Der Hormon-Trick - Davinia Taylor - E-Book

Der Hormon-Trick E-Book

Davinia Taylor

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Beschreibung

Großartig fühlen durch optimierte Hormonbalance im Alltag

Hormone sind mehr als nur ein "Frauenthema": Sie steuern beinahe alle Vorgänge in unserem Körper, von unserem Schlaf, über unser Essverhalten bis hin zu unserer Laune und Stressreaktion. Nr. 1 Sunday Times-Bestsellerautorin Davinia Taylor erklärt, wie unser Hormonhaushalt funktioniert und wie wir ihn optimieren können. Mit symptomorientierten Tipps, unterstützt vom Fachwissen eines Arztes, zeigt sie, wie Lifestyle und Nahrungsergänzungsmittel unser Cortisol, Adrenalin, Dopamin, Vitamin D und vieles mehr ausgleichen können. Ihr Erfolgsbuch enthält zahlreiche einfache und leicht zugängliche Tipps, die dabei helfen, sich nicht nur besser, sondern großartig zu fühlen – dank optimaler Hormonbalance!

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Seitenzahl: 321

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© 2024 by Südwest Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81637 München

Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel »Hack Your Hormones« bei Orion Spring, einem Imprint der Orion Publishing Group Ltd., Carmelite House, 50 Victoria Embankment, London EC4Y 0DZ, eine Hachette UK Company.

Die Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.

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Hinweis: Das vorliegende Buch ist sorgfältig erarbeitet worden. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

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Text: © Davinia Taylor 2023

Covergestaltung und Umschlag: Vera Schlachter (Veruschkamia Grafik & Illustration)

Projektleitung: Philipp Christ

Übersetzung: Antje Seidel

Textredaktion: Claudia Fritzsche

Korrektorat: Susanne Schneider

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

Herstellung: Franziska Polenz

ISBN 978-3-641-32250-2V001

www.suedwest-verlag.de

DER NR. 1 SUNDAY-TIMES BESTSELLER

DAVINIA TAYLOR

Schluss mit Heißhunger, Gefühlschaos und Niedergeschlagenheit: Wie du Ausgeglichenheit, mehr Energie und besseren Schlaf erreichst

Mit einem Vorwort und Beiträgen von Dr. Mohammed Enayat

Gewidmet all jenen Frauen, die schon einmal zu hören bekamen, »sie seien hormongesteuert«.

Der Inhalt dieses Buches dient der allgemeinen Information zur Gesundheit und ersetzt nicht den Rat eines Facharztes. Die Ratschläge und Informationen sind von Autorin und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Bei gesundheitlichen Beschwerden wird empfohlen, einen Facharzt aufzusuchen und keine eigenständige Einnahme und Dosierung von Medikamenten vorzunehmen. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Inhalt

Vorwort

Einführung:  Irrtümer über Hormone

Warum kann ich nicht schlafen?

Warum muss ich andauernd essen?

Warum habe ich das Gefühl, den Verstand zu verlieren?

Warum bin ich so niedergeschlagen?

Woher kommt diese Wut in mir?

Was ist mit meinem Hormonhaushalt los?

Ganz zum Schluss

Anhang 1:  Glossar

Anhang 2:  Meine Top-Einkaufsempfehlungen

Danksagung

Anmerkungen

Vorwort

Ich kann mich glücklich schätzen, schon einige Male mit Davinia zusammengearbeitet zu haben, als Arzt und als Freund. Die Art und Weise, wie sie ihren Körper und ihr gesamtes Leben umgekrempelt hat, beweist mir, was möglich ist, wenn man wissbegierig und bereit ist, seinen Lifestyle zu verändern und bestimmte Nahrungsergänzungsmittel auszuprobieren. Dieser symptomorientierte Ratgeber ist in einer verständlichen Sprache verfasst und beruht auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Wenn du Davinia bereits auf Social Media folgst, weißt du, dass sie alles offen und direkt anspricht. Ihre Ehrlichkeit regt uns an, mehr über unseren Körper erfahren zu wollen und positive Veränderungen in die Wege zu leiten.

Ich wurde als Arzt in Großbritannien dafür ausgebildet, in erster Linie Krankheiten zu erkennen und zu behandeln, anstatt die Gesundheit meiner Patient:innen zu optimieren. Mein Leben und meine Behandlungsmethoden veränderten sich erst, als ich begann, mich zu fragen, wie echte Gesundheit aussieht. Davinia verfolgt denselben Ansatz wie ich – es geht ihr nicht ausschließlich darum, Symptome zu behandeln, sondern die individuelle Bestform der Patient:innen zu erreichen.

In meiner Praxis für Ursachenmedizin oder funktionelle Medizin, in der ich die im Buch beschriebenen Praktiken anwende, haben bereits Hunderte meiner Patient:innen entdeckt, wie sie Stimmungslagen, Energie, Schlaf, Verdauung, Libido und vieles mehr verbessern können, indem sie selbst die Kontrolle über ihre Gesundheit erlangen. Ganz zu schweigen von dem Selbstvertrauen, das sie durch die Kenntnisse über die Funktionsweise ihres Körpers gewonnen haben.

Funktionelle Medizin ist ein ganzheitlicher Gesundheitsansatz und berücksichtigt alle Körperfunktionen, darunter Darmgesundheit, Entzündungen, Mikronährstoffe und Hormone. Mittels Nahrungs- und Lifestyle-Umstellungen wird das natürliche Gleichgewicht des Körpers wiederhergestellt. Diese Art der Medizin kann – richtig praktiziert – die Schulmedizin ergänzen und soll sie nicht etwa ersetzen. Inzwischen gibt es eine wachsende Zahl von Ärzten und Ärztinnen und Ausbildungsmöglichkeiten, die diesen ganzheitlichen Ansatz mit Ernährungstherapeut:innen sowie integrativer Psychiatrie und Psychotherapie vereinen.

Es braucht Zeit und Erfahrung, um kluge Entscheidungen bezüglich der hormonellen Gesundheit zu treffen. Das gilt sowohl für dich als auch für den Therapeuten/die Therapeutin. Unser Wissen über Hormone erweitert sich ständig. Früher war es beispielsweise gängige Praxis, Mädchen, die Probleme mit ihrer Periode hatten, die Pille zu verschreiben. Heute untersuche ich zunächst, ob ein hormonelles Ungleichgewicht die Ursache für die Menstruationsbeschwerden bildet. Auch die Erkenntnisse über die Vorteile von Hormonersatztherapien für Frauen in den Wechseljahren sind in den letzten Jahren extrem schnell gewachsen.

