Der Jahreskreis - Martina Kaiser - E-Book

Der Jahreskreis E-Book

Martina Kaiser

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  • Herausgeber: Arkana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Auf- und Abstieg, Annehmen und Hergeben, Gewinnen und Verlieren, Leben und Sterben - zwischen diesen Polen vollzieht sich unsere Existenz in immer wiederkehrenden Kreisläufen. Doch nicht nur unser individuelles Dasein ist von diesen Zyklen bestimmt, sondern das ganze Leben auf der Erde. Um ein Leben im Einklang mit den natürlichen, das heißt unseren eigenen inneren Gesetzen zu führen, können wir von der Natur lernen. Orientert an den zwölf Monaten des Jahres, verbindet dieses Buch Meditationen, Rituale und jahreszeitliche Feste mit den passenden Geschichten, Mythen, Bräuchen und Rezepten aus den verschiedensten Regionen Deutschlands zu einem kraftvollen Begleiter durch den Jahreskreis. Ein komplett neues Bonuskapitel zu den Rauhnächten rundet das Buch ab und bietet neue Einsichten und Erkenntnisse zu diesem mystischen Ereignis.

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Seitenzahl: 356

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Buch

Auf- und Abstieg, Annehmen und Hergeben, Gewinnen und Verlieren, Leben und Sterben - zwischen diesen Polen vollzieht sich unsere Existenz in immer wiederkehrenden Kreisläufen. Doch nicht nur unser individuelles Dasein ist von diesen Zyklen bestimmt, sondern das ganze Leben auf der Erde. Um ein Leben im Einklang mit den natürlichen, das heißt unseren eigenen inneren Gesetzen zu führen, können wir von der Natur lernen. Orientiert an den zwölf Monaten des Jahres, verbindet dieses Buch Meditationen, Rituale und jahreszeitliche Feste mit den passenden Geschichten, Mythen, Bräuchen und Rezepten aus den verschiedensten Regionen Deutschlands zu einem kraftvollen Begleiter durch den Jahreskreis. Ein Bonuskapitel zu den Rauhnächten rundet das Buch ab und bietet neue Einsichten und Erkenntnisse zu dieser mystischen Zeit.

Autor

Die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Martina Kaiser beschäftigt sich schon lange intensiv mit Spiritualität, wobei ihr Schwerpunkt auf naturreligiösen Überlieferungen liegt. Ihr besonderes Interesse gilt den inneren und äußeren Vorgängen und den Zyklen in der Natur.

Martina Kaiser

Der Jahreskreis

Den Rhythmus der Natur als unsere Kraftquelle nutzen

Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall aufgrund der schlechten Quellenlage bedauerlicherweise einmal nicht möglich gewesen sein, werden wir begründete Ansprüche selbstverständlich erfüllen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Deutsche Ausgabe Januar 2024

Copyright © 2005 der Originalausgabe: Aurum in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld, 2023 komplett überarbeitet und erweitert

Copyright © 2024 dieser Ausgabe: Arkana, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Projektbetreuung: Amelie Lammers

Lektorat: Heinz Lindemann & Amelie Lammers

Covergestaltung: Tina Agard Grafik & Buchdesign, Esslingen

Covermotiv: Tina Agard unter Verwendung von iStock: Andrei Kuzniatsou, alex_ugalek, rusm, Mr. Twister Fotos im Buch: S. 15, 33, 217, 235 © iStock/alex_ugalek; S. 51, 69, 87 © iStock/Mr. Twister; S. 105, 127, 143 © iStock/Animaflora; S. 163, 181, 197 © iStock/rusm

Illustrationen: © creativemarket.com/Emma Webb Studio

Gesamtlayout & Innensatz: Tina Agard Grafik & Buchdesign, Esslingen

ISBN 978-3-641-37040-4V001

www.arkana-verlag.de

INHALT

Der keltische Jahreskreis

Vorwort

JANUARZeit des Vertrauens und des Träumens

Die Kräfte der Natur im Januar

Die Themen des Januars

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

FEBRUARZeit der Reinigung und Unterscheidung

Die Kräfte der Natur im Februar

Die Themen des Februars

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

MÄRZZeit des Aufbruchs und der Erneuerung

Die Kräfte der Natur im März

Die Themen im März

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

APRILZeit der Öffnung und des Schutzes

Die Kräfte der Natur im April

Die Themen im April

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

MAIZeit der Sinne und der Lebenslust

Die Kräfte der Natur im Mai

Die Themen im Mai

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

JUNIZeit der Entfaltung und des inneren Wachstums

Die Kräfte der Natur im Juni

Die Themen im Juni

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

JULIZeit der Vernetzung und des äußeren Wachstums

Die Kräfte der Natur im Juli

Die Themen des Julis

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

AUGUSTZeit der Ernte und der Verantwortung

Die Kräfte der Natur im August

Die Themen im August

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

SEPTEMBERZeit des Ausgleichs und des Dankes

Die Kräfte der Natur im September

Die Themen des Septembers

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

OKTOBERZeit des Abschieds und des Loslassens

Die Kräfte der Natur im Oktober

Die Themen im Oktober

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

NOVEMBERZeit des Rückzugs zu den Wurzeln

Die Kräfte der Natur im November

Die Themen des Novembers

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

DEZEMBERZeit des Lichtes in der Dunkelheit

Die Kräfte der Natur im Dezember

Die Themen des Dezembers

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Meditationen, Rituale und Feste

Kräuterkraft und Pflanzenschönheit

Bonuskapitel

RAUNÄCHTEDie magische Zeit zwischen den Zeiten

Die Zeit zwischen den Zeiten

Mythen, Bräuche und göttliche Wesen

Die Themen der Raunächte

Meditationen, Rituale und Feste

Anmerkungen

Anhang

Über die Autorin

DER KELTISCHE JAHRESKREIS

IMBOLC

Geburt des Lichtes, Lichtmess

OSTARA

Frülings-Tagundnachtgleiche, Frühlingsfest

BELTANE

Walpurgisnacht, Maifest, Fruchtbarkeitsfest

LITHA

Johannisfeuer, Sommersonnenwende

LUGNASAD

Schnitterinnenfest, Lammas, Beginn der Erntezeit

MABON

Herbst-Tagundnachtgleiche, Erntedankfest

SAMHAIN

Halloween, Allerheiligen

JUL

Weihnachten, Wintersonnenwende

VORWORT

Und ist nicht die Zeit wie die Liebe,

ungeteilt und ungezügelt?

Doch wenn ihr in eurem Denken die

Zeit in Jahreszeiten messen müsst,

lasst jede Jahreszeit all die anderen umfassen.

