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Allen, die ihr Repertoire erweitern möchten, verrät die Flirt-Spezialistin Dagny Guhr, welche Do's und Dont's zu beachten sind und zeigt zudem, wie unterschiedlich die Flirt-Strategien von Frauen und Männern sind.
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Seitenzahl: 211
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-636-07202-3 | Print-Ausgabe
ISBN 978-3-86882-079-9 | E-Book-Ausgabe (PDF)
E-Book-Ausgabe (PDF):© 2009 bei mvgVerlag, FinanzBuch Verlag GmbH, München.www.mvg-verlag.de
Print-Ausgabe:© 2007 bei mvgVerlag, FinanzBuch Verlag GmbH, München.www.mvg-verlag.de
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlaggestaltung: www.coverdesign.netUmschlagfoto: Image SourceRedaktion: Barbara Imgrund, HeidelbergSatz: Jürgen Echter, Redline GmbHPrinted in Germany
Über dieses Buch
Kapitel 1: Die Kunst des Flirtens
Flirten – mit gutem Grund
Die zwei Rollen im Flirt: Werben oder umworben werden
Eine Tradition: Männer werben um Frauen
Flirten macht glücklich – wenn man es kann
Ein Flirt ist kein Small Talk – aber er beginnt damit
Gespräche haben Struktur: Der Handlungsplan
Flirten mit Plan
Anmachsprüche: Wozu sie gut sind und wozu nicht
Mr. Right: Die Passungsüberprüfung
Der Liebescode: Hauptsache vage
Das soziale Image: Person, Maske und Gesicht
Höflich flirten – erfolgreich flirten
Kapitel 2: Argumentation und Flirt
Cooling-out: Nur nicht aufregen
Keine Zeit: Cooling-out im Flirt
Nützlich sein: Das Nutzargument
Nutzargument im Flirt: Vage und unpersönlich
Jeder Flirt hat ein Ziel – oder auch zwei
Erfolgreich flirten: Eine Frage gleicher oder verschiedener Ziele
Offener Streit: Wenn ein Flirt eskaliert
Verschiedene Arten von Nutzen
Geld oder Liebe: Materieller und immaterieller Nutzen
Gebrochene Versprechen: Nutzen in der Macht des Werbenden
Wer zahlt? Nutzen zugunsten und zuungunsten
Flirtstrategien: Wege zum Ziel
Informationen als Nutzen: Die schlechteste Flirtstrategie
Konkret und exklusiv: Die beste Flirtstrategie
Überhaupt eine gute Sache: Nicht exklusive Nutzen
Ganz vage: Die Flirtstrategie der Frauen
Kapitel 3: Nutzen und Schaden
Ein gutes Nutzargument und seine fünf Merkmale
Immer: Die Regelmäßigkeit von Ursache und Wirkung
Ausschließlich: Die Exklusivität
Wertvoll: Der Nutzen
Selten: Die Konkurrenzfähigkeit
Nicht schlecht: Der Schaden
Die fünf Merkmale: Ein Vergleich
Situation 1
Situation 2
Situation 3
Situation 4
Situation 5
Situation 6
Situation 7
Situation 8
Situation 9
Situation 10
Gleichheit: Eine Alternative zum Nutzargument
Mehr oder minder: Eine Ergänzung des Nutzarguments
Verquer: Das umgekehrte Nutzargument
Angst und Gewalt: Der erste emotionale Trugschluss
Hilfsbedürftigkeit und Mitleid: Der zweite emotionale Trugschluss
Beleidigung und mehr: Drei weitere emotionale Trugschlüsse
Kapitel 4: Gesprächsführung und Gesprächsstrukturen
Argumentationszwänge: Vorteil für den Werbenden
Schlicht und einfach: Die einschrittige Argumentation.