Bewusstsein ist der Schlüssel, und ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Buch ein Werkzeug für dich sein kann, um zu einem besseren Bewusstsein deines Hormonstatus zu gelangen. Ich biete dir in diesem Buch außerdem einen Leitfaden für Gespräche mit Ärzt:innen, um herauszufinden, ob du unter einem hormonellen Ungleichgewicht leidest. Generell gilt: Solltest du dir Sorgen machen, geh zum Arzt/zur Ärztin, denn sie haben viele Möglichkeiten, dir zu helfen.

Je eher du dich auf die Reise zu einer besseren Gesundheit begibst, desto besser und dauerhafter sind die Ergebnisse. Warte bitte nicht, bis du krank bist.

Ich glaube fest daran, dass der Patient/die Patientin am besten weiß, wie er/sie sich fühlt. Oft trägt der Mensch die Lösung für sein Gesundheitsproblem in sich – er braucht nur ein paar Fakten und Hinweise, um dorthin zu gelangen. Der Hormon-Trick hilft dir, die Macht über deinen Körper wiederzuerlangen, und weist dir den Weg zum Wohlbefinden.

Damit tust du nicht nur etwas für dich selbst. Denn letztendlich ist eine gesündere Gesellschaft eine glücklichere, zufriedenere und produktivere Gesellschaft.

Dr. Mohammed Enayat

Allgemeinmediziner und Heilpraktiker für funktionelle Medizin

Gründer von HUM2N

Einführung  Irrtümer über Hormone

Was ich am Anfang falsch gemacht habe …

Ich habe schon mit meinen Hormonen experimentiert, bevor ich überhaupt wusste, was Hormone sind.

Mit 14 Jahren wurde mir die Pille verschrieben, weil ich Pickel hatte. Ich wollte eine glatte Haut haben und mich sicherer fühlen. In den 1990er-Jahren war es ganz normal, aus diesem Grund die Pille zu nehmen. Mein Arzt stellte mir keine weiteren Fragen und von Nebenwirkungen war keine Rede. Um ehrlich zu sein: Ich fühlte mich sehr erwachsen dabei, die Pille zu nehmen, allerdings habe ich nicht darüber nachgedacht, dass sie meinen Hormonhaushalt durcheinanderbrachte.

Schusselig wie ich war, habe ich die Tabletten nicht einmal regelmäßig eingenommen. Tagelang vergaß ich sie, dann nahm ich gleich fünf auf einmal und dachte, es wäre alles in Ordnung. Dann fuhr ich in den Urlaub und nahm die Pille einfach durch, damit ich meine Periode nicht bekam – so haben es alle meine Freundinnen gemacht. (Übrigens wusste ich selbst Jahre später noch nicht, dass man gar keine richtige Regelblutung hat, wenn man die Pille nimmt.) Rückblickend denke ich, dass mein Hormonhaushalt schon in jungen Jahren ins Schwanken geriet.

Jahre später, als ich Schwierigkeiten hatte, mit meinem ersten Kind schwanger zu werden, entschied ich mich für eine künstliche Befruchtung (IVF). Nachdem mein Sohn auf der Welt war, hatte ich ein Suchtproblem und massive Depressionen, was kein Geheimnis ist. Heute weiß ich, dass diese auf eine schwere Hormonstörung im Zuge der künstlichen Befruchtung zurückzuführen waren – aber dessen war ich mir nicht im Geringsten bewusst. Ich meine, ernsthaft? Warum wurden nie meine Hormonwerte untersucht, warum wurde mir stattdessen Valium verordnet und ich in eine Selbsthilfegruppe für Alkoholiker geschickt? Warum warf niemand einen Blick auf meinen Cortisol-, Östrogen- und Progesteronspiegel? Warum hatte ich so viel Angst, dass ich mich mit Alkohol beruhigen musste? Ich klapperte meine Stadt nach den »besten« Ärzten und Ärztinnen für mich ab und wurde mit Medikamenten für eine bipolare Störung behandelt. Jetzt frage ich mich: Warum nur? Weil sich vor 15 Jahren niemand an Hormone heranwagte.

Ich habe die schlimmsten Auswirkungen davon erlebt, wenn die Hormone völlig aus dem Gleichgewicht geraten sind. Durch meine Alkoholsucht und einen Nervenzusammenbruch verlor ich das Sorgerecht für meinen Sohn. Auch heute noch, nach 15 Jahren, bekomme ich immer noch Schreiben vom Gericht, worin mir meine psychische Verfassung und meine Suchtprobleme vorgehalten werden. Es wurde nie nach der eigentlichen Ursache geforscht, es hieß nur: »Sie sind psychisch krank und daher unzuverlässig.« Ich hatte den Tiefpunkt erreicht, doch jetzt weiß ich, dass es nie so weit hätte zu kommen brauchen. Die Wurzel all unserer Verhaltensweisen liegt in den Hormonen, und darum sind sie so wichtig. Was ich durchgemacht habe, braucht niemand zu erleben. Dass ich meine Hormone in den Griff bekam, hat mir letztendlich das Leben gerettet.

… und dann allmählich richtig machte

Mein Alkoholproblem hatte ich nach einiger Zeit im Griff. Doch als übergewichtige Mutter von vier Kindern konnte ich mein Leben nicht genießen. Ich nahm massenweise Antidepressiva ein, fühlte mich aufgebläht und schlapp. Das änderte sich erst, als ich eine BBC-Dokumentation über Depressionen sah. Darin hieß es, dass Menschen ihren Dopaminspiegel durch den Kontakt mit kaltem Wasser auf natürliche Weise erhöhen können. Da ging mir ein Licht auf. Ich dachte mir, dass ich doch wohl dazu in der Lage wäre, kalt zu duschen. Also tat ich es ein paarmal. Versteh mich nicht falsch, ich hasste es! (Ich mag es immer noch nicht, es ist grässlich.) Aber ich hatte ein kleines Erfolgserlebnis und ging anschließend nach unten und räumte die Küche auf. Ursache und Wirkung! Zu dem Zeitpunkt verstand ich noch nicht, dass ich dadurch begonnen hatte, meine Hormone auszutricksen und positiv zu beeinflussen.