Und lasst das Heute die Vergangenheit

mit Erinnerung umschlingen

und die Zukunft mit Sehnsucht.

AUS: KHALIL GIBRAN, „DER PROPHET“

Sieht und spürt man, wie sich unsere Welt gerade entwickelt, dann scheint Veränderung das zentrale Merkmal zu sein. Es bleibt uns kaum Zeit, Luft zu holen, ständig gibt es neue technische Entwicklungen, die Natur verändert sich spürbar durch den Klimawandel, und auch das Bewusstsein vieler Menschen in unserer Welt verändert sich. Und wir sind mittendrin, bewegen uns durch diese manchmal herausfordernde, interessante und großartige Zeit und sind damit konfrontiert, uns immer wieder neu zu verorten und zu erfinden: Wo stehe ich jetzt? Wo will ich hin? Wie will ich leben? Was macht mich glücklich? Diese Fragen müssen wir beantworten in einem Umfeld, in dem sich alte Gewissheiten und feste Strukturen immer mehr auflösen. Keine einfache Aufgabe.

Obwohl sich die Natur um uns ebenso im Wandel befindet wie unsere Gesellschaft, suchen viele Menschen wieder Anbindung an die lebende, atmende Welt, die uns umgibt. Der Grundgedanke dieses Buches ist es, dass „Natur“ nichts ist, das außerhalb von uns stattfindet. Wir selbst sind Teil der Natur und sie ist Teil von uns. Früher waren wir Menschen abhängig von der Natur, sie zu verstehen hieß zu überleben. Heute ist es die Natur, die von uns geschützt werden muss, weil wir sie vollständig unseren Bedürfnissen unterworfen haben. Wir fühlen alle, dass wir ein neues Gleichgewicht brauchen. Denn tief in jeder Zelle wissen wir, dass wir verbunden sind mit allem, was uns umgibt.

In den Rhythmen der Natur finden wir immer wiederkehrende Mechanismen, die am Ende zu einem neuen Gleichgewicht führen. So war es schon immer. Die Rhythmen sind Stabilität in Veränderung. Im verlässlichen Auf- und Abstieg der Sonne im Verlauf eines Jahres und in den Jahreszeiten erleben wir ein Pendel, das hin und her schwingt, jedes Jahr wieder – und doch immer anders und neu. Zugleich sind die Kreisläufe in der Natur ein Spiegelbild unseres eigenen Daseins mit all seinen Chancen, Herausforderungen und Notwendigkeiten. Entstehen, wachsen und wieder vergehen, helle Zeiten werden abgelöst von dunklen Zeiten, das erleben wir jedes Jahr neu in der Natur. Und auch in uns wechseln unglückliche Zeiten voll Frustration, Angst oder Trauer mit freudigen Phasen voll Kraft, Lebendigkeit und Zuversicht. Während das Pendel hin und her schwingt, wachsen wir und verändern uns. Wie die Jahreszeiten wiederholt es sich – und ist immer wieder neu. Nichts hält ewig. Alles fließt. Und das ist genau richtig so.

Die Natur ist unser Spiegel, in den wir hineinblicken. Wenn zum Beispiel im Frühling die Natur um uns nach der Winterruhe wieder erwacht, können wir das auch in uns spüren und ganz bewusst nutzen. Diese Energie des Keimens, des sanften Neu-Werdens, die Dynamik des Aufbruchs kann in unser eigenes Leben fließen. Wenn sich im Sommer die Pflanzen- und Tierwelt entfaltet, wachsen wir bewusst mit. Und wenn sich im Herbst das Leben wieder zurückzieht, üben wir uns im Loslassen, im Rückzug, um dann im Winter in unsere eigene Innenwelt einzutauchen. So erleben wir uns wieder als ein Teil der Natur, wir verstehen die Rhythmen besser, in uns und um uns herum. Und es wird leichter, sie und uns zu lieben und ein neues Gleichgewicht zu finden. Veränderung ist für die Natur kein Problem, es ist ihr Wesen. Und unseres damit auch. Wenn wir in den Spiegel der Natur sehen, dürfen wir die Angst vor dem Wandel loslassen und darauf vertrauen, dass sich alles neu finden wird. Denn das hat es immer getan.

Natur ist Sinnlichkeit. Ist es nicht ein wundervolles Privileg, das Leben mit allen Sinnen wahrzunehmen? Einzutauchen in die Elemente: die Wärme und das Licht eines Feuers wahrnehmen, Meerwasser auf der Haut spüren, Blütendüfte in der Nase riechen, lehmige Erde mit den Händen bearbeiten. Über die Sinne erleben wir die Welt und tauchen in sie ein, sie sind der ausgleichende Gegenpol zur Welt des Denkens und der Medien. Über die Sinne kommen wir an, jetzt, in diesem Moment, in der einzigen Wirklichkeit, die es gibt.

Sinnliches und Übersinnliches. Rituale sind ein Weg, um sich sinnlich mit der Natur zu verbinden. Zugleich erkennen wir in einem Ritual an, dass die von unseren Sinnen erlebte Welt nur ein Teil dessen ist, was existiert. Rituale verweisen auf eine Wahrheit, die größer und weiser ist, als sie in der eingeschränkten menschlichen Perspektive erkannt werden kann, eine Quelle, die in der Natur ihren materiellen Ausdruck findet. Gleichgültig, welche Bilder wir dafür verwenden, Gott, Göttin, Seele, Spirit, die eine Quelle, das eine Sein. Sie stehen für die Ahnung, dass uns mehr ausmacht als unser Menschsein und dass unsere Reise, wenn sie auf der Erde beendet wird, uns wieder zu unserem „Höheren Selbst“ zurückführt. Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass alles in uns ist, Gott, Göttin, Seele, Spirit, Natur. Aber nimm dir die Freiheit, deine eigenen Bilder dessen zu verwenden, was für dich heilig ist.

Rituale selbst gestalten. Im Ritual begeben wir uns bewusst in einen Raum, in dem die sinnliche und die übersinnliche Welt zusammengebracht werden. Im Buch werden Rituale vorgeschlagen, aber sie dienen nur als Ideengeber. Selbst Rituale zu erfinden, macht noch mehr Spaß und ist stark in der Wirkung. Deshalb gebe ich hier ein paar Hinweise zu Ritualabläufen, die sich im Laufe der Zeit als hilfreich erwiesen haben.