Vage und risikoarm: Die zweischrittige Argumentation
Der richtige Zeitpunkt – für den Werbenden
Small Talk: Basis der Argumentation
Ein Ziel haben – und es verbergen
Nicht nur im Flirt: Verborgene Ziele in Gesprächen
Ein einfaches Gesprächsmuster: Die Blockstruktur
Aus dem Gespräch heraus: Das komplexe Gesprächsmuster
Vertrackt: Die Gesprächsmuster der zweischrittigen Argumentation
Vorsicht, Falle: Tricksen mit zweischrittiger Argumentation
Kapitel 5: Frauen und Männer
Traditionell flirten: Die übliche Rollenverteilung
Selbst ist die Frau: Frauen als Werbende
Von Vorteil: Frauen als Werbende haben es einfacher
Ganz vorsichtig: Weibliche Argumentationsstrategie
Höflich bleiben: Der Umworbene und das Cooling-out
Männer helfen Frauen – auch beim Flirt
Kapitel 6: Zehn Regeln für die Argumentation im Flirt
Regel Nr. 1: Befolgen Sie die Regeln
Regel Nr. 2: Durchbrechen Sie die Regeln
Regel Nr. 3: Verhalten Sie sich höflich und respektvoll
Regel Nr. 4: Genießen Sie das Spiel
Regel Nr. 5: Zeigen Sie Ihre Wertschätzung
Regel Nr. 6: Verkaufen Sie sich
Regel Nr. 7: Seien Sie wählerisch
Regel Nr. 8: Benutzen Sie Ihren Verstand
Regel Nr. 9: Handeln Sie strategisch
Regel Nr. 10: Denken Sie weiter
Literatur
Stichwortverzeichnis
Über die Autorin
Was hat das Flirten mit dem Überzeugen zu tun? Auf den ersten Blick möchte man meinen: gar nichts. Flirten ist doch ein Spiel der Gefühle. Sympathie entscheidet über den Erfolg und darüber, ob man sich nach dem Gespräch wiedersieht. Ganz richtig – doch wie entsteht diese Sympathie? Wie präsentiert man sich im Flirt als jemand, den der andere gern noch einmal treffen möchte? Woran erkennt man, ob einen der andere gut leiden kann oder nicht?
Auf diese Fragen gibt es viele Antworten aus den verschiedensten Disziplinen, und der Schlüssel zum Erfolg liegt wahrscheinlich in ihnen allen zusammen. Nonverbales Verhalten und äußere Erscheinung mögen wichtige Faktoren bei der Partnerwahl sein, aber sie sind nicht entscheidend. Ausschlaggebend ist das sprachliche Verhalten im Flirt, ist die Fähigkeit des Einzelnen, im Flirtgespräch zu bestehen und dort diejenigen Eigenschaften zum Vorschein zu bringen, die der andere attraktiv findet.
Flirtgespräche folgen immer einem relativ einfachen Muster: der Nutzargumentation. Jede Phase des Flirts ist mit einer konkreten Aufgabe der beiden Gesprächspartner verbunden, die letztlich zu der Frage nach einem weiteren Treffen führt. Dieses Treffen, das eigentliche Ziel eines jeden Flirtgesprächs, muss begründet werden – und zwar im Rahmen bestehender Höflichkeitsregeln unpersönlich. Die Einladung zum Kaffee oder zum Besichtigen der Briefmarkensammlung sind beliebte Formen solcher unpersönlichen Gründe.
Diese beiden wegen ihrer Häufigkeit jedoch wenig kreativen Beispiele zeigen bereits, dass nicht jedes Nutzargument auch ein gutes Nutzargument ist. Anhand weniger Merkmale lässt sich die Qualität leicht beurteilen und damit der Wert und der mögliche Erfolg des Arguments bestimmen. Diese Merkmale stellen gleichzeitig Möglichkeiten dar, einen Flirt höflich abzulehnen – Kenntnisse, die wichtig werden, wenn man selbst in der Position des Umworbenen ist. Das Wissen um gute Argumente, mögliche Tricks und verschiedene Strategien des Flirts machen den intelligenten Flirt aus, in dem man das Gegenüber clever und charmant von der eigenen Person überzeugt.
Ich hoffe, dass Sie dieses Buch mit dem entsprechenden Rüstzeug für möglichst viele erfolgreiche Flirts ausstatten wird. Jeweils am Ende eines jeden Abschnitts finden Sie Tipps, wie Sie das Gelesene für sich persönlich umsetzen können. Und nun viel Vergnügen bei der Lektüre – und natürlich bei der Anwendung in der Praxis!
Dagny Guhr
Dieses Kapitel widmet sich dem Phänomen Flirt und zeigt, warum wir so flirten, wie wir es tun. Flirten ist Teil der Partnerwerbung, des sogenannten Courtship. Dabei handelt es sich um ein kommunikatives Ritual, das dem Ziel dient, den bestmöglichen Partner für die Fortpflanzung zu finden. Obwohl dieses Ziel beim Flirten heute durch gesellschaftliche Veränderungen immer mehr in den Hintergrund rückt, lassen sich die noch heute gültigen Attraktivitätsmerkmale oder die traditionelle Rollenverteilung des werbenden Mannes und der umworbenen Frau so erklären.
Der Flirt als Ritual folgt bestimmten Regeln. Diese betreffen sowohl den Aufbau des Gesprächs als auch seinen Inhalt. Es ist damit in unserer Gesellschaft relativ starr festgelegt, wie geflirtet wird. Wer diese Regeln kennt, kann sie nicht nur besser befolgen, er kann sie auch bewusst brechen. So hat man immer die Wahl, während des Flirtens die eigene Kreativität zu beweisen, beispielsweise durch einen ungewöhnlichen Einstieg ins Gespräch. Gleichzeitig birgt dies aber auch das Risiko, gerade dadurch den anderen abzuschrecken.
Während des Flirtgesprächs kommt es vor allem darauf an, Informationen über den anderen zu sammeln, aus denen heraus sich dann nach einem weiteren Treffen fragen lässt. Gleichzeitig dienen diese Informationen dazu, während des gesamten Gesprächs zu überprüfen, ob man den Kontakt zum anderen überhaupt fortsetzen will. Verschiedene Eigenschaften, die im Gespräch offensichtlich werden können, sind positiv zu bewerten, wie beispielsweise Offenheit; andere, wie Unsicherheit, sind negativ.
Das oberste Gebot beim Flirten ist aber die Vagheit, das Unbestimmte. Während des Flirtens darf keiner der beiden Gesprächspartner Sicherheit über die Gefühle und damit verbundenen Ziele des anderen erlangen. Nur so wird das „Gesicht“, das soziale Image der am Flirt Beteiligten geschützt. Dieses kann verletzt werden, wenn jemand als Person abgewertet wird, wie bei einer Beleidigung, oder aber, wenn der Wille des Betreffenden nicht erfüllt wird, wenn also zum Beispiel seine Avancen abgelehnt werden. Bestimmte Strategien im Flirt sollen den Gesichtsverlust möglichst gering halten oder verhindern.
Der Flirt ist ein Relikt aus jenen Zeiten, in denen es für den Menschen lebenswichtig war, nicht nur fett- und zuckerreiche Nahrung zu finden, sondern auch den richtigen Partner zur Fortpflanzung. Und ebenso, wie wir noch heute fett- und zuckerreiche Nahrungsmittel bevorzugen, obwohl wir sie durch unsere veränderten Lebensumstände gar nicht mehr in diesem Maße bräuchten, so suchen wir noch immer nach dem idealen Partner, um Kinder zu bekommen – auch wenn wir gar keine wollen oder bekommen können.
Der Versuch, den bestmöglichen Partner zur Fortpflanzung zu finden, hat zu einem ausgeklügelten System der menschlichen Partnerwerbung geführt, dem sogenannten Courtship (von engl. to court, „umwerben“). Der Flirt selbst ist nur ein Teilbereich des Courtship, das all die sprachlichen Handlungen umfasst, die dazu dienen, eine intime Beziehung zu einem anderen Menschen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Da sich die Partnerwerbung zunehmend von ihrem ursprünglichen Ziel löst – nämlich eine für beide Seiten möglichst profitable sexuelle Beziehung herzustellen –, gleichzeitig dieses Ziel aber im Hintergrund immer präsent bleibt, hat das Courtship häufig einen spielerischen Charakter.
Tipp
Machen Sie sich bewusst, dass Flirten einen stark spielerischen Charakter hat. Ganz genauso wie zum Beispiel ein Schachspiel folgt der Flirt bestimmten Regeln. Wer diese Regeln nicht berücksichtigt, kann beim Flirt nicht erfolgreich sein.
