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Anin ist ein kleiner Engel, der sich auf eine fantasievolle Reise begibt. Viele Aufgaben sind zu lösen und mancherlei Prüfung ist zu bestehen, bis sich am Schluss die eigentliche Mission offenbart. Dieses Buch enthält kleine Botschaften, die zum Nachdenken anregen und ein wenig innehalten lassen. Es geht um Freundschaft, um Mut und um Hoffnung und auch um die schönen kleinen Dinge, die im Alltag so oft verloren gehen.
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Seitenzahl: 118
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Vorwort
Der kleine Engel
Rosa
Yawla, der Baum
Uflag
Glowas
Ert- der Weise
Der Spiegel der Erinnerung
Parone - der farbenprächtige Pfau
Waltoxi - der giftige Wald
Gibehl - die graue, farblose Stadt
Die kleine Wolke Frau Pause
Inetra - der dunkle Irrgarten
Prisma - die grüne Stadt
Gibli
Ebir
Die weiße Stadt
Daunsche
Stansfjusel - ein gewaltiger Sturm
Hexabinzimal
Phönix
Volkla
Sternenregen
Nur Mut
Nachwort
In diesem Buch kommen vor
Danke!
Die phantasievolle Reise eines Engels, der nicht genau weiß, wer oder was er überhaupt ist.
Diese Geschichte ist einer ganz besonderen Person gewidmet, die nach eigenen Worten »das irdische Raumschiff « nach einer schweren Krankheit, einem Krebsleiden, verlassen musste. Sie hat lange Zeit versucht, ein Heilmittel zu finden. Auf ihrer Reise hat sie zwar keine Heilung erfahren, jedoch eine Menge Freunde getroffen. Jedes Ende ist zugleich ein Anfang …
… denn manchmal werden Engel dringender im Himmel gebraucht als auf Erden.
Auch meiner Familie, die mir das Wichtigste im Leben und immer für mich da ist, möchte ich diese Geschichte widmen.
Die kleine Anin – eine Geschichte über Freundschaft, Hoffnung, Mut und Kraft
Anin war ein kleiner Engel. Sie selbst konnte sich allerdings an nichts erinnern, das heißt an fast nichts. Sie wusste nicht, wer sie war und erst recht nicht, was sie hier machte. Tags zuvor hatte sie eine liebevolle Stimme vernommen, die ihr zuflüsterte, sie müsse sich auf den Weg machen. Auf den Weg, um Sternenstaub zu sammeln und um ihre Kräfte zu erlangen. Und sie würde auf ihrer Reise jemanden treffen. Durch ihn würde sie alles über sich erfahren. Es handele sich dabei um einen uralten, allwissenden Baum, der älter war als man sich vorstellen konnte. Nur an diese Worte erinnerte sich Anin. Sie hatte auch nicht viel bei sich, was ihr verriet, wer genau sie war. Alles, was sie besaß, befand sich in ihrer Tasche. Es war ein Zettel mit einer kleinen Geschichte. Sie wusste im Moment noch nicht einmal, woher dieser Zettel kam.
Die Worte waren in einer geschwungenen Handschrift auf das Blatt gebracht worden. Der Zettel war schon etwas zerknittert und an den Knickstellen zeigten sich bereits Risse. Er musste oft auseinander- und wieder zusammengefaltet worden sein. Anin setzte sich auf den Boden, glättete das Blatt Papier und begann sich leise die Geschichte selbst vorzulesen.
Diese Geschichte handelt von einem kleinen Engel. Allerdings nicht irgendein Engel, sondern ein ganz besonderer. In diesem Fall ist unser Engel weiblich, also eine »Engelin«, zwar nicht gerade groß, aber groß in den Dingen, die von Herzen kommen. Der Engel in dieser Geschichte hat sich vorgenommen, auf einer weit entfernten einsamen Insel einen hohen Berg zu erklimmen. Das würde bestimmt einen ganzen Tag lang dauern. Jedoch sagte sie sich: Warum den Berg emporsteigen? Schließlich hatte sie ja Flügel und konnte fliegen. »Ich flieg den Berg einfach hinauf!«, beschloss sie. Jedoch kam etwas dazwischen, denn sie wurde krank. Nein, es war nicht nur ein Schnupfen oder Ähnliches. Sie wurde so schwer krank, dass ihr schließlich sämtliche goldfarbenen Federn ihrer Flügel ausfielen.