Rituale markieren Übergänge. Übergänge heißt: Das Alte vergeht gerade, das Neue ist noch nicht da. Ein Ritual gibt in dieser Situation eine bewusst gewählte neue Richtung. Übergänge im Lebensverlauf wie Geburt, Erwachsenwerden usw. können mit Ritualen gefeiert werden. Man kann aber alle Veränderungen im Leben mit einem Ritual begleiten, die man bewusst gestalten will. Will ich z. B. etwas Neues in die Welt bringen, treffe ich zuerst eine Entscheidung. Ich beantworte die Frage: Was ist es genau, das ich will? Damit richte ich meine Energie neu aus. Denn Energie folgt Bewusstsein, das ist ein Gesetz und die Grundlage der Arbeit mit Ritualen.

Rituale bringen Bewusstsein in Form. Ich bekräftige meine Entscheidung mit einem Ritual, mit einer symbolischen Handlung, die meine Entscheidung buchstäblich „verkörpert“. Indem ich im Ritual z. B. etwas aus Lehm forme, einen Samen einpflanze oder ein neues Lied dichte, gebe ich meiner Entscheidung, etwas Neues hereinzubringen, Form und Realität. Damit bleibt meine Intention, das Ziel des Rituals, nicht nur eine theoretische Idee in meinem Kopf, sondern wird in Realität umgesetzt. Im rituellen Raum gewinnt die symbolische Handlung eine besondere Dynamik und bewirkt auf mehreren Ebenen gleichzeitig eine Wandlung, körperlich, seelisch und geistig. In Ritualen sprechen wir unser inneres Kind an, dessen Kreativität und spielerische Kraft sich mit unserem denkenden, erwachsenen Ich und jener „höheren“ Weisheit verbindet, die ebenfalls zu uns gehört. Und das setzt die Energien frei, die die gewünschte Veränderung bewirken. Alle Energie richtet sich danach aus, meine Entscheidung zu unterstützen. Rituale sind eine Methode, um die eigene Realität bewusst zu gestalten.

Wie Rituale ablaufen können. Jedes Ritual benötigt zuerst eine Intention, ein Ziel. Was will ich, warum mache ich das Ritual? Was ist mir wichtig in dieser Situation? Dann suche ich eine symbolische Handlung aus, die mein Ziel abbildet, die Spaß macht und mit allen Sinnen, mit Fühlen, mit Denken und mit höherer Weisheit erlebt werden kann. Es braucht also eine gewisse Vorbereitung, um den Ablauf zu gewährleisten.

Dann führt man das Ritual so durch, dass es sich gut anfühlt. Man erschafft einen eigenen Raum, der den realen Alltag mit der symbolischen, spirituellen Ebene verbindet. Das kann aufwändig geschehen mit Abschreiten, Markieren, oder damit, einen Kreis von Teelichtern, Steinen oder Blumen auszulegen. Es kann aber auch einfach ein gedachter Raum sein, ein geistiger Kreis, den ich mir vorstelle. Der Ritualraum schützt, liegt zwischen den Welten und verbindet diese.

In diesen Raum lade ich dann jene Kräfte ein, die mich unterstützen: Die vier Elemente, die vier Himmelsrichtungen, die den Kreis verorten, Göttinnen und Götter, Heilige und Engel, Schutzgeister, Spirit, Gott oder einfach meine eigene, höhere Weisheit, meine Seele, jenen Teil von mir, der mit seiner Liebe den menschlichen Teil von mir begleitet. Wir verbinden die Welten und erkennen an, dass wir mit vielen Ebenen verbunden sind, egal, wie wir sie nennen.

Gut ist es, sich dann kurz Zeit zu nehmen, um ganz bei sich selbst zu sein. Bewusst atmen, sich spüren, das Herz öffnen, im Hier und Jetzt ankommen. Sich das Ziel des Rituals bewusst machen.

Und dann kann es losgehen. Lass dein inneres Kind spielen. Je mehr Sinne einbezogen sind, je stärker du den Sinn des Rituals fühlen kannst, desto stärker ist hinterher die Wirkung. Der Verstand bringt nicht genug Energie mit, die Gefühle sind entscheidend. Und gib dir innerlich die Erlaubnis, dass dein Ziel durch eine höhere Weisheit korrigiert werden darf, wenn das Ergebnis dir so nicht dient, wie du es dir wünschst. Manchmal haben wir aus der menschlichen Sicht nicht unbedingt den Überblick und unsere Wünsche und Ziele sind im Endeffekt nicht so hilfreich, wie wir dachten.

Besonders großen Spaß macht es, Rituale gemeinsam zu feiern. Den Ablauf zusammen planen, gemeinsam vorbereiten und dann mit Wahrhaftigkeit und ganzem Herzen ins Ritual gehen und die Energien verbinden, das verändert die Welten. Und hinterher kann man zusammen mit leckerem Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten. Hierfür eigenen sich insbesondere die acht Jahreskreisfeste. Anregungen für Rituale findest du in den entsprechenden Monaten im Buch.

Aber feiere niemals Rituale für andere! Wir sind nur für uns selbst verantwortlich und sonst für niemanden. Auch wenn ein geliebter Mensch leidet und man ihm oder ihr gerne helfen möchte. Du weißt nicht genug über den Weg des anderen, vielleicht ist es gerade das Leiden, das neues Wachstum bringt. Du hilfst am meisten, wenn du Respekt vor dem Weg des anderen hast. Sich in die Energie anderer einzumischen, bringt Chaos und dient euch beiden nicht. Früher nannte man das Schwarze Magie. Also feiere für dich selbst, bring dich ins Gleichgewicht und umso zugewandter kannst du für andere sein.

Das Buch soll dich darin unterstützen, deine Verbindung zur Natur zu stärken. Jedes Kapitel beginnt deshalb mit einer Beschreibung der Vorgänge in der Natur, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, welche Energie gerade die äußere Natur bewegt. In Anlehnung daran werden Themen genannt, die Anregungen liefern, wie du die Qualität des jeweiligen Monats für dich selbst nutzbar machen kannst. Natürlich hält sich die Natur nicht an die Aufteilung der Monate, die ja relativ willkürlich ist. Die zwölf Sonnenmonate könnten ebenso durch 13 Mondmonate ersetzt werden, doch der besseren Lesbarkeit und Abgrenzbarkeit wegen wurde Ersteres gewählt. Das Leben in der Natur bewegt sich jedes Jahr nach seinen eigenen Rhythmen, das Klima verändert sich, so dass auch die Naturbeschreibungen des Buches gelegentlich von der Wirklichkeit abweichen. Wirf deshalb lieber einen Blick aus dem Fenster oder mach einen Spaziergang und spüre selbst, welche Kräfte in der Natur gerade wirksam sind.