Beobachten Sie die Menschen in Ihrer Umgebung beim Flirten und seien Sie aufmerksam, wenn Flirts in Filmen oder Romanen dargestellt werden. Die Regeln des Flirts sind nicht sehr zahlreich; Sie werden sie leicht erkennen können, wenn Sie nur einmal darauf achten.
Obwohl uns das Flirten als eine der alltäglichsten und manchmal auch nebensächlichsten Sachen erscheint, hat es doch einen starken evolutionstheoretischen Hintergrund, den man sich bewusst machen muss, wenn man die Mechanismen des Flirts verstehen will. Ein wichtiges Modell, um das Flirten zu erklären, ist die so genannte parental investment theory von Robert L. Triver.* Diese Theorie geht davon aus, dass bei der Reproduktion Männer und Frauen ein unterschiedlich hohes Risiko tragen. Das Risiko der Frau ist dabei durch Schwangerschaft und Stillzeit viel höher als das des Mannes. Der Mann versucht deshalb, sein Risiko künstlich zu erhöhen, indem er Zeit und Geld in die Partnerwerbung investiert.
Wie in der Wirtschaft wird der Preis beim Flirten durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Der Wert einer Frau, ihr „Preis“ für die Fortpflanzung ist höher als der eines Mannes, weil die Fortpflanzung für die Frau zeit- und energieaufwendiger ist als für einen Mann. Frauen sind deshalb wählerischer als Männer, wenn es um den Partner geht. Männer sind dagegen leichter einem Partnerwechsel zugeneigt als Frauen. Es ist deshalb immer der Mann, der die Frau aktiv umwerben muss.
Natürlich ist fraglich, inwieweit dieses Modell in unserer modernen Gesellschaft Anwendung finden kann. Durch Verhütungsmittel, veränderte Rollenvorstellungen von Mutter und Vater, Mann und Frau und nicht zuletzt durch homosexuelle Beziehungen löst sich der Flirt zunehmend vom Ziel der möglichst effektiven Fortpflanzung. Dennoch ist im Courtship eine soziale Ungleichheit zwischen Männern und Frau- en zu beobachten – auch auf der Ebene der Argumentation, wie wir noch sehen werden.
Es ist deshalb wichtig, diese evolutionstheoretischen Modelle im Hinterkopf zu behalten und sich bewusst zu machen, worauf die Partnerwerbung zunächst einmal abzielt: Der Mann will der Frau zeigen, dass er würdig ist, mit ihr eine intime Beziehung einzugehen. Durch das Investieren von Zeit und Geld signalisiert er der Frau, dass er eine intime Beziehung mit ihr eingehen will. Je aufwendiger das Courtship, desto glaubhafter wird, dass er ein ernsthaftes und vor allem dauerhaftes Interesse an der Frau hat.
Tipp
Erkennen Sie die zwei Rollen beim Flirt: Der Werbende, der zeigt, dass er bereit ist, in die Beziehung zu investieren – und der Umworbene, der diese Investition anerkennt. Alle Regeln, die für den Flirt gelten, lassen sich auf diese beiden Rollen zurückführen. Das bedeutet auch, dass unterschiedliche Regeln für Werbende und Umworbene gelten.
Vergleichen Sie die Partnerwerbung einmal mit der kommerziellen oder politischen Werbung. Sie werden auch hier diese beiden Rollen finden: Während einer die Wahl hat, für welches Produkt oder welchen Politiker er sich entscheidet, muss der andere mit Werbespots oder auch Werbegeschenken zeigen, dass er die beste Entscheidung wäre.
Aus der traditionellen Rollenverteilung von Werbendem und Umworbenem haben sich bestimmte kommunikative Rituale entwickelt, die traditionell die Wertschätzung eines Mannes gegenüber einer Frau ausdrücken (zum Beispiel Komplimente oder Geschenke). Einzelne Stufen der Partnerwerbung sind mit ganz bestimmten derartigen Gesten verbunden. So wird beispielsweise der Eheantrag vom Mann durch einen Verlobungsring, also eine materielle Aufwendung, unterstützt, um die Ernsthaftigkeit seines Ansinnens zu demonstrieren. Die Frau ihrerseits braucht sich keine derartige Auflage zu machen – weil das Eheversprechen der Frau von vornherein mehr wert ist als das des Mannes.
