ein freier Herr, mit andern Herren.

Was wollt' ich mehr von ihm? 

REIGEN.

Dein Vater Siegmund

Gab reiches Gold in seiner Gattin Hand.

Wie viel davon hast du bereits gesehn?

SIGURD.

Was kümmert's mich? die Mutter wahrt es gut,

Ich wüßt' es nicht zu hüten, nicht zu brauchen.

Und möcht' ich 'mal des Zeug's, versuch' ich mir

Den Kampf mit einem reichbegabten Feind.

Du selber meinst ja, woll' auf Gnitnaheide

Den Drachen ich erschlagen, fiele mir

Der größte Schatz auf diesem Erdrund zu.

REIGEN.

Versteht sich. 

SIGURD.

Nun so liegt's ja nur an mir,

Vielmehr an dir, der du das Schwerdt nicht fertigst.

Ist's noch nicht kühl? 

REIGEN.

Gleich, gleich. 

SIGURD.

Langsamer Werkmann!

Mit deiner Zunge bist du rascher da,

Bohrst manch ein ärgerlich gespitztes Wort

Durch meinen Sinn. – Noch jetzt erst, von dem Knappen! –

Und siehst dabei so schlau und feindlich aus,

Als wärst der Schlang' auf Gnitnaheide Bruder.

REIGEN lachend.

So? Ei wer weiß? 

SIGURD.

Lach' nicht. Das sieht nicht gut aus.

REIGEN.

Es ist unlöblich, wenn ein junger Degen,

Entwachsen nur der lang' getreuen Zucht,

Dem Waffenmeister harte Reden giebt.

Bedenk' dich doch, mein Held, wer lehrte dich

Die Lanze schwingen, wer das Schlachtroß lenken,

Wer dich des Schildes Schirm, der Klinge Hieb?

Prangst du vor allen deines Alters drin,

So wiß', vom alten Reigen kam die Gabe.

Ja, selbst dein edles Roß, den starken Grane,

Durch wessen Rath denn hast du's? 

SIGURD.

Nicht durch deinen.

Zu fordern mir ein Pferd, das riethest du.

Jedoch die freie Großmuth König Hialpreck's

Ließ mir die Wahl in seinen Heerden all.

Das war nicht deine Schuld, und wen'ger noch,

Daß mir der hohe Greis, der Unbekannte,

Seltsam geschmückt, einäugig, ernst, erschien,

Als ich zur Wahl hinausging; mir gebietend,

Die Rosse zu der Seefluth Busiltiorn's

Zu treiben. – Ho, wie wurden alle scheu!

Nur Eins, ein aschgrau, freudig junges Thier

Durchbrach die Wogen als im leichten Spiel.

Den wähle, sprach der Greis, und pfleg' ihn gut,

Von Odins Pferde Sleipner stammt er ab,

Werth dich, mein tadelsfreier Held, zu tragen. –

Der Greis verschwand, und so war Grane mein.

Vielleicht wohl Odin selber, sprach die Mutter,

Sei mir erschienen. Er von Wolsung's Stamm

Der Ahnherr, hab' erhebender Gemeinschaft

Wohl früher meinen Vater werth geschätzt.

Was thatst denn du dabei? – Das wüßt' ich gern! –

Rühm' sich doch niemand fremde Thaten an,

Sie passen keinem als dem eignen Meister.

Doch willst du Dank von mir, nun, bring' das Schwerdt.

Und lös' damit dein längst gegebnes Wort.

Ich will's nach edler Fürstensitte lohnen,

Und künftig auch, bei meiner Thaten Preis.

Nennt man den Reigen als der Waffe Schmidt,

Mit welcher Sigurd so viel Helden zwang.

Drum her das Schwerdt. 

REIGEN geht nach der Maueröffnung.

Laß mich nur erst erproben,

Ob's ausgekühlt ist. 

SIGURD.

Schnecke! – Da versucht er,

Dreht links und rechts die Kling' und wieder links,

Als wär' noch immer Zeit genug für mich,

Für mich! deß Lebenstage früh verrinnen,

Und dem viel Thaten aufgegeben sind.