Um die Qualität der Monate noch zu vertiefen, wird in jedem Kapitel einiges über frühere Bräuche erzählt, in denen häufig die Nähe der Menschen zur Natur einen sehr anschaulichen Ausdruck fand. Christliche Bräuche stehen nicht im Vordergrund, weil sie sich oft aus älteren Quellen speisen, aus vorchristlichheidnischen Vorstellungen und Anschauungen. Die vorchristlichen Völker Europas, die Kelten, Germanen, Slawen und anderen Kulturen, lebten nicht nur in engem Kontakt zur Natur, sie begegneten ihrer Umwelt mit dem Respekt und der Ehrfurcht, die das Göttliche in allem verkörpert sah, was sie umgab. Wenn die Germanen die Frühlingsgöttin als liebevolle, strahlend weiße junge Frau feierten, dann ehrten sie in ihr nicht nur die erwachende Lebenskraft in den Pflanzen und Tieren, sondern auch die Freude aneinander und die Liebe zueinander. Und wenn im Winter die dunkle keltische Göttin Cerridwen ihren Kessel der Verwandlung rührte, dann verlor der Tod an Schrecken, weil der Kessel des Todes auch zugleich Erneuerung und Wiedergeburt versprach. Da die christlichen Feste im Jahreskreis mehr am Leben und Wirken von Jesus Christus und den Heiligen ausgerichtet sind, finden sie hier nur bedingt Berücksichtigung. Dies soll jedoch in keiner Weise den christlichen Glauben herabsetzen. Jeder Mensch sucht sich eigene Bilder dessen, was er oder sie als göttlich erlebt. Mit den Gottesvorstellungen aus den Naturreligionen möchte das Buch lediglich die Möglichkeit anbieten, die eigenen Bilder zu erweitern.

Im Praxisteil jedes Monats findest du Anleitungen, mithilfe von Meditationen, Ritualen und Festen die besondere Energie eines Monats spürbar zu erleben und mit den eigenen Anliegen zu verbinden. Ideen für die keltisch-germanischen Jahreskreisfeste wurden ebenfalls mit aufgenommen.

Am Ende jedes Monats finden sich noch Hinweise auf aktuelle Pflanzen und deren Wirkungsweise, die du sammeln und zubereiten kannst für deine Gesundheit und Schönheit. Das fördert das sinnliche Erleben der Natur und die Lebensfreude.

Ich wünsche mir, dass dieses Buch dich darin unterstützt, die Natur auf eine Weise neu zu berühren und zu erleben, die dir die Weisheit und Schönheit in der äußeren Welt ebenso vor Augen führt wie die deiner eigenen, inneren Natur. Wer den Kreis des Jahres mehrmals bewusst durchlaufen hat, knüpft eine Verbindung, die nicht mehr so schnell aufzulösen ist. Denn es bleibt das Gefühl von Dankbarkeit, dass man tatsächlich dazugehört zu diesem großen Netzwerk, das uns alle trägt und hält. Wir dürfen uns dem anvertrauen und es zugleich verantwortlich mittragen.

Lass dich von den Beschreibungen des Buches dazu anregen, deinen eigenen Weg zurück zu den Rhythmen des Lebens zu beschreiten. Ich wünsche dir alles Liebe dafür!

JANUAR

Zeit des Vertrauens und des Träumens

In der Winternacht

Und deucht die Welt dir öd und leer.

Und sind die Tage rau und schwer.

Sei still und habe des Wandels acht:

Es wächst viel Brot in der Winternacht.

FRIEDRICH WILHELM WEBER

DIE KRÄFTE DER NATUR IM JANUAR

Schon die alten Namen des Januars verraten uns einiges über seine frühere Qualität. „Hartung“, „Hartmond“, „Schnee-“ oder „Eismond“ wurde der Januar genannt, weil er den warmblütigen Lebewesen mit seiner Härte viel abverlangte. Als kältester Monat des Jahres brachte er Eis, Frost und Schnee im Überfluss. Das kann sich heutzutage anders gestalten und der Januar kann eher kalt, nass und trüb sein.

Wenn sich auch das Wetter verändert hat, geblieben ist die Dunkelheit im Januar. Obwohl im Dezember die dunkelste Zeit überwunden wurde, dauert es noch eine ganze Weile, bis die zunehmende Helligkeit und Wärme spürbar werden. Ein ungemütlicher Monat, der gewaltig an den Nerven zehren kann. Aufstehen in der Dunkelheit, Verspätungen der öffentlichen Verkehrsmittel, Hindernisse beim Autofahren, Warten bei eisiger Kälte, eingehüllt in zahllose Schichten Kleider, all das ist nicht gerade förderlich für eine strahlende Laune, außer man ist eine ausgesprochene Frohnatur. Die Aussicht auf Besserung liegt zudem noch in weiter Ferne. Eine gute Zeit, um es sich in der warmen Stube gemütlich zu machen oder sich freudig den kalten Elementen auszusetzen. Aus Sicht der Vegetation sind Eis, Schnee und Kälte genau das Richtige im Januar. Der Schnee schützt die Samenkörner, denn die Wärmeleitfähigkeit von Schnee ist viel geringer als die des nassen Bodens. Darum sinkt die Temperatur an der Bodenoberfläche unter einer schützenden lockeren Schneedecke nur wenige Grad unter null, selbst wenn darüber klirrender Frost herrscht. Ein schneearmer Januar und Februar bringen meist einen schleppenden Frühling mit viel Regen und Frost, der einfach nicht aufhören will.

Die Bauernregeln im Januar sprechen hier ebenfalls eine deutliche Sprache:

Ist der Januar hell und weiß, kommt der Frühling ohne Eis, wird der Sommer sicher heiß.

Januar ganz ohne Schnee, tut Bäumen, Bergen und Tälern weh.

Benannt ist der Januar, der im Österreichischen „Jänner“ genannt wird, nach dem römischen Gott Janus, dem Hüter und Schützer der Türen, der Tore und der Übergänge aller Art. Der Gott Janus hat zwei Gesichter, eines blickt nach innen, das andere sieht, was draußen geschieht. Daher stammt auch der Begriff „janusköpfig“ für etwas, das zwei Seiten hat. Weitere Namen des Januars waren Wolfsmond oder Thormonat, weil er dem germanischen Thor bzw. Donar geweiht war.