Natürlich konnte man so nicht fliegen, erst recht keinen hohen Berg hinauf, jedoch war das unserem Engel egal. Zwar geschwächt von der Medizin, die sie zum Gesundwerden brauchte, aber dennoch zuversichtlich machte sie sich auf den Weg. Allein die Reise zur abgelegenen Insel war schon sehr anstrengend, aber das konnte sie nicht entmutigen. Am Berg angekommen nahm sie all ihre Willenskraft zusammen. Natürlich ließen die Kräfte bald nach, doch sie hatte das Bedürfnis, diesen beschwerlichen Weg zu gehen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Aufgeben kam ihr nie in den Sinn. Getrieben von ihrer inneren Kraft bezwang sie den Berg. Oben angekommen musste sie sich erschöpft ausruhen. Geschwächt, aber völlig zufrieden sackte sie in sich zusammen, und war überglücklich, nicht aufgegeben zu haben. Ihr war egal, wie schwer diese Zeit war. Sie sagte sich: »Indem man an sich glaubt, ist man imstande, Außergewöhnliches zu erreichen.« Unseren Engel hat nie der Mut verlassen und mittlerweile ist alles wieder in Ordnung. Unser Engel wurde wieder völlig gesund und fliegt munter umher, doch um eine wertvolle Erfahrung reicher.
Nachdem sich Anin diese Geschichte durchgelesen hatte, machte sie sich auf ihren eigenen Weg. Das sollte der Beginn einer phantasievollen Reise sein. Eine Reise, auf der Anin viele neue Freunde kennenlernen sollte, aber auch Gefahren ausgesetzt sein würde, die es zu überwinden galt.
Es war der erste Tag ihrer Reise im Herbst. Die Bäume fingen schon an, ihre Blätter abzuwerfen und auch die Blütenpracht der Pflanzen verlor an Glanz. Es wurde spürbar kälter, und die Tage wurden kürzer. Die Sonnenstrahlen, die auf die Haut trafen, waren nun deutlich kühler als im Sommer. Die feinen Spinnweben waren gut zu erkennen, denn auf und zwischen den Fäden glitzerten die zarten Wassertröpfchen des Morgentaus. Genau zu dieser Zeit machte Anin sich auf, um Sternenstaub zu finden. Für normal Sterbliche war dies natürlich unmöglich. Anin hatte allerdings schon eine Idee, denn irgendwie wusste sie genau, wo dieser zu finden war, nur woher sie das wusste, das konnte sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklären.
Somit machte sie sich auf den Weg, um den Sternenstaub und damit auch die Kraft sowie ihre Erinnerung wiederzufinden. Ihr Abenteuer begann.
Immer wieder musste Anin an die Geschichte des kleinen Engels denken. Die Erzählung stimmte Anin traurig, denn zum einen wusste sie nicht genau, was sie mit ihr zu tun haben sollte, und zum anderen konnte sie sich sehr gut in die Lage des Engels versetzen.
Als Allererstes führte sie ihr Weg durch einen Wald. Sie kannte den Duft des Waldes und es kam ihr so vor, als ob sie ihn schon oft wahrgenommen hatte. Die Bäume standen sehr dicht, ihre Kronen ließen nur wenige Sonnenstrahlen durch und es sah so aus, als würden sie die Luft zerschneiden. Ein paar Strahlen trafen direkt auf Anins Haut, und ihr war angenehm warm. In dem Wald fanden sich alle Arten von Bäumen, große, kleine, dicke und dünne. Einige hatten so gut wie gar keine Blätter, andere wiederum sahen eher aus wie Büsche.
Anfangs erwies es sich nicht als schwer, durch den Wald zu laufen, doch je tiefer Anin in den Forst eindrang, desto dichter wurde er. Sie wusste nicht, wie spät es war, aber es musste bereits einige Zeit vergangen sein, denn mittlerweile war es schon sehr dunkel.
Anin war auf sich allein gestellt, es war weit und breit niemand zu sehen, doch sie spürte, dass sie nicht allein bleiben sollte.
