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In einer Zeit, in der traditionelle Rollenbilder bröckeln und die Suche nach Sicherheit und Halt immer dringlicher wird, bietet Mia Brummer, erfahrene Heilpraktikerin für Psychotherapie und Expertin für schamanisches Wissen, eine unvergleichliche Reise zu den Ursprüngen der menschlichen Weisheit an. In ihrem neuesten Werk begibt sich Brummer auf eine faszinierende Spurensuche zu den Medizinfrauen aus unterschiedlichsten Kulturen, die seit Jahrhunderten ihr Wissen von Generation zu Generation weitergeben. Ihre Mission: Antworten zu finden auf die brennende Frage, wie wir Wandelzeiten nicht nur überstehen, sondern gestärkt und im Einklang mit uns selbst leben können. Gepaart mit konkreten Anleitungen, praktischem schamanischem Wissen, inspirierenden Ritualvorschlägen und berührenden Geschichten bietet dieses Buch eine wertvolle Landkarte für jeden, der sich in den Zeiten des Wandels verloren fühlt. Entdecke, wie du dich selbst neu kennenlernen und verstehen und inmitten der Turbulenzen des Lebens bei dir selbst ankommen kannst. Sei bereit, deine Reise zu beginnen mit diesem Buch als treuer Begleiter an deiner Seite.
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Seitenzahl: 207
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VORWORT
ÜBER DAS BUCH
EINLEITUNG
WEIBERGESCHICHTEN: VON FRAUEN UND WEIBSBILDERN
DAS MEDIZINRAD
LERNE DIE BOTSCHAFTEN DES MEDIZINRADS KENNEN
DER SÜDOSTEN
DER SÜDEN
DER SÜDWESTEN
DER WESTEN
DER NORDWESTEN
DER NORDEN
DER NORDOSTEN
DER OSTEN
DIE VIER GROSSEN LEBENSSCHWELLEN
DAS STEINERNE HERZ
DIE WEISHEIT EINES MEDIZINWEIBS AUS DEM VORALPENLAND: WIE DU DICH INS RADL STELLST
DAS REICH DER LEBENDIGEN ENERGIE
DIE WEISHEIT DER Q’ERO-HEILERINNEN AUS DEN ANDEN: WIE DU SCHWERE ENERGIE IN LEICHTE UMWANDELST
WEIBERGESCHICHTEN:KRISENGESCHENKE
DIE SIEBEN BEWUSSTSEINSSTUFEN DER INKA-TRADITION
RITUALE
WIE DU EIN VOLLMONDFEUER GESTALTEST
WIE DU EINEN HEILIGEN RAUM ÖFFNEST
DIE NATUR ALS SPIEGEL DEINER SEELE
DIE WEISHEIT DER MEDIZINFRAUEN AUS NORDAMERIKA: WIE DU DICH IN DER NATUR SELBST ERKENNST
WEIBERGESCHICHTEN: VOM MUT, ZURÜCKZUSCHAUEN
SCHAMANISCHES REISEN
DIE WEISHEIT SIBIRISCHER SCHAMANINNEN AUS DEM ALTAI: DIE GEFÜHRTE REISE ZU DEINEM KRAFTTIER
WEIBERGESCHICHTEN: DIE KUH
MIT ENERGIE SPIELEN
DIE WEISHEIT DER TUNGUSISCHEN HEILERINNEN AUS DER MONGOLEI: DIE MAGISCHE FLÖTE
DIE MITTLERE WELT
DIE WEISHEIT DER TIWANAKAS IN DEN ANDEN: SHAPE SHIFTING
WEIBERGESCHICHTEN: AM WEBSTUHL DER GROSSEN MUTTER
DER ZUGANG ZU DEINER ESSENZ
DIE WEISHEIT DER HEILERINNEN AUS CUZCO: AKTIVIERE DEINE ESSENZ
WEIBERGESCHICHTEN: VOM RUF DER DREI NORNEN
DAS LESEN VON ENERGETISCHEN FELDERN
DIE WEISHEIT DER HEILERINNEN AUS DEM ALPENRAUM: LERNE ENERGETISCHE FELDER ZU LESEN
DIE VISIONSSUCHE: AUF DU UND DU MIT DER GROSSEN MUTTER
WEIBERGESCHICHTEN: 100 STUNDEN EINSAMKEIT
DIE OBERE WELT
DIE WEISHEIT DER SIBIRISCHEN HEILERINNEN AUS BURJATIEN: DIE GEFÜHRTE REISE ZU DEINEM INNEREN LEHRER
GIBT ES EIGENTLICH AUCH „EINHEIMISCHE“ SCHAMANINNEN?