Die energetische Qualität des Januars ist die Erneuerung der Natur im Inneren. Ebenso wie wir selbst uns täglich zum Schlafen niederlegen, um anderen morgens ausgeruht und erfrischt zu erwachen, erneuern sich auf ähnliche Weise die Kräfte des Lebens im Januar. Die Wandlung vollzieht sich im Innern der Erde. Das äußere Leben ist nun zu einem scheinbaren Stillstand gekommen. Dem sehenden Auge verborgen, finden Prozesse der Heilung und Erneuerung statt, die zuerst auf der energetischen Ebene stattfinden, um sich dann zu manifestieren. Wenn wir davon ausgehen, dass die sichtbare Welt ihren Ursprung in der energetischen Ebene hat, vielleicht in dem, was die Quelle aller Schöpfung darstellt, dann ist der Januar die Zeit der Rückbindung daran. Im Kern des Seins wird das neue Leben erfühlt und erträumt, bevor es im Frühjahr und Sommer einen neuen Ausdruck in der Materie findet.

DIE THEMEN DES JANUARS

Lassen statt machen

Der Januar-Auftrag der Natur lautet, Geduld aufzubringen und sich vertrauensvoll dem Prozess des Lebens und Veränderns hinzugeben. Bevor im Frühling das Leben wieder saft- und kraftvoll sprießen kann, braucht es den Winterschlaf in der Stille und Dunkelheit der Erde, wo der Keim in Ruhe und Geborgenheit den richtigen Zeitpunkt abwartet. Generell geht einer Phase der Veränderung immer eine Zeit des äußeren Stillstands voran, eine Zeit der erzwungenen Ruhe, in der einfach nichts geschieht, so dass es manchmal schwer ist, das auszuhalten. Das Alte ist zu Ende gegangen, doch das Neue ist noch fern. Der Stillstand gehört dazu, ist ein wichtiger Teil des Neubeginns. Echte Veränderung beginnt immer innen, im Wesen der Dinge, bevor sie eine materielle Form findet. Es gilt also, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, bevor man aktiv und handelnd in sein Leben eingreift. Gönnen wir uns stattdessen die Zeit des Rückzugs, spüren uns, atmen tief durch und lassen einfach geschehen. Passiv sein, nicht tun, sondern lassen. Das ist keine einfache Übung für die MacherInnen unserer Welt. Nutzen wir den Januar und lassen wir geschehen, tauchen wir ein in die Tiefe unseres eigenen Seins. Erträumen wir uns die Welt in all der Schönheit, wie wir sie uns ersehnen.

Die Gesetze des Wandels annehmen und sich dem Leben anvertrauen

Blicken wir im Januar zum Fenster hinaus in die graue, teilweise von Eis und Schnee bedeckte Welt, dann erscheint es wie ein Wunder, dass an genau derselben Stelle ein halbes Jahr später das Leben wieder üppig blühen und wachsen wird. Die Prozesse, in denen das Leben in der Natur entsteht und vergeht, um erneut zurückzukehren, sind unendlich komplex. Und doch sind sie nicht nur allumfassend – den großen Kreisläufen von Werden und Vergehen ist alles unterworfen, von der kleinsten Zelle bis hin zu den Sonnensystemen –, sie sind auch zuverlässig. Der Januar ist ein guter Zeitpunkt, um sich wieder bewusst einzubinden in die uralten Zyklen, die verlässlich Heilung, Verwandlung und Erneuerung bringen. Da wir ihnen nicht entrinnen können, scheint es sinnvoll, sie zu akzeptieren und mit ihnen, statt gegen sie zu arbeiten. Dazu müssen wir jedoch den Mut aufbringen, ein Stück Kontrolle aufzugeben und uns von der Vorstellung verabschieden, alles im Leben im Griff behalten zu müssen. Liefern wir uns stattdessen den Rhythmen des Wandels aus und vertrauen wir uns an. Begrüßen wir jeden Tag in dem Wissen, dass wir gehalten und getragen werden, weil wir dazugehören zu diesem gewaltigen Netzwerk, in dem alles, was geschieht, eine Bedeutung hat, für den Einzelnen ebenso wie für das große Ganze.

MYTHEN, BRÄUCHE UND GÖTTLICHE WESEN

Der Januar als der erste Monat des Jahres hat wie der Dezember im Brauchtum eine mystische Qualität. Das wichtigste Datum ist der 6. Januar. Die Raunächte, die Zeit zwischen den Zeiten, der wir uns im Dezember widmeten, erreichen in der Nacht vor dem 6. ihren Höhepunkt und zugleich ihr Ende. Die „Frau Percht“, schreitet noch einmal über das Land und breitet ihren Segen darüber aus. In manchen Gegenden aß man früher am 6. Januar Mohnnudeln oder legte sie aufs Dach als Gabe für die vorüberziehenden Kinderseelen, die „Perchtln“ aus dem Gefolge der alten Göttin. In Italien kommt noch heute in manchen Gegenden am 6. Januar die Befana, eine gute Hexe, durch den Kamin hereingeschwebt und bringt den Kindern Geschenke. Auch sie ist eine weitere Gestalt der großen Göttin von Licht und Dunkelheit. Am 6.1. feiern die orthodoxen Christen ihr Weihnachtsfest, das ursprünglich von allen Christen da gefeiert wurde und erst von der römischen Kirche auf den 24./25. Dezember verschoben wurde.

Der Kult der Drei

Der 6. Januar ist im Christentum als Dreikönigstag bekannt, in Erinnerung an die „drei Könige aus dem Morgenland“, die dem Christuskind symbolische Geschenke in die Wiege legten, die auf dessen irdische Bestimmung verwiesen: Gold für das Königreich, das es errichten, Weihrauch für die spirituelle Meisterschaft, die es erlangen, und die bittere Myrrhe für das Opfer, das es erbringen würde. Bereits im Mittelalter wurde ein regelrechter Kult um die drei Könige veranstaltet, der viel Zuspruch in der Bevölkerung fand, denn die Zahl Drei war schon in vorchristlicher Zeit eine heilige Zahl. In der älteren keltischen und auch in der germanischen Mythologie finden sich zahlreiche Beispiele von „dreifaltigen“ Göttern und Göttinnen. Die Zahl Drei stellte schon in der antiken Mystik das Symbol der Entstehung des Lebens und des Schicksals dar. Drei ist die Entstehung des Neuen, das aus der Verbindung der zwei Gegensätze (Männlich–Weiblich, Yin–Yang) entspringt. In der Drei manifestiert sich der Prozess der Veränderung und Verwandlung, jenes Mysterium, das im Januar besonders in den Vordergrund tritt. In der germanischen Mythologie wurde die Welt von drei Göttern erschaffen, von Odin, Hönur und Lödur, wobei Letzterer wahrscheinlich ursprünglich weiblichen Geschlechtes war. Auch der Sturmgott Odin/Wotan hat zwei Aspekte, Wili und We, die ihn als dreifaltigen Gott ausweisen mit der Macht, Neues zu erschaffen. Die alten nordischen Heiligtümer waren oft den drei Göttern Odin, Freyr und Donar gemeinsam geweiht.