Ein paar Jahre später wurden meine PMS-Beschwerden nahezu unerträglich. Mithilfe einer App begann ich, meinen Zyklus und meine Stimmung zu dokumentieren, um nachvollziehen zu können, ob ich langsam in die Wechseljahre (Perimenopause) kam. Ich fing an zu recherchieren und las alles über Hormone. Was ich herausfand, sollte mein Leben radikal verändern. Ich lernte, dass Hormone keineswegs nur der Teufelsfluch sind, wofür viele sie halten. Ganz im Gegenteil, ein ausgeglichener Hormonhaushalt bewirkt viele gute Dinge, beispielsweise dass wir uns blendend fühlen, gut schlafen, motiviert sind und voller Energie stecken, lachen, uns sicher und wohlfühlen.

Als ich das verstand, wusste ich, welche Schritte ich als Nächstes zu unternehmen hatte. Ich setzte mir zum Ziel, so viel wie möglich über Hormone zu erfahren und ihre Funktionsweise zu verstehen, um eine bessere Mutter, Ehefrau und Freundin zu sein. Mein neu gewonnenes Wissen nutzte ich dazu, um mit positivem Biohacking mein inneres Gleichgewicht zu finden. Für mich bestand es in einer Kombination aus Detox, Vermeidung entzündungsfördernder Lebensmittel, Laufen, Licht, Sauna, Nahrungsergänzungsmitteln, Atemarbeit, Nootropika, Kombucha, Intervallfasten, Darmgesundheit – und Kälteeinwirkung (sorry!).

Auf all das gehe ich in diesem Buch ein. Wichtig ist, dass du selbst herausfindest, was bei dir funktioniert, denn es handelt sich um einen ganzheitlichen Ansatz zur Verbesserung deiner Gesundheit und deiner Lebensqualität.

Was sind Hormone denn eigentlich?

Hormone sind, einfach ausgedrückt, Botenstoffe in unserem Körper. Sie werden in den endokrinen Drüsen besonderer Zellen gebildet und direkt in den Blutkreislauf abgegeben, um Botschaften in verschiedene Körperregionen zu bringen. Wir alle kennen die Sexualhormone Östrogen und Progesteron, die die Fruchtbarkeit regulieren und das Gewicht beeinflussen. Aber Hormone kontrollieren so viel mehr als nur diesen Aspekt unseres Daseins – sie kümmern sich um so ziemlich alles. Unser Stressverhalten wird von den Nebennieren gesteuert, die Adrenalin und Cortisol produzieren. Die Schilddrüse setzt Hormone für unseren Energiehaushalt frei. Auch die anderen Drüsen wie die Zirbeldrüse, die Thymusdrüse und die Hypophyse spielen eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Das klingt vielleicht alles etwas zu wissenschaftlich, aber ich werde es möglichst einfach halten. Versprochen!

Im Grunde genommen bestimmen Hormone unsere Laune, unser Energielevel, unseren Appetit, wie wir schlafen, wie geduldig wir mit Familie, Freund:innen und Kolleg:innen umgehen, wie motiviert wir sind, Sport zu treiben, und auch, wie wir uns in Krisensituationen verhalten.

Sie können weit mehr als Wechseljahre und PMS-Beschwerden steuern. Hormone bilden die Grundpfeiler unseres Körpers UND unserer Persönlichkeit. Und gerät der Hormonhaushalt in Schieflage, können sie uns im Hinblick auf Schlaf, Essen, Gemütslage und Konzentration beeinträchtigen. Deshalb legt dieses Buch den Fokus auf die Symptome, unter denen du vielleicht leidest. Wir schauen uns an, welche Hormone möglicherweise dahinterstecken und was du tun kannst, um sie in den Griff zu kriegen.

Hör auf, dich zu schämen – es sind deine Hormone!

Wenn du schon mal versucht hast, deine Probleme zu lösen, und es nicht geklappt hat, gib nicht dir die Schuld daran. Die Themen Körpergewicht, Depression und Sucht sind viel zu stark mit Scham behaftet. Viele Menschen plagen Schuldgefühle, weil sie ihre Probleme nicht einfach »wegstecken« können und vermeintlich nicht genug Willenskraft besitzen, um abzunehmen, sich besser zu fühlen, keinen Alkohol mehr zu trinken oder was auch immer. Doch all diese Probleme werden von den Hormonen gesteuert – es ist NICHT deine Schuld. Für die vertrackte Chemie in deinem Körper brauchst du dich nicht zu verurteilen.

Wie ich schon sagte: Hormone steuern alles. Sie kontrollieren unser Verhalten, unsere Vorlieben, unsere Einstellungen – so ungefähr hinter allem, was Menschen tun und fühlen, stecken Hormone. Wenn du zum Beispiel zu viele Süßigkeiten isst, kann sich hinter deinem Verlangen nach Zucker eine Insulinresistenz verbergen und nicht dein Mangel an Willenskraft – in meinen Augen hat Zucker sogar einen höheren Suchtfaktor als Crack (Kokain)! Liegt eine Störung in deinem Dopaminhaushalt vor, hast du vielleicht Schwierigkeiten, morgens aufzustehen, und fühlst dich antriebslos. Ich vermute, dass die Dopaminsteigerer wie Kaffee und Sport für meine Alkoholabhängigkeit verantwortlich waren. Ich sehnte mich immer nach dem nächsten »Hoch«, nach einem Zustand, der für die meisten Menschen »normal« ist. Ziehen wir einen Schlussstrich unter das ewige Mantra von der Willenskraft, denn damit kommen wir nicht weiter. Jetzt ist es an der Zeit, einfach umsetzbare Protokolle zu erstellen, und mithilfe dieses Buches werden wir herausfinden, was mit deiner Chemie nicht stimmt. Wir bringen sie wieder ins Gleichgewicht, damit du dein bestmögliches Leben führen kannst – je nachdem, was das für dich bedeutet. Wir haben eine ganze Reihe an Möglichkeiten und Zutaten, die uns dabei helfen, gezielt bestimmte Hormone anzukurbeln, um unser Wohlbefinden zu steigern.