Nach ein paar Stunden Fußmarsch taten ihr die Füße weh, denn ihre Schuhe drückten sehr. Daraufhin zog sie sie aus und marschierte weiter. Sie konnte jede noch so kleine Unebenheit unter ihren Füßen spüren, doch es machte ihr nichts aus.
Ein wenig beängstigend war es schon, hier inmitten der vielen Bäume, denn Anin nahm jedes noch so kleine Geräusch wahr. Sie wusste aber, um ans Ziel zu kommen, galt es, diesen Wald zu durchqueren. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde der Boden zudem steinig. Die Schuhe hatte sie schon vor Stunden zurückgelassen, und ihre Füße fühlten sich an, als ob Tausende von Nadeln sich in ihre Haut bohrten, doch umkehren kam nicht infrage. Zu wichtig war es, das Ziel zu erreichen. Tränen liefen ihr die Wangen herunter, und sie wollte sich nur ganz kurz ausruhen. Es war dunkel, kalt und der Weg steinig. Sie war davon überzeugt, nie zuvor so hilflos gewesen zu sein. Im Gedanken war sie bereits am Ziel und dachte an schöne Dinge, doch die Kälte zerrte an ihrem Körper – hinzu kamen die Schmerzen an ihren Füßen. Sie wünschte sich, dass jemand vorbeikäme und ihr helfen würde.
Ihr Wunsch sollte nicht unerfüllt bleiben, denn plötzlich passierte etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Ein starker Wind kam auf, und genau dieser brachte tausende Rosenblätter mit sich. Sie wirbelten durch die Luft und verwandelten den steinigen Boden in einen samtweichen Weg. Immer noch flossen Tränen, aber diesmal vor Freude.
Ohne Zeit zu verlieren setzte Anin ihre Reise fort, es kam ihr vor, als würde sie auf einem Bett aus Rosen laufen. Sie hatte ihre ersten Freunde gefunden, es waren Rosen, die ihr den Weg leichter machten. Bei einer ganz besonderen Blüte machte sie schließlich halt, um sich bei ihr zu bedanken. Für diese Rose war es eine große Freude, ihr helfen zu können. Sie wollte etwas über Anin erfahren – doch das war das ja genau der Grund, warum unser kleiner Engel losgezogen war, nämlich, um etwas über sich herauszufinden. Die Rose sagte: »Kein Problem, vielleicht kann ich dir etwas über mich erzählen.« Sie überlegte kurz und dann begann sie mit ihrer Geschichte.
»Es war einmal eine Rose – das heißt, in Wahrheit handelte es sich um ein ganzes Rosenfeld. Allerdings geht es in dieser Geschichte nur um diese eine Rose.
Im Großen und Ganzen unterschied sich diese Rose nicht von den anderen, sie hatte aber leider nicht so viel Glück.
Sie stand nämlich ein klein wenig abseits von allen anderen Rosen. An sich nicht tragisch, allerdings war da noch dieser große, uralte Baum.
Der Baum konnte zwar nichts dafür, aber immer, wenn die Sonne schien, warf der Baum einen Schatten, und dieser fiel leider so, dass die besagte Rose nur sehr wenig Sonnenlicht bekam.
Das führte dazu, dass die Rose nicht so prächtig aussah wie all die anderen. Und so geschah es, dass neben diesem prächtigen Feld der Rosen eine einzige stand, die ihre Blüten kaum entfalten konnte.
Sie war sehr einsam, denn von den anderen Rosen wollte auch keine etwas mit ihr zu tun haben. Wenn Besucher kamen, um diesen wunderschönen Garten zu bewundern, so wurde unsere Rose gar nicht beachtet und sie war sehr traurig.
Als die Rose schon ziemlich entmutigt und ohne Hoffnung auf einen Sonnenstrahl war, fiel plötzlich und unerwartet eine Raupe von dem uralten Baum und landete genau auf ihr. Die kleine, gepunktete Raupe spürte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Schließlich fragte sie die Rose, was denn los sei. Nachdem diese der Raupe alles geschildert hatte, schien sie zum ersten Mal ein wenig zu lächeln, denn schließlich unterhielt sich die Raupe nicht etwa mit den prächtigen Nachbarinnen, sondern eben mit ihr. Daraufhin versprach die Raupe, der Rose zu helfen, aber was konnte eine so kleine Raupe gegen diesen riesigen Baum schon ausrichten?