MIT MÄRCHEN SICH SELBST ENTDECKEN
WIE DIR SCHNEEWITTCHEN ÜBER DIE WECHSELJAHRE HILFT
PFLANZENMAGIE
DIE WEISHEIT DER KRÄUTERFRAUEN: DIE MAGIE DES KRÄUTERBUSCHENBINDENS
WEIBERGESCHICHTEN: VOM AUFTANKEN IM WEIBERKREIS
WIE WIRD MAN SCHAMANIN, MEDIZINFRAU ODER HÜTERIN DES ALTEN HEILWISSENS?
DANKSAGUNG
ÜBER MIA
This is a man's world.
Während ich dieses Vorwort schreibe, dudelt der Song größtenteils unbeachtet durch den Äther und kaum einer denkt noch darüber nach. Und doch ist es so.
Unser Leben läuft in den geordneten, linearen Bahnen des “des hamma scho immer so g’macht, des machma a weiter so” - auch wenn die harten Fakten der uns umgebenden Natur deutlich zeigen, dass die bisherige Strategie des unaufhaltsamen Fortschritts nur zu einem Ziel führt: Zur Vernichtung unseres Planeten - und damit unweigerlich zur Auslöschung unseres Lebens.
Fakt ist: This is a man's world.
Mit der Unterdrückung des Natürlichen, mit der weltweiten Zivilisierung der Völker, die noch MIT der Natur leben, und dem gewaltsamen Zwang, unseren Vorstellungen von dem, wie Leben geht, bedingungslos zu folgen, haben wir uns vom wahren Leben und seinen Zyklen getrennt. Jetzt stehen wir an der Bruchkante dieser Weltsicht. Entgegen unserem Glauben, dass es immer noch “bigger, better, faster, more” geht, müssen wir erkennen: Da geht nix mehr.
Was also tun?
Mia würde darauf wahrscheinlich antworten: “Tun? Gar nichts. Einfach mehr sein.”
Mia kennt wie keine andere die weibliche Welt - gerade wohl auch deswegen, weil sie - wie wir wahrscheinlich alle - die männliche Welt mit ihrer Fixierung auf das “bigger, better, faster, more” in allen Facetten erlebt und schließlich durchschaut hat - nur um endlich in dem Raum anzukommen, den sie sich aufgrund all ihrer Erfahrungen, Kenntnisse und Erlebnisse zur Lebensaufgabe gemacht hat: im Raum des Seins.
Klar, unverschnörkelt, direkt, praktisch und mit den Füßen auf dem Boden erklärt sie, dass “das Runde”, das Zyklische, das Weib-liche in unseren eckigen (von männlicher entweder-oder-Manier geprägten) Quadratschädel muss - und beschreibt ebenso einfach, wie das geht.
Ist das nicht wundervoll?
Ist dieses Buch nicht ein Geschenk, dieses deutliche Bindeglied all der im Orbit der neuen, integrierenden, egalitären Zeit herumwabernden Erkenntnisse über soziales Lernen etc., als Nachschlagewerk in Händen zu halten?
Wenn ich mich jetzt zurücklehne, die Augen schließe und all die Übungen, die Mia in diesem Buch vereint, vor meinem geistigen Auge entstehen lasse, dann sehe ich die Welt.
Ich sehe unsere Mutter Erde mit ihren Kontinenten und all ihren Töchtern, in Deutschland, Europa, Afrika, Südamerika - überall. Und von jeder von ihnen geht ein Lichtband aus. Wie ein im sonnigen Herbstlicht gespanntes Spinnennetz verwebt sich ihre Energie über die ganze Welt. Webt uns ein in ihre Struktur. Und weist uns den Weg.
Ich danke dir für jeden einzelnen Schritt. Es war mir ein Fest.
Alexandra H. Meier,
Autorin und Botschafterin der Heldinnenreise
Dieses Buch ist eine Reise durch die Welt des weiblichen Heilwissens. Ein Wissen, das über Jahrtausende hinweg von Frauen von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Frauen aus allen Teilen der Welt haben eine unermessliche Fülle an Wissen und Erfahrungen gesammelt und bewahrt.