Denn also sprach's der weise Oheim? – Nun?

Wird's endlich? 

REIGEN mit dem Schwerdte zurückkommend.

Sieh mein kräft'ges Meisterstück.

SIGURD.

So gieb. 

REIGEN.

Doch bleib auch deinem Wort getreu,

Schlag' mir den Faffner todt, den reichen Drachen.

SIGURD.

Ja, ja. Nur meiner Waffen erste That

Ist, wie du weißt, die Zücht'gung König Lingo's,

Des frechen Mann's, der mir den edlen Vater

Erlegt hat, an sich riß mein erblich Reich.

Doch, heiß ich wieder mein das Niederland,

Und hat er ausgeblutet unter mir,

Der ungefüge Mörder, – dann, mein Reigen,

Ziehn wir nach Gnitnaheide's Lindwurm aus,

Und holen uns den Schatz. – Nun gieb die Klinge.

REIGEN.

Nimm hin. Nur wen'gen Recken wird's so gut,

Mit Reigens Waffen in den Streit zu ziehn.

SIGURD.

Laß' proben denn, was Reigens Waffe kann;

Hier an dem Eckstein woll'n wir's gleich versuchen.

REIGEN.

Du wirst doch nicht! – 

SIGURD.

Sollt' ich's an weichem Sand?

Er haut gegen den Eckstein. Die Klinge zerspringt.

Sieh' den vermaledeiten Binsenstock!

REIGEN.

Das? Binsenstock? 

SIGURD.

Ja, hält's denn besser vor?

Doch wart' nur, böser, ungetreuer Schmidt!

REIGEN.

O lieber Herr, es war nicht meine Schuld.

SIGURD.

Ha! Meine wohl? Meinst wohl, ich trüg' ein Schwerdt,

Wie meine Mutter ihr Gewebe trägt,

Sorgsam, daß es kein dorn'ger Strauch verletze!

REIGEN.

Du hast in deinem Blick ein gräßlich Feu'r.

Sieh' nicht so zürnend her. Es brennt mich nieder.

SIGURD.

Zerstäub' nur du mit deinen schwachen Klingen!

Ihr beide seid fürwahr nichts beß'res werth.

Seht mir den Prahler, seht den trägen Werkmann!

Willst du nicht tüchtig schmieden? So thu' ich's,

Und zwar auf deinen Kopf an Ambosstatt,

Dazu noch ist des Schwerdtes Trümmer gut.

Reigen entflieht.

Merk' Einer jetzt, wie schnell er laufen kann,

Und schlich vorhin nur kaum. – Nun hilft's dir nicht;

Bald sind dir meine hohe Sprüng' im Nacken.

Er will ihm nach. Hiordisa tritt in seinen Weg.

HIORDISA.

Wohin mein Sohn. 

SIGURD.

Nachher erzähl' ich's, Mutter!

Jetzt laß' mich nur dem flücht'gen Prahler nach!

Fürwahr, zu Abend will' ich's dir erzählen.

HIORDISA.

Jetzt sollst du es, jetzt ungestümer Knab'.

SIGURD.

Der Reigen – o das Alles ist so lang –

Er schmiedet, schmiedet, – lobt sein eignes Werk,

Und klirr! dann bricht's bei meinem ersten Hieb, –

Und ohne Waffen ich – laß' mich ihn fassen! –

HIORDISA.

Nicht sollst du's, denn nicht Reigen trägt die Schuld.

SIGURD.

Du sagst ein andres, als die Wahrheit, Mutter.

Doch so verkünde mir, weß' ist der Fehl?

HIORDISA.

Der Berge, die nicht stärk'res Erz erzeugen.

SIGURD.

Was für verfluchte Berge das nur sind!

Wohl recht geschäh' so eitler Hügel Reihe,

Trät' man sie zürnend nieder ganz und gar.

HIORDISA.