Die drei Schicksalsmütter

Im gesamten deutschsprachigen Raum, in Deutschland ebenso wie in Teilen Österreichs und der Schweiz lässt sich die Verehrung einer Dreifaltigkeit von Göttinnen nachweisen, die entweder als drei zusammengehörende Segensbringerinnen oder als eine einzige Verkörperung der drei Verehrung fanden.1 Das Bild einer dreifaltigen Göttin, bestehend aus einer jungfräulichen Kriegerin, einer mütterlichen Königin und einer weisen, alten Todesbotin, kehrt in vielen europäischen und nahöstlichen Mythen wieder.

Am deutlichsten wird die Verehrung der drei in der Rheingegend sichtbar, wo die „drei heiligen Frauen“ in den verschiedensten Gestalten Anbetung fanden. Aus der Zeit der römischen Besatzung sind zahlreiche Opfer- und Weihesteine für die „drei Matronen“ gefunden worden, drei Göttinnen (Matrona bedeutet „Hohe Mutter“), deren Insignien der Macht sie als lebensspendende und lebenserhaltende Schutzfrauen ausweisen. Bereits vor den Römern waren sie im Glauben der keltischen und germanischen Menschen lebendig. Im Keltischen ist die weibliche Göttinnentrias weit verbreitet, in der germanischen Mythologie sind es die drei „Nornen“, die Spinnerinnen des Schicksals, Urd, Verandi und Skuld, die gemeinsam jedem Menschen seinen Platz im großen Netz der Zeit zuwiesen. Am Ursprungsort aller Existenz, am Fuße des großen Weltenbaumes, so erzählen die Mythen, spinnen die großen drei die Muster, die allem Leben seinen Ort und seine Bedeutung geben. Im Glauben der Bevölkerung waren die Schicksalsfrauen auch bekannt als die Disen oder Idisen, denen regelmäßig Opfer gebracht wurden. Ursprünglich waren sie wahrscheinlich Ahninnen der verschiedenen Sippen oder Familien, die mit dem Wohlergehen ihrer Nachfahren betraut waren. Sie besuchten ein Kind nach der Geburt und verkündeten seine Gaben, sein Schicksal und damit seine Lebensaufgabe. Meist erschienen sie als drei, neun oder dreizehn Frauen. In den „guten und bösen Feen“ kennen wir sie noch heute aus vielen Märchen. In „Dornröschen“ oder „Vasilissa die Weise“ bestimmen sie das Schicksal der Heldinnen. Die Macht der Schicksalsfrauen wurde geehrt und gefürchtet. Stolperte jemand, so wurde dies noch im Mittelalter als Zeichen dafür gewertet, dass ihm die Disen ihre Gunst entzogen und sein Glück zu Ende ging. Auch die Römer und Griechen kannten die Schicksalsspinnerinnen unter dem Namen Parzen oder Moiren. Um 650 warnte der Heilige Eligius von Noyon die frisch christianisierten germanischen Franken davor, „zu Nacht Tische zu rüsten und für die Drei Speisen bereitzustellen“.2 Und noch zu Beginn des 11. Jahrhunderts stellte es Bischof Burchard von Worms in seinem Beichtspiegel unter Strafe, wenn die Frauen am 25. Dezember, in der „Mütternacht“, den Tisch für die „drei Schwestern“ deckten, dass „diese sich daran erquicken können“.3 Jahrhunderte später, im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, entwickelte sich in vielen Teilen Deutschlands erneut eine Verehrung der großen drei. Als heilige „drei Bethen“ mit den archaisch anmutenden Namen Ambeth, Wilbeth und Borbeth lebten die drei Schutz- und Schicksalsfrauen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol weiter. In christlicher Zeit wurden sie um Schutz, Fruchtbarkeit der Felder, um Weisheit und Hilfe in der Not angerufen. Die drei Bethen waren die Nachfolgerinnen jener mächtigen Göttinnen der Vorzeit, die das Leben der Menschen von der Wiege bis zur Bahre hineinwoben in das große Ganze, sie verkörperten das „ewig sich erneuernde Leben. Sie anzurufen nannte man bethen, beten“4 In den drei Marien, den drei Nothelferinnen Katharina, Margarete und Barbara und den wilden Saligen Frauen lebt ihre Verehrung bis in die Gegenwart fort.5

Der Januar-Segen

Im Januar war traditionell die Verbindung der Menschen zu den „Mächten des Schicksals“, die gerade jetzt dabei waren, die Muster der Wirklichkeit neu zu spinnen, enger als sonst. In vielen lokalen Bräuchen zeigt sich bis heute, dass dieser Umstand genutzt wurde, um Glück und Segen für das neue Jahr zu erbitten. In der christlichen Tradition sind es noch heute die Sternsinger, als „Drei Könige“ verkleidete Kinder, die Lieder singend und um Gaben bittend als Segenszeichen an der Tür die Buchstaben C+M+B anbringen für die Namen der drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Manche erbitten auch den Segen der Heiligen Frauen Catharina, Margarete und Barbara. Dem „Bohnenkönig“ oder der „Bohnenkönigin“ fällt dabei nach einem alten Brauch die Aufgabe zu, die Zeichen für Schutz und Segen an der Haustüre anzubringen. Ermittelt wurde die betreffende Person, indem in einen Kuchen, den am 6. Januar alle gemeinsam verspeisten, eine Bohne hinein gebacken wurde. Die Person, in deren Kuchenstück sich die Bohne befand, wurde Bohnenkönig oder -königin genannt. So teilte das „Schicksal“ selbst die ehrenvolle Aufgabe zu, das Haus zu segnen.

Nach dem Segen wurden früher Häuser und Ställe mit Kräutern geräuchert, die an der Kräuterweihe im August geschnitten wurden und deshalb als besonders heilkräftig galten. An Dreikönig wurden auch die Ruten für die Wünschelrutengänger geschnitten.

