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In diesem Abenteuer bringt Karatehamster Neo eine Gruppe von Sprayern zur Strecke, retten einen Gnadenhof und helfen bei der Wiederbeschaffung einer kostbaren Erstausgabe. Aber zunächst langweilt sich Karatehamster Neo: In den letzten vier Tagen ist überhaupt nichts Aufregendes passiert. Da kommt ein ferngesteuertes Modellflugzeug als Ablenkung gerade recht. Der tollkühne Nager erobert den Luftraum und wird dabei auch noch in einen atemberaubenden Fall von Vandalismus verwickelt. Aber keine Frage: Mit Courage und Karate kommt auch der kleinste Hamster hoch hinaus – Neo hebt ab!
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Seitenzahl: 110
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Den Sinn des Lebens sucht man vergebens
Alles in Butter auf dem Kutter
Blaue Farbe auf der Nase – sieht doch super aus, der Hase
Alten Krempel brauch ich nicht, da mach ich lieber ein Gedicht
Lee merkt es auf der Stelle: Sein Polster hat ’ne Delle
Wir verfolgen die Vandalen, doch es endet nur mit Qualen
Wir sitzen in dem Doppeldecker und gehn uns schrecklich auf den Wecker
Kira tritt in Hundekot und Neo wird zum Bruchpilot
Ratespiele find ich fade. Lieber mache ich Karate!
Wenn ich ganz alleine bin, hat das Leben keinen Sinn
Ich denke an Geschenke
Ich hab’s gewusst: Es ist ein Verlust!
Kira knurrt der Magen und ich erkenn den Wagen
Viel Gezausel und Gezottel – was ist das denn für ein Trottel?
Ich werfe die Nuss, und mit der Bande ist Schluss
Will man uns trennen, müssen wir flennen
Ich turnte gerade auf der Rutsche herum, als mir klar wurde, dass ich entsetzlich unter Langeweile litt. In den letzten vier Tagen war überhaupt nichts Aufregendes passiert. Ich hatte keinen diebischen Hund gefangen und an keinem Superhamster-Casting teilgenommen. Ich war nicht entführt worden und hatte keine toten Insekten aus der Hosentasche einer Trickbetrügerin geholt. All diese Abenteuer waren nur noch eine schöne Erinnerung. Aber Erinnerungen nützten mir so viel wie Köttel im Kompost. Ich brauchte dringend eine neue Herausforderung.
»He, ihr Luschis!«, rief ich und meinte damit meine beiden Kumpels Lee (gesprochen »Lieh«) und Chan (gesprochen »Tschann«), mit denen ich in einem riesigen Karnickelkäfig wohne, obwohl keiner von uns ein Langohr ist. Wir sind Goldhamster.
Unser Mensch heißt Kira. Sie ist ein sehr liebes, aber auch energisches Mädchen. Sie kann Karate und weigert sich standhaft, ihr Zimmer aufzuräumen. Ihr Schulfreund Jan ist mein Lieblingsmensch, denn er kann direkt in meine Hamsterseele blicken.
»He«, tönte ich weiter durch den Käfig. »Findet ihr nicht auch, dass endlich wieder etwas passieren müsste?«
»Stimmt«, sagte Chan. »Es müsste dringend etwas passieren. Zum Beispiel müsste Kira Futter nachfüllen. Ich sehe schon den Boden vom Napf durchschimmern.«
»Wenn die Zeit nicht vergehen würde«, sagte Lee nachdenklich, »dann könnten wir lange warten, bis etwas passiert.«
Er hockte auf dem mit Gel gefüllten Ruhepolster, das er nach unserem letzten Abenteuer geschenkt bekommen hatte. Seitdem plapperte er ständig solchen Unfug. Wahrscheinlich war aber nicht das Polster schuld, sondern eine Sendung über Buddhismus, die wir im Fernsehen gesehen hatten. Wir dachten erst, es ginge um Maulwürfe, aber dann hatte die Sendung überhaupt nichts mit Buddeln zu tun, sondern handelte von einer Religion, die ein dicker Mann namens Buddha gegründet hatte.
Seit wir die Sendung gesehen hatten, machte Lee sich keine Gedanken mehr über die schrecklichen Krankheiten, die er bekommen könnte, sondern nur noch über den Sinn des Lebens.