Mein kecker Sohn, das geht nicht also leicht,

Dieweil es auf der Erd', und in den Wolken,

Und tief im Abgrund viele Kräfte giebt,

Vor denen jedes Menschenkind's Gewalt

Unmächtig wird, und auch die Deine, Jüngling.

SIGURD.

Gar kluge Worte strömen dir vom Mund

Herzliebe Mutter, doch das Eine nur,

Was du so eben sprachst – ich glaub' es nicht.

Es kommt dein Irrthum ganz allein daher,

Daß du nicht fühlst, wie mir im Sinn es wallt,

In Brust und Arm zugleich. Wär' dir's bewußt,

Du ließest ab von solcher eiteln Meinung.

HIORDISA.

Du, der Wolsungen kühnes Heldenreis,

Ich kenn' dich wohl, und deine dreisten Bahnen.

Sobald mir Reigens fleiss'ger Hammerschlag

In's Ohr drang, wußt' ich schon: der führt's nicht aus.

Und dann erwacht im Zorn mein junger Held.

Aus meinen Kammern eilt' ich drum herab,

Zu hemmen dein Ergrimmen, auch zu bessern

Den Mangel starker Wehr für deinen Arm.

Ein zerbrochnes Schwerdt aus ihrem Mantel vorziehend.

Sieh', das war deines Vaters Siegmund Schwerdt,

Gramur genannt, davon viel Lieder singen.

SIGURD.

Das! – Und wer war's zu brechen stark genug?

HIORDISA.

Der ihm's verlieh, Odin, sein Götterahn.

Beim frohen Hochzeitmahl in Wolsungs Hallen

Erschien ein hoher Greis, einäugig, fremd

An Tracht und Bildung – 

SIGURD.

Ha, derselbe, Mutter,

Erkor mir's Roß am See von Busiltiorn!

HIORDISA.

Vielleicht. In eines Baumes mächt'gen Stamm,

Der in der Halle stand, die Burg beschattend,

Weit über's hohe Giebeldach hinaus,

In dieses Baumes Stamm bohrt' er ein Schwerdt,

Sprach: wer's herauszuziehn vermag, behalt's!

Verschwand. – Viel Herr'n versuchten es umsonst.

Dein Vater, seiner Heldenkraft vertrauend,

Ging allerletzt hinzu, und nahm es hin.

Nun siehst du hier der edlen Waffe Trümmer;

Denn in der Schlacht, wo Lingo's Übermacht

Mit Siegmund's tapferm Muth den Streit begann,

Trat deinem Vater, wie er durch die Schaaren

Des Feindes brach, zum Kampf der Greis hervor.

SIGURD.

Er? Unser Götterahnherr. Wider ihn?

HIORDISA.

Gewendet, schien es, hatt' er ganz den Sinn,

Den keines Meuschen Rathschlag je ergründet.

An seinem Riesenspeer brach Siegmund's Klinge. –

Verloren ging die Schlacht, und Siegmund fiel.

SIGURD.

Fiel! Wahrlich, König Lingo sollst es büßen!

HIORDISA.

Ich schlich zu Nacht auf's Feld des heissen Kampf's.

Noch lebend fand ich deinen Vater, lebend,

Doch schon an seines blut'gen Todes Thor.

Er sprach: du trägst in deinem Schooß ein Kind

(Das warst du, Sigurd!) trägst ein Heldenkind,

Preis der Wolsungen, aller Zeiten Loblied,

So fern und weit die Deutsche Zunge tönt.

SIGURD.

Und bin noch hier? Noch in der Mutter Burg?

HIORDISA.

Dann gab er mir die Trümmer dieses Schwerdt's,

Und sprach; bewahr' sie wohl. Die beste Waffe

Wird man draus schmieden, meines Sohnes Werkzeug

Zu großer That. – Sein letztes war dies Wort.

Die Sonne stieg herauf und fand ihn kalt.

SIGURD.

Die Sonne steigt herauf, die freud'ge Sonne

Für meines ganzen Lebens Heldenbahn,

Fruchtreich, erweckend, trifft mich froh und stark.