Mit den Mythen über Hormone aufräumen

Was mich wirklich ärgert, sind die Stigmatisierung und der ganze Schwachsinn, der über Hormone und ihre Wirkungsweise verbreitet wird. Erstens ist es der alte Mythos, dass Hormone nur negative Wirkungen haben. Wir alle kennen Menschen (meist Frauen), die mit ihren Hormonen »zu kämpfen haben«. Ja, gut, Hormone können uns launisch oder dünnhäutig machen, aber sie können auch das Gegenteil bewirken: Wir fühlen uns voller Energie und sicher, die Fettverbrennung läuft, wir haben eine reine Haut und schöne glänzende Haare.

Leider benutzen viele Menschen das Wort »Hormone«, ohne die geringste Ahnung zu haben, wovon sie eigentlich reden. Ich frage mich dann immer, von welchen Hormonen die Leute sprechen, wenn sie sagen, jemand sei »hormongesteuert«? Und das, ohne das Blutbild und den Urintest der betreffenden Person zu kennen? Liegt es am Cortisolspiegel oder an der Insulinresistenz? Lasst uns genauer sein, bitte! Oder, ein anderer Vorschlag, lasst uns diesen Begriff einfach nicht als Beleidigung benutzen!

Der zweite Mythos besagt, dass nur Frauen sich über Hormone Sorgen machen müssen – wenn sie in die Pubertät oder in die Wechseljahre kommen. Das ist einfach nicht wahr – der Hormonspiegel schwankt bei JEDEMMENSCHEN.

Wir alle haben jeden Tag Hormonzyklen, die ständig durcheinanderwirbeln, miteinander interagieren und bestimmte Wirkungen hervorrufen. Für jeden einzelnen Menschen ist es wichtig, dieses Zusammenspiel der Hormone zu verstehen und es auszubalancieren.

Es gibt kein »normal«

Ich möchte eines betonen: Mir geht es in diesem Buch nicht darum, dass wir alle einen einheitlichen »perfekten« Hormonhaushalt erlangen. Wir Menschen sind alle völlig unterschiedlich gestrickt, und was dem/der einen hilft, nutzt anderen gar nichts. Ich habe viele Freunde, die am liebsten in eine Decke gekuschelt auf dem Sofa ein Buch lesen oder mit der Katze auf dem Schoß Fernsehen gucken. Wunderbar, aber das ist absolut NICHT mein Ding. Ich komme mit Muße und Entspannung überhaupt nicht zurecht, weil ich lieber in einem aktiven, dopamingesteuerten Zustand sein mag. Deshalb ist Yoga nichts für mich, aber Laufen. Und das ist auch gut so, es entspricht meiner hormonellen Veranlagung.

Ich betrachte uns Menschen gern als Mitglieder eines Stammes, zu dem jedes Mitglied etwas anderes beiträgt. Wir ergänzen uns gegenseitig. Ich meine, ich bin froh, dass ich keine stillen, kreativen Kinder habe, weil ich echt schlecht im Basteln bin, und mit Backen ist es dasselbe. Aber ich kann meine drei Söhne verdammt gut zum Joggen und zum Hindernislaufen mitnehmen. Wir haben alle unterschiedliche hormonelle Voraussetzungen und unterschiedliche Stärken, und genau deshalb sollten wir an unseren Fähigkeiten arbeiten und nicht versuchen, jemand anderem nachzueifern.

Natürlich kann es sehr nützlich sein, den eigenen Hormonspiegel untersuchen zu lassen, aber ihn mit denen anderer zu vergleichen, hilft nicht weiter. So werden beispielsweise die Testosteronwerte von Männern, die vor zwanzig Jahren als chronisch niedrig galten, heute als »normal« betrachtet. Also: Wofür zum Teufel soll das gut sein? Außerdem variieren die Richtwerte für Hormone weltweit, was in Frankreich als normal gilt, liegt in Singapur und New York außerhalb der Norm und im englischen Wigan (Anm. der Übersetzung: eine Stadt zwischen Manchester und Liverpool) schaut es noch einmal anders aus. Meiner Meinung nach sollten wir uns weniger auf Zahlen als vielmehr auf Symptome konzentrieren. Und genau deshalb orientiert sich dieses Buch an Symptomen. Blicken wir der Realität ins Auge: Hast du Panikattacken? Schläfst du schlecht? Hast du schädliche Essgewohnheiten? Alles klar, jetzt haben wir etwas, woran wir arbeiten können.

So hilft dir dieses Buch

Das Einstellen meines Hormonhaushalts hat dazu geführt, dass ich nüchtern und schlank geblieben bin, dass ich produktiv wurde und heute eine zufriedene Frau bin. Ich bin immer noch schusselig und habe ADHS, aber das ist in Ordnung. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, weiterzukommen. Über ADHS erfährst du später mehr – ja, denn auch dieses Syndrom ist hormonell bedingt.

Ich möchte dir mit diesem Buch eine Gebrauchsanweisung an die Hand geben, um herauszufinden, welche Ursachen hinter deinen Symptomen stecken und wie du dir mit einfachen Veränderungen selbst helfen kannst. Dir wird sicher auffallen, dass manche Kapitel – die über Schlafen und Essen – länger als andere sind. Das liegt daran, dass es sich dabei um KOMPLEXE Themenbereiche handelt, die sehr viel mit Hormonen zu tun haben. Ich habe mein Bestes getan, um alles einzubeziehen, was ich über diese Themen gelesen und herausgefunden habe, und es so aufzubereiten, dass du es leicht verstehst und gut auf dich und dein Leben anwenden kannst.

Mir geht es nicht darum, dass du Diät hältst oder Veränderungen an deinem Lebensstil vornimmst, sondern darum, neue positive Gewohnheiten zu etablieren. Ich vermeide ganz bewusst Ausdrücke wie »gegen Angst«, stattdessen spreche ich lieber von »für Sicherheit«.

Natürlich behandeln wir das Grundlagenwissen über Hormone, aber wir gehen noch auf eine tiefere Ebene, auf der du den richtigen Wortschatz findest, um deine persönliche Situation zu beschreiben. Ich möchte dich mit dem nötigen Rüstzeug an Informationen ausstatten, damit du deine Symptome identifizieren, die Ursachen verstehen und mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt besprechen kannst, was du brauchst. Wir kämpfen schon so lange – in der Vergangenheit wurden Frauen als verrückt bezeichnet, man hat sie verstümmelt, mit Elektroschocks behandelt und etliche haben sich das Leben genommen, weil noch niemand ihre Hormonsituation richtig einschätzen konnte. Aber wir haben es so weit gebracht, dass wir nun erkennen, woran es liegt, wenn wir uns »hormongesteuert« fühlen, nämlich daran, dass unsere Hormone nicht im Gleichgewicht sind. Dieses Buch wird dir zeigen, dass uns mit unseren Hormonen ein erstaunliches Instrumentarium, eine Art »Werkzeugkasten«, zur Verfügung steht, den wir nur richtig einsetzen müssen.

