Der kleine schamanische Reiseführer - Mia Brummer - E-Book

Der kleine schamanische Reiseführer E-Book

Mia Brummer

5,0

Beschreibung

Als gestandener Globetrotter, der sich seit Jahrzehnten mit dem Land der Seele beschäftigt, wird Mia oft gefragt, wie sie sich zu Beginn im Dschungel der Angebote zurechtgefunden und welche Ausrüstungsgegenstände, sprich: Techniken, sie in ihrem Reisegepäck hat. Beim Nachsinnen über diese Fragestellungen entstand die Idee, einen kleinen schamanischen Reiseführer zu verfassen. Band I erzählt vom Start einer neugierig Reisenden in das Land der Seele. Die weiteren vier Bände werden sich gezielt den Territorien des Südens, Westens, Nordens und Ostens widmen, sodass am Ende die gesamten 360 Grad des Medizinrads erschlossen sind.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Aufzeichnungen

Schamanischer Reiseführer

Chakrenlehre

Wurzelchakra

Sakralchakra

Nabelchakra

Herzchakra

Kehlchakra

Stirnchakra

Kronenchakra

Gebet zum Öffnen des hl. Raums

Anfertigung eines Seelenbildes

Saminchakuy/Saiwachakuy

Illuminationsprozess

VORWORT

Träumst Du davon, das Land Deiner Seele zu bereisen? Neue Welten zu entdecken? Dich und das, was in Dir schlummert, all Deine Fähigkeiten, Gaben und Potenziale, zu erforschen? Dann ist mein kleiner Reiseführer sicherlich ein amüsanter und informativer Begleiter auf Deinem Weg.

Als gestandener Globetrotter, der sich seit Jahrzehnten mit dem Land der Seele beschäftigt, werde ich oft gefragt, wie ich mich zu Beginn im Dschungel der Angebote zurechtgefunden, welche Ausrüstungsgegenstände, sprich: Techniken, ich in meinem Reisegepäck habe und wie ich mit ab und zu auftretenden Jetlags umgehe. Die sich immer wieder einstellen, wenn sich die Höhenflüge der Nicht-alltäglichen Welt nicht in den banalen Alltag integrieren lassen. Eben noch flog man Seite an Seite mit seinem Krafttier über die Weiten der Oberen Welt und Minuten später soll man sich um die Buchhaltung kümmern.

Beim Nachsinnen über diese Fragestellungen entstand die Idee, einen kleinen Reiseführer zu verfassen. Angesichts der Bildhaftigkeit, Tiefe und Fülle des Themas galt es nun „nur“ noch zu entscheiden, ob es ein Roman, ein Ratgeber oder ein Sachbuch sein sollte.

Ich habe mich dazu entschlossen, das Beste von allen dreien einfließen zu lassen. Herausgekommen ist ein Hybrid, der sowohl als Roman gelesen werden kann, Anleitungen in Form von „Aufzeichnungen“ beinhaltet und auch Reiseerlebnisse in der Nichtalltäglichen Welt schildert.

Band I erzählt vom Start einer neugierigen Reisenden in das Land der Seele. Die geplanten weiteren vier Bände werden sich gezielt den Territorien des Südens, Westens, Nordens und Ostens widmen, sodass am Ende die gesamten 360 Grad des Medizinrads erschlossen werden.

Die Übungen und Anleitungen in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Sie dienen der Begleitung und Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie meinerseits oder des Verlages. Jegliche Haftung ist daher ausgeschlossen.

Viel Spaß beim Schmökern, Entdecken und Ausprobieren!

Mia Brummer

München, im Dezember 2017

KAPITEL 1BESUCH BEI MEISTER PETZ

einatmen... ausatmen

einatmen... ausatmen

lass` die Augen geschlossen!

Konzentriere dich aufs Atmen!

einatmen... ausatmen...

Nicht denken! Keine Erinnerungen!

Doch bleierne Schwere zieht mich immer tiefer und tiefer nach unten. Ich liege seit Tagen im Bett, bin unfähig, mich zu bewegen. Es kommt mir vor, als ob ich in einem tiefen Brunnen sitze. Ein endloser Schacht, der in schwindelnder Höhe über mir ein Rund erahnen lässt. Ist es Tag? Ist es Nacht? Ich habe meine Stimme verloren. Noch nicht mal ein Krächzen kommt über meine Lippen. Wozu noch reden? In dem Moment, in dem die Türe ins Schloss fiel wusste ich, dass es für immer war. Er war gegangen. Wortlos, blicklos, grußlos. Wozu noch reden, wozu noch fühlen, wozu noch atmen?