O Reigen, Reigen, schmiede mir den Stahl!

HIORDISA.

Und wollt'st den klugen Meister erst verderben!

SIGURD.

Wer kann nur wissen, wie man Alles braucht?

Hinaussehend.

Wo blieb er denn? – Dort schleicht er durch's Gebüsch.

Er läßt sich doch auch gar zu leicht erschrecken.

Was war's denn weiter? Nimmermehr, fürwahr!

Hätt' ich ihn umgebracht. 

Rufend.

Ho, Reigen, komm!

Komm 'nur herauf, es ist nun Alles gut.

REIGEN von aussen.

Vom Wolfe fern! So wahrt der Steinbock sich.

SIGURD.

Sei doch kein Thor. Es war nicht deine Schuld,

Ich weiß nun schon. Sieh' her, den Überrest

Von deinem Schwerdte schleudr' ich weit von mir,

Und mit ihm allen Grimm und alle Unbill.

Ich bin jetzt unbewehrt; darfst mich nicht scheu'n.

REIGEN von aussen.

Zwei starke, vielgewalt'ge Wehren noch

Trägst du an dir: der Arme Riesenkraft,

Die brächen mein Genick wie meine Klingen.

SIGURD.

Hör' an! Sind mir die jungen Arme stark,

Sind auch nicht minder mir die Füsse schnell,

Und dächt' ich dich zu fahn, mein alter Steinbock,

Mit Adlersschwung säß' ich im Nacken dir.

So aber mein ich alles Lieb's und Gut's,

Und gebe dir mein Wort als Wolsungs Enkel;

Kommst du herauf, so ist mein Zorn vorbei,

Doch laß mich auch nicht allzulange warten.

REIGEN von aussen.

Ich komm', ich komme schon. Hab' nur Geduld.

HIORDISA.

Oft möcht' ich mit dir schelten, wilder Knab'.

Allein was hülf's. Du bleibst ein Wolsung doch.

SIGURD.

War ich doch eben sänftlich wie ein Lamm.

Ich meinte schon, du solltest mich drum loben. –

Wo bleibt er denn? – Hinunter lief er schneller. –

Reigen tritt auf.

SIGURD.

Nun endlich! Gieb die Hand mir, sei nicht bös.

Wer wird noch grämeln, wenn der Streit vorbei ist?

REIGEN.

Wem also hart der Streit an's Leben ging.

SIGURD.

Bild' dir nicht so was ein, und wär' es auch,

Für große Dinge muß man Großes wagen.

Nicht wahr, du hättest gern den Faffner todt,

Den großen Schlangenwurm auf Gnitnaheide?

REIGEN.

Viel lieber, als am Leben mich. 

SIGURD.

Nun sieh',

Dazu brauchst du ein freud'ges Heldenkind,

Stark, rasch wie ich. Ein andrer thut's dir nicht.

Da mußt du's nehmen, wie du's eben triffst.

Der Waldbär kennt der zahmen Wirthschaft Weise

Mit Nichten freilich, doch mit ihm im Bund

Wirft man auch leicht ein Paar Gehöfte um.

REIGEN.

Schon gut. 

Beiseit.

Wir kommen doch wohl zur Berechnung.

SIGURD.

Mein'twegen murmle was und wie du willst.

Nur schmiede Gramur, meines Vaters Schwerdt

Für neuer Thaten Lichtglanz mir zusammen.

REIGEN.

Gieb nur. – Doch sieh', des Feuers Macht verlosch.

SIGURD.

Das läßt sich bald ersetzen, lieber Schmidt.

Ich häuf' ein wenig Holz, hauch' ob den Kohlen. –

Geht nach dem Hintergrunde.

REIGEN.

Verharre hier, viel edle Königin.

Wohl, weiß' ich, wird aus dieses Schwerdtes Trümmern,

Den wundersamen, tadelsbaar mein Werk.

