6,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 6,99 €
Er ist wie dein Schatten und er weiß alles über dich!
Der spannende Psychothriller mit Gänsehautgarantie
Valentin Klatt, Journalist eines Boulevardblattes, wird tot in seinem Büro aufgefunden. In seinem Hals stecken Zeitungsseiten mit hetzerischen Artikeln, die er verfasst hat. Kommissar Echtner, der wegen psychischer Probleme in den Innendienst zwangsversetzt wurde, wittert seine Chance auf berufliche Rehabilitierung. Wenn er den Killer im Alleingang stellt, wird er sicherlich zurück zur Mordkommission geholt. Doch die Verbissenheit des Polizisten lässt den Killer rasend vor Wut und seine Morde brutaler werden. Echtner wird vom Jäger zum Gejagten und ahnt nicht mal, wie nah ihm der Psychopath bereits ist ...
Erste Leser:innenstimmen
„Die durchgängige Spannung gipfelt in einem nicht vorhersehbaren Ende, stark!“
„Fesselnd, mit psychologischer Tiefe ausgestattet und auch sprachlich ein Genuss.“
„Mitreißend geschriebener Thriller rund um Rache und Vergeltung.“
„In einem Zug durchgelesen – Spannung pur!“
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 359
Valentin Klatt, Journalist eines Boulevardblattes, wird tot in seinem Büro aufgefunden. In seinem Hals stecken Zeitungsseiten mit hetzerischen Artikeln, die er verfasst hat. Kommissar Echtner, der wegen psychischer Probleme in den Innendienst zwangsversetzt wurde, wittert seine Chance auf berufliche Rehabilitierung. Wenn er den Killer im Alleingang stellt, wird er sicherlich zurück zur Mordkommission geholt. Doch die Verbissenheit des Polizisten lässt den Killer rasend vor Wut und seine Morde brutaler werden. Echtner wird vom Jäger zum Gejagten und ahnt nicht mal, wie nah ihm der Psychopath bereits ist ...
Überarbeitete Neuausgabe Juni 2022
Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-98637-684-0 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98637-747-2 Hörbuch-ISBN: 978-3-98637-688-8
Copyright © 2016, Prolibris Verlag Rolf Wagner Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2016 bei Prolibris Verlag Rolf Wagner erschienenen Titels Schlemihls Schatten (ISBN: 978-3-95475-130-3).
Covergestaltung: Buchgewand unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © Karrrtinki depositphotos.com: © altedart Lektorat: Astrid Pfister
E-Book-Version 21.08.2024, 15:33:53.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Unser gesamtes Verlagsprogramm findest du hier
Website
Folge uns, um immer als Erste:r informiert zu sein
TikTok
YouTube
Er ist wie dein Schatten und er weiß alles über dich!Der spannende Psychothriller mit Gänsehautgarantie
Wenn die Sonne das nächste Mal aufgeht, bin ich ein Mörder, dachte Konrad und freute sich auf den Morgen.
Er hörte den Fahrstuhl surren, der den vorletzten Redakteur des Osna-Kuriers in den Feierabend schickte. Einer blieb noch dort, und Konrad wusste, dass es der war, auf den es ankam. Dieser verließ das Haus immer als Letzter.
Seit fast einer Stunde versteckte sich Konrad auf dem WC in der fünften Etage des Verlagshauses, in dem das Schmierenblatt herausgebracht wurde. An die Dunkelheit hatte er sich gewöhnt, aber nicht an den scharfen Geruch des Kloreinigers, der bei ihm bohrende Kopfschmerzen verursachte. Er griff zur Innentasche seines cremefarbenen knielangen Mantels, zögerte aber. Nein, den schaffst du ohne. Den ersten Kandidaten auf deiner Todesliste, den ersten Verbrecher, der seine gerechte Strafe bekommen wird … und dann einer nach dem anderen. Jeder so, wie er es verdient, dachte Konrad, schulterte seinen Rucksack und trat aus der Tür.
Er ging den dunklen Gang entlang zum Büro des einzigen Redakteurs, der jetzt noch im Gebäude arbeitete. Zusammen mit dem Lichtschein drang aus der geöffneten Tür wie ein gespenstischer Nebel Qualm in den Korridor. Ohne zu klopfen, blieb er im Türrahmen stehen. Der Mann, der mit dem Rücken zu ihm am Schreibtisch saß und den Computer mit Lügen fütterte, hieß Valentin Klatt, leitender Lokalredakteur des Osna-Kuriers. Unverkennbar an den schmierigen, blond gefärbten Haaren.
»Was ist?«, fragte Klatt, ohne sich umzudrehen.
»Nabend«, sagte Konrad und staunte darüber, dass er bemerkt worden war.
»Ich habe gefragt, was Sie wollen.«
Konrad erkannte, dass ihn der Journalist im Glas des Panoramafensters musterte. Dahinter schimmerten die Lichter der Stadt im Osnabrücker Nachthimmel. Er vermutete, dass man hier, mitten auf dem Westerberg, besonders tagsüber einen gigantischen Ausblick genießen konnte. Mit seinen erst sechsunddreißig Jahren hatte Klatt sich den besten Platz in der gesamten Redaktion ergaunert. Konrad war fast zehn Jahre älter und bereit, ihm jetzt alles zu nehmen.
»Krasses Outfit mit dem Mantel und dem komischen Hut. Machen Sie einen auf Verkäufer Schlemihl aus der Sesamstraße?« Klatt lachte und zog an seiner Zigarette. »Wenn ja, will ich weder ein A noch ein Z kaufen, hab ich nämlich beides schon auf meiner Tastatur.«
»Ich komme aber nicht, um Buchstaben zu verkaufen«, antwortete Konrad mit ruhiger Stimme. »Ich biete Ihnen die Story Ihres Lebens an.«
»Ha! Das haben schon viele behauptet«, sagte Klatt. »Was für eine bringen Sie denn mit? Moment … ich hab’s. Im heimischen Garten ist aus heiterem Himmel der Winter ausgebrochen? Danke, kein Interesse. Und tschüss.«
»Winter?« Konrad erwiderte seinen Blick im Fenster.
»Sie tragen Handschuhe, Mann. Mitten in einer warmen Mainacht. Im Ernst, wenn Sie nicht wirklich einen Reißer haben, können Sie sofort einen Abflug machen. Wie sind Sie überhaupt hier reingekommen?«
»Durch die Tür.«
»Sagen Sie mal, wollen Sie mich verarschen? Wissen Sie, wer hier vor Ihnen sitzt?« Klatt schnellte mit dem Sessel herum, riss dabei eine Flasche vom Tisch, in der noch ein Rest Cola schwappte, hob sie auf und warf seine Kippe hinein. Es zischte leise.