Ein Waldweg ergreift Besitz von meinen inneren Räumen. Bemooste Steingiganten säumen den Weg, mein Blick gleitet immer wieder über ihre Oberfläche. Felskanten schieben sich in mein Blickfeld, ziehen mich tiefer und tiefer in ihre Abgründe - bis mich eine verschluckt.

Ein Gang tut sich vor mir auf. Wund und voller Schmerz taste ich mich an den Wänden entlang, spüre nasskaltes Gestein, einen Tunnel, der sich immer tiefer in die Erde windet.

Eine Abzweigung öffnet sich links von mir und ich folge ihr. Immer enger wird der Gang, so dass ich am Ende auf allen Vieren weiter kriechen muss.

Und dann spüre ich plötzlich warmes, weiches Fell. Eine riesengroße Tatze schiebt sich auf mich zu, Panik überkommt mich - die Pranke reißt mich an sich und mit bebendem Herzen spüre ich die Masse an Tier, die mich an sich presst.

Ich wage kaum zu atmen. Nach und nach löst sich meine innere Anspannung. Ich kann es kaum glauben, aber ein Gefühl von Geborgenheit schält sich aus meiner so wunden Gefühlswelt heraus.

Da ist jemand oder etwas, das mich einfach annimmt. Ohne zu fragen, wer ich bin, woher ich komme oder was ich bisher erreicht habe. Ich weite meine Sinne und nehme wahr, dass ich in den Armen eines Bären liege. Ich spüre das sanft schlagende Herz, tauche ein in den stetigen Rhythmus seines Atems und lasse mich langsam fallen, entspanne immer mehr....

Tränen des Glücks laufen über meine Wangen. "Endlich angekommen" sickert es durch meine Gedanken. Und ich ergebe mich diesem heilenden Moment. Zeitlosigkeit umhüllt mich, spinnt mich ein und ich lasse mich treiben im wogenden Fell-Meer des Bären.

Was war das? Mit tränennassem Gesicht kam ich wieder zu mir. Für einen Traum war es viel zu real, denn ich konnte immer noch das Fell des Bären auf meiner Haut spüren. Wie konnte es geschehen, dass ich in diese fast magische Zwischenwelt gezogen wurde? Auch wenn ich keine Erklärung dafür fand, fühlte ich mich nach diesem Erlebnis gehalten und geborgen. Mit diesem wohligen Gefühl schlief ich das erste Mal seit Tagen wieder durch.

Am nächsten Morgen konnte ich es kaum erwarten, mich an den Computer zu setzen. Stundenlang durchkämmte ich das Internet. Hatte Irgendjemand schon einmal Ähnliches erlebt? Kaum zu glauben, aber da gab es tatsächlich eine Menge an Informationen. Und ein Begriff tauchte in diesem Zusammenhang immer wieder auf:

Schamanisches Reisen

Aha, dann war ich also unversehens in so eine schamanische Reise „reingerutscht“. „Entschuldigung, Meister Petz, dass ich so tollpatschig in Ihr Schlafzimmer tappte“, dachte ich, aber Irgendwer musste mich ja wohl in die Höhle reingestoßen haben. Doch, wer war dieser "Irgendwer"?

Langsam ergriff ein Lächeln Besitz von meinem Gesicht. Egal, wer es war - er oder sie hatte ganze Arbeit geleistet. Mein "Brunnenschachtgefühl" war tatsächlich während der vergangenen Stunden verschwunden. Ein heller Streif von Neugier bahnte sich den Weg am Horizont meines Seins, schob die dunklen Wolken der Depression beiseite und ließ kleine Funken Entdeckungsfreude aufflackern.

Ich musste einfach mehr darüber erfahren, wollte unbedingt so einem "Schamanen" begegnen. Voller Vorfreude setzte mich wieder an den PC und recherchierte weiter. Stunde um Stunde verbrachte ich im Netz auf der Suche nach einem dieser geheimnisvollen Weltenwandler.

Ich fand eine Menge esoterisches Blabla von selbsternannten Plastikschamanen, deren Ego aufgeblasener wirkte als die Informationen, die auf den buntbebilderten Webseiten standen. Die Seiten strotzten nur so von Ullas und Herberts, die sich nun „Schamala“, oder „fliegender Hirsch“ nannten, in abstrusen Fellkutten oder mit - Photoshop sei Dank - leuchtenden Energiekugeln über ihren erleuchteten Köpfen posierten. Sollten das also die neuen Heilsbringer, die Schamanen der leuchtenden Zukunft sein?