In vielen indigenen Kulturen gilt die Rolle der weiblichen Heilerin als etwas Heiliges. Sie wird oft als Mittlerin zwischen den spirituellen Welten und der physischen Welt betrachtet. Sie hat die Fähigkeit, die Energien der Erde und der Natur zu nutzen, um heilende Verbindungen aufzubauen.
Als Hüterin des Wissens und der Weisheit ist sie in der Lage, energetische Blockaden zu lösen und Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.
Heilerinnen, Hebammen, Schamaninnen und Kräuterkundige wurden für ihr Wissen und ihre Fähigkeiten geschätzt und respektiert.
In der christlichen Welt wurden viele der alten Praktiken und Überzeugungen als heidnisch oder ketzerisch angesehen und bekämpft. Frauen, die die Heilkunst ausübten, wurden als Hexen bezeichnet und oft brutal verfolgt und getötet. Es war eine Zeit der Unterdrückung und der Vernichtung des weiblichen Heilwissens.
Die Folgen dieser Verfolgung waren verheerend. Viele Frauen wurden ihrer Kraft und ihres Wissens beraubt, und ihre Fähigkeit, anderen zu helfen, wurde unterdrückt. Das Wissen ging oft verloren oder wurde in geheimen Gemeinschaften und Familien weitergegeben, um es vor Verfolgung und Vernichtung zu schützen.
Heute, in einer Zeit, in der Frauen sich für ihre Rechte und ihr Wissen einsetzen, ist es wichtig, sich an das alte traditionelle Wissen zu erinnern und sich wieder damit zu verbinden. Dieses Wissen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Geschichte und Kultur.
Das weibliche Heilwissen bietet uns eine alternative Sichtweise auf die Welt und die Fähigkeit, uns selbst und unsere Umgebung zu heilen. Es ist ein Weg, um uns mit unserem Körper, unserem Geist und unserer Seele zu verbinden und um uns eine neue Perspektive auf unser Leben und unsere Beziehungen zu geben.
Ich hatte die Chance, während meines Lebens einigen Hüterinnen des alten weiblichen Heilwissens zu begegnen und von ihnen zu lernen. Was ich in fünf Jahrzehnten dabei erfahren habe, gebe ich Dir in diesem Buch weiter. Mögen uns die Geschichten und das Wissen darin inspirieren und uns helfen, uns wieder mit unserem weiblichen Erbe zu verbinden und uns zu erinnern, wer wir sind und woher wir kommen.
München, Frühjahr 2024
Kennst Du das Gefühl, Dich auf Deiner Lebensreise irgendwo verloren zu haben? Zu Beginn erlebst Du Dich als Kind vielleicht noch im Reich der Magie auf einem niemals endenden Rummelplatz mit vielen bunten Vergnügungen. Da gibt es verlockende Angebote, attraktive Marktschreier, die ihre Wundertränke anpreisen, Tingeltangel-Mädchen, die Dir vorgaukeln, dass Schönheit der Schlüssel zum Erfolg ist, beeindruckende Helden mit stahlharten Muskeln, die Dir ein Leben in Saus und Braus versprechen, bis Dir – spätestens in der Schule – eingetrichtert wird, dass das Leben kein Ponyhof ist und nur eine einzige harte Währung zählt:
Leistung
Und so hoffst Du, durch Leistung und Perfektionsstreben endlich die Anerkennung zu erhalten, nach der Du Dich sehnst. Du entfernst Dich immer weiter von Dir selbst, negierst Deine eigenen Bedürfnisse, um endlich gesehen und geliebt zu werden. Doch irgendwann hörst Du eine leise innere Stimme, die alles in Frage stellt.
Du hast das Gefühl, nicht Dein eigenes Leben zu führen, sondern das einer Anderen, übst einen Beruf aus, den Du eigentlich nicht magst, hast „Freunde“, denen Du nicht erzählen kannst, wie es Dir wirklich geht, weil Du ja schließlich die Fassade aufrechterhalten musst und Du Deine wahren Bedürfnisse mit hohlen Ablenkungen abtötest. Weil Du die innere Leere nicht mehr erträgst. Spätestens dann kommen Junk-Food, Zigaretten, Alkohol, endlose Serien-Marathons, übermäßiger Selbstoptimierungs-Wahn, exzessiver Sport oder ein Abtauchen inesoterische Welten zum Einsatz. Um endlich nichts mehr oder wieder etwas zu spüren.