Der brillante Dr. E.

In diesem Buch findest du einige Beiträge von Dr. Mohammed Enayat, auch bekannt als Dr. E. Er ist ein ausgezeichneter Allgemeinmediziner, umfassend ausgebildet in funktioneller und regenerativer Medizin. Mittlerweile hat er sich auf die Präventivmedizin spezialisiert, wobei sein Fokus darauf liegt, Vitalität im Rahmen unserer eigenen Gesundheit zu erreichen, und nicht nur darauf, Krankheiten loszuwerden. Ich begegnete Dr. E. vor einigen Jahren, als ich mich mit hyperbarer Sauerstofftherapie (HBO-Therapie) beschäftigte. Ich bin immer auf der Suche nach Möglichkeiten, um die Gesundheit meines Vaters zu verbessern, damit er noch lange lebt. Bei meiner Recherche im Internet stieß ich auf die Klinik von Dr. E. Unser Ethos, unsere Anschauungen schienen übereinzustimmen – er war kein bisschen esoterisch unterwegs.

Seitdem arbeiten wir zusammen, da wir uns beide für Biohacking interessieren und was es für unsere Gesundheit leisten kann. Der Begriff »Biohacking« mag beängstigend und übertrieben technisch klingen, doch letztendlich geht es einfach darum, den Körper in den Zustand der Homöostase (Gleichgewicht) zu bringen, und zwar mithilfe praktischer Verfahren und Techniken, um herauszufinden, welche Maßnahmen bei dem Einzelnen oder bei der Einzelnen am besten wirken, um die individuelle Gesundheit zu optimieren. Ich tausche mich immer gern mit Dr. E. über die neuesten Entwicklungen aus, denn er und sein überaus professionelles Team sind stets auf dem allerneuesten Forschungsstand.

Dr. E. hat alle medizinischen Informationen und Ratschläge in diesem Buch geprüft und freigegeben. Zudem gibt er Hinweise, wie du am besten mit deinem Arzt/deiner Ärztin zusammenarbeiten kannst, auch auf der Sprachebene. Dr. E schlägt auch alternative Behandlungsformen vor. Die gesetzlichen Krankenkassen sind natürlich wichtig und wertvoll, doch das Ganze ist ein riesiger Apparat, der auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet ist. Wir verfolgen allerdings ein etwas anderes Ziel: Statt nur Krankheiten zu behandeln, wollen wir wirklich gesund sein.

Das evolutionäre Missverhältnis ausgleichen

Unser verrücktes modernes Leben hat sich so rasant entwickelt, dass unsere Hormone kaum damit Schritt halten können. Vor 2000 Jahren brachten Frauen mit 16 Jahren Kinder zur Welt, weil das ihre fruchtbarste Lebensphase war. Und mit 40 waren sie bereits alte, weise Frauen, die sich NICHT um quengelige kleine Kinder und die hektische Arbeitswelt zu kümmern brauchten. So ist es heute nicht mehr, stimmt’s? Die Kombination aus modernem Lebensstil, Stress und gesellschaftlichen Anforderungen, mit der wir konfrontiert sind, macht die Dinge schwieriger. Wir leben also in einem evolutionären Missverhältnis und sollten deshalb unsere Hormone entsprechend auf die Reihe bringen.

Vertrau mir, wir können tatsächlich lernen, mit unseren urzeitlichen Hormonen in der heutigen Welt zu überleben. Als Spezies, die seit Tausenden von Jahren existiert, fangen wir endlich an, unsere Hormone zu verstehen! Egal, in welchem Alter wir sind, unsere Hormone beeinflussen uns und glücklicherweise ermöglichen uns Wissenschaft und Technik, länger zu leben – also lasst uns länger und besser leben!

In diesem Buch erkläre ich dir, was möglicherweise falsch läuft, und stelle Informationen, Anleitungen und Vorgehensweisen vor, um genau diese Probleme in den Griff zu bekommen.

Die Zügel in die Hand nehmen

In diesem Buch geht es nicht darum, dass du dich in eine überambitionierte Super-Mom oder eine CEO verwandelst. Es geht darum, dein Selbstvertrauen so weit zu stärken, dass du Veränderungen herbeiführen kannst, um produktiv, sicher und glücklich zu sein. Ich möchte dir die Erlaubnis geben, mehr aus deinem Leben zu machen, als dich nur abzurackern. Jeder Mensch hat andere Trigger, ohne stets die Ursachen dahinter zu kennen, und das ist in Ordnung. Du brauchst dich nicht zu schämen oder Schuldgefühle zu empfinden, weil es dir mies geht, obwohl du kein großes Trauma zu bewältigen hast – rein hormonell reagiert der Körper genauso, wenn wir körperliche Gewalt erfahren, wie wenn wir versehentlich eine wichtige E-Mail gelöscht haben.

Letztendlich geht es darum, die Kontrolle über unseren Körper zurückzugewinnen und wieder selbst über unser Leben zu entscheiden. Auch wenn du mal eine schlechte Nacht hattest, dich miserabel fühlst oder jede Menge Junkfood in dich reingefressen hast, mach dir keine Sorgen – niemand ist perfekt. Ich etwa habe ein kompliziertes Hormonsystem, das schnell aus dem Gleichgewicht gerät, weshalb ich es immer mal wieder »in die Spur bringen« muss. Stress und Veränderungen werfen mich leicht aus der Bahn – vor allem, wenn ich nicht zu Hause bin. Ironischerweise kann mich eine Urlaubsreise aus dem Gleichgewicht bringen, sodass ich mich gehetzt fühle und antriebslos bin. Je älter ich werde, desto sensibler reagiere ich auf äußere LEBENS-Umstände. Heute verfüge ich über das nötige Wissen, um mein Gleichgewicht wiederzufinden, ohne nach einer Flasche Wein, einem Stück Kuchen oder beidem zu greifen.

Also, lass uns deine Hormone optimal ausrichten! Wenn ich das kann als jemand, der körperlich und geistig sehr krank war, dann kannst du das auch. Es ist dein Körper und niemand kann sich besser darum kümmern als du selbst.

Warum kann ich nicht schlafen?

In diesem Kapitel konzentrieren wir uns auf folgende Hormone:

Serotonin: bewirkt, dass wir uns geborgen, sicher und zufrieden fühlen

Melatonin (»Schlafhormon«): ist wesentlich an der Regulation des Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt

Cortisol: steuert unsere Reaktion auf Stress

Adrenalin: das Hormon für eine Energiespritze; Noradrenalin/Norepinephrin: Adrenalin im Gehirn für den Wachzustand

GABA (Gamma-Aminobuttersäure): verhindert Angstgefühle und hilft beim Entspannen

Vitamin D: ist in Wahrheit ein Hormon und hilft beim Einschlafen

Wir starten mit diesem Thema, weil guter Schlaf das Wichtigste ist, was wir für unsere Gesundheit tun können. Als ich jünger war, stand Schlafen definitiv nicht an erster Stelle meiner persönlichen Hitliste. Ich machte die Nächte durch und war am Wochenende ständig auf Achse. Und selbst wenn ich mich mal nicht vollständig abgefüllt hatte, trank ich doch eine Flasche Wein am Abend, weshalb ich sehr schlecht schlief. Der Schlafmangel hatte zur Folge, dass ich kaum Energie für den nächsten Tag hatte. Bei mir herrschte das Gefühl vor: »Ich bin SO müde, ich kann den Tag nur mit Kaffee und Croissants überstehen.«

Damals hatte ich wahrscheinlich eine abschätzige Haltung gegenüber dem Schlaf. Sprüche wie »Schlafen ist was für Weicheier« oder »Schlafen kann ich, wenn ich tot bin« waren weit verbreitet und festigten meine Einstellung, die lautete: »Wenn kümmert’s?« Ehrlich gesagt denke ich, dass ich immer noch unter den Nachwirkungen dieses Schlafmangels leide, weil ich tagsüber einen niedrigen Cortisolspiegel (zum Aufstehen und Weitermachen) habe, der jedoch in der Nacht in die Höhe schnellt, wenn ich nicht aufpasse und es am wenigsten brauchen kann (Erklärung zum Cortisol folgt).

Was schlechter Schlaf mit mir macht

Wenn ich schlecht schlafe, fühle ich mich miserabel. Es ist eine Qual, wenn man nicht schlafen kann oder der Schlaf ständig unterbrochen wird (und es wird tatsächlich als Foltermethode eingesetzt – mit Schlafentzug wird der Widerstand von Kriegsgefangenen gebrochen!). Als ich schwanger war, litt ich unter Schlaflosigkeit und musste jede Nacht ständig auf die Toilette. Aber das war nichts im Vergleich zu dem, als ich dann mein Baby hatte und jede Nacht immer wieder aufstehen musste. Es war ein totaler Schock, zu erleben, wie schrecklich es für mich war.

Ich bekam Mundgeruch, konnte nicht mehr klar denken und war sehr gereizt. Ich hatte überhaupt keine Geduld mehr. Wenn man so temperamentvoll ist wie ich, verabschiedet sich bei Schlaflosigkeit die Geduld als Erstes. Meine Mutter war ganz anders als ich, denn obwohl sie ernsthafte Schlafprobleme hatte, gelang es ihr, ruhig zu bleiben. Ich komme eher nach meinem Vater. Wenn er nicht schläft, rastet er aus. Es war ein schreckliches Gefühl, die Kontrolle derart zu verlieren – wenn ich eine schlechte Nacht hatte, geriet ich in Panik.

Glücklicherweise schlafe ich heute sehr gut, auch wenn ich gelegentlich mal eine unruhige Nacht habe. Manchmal leide ich zu Beginn meines Menstruationszyklus unter Schlaflosigkeit, oder wenn ich meine Routine nicht einhalten kann. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere, und auf Reisen schlafe ich nicht so gut wie daheim. Mein Zuhause ist mein sicherer Hafen – selbst wenn es die Hälfte der Zeit das reine Chaos ist. Wenn ich in einem Hotel schlafe, bin ich ständig in Alarmbereitschaft, weil Umgebung und Geräusche ungewohnt sind.

Neulich übernachtete ich in London und freute mich auf eine ruhige Nacht ohne meine Kinder, doch in Wahrheit raubte esmir den Schlaf. Licht schien aus dem Flur unter meiner Tür durch und Fernsehgeräusche, die Klimaanlage und Lärm von der Straße störten mich. Ich lag mit meiner Schlafmaske im Bett und keifte wie ein altes Weib. Von wegen glamouröses Jet-Set-Leben – es geht wirklich nichts über das eigene Zuhause.

Viele tun sich damit schwer

Schlafprobleme äußern sich unterschiedlich, und zwar in Form von Schlaflosigkeit, Aufwachen während der Nacht oder zu früh am Morgen, schlechtem Schlaf oder störenden Kindern, die einen vom Schlafen abhalten. Sehr viele meiner Freund:innen kämpfen um ihren Schlaf und manche greifen zum Alkohol, um Ruhe zu finden – nicht, dass sie sturzbetrunken wären, nein, sie trinken ein paar Gläser Wein, um ihre Ängste abzumildern. Dies bewirkt allerdings genau das Gegenteil, der Schlaf ist von schlechterer Qualität und man wacht nachts auf, weil die beruhigende Wirkung des Alkohols nachlässt. Ich weiß, wie das ist, deshalb möchte ich mich nicht darüber erheben.

Auf Instagram berichten mir viele Menschen, dass sie sich auch mit Schlafproblemen herumschlagen, insbesondere mit dem Gedankenkarussell, das sich kurz vor dem Einschlafen zu drehen beginnt und einen mitten in der Nacht nicht mehr schlafen lässt. Für viele ist das eine absolute Katastrophe und um 2 Uhr nachts bist du ganz schön allein mit der Sorge, wie du den nächsten Tag überstehen sollst.

Ohne ausreichenden Schlaf bin ich unausstehlich, ich hasse mich und mein Leben, ich habe kein Selbstvertrauen, bin unproduktiv und möchte alles hinschmeißen. Das ist das Schlimmste für mich. Ich bin lieber hungrig als müde – und das will wirklich etwas heißen.