»Kein Problem. Ich kann auch zur Konkurrenz gehen, wenn Sie kein Interesse an einer Sensation haben.«
»Okay, okay, Mann! Was ist es denn?«
»Sie tragen eine Sonnenbrille, wenn auch keine dunkel getönte, und zwar mitten in der Nacht. Ist die nicht genauso außergewöhnlich, wie es meine Handschuhe sind?«
»Das ist Mode, geht Sie aber auch nichts an«, sagte Klatt und zog sich mit der rechten Hand die lachsfarben getönte Brille mit dem Goldgestell von der Nase. »Also?«
Konrad lächelte. »Ich muss Sie warnen. Das, was ich mitbringe, wird Sie schocken.«
»Schocken? Mich schockt gar nichts mehr.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Setzen Sie sich! Ich schenke Ihnen zwei Minuten meiner überaus bedeutsamen Zeit.« Er wies mit dem Brillenbügel auf einen Stuhl, der etwa drei Meter von seinem rotbraunen Schreibtisch entfernt an der Wand stand.
Du willst auf Distanz gehen, dachte Konrad, das passt mir ausgezeichnet. Er nahm Platz und legte den Rucksack auf seinen Schoß.
»Kippe?«, fragte Klatt.
»Danke nein, es reicht, wenn Sie sterben.«
Klatt nahm eine Schachtel vom Tisch. »Wenn ich sterbe, dann sicher nicht daran«, sagte er, während er sich die nächste Zigarette anzündete.
Wie Recht er damit hat, dachte Konrad und wedelte mit der Hand vor seiner Nase, um den penetrant beißenden Menthol-Geruch abzuschwächen. »Sie wissen, wer Riemann ist?«
Der Reporter blies Rauch aus seiner Nase und hustete. »Wenn Sie den Oberbürgermeisterkandidaten Riemann meinen, ist das eine blödsinnige Frage. Ich bin Journalist in Osnabrück und kenne daher die Leute, die ich kennen muss.«
»Was, wenn ich beweisen kann, dass durch diesen Mann eine pädophile Ader fließt und er es mit minderjährigen Jungen treibt?«
Klatt zog die Augenbrauen nach oben. »Glaube ich kein Wort von.«
Er wunderte sich kaum darüber, dass der Journalist, dieser miese Typ, nicht im Geringsten entsetzt auf einen Fall von Kindesmissbrauch reagierte. »Es ist aber so. Ich besitze Fotos, die das eindeutig belegen.«
»Sie wissen, was das bedeutet, oder? Gäbe es Beweise, könnten sie Riemann den Kopf kosten. Möchten Sie das?«
»Ja.«
»Dann geben Sie mal her! Sind die Fotos da drin?« Er deutete mit einem Nicken auf den Rucksack.
»Ja.«
»Was wollen Sie dafür?«
»Kein Geld. Sagen wir, ich habe ein persönliches Interesse daran, dass die Sache publik wird, und zwar so schnell wie möglich. Können Sie garantieren, dass noch heute Nacht eine Meldung rausgeht?«
»Was glauben Sie wohl? Das kloppe ich schneller in den Ticker, als Sie die Redaktion verlassen können.«
Da war sie wieder, die Sensationsgeilheit dieses miesen Schreiberlings. Der Moment war gekommen. Konrad riss die Waffe aus dem Rucksack und zielte damit auf sein Gegenüber. Ein gelber Punkt erschien auf dessen schwarzem Shirt. Dann ertönte ein lautes Knattern. Der Journalist zuckte zusammen, ließ Zigarette und Brille fallen und schrie wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Was für eine übertriebene Reaktion auf das bisschen Strom, dachte Konrad. Kopf und Brust des Redakteurs schnellten jetzt nach oben und seine Beine krampften. Abrupt verstummte das Geräusch, und Klatt sackte im Sessel zusammen. Bevor er sich die hauchdünnen Drähte abreißen konnte, an deren Ende sich die Projektile in seiner Haut verhakt hatten, drückte Konrad erneut den Abzug seiner schwarzen Elektroschockpistole. Zwischen den Elektroden flackerte ein feiner blauer Lichtstrahl, und der Reporter bäumte sich wieder auf. Schaum lief ihm aus dem Mund, die Beine vibrierten, die Hände krallten sich in die Sessellehnen. Toll, dachte Konrad, als Klatt das Bewusstsein verlor.
Als er erwachte, blickte er benommen an sich hinunter. Reflexartig wollten die Hände nach den zwei Metalldrähten auf seiner Brust greifen. Aber nur der Sessel ruckelte bei seinem Versuch. Während seiner kurzen geistigen Abwesenheit hatte Konrad dessen Hände mit den mitgebrachten Fesseln hinter der Stuhllehne zusammengebunden.
»Womit haben Sie auf mich geschossen? Was ist das in Ihrer Hand? Ein Elektroschocker?« Seine dunkelblauen Augen starrten verängstigt auf das, was sein Peiniger in der Hand hielt.
»Eine Elektroschockpistole, um genau zu sein. Nennt man Taser. Ein fantastisches Gerät, nicht wahr?« Er streichelte den Abzug der Waffe. »In den USA trägt die jeder Cop. Hier sind die bisher nicht so beliebt, leider. Obwohl Amnesty International vor Kurzem eine Studie rausgebracht hat, nach der erst fünfhundert Personen durch Taser-Einsätze gestorben sind.« Er zielte in das Gesicht des Reporters und täuschte einen Schuss an. Klatt zuckte zusammen, als wäre er getroffen worden.
»Wenn man bedenkt, dass es weltweit schon zwei Millionen Einsätze mit den Dingern gab, ist das doch nicht viel, oder? Aber ich glaube, es kommt auf den Winkel an und auf das Körperteil, das man erwischt. Da kann man schon mal erblinden.«
»Sind Sie total bescheuert? Was wollen Sie damit? Wieso haben Sie so etwas?«
»Ach, du meinst, weil ich kein Bulle bin? Weil nach dem Waffenschutzgesetz der Umgang mit Distanz-Elektroimpulsgeräten verboten ist?«
»Sie sind doch nicht ganz gesund, Mann! Ich will jetzt hier weg.« Der Redakteur ruckte mit den Schultern und trat mit den hellblauen Sneakers in die Luft. »Was soll die Scheiße? Machen Sie mich sofort los!« Mit hektischen Hüftbewegungen versuchte er, den Sessel zu kippen, den Konrad aber mit den Rollstoppern gesperrt hatte.