Diese Ablenkungsmanöver sind ungefähr so hilfreich, wie Farbe über die Risse im Mauerwerk Deines Lebens zu kleistern. Der Riss mag kurzzeitig kaschiert sein, doch die Fassade wird über kurz oder lang einstürzen. Spätestens dann, wenn Dir klar wird, dass Du endlich aus diesem Alptraum aufwachen willst, beginnst Du, Dich zu fragen:
Wer bin ich?
Wo stehe ich?
Was will ich eigentlich wirklich?
Als ich an diesem Punkt stand, suchte ich Antworten in Religionen, in der Psychologie und Philosophie, in schamanischen Lehren, alten Heiltraditionen aber auch in integralen Konzepten.
Ich bin fündig geworden. Über einen kleinen Umweg von knapp sechzig Jahren. Heute kann ich sagen: Ich bin heimgekommen. Der Weg führte mich kreuz und quer durch die Welt. Von den Lehren der Altai-Schamaninnen hin zu andinen Heilerinnen, von afrikanischen Medizinfrauen zu alpenländischen Bäuerinnen, von sibirischen Heilerinnen zu Mapuche und Aymara Frauen in Chile, von heimischen Sagen und Märchen zu den mexikanischen Cantaoras, die mit Geschichten heilen.
Wenn ich zurückblicke auf die Jahre meiner Wanderschaft durch die unterschiedlichen Heiltraditionen, dann wird mir immer bewusster: Mögen wir auch unterschiedliche Sprachen sprechen, so haben wir Frauen eines gemeinsam:
Wir alle sind Töchter der Erde
Und ob wir sie nun Pachamama, Percht, Parvati, Yemayá oder Frau Holle nennen, sie ist unsere große Mutter.
Als Töchter, Mütter, Geliebte, Großmütter, dienen wir alle dem Leben und heilen auf unsere ureigene Art. Durch Geschichten, Lieder, Tränke, Handauflegen, warme Hühnersuppen und manches Mal auch nur durch ein Lächeln.
Die Welt der heilkundigen Frauen ist bunt und vielfältig. Da gehört die warzenbesprechende Heilkundige aus dem Alpenraum genauso dazu wie eine Kahuna aus Hawaii, sibirische Schamaninnen, die Curandera aus Lateinamerika oder die tibetische Heilerin aus der Bön-Tradition. Und je nachdem, aus welchem Kulturkreis die indigenen Heilkundigen stammen, arbeiten sie mit Fetischen, beseelten Gegenständen, Worten, Symbolen oder auch durch das Bewegen von Energie.
Die Sicht auf die Welt entscheidet über die Form des Heilens
Du kannst Dir vorstellen, dass die Heilkundigen einer Kultur, die Jahrhunderte lang unterdrückt, ausgebeutet und verfolgt wurden, andere Techniken nutzen. Sie arbeiten mit Schutzritualen, Abgrenzung, Manipulation und Verteidigung.
Heilkundige hingegen, die keine Kriege erlebt haben und deren einziges Ziel darin bestand, eine harmonische Verbindung zu Mutter Natur und den Naturgewalten, denen man in früherer Zeit ausgesetzt war, herzustellen, sehen harmonische Beziehungen, Integration und verbindende Kommunikation als Weg persönlicher Entwicklung.
Es gibt keinen besseren oder schlechteren Weg, nur einen, der zu Dir passt, oder auch nicht. Und das kommt ganz auf Deine Sicht auf die Welt an. Wenn Du die Welt als Haifischbecken siehst, in dem ein Fressen und Gefressenwerden herrscht, dann wirst Du versuchen, Fähigkeiten wie Verteidigung, Schutz, Angriff, Strategien, Abwehrtechniken usw. zu stärken.
Erlaubst Du Dir jedoch, die Welt als einen Ort wahrzunehmen, dem es guttut, wenn harmonische Verbindungen entstehen, den Du unterstützen kannst, wenn Du lernst, ausgleichende Fähigkeiten zu entwickeln, dann kannst Du Dir und anderen helfen, zu einer dem Leben dienenden Gemeinschaft zusammen zu wachsen.
Und genau an dieser Stelle steht für mich das weibliche Heilwissen, das aufgespannt ist zwischen den großen transformativen Schwellen: der Geburt und dem Tod.