Dann geschah etwas Wundervolles. Die kleine Raupe hatte all ihre Freunde zusammengetrommelt. Da gab es kleine und große Raupen, dicke und dünne und sogar bunt gefleckte. Sie schlossen sich alle zusammen und kletterten auf den Baum. Dann fraßen die Raupen ein paar Blätter vom Baum, allerdings nur so viele, dass unsere Rose genug Sonnenlicht bekam – der Baum hatte nichts dagegen, schließlich hatte er Millionen von Blättern.
Für unsere Rose war es der schönste Tag in ihrem Leben, sie war überglücklich, und sie vergoss sogar eine Freudenträne.
Nach ein paar Tagen hatte sich die Rose bereits verändert, sie blühte sogar prächtiger als alle anderen, und schon bald kamen die Besucher, um nur sie zu sehen.
Sie hatte nicht nur neuen Mut gefunden, sondern auch eine ganze Menge neuer Freunde, denn aus den Raupen waren mittlerweile anmutige Schmetterlinge geworden, und diese umkreisten die Rose. Ein gepunkteter Schmetterling war immer ganz in ihrer Nähe, es war traumhaft schön.
So hatte die Rose erfahren, dass es nicht unbedingt eine Rolle spielt, wie und wo man aufwächst – es ist nur wichtig, dass man im Leben gute Freunde findet und dass man die Chancen, die sich im Leben bieten, nutzt.
Anin freute sich und verabschiedete sich von der Rose. Sie drehte sich noch einmal kurz um, bevor sie dann endgültig weiterzog.
Getragen von neuem Mut bemerkte Anin nicht, dass ihre Kräfte sie verließen. Nun musste sie einen Platz zum Schlafen finden. Sie entschied sich für die Krone eines Baumes. Dieser Baum sah anders aus als alle anderen, und wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie ihn ausgesucht hatte. Anin war schon beinahe eingeschlafen, als sie bemerkte, dass sich der Baum um sie legte und sie beschützte. Es fühlte sich an, als ob er sie fest umarmte. Anin schrak auf, doch der Baum beruhigte sie, er wollte nur helfen. Auch der Baum wollte mehr über unseren kleinen Engel wissen, nur … was sollte sie sagen? Schließlich erzählte sie dem Baum, warum sie aufgebrochen war, und dass sie auf ihrer Reise bereits neue Freunde, die Rosen, gefunden hatte. Der Baum schien mindestens hundert Jahre alt zu sein und sagte mit einer ziemlich tiefen Stimme:
»Mein Name ist Yawla, ich bin schon sehr lange hier. Daher weiß ich auch, wer dir bei deiner Reise behilflich sein könnte.«
»Vielen Dank, Yawla«, erwiderte Anin und fragte: »Aber ich würde gerne noch erfahren, wie du hierhergekommen bist, und was du in dieser Zeit alles erlebt hast.«
Daraufhin erzählte der Baum seine Geschichte, und er erzählte sie so, als würde er über jemand anderes berichten:
Es war einmal …
»Oh nein«, sagte der Baum mit seiner tiefen Stimme, die den Boden vibrieren ließ, sodass man es im Körper spüren konnte. Und er sprach weiter: »So fangen ja alle Geschichten an, aber warum dann nicht auch diese.«
»Sie handelt von einer ganz besonderen Freundschaft – zu unserem Freund, dem Baum, also mir«, lachte der Baum.
Im Prinzip war es ein Baum wie jeder andere, aber da er sich nie entscheiden konnte, wie er wachsen wollte, sah er komisch aus. Was heißt komisch, er sah anders aus als die anderen Bäume. Wenn die Sonne schien, wollte er in ihre Richtung wachsen, schien der Mond, so streckte er sich ihm entgegen. Da er sich nicht für eine Richtung entscheiden konnte, schaute er ein wenig merkwürdig aus – ein kleines bisschen anders als die anderen, eben einzigartig.
In seiner Krone allerdings bot er genügend Platz für ein Baumhaus und man konnte viel Zeit mit dem Baum verbringen, wie mit einem richtig guten Freund.