»Wenn die Zeit nicht vergehen würde«, gab ich patzig zurück, »hätte ich wenigstens keine Zeit, mich zu langweilen.«
Lee blieb ganz ruhig. »Wer den Sinn des Lebens gefunden hat, der kennt keine Langeweile.«
Innere Ruhe war jetzt seine Lebenseinstellung. Es machte mich ganz unruhig, ihm beim inneren Ruhigsein zuzusehen.
»Ich hab den Schinn desch Lebensch schon gefunden«, nuschelte Chan mit vollen Backen. »Eschen.«
»Der Sinn des Lebens muss von deiner Befindlichkeit unabhängig sein«, sagte Lee.
Chan schluckte den letzten Bissen hinunter und warf mir einen verwirrten Blick zu. »Ich bin doch gar nicht empfindlich, oder?«
»Lee meinte nicht Empfindlichkeit sondern Befindlichkeit«, sagte ich, obwohl ich keinen Schimmer hatte, was das bedeuten sollte. Fast wünschte ich mir den alten Lee zurück mit seinen Kreischanfällen und eingebildeten Krankheiten. Damals hatte ich wenigstens noch verstanden, wovon er faselte.
»Was ich meinte«, sagte Lee, immer noch die Ruhe selbst, »ist, dass der Sinn deines Lebens nicht davon abhängig sein darf, wie es dir geht. Stell dir vor, du bekämst ein Magengeschwür.«
Chan schüttelte sich entsetzt. »Ich weigere mich, mir so etwas Scheußliches vorzustellen.«
»Wenn du ein Magengeschwür hättest«, fuhr Lee ungerührt fort, »könntest du nur noch sehr wenig essen. Aber dein Leben müsste trotzdem einen Sinn haben.«
Damit war Chan heillos überfordert. »Dann esse ich eben jetzt auf Vorrat, damit ich etwas habe, wovon ich zehren kann, wenn mein Magen empfindlich wird.«
Lange Diskussionen ermüden mich. Ich trippelte zum Laufrad, um meine Muskeln wieder in Gang zu bringen. Mein Laufrad ist keins der üblichen, primitiven Dinger, die sich einfach nur drehen, wenn man darin läuft. Es ist ein Turbo-Hamsti mit eingebautem Widerstand.
»Und du«, sagte Lee zu mir, »du scheinst den Sinn in der Bewegung zu suchen. Was aber, wenn du dir eine Pfote brichst?«
Jetzt hatte ich genug. Ich sprang wieder aus dem Laufrad und baute mich drohend vor Lee auf. »Hör mal zu, du Möchtegern-Buddha. Was der Sinn deines Lebens ist, kann ich dir genau sagen: Krankheiten. Und weil du dir selbst keine mehr einbilden willst, denkst du dir jetzt für Chan und mich welche aus. Ganz toll. Wirklich super. Da kannst du mächtig stolz drauf sein. Soll ich mir für dich auch mal eine Krankheit ausdenken? Wie wär’s mit ›blaue Flecken, weil Neo mich getreten hat‹? Wenn du willst, fange ich gleich damit an.«
Lee blinzelte mich an und sagte betont langsam: »Kastration.«
Das war seine Geheimwaffe, die er gnadenlos und ohne Rücksicht auf meine Gefühle einsetzte. Ich war dagegen machtlos, denn er hatte leider recht. Immer wenn wir anfingen zu kämpfen, meinte Kira, sie müsste uns kastrieren lassen, damit wir wieder friedlich würden. Bisher hatten wir uns immer rechtzeitig wieder vertragen, und so war uns die Operation erspart geblieben. Schließlich wollten wir eines Tages kleine Hamster zeugen, am liebsten mit der hübschen Hamsterdame Mariechen, in die wir alle drei verliebt waren.
Um nicht als Verlierer aus der Unterhaltung hervorzugehen, behauptete ich: »Außerdem stimmt es gar nicht, dass Bewegung der Sinn meines Lebens ist.«
»Ach, und was ist es dann?«
Tja, was denn nur? Es musste etwas sein, womit ich Lee beeindrucken konnte. Da fiel mir ein, dass ich gerne reimte, einfach so zum Spaß. »Dichten«, sagte ich. »Da staunst du, was?«
Noch staunte er nicht. »Dann lass mal hören.«
Oje, wo nahm ich jetzt so schnell ein Gedicht her? »Mein liebster Mensch heißt Jan«, quasselte ich drauflos. »Das reimt sich glatt auf Chan.«
Chan hörte auf zu kauen und zwinkerte mir zu. Er mag es, wenn man an ihn denkt.