Warum ich weibliches Heilwissen lehre
Ich war nicht immer schon ein Weib. In meiner Lehrzeit bestand ich sogar darauf, dass man mich mit „Fräulein Schmid“ anredete. Ich sehe meinen ehemaligen Chef immer noch dabei schmunzeln, wenn ich ihn korrigierte.
Während ich unter Frauen lernte, mich gut zu benehmen, den Ansprüchen zu genügen, meine Pflichten zu wahrzunehmen, den Mund zu halten und zu funktionieren (kein Wunder, dass ich gegen das Frausein rebellierte), erklärte mir eine alte Weise im Outback von Mombasa, was es heißt, ein Weib zu sein. Wie eine Königin saß sie vor ihrer Hütte, nahm gelassen den Strom von Touristen hin, die auf der Suche nach „echtem Stammesleben“ waren.
„Dada yangu“, so begann sie, was so viel wie „meine Schwester“ hieß, „eine echte Frau kann nur unter echten Frauen zur echten Frau werden“. Ziemlich banal, dachte ich. Doch ich unterbrach sie nicht und hörte weiter aufmerksam zu. „Glaubst Du denn, wir tauschen beim gemeinsamen Kochen nur Backrezepte aus? Da geht's um ganz andere Rezepte!“ grinste sie mich verschmitzt an.
Das erinnerte mich an die nährenden Momente im Kreis italienischer Frauen in der Küche meiner Fast-Schwiegermutter, die – während sie frische Meeresfrüchte zubereiteten – den jungen Mädchen in der Runde erklärten, wie gewisse Eier zu behandeln wären und dabei schallend lachten.
Dieser mehrdeutige Weiberratsch gab mir, in der Rückschau, ganz viel Selbstbewusstsein und das Gespür meiner unantastbaren Würde. Und: Ich konnte einen Hauch des ewigen Kommens und Gehens, Werdens und Sterbens im Kreis dieser wunderbaren Frauen erfassen.
Jahrzehnte später wurde mir klar, dass dies ein Ort der Initiation ins Weib-Sein war. Im Kreis dieser Frauen konnte ich meine gerade knospende Weiblichkeit in allen Facetten erforschen, die Vielfältigkeit von Frauen erleben und darin, behütet und geliebt als die, die ich bin, mein ganz individuelles weibliches Sein entwickeln. Als Weib fühle ich mich tief verbunden mit der großen Mutter, der Natur. Sie lehrt mich, was ich für ein gutes Leben brauche:
Sie lehrt mich, wann es Zeit ist zu handeln und wann es an der Zeit ist, Ruhe zu geben.
Sie lehrt mich, dass es, auch wenn im Außen nichts sichtbar ist, tief im Inneren bereits keimt,
dass es nichts bringt, etwas ins Licht zu zerren, wenn die Zeit noch nicht reif ist.
Sie lehrt mich, dass es in ihrer Welt nichts Richtiges und Falsches gibt, sondern dass es einfach ist, wie es ist.
Sie zeigt mir einen Raum jenseits von Schuld.
Sie lehrt mich, dass jedes Handeln oder Nichthandeln Konsequenzen trägt.
Sie zeigt mir, wie Dinge reifen.
Sie erinnert mich, wenn es Zeit wird, den Wildwuchs zurückzuschneiden.
Sie lehrt mich, die Ernte einzufahren,
gut für mich und andere zu sorgen,
dass alles seinen Sinn und seinen Platz hat und dass Verbundenheit und Kontakt untereinander überlebenswichtig sind.
Wenn wir uns in den Zyklen des Lebens erfahren und unseren eigenen inneren Frühling, Sommer, Herbst und Winter entdecken, dann verstehen wir auch, was uns hindert und blockiert, aber auch was uns stärkt und nährt. Dann sind wir kein Spielball mehr von unbekannten Kräften, sondern aktive Gestalterin unseres Lebens – und zwar in Harmonie mit der Natur.
Wir sind Natur
Und als solche pulsieren wir in den gleichen Zyklen und Rhythmen. Wir sind durch und durch zirkuläre Wesen; und selbst, wenn uns die heutige Leistungsgesellschaft eher Landkarten unter die Nase hält, die schnurstracks von A nach B gehen, so fühlen wir uns endlich angekommen, wenn wir uns im Kreis bewegen.