»Pass mit dem Sessel auf! Wenn der umfällt, tust du dir unnötig weh.«
»Verflucht! Was willst du von mir? Wer bist du?«
»Na, na, dass ich dich duze, bedeutet nicht, dass du das darfst. Machst du das noch mal, bekommst du die nächste Ladung. Du sagst Sie und Konrad, wenn du mit mir kommunizieren möchtest, kapiert?«
»Hab ich kapiert, ja. Sie und Konrad. Mann, ich kenne Sie doch gar nicht.«
»Das stimmt. Wieso konntest du dann so einen verlogenen Mist über mich schreiben?«
»Was?«
»Egal … dazu kommen wir nachher. Ich erkläre dir jetzt den Ablauf unserer Lehrstunde, die ich Du sollst nicht lügen nennen möchte.«
»Ich lüge nicht. Sie haben doch gelogen. Das mit den Fotos war ein Trick. Die gibts doch gar nicht.«
»Schnauze! Also, die Putzkolonne rückt um halb sechs an. Uns bleiben somit fünf Stunden, um uns zu unterhalten, wenn das überhaupt nötig sein sollte. Es liegt ganz an dir.«
Zäher Sabber zog in Fäden von Klatts Kinn. Er zitterte und fragte: »Worüber? Über Riemann?«
»Nein, den treffe ich ein anderes Mal«, sagte Konrad mit monotoner Stimme. »Wir sprechen über dieses dreckige Boulevardblatt und seinen schäbigsten Redakteur. Wer das ist, weißt du am besten.«
»Ich? Wieso? Ich mache lediglich meinen Job. Um welche Artikel soll es überhaupt gehen?«
»Ich würde mal behaupten, alles, was du schreibst, ist verlogene Scheiße, aber ich hab für unseren Workshop ein paar ausgewählte Dreistigkeiten mitgebracht.«
»Ich bin doch einfach nur ein Reporter«, sagte er in einer jetzt fast demütig wirkenden Sprechweise. »Ich schreibe nun mal Texte. Wenn Sie wollen, dass ich irgendwas für Sie verfasse, tue ich das. Wenn ich was Falsches geschrieben habe, kann ich eine Richtigstellung rausbringen. Ich muss nur wissen, worum es geht. Binden Sie mich endlich los! Bitte.«
»Ich lege keinen Wert auf Richtigstellungen, das bringt mir meine Tochter auch nicht zurück, du Arschloch.« Kurz kribbelte es Konrad in den Fingern. Er überlegte, den Strom erneut auszulösen, beherrschte sich dann aber.
»Wer ist Ihre Tochter? Ich habe über mehr als tausend Töchter geschrieben. Ich muss konkret wissen, wen Sie meinen und was Sie wollen.«
»Hoffentlich leben wenigstens von den anderen noch welche«, sagte Konrad und schaute Klatt mit ernster Miene an. »Bleib jetzt ein bisschen entspannt, ja? Bevor ich dich an meine Tochter erinnere, sollten wir uns für den Anfang ein paar Artikel anschauen. Ich will ja, dass du aus deinen Fehlern lernst, Schmierfink!«
Aus seinem Rucksack, der mit Zeitungen prall gefüllt war, zerrte er ein Exemplar heraus, schlug es auf und las vor: »Osnabrück. Tierheim muss schließen. Verdacht auf Misshandlung bestätigt … Unterzeichnet mit VK. Dein Kürzel.« Er klatschte mit dem Handrücken auf die Seite.
»Ja und? Das kommt vor. Ich hab nur drüber berichtet, und sonst nichts damit zu tun.«
»Mmh. War es denn nicht eben dieses Tierheim, das ein paar Wochen nach dem Bericht abgerissen wurde?« Er legte eine kurze Pause ein und holte tief Luft. »Da, wo dann ratzfatz der Golfplatz gebaut wurde, auf dem du Schnöselkopp seither kostenlos trainierst?« Er wurde lauter. »Wird er nicht von diesem Club betrieben, der jahrelang vorher schon einen Anspruch auf das Gelände geltend gemacht hatte?«
»Mann, was hat das damit zu tun?«, schrie Klatt. »Vielleicht war es eine Gefälligkeit, weil ich gut recherchiert habe.«
»Blödsinn! Du warst nicht einziges Mal da zum Recherchieren. Nicht ein einziges, beschissenes Mal, und der Chefbonze vom Golfklub, ist nicht dein Kumpel, nein?«
»Ich habe das ni…« Diesen Satz sprach Klatt nicht zu Ende, denn der Taser knatterte wieder. Der Journalist kniff die Augen zusammen, sein Brustkorb schnellte nach oben und die Halsschlagader trat rotblau hervor. Ein leichter Geruch von angebranntem Stoff durchzog den Raum.
Klatt brüllte ein paar Sekunden, dann entspannte sich sein Körper schlagartig. Er rang nach Luft. »Okay, okay. Das klingt merkwürdig, aber …«
Konrad schnitt ihm das Wort ab. »Reiß dein Lügenmaul nicht so weit auf! Ich weiß alles darüber, hörst du? Alles! Lassen wir die Spielchen und kommen wir jetzt zur Buße.«
»Was?«
»Buße. War dir bisher wohl ein Fremdwort, was? Aber du wirst jetzt lernen, wie das geht.« Konrad hob drohend den Zeigefinger in die Luft.
Der Reporter tippelte mit den Spitzen seiner Sneakers auf dem Laminatboden, Knie und Ellenbogen zitterten. »Okay, was auch immer, ich bereue es.«
»Das wird nicht reichen, Spinner. Pass auf, ich erkläre dir die Spielregeln. Sie sind ganz einfach.«
Er stand auf und ging auf Klatt zu. Es knirschte, als er auf dessen Brille trat. »Ups«, sagte Konrad, dann riss er ihm mit einem heftigen Ruck die Drähte aus der Haut. Der Journalist gab einen schrillen Schrei von sich.
Konrad entfernte die Gaskartusche aus dem Taser und ließ sie samt Drähten in der Manteltasche verschwinden. Er setzte sich. »Wir brauchen die Verlängerung nicht, wir machen im Kontaktmodus weiter, das heißt, ich geh mit dem Gerät direkt auf deinen Körper. So sind wir uns näher, und ich kann bei den Körperstellen variieren. Außerdem ist der Schockeffekt intensiver.«
»Kontaktmodus? Was? Nein, ich will das nicht.« Der Journalist grunzte und flehte. »Bitte, ich halte das nicht aus, ich habe doch gar nichts getan. Ich mache alles, was Sie wollen. Ich werde mich um einen neuen Platz für das Heim bemühen. Ja?«
»Scheiße, es geht doch hier nicht um das verfluchte Heim oder die Tiere. Die sind mir völlig egal. Du hast nichts verstanden.« Konrad legte den Taser auf seinen Schoß und knüllte mit beiden Händen die Zeitung zusammen. »Also, hier sind die Spielregeln. Ich möchte, dass du dieses Lügenblatt bis auf die letzte Seite frisst. Das ist eine vergleichbar harmlose Ausgabe. Danach wirst du ein paar ganz dicke Klopper verschlingen, die ebenfalls aus deiner Feder stammen. Fang endlich an oder du bekommst mein Spielzeug da zu spüren, wo du es lieber nicht spüren möchtest.« Er deutete auf die Pistole. »Du hast eben fünfzigtausend Volt abbekommen. Das, was die Pistole serienmäßig verschießt. Ich habe aber vorher ein bisschen daran rumgefrickelt und sie aufgerüstet. Wir erreichen jetzt hunderttausend Volt. Das bedeutet doppelte Schmerzen für dich.«
»Nein, bitte nicht!« Klatt liefen Tränen aus den Augen und Rotz aus der Nase.
»Das ist noch nicht alles. Ich kann mit dem Teil zehn Sekunden am Stück feuern. Das eben waren nur fünf. Heißt insgesamt, doppelte Schmerzen, doppelt so lange.«
»Sie bringen mich um damit, ich flehe Sie an! Konrad, haben Sie denn kein Herz? Was auch immer Ihrer Tochter passiert ist, ich mache es wieder gut … irgendwie. Ich habe auch eine Tochter, Mann!«
»Nichts kannst du wiedergutmachen, und erzähl mir bloß nichts von deiner Göre, okay?« Konrad schlug sich mit dem Handballen gegen die Schläfe. Diese entsetzlichen Bilder, die ihn seit zwei Jahren folterten, zogen erneut an seinem inneren Auge vorbei. Er sah sich im Auto sitzen und hörte Klara schreien. Blut auf dem Airbag und auf seinem Arm. Sehr viel Blut … und dann dieser Junge auf dem Feld, der ihn verängstigt anstarrte.
Er hatte einen Kloß im Hals und Tränen im Auge. Doch er durfte sich jetzt nicht der Trauer hingeben. Er hatte einen Plan zu verfolgen und fuhr damit fort. »Ich kann im Übrigen noch wesentlich empfindlichere Körperteile treffen.« Während Konrad auf der linken Hand den Zeitungsstapel balancierte, hob er mit der rechten den Taser auf und zielte damit auf Klatts Schritt. »Ich hab da mal ein Foltervideo gesehen. Ein Mann in Indien, der vergewaltigt hatte. Die aufgebrachte Menge wollte ihn mit einem Taser kastrieren. Hat sie geschafft. Der Hodensack soll gequalmt haben und geplatzt sein.«
Der Journalist wippte auf dem Sessel herum. Dieses Mal so hektisch, dass er damit auf den Boden knallte. Sein Kopf traf beim Fallen hart die Kante der Tischplatte. Auf dem Laminat robbte der Reporter mit dem Sitzmöbel in Richtung Tür und zog dabei eine dünne Blutspur hinter sich her, die von seiner Stirn ausging.
»Was bist du nur für ein elender Hampelmann«, sagte Konrad, stand auf, zog den zappelnden Journalisten an den Beinen zurück und richtete den Sessel vor dem Schreibtisch wieder auf. »Ruhe jetzt! Es liegt an dir. Du kannst verhindern, in Zukunft als Eunuche durch die Welt zu laufen.«
Klatt blinzelte, ein Rinnsal aus Blut und Schweiß lief ihm über die Stirn ins rechte Auge, das er kaum offenhalten konnte. »Wie denn? Ich mach es! Egal, was.«
»Das hatte ich dir bereits gesagt. Du musst die Zeitung fressen. Das ist alles.«
»Aber was soll das bringen?«
»Friss einfach, Arschloch! Das ist Teil unserer Lehrstunde. Danach sehen wir weiter. Solange du schluckst, wirst du nicht kastriert. Das ist ein Versprechen. Die Wahl hatten andere übrigens nicht, die jahrelang deinen Dreck fressen mussten.« Konrad drückte dem Journalisten mit einer Hand den Taser in den Schritt. Mit der anderen hielt er ihm den zusammengeknüllten Haufen Zeitung unter die Nase. »Ich werde dich wohl füttern müssen.«
Ohne ein weiteres Wort öffnete Klatt den Mund.
»Abbeißen!«
Der Reporter riss mit den Zähnen ein Stück Zeitungspapier heraus, kaute, schluckte es runter und verzog das Gesicht. Konrad schob nach.
»So werden wir niemals fertig. Friss mehr!« Er verstärkte den Druck auf Klatts Geschlechtsteil. Erst jetzt roch er den Urin. Der arrogante Journalist hatte sich eingenässt. Dieser Pisser!
»Es ist zu trocken, ich ersticke«, sagte Klatt und würgte.
Konrad grub die Waffe tiefer in die Hoden des Reporters, der daraufhin quiekte und hastig Papierfetzen abbiss. Er sah aus wie ein Karnickel vor einem Löwenzahn. Zwei Seiten … drei Seiten. Er machte sich.
»Mehr!«
Klatt schnappte mit den Zähnen und schlang so viel Zeitung in sich hinein, bis sein Kiefer sperrte. Seine Backen blähten sich auf und erreichten ungefähr die Größe einer Kokosnuss. Papierenden hingen ihm aus dem Mund, er weinte und wimmerte.
»Ruhe mal! Mist.« Konrad hielt inne. Die Scheinwerfer eines Autos, das auf den Parkplatz des Osna-Kuriers fuhr, blendeten ihn. »Wer ist das?«, fluchte er, rüttelte an den Schultern des Reporters, der versuchte, das Papier auszuwürgen, und dabei dumpfe Jammerlaute ausstieß.
Panik! Konrads Herz trommelte in seinem Hals. Das Ganze durfte nicht jetzt schon enden, noch bevor es richtig angefangen hatte. Ihm wurde schwindelig bei diesem Gedanken.
»Halt dein Maul!«, schrie er Klatt an und stopfte ihm das Zeitungspapier noch tiefer in den Rachen. Der Journalist röchelte und hechelte. Konrad trat vor das Fenster, um zu sehen, wer da die Autotür zugeknallt hatte. Kurz spähte er nach unten, zuckte aber zusammen, als er ein Scheppern hinter sich auf dem Boden hörte. Er schnellte herum, und sah Klatt, der versuchte, seine Arme über die Rückenlehne des umgefallenen Sessels zu drücken. Das läuft nicht, wie es soll, dachte Konrad und spürte seinen hämmernden Herzschlag jetzt in jeder Faser seines Körpers. Für einen kurzen Moment wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Er entschied sich dafür, auf den Gang zu laufen, an dessen Ende er den Fahrstuhl abwärtsfahren hörte. Der nächtliche Störenfried würde also nach oben fahren. Vielleicht würde er in der fünften Etage aussteigen? Panisch rannte Konrad zurück ins Büro, schnappte sich den Taser, den er auf dem Tisch abgelegt hatte, setzte ihn an Klatts Kopf und feuerte los. Einmal, zweimal, dreimal, immer mit voller Leistung. Es zischte und qualmte. Danach raste er erneut hinaus und über den Gang ins WC. Beißender Kloreiniger-Geruch empfing ihn. Aus Angst, zu hyperventilieren, hielt er sich Nase und Mund zu, und wartete. Der Fahrstuhl stoppte aber nicht auf der fünften Etage, sondern fuhr weiter nach oben. Das verschaffte ihm etwas Zeit zu handeln. Er stieß die Tür auf und rannte zurück. Er wollte, nein, musste Klatt jetzt ohne weitere Verzögerung töten.
Mit dem Fuß trat er so gegen den Sessel, dass die Rückenlehne sich zum Boden drehte. Der Redakteur lag nun mit dem Gesicht nach oben da. Seine dunkelblauen Augen wirkten grau und quollen aus dem Schädel hervor, und starrten ohne Bewegung ins Leere. Der Mund stand offen, nasses Zeitungspapier ragte heraus. Konrad riss mit den Zähnen seinen linken Handschuh runter, fühlte an Klatts Handgelenk nach einem Puls. Nichts. Leblos wie die Hand einer Gummipuppe.
Konrad blieb keine Zeit, sich zu ärgern. Er zog ein Blatt Papier aus dem Seitenfach seines Rucksacks und klemmte es unter die Tastatur. Dann lief er, den Handschuh noch im Mund, zurück in den Korridor, rannte zum Fahrstuhl, drückte den rot leuchtenden Knopf, und hielt den Taser dabei auf die Tür gerichtet. Ein Knacken im Fahrstuhlschacht kündigte die Fahrt abwärts an. Die Kabine surrte und quietschte. Eine Sekunde Stille, dann öffneten sich die silbernen Flügel behäbig … es war niemand darin. Konrad stürmte hinein und drückte die E-Taste.
Im Foyer brannte Licht, aber keiner hielt sich dort auf. Er lief zur Eingangstür und hoffte, dass sie … ja, sie war tatsächlich offen. Er stolperte ins Freie und holte tief Luft, dann rannte er nahe am Gebäude vorbei bis zum angrenzenden Waldstück, in das er kopfüber sprang, als wolle er eine 25-Meter-Bahn im Hallenbad durchschwimmen. Er raffte sich auf. Ohne etwas zu sehen, hastete er los. Er lief so lange, bis er die Laterne einer abgelegenen, unbefahrenen Straße erkannte.
Er blieb stehen, spuckte den nassen, zerbissenen Handschuh aus und hechelte. Er musste sich beruhigen und nahm sich vor, einfach lässig nach Hause zu laufen und dann in Ruhe über alles nachzudenken. Das hatte er so nicht geplant. Klatt hätte noch von Klara erfahren sollen, und das Gedicht lesen müssen, das er ihm geschrieben und gewidmet hatte. Aber zumindest war das Arschloch verreckt. Das war das Wichtigste. Außerdem würden jetzt die anderen Verbrecher seine Reime finden. So war es geplant und so wollte er es.
Bevor Konrad auf die Straße trat, verstaute er Handschuhe und Taser in den Taschen seines Mantels und tastete dann nach dem Notfall-Flachmann in seiner Brusttasche. Er nahm ihn heraus und schleuderte das Fläschchen so tief in den Wald, dass er den Aufprall gar nicht mehr hörte. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass er gar keinen Alkohol mehr brauchte, dann war es dieser Moment.
Nur noch ein paar Sekunden, nur noch ein paar Sekunden.
Zwanghaft und wie automatisiert, wiederholten sich Kommissar Echtners Gedanken. Er zog eine CD-Hülle aus dem Fach über dem Autoradio. Top Hits der Achtziger. Die einzige CD, die er noch besaß. Sie stammte - wie auch der Spieler - noch aus der Zeit, als er das Auto für seine Ex gekauft hatte. Das Cover zeigte eine braun gebrannte Lady mit schwarzer Dauerwelle in einem knallgelben Bikini, die unter einem Sonnenschirm tanzte. Doch dafür interessierte er sich nicht. Er war heißer auf den durchsichtigen Beutel mit den milchigen Kristallen, den er aus dem Handschuhfach seines Mini Coopers zog und auf den Knien platzierte.
Den Wagen hatte er auf einem abgelegenen Feldweg geparkt. Obwohl er sich sicher war, dass hier oben im Wald niemand herumspazierte, schon gar nicht um sechs Uhr morgens, drehte er den Kopf und warf hektische Blicke aus allen Autofenstern. Dann öffnete er den Beutel, schaufelte mit dem Teelöffel, der darin verstaut war, hagelkorngroße Brocken auf die CD-Hülle. Anschließend nahm er seine Dienstmarke aus dem Getränkehalter, und genoss das Knacken und Knirschen, als seine Daumen die ovale Messingscheibe mit der Aufschrift Kriminalpolizei fest auf die Hülle pressten. Er konnte sehen, wie sein Blut in den Adern an den Handgelenken gegen die Haut trommelte. Süßer Speichel schoss ihm aus lauter Vorfreude in den Mund.
Als das Knirschen zwischen seinen schwitzenden Händen, die in kreisenden Bewegungen Plastik und Messing gegeneinander rieben, in ein sachtes Rascheln überging, hielt er die Dienstmarke hoch und schob mit ihrer scharfen Kante das weiße Pulver zu einer Linie zusammen, welche die Bikini-Schönheit in zwei fast gleichgroße Hälften teilte.
Nur noch ein paar Sekunden, nur noch ein paar Sekunden.
Mit einer Hand hob Echtner das CD-Case unter die Nase, mit dem Zeigefinger der anderen Hand presste er das linke Nasenloch fest zu. Er hielt die Luft ein paar Herzschläge lang an, dann fuhr er mit dem freien Nasenloch über die Hülle und sog dabei das Pulver so heftig ein, dass sich seine aufgeblähten Lungenflügel schmerzvoll gegen die Rippen drückten. Echtner trommelte mit beiden Fäusten auf seinen Brustkorb ein und brüllte. Diesen Schmerz, der sich von seinem Nasenloch bis tief ins Gehirn bohrte, hatte er lieben gelernt. Höllisch scharf und gleichzeitig unglaublich befreiend. So musste sich jemand fühlen, der in einem Fass Tabasco ertrank, oder ein ungeübter Fakir, der sich in Trance Glassplitter in die Nase stopfte. Er riss die Augen weit auf. Heiß, kalt, süß, sauer, hell, dunkel, alles zusammen. Ein Glücksgefühl, heftiger als jeder Orgasmus. Sein Körper kribbelte, zitterte und bebte. Das rechte Auge tränte, und er genoss die Aggression, die wohltuend in ihm aufstieg. Jetzt gefiel ihm auch die grinsende Lady auf dem Cover, die wieder im Ganzen und von Drogenspuren befreit erstrahlte. Er verspürte Lust auf Sex. Den würde er sich später noch holen. Keine Frage.
Echtner fühlte Stromschläge, die jede Zelle seines Organismus zu wecken schienen. Die Kopfschmerzen waren verschwunden, er konnte endlich wieder durchatmen und fühlte sich nicht mehr müde, obwohl er schon seit einer Woche nicht mehr geschlafen hatte. Weil er gerade nicht wusste, wohin sonst mit seiner Energie, schlug er einige Male mit den Händen auf das Lenkrad und freute sich darüber, dass der Mini dabei schaukelte. Vor über fünfzehn Jahren hatte er den Wagen für Marion angeschafft, doch seit anderthalb Jahren fuhr er ihn selbst, weil sie weg war. Scheidung … Gütertrennung, immerhin … eine feine Sache. Auf das Auto hatte er bestanden, die CD war drin geblieben. Gut behandelt hatte er den Mini allerdings nicht. Im Fußraum stauten sich zertretene, braune Kaffeebecher, Trinkpäckchen und Kaugummipapier. Staub und Dreck überzogen den Beifahrersitz. Darauf gesessen hatte nämlich nie jemand, seit er den Wagen fuhr.
Ice, so nannte die Szene die Droge Crystal Meth, auch Glass oder Yaba, manchmal einfach nur C. Echtner kannte inzwischen alle Bezeichnungen für das Gemisch aus Pseudoephedrin, Batteriesäure und Abflussreiniger, das er sich mittlerweile seit etwa einem Monat täglich durch die Nase zog. Nach dem schmerzlichen Verlust von Marion und monatelanger Depression, die er schließlich auch nicht mehr vor seinen Kollegen hatte verstecken können, hatte er wirklich alles versucht, doch nichts hatte geholfen. Nicht die Sabbeltasche, die sich Psychologin nannte, nicht die Pillen, die sich Antidepressiva schimpften. Alkohol verschlimmerte seine Kopfschmerzen, Haschisch die Traurigkeit. Sein Dealer Jakub hatte ihn schließlich gerettet, indem er ihm Ice angeboten hatte, das schnell zu seiner neuen Geliebten geworden war, die ihn jetzt aufbaute wie eine echte Partnerin, und ihm all die Lebensfreude und Energie zurückgab, die er für den Job so dringend brauchte.
Er gefiel sich einfach selbst wieder. Es fühlte sich an, als sei er endlich aufgewacht und aus der Hölle ausgebrochen. Er schaute in den Cockpit-Spiegel und strich sich über die Geheimratsecken und über seine grau melierte Haardecke.
Mann, sehe ich geil aus. Volle Haare, leuchtend braune Augen, und das mit Mitte vierzig. Zum Verlieben bin ich. Sexy as hell.
Er wischte sich mit dem Daumen über die Nase, den Blick starr in den Spiegel gerichtet. Da hatte er wegen einer beschissenen Frau tatsächlich seine ausgezeichnete Spürnase verloren, mit der er sich bei der Mordkommission bereits einen ehrwürdigen Namen erworben hatte. Was für ein Absturz: Verbeamtet, aber für eine frühzeitige Pensionierung nicht krank genug, hatte der Amtsarzt gesagt. Für die Mordkommission jedoch vorläufig nicht mehr geeignet. Die Versetzung in den verhassten Innendienst war irgendwann erfolgt und hatte den Namen Vermissten-Sachbearbeitung bekommen. In einem Selbsthilfe-Forum hatte er sein Leid mit einem Gärtner verglichen, der jahrelang einen Safari-Park gepflegt hatte und dann dazu verdonnert worden war, Balkonpflanzen zu gießen. Aber das war Schnee von gestern, denn jetzt würde er bald wieder der Alte sein.
Nein, ich werde sogar besser sein als jemals zuvor, dachte Echtner, formte mit seiner Hand eine Pistole und schoss in den Innenspiegel.
Bald werde ich wieder Verbrecher jagen, Mörder stellen und einen Safari-Park leiten.
Er löste die Handbremse, startete den Motor und drückte die Play-Taste des CD-Spielers. »Like Ice in the Sunshine, like Ice in the Sunshine, i’m melting away …« Er sang aus vollem Hals mit, als die Kult-Eis-Stimme aus dem Lautsprecher trällerte.
Was ist das denn jetzt? Irgendetwas schien mit dem Beat nicht zu stimmen. Er hörte ein merkwürdiges Klopfen, das nicht aus der Box kam. Jemand hämmerte an die Fensterscheibe, nur ein paar Zentimeter neben seinem Kopf.
»… on this sunny day.« Echtner drehte sich nicht zur Seite, sondern sang die Strophe gelassen zu Ende. Erschrocken hatte er sich nicht, denn sein Körper schüttete nach dem Ice-Rush kein frisches Adrenalin mehr aus. Das Schlagen gegen die Scheibe wurde immer heftiger und ein Hund bellte. Der Kommissar tastete instinktiv nach seinem Hosentaschendetektiv Watson. Das Telefon, das er nach dem ständigen Begleiter von Sherlock Holmes benannt hatte, weil er mal gedacht hatte, das wäre witzig für einen Polizisten, steckte wie immer an seinem Platz. Aber Watson konnte jetzt auch nicht helfen, und die Zeit, ihn zu befragen, hatte Echtner nicht.
Was sollte er tun? Zwei Triebe drängten ihn zu einer Handlung. Der eine dazu, das Fenster runter zu kurbeln und demjenigen, der ihn störte, egal wer es auch sein mochte, mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Aber er war Polizist und durfte sich so etwas unter gar keinen Umständen erlauben. Schon gar nicht jetzt, wo er gerade im Begriff war, einer der besten Fahnder zu werden, den Osnabrück je gesehen hatte. Der andere Trieb drängte ihn zur Flucht. Vollgas geben und einfach wegfahren.
»Sie da! Aufmachen! Hören Sie?« Die Stimme drang gedämpft zu ihm hinein. Er legte den ersten Gang ein.
»Hallo? Das geht nicht. Jeden Morgen diese dröhnende Musik. Was denken Sie sich nur dabei? Sie schrecken das Wild auf.«
Der Motor heulte los. Echtners Neugier war gestillt. Das da draußen musste ein Förster sein mit seinem Hund. Er trat das Gaspedal voll durch und die Hinterräder schlingerten auf dem matschigen Erdboden. Er freute sich darüber und lachte lautstark. Garantiert hatte er dem Waldhüter eine ordentliche Ladung Schlamm verpasst. Er sah in den Rückspiegel, konnte aber weder den Mann noch seinen vierbeinigen Begleiter entdecken. Da ist ja auch gar keiner.
Er fand das komisch, kümmerte sich aber nicht weiter darum, weil er jetzt weder die Zeit noch die Lust hatte, nach einem verschwundenen Förster samt seinem Köter zu suchen. So was waren Angelegenheiten für die Streife, nichts mit dem ein Mann, wie er es war, sich beschäftigen müsste. Er schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. Fünf Minuten nach halb sieben. Langsam konnte er zur verhassten Vermisstenstelle in die Stadt fahren. Mal sehen, bis wann er dort noch Dienst tun musste. Sicher nicht mehr lange.
Echtner erkannte das Blaulicht in den verspiegelten Fenstern der Anwaltskanzlei, die der Polizeidirektion gegenüberlag. Der schwarze Mercedes-Kombi der Spurensicherung schoss jetzt plötzlich aus der Einfahrt und schnitt ihm den Weg ab. Bestimmt ein Tötungsdelikt, vielleicht sogar mal wieder ein Mord, dachte Echtner, der wusste, dass ihm auch dieser Tatort verwehrt bleiben würde. Man würde ihn und seine Datenbank erst zurate ziehen, wenn es sich um eine nicht identifizierbare Person handelte. Das kam nur leider in den seltensten Fällen vor.
Hollmanns Dienstwagen stand mit laufendem Motor vor der Polizeidirektion. Ein hübsches Bild. Direkt unter einer Deutschland- und einer Niedersachsenflagge und den auf dem gelben Vorbau des Haupteingangs angebrachten blauen Buchstaben, die das Wort Polizei bildeten. Echtner hielt direkt daneben und kurbelte die Scheibe runter. »Moin. Was is’n los?«, fragte er.
»Du meine Güte, wir haben eine 107 beim Osna-Kurier. Ich muss dringend los, aber Muck kommt einfach nicht. Ich hab keinen Plan, wo der steckt.« Sein ehemaliger Vorgesetzter von der Mordkommission fluchte lautstark durch das offene Fenster. Er hielt mit einer Hand sein Smartphone am Ohr, mit der anderen strich er nervös über seinen grauen Schnäuzer. Sein Gesicht war stark gerötet; wie immer, wenn er sich aufregte.
Echtner hatte ihn von Anfang an gemocht und schätzte ihn auch heute noch. Er war zwar durch und durch bieder, aber ihn durchzog eine soziale Ader für seine Mannschaft. Vielleicht, weil er keine Kinder hatte. Würde er mit fast sechzig wohl auch nicht mehr bekommen. Dafür hätte er eine jüngere Frau gebraucht. Aber einer, der nach vierzig Jahren Ehe seine Alte verlässt, war Hollmann absolut nicht. Im Grunde kannte er keinen aufrichtigeren und freundlicheren Mann als seinen Ex-Chef. Nur Unpünktlichkeit, die konnte er auf den Tod nicht ausstehen. Deshalb würde Muck garantiert Ärger bekommen.
Mit Muck hatte der Kriminalhauptkommissar den Kollegen Meyer gemeint, der gerade angefangen hatte, als Echtner gehen musste. Er war höchstens sechsundzwanzig – der jüngste Kripo-Beamte in der Mordkommission. Seinen Spitznamen hatte er schnell wegbekommen. Sie hatten ihn abgeleitet von Pumuckl, wegen seiner rostig roten Haare. Seine Frisur erinnerte allerdings eher an die eines Mitgliedes der Hitlerjugend als an die Haarpracht eines Koboldes.
»Muck ist wohl immer noch nicht der Zuverlässigste, was?«, fragte Echtner.
»Hör bloß auf«, sagte Hollmann entnervt. »Der geht nicht mal ans Telefon.«
»Wenn’s darum geht, dass du nicht allein zum Tatort kannst, würde ich mitfahren.«
Echtner kannte die strengen Vorschriften, die besagten, dass ein Polizist, egal ob Kripo oder Streife, niemals allein in einem Dienstwagen unterwegs sein durfte, wenn es zu einem Einsatz ging.
Hollmann nahm das Handy vom Ohr und steckte es in die Brusttasche seines blau karierten Hemdes. »Zu dumm ist das. Aber ich kann es jetzt nicht ändern. Los, spring rein! Ich schätze mal, du weißt noch, wie alles läuft.«
Echtners Körper reagierte prompt mit immenser Adrenalin-Ausschüttung. Sein Herz raste und er witterte eine einmalige Chance. Er würde zu einem Tatort fahren! Endlich wieder.
Aus Angst, dass Muck doch noch auftauchte, donnerte er sein Auto rückwärts so stürmisch in eine Parklücke, dass er beinahe darüber hinaus ins Beet geschossen wäre. Danach sprang er zu Hollmann in den Wagen, der sofort das Gas durchtrat.
»107? Selbsttötung? Mord?«, fragte Echtner, während er den Sicherheitsgurt anlegte.
»Kann ich noch nicht sagen. Eine Putzfrau hat den Notruf gewählt und einen toten Journalisten gemeldet.«
Hollmann biss hastig in eine exorbitante Fleischtomate. Er wirkte gleich viel lockerer. Es schien so, als würden die Farben der Tomate und des Hauptkommissars miteinander verschmelzen. »Wollte gerade frühstücken«, sagte Hollmann und schmatzte laut.
»Meine Dienstwaffe ist noch im Spind.«
»Du sollst ja auch nicht rumballern … Hier, willst du auch ein Stück?« Er hielt ihm die angeknabberte Tomate vor die Nase.
»Ich esse kein Gemüse.«
»Ach vergessen, du bist ja Karnivore. Dir entgeht aber was. Übrigens ein hervorragendes Gefühl, dich wieder neben mir zu haben. Ist lange her. Aber …«
Eine Stimme aus dem Funkgerät unterbrach ihr Gespräch. »Fünfte Etage, nehmt den Fahrstuhl … Nein, treten Sie zur Seite, habe ich gesagt. Sie dürfen hier nicht rein.« Der Lautsprecher knisterte. »Beeilt euch, die Journalisten machen Stress. Over.«
Am Ende des Ganges stießen zwei Kollegen in weißen Ganzkörperanzügen, die Echtner als Kriminaloberkommissar Bärlein und Kriminalkommissar Oblomow identifizierte, drei Männer von einer Bürotür weg. Der eine hielt eine professionelle Kamera in der Hand, ein anderer versuchte, mit seinem Smartphone über die Köpfe der Beamten hinweg zu fotografieren. Alle schrien wild durcheinander. Es blitzte. Ein weiterer Polizist, den Echtner nicht kannte, hatte Mühe, das rot-weiße Absperrband vor der offenen Tür anzubringen. Einer der Journalisten, ein fetter Kerl in einem aufgeplatzten Hemd, riss daran. Echtner rannte hinter Hollmann her, vorbei an einer weinenden Frau mit Kopftuch und Schürze. Sein breitschultriger, groß gewachsener Chef zog wortlos zwei der pöbelnden Reporter von der Tür weg und dem Dicken trat er auf den Fuß. »Das hier ist ein Tatort, verlassen Sie sofort den Gang, oder wir sind gezwungen, Gewalt anzuwenden.«
Der Journalist mit dem Handy in der Hand brüllte: »Was ist mit Klatt?«
Danach kreischte der fette Redakteur, der versuchte, seinen Fuß unter Hollmann zu lösen: »Das ist unser Verlagsgebäude. Ich arbeite hier und will deshalb da rein. Lassen Sie mich gefälligst gehen!«
Echtner nutzte den Tumult aus und schlich durch die Tür in Klatts Büro. Er ließ seinen Blick umherschweifen und scannte in Sekundenschnelle das gesamte Zimmer. Hunderte von Reizen sprangen ihm ins Auge. Sein Gehirn filterte die zentralen Informationen heraus: Leiche auf einem Stuhl am Boden, mit einer etwa fünf Zentimeter langen Fleischwunde auf der Stirn, Zeitungsfetzen im Mund und auf dem Fußboden, Artikel an den Wänden, brauner Rucksack neben dem Schreibtisch, ein flackernder Bildschirm und … unter die Tastatur geschoben ein Blatt Papier. Gerade noch so zu erkennen. Instinktiv wusste er, dass der Mörder etwas darauf geschrieben und damit eine Nachricht hinterlassen hatte. Das war seine zweite große Chance an diesem Tag. Die Wiedereintrittskarte für den Außendienst war zum Greifen nahe. Er würde die entscheidenden Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens einfach dreist an sich reißen und dann liefern.