Eine Seite zog mich jedoch magisch an. Fachlich kompetent und sehr wissenschaftlich aufbereitet sprach da ein Anthropologe von seinen Forschungsergebnissen. So wie ich es verstand, hatte er in den sechziger Jahren Forschungen bei indigenen Völkern betrieben und die Essenz der Heiltechniken - unabhängig von kulturellen oder religiösen Dogmen - herausgefiltert. Daraus entstand eine Art "Kernschamanismus", der schamanische Techniken vermittelte. Ohne viel „Chi-chi“, spirituelle Bocksprünge oder neoschamanisch verklärte Heilsversprechen in Fellverkleidung. Genau das war es, was ich suchte!

Das Beste daran war: am kommenden Wochenende wurde ein Basiskurs in meiner Stadt angeboten. Da musste ich einfach hin!

KAPITEL 2NICHTALLTÄGLICHE WELTEN

Etwa fünfzig Leute hatten die gleiche Idee wie ich. So stand ich geduldig in der Check-in-Reihe des Seminars und schaute mir die Wartenden an. Da waren erstaunlich viele Männer vom Typus Informatiker oder Ingenieur zwischen Frauen aller Stilrichtungen eingestreut. Obwohl - Birkenstock, hennagefärbtes Haar und Selbstgestricktes überwog dann doch.

Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass "man" sich kannte. Wahrscheinlich gab es auch hier „Seminar-Hopper“, die Teilnahmebescheinigungen sammelten wie emsige Eichhörnchen ihren Vorrat an Nüssen kurz bevor der Winter Einzug hält.

Ob man in diesem Rahmen mit dem Flair resopal-beschichteter Turnhallenumkleidekabinen sein Krafttier finden würde?

Meine Skepsis wurde durch die Ankunft des Seminarleiters schnell geschwächt: ein rüstiger Hüne in den Sechzigern mit einem süffisantsarkastischen Wiener Wortwitz. Während der unvermeidlichen "Kennenlern`-Runde" verhalf er allen Teilnehmern mit Heiligenschein-Ambitionen durch seine trockenen Bemerkungen ganz schnell wieder zu Bodenhaftung.

Seine adrett ondulierte Frau saß freundlich an seiner Seite und gab ihm, immer mal wieder, ein durch ein sanftes Lächeln abgemildertes säbelspitzes Kontra - ein phänomenales Kammerspiel, das zwischen den perfekt getakteten Übungseinheiten erfrischend menschlich daherkam.

Nach der endlos erscheinenden Vorstellungsrunde kamen wir dann doch noch zu einer Einführung in die Reisetechnik. Aufgeregt wie ein Rudel junger Hunde, die das erste Mal die Welt außerhalb des Zwingers kennenlernen dürfen, zerrte ich an der Leine.

Doch zuvor gab es von der Seminarleitung eine ellenlange Liste, wie eine schamanische Reise vorbereit werden soll, was vor der Reise zu beachten ist, wie man sich zu verhalten hat, welche Fallstricke es gibt, was man keinesfalls tun sollte, wie man wieder zurück kommt, und, und, und...

Und dann ging es endlich los!

Die Aufgabe war, einen Kraftplatz zu finden, in die Untere Welt zu reisen und dort sein Krafttier zu finden.

Voller Spannung nahm ich auf meiner Matte Platz, deckte mich zu, setzte meine Augenmaske auf und wartete auf das Einsetzen der Trommelschläge, die die Reise begleiteten...

Ich sitze auf meinem Kraftplatz, der sich in eine Klippenlandschaft verwandelt. Unter meinen Füssen bröckelt der Felsen, die losgelösten Steine fallen ins unter mir brodelnde Meer.

Ein spitzer Schrei lässt meinen Blick den Himmel absuchen. Und schon sehe ich ihn. Ein mächtiger Adler gleitet auf mich zu, legt die mächtigen Schwingen an und im Sturzflug ergreift er mich, lässt mich wie eine Marionettenpuppe zwischen seinen Krallen baumeln.

Mir wird schlecht. Mit der enormen Kraft seines Flügelschlags pumpt er uns nach oben. Immer höher und höher geht die Reise. Mit Leichtigkeit durchstößt er die Membran, die sich unmerklich über die höchsten Wolkenschichten gelegt hat. Vor mir schält sich aus dem Nichts eine Landschaft heraus.

Ein smaragdgrün schimmernder See umgeben von Bergen liegt unter mir. Der Adler fliegt an einer Felskante entlang und wirft mich unsanft auf einen Vorsprung. Wie eine Jacobs-Muschel öffnet sich dahinter eine Höhle.

Während ich die zu einem Lager aufgeschichteten Holzspäne betrachte und mich frage, wie die denn hier her kommen und zu welchem Zweck sie hier aufgeschüttet wurden, taucht eine Gestalt vor mir auf.

Gekleidet in eine weiße, fein gewebte Kutte, schlohweißes langes Haar, ein weißer Bart, der bis zum Brustkorb reicht, strahlend blaue Augen, die mich mit einem Lächeln willkommen heißen. "Sei gegrüßt, meine Tochter. Ich musste sehr lange auf Dich warten, aber jetzt bist Du da und wir können sofort mit den Lektionen beginnen".

Ich traue meinen Ohren nicht! Welche Lektionen denn? Und wer ist dieses Gandalf-Double? "Ich bin Dein Innerer Lehrer, der Dich auf Deinem Entwicklungsweg begleiten wird". „Oh, kann er denn auch meine Gedanken lesen?“, durchfährt es mich.

Ein verschmitztes Lächeln überzieht sein Gesicht. "Genug geplaudert, mein Liebes, jetzt leg Dich auf das vorbereitete Lager, damit Du Deine erste Initiation erhalten kannst".

Meine erste Initiation? Zögernd lasse ich mich auf dem Platz nieder, hebe fragend eine Augenbraue, doch der milde, wissende Blick des alterslosen Mannes löst meine innere Anspannung; ich schließe die Augen und lasse mich fallen. Tiefer Frieden umhüllt mich...

Ein mahlendes Geräusch an meinen Füssen lässt mich aufschrecken. Eine Art Häcksler hat bereits meine Waden zu Hack verarbeitet, schiebt sich unerbittlich weiter nach oben, Knochen knacken, Funken sprühende Fleischschnipsel fliegen durch die Luft.

Ich kann es nicht glauben, was hier geschieht, will aufspringen, doch: womit? Mein Körper ist ja bereits zur Hälfte zermalmt! Ein Schwarm Kolibris schwirrt wie ein Kampfgeschwader auf meinen Brustkorb zu, hackt gnadenlos auf meine Lunge ein, die nur aus schwarzer Melasse zu bestehen scheint.

Fassungslos versucht mein Geist in einer Nische meines Gehirns Zuflucht zu finden. Die Häckselmaschine kommt immer näher an mein Gesicht, "nur noch wenige Millimeter zu leben", schießt es durch meinen Kopf und dann - Stille.

Äonen von Jahren scheinen vergangen zu sein. Ich hebe meinen Kopf - hab ich denn einen? - und blicke an mir herunter. Noch immer liege ich auf dem Initiationslager, doch mein Körper scheint aus purem Licht zu sein. Lächelnd tritt mein Lehrer auf mich zu, reicht mir die Hand und hilft mir, aufzustehen. "Folge mir, mein Liebes. jetzt bist Du bereit, die erste Lektion zu erhalten".

Wir sitzen auf einer Bank am See. Ich kann es immer noch nicht glauben, was eben passiert ist. Wo bin ich? Und wieso kam ich gerade nicht zu Meister Petz? Denn dort wollte ich eigentlich hin.

"Die 'Nichtalltägliche Wirklichkeit', wie sie Dein Lehrer in der Mittleren Welt nennt, besteht aus drei unterschiedlichen Ebenen. Die Untere Welt der Heilung, in der Du zum Beispiel Deinem Krafttier begegnen kannst, der Mittleren Welt, die Du als die Deine kennst und der Oberen Welt, in der Dein Innerer Lehrer und auch Licht- und Engelwesen beheimatet sind." begann mein Lehrer zu erzählen.

"Je nachdem, welches Anliegen Du hast, können Dich die Bewohner der Welten hilfreich unterstützen. Dazu genügt es, vor der Reise eine klare Intention über Dein Ziel und den Grund Deines Besuches zu haben und schon kannst Du am Wissen Deiner Verbündeten teilhaben."

Aber wie konnte es passieren, dass ich vor einigen Tagen einfach so in diese Nichtalltägliche Welten gerutscht bin, schießt es mir durch den Kopf.

"Besonders starrköpfige Wesen, die den Ruf nicht hören, müssen wir eben mit allen Tricks holen", antwortet der Meister verschmitzt. "Um Deiner wahren Berufung zu folgen, ist es an der Zeit, dass Du mit der Ausbildung beginnst." Aha, schönen Dank auch. Und wie soll das gehen? Werde ich jetzt immer hochgebeamt oder soll ich mir einen Lehrer in der - wie heißt sie nochmal - Mittleren Welt - suchen?

