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Fettleber auf dem Vormarsch Die Zahlen sind erschreckend: Mehr als ein Drittel der Erwachsenen leidet an einer Fettleber und sogar jedes dritte übergewichtige Kind ist daran erkrankt. Die gefährliche Volkskrankheit kann durch einen ungesunden Lebensstil, Übergewicht, Bewegungsmangel oder andere Erkrankungen ausgelöst werden. Glücklicherweise kann sich die Leber von Schäden erholen und selbst regenerieren. Kristin Kirkpatrick und Dr. Ibrahim Hanouneh zeigen, wie der Neustart für Ihre Leber reibungslos gelingen kann! Das unterschätzte Organ Viele unterschätzen die Leber, wenn es um die eigene Gesundheit geht – und sabotieren diese dabei unbewusst. Dabei spielt die Leber eine wichtige Rolle für - einen gesunden Stoffwechsel, - die Herzgesundheit, - das Entzündungsmanagement, - die Entgiftung, - das mentale Wohlbefinden und - optimale kognitive Leistungsfähigkeit. Neustart für Ihre Leber Basierend auf neusten wissenschaftlichen Studien stellen die beiden Autoren Ihnen die vier Stoffwechseltypen vor, die die Grundlage für die Lebererneuerungspläne bilden. Diese lassen sich individuell zusammenstellen und an Ihren Lebensstil anpassen. Ob Single, Paar oder Familie – jeder findet das passