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Während Jette versucht, den Inselladen ihrer Großmutter zu retten, steht sie auf einmal zwischen zwei Männern: dem raubeinigen Krabbenfischer Benno und dem charmanten Hotelerben Christof. Und noch bevor sie sich entscheiden kann, befindet sich Benno plötzlich in Seenot.
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Seitenzahl: 94
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Fenna Janssen wurde in Lübeck geboren und wuchs in Hamburg auf. Viele Jahre war sie als Journalistin für diverse Zeitungen tätig. Inzwischen arbeitet sie erfolgreich als Autorin und bleibt auch in ihren Büchern ihrer norddeutschen Heimat treu.
Während Jette versucht, den Inselladen ihrer Großmutter zu retten, steht sie auf einmal zwischen zwei Männern: dem raubeinigen Krabbenfischer Benno und dem charmanten Hotelerben Christof.
Und noch bevor sie sich entscheiden kann, befindet sich Benno plötzlich in Seenot.
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Fenna Janssen
Der kleine Inselladen
Teil 2 – Stürmische Zeiten
Inhaltsübersicht
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Impressum
Tilde Eriksen stocherte mit einer Stricknadel in ihrem Gips herum. »Das verdammte Ding juckt wie tausend Flöhe!«
»Lass das«, sagte Jette zu ihrer Großmutter. »Der Fuß kann sich entzünden.«
»Dann kommt wenigstens der Gips ab.« Trotzig legte die alte Frau die Stricknadel beiseite. Durch das Küchenfenster schien eine warme Frühlingssonne ins alte Inselhaus und lockte sie nach draußen. Es war Mitte Mai, und der Norden zeigte sich von seiner schönsten Seite.
»Komm«, sagte Jette. »Setzen wir uns auf die Bank im Vorgarten.«
»Auf keinen Fall. In der Sonne kribbelt es nur noch mehr. Außerdem musst du im Laden die Stellung halten.«
Jette unterdrückte ein Seufzen. Der kleine Inselladen war gähnend leer. Auch jetzt, am späten Vormittag. An einem Samstag! Es kam einfach keine Kundschaft, und daran würde sich wohl auch nichts mehr ändern. Niemand konnte behaupten, dass sie es nicht versucht hätte. Seit sie vor zweieinhalb Wochen nach Spiekeroog gekommen war, hatte sie den Laden auf Vordermann gebracht, mit frischen Lebensmitteln bestückt und wieder eröffnet. Doch mit den Preisen des Discounters konnte sie nicht konkurrieren, und gegen böses Gerede kam sie auch nicht an.
Die Inselfrauen begegneten ihr mit Misstrauen. Es hieß, die Promiköchin wolle hier alles an sich reißen und dann die arme Tilde ins Altenheim abschieben.
Das war so ungerecht! Jette hatte sich im Sternerestaurant »La Luna« unbezahlten Urlaub nehmen müssen, um herzukommen, und der war praktisch vorbei, genauso wie die Geduld ihres Chefs. Sie riskierte ihre Stellung, ihre ganz Karriere, um hier bei ihrer Großmutter sein zu können. Erst heute früh hatte sie eine Nachricht von ihrem Chef Pasquale bekommen. Er könne ihr maximal noch drei Tage Zeit geben. Dann müsse er eine andere Lösung finden.
Drei Tage! Wie sollte sie das schaffen? Sie hatte keinen blassen Schimmer, was sie tun sollte.
Einerseits war es einfach. In München wartete niemand auf sie, außer vielleicht ihre besten Freundin Marie und ein paar weitere Bekannte. Was also zog sie zurück nach Bayern, wo sie sich sowieso nie ganz heimisch gefühlt hatte?
Na ja, das Geld zum Beispiel. Mein gutes Einkommen und die Chance, weiter aufzusteigen. Vielleicht hatte sie sogar die Chance, Partnerin im Restaurant werden? Dafür müsste sie aber schleunigst in ihr altes Leben zurück.
Aber was sollte aus Tilde werden?
»Ab mit dir nach vorn«, sagte diese gerade streng.
Jette unterdrückte einen weiteren Seufzer und ging in den kleinen Verkaufsraum. Als sie unter dem Walgerippe von Karl-Heinz vorbeikam, streckte sie sich und strich über den Unterkiefer. Sie war sich sicher, dass ihr das Glück bringen würde.
Weil es nichts andeeres zu tun gab, sortierte sie die wenigen Eier im Korb neu, stellte die Milch um und dekorierte den frischen Schafskäse mit ein paar Birkenblättern, die sie draußen gepflückt hatte.
Das Essen der beiden Frauen war sehr eintönig geworden, seit der Laden wieder offen war. Spiegelei, Rührei, Pfannkuchen, Milchsuppe, Käse, Brot, Butter – die Lebensmittel konnten am Abend ja nicht einfach weggeworfen werden.
So langsam drehte sich ihr der Magen um, wenn sie überlegte, was sie als nächstes aus den Zutaten zaubern konnte, und sie sehnte sich brennend in die Sternenküche zurück, wo sie mit Trüffeln, Thunfisch oder Lammrücken zu tun hatte.
Wenigstens kamen mit der schönen Jahreszeit mehr und mehr Touristen nach Spiekeroog, bald würde die Insel voll sein, und dann würden Tilde und sie auch Umsatz machen. Ganz bestimmt fanden die Besucher den kleinen Inselladen pittoresk, manche der älteren Leute fühlten sich in ihre Jugendzeit erinnert, und Karl-Heinz machte immer großen Eindruck. Das Problem war nur, Jette konnte nicht bis zur Hochsaison durchhalten. Sie musste sich etwas einfallen lassen, und zwar schnell. Etwas, das Inselbewohner wie Auswärtige magisch anzog.
Jette schloss kurz die Augen und stellte sich vor, die Kunden stünden draußen Schlange um etwas von dem … von dem Besonderen … zu ergattern.
Okay, bloß was, zum Teufel?
»Moin, Lütte. Bist du mal wieder am Träumen?«
Sie riss schnell die Augen auf.
Benno Kerk stand in der Ladentür und füllte sie komplett aus. Den Kopf musste er einziehen. Sein Gesicht lag im Schatten, aber sie ahnte sein breites Grinsen. Er roch nach der Weite des Meeres, und Jette verspürte wieder diesen Herzgalopp, der sie neuerdings so verwirrte.
»Du schon wieder«, sagte sie grantig. Sie mochte es nicht, von einem Mann durcheinandergebracht zu werden. Nicht jetzt, wo sie andere Probleme hatte, und ihre Beziehung mit Robert in München erst seit so kurzer Zeit zu Ende war. Das Schlimme war: Hier auf Spiekeroog brachten sie sogar zwei Männer durcheinander. Benno, der Freund aus Kinder- und Jugendtagen, mit dem sie vor vielen Jahren erste Küsse getauscht hatte, und Christof Adler, ein Hotelerbe aus Hamburg, der bombastisch gut aussah und ganz offensichtlich Interesse an ihr hatte.
An mir, dachte Jette, verwundert. Dabei war sie doch nichts Besonderes. Nicht mal besonders groß. Und durchschnittlich hübsch mit ihren dunklen Augen und braunen Haaren. Es gab Leute, die behaupteten, ein Leuchten ginge von ihr aus, wenn sie lächelte und ließe sie wunderschön sein, aber Jette mochte das nicht so recht glauben. Also war es ihr ein Rätsel, was Christof bloß von ihr wollte, und auch Bennos inzwischen tägliche Besuche verwirrten sie zunehmend.
»Was machst du hier so ganz allein?«, fragte er. Von ihrer ruppigen Art ließ er sich nicht abschrecken. Er war ein echter Insulaner, sein Vater und seine Großväter waren Krabbenfischer gewesen. Er selbst schipperte Touristen über die Nordsee. Ein rauer Ton machte ihm ebenso wenig aus wie eine kabbelige See.
»Na, was wohl. Ich warte auf all die Kunden, die nicht kommen.«
»Äh, also ich …« Er sah sich schnell um. »Ich brauche unbedingt die ganze Milch, fünf Flaschen Apfelsaft und alle Kekspackungen, die du hast.«
»Spinnst du? Willst du einen Kindergarten beliefern?«
Benno wirkte verlegen. »Ich mein’s nur gut, Lütte.«
»Weiß ich doch«, gab sie friedfertig zurück. Es rührte sie, dass er sich um sie sorgte. »Aber so komme ich auch nicht weiter.«
»Wie wär’s dann mit einem frühen Mittagessen? Wir könnten ins neue Fischlokal am Strandpad gehen.«
Jette machte große Augen. »Habe ich das richtig verstanden? Du willst mich zum Essen einladen?« Beim Gedanken an eine frische Nordseescholle lief ihr das Wasser im Mund zusammen.
»Äh … ja.«
In der nächsten Sekunde schlug ihre Stimmung schlagartig um. »Vergiss es. Ich brauche deine Almosen nicht.«
»Aber Jette, so war das doch gar nicht gemeint!«
»Geh jetzt!«
Sie drehte ihm den Rücken zu und wartete, bis sie die Tür hinter ihm zuklappen hörte. Dann musste sie plötzlich gegen die Tränen ankämpfen. So weit war es also gekommen. Ihre Freunde glaubten, sie könnte sich kein anständiges Essen mehr leisten.
Dann dachte sie daran, wie wütend er am vergangenen Sonntag gewesen war, und wusste noch immer keine Erklärung dafür.
Benno Kerk ging mit langen Schritten zurück zum Hafen. Er verstand diese Deern einfach nicht. Was war so schlimm an einer Einladung? Er hätte so gern einmal in Ruhe Zeit mit ihr verbracht. Dann hätte er ihr vielleicht sagen können, was in ihm vorging. Sofern er die richtigen Worte dafür gefunden hätte. Und dann hätte er sie auch gefragt, was sie mit diesem Hamburger Schnösel zu schaffen hatte. Obwohl er sich dabei ziemlich lächerlich vorgekommen wäre. Was ging ihn schließlich Jettes Privatleben an? Auf einmal war Benno erleichtert darüber, dass sie abgelehnt hatte. Jetzt konnte er mit zwei belegten Brötchen zurück auf seinen Kutter gehen und musste sich nicht länger den Kopf zerbrechen.
Die nächste Besucherin im Laden war Birthe Köpke. Die pensionierte Postbeamtin, die inzwischen als Zeitungsbotin arbeitete, war heute noch ein bisschen stärker geschminkt als sonst, stellte Jette fest. Und die blonden Haare wirkten dank einer Menge Spray wie anbetoniert. Birthe wuchtete ihre füllige Figur durch die Tür, die nicht nur niedrig, sondern auch schmal war.
Jette schaffte es nicht, ein Kichern zu unterdrücken.
»Was ist so lustig?«, wollte Birthe wissen.
»Entschuldigung. Aber eben war Benno da. Der musste sich bücken, und du …«
»Und ich muss seitwärts durch.« Birthe lachte. Sie war kein bisschen beleidigt. »Die Tür ist eben nicht für normale Menschen gemacht.«
Sie umfasste die Auslagen mit einem langen Blick und deutete dann auf einen Schafskäse. »Den hätte ich gern.«
»Okay. Wie viel?«
»Den ganzen.«
»Birthe. Das ist ein Kilo.«
»Ja, und? Ich habe Appetit darauf.«
Jette kam der Verdacht, dass ihre Freunde sich abgesprochen hatten. Es war ihr jedoch zu peinlich, Birthe danach zu fragen. Stattdessen behauptete sie, dass sie höchstens ein Viertel davon weggeben könne, weil noch andere Kunden danach fragen würden.
»Gut«, Birthe wirkte erleichtert.
»Ich bin eben Benno über den Weg gelaufen. Der sah ziemlich wütend aus. Habt ihr euch gestritten?«
»Quatsch. Ich wollte nur nicht mit ihm Essen gehen.«
»Ach so.«
»Und letzten Sonntag war er auch schon so stinkig. Keine Ahnung, was der hat.«
Birthe lächelte, was Jette kurz irritierte, weil der knallrot angemalte Mund unnatürlich breit wurde. »Dafür, dass du so viele Jahre in der Großstadt wohnst, bist du ganz schön naiv, Deern.«
»Wieso?«
»Na, der Benno ist in dich verschossen. Das ist doch nicht zu übersehen. Und letzte Woche, tja, da hat es sich schnell herumgesprochen, dass du mit dem schönen Christof geflirtet hast. Ist ihm natürlich auch zu Ohren gekommen.«
»Ich habe überhaupt nicht geflirtet!«, gab Jette empört zurück. »Ich bin dem Mann bloß zufällig begegnet, und wir haben uns unterhalten.«
Birthe legte den Kopf schief. Kein einziges Haar verrutschte. »Ich glaube dir ja. Aber ein verliebtes Männerherz dreht bei so was natürlich durch.«
»Verliebtes Männerherz! So ein Blödsinn! Ich habe echt andere Sorgen!«
»Entschuldigung?«, sagte da eine tiefe Stimme mit bayerischem Einschlag.
Automatisch dachte Jette an Robert. Aber der kam ja wie sie aus Hamburg. Außerdem würde er bestimmt nicht nach Spiekeroog kommen, um sie zurückzugewinnen. Der war froh, dass er sie los war.
Ein verliebtes Männerherz weniger, dachte sie bitter.
Dann blickte sie zur Tür. Dort stand ein ziemlich kleiner und ziemlich dünner Mann.
»Ist geöffnet?«, fragte er und schickte einen trockenen Husten hinterher.
»Nur herein mit Ihnen«, sagte Birthe fröhlich. »Sie müssen nicht schrumpfen und nicht einlaufen, um durchzupassen. Wie wunderbar.«
»Wie bitte?«
Der Mann sah aus, als wollte er gleich wieder die Flucht ergreifen.