Mithilfe der Wissenschaft besser schlafen

Mehr als zwei Drittel der britischen Bevölkerung leiden unter Schlafstörungen (in Deutschland liegt die Rate bei gut 43 Prozent) und fast ein Drittel hat mit Schlaflosigkeit zu tun. DUBISTALSONICHTALLEIN! Es ist eine Epidemie, aber mach dir deswegen keine Sorgen, denn wir können ihr beikommen – und zwar mithilfe der Wissenschaft. Das bedeutet nicht, dass du einfach nur zum Arzt/zur Ärztin gehen und dir Schlaftabletten besorgen sollst, »dank« derer du dich am nächsten Tag miserabel und verkatert fühlst (ganz zu schweigen von der Gefahr einer Abhängigkeit). Wenn du die Zusammenhänge erfährst, dann verstehst du, WARUM so viele Menschen Probleme mit ihrem Schlaf haben, und eines verrate ich dir: Unser Hormonhaushalt hat daran einen gewaltigen Anteil.

In diesem Kapitel analysieren wir, wie die Hormone den Schlaf beeinflussen und wie du dir diese Erkenntnisse zunutze machen kannst. Das Geheimnis eines gesunden Schlafs hat nichts mit Achtsamkeit und Kristallen zu tun – wohl aber mit echter Wissenschaft, echter Recherche und echten Ergebnissen, die auf Forschung und Studien basieren. Ich selbst finde dieses ganze »Sei gut zu dir selbst«-Zeug nicht gerade hilfreich, dafür bin ich viel zu kritisch. Ich brauche wissenschaftliche Erkenntnisse und möchte meine Zeit nicht mit Herumsitzen und dem Singen von Mantras verschwenden. Wenn man das ganze Eso-Theater mitmacht und es einem nichts bringt, ist man am Ende vielleicht nur noch frustrierter.

Wenn du nicht schlafen kannst, ist höchstwahrscheinlich dein durcheinandergeratener Hormonhaushalt dafür verantwortlich. Du kannst jedenfalls nichts dafür. Deine Probleme haben sehr wahrscheinlich mit Licht- und Lärmbelästigung, deiner Ernährung und deiner inneren Uhr zu tun. Wir leben in einer Zeit, in der unsere Lebensgewohnheiten gegen unseren Körper gerichtet sind. Wenn du nachts um eins mit Herzklopfen im Bett liegst, ist Adrenalin und vielleicht auch Cortisol im Spiel, beides natürliche Substanzen im Körper – sie sind nur zur falschen Zeit aktiv. Wir bringen deine Körperchemie wieder ins Gleichgewicht, denn dein Körper möchte letztlich bloß das Eine: dass du überlebst und gedeihst.

Deshalb ist Schlaf wichtig

Schlafen bildet buchstäblich die Grundlage für unsere Gesundheit. Unser Körper braucht den Schlaf, um Muskeln zu reparieren, das Gedächtnis zu stärken und den Körper zu regenerieren, indem zum Beispiel das Insulin (das den Blutzucker reguliert) ausgeglichen wird. Im Tiefschlaf setzt bei uns der Detox-Modus ein, bei dem Abfallstoffe und Toxine aus dem Körper abtransportiert, Hormone freigesetzt und Entzündungen gemindert werden. In diesem Ruhezustand kann der Körper heilen und sich erholen. Schlaf ist also für fast alles in unserem Leben unentbehrlich.

Wenn wir nicht gut schlafen, wissen wir, wie wir uns am nächsten Tag fühlen: gereizt, weinerlich, müde, aggressiv, energielos, das ganze üble Programm. Doch Schlafmangel kann auch Langzeitfolgen haben wie etwa Gewichtszunahme, Depressionen und sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein erholsamer Schlaf ist also entscheidend für unsere körperliche und geistige Gesundheit.

Glücklicherweise hat sich in den letzten Jahren die Einstellung zum Schlaf extrem gewandelt. Zusätzlich zur wachsenden Bedeutung der wissenschaftlichen Erkenntnisse nimmt er auch in unserer Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert ein, selbst Kim Kardashian und Gwyneth Paltrow vergleichen auf Instagram die Schlafwerte ihrer Oura-Ringe. Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Wir beginnen, den Schlaf zu feiern, als wäre er der neue Rock ’n’ Roll.

Die einzelnen Schlafphasen und was dabei geschieht

Im Schlaf durchlaufen wir in einer Nacht mehrmals verschiedene Phasen, die ihre eigenen Funktionen in Körper und Gehirn haben. Ich dachte früher, dass eine Schlafkurve der Gehirnaktivität wie eine umgekehrte Glockenkurve aussehen würde, an deren Anfang wir in den Schlaf sinken und dann im Laufe der Nacht allmählich wieder auftauchen und aufwachen würden. Tatsächlich geht die Kurve während der Nacht in verschiedenen Schlafstadien rauf und runter, wobei die Gehirnwellen sich jeweils verändern und unterschiedliche Hormone freigesetzt werden. Auch ich habe einen Oura-Ring, der meine Schlafzyklen abbildet, und ich finde es faszinierend, mir morgens die Auswertung anzusehen.

So verlaufen unsere Schlafphasen:

Phase 1

Die Einschlafphase ist eine Übergangsphase. Du befindest dich in einem meditativen Zustand und dein Gehirn sich im Bereich der Betawellen. Vielleicht hast du manchmal das seltsame Gefühl, zu fallen. Man geht davon aus, dass es sich bei der Ursache dieser Empfindung um einen neurologischen Konflikt im Gehirn handelt. Zu diesem Zeitpunkt bist du noch relativ wach und du hast nicht das Gefühl, überhaupt zu schlafen.

Phase 2

In der Leichtschlafphase, die 20 bis 30 Minuten dauert, setzt das Gehirn Substanzen frei, die das Bewusstsein abschalten. Hier kommt es zu periodischen Aktivitätsschüben im Gehirn, den sogenannten Schlafspindeln, weshalb Träumen jetzt möglich ist. In dieser Phase schläfst du schon wirklich. Deine Körpertemperatur sinkt und der Herzschlag verlangsamt sich. In dieser Phase kann man noch leicht aufwachen.