Willst Du heimkommen, geh‘ im Kreis
Das Medizinrad oder Radl, wie ich es liebevoll nenne, trägt das ganze Leben in sich und hat meiner Meinung nach alle Antworten parat, die das Leben an uns stellt. Deshalb möchte ich Dir im ersten Teil des Buchs meine Sicht auf das Radl als zirkulären Lebensentwurf an die Hand geben.
Im zweiten Teil mache ich Dich mit meinem über Jahrzehnte gesammelten Heilwissen aus aller Welt bekannt, das ich von den unterschiedlichsten Medizinfrauen erfahren habe. Ganz praktisch.
Ich lade Dich dazu ein, runter vom Sofa und raus in die Natur zu gehen. Nur so kannst Du die Wirkungen erfahren, die in diesen kraftvollen Übungen stecken.
Mögen Dir meine gesammelten Erfahrungen und meine Erkenntnisse dabei helfen, Dir selbst zu begegnen, zu heilen und ein Leben in Leichtigkeit und Freude zu führen.
Von Herz zu Herz und Weib zu Weib, Deine Mia
Wie sehr ich das Wort Weib liebe!
Für mich beinhaltet dieses Wort alles, wofür für mich ein erdverbundenes, sinnliches, humorvolles, selbstbewusstes, weibliches Wesen steht. Eine, die sich selbst gefunden hat, die sowohl ihren Verstand als auch ihren Instinkt in Entscheidungen mit einbezieht, die in Moll als auch in Dur zuhause ist, ihre Wurzeln kennt und liebt und keine Angst davor hat, ihre Kanten zu zeigen.
Ich liebe diese Prachtweiber!
Und doch wurde ich schon oft von Frauen dafür geteert und gefedert, weil ich das Wort benutzte. „Nestbeschmutzerin“ war noch das netteste Wort in Kommentaren. Mangelnder Feminismus wurde mir vorgeworfen. Wie ich Frauen nur so abwerten könne. Doch hinter meiner Liebe zu dem Wort steckt eine ganz andere Geschichte ….
Am Anfang war das Weib …
Drehen wir das Rad der Weltgeschichte zurück und zwar noch ein ganzes Stück weiter als zu Zeiten der Germanen und der Kelten. Auch wenn sich Historiker streiten, ob Bayern nun schon vor 600.000 oder 300.000 Jahren v.Chr. schon vom „alten Volk“ besiedelt war – die Kelten kamen erst 150 – 50 v.Chr. nach Bayern und mit ihnen Konventionen wie die Ehe.
Schließlich musste man sicherstellen, dass die Erben „eigene“, also selbstgemachte waren. In dieser Zeit wurden Frauen, je nach Stellung unterschiedlich bezeichnet:
Während das ungezähmte – heute würde man dazu „indigene“ oder „originäre“ – weibliche Wesen „Wib“ genannt wurde, nannte man ein verheiratetes weibliches Wesen „hohe Frow“.
Die Spaltung der Frauen und die damit einhergehende Abwertung der „natürlichen, instinkthaften, erdverbundenen Weiber“ gegenüber der weggesperrten Standesfrauen, war die Folge. Die „hohe Frow“ war zwar durch die Ehe in Sicherheit, bezahlte jedoch einen hohen Preis dafür.
Wie bricht man die Kraft von prachtvollen, eigensinnigen Weibern des alten Volkes? Indem man sie nach „neuem Recht“ der Invasoren zwangsverheiratete oder als Sklaven unterjochte. Eine Form der Einflussnahme, die auf der ganzen Welt, insbesondere während der Kolonialisierung, gerne angewandt wurde.
Was Angst macht, wird bekämpft und klein gehalten
Wie kann man als „hohe Frow“ seinen Stand bekräftigen? Am besten, ich werte mich auf und die niedriger gestellte Geschlechtsgenossin ab. Ich mache mich lustig über sie, verachte ihre Fertigkeiten und erhöhe mich durch materiellen Besitz wie wertvollere Kleidung, Schmuck etc. Ich hebe mich dadurch ab, dass ich keine „niedrigen Arbeiten“ verrichte, sondern höchstens sticke oder andere Arbeiten innerhalb der Gemäuer verrichte. Was mir dadurch verloren geht, ist der Bezug zur Natur.