Courtship verbindet sich in unserer Vorstellung häufig mit der Ehe; sie bedeutet eine größtmögliche finanzielle Absicherung der Frau, die Kinder mit einem Mann bekommt. Tatsächlich spielt die Partnerwerbung in unserer Kultur vor allem deshalb eine so große Rolle, weil sie über Jahrhunderte hinweg der Weg war, der zum gesellschaftlich anerkannten und wirtschaftlich vorteilhaften Status der Eheleute führte. Allerdings muss man hier bedenken, dass das ausschließlich das heterosexuelle Courtship betrifft.
Heute hat sich das Courtship nicht nur – wie bereits erwähnt – von der heterosexuellen Beziehung mit dem Ziel der Fortpflanzung gelöst, sondern vor allem auch von der Institution Ehe. Diese ist nicht mehr unbedingt mit dem Ziel der Fortpflanzung verbunden – ein Umstand, dem die Einführung der Ehe zwischen Frau und Frau oder Mann und Mann Rechnung trägt. Der religiöse Hintergrund der Ehe verblasst, sodass eine Scheidung – also die Aufhebung dieses Wirtschaftsvertrags – zunehmend gesellschaftlich anerkannt ist.
Obwohl die Partnerwerbung uns also aus diesen verschiedenen Gründen nicht mehr mit Garantie in die Position einer Mutter und Ehefrau bzw. eines Vaters und Ehemanns bringt, betreiben wir sie weiterhin. Sie ist ein zentraler Gegenstand in Romanen oder Filmen, Forschungsgegenstand der verschiedensten Disziplinen und ist nicht zuletzt Lehrgegenstand von Kursen und Seminaren.
Tipp
Akzeptieren Sie, dass traditionell Männer die Werbenden sind und Frauen die Umworbenen. Sie werden leichter Erfolg haben, wenn Sie sich dieser Tradition im Flirt anpassen.
Seien Sie aber auch offen dafür, dass sich diese traditionelle Rollenverteilung langsam verändert. Beklagen Sie sich als Mann nicht, wenn eine Frau sich nicht in den Mantel helfen lässt. Seien Sie als Frau nicht beleidigt, wenn Sie allein aus dem Auto aussteigen müssen. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert.
Partnerwerbung macht Spaß. Unabhängig davon, dass dieses kommunikative Ritual in vielen Situationen sein eigentliches Ziel nicht mehr verfolgt, macht es Menschen Spaß zu flirten. Eine Befragung unter amerikanischen Studenten, warum sie zu Dates gehen, hat ergeben, dass der Hauptgrund (neben neuen Bekanntschaften und dem aufrichtigen Interesse an einem Partner für eine intime Beziehung) der Spaß ist.* Es macht uns glücklich, wenn wir das Gefühl haben, begehrt zu werden, und wir genießen das Gefühl, jemand anderen zu begehren. Glückshormone belohnen uns dafür, dass wir es geschafft haben, einen potenziellen Partner für die Fortpflanzung zu finden – auch wenn wir uns gar nicht wirklich mit dieser Person fortpflanzen wollen.
Ganz ähnlich verhält es sich im Übrigen mit den Attraktivitätsmerkmalen.** Während Männer vor allem als attraktiv gelten, wenn sie wirtschaftlich leistungsfähig und gesellschaftlich anerkannt sind, sind die noch heute gültigen Attraktivitätsmerkmale von Frauen Jugend, Schönheit und der Körperbau – also die Dinge, die auf Gesundheit und Gebärfähigkeit schließen lassen. Die finanzielle Position einer Frau oder ihr gesellschaftlicher Status sind nachgeordnet, ganz so, wie bei den Männern Intelligenz, Gesundheit und Kraft zwar eine Rolle spielen, ihr Fehlen aber durch Geld und Prestige leicht ausgeglichen werden kann. Die Attraktivitätsmerkmale der Frau deuten – ebenso wie ihr traditionelles Umworbensein bei der Partnerwerbung – auf den evolutionstheoretischen Hintergrund hin, den der Aufbau von intimen Beziehungen zwischen Mann und Frau noch immer hat.