Wie von einem unsichtbaren Band gezogen, bewegte er sich auf den Schreibtisch zu. Es fühlte sich so an, als ob er in Zeitlupe nach dem Blatt griff, um es dann wie im Zeitraffer links unter sein graues, viel zu langes Sportsakko zu schieben und unterhalb seiner Achsel festzuklemmen.
»Komm da vom Tisch weg!«
Echtner hörte eine Stimme hinter seinem Rücken und drehte sich leicht benommen um. Bärlein schaute ihn grimmig an. »Auch für dich ist das ein Tatort. Was machst du überhaupt hier? Gibt es keine Vermissten mehr zu suchen?«
Er ignorierte seinen Kripo-Kollegen und inspizierte ein zweites Mal die Leiche. Der blonde Mann mit dem bleichen Gesicht starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke. Ein blauer Turnschuh lag mit der Sohle nach oben auf dem Boden. Die Hände des Toten schienen auf der Rückseite des Stuhles zusammengebunden zu sein. Die Leiche gefiel ihm.
»Was ist los? Lange keinen Ermordeten mehr live gesehen, mmh? Bleib da einfach an der Wand stehen, bevor du noch mehr Spuren verwischst.« Bärlein stellte einen schwarzen Koffer auf den Boden und zog daraus einen Haufen Plastiktütchen hervor. Er fungierte als Leiter der Spurensicherung. Ein kleiner, dicklicher Mann, Mitte fünfzig, mit sechs Kindern und vierzehn Enkeln, über die er in jeder freien Minute plauderte. Echtner hatte ihn noch nie gemocht. Er war rechthaberisch und zog ständig den Gestank von altem Schweiß hinter sich her.
Echtner sagte nichts und drehte seinen Kopf nach rechts. Das Absperrband hing jetzt fest in der Mitte der Tür, die Journalisten hatten sich offenbar verzogen und eine angenehme Ruhe legte sich über das Büro. Sein Chef redete gerade weiter hinten im Gang auf die Putzfrau ein.
Like Ice in the sunshine.
Er hörte den Achtzigerjahre-Sound in seinem Kopf, und beobachtete Oberkommissar Bärlein, der aus einer Dose blaue Markierkreide um die Leiche und um eine feine Blutspur vor dem Schreibtisch sprühte. Wieder beschlich ihn das Gefühl, im Zeitraffer sehen und denken zu können. Wie in einem alten Charlie-Chaplin-Film, nur in Farbe, sah er Bärlein gelbe Schildchen mit Nummern um den Toten herum positionieren. Oblomow fotografierte zuerst, und eilte anschließend zum Koffer, trug mit einem Fingerabdruckpinsel braunes Pulver auf die Schreibtischplatte auf, knipste Bilder davon, bepinselte eine Colaflasche, wuselte umher, und zog mit der Pinzette eine Kippe aus einer Schachtel Menthol-Zigaretten, die auf dem Schreibtisch des Opfers lag.
Der Kollege, den Echtner nicht kannte, kniete sich hin und nahm mit einer Pipette Blut vom Boden auf. Als er sich streckte, um die Luminol-Sprühflasche aus dem Schaumstoffkoffer zu nehmen, zeichneten sich plötzlich pralle Brüste unter seinem Anzug ab. Der Kollege war eine Frau! Echtner dachte sofort an wilden Sex in der Asservatenkammer.
Like Ice in the sunshine.
»Was haben wir hier, Bärlein?« Hollmanns Stimme riss ihn aus seinem forensischen Erotikfilm. Die Bewegungen der Kollegen verlangsamten sich auf einmal. Kein Zeitraffer-Gefühl mehr.
»Valentin Klatt, geboren am sechsten Februar 1980, leitender Lokalredakteur«, berichtete Bärlein, der gerade die Geldbörse des Toten in einem Plastikbeutel verschloss. »Platzwunde an der Schläfe, Blut auf dem Boden, Urin an der Hose. Angesengte Haare, aber keine Schusswunde und keine Schmauchspuren. Todesursache höchstwahrscheinlich Ersticken an Zeitungspapier, denn der komplette Rachen ist voll damit. Kann noch nicht lange her sein. Fünf bis sechs Stunden würde ich sagen, wenn ich Arzt wäre. Bin ich aber nicht. Doch der sollte ja gleich kommen.« Bärlein zog mit einer Pinzette einen durchweichten Zeitungsfetzen aus dem Mund des Toten. »Hier, noch ganz feucht.«
»Du meine Güte, das kann er doch nicht selbst verschluckt haben, oder?«, fragte Hollmann.
»Unwahrscheinlich beim menschlichen Würgereflex«, antwortete Bärlein. »Kurios, oder? Erstickt an seinen eigenen Zeitungen.«
»Sogar an den eigenen Artikeln«, sagte Echtner und zog damit alle Blicke im Raum auf sich. Jemand kicherte.
»Wieso das denn?«, fragte Bärlein verwirrt und schaute zu Oblomow. Sie grinsten sich gegenseitig an. Was Echtner wirklich wütend machte.
»Nur eine Vermutung«, antwortete er. »Ich kenne Klatt. Gott sei seiner Seele gnädig, aber er war der mieseste Berichterstatter in diesem Haus.«
»Schon klar, und?«, fragte Bärlein.
»Er dürfte nicht wenige Feinde gehabt haben. Ich tippe daher auf einen Racheakt.«
»Seit wann tippen wir denn bei der Mordaufklärung? Solche Thesen kannst du aufstellen, wenn dem Typen der Magen ausgeleert wurde. Ach, was heißt überhaupt du? Wir natürlich. Denn du kannst weiter ausgerissene Teenager suchen.«
»Es geht auch schneller, wenn man will, Bärlein«, sagte Echtner. »Warum schaust du dir nicht einfach den Rucksack des Täters genauer an?« Prall gefüllt lehnte dieser seitlich am Schreibtisch.
»Wieso vom Täter?« Bärlein schaute die weibliche Ermittlerin an, die gerade Klebestreifen vom Lichtschalter neben der Tür abzog. »Hannah, darum solltest du dich doch kümmern!«
»Ja, da sind ungefähr zehn verschiedene Kurier-Ausgaben drin. Wieso die vom Täter stammen sollen, weiß ich auch nicht. Ich habe sie mir allerdings noch nicht genauer angeschaut.« Hannahs Stimme zitterte. »Tut mir leid. Mein Fehler. Mensch, ich bin ganz durcheinander. Eigentlich sollte ich doch hier die Bilder machen, schließlich bin ich als forensische Fotografin in eure Abteilung gekommen.«
»Hannah, ist schon gut, das wissen wir.« Hollmann versuchte, die Situation zu beruhigen. »Du bist noch neu bei uns, und wir haben hier einen Mord. Bärlein teilt die Aufgaben bei der Spurensicherung ein. Ich bin mir sicher, bald machst du das mit den Fotos.« Er wandte sich jetzt an Echtner. »Was ist nun mit dem Rucksack?«