MEDITATIONEN, RITUALE UND FESTE

Es ist Januar, das neue Jahr hat begonnen, und du willst nun mit vollem Elan die guten Neujahrsvorsätze in die Wirklichkeit umsetzen. Vorsicht, denn eigentlich ist die Zeit noch nicht reif dafür. Die Energie in der Natur unterstützt äußere Aktivität, die über das Notwendige hinausgeht, nicht unbedingt. Ein Zuviel kann schnell überfordern und krank machen in dieser erkältungsanfälligen Jahreszeit. Träume einmal richtig vor dich hin, völlig unproduktiv und leistungsschwach. Das ist ein echter Jungbrunnen. Wenn du schon etwas „tun“ willst, dann richte deine Energie nach innen, achte auf deine Träume und nimm dir die Zeit, jeden Tag eine kleine Meditation zu machen.

Meditation des bewussten Atmens

Kennst du das auch, dass man im Kreisen der Gedanken gefangen ist und einfach nicht zur Ruhe kommt? Dann versuche es einmal mit der Übung zum bewussten Atmen. Der Volksmund sagt nicht umsonst, dass man für längere Projekte einen buchstäblichen „langen Atem“ braucht, um etwas durchzuhalten. Schon aus der fernöstlichen Meditationslehre ist bekannt, dass der Atem Lebensenergie (Prana) mit sich bringt und dich mit dem göttlichen Teil deines Wesens verbindet. Mit dem bewussten Atmen bringst du deinen Verstand zur Ruhe. Du kommst im jetzigen Moment an und damit in der einzigen Realität, die es wirklich gibt. Bewusst atmen kann man mit ein wenig Übung immer und überall.

Setze dich bequem auf einen Stuhl oder auf den Boden und mach es dir gemütlich. Atme einfach einmal tief durch. Du darfst jetzt ganz bei dir ankommen. Atme tief, bis in den Bauch hinunter, nicht nur oben, in den Brustbereich. Lege dazu die Hände auf den Bauch und spüre wie sich deine Hände mit dem einströmenden Atem nach oben bewegen und wieder zurücksinken mit dem Ausatmen. Wie fühlt sich das an? Spüre, wie der Atem die Nase streift, den Hals entlang in die Brust bis in den Bauch fließt und wieder hinaus. Bleibe mit deiner Aufmerksamkeit einfach beim Ein – Aus, Ein – Aus. Konzentriere dich immer wieder nur auf den Atem. Langsam kommt dein Atem zur Ruhe, wird tiefer und länger. Alle Anspannung löst sich mit jedem weiteren Atemzug. Erzwinge nichts, bringe dich nicht in Atemnot. Es geht alles von allein. Mit jedem Atemzug darfst du nun in dich hineinsinken wie in einen bequemen Schaukelstuhl. Atmen – hineinsinken. „Ich atme für mich. Ich bin bei mir.“ Ein und wieder aus. Jeder Atemzug darf eine zärtliche Berührung von innen sein. Nimm wahr, wie sich dein Körper anfühlt. Kannst du ihn spüren? Dann nimm wahr, was du gerade fühlst. Erlaube dir selbst liebevoll, so zu sein, wie du bist. Alles darf da sein. Auch nichts zu fühlen ist in Ordnung. Einfach atmen – fühlen – wahrnehmen – und akzeptieren, was ist: „Ich darf genau so sein, wie ich bin. Alle Gefühle und Gedanken nehme ich an, denn jeder Teil von mir hat seine Berechtigung. Ich nehme mich an, so wie ich bin.“ Wenn du noch einen Schritt weiter gehen willst, erlaube dir bewusst: „Ich lasse mein inneres Licht strömen und leuchten.“

Nimm dir mindestens 10 bis 20 Minuten Zeit für diese Übung. Schenke dir selbst liebevolle Aufmerksamkeit, Zeit nur für dich. Wenn Gedanken kommen, konzentriere dich wieder auf das Gefühl des Atems z. B. in der Nase.

Der liebevolle Atem ist ein großes Geschenk an dich selbst. Vergleiche dein Gefühl nach der Übung mit deinem Zustand davor. Du wirst sehen, dass es dir merklich besser geht. Du bist mehr bei dir, spürst dich und verlierst dich weniger in Gedanken und äußeren Themen.

Nimm dir möglichst oft Zeit, um bewusst zu atmen. Du versorgst deinen Körper nicht nur mit Sauerstoff, sondern auch mit reiner Lebenskraft, die über den Atem kommt. Die Zeit für dich selbst wird eine Quelle der Kraft. Je öfter du dir Zeit zum Atmen nimmst, desto näher kommst du dir selbst und desto mehr deines inneren Lichtes strömt in dein Bewusstsein und in dein Leben. Es gibt Menschen, die nur über den bewussten Atem zur Erleuchtung gelangt sind.

Ein Traumtagebuch führen

Beginne damit, gleich morgens nach dem Aufwachen deine Träume zu notieren. Lege dir dazu Schreibzeug neben das Bett. Selbst wenn es anfangs noch etwas mühsam erscheint, die Traumfetzen rechtzeitig vor dem Vergessen zu retten, mit etwas Übung kannst du dich immer besser an deine Träume erinnern. Du lernst damit die Sprache deines Unterbewusstseins kennen. Denn dein Unterbewusstsein, deine unbewussten Träume, Wünsche und Sehnsüchte sind wichtige Bilder, die viel über den Menschen erzählen, aber auch aus Räumen kommen, in die die Seele reist und aus denen Botschaften aus deinem eigenen „weiseren“ Bewusstsein für deine menschliche Ebene geschickt werden – wenn auch manchmal in Form merkwürdiger Geschichten.

Wie du deine Träume interpretierst? Eine Möglichkeit ist es, alle beteiligten Figuren des Traums als Teile von dir selbst zu deuten. Jede Figur ist dann ein Aspekt von dir. Du wirst staunen, was du alles über dich selbst erfährst. Generell bleibe einfach bei deinem Gefühl. Wie hat sich der Traum angefühlt? Spüre rein und vertrauen darauf, dass du ihn entweder irgendwann verstehen oder ihn einfach stehen lassen kannst.