Es lässt sich also das Phänomen beobachten, dass Menschen Energie auf das Umwerben von Personen „verschwenden“, mit denen sie sich gar nicht wirklich fortpflanzen wollen. Dies ist keinesfalls eine Besonderheit unserer Zeit. Vielmehr gibt und gab es schon immer neben der „echten“ Partnerwerbung eine nur scheinbare, spielerische. Diese ist allerdings auf die frühen Stadien des Courtship begrenzt, auf den Bereich, der den eigentlichen Flirt umfasst. Daraus resultiert eine besondere Vagheit des Flirtens: Keiner der beiden Gesprächspartner kann sich – in diesem Stadium des Beziehungsaufbaus – der Ernsthaftigkeit der Werbung des anderen sicher sein.
Eine der wohl bekanntesten Formen dieses „unechten“ Flirtens ist die mittelalterliche Minne. Hierbei umwerben Männer Frauen, die diese Werbung aus gesellschaftlichen Gründen – weil sie bereits verheiratet sind oder weil sie einen deutlich höheren Status haben – gar nicht annehmen können. Allein durch die Partnerwerbungsgeste, so sinnentleert sie auch sein mag, wird Respekt und Hochachtung der Frau gegenüber gezeigt. Gleichzeitig sind aber aus der Literatur Fälle bekannt, in denen dieses nurmehr ritualhafte Werben tatsächlich zu einer intimen Beziehung führte – so zum Beispiel in der Artus-Sage zwischen Lancelot und Guinevere. Sogar die Minne hat damit das Potenzial, eine „echte“ Partnerwerbung zu sein.*
Moderne Formen des auf den ersten Blick „sinnlosen“ Werbens gibt es viele, nicht zuletzt durch die Möglichkeit, per Internet Menschen auf der ganzen Welt kennenzulernen. Ein Flirt in einem Chatroom mit einem viele Tausend Kilometer entfernten Gesprächspartner, den man mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals persönlich treffen wird, vermittelt kaum mehr die Vorstellung, hier versuchten zwei Menschen eine intime Beziehung aufzubauen, die in eine Ehe mit Kindern münden soll. Dennoch finden sowohl Umworbene als auch Umworbener Befriedigung darin, Courtship kommunikativ zu vollziehen.
Tipp
Gehen Sie einen Flirt immer locker an. Hier gilt wie bei vielem: Der Weg ist das Ziel. Das Flirtgespräch selbst soll Spaß machen, Sie von Alltagsproblemen ablenken und ein wenig Unterhaltung – im wahrsten Sinne des Wortes – bieten. Ob Sie am Ende eine weitere Verabredung bekommen, ist eine zweite Sache.
Erkennen Sie die zahlreichen Möglichkeiten, die sich Ihnen im täglichen Leben zum Flirten bieten. Flirten Sie einfach öfter einmal mit jemandem, mit dem Sie ganz bewusst gar keine Beziehung eingehen wollen – und fühlen Sie sich wohl dabei.
Courtship umfasst verschiedene Phasen des Beziehungsaufbaus; der Flirt ist nur ein Teil davon. Grundsätzlich kann man zwischen Courtship-Gesprächen unterscheiden, die eine neue Beziehung etablieren sollen (wie beim Flirten), und solchen, bei denen eine bestehende Beziehung bestätigt oder neu definiert werden soll (wie zum Beispiel bei einem Heiratsantrag).* Auch die Gespräche, die zum Aufbau einer Beziehung dienen, lassen sich weiter unterteilen, je nachdem, welcher Grad der Intimität dabei erreicht wird. Kennzeichen für eine höhere Intimität sind zum Beispiel die Wahl von persönlicheren Gesprächsthemen und die zunehmende Tiefe, mit der die besprochenen Themen behandelt werden. Dem gegenüber ist der Small Talk, mit dem ein Flirtgespräch beginnt, Zeichen für eine eher geringe Intimität der Gesprächspartner.