Doch leicht entbrannt in neuer Ungeduld

Träf' mich vorher des Jünglings Zorn vielleicht,

Des Drachen, den ich pflegte, mir zum Schrecken.

HIORDISA.

Ich bleibe, will beschirmen deine Arbeit,

Will zügeln meines Sohnes trotz'gen Muth.

Doch, Reigen, nicht um mich und meinen Stamm

Verdienst du Gutes. 

REIGEN.

Nicht? Und zog dir doch

Den Sigurd auf zu aller Helden Preis.

HIORDISA.

Nicht mir, nur dir, und deinem Rachewerk

An Faffner, das kein ander Held bestände.

Ich kenn' dich, Reigen, aber Odin lenkt,

Und Sigurds Bahnen wag' ich nicht zu hemmen,

Drum zieh' mit ihm, wohin der Geist ihn treibt.

REIGEN beiseite.

Wohin mir's dient; so hoff' ich.  

Aufblickend.

Ho! Was dort?

Sigurd! Laß ab! Die Lohe schlägt ja schon

An's Giebeldach der Burg! 

SIGURD zurückkommend.

S' ist auch so niedrig.

Ich haucht' ein wenig, warf ein wenig Holz hin,

Da rankte gleich die Flamme sich hinan.

REIGEN.

Fürwahr! Die Glut ist kaum zu dämpfen! 

SIGURD.

Gut!

So hast du lust'ges Feuer. Schmied' nur schnell.

HIORDISA.

Dafür darfst du nicht sorgen, lieber Sohn.

An Gramur dem erkornen Schwerdte schmiedet

Der Werkmann nicht allein. Es helfen ihm

Unsichtbar, aber allgewaltig doch,

Die schrecklichen Botinnen des Geschicks,

Der Nornen Dreizahl. Solche Hülfe fördert.

O, was mit diesem Schwerdte schon geschah!

O, was mit diesem Schwerdt geschehn noch wird!

SIGURD.

Ich muß nur hin, und nach der Arbeit sehn.

HIORDISA.

Nicht. Du verstörst ihn. Und zudem, mein Kind,

Spräch' ich noch gern mit dir ein sorgsam Wort

Derweil dir Reigen dort dein Werkzeug fertigt.

Ich weiß wohl, Knaben sind dem Mutterschooß

Entsprossen und entfremdet fast zugleich,

Nur kaum, daß er auf eignen Füßen steht,

Der kecke Bursch, so locken Kampfesspiele

Mit jeder Sonn' aus unserm Arm ihn fort.

Noch viel, wenn er an jedem Abend uns

Ermüdet aus dem Lärm des Tages heimkehrt.

Zwar weil ein Heldenkind, ein Wolsungsenkel

Von mir geboren war, ergab ich still

Mich deiner stürm'schen Weise – 

SIGURD sie umfassend.

Liebe Mutter,

Ich hab' dich doch fürwahr recht herzlich lieb.

HIORDISA.

Du bist ein frommer, ein getreuer Sohn,

Und eben drum, vor deiner weiten Fahrt

Möcht' ich einmahl mich mind'stens mit dir letzen;

Das sei der langen Pflege kurzer Lohn.

Drum zähm' dich selbst, hör' mich geduldig an.

Es mag dir heilsam sein auf deinen Wegen.

SIGURD sie zu einem Sitze führend.

Hier laß dich nieder, holdes Mütterlein!

Indem er sich zu ihren Füssen lagert.

Und sprich mit mir. Ich höre fleißig zu.

HIORDISA.

Wärst du doch immerdar so freundlich lind!

Bewahr's dir wohl, dies Erbtheil deiner Mutter,

Denn mit der Kraft von Vaters Seiten her,

Dem kecken Muth, dem freien Heldensinn,

Kam auch des Stammes alter Fluch auf dich,

Die Ahnen, denen du entsproßt dich rühmst,

Sie fällten Freunde, fällten Blutsverwandte –

SIGURD.

Mutter, das thu' ich nie. 

HIORDISA.

Verschwör' es nicht.

Dein Zorn ist rasch – 

SIGURD.