"Ist der Schüler bereit, wird sich der Lehrer zeigen", höre ich in meinem Inneren. Und dann ist es anscheinend Zeit zu gehen, denn der Meister erhebt sich und zieht etwas aus seinem Umhang hervor.

Er faltet es auf und zum Vorschein kommt ein nachtblaues Cape, über und über mit glitzerndem Sternenstaub bestickt. Mit einer eleganten Bewegung legt er mir dieses kostbare Stück um die Schultern. Ich bin sprachlos, denn ich glaube, diese wortlose Geste zu verstehen...

In einer Seminarpause bat ich den Leiter des Kurses, das Gemetzel in meiner Reise zu deuten. Es war mir zu peinlich, mein Erlebnis vor den Teilnehmern zu erzählen. Er erklärte mir, dass es zum obersten Gebot gehöre, niemals Reisen zu interpretieren. Wie könne ein anderer so vermessen sein, die Inhalte einer Reise zu deuten, wenn er sie selbst nicht erlebt hat?

"Wenn Du Fragen hast, dann frag' Dein Krafttier oder Deinen Inneren Lehrer. Sie wissen genauestens über Deinen aktuellen Entwicklungsstand Bescheid und können Dir mit ihren Erläuterungen einen hilfreichen Stups in die richtige Richtung geben. Und vor allem schützen sie Dich vor Interpretationen, die Dich auf falsche Fährten locken“ erklärte er. Und was sollte ich jetzt mit dem Häcksel-Erlebnis anfangen, das ich nicht in den Seminarunterlagen erklärt bekam?

"Ach das", antwortete mir der Leiter beiläufig, "war eine Zerstückelungsreise, die immer dann ansteht, wenn Altes in Deinem energetischen Körper ausgedient hat.

Durch die Erneuerung Deines Energiefeldes wird eine 1.1-Version von Dir geboren, die dich durchlässiger werden lässt und überholte Muster ausmustert. Das gehört allerdings nicht in ein Basis-Seminar und passiert äußerst selten beim ersten Kontakt mit der Nichtalltäglichen Wirklichkeit."

Ungläubig starrte ich den Hünen an. Ganz selbstverständlich plauderte er über Anderwelten, Krafttierreisen, Innere Lehrer, Verbündete. Begrifflichkeiten, die ich eher in einem Science-Fiction-Roman zu finden glaubte als bei einem älteren Herrn, der aus einem technischen Arbeitsumfeld kam, wie er erklärte.

"Keine Sorge", versicherte er mir zum Schluss," die geistige Welt weiß sehr genau, was sie tut und wen sie sich holt".

Ehrlich gesagt, konnte mich auch das nicht beruhigen. Denn Kontrolle zu haben, das war für mich bisher überlebenswichtig gewesen. Und gerade hatte ich so ziemlich nichts mehr im Griff.

Schamanischer Reiseführer: 1. Reise in die "Untere Welt":

Schalte alle Störfaktoren wie Türklingel, Telefon etc. während der nächsten 20 Minuten aus.

Vor der Reise:

Lege dich entspannt auf eine Matte auf den Boden. Der Körper kühlt während des Reisens leicht aus. Am besten mit einer leichten Decke zudecken. Ein Tuch, eine Schlafmaske oder Augenbinde zurechtlegen, um die Augen zu bedecken.

Zu Beginn der Reise ist es wichtig, sich noch einmal das konkrete Ziel vor Augen zu führen. Bei der Reise zum Verbündeten wäre das also: „Ich reise in die untere Welt, um mein Krafttier zu finden“.

Achtung: Nicht in die Untere Welt reisen, um sein Krafttier zu "suchen", da man in diesem Fall die Reisezeit womöglich ausschließlich mit Suchen beschäftigt ist!

Wenn man alleine, also ohne „geführte Reiseeinleitung“, reist, die einen sicher in die Untere Welt bringt, dann gibt es zum Beispiel folgende Möglichkeiten, die auch die „foundation of shamanic studies“ lehrt:

Suche Dir gedanklich einen Ort in der Natur aus, von dem aus Du die Reise beginnst. Das kann ein realer oder ein fiktiver Ort sein. Als Eingang zur Unteren Welt kannst Du z.B. eine Felsspalte, eine Quelle, einen Brunnen, ein Mauseloch, ein Maulwurfshügel, einen hohlen Baum etc. benutzen; alles, was direkte Verbindung zur Erde hat.

Stelle Dir den Eingang so detailreich wie möglich vor. Dieser Kraftort ist der Platz, an dem Du die Reise beginnst und auch beendest. Hinter dem Eingang beginnt meist eine Art Tunnel, der in die NAW (die Nichtalltägliche Wirklichkeit) führt.