»Mein zweiter Freund heißt Lee«, machte ich weiter. »Das reimt sich auf Pipi.«
Ich betonte das zweite »i«, damit der Reim stimmte, aber es schien Lee trotzdem nicht zu gefallen. Er vergaß sogar, dass er innerlich total ruhig war.
»Auf Pipi?«, schimpfte er. »Das reimt sich zwar, aber es macht überhaupt keinen Sinn. Und das mir! Der Sinn meines Lebens ist die Suche nach dem Sinn. Das nennt man Philosophie, du Spinner.«
»Wieso regst du dich so auf?« Ich ließ mich neben ihm auf sein Gel-Polster sinken und spürte sofort, wie sich Ruhe in mir ausbreitete. »Pipi reimt sich auch auf Philosophie.«
»Runter von meinem Polster, sonst denke ich mir für dich eine tödliche Krankheit aus. Oder Höhenangst. Genau. Wenn du Höhenangst hättest, könntest du nicht mehr auf Jans Schulter sitzen. So, ätsch!«
Das wäre wirklich entsetzlich. Schnell ließ ich mich vom Polster kullern.
In dem Moment wurde die Tür aufgerissen, Kira platzte ins Zimmer und stolperte über eine Tasche, die seit Wochen neben ihrem Schreibtisch stand.
»Jungs!«, rief sie und beugte sich freudestrahlend über unseren Käfig. »Das Leben hat wieder einen Sinn.«
Wie von einer Schnur gezogen, hoben wir drei unsere Köpfe. Gleich würden wir erfahren, ob Philosophie, Dichten oder Fressen der Sinn des Leben war.
Kira breitete die Arme aus und trällerte: »Sommerferien.«
»Das ist ja interessant«, sagte ich zu Lee. »Wir brauchen Ferien, damit unser Leben einen Sinn hat. Ferien reimt sich auf Bakterien«, fügte ich hinzu, um ihm Krankheiten wieder schmackhaft zu machen.
»Kira ist noch nicht ausgewachsen«, sagte Lee. »Menschen brauchen länger, bis sie erwachsen sind. Erst dann verstehen sie, worum es im Leben geht.«
»Ferien!«, freute sich Kira weiter. »Wisst ihr, was das bedeutet?«
»Mehr Futter?«, fragte Chan.
»Mehr Auslauf!«, bettelte ich.
»Weniger Ruhe zum Nachdenken«, befürchtete Lee.
»Es bedeutet, morgens lange ausschlafen«, sagte Kira. »Keine Hausaufgaben, kein Lernen auf Tests, kein Stress mit den Lehrern, nur noch Stress mit Sandra.«
Kiras Eltern sind geschieden. Sie lebt bei ihrem Vater und seiner neuen Frau Sandra Putz, die sie ihre Zwangsmutter nennt. Und Sandras Sohn Heiko ist Kiras Zwangsbruder. Das ist so wie bei uns im Käfig: Lee und Chan sind meine Zwangsfreunde, denn eigentlich sind Hamster Einzelgänger.
Kira ließ sich aufs Bett fallen. »Es bedeutet mehr Zeit zum Faulenzen.«
In dem Moment erschien Sandra Putz in der offenen Tür. »Und mehr Zeit, um dein Zimmer aufzuräumen.«
»Ich hasse Aufräumen«, sagte Kira.
»Dann hilft nur die Mülltonne«, meinte Sandra. »Alles, was morgen noch auf dem Boden liegt, werfe ich weg.«
Kira grinste. »Welcher Boden? Ich sehe hier keinen Boden.«
Wie auch? Es lag ja meterhoch Zeug darauf herum. Das fand ich sehr gemütlich und viel praktischer, als alles in Schränke und Regale zu stopfen.
Dazu fiel Sandra nichts mehr ein, also ging sie. So leicht möchte ich es auch manchmal haben. Wenn mir keine Antwort auf eine von Lees Bemerkungen einfällt, möchte ich einfach die Käfigtür öffnen und hinausspazieren, anstatt so tun zu müssen, als hätte ich ihn nicht gehört.
»Ich geh wieder Laufrad laufen«, sagte ich. »Dabei kann ich prima dichten.«
»Du tust gerade so, als wärst du der einzige Hamster, der dichten kann«, sagte Lee.