Eine Reise ins Erdinnere

Reise doch im Januar einmal geistig in die Erde, um dort zur inneren Ruhe zu gelangen. Dazu nimm dir eine halbe Stunde Zeit, in der du nicht gestört wirst. Schaffe dir eine angenehme Umgebung, entzünde ein paar Kerzen und lege dich auf eine Decke auf den Boden. Ein kleines Kissen und eine Decke zum Zudecken machen dein Lager gemütlich. Du liegst auf dem Rücken, die Arme rechts und links neben dem Körper, und schließst deine Augen. Nun atme bewusst tief in den Bauch und komme innerlich zur Ruhe. Entspanne jetzt nach und nach deinen Körper, indem du die Muskeln der einzelnen Körperteile stark anspannst, um sie danach bewusst wieder zu entspannen und ganz locker zu lassen. Beginne mit den Füßen und Beinen, dann das Becken, den Rücken und den Bauch, die Brust, die Schultern, die Arme und Hände und zuletzt den Kopf und das Gesicht. Du darfst jedes Köperteil loslassen. Nun bist du ganz entspannt. Nichts ist mehr wichtig, außer völlig ruhig zu werden. Steigen Gedanken in dir auf, dann richte deine Aufmerksamkeit einfach wieder auf das Hier und Jetzt, auf das Gefühl, wie der Atem in den Körper fließt und wieder hinaus. Während du weiter tief in den Bauch atmest, stelle dir nun beim Ausatmen vor, dein ganzer Körper würde schwer wie ein Stein und sinkt hinunter in die Erde. Ganz einfach durchquert dein Körper den Fußboden und das Fundament, um dann weiter in die dunkle Erde zu sinken, die dich liebevoll aufnimmt. Spüre, wie dein Körper mit jedem Ausatmen dem Ruf aus dem Unten folgt. Das Sinken endet irgendwann. Alles um dich herum ist nun still und dunkel. Äonen verstreichen hier unbemerkt. Der Rhythmus der Erde ist sehr langsam. Entspanne dich und komme völlig zur Ruhe. Werde ein Teil der Erde. Lass alle Bewegungen erstarren wie eine Uhr, die immer langsamer tickt, um dann ganz still zu stehen. Nichts existiert mehr außer dir selbst. Hier in der Erde bist du vollkommen geborgen. Lass alle Ängste, die in dir aufsteigen, und auch alle Bilder mit dem Ausatmen los. Die Erde trägt dich wie eine Mutter im Leib, beschützt dich und versorgt dich mit allem, was du brauchst. Verweile an diesem Ort und lass die Stille einfach zu. Vielleicht gelingt es dir auch, dich von der Stille und der Dunkelheit ganz erfassen zu lassen und bewusst hinüberzugleiten in das Land der inneren Bilder, die dann aufzusteigen beginnen. Kontrolliere nichts, lass dich einfach treiben und nimm alle Bilder als Botschaften an, die du später deuten kannst. Vielleicht wirst du müde und beginnst zu träumen. Auch das ist willkommen, denn hier, in der Stille der Erde, erträumt sich das Leben selbst.

Nun wird es Zeit, zurück an die Oberfläche zu kommen. Danke der Erde und der Stille zum Abschied. Zähle dann im Geist bis zehn. Bei jedem Einatmen folgt die nächste Zahl und du steigst ein Stück weiter aus der Erde auf. Bei „zehn“ bist du wieder ganz in deinem Körper angekommen. Klopf dich von Kopf bis Fuß mit den Händen ab und sage dreimal laut deinen Namen. Das bringt dich wieder vollständig in die Wirklichkeit zurück. Schreibe möglichst bald auf, was du auf deinem Ausflug in die Erde erlebt und welche Bilder und Botschaften du vernommen hast. Vielleicht enthalten sie Inspirationen, vielleicht auch die Lösung für ein Problem, das dich beschäftigt. Die kleine Reise kannst du so oft wiederholen, wie du willst.

Ritual des Anvertrauens und der bewussten Anbindung an das Leben

IntentionNutze die Energie des Januars, um dich bewusst anzubinden an die großen Zyklen des Lebens. Mit diesem Ritual stellst du die Weichen neu für dein Leben. Du hörst auf, mit dir selbst und deinem Schicksal zu hadern, und begibst dich ganz gezielt hinein in den großen Fluss der Energien. Du vertraust darauf, dass alle Schwierigkeiten des Lebens eigentlich als Aufgaben gedacht sind, deine ganz persönlichen Herausforderungen, für die du gerüstet und gewappnet bist und denen du zuversichtlich und freudig begegnen kannst. Das Ziel des Rituals ist es, sich bewusst mit dem Fluss des Lebens, deinem eigenen Flow zu verbinden.

VorbereitungFahre an einem schönen Januartag in die Natur hinaus an ein fließendes Gewässer, an einen Bach oder einen Fluss. Wähle möglichst die Zeit um den Neumond herum. Nimm eine dünne Schnur und ein Teelicht mit Feuerzeug mit.

Am Fluss angekommen baue als Erstes dein ganz persönliches „Schiff des Lebens“, das dich in die Zukunft trägt. Dazu benötigst du ein oder mehrere Stücke Holz oder Rinde, die auf dem Wasser schwimmen können und die du meist in der Umgebung findest. Diese bindest du nun mit der mitgebrachten Schnur so zusammen, dass ein kleines Floß entsteht. Dann suche dir einen symbolischen Gegenstand, der dir in deiner Umgebung auffällt, ein schönes braunes Blatt, einen flachen Stein oder einen Ast. Du kannst den Gegenstand auch von zu Hause mitbringen, denn seine Aufgabe ist es, nun deine Energie zu übernehmen. Du verbindest dich also mit dem Gegenstand, indem du ihn mit deinen Genen versiehst, die sich in Haut, Haaren, Nägeln oder im Speichel befinden. Binde z. B. ein paar Haare mit etwas Spucke daran und befestige alles danach auf dem Floß. Stelle nun das Teelicht dazu, nachdem du die Metallhülle entfernt hast. Dann suche dir eine Stelle, an der der Fluss langsam fließt und du dich gut hinunterbeugen kannst.

DurchführungBeginne mit der Übung des bewussten Atmens. Atme ein und spüre den Atem, wie er herein und hinaus fließt. Lasse ablenkende Gedanken bewusst los und spüre ganz dich selbst. Mit jedem Atemzug kommst du im Hier und Jetzt an. Nimm dir nun ein wenig Zeit und spüre die Natur um dich herum, die von Ruhe und Stillstand geprägt ist. Alles schweigt und wartet. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür, sich mit sich und dem Leben zu verbinden. Du bist nun in deinem eigenen Raum, in dem sich der Wandel vollziehen darf.

Jetzt entzünde das Teelicht und nimm dein Gefährt in die rechte Hand. Wenn du dich bereit fühlst, sprich folgende Worte: „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mich bewusst dem Leben anzuvertrauen. Wie ich dieses Gefährt, das mein Licht und meine Gene trägt, dem Wasser übergebe, so übergebe ich mich dem Fluss des Lebens und meiner eigenen inneren Führung. Ich lasse los: all meinen Groll darüber, dass nicht alles so lief, wie ich es mir gewünscht habe. Ich lasse los: meine Trauer über all das, was ich falsch gemacht und verpasst habe. Ich lasse los: meine