Ein fester Haag mein Wort;

Und was ich soll, zufolg' der edlen Sitte,

Wird weichen nicht, nicht wanken je von mir.

HIORDISA.

Viel Zaubertränk' auf der verschlungnen Bahn

Harr'n eines jungen, adlich schönen Helden.

Doch weicht dein Sinn dem schlimmen Geist auch aus,

Der neidisch der Wolsungen Tugend irrführt;

So wahren sich, die dir zunächst stehn, nicht

Mit gleicher Kraft vor seinem bösen Hauch.

Dann thut an dir wohl der Blutsfreunde Hand,

Was deine Treu Blutsfreunden nimmer droht.

SIGURD.

Das mag geschehn in aller Götter Namen,

Denn was nicht meine Schuld ist, liebe Mutter,

Geht mich nichts an. 

HIORDISA.

Es wär' ein Jammer doch,

Wenn diese Heldenblume früh erbliche!

SIGURD.

Sie wird es, Mutter. Meines Oheim's Mund,

Des weisen Gripers, da an dessen Hof

Ihr jüngst mich hingesandt, entdeckt' es mir.

HIORDISA.

Und blickst dazu so heiter, schöner Jüngling?

SIGURD.

Was sollt' ich nicht! Man lebt nur eine Zeit.

Doch was beständig lebt, den edlen Ruhm,

Verhieß er mir auf alle Zeit hinaus,

Ja auch im kurzen Lauf die glüh'nde Liebe

Zwei schöner Frauen – giebt es größ'res Heil? –

Nein, Mütterlein, sieh' drum nicht traurig aus,

Schau' doch wie Alles draussen lustig blüht,

Der Frühling herhaucht durch den heitern Himmel,

Die Wogen wall'n von Wind und Sonne wach,

Grün kühl die Wälder ob Gebirges Schlüften –

Allsammt die Welt ein heller Feiersaal,

Gruß spendend deines Sigurds erstem Zug.

Aufspringend.

O Reigen, lieber Reigen! Fertig nun?

REIGEN mit dem Schwerdte vortretend.

Nimm hin. 

SIGURD.

So faß' ich endlich, endlich dich,

Du ehrenveste Klinge, theures Erbtheil!

Wir dürfen beide wohl uns drob erfreun:

Ich, daß die blanke Waffe, meiner werth,

Mir angehört, der Muß' ein Ende macht,

Du, daß von kräft'gen Schwüngen, deiner werth,

Auf Helm und Schildrand bald hellschallen wirst,

Aus kranken Trümmern neu erstandnes Licht!

Nun komm, nun woll'n wir an die Prüfung gehn.

REIGEN.

Dies Schwerdt erst prüfen? Welch unnöth'ges Thun!

HIORDISA.

Nein, sündlich heiß' ich's. Dies war Siegmunds Klinge,

Noch rastet sein weissagend Wort auf ihr.

Was da zu prüfen? 

SIGURD.

Mutter, nimm's nicht übel,

Und leg' mir's nicht als schlechte Sitte aus,

Noch minder so, als könnt' ich zweifeln je

An dem was du, was mein geehrter Vater,

Was irgend ein Wolsunge sprach. Mich dünkt nur,

Das Schwerdt und ich, wir schließen ernsten Bund,

Und werden uns Gesell'n für alle Zeit.

Denn jenes heißt nun künftig Sigurds Schwerdt,

Ich künftig Gramur's Herr, wohl ziemt es sich,

Und muß so ihm als mir erfreulich sein,

Daß wir Bekanntschaft machen. Schüttelt doch

Beim Treubund man einander sich die Hand,

Der Freund dem Freunde Innigkeit und Kraft

Im wackern Druck verkündend. So auch wir.

Komm her, mein Gramur! 

Auf den Ambos zugehend.

Spalt' mir 'mal dies Eisen!

REIGEN.

Er hat Einfälle wie ein Riese. 

HIORDISA.

Mag er!