Doch nicht nur die Frauen werteten die „Wib“ ab. Für die Überlagerer sind sie Freiwild. Ihr wildes Wesen, ihr Ungebändigtsein „törnt sie an“ und wird zur gleichen Zeit verteufelt. An unabhängigen, instinktiven, eigensinnigen „Weibern“ haben sich auch so manch berühmte Männer die Zähne ausgebissen. So schreibt Nietzsche in seinem Werk „Also sprach Zarathustra:
Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht
Wie er auf diese Idee kam?
Nietzsche war von einer außergewöhnlichen Frau namens Lou Salome angezogen. Lou Salome war eine faszinierende Persönlichkeit ihrer Zeit – authentisch, selbstbewusst, intelligent und schön. Oft wird sie als "Femme fatale" beschrieben.
Nietzsche verliebte sich in Lou Salome, nur um von ihr bitter enttäuscht zu werden. Die Enttäuschung traf ihn so hart, dass er verbittert und gehässig wurde. Dennoch fand er später die innere Stärke, sein Meisterwerk "Also sprach Zarathustra" zu verfassen.
Im ersten Teil dieses Werkes erscheint ein "altes Weiblein", das Zarathustra den berühmten Satz sagen ließ. In der Figur des alten Weibes fand sich übrigens seine Schwester Elisabeth wieder, die ihn vor ungezügelten Frauen warnen wollte.
Mein Fazit:
Wird man als Mann einem Weib nicht „Herr“, muss man es eben abwerten und sich mittels Sublimation durch die schönen Künste auch noch das eigene Selbst erhöhen.
Die lange Phase der angepassten, unterdrückten Frauen
Erforscht man die Geschichte der Frau, so war sie über Jahrhunderte nur durch eine standesgemäße Heirat „jemand“. In Österreich heiratete eine Frau sogar auch gleich den Titel ihres Mannes mit und wurde so zu „Frau Kommerzialrat“.
Seit der Emanzipationsbewegung fordern Frauen die Gleichstellung und erobern sich immer mehr Räume der männlich dominierten Berufswelten. Was jedoch auf der Strecke blieb, ist die Rückeroberung der unweiblichen Räume und des Begriffs Weib. Denn immer noch haftet diesem Wort eine enorme Abwertung an.
Alle sprechen von der neuen Weiblichkeit, doch keine will ein Weib sein
Die Entdeckung der Weiblichkeit ist Trend in der Selbsterfahrungs-Szene. Keine Stadt, in der es nicht mindestens ein „entdecke die Göttin in Dir“ – Seminar gibt.
Da wird nun das „toxisch Maskuline“ an den Pranger gestellt und die ganze Welt der Göttinnen angerufen, ein neues Frauenbild zu kreieren. Doch hilft es wirklich, uns göttinnengleich hochzustilisieren? Oder wäre nicht doch ein „zurück zu unseren Wurzeln“ der hilfreichere Weg, uns (wieder) zu finden?
Findet man womöglich gar in der Erforschung des Weib-Seins zurück zur Weiblichkeit? Doch wo findet man denn heutzutage noch „Weiber“?
Was ist denn überhaupt ein Weib?
Ein Weib ist für mich ein weibliches Wesen, das in das zyklische Weltbild initiiert ist. Sie kennt die Gezeiten des Lebens, den Rhythmus der Natur und weiß, dass Prozesse spiralförmig ablaufen. Sie sieht die Welt nicht in Gegensätzen sondern als Komplementäre, deren Wirkkraft harmonisiert werden kann.
Sie kennt und schätzt ihre inneren Jahreszeiten und hat eine tiefe Verbindung zu allem, was ist. Sie lebt das „sowohl-als-auch“ ohne Wenn und Aber. Doch um dort hinzugelangen, braucht eine in der Leistungsgesellschaft sozialisierte Frau Wegbegleiterinnen, die sie durch das Niemandsland zwischen dem Tun und dem Sein führt …
Weib-Sein lernt man unter Weibern
„Ich habe noch nie so eine unglaublich wohlwollende Verbindung zwischen Frauen erlebt“, sagt Beate, seitdem sie ihren „Weiberkreis“ gefunden hat. „So angenommen und wertgeschätzt habe ich mich unter Frauen bisher noch nie gefühlt.“
Beate beschreibt, was geschieht, wenn „Weiber-Räume“ eröffnet werden und sich dabei alle Frauen als gleichwertige Töchter von Mutter Natur erkennen und erfahren:
„Wenn Du einmal die Verbundenheit erlebt hast, die unter Weibern herrscht, dann willst Du dieses Gefühl jenseits von Konkurrenz, Neid und Missgunst nicht mehr missen!“
Weiber stehen uns zur Seite und erinnern uns daran, wenn wir den Weg verlieren
Das durfte ich erfahren, als meine Blogger-Mentorin Judith Peters aka Sympatexter zum „claimen“ aufrief. Gemeinsam halfen sich eine Gruppe von Frauen, ihren Claim zu entwickeln. Eine Woche lang erforschte, verwarf, erneuerte ich Claim-Ideen, bis ich so weit weg von mir und dem, was ich lehre, war, dass ich in der allgemeinen Marketing-Pampe verschwand. Wie gut, dass es in der Gruppe so viele Prachtweiber gab, die mich immer wieder darauf hinwiesen: „Aber Mia, wo ist denn in deinem Claim das Weib?“ Wie recht sie hatten! Denn eine „Mia ohne Weib“ ist unvorstellbar!