Phasen 3 und 4

In der Tiefschlafphase schläfst du tief und fest und atmest gleichmäßig. (Es stört mich sehr, wenn ich an seinem Atem höre, dass Matthew in dieser Phase angelangt ist, und ich bin es noch nicht – kürzlich habe ich mich ins Bett meines Sohnes Jude gelegt, weil ich so genervt war, dass Matthew vor mir in die Phase 3 eingetreten ist.) Deine Muskeln sind völlig entspannt, Blutdruck und Körpertemperatur sinken und das Gehirn setzt langsame Deltawellen frei. Der Körper nutzt die Zeit, um Gewebe zu reparieren und weitere Hormone auszuschütten. Diese Phase dauert 30 bis 40 Minuten und es ist schwer, daraus aufzuwachen.

REM (rapid eye movement)-Schlaf

Der REM-Schlaf ist die wichtigste Schlafphase, weil jetzt die Regeneration der Gehirnzellen stattfindet. Das Gehirn ist wach, doch der restliche Körper schläft – die Muskeln vom Hals an abwärts sind tatsächlich gelähmt, um Schlafwandeln zu verhindern. Die Augäpfel zucken schnell unter den geschlossenen Lidern, denn das ist die Phase, in der du am intensivsten träumst. Sie dauert 30 bis 40 Minuten und wenn sie beendet ist, springen wir direkt in Phase 1 zurück.

Dieser Zyklus findet jede Nacht vier bis fünf Mal statt – aber natürlich nur, wenn du gut schläfst.

Wann kommen die Hormone ins Spiel?

Hormone steuern unseren Schlaf, und wenn sie ihre Arbeit gut machen, schlafen wir auch gut. Ansonsten haben wir ein Problem. Viele verschiedene Hormone beeinflussen die Schlafgesundheit, doch ich konzentriere mich hier auf die wichtigsten.

Serotonin

Serotonin wird in der Zirbeldrüse produziert, die mitten im Gehirn liegt. Es ist auch als »Glückshormon« bekannt, weil es die Stimmung reguliert. Serotonin sorgt dafür, dass du dich sicher und geborgen fühlst, die Art von Gefühl, bei der du dir die Nacht nicht in einem Club um die Ohren schlagen möchtest, sondern es dir mit einem Tee und deiner Lieblingsserie vor dem Fernseher bequem machst.

Eine faszinierende Tatsache, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht, ist, dass Serotonin – wie viele andere Hormone auch – mithilfe der Nährstoffe aus unserer Nahrung produziert wird, 95 Prozent des Serotonins werden im Darm hergestellt.1 Es wird aus Tryptophan gebildet, einer essenziellen Aminosäure, die Kinder für das Wachstum und eine Reihe von Stoffwechselfunktionen benötigen. Tryptophan beeinflusst unsere Stimmung und unser Verhalten als Erwachsene. Da der Körper es nicht selbst herstellen kann, müssen wir es aus unserer Nahrung beziehen. Wenn du Schlafprobleme hast, empfehle ich dir, deine Aufnahme tryptophanreicher Lebensmittel zu erhöhen, um die Freisetzung von Serotonin zu fördern. Gute Quellen sind:

Pute und Hähnchenrotes Bio-Fleisch (von grasgefütterten Rindern aus Weidehaltung)ThunfischKäse, Milch und andere VollmilchprodukteBananenSauerkirschenKollagenpeptide (Bovine Collagen Peptides, ebenfalls von grasgefütterten Rindern aus Weidehaltung)

Wenn wir diese Lebensmittel zu uns nehmen, wandelt der Körper die Aminosäure Tryptophan in 5-HTP um. Daraus wird das Hormon Serotonin gebildet, das sich einige Stunden darauf in das wichtigste Hormon für erholsamen Schlaf umwandelt … Trommelwirbel …

Melatonin

Melatonin ist das für den Schlaf hauptverantwortliche Hormon. Etwa zwei Stunden vor dem Schlafen setzt der Körper auf natürliche Weise Melatonin frei. Das ist die letzte Stufe der Tryptophan-5-HTP-Serotonin-Melatonin-Sequenz, und wir schlafen nur, wenn sie erreicht ist. (Kürzlich fand ich heraus, dass Babys bis zum Alter von drei Monaten kein Melatonin produzieren, deshalb wollen sie auch die ganze Nacht Party machen und dich vom Schlafen abhalten.)

Du brauchst also das Wohlgefühl und Sicherheit vermittelnde Serotonin, damit dein Körper es in Melatonin umwandelt und dich schlafen lässt. Doch wenn du von Angstgedanken erfüllt bist oder bis spät in die Nacht über deinem Smartphone mit seinen blinkenden Lichtern hängst, hinderst du das Melatonin daran, seine magische Wirkung zu entfalten.

Licht hat einen massiven Einfluss auf Melatonin. Sobald es am Abend dunkler wird, erhöht die Zirbeldrüse (ja, die schon wieder …) ihre Melatoninproduktion, die in der Mitte der Nacht ihren Höhepunkt erreicht. Der Melatoninspiegel sinkt am frühen Morgen auf sein Tagesniveau. Deshalb kann dir das richtige Licht zur richtigen Zeit helfen, deinen Melatoninspiegel zu beeinflussen. Wie das funktioniert, erkläre ich dir weiter hinten in diesem Kapitel.

Übrigens: In Deutschland und Österreich ist Melatonin als Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich, als Medikament muss es ärztlich verordnet werden. In der Schweiz ist es wie in Großbritannien verschreibungspflichtig. Ich finde das verrückt, denn man kann zwar an jeder Tankstelle Wodka kaufen, aber ich soll nicht die Verantwortung dafür übernehmen können, ein Schlafhormon in der Apotheke zu kaufen? Ich nehme lieber Melatonintropfen als -tabletten ein.

Adrenalin

Adrenalin ist das »Kampf oder Flucht«-Hormon und wird in den Nebennieren produziert, die über den Nieren liegen. Immer wenn unser Gehirn die Botschaft an diese Drüsen schickt, dass eine Stresssituation vorliegt, schütten sie augenblicklich Adrenalin aus. Überleg mal, wie aufgeregt du vor einer Prüfung oder bei einem Wettkampf bist, du hast Herzrasen, angespannte Muskeln und schwitzt vielleicht sogar ein wenig. Das kommt vom Adrenalin.

Von Natur aus ist Adrenalin hilfreich, denn es schützt uns. Es gibt uns einen Energieschub, der nötig ist, wenn wir vor einer Bedrohung davonlaufen oder wenn wir uns aufraffen müssen, um etwas zu erledigen oder einen Termin einzuhalten. Es ist nicht so nötig, wenn du versuchst einzuschlafen – ganz im Gegenteil, dann wird es zur Plage.