Denn Siegmund's Kind' und Gramurs Herr'n geziemt's.

SIGURD den Ambos mit einem Hiebe spaltend.

So!

REIGEN.

Was? Getheilt! In zwei ganz gleiche Hälften!

HIORDISA.

Weh mir. Was war das? Welch ein Wetterschlag?

SIGURD auf das Schwerdt blickend.

Nun? Kennst mich nun, mein lieber Kampfgefährte? –

Du bist erschrocken, Mutter. 

HIORDISA.

Ach, ich Wolke,

Die Blitz und Donnerhall zur Erden schickt,

Und selbst davor im Schreck erbleicht, verstiebt!

SIGURD.

Verzeih' mir, Mütterlein. Klang's dir so hart?

Fürwahr ich dachte nicht, dich zu erschrecken.

HIORDISA.

Die Burg wird dir zu eng, ich seh es wohl;

Doch wer kann mit dem Eichbaum rechten wollen,

Wenn seines Wuchses Aufschuß Mauern bricht?

SIGURD.

Ja, in den Mauern ist mir gar nicht wohl.

Das Schwerdt ist fertig, meine Sehnen stark,

Vergunst hab' ich von dir, mein junges Roß

Wieh'rt ungeduldig unserm Zug entgegen,

Viel kecke junge Helden folgen mir, –

Was fehlt denn noch? Auf, Reigen! König Lingo

Zahlt nun die Buße für den blut'gen Tag,

An welchem meines Vaters Schwerdt zerbrach.

Das Schwerdt ist wieder ganz. – Leb' wohl, Mutter.

Auf lust'ges Wiedersehn. 

HIORDISA.

Leb' wohl! Leb' wohl!

Du sprichst von Wiedersehn? Nein täusch' uns nicht,

Nun bist du dem Geschick, der Welt vertraut,

Und schöß'st du auch noch einmal als ein Nordschein

Durch diese Hallen hin – es bleibt nicht fest;

Die Mutter giebt ihr Antheil weinend auf.

SIGURD.

Es thut mir weh, lieb' Mutter, daß du weinst,

Derweil mir keck und froh der Muth sich regt.

Leb' wohl. – Auf König Lingo! 

REIGEN.

Ja, doch dann

Gewiß nach Gnitnaheide? 

SIGURD.

Frag' noch viel!

Du hast mein Wort. Zudem wird sich kein Wolsung

Erst nöth'gen lassen zu gewagter That. –

Leb' wohl du, liebe Mutter.

Den Burgwall hinab

Wandelt, erwacht in den Wald

Singend der Siegmund's Sohn.

Schiffe schwanken bereits am Strand,

Lustig rauschen Wellen und Luft,

Weit fort winket die Welt!

Geht mit Reigen ab.

HIORDISA.

Erste Abentheure.

Wüste Gegend auf Gnitnaheide.

Sigurd und Reigen treten auf.

REIGEN.

Dorthin! Links! Wo des dunkeln Wassers Fluth

Heranschleicht durch den Moor. 

SIGURD.

Noch nicht am Ziel?

REIGEN.

Ganz nah. 

SIGURD.

So sprichst du schon seit einer Stunde,

Doch immer weiter geht's durch Heidekraut,

Und wiß' nur, mir mishagt der öde Pfad.

Ist ja, als ständ' man hier an der Welt Ende.

Die Wolken selbst schau'n wie in Mattigkeit,

Unwillig, schwer herab auf solch' ein Land.

REIGEN.

Siehst du, mein junger Held den Hügel dort,

Mit dorn'gem Busch umwachsen? 

SIGURD.

Ja. 

REIGEN.

Dort wohnt er,

Des Goldes Hüter, aller Menschen Feind,

Faffner, der böse Schlangenwurm. 

SIGURD.

Wohl gut.

So geh' ich gleich hinein und schlag' ihn todt.

REIGEN.

Nicht also schnell. Er ist ein Zaubrer. 

SIGURD.

Was?

Der Drach' ein Zaubrer? Faselst du vor Furcht?