Der Kreis schließt sich
Ich glaube, dass wir ein neues Weltbild mit veränderten Werten nur erschaffen können, wenn sich weise, lebenserfahrene Frauen wieder an die Kraft der Weiblichkeit anbinden und als initiiertes Weib ihren Platz als Ratgeberinnen– oder Mentorinnen, wie „elder“ heute oft genannt werden, wieder einnehmen.
Wenn wir die Landschaften der Seele durchwandern wollen, ist uns das Medizinrad eine wunderbare Begleitung. Es ist ein uraltes Modell, das uns das Leben zyklisch erklärt. Auf unserem Weg durch das weibliche Heilwissen ist es uns Kompass und Landkarte zugleich.
Für uns, die wir im mechanistischen Weltbild aufgewachsen sind, in dem es schnurstracks von A nach B geht, ist das erst einmal ein ungewöhnlicher Blick. Im Rad geht es nicht um ein lineares Erleben der Welt, das zwischen Geburt und Tod aufgespannt ist. Es geht auch nicht um ein Höher, Weiter, Schneller, Erfolgreicher, das sich auf der Jagd nach Wachstum maßlos erschöpft.
Im Rad gibt es andere Kriterien.
Da gibt es Wachstumsphasen, aber auch Ruhephasen, die ebenso wichtig sind. Im Rad ist das Scheitern Teil des Prozesses, nicht Aussortierungsmerkmal, wie im linearen Weltbild, wo nur die Besten gewinnen. In dem es nur EINEN Sieger gibt. Das Scheitern erfahren wir im Rad als einen Impuls zu reifen, tiefer zu werden.
Im Rad hat jedes einzelne Grad der vollen 360 Grad eines Kreises seinen Sinn und seinen Platz. Fällt nur ein Grad weg, wird nur ein Grad als nicht gut genug aussortiert, abgespalten, gerät das ganze Sein in eine Unwucht und Du fällst aus der Mitte.
Stell‘ Dir vor, der Kreis, den Du hier siehst, ist die Welt, die Dich umgibt. In dieser Welt findest Du Deine Familie, Deine Freunde, Deine Widersacher, Deine Arbeitskollegen und vielleicht sogar etwas Größeres, das jenseits Deiner Vorstellungskraft wirkt. Dich müssen wir natürlich auch einfügen. Und da es um Dich geht, lassen wir Dich im Mittelpunkt des Kreises Platz nehmen.
Stell Dir weiter vor, Du würdest tatsächlich als einzelner Punkt in einer unendlichen Weite existieren. Da wäre wahrscheinlich Dein erster Gedanke:
Wo bin ich?
Eines unserer größten Bedürfnisse ist es, uns zu verorten. Zu verstehen, wo wir uns gerade befinden, woher wir kommen, wohin wir gehen und wie wir wieder zurück nach Hause finden. Das versuchen wir seit Anbeginn der Menschheit durch das Beobachten unserer Umwelt. Eine große Hilfe dabei war die Sonne, die man dabei beobachten konnte, wie sie jeden Tag verlässlich immer wieder auf einer Seite aufging, den Tag über den Himmel wanderte und am Abend auf der gegenüberliegenden Seite unterging. Schnell gab man den Himmelsrichtungen Namen und sie wurden in die Verortung mit einbezogen.
Lass uns diese Begriffe auch gleich in unsere Zeichnung einfügen. Da gibt es jetzt also den Osten, den Süden, den Westen und den Norden.