Dennoch erfüllt der Small Talk eine wichtige Funktion innerhalb des Flirtgesprächs, weil er dazu dient, Informationen über den anderen zu gewinnen. Das ist aus zwei Gründen wichtig: Zum einen prüfen die Sprecher so während des gesamten Gesprächs, ob sie überhaupt noch an einer Freundschaft oder Liebesbeziehung mit dem anderen interessiert sind, zum Zweiten bildet der Small Talk die Grundlage dafür, den anderen später nach einem weiteren Treffen fragen zu können.
Die erste der beiden Funktionen wird mit dem Begriff „Passungsüberprüfung“ bezeichnet. Dahinter steht die Vorstellung, dass man mit einem Flirtgespräch nur so lange fortfährt, wie der Nutzen, den man sich aus der entstehenden Beziehung erhofft, größer ist als der Aufwand, den es bedeutet, das Gespräch zu führen. Die Informationen, die während des Gesprächs vom anderen gewonnen werden, machen dessen Verhalten in der Zukunft vorhersagbar. Die Zeitinvestition, die es bedeutet, sich mit jemandem zu unterhalten, wird durch dieses zukünftig zu erwartende Verhalten gerechtfertigt.*
Tipp
Jeder Flirt beginnt mit einem Small Talk. Je besser Ihre Fähigkeiten im Small Talk sind, umso leichter tun Sie sich auch beim Flirten. Bedenken Sie, dass Sie im Small Talk auf der einen Seite Informationen über Ihren Gesprächspartner sammeln wollen und auf der anderen Seite sich selbst möglichst positiv darstellen müssen.
Trainieren Sie insgesamt Ihre Fähigkeiten im Gespräch mit anderen. Beobachten Sie andere beim Small Talk und probieren Sie verschiedene Themen und Verhaltensweisen selbst einmal aus. Fragen Sie sich, was Sie an anderen Menschen anziehend finden, und bemühen Sie sich, diese Eigenschaften gezielt bei anderen zu überprüfen. Überlegen Sie umgekehrt, warum Sie selbst attraktiv für andere sind, stellen Sie diese Eigenschaften besonders heraus und beobachten Sie die Reaktion Ihres Gesprächspartners.
Für das Flirtgespräch lassen sich wie für alle Gespräche Handlungspläne aufstellen. Diese geben wieder, aus welchen „Teilhandlungen“ ein Gespräch besteht, welche einzelnen Schritte also während des Gesprächs durchlaufen werden. Diese Pläne sind eine wichtige Hilfe dabei, sich zu verdeutlichen, worum es bei einem Flirtgespräch geht und welche Aufgaben beide Sprecher dabei zu erfüllen haben. Denn die Pläne geben nicht nur die Teilziele an, sondern auch, wie diese erreicht werden können.
Die Handlungspläne sind dabei kulturell bedingt und zunächst einmal innerhalb einer bestimmten Gesellschaft anerkannt und bekannt. Sie geben für verschiedene Gespräche vor, welches Ziel sich mit diesem Gespräch erreichen lässt, über welche Schritte sich dieses Ziel erreichen lässt und wie diese Schritte aussehen müssen, damit sie sozial angemessen und effektiv sind. Es ist nicht möglich, ein Gespräch außerhalb dieser kollektiven Vorstellung des entsprechenden Gesprächstyps zu führen. Es ist dementsprechend nicht möglich, außerhalb der gängigen Regeln für den Flirt zu flirten.
Der Handlungsplan ist aber nur eine idealtypische Vorstellung – tatsächliche Gespräche können einzelne Gesprächsphasen mehrfach durchlaufen oder auch weglassen. Die Gesprächspartner können einzelne Phasen abbrechen und später wieder aufnehmen. Es ist deshalb wichtig, sich bewusst zu machen, dass Gespräche weniger linear als vielmehr zirkulär verlaufen. Das heißt positiv formuliert: Scheitert ein Sprecher bei einem Teilziel, muss deswegen noch lange nicht das gesamte Gespräch scheitern. Wird beim Flirten zum Beispiel eine erste Bitte nach einer weiteren Verabredung abgelehnt, so ist es dennoch möglich, dass eine zweite solche Bitte erfolgreich ist.