REIGEN.

Ich auf der ganzen Welt kenn' ihn am besten.

Ein Zaubrer ist er. Sein geraubtes Gold

Zu hüten, unzugänglich mir und All'n,

Hat er sich in den furchtbar'n Drachenleib

Geschmiegt, wacht ob den reichen Schätzen nun

Inmitten dieser öden Haide still.

SIGURD.

Das ist mir gar ein seltsamer Gesell.

Was hat er denn für Lust hier? 

REIGEN.

Ei, das Gold.

SIGURD.

Und weiter nichts? 

REIGEN.

Das wahrt er Tag und Nacht.

Nur (eben wird die Stunde nahe sein,)

Mit jedem Abendroth kreucht er zum Wasser,

Dort in den Moor hinab, doch stets den Blick

Nach seinem theuren Gut zurück gewandt,

Es auch noch fernher hütend. 

SIGURD.

Fort mit ihm

Ein solch unfürstlich eingeschrumpfter Sinn

Hat nie ein Recht an's schöne blanke Gold

Wir woll'n es ihm kund geben, gleich. 

REIGEN.

Halt an!

Geduld allein besteht dies Unterfangen.

SIGURD.

Da hätt'st du mich zu Hause lassen soll'n.

Von solcher Waare führst du selber mehr,

Als ich. – Geduld! – Die taugt für kranke Weiber.

REIGEN.

Oft auch für schlachtumdroh'te Feldherrn wohl.

SIGURD.

Das ist ein Andres. Hast in Lingo's Krieg

Du je von mir ein Tollmannsstück gesehn?

In Mitten meines Landes fand ich ihn

Das er sich wie sein eignes angemaßt,

Und besser kannt' als ich – der Räuber hauste

Seit langer Zeit ja drinnen – mied ich nicht

All' seine list'gen Schlingen? Fand's nicht aus,

Wo eine Hehlschaar lag in Busch, in Thal?

Mußt' er trotz aller Schlauheit nicht zuletzt

Vor dieser blanken Schneide Richterblitz?

Da traf ich ihn, und mein ward Niederland.

REIGEN.

Nun denn, so zeig' auch jetzt dich so bedacht.

SIGURD.

Dort war es anders, – unter Waffenbrüdern,

Des Heerbanns helles Rufen um mich her,

Das Land in blühender Gestaltung rings –

Und hier der dürre Tod auf öder Haide,

Zur Seite mir dein mürrisch Angesicht. –

Doch muß auch dieser einsam dunkle Kampf

Gestritten seyn, ehr's an die besten kommt,

Dieweil dem Golde, wie man allwärts hört,

Ein frohes Leben rasch entwachsen soll.

Ja, auch von holder Frauen Angesicht,

Heißt es, gewinnt man damit heitre Blicke,

Was doch das Allerschönst' auf Erden ist!

Drum schnell das Gold gewonnen und hinaus!

REIGEN beiseite.

Nein! Schnell das Gold gewonnen und hinab!

So lautet es für dich, mein armer Bursch.

Als Meister, brech' ich nach der That mein Werkzeug,

SIGURD.

Du! Murmle nicht. Das macht mich gar verdrüßlich.

Sag' lieber an, wie soll die That geschehn?

Mich dünkt, wir bleiben nicht mehr lang beisammen.

REIGEN.

Kann sein. – Dort wo der Weg sich Thalwärts senkt,

Zum Moor hinab, in jener dunkeln Grube,

Verbirgst du dich. Kreucht Faffner dann vorbei,

Risch ihm das gute Schwerdt in' Leib gebohrt.

SIGURD.

Das ist ein Treiben, so mir schlecht gefällt.

Ja, war mir's schon im Herzensgrund zuwider,

Als du mich Granen, mein getreues Roß

Anbinden hieß'st an jenen trocknen Stamm,

Und wir zu Fuß her gingen. Glaub' mir's nur,

Zu Pferd ist adlich kecker Fürsten Sitz,

Auch führen also sie das Beste aus.