»Versuch’s doch mal selber«, forderte ich ihn heraus. »Ich wette, du kriegst keinen einzigen Reim zustande. Chan, sag ein Wort. Etwas, woran du immer denkst.«
Ich wusste genau, woran er immer dachte: an seinen Futtervorrat. Und auf Futtervorrat reimt sich überhaupt nichts.
»Futter«, sagte Chan.
Mist!
»Futter, Butter, Mutter, Kutter«, reimte Lee.
»Das ist doch kein Gedicht!«
»Chan findet Futter, alles ist in Butter, danke liebe Mutter, ich fahre mit dem Kutter.« Lee räkelte sich zufrieden auf seinem Polster. »Das ist ein Gedicht, oder nicht?«
»Hallo Jungs«, hörte ich da eine vertraute Stimme. Es war Jan. Mein geliebter, wunderbarer Kumpel Jan! Der beste Menschenjunge von allen. »Na, alles in Butter?«
»Ich mag keine Butter im Futter, schönen Gruß an deine Mutter«, sagte ich schnell, damit Lee mir nicht zuvorkam.
Jan verstand uns sowieso nicht, aber er wusste trotzdem, was ich wollte. Er holte mich aus dem Käfig und setzte mich auf seine Schulter. »Jetzt sind Sommerferien, Neo. Weißt du, was das bedeutet?«
Ich dachte an das, was Kira gesagt hatte. »Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, bedeutet es schlafende Hausaufgaben und faulende Lehrer.«
»Es bedeutet, dass ich jede Menge Zeit für dich habe«, sagte Jan. »Wir können viel zusammen unternehmen.«
»Das ist es!«, rief ich triumphierend zum Käfig hinunter. »Ich liebe Unternehmungen. Das ist der Sinn des Lebens.«
»Na schön«, sagte Kira zu Jan. »Was unternehmen wir als Erstes? Ah, ich weiß schon etwas. Ich muss ein Geschenk für meine Zwangsmutter suchen. Sie hat bald Geburtstag. Normalerweise würde ich ihr ja nichts schenken, aber diesmal ist es etwas Besonderes, denn es ist ein runder Geburtstag.«
»He, ich bin auch rund.« Chan wurde ganz aufgeregt. »Heißt das, ich habe auch Geburtstag? Au ja, ihr müsst mir alle etwas schenken. Ich liebe Geschenke.«
»Jetzt beruhig dich wieder.« Lee schüttelte den Kopf. »Ein runder Geburtstag heißt doch nur, dass eine Null am Ende steht. Also wird Sandra vielleicht 100 Jahre alt oder so. Ich hoffe nur, dass Kira und Jan uns nicht mitnehmen wollen. Ich hasse Unternehmungen.«
Jan schlug vor: »Bei der Gelegenheit könnten wir auch mal wieder Petra, Kenny und Mariechen besuchen.«
Schlagartig änderte Lee seine Meinung. Er hopste von seinem Gel-Polster und rüttelte am Laufrad. »Ich will mit. Ich will auch etwas unternehmen. Ich will Mariechen besuchen.«
Auch Chan war sofort zur Stelle und kletterte auf die Rutsche, damit Jan ihn nicht übersah. »He, nicht ohne mich! Mariechen hat bestimmt schon Sehnsucht nach mir.«
Aber die beiden hatten sich auf früheren Ausflügen so unmöglich angestellt, dass Kira sie lieber daheim ließ.
Ich reimte für Lee und Chan zum Abschied: »He, ihr beiden, macht euch nichts draus. Ich richte Mariechen Grüße aus.«
Jetzt, wo ich frische Luft in die Lungen bekam, wurde mir klar, dass Lee vorhin totalen Unfug verzapft hatte, als er sagte: »Der Sinn meines Lebens ist die Suche nach dem Sinn.« Das war wie ein Laufrad im Kopf, das sich immer weiterdrehte und nie irgendwo ankam. So wie wir auch, denn Kira blieb vor jedem Schaufenster stehen.
»Ich habe absolut keine Idee, worüber Sandra sich freuen würde.«
»Ich glaube nicht, dass du in einem Geschäft für Anglerbedarf etwas Passendes finden wirst«, meinte Jan.
Kira zuckte mit den Schultern. »Ich schau mich halt um.«
Jan zog sie weiter. »Die schönsten Sachen gibt es doch bei Petra, und da wollen wir sowieso hin.«
Petra und ihr Hund Kenny haben einen Laden, Petras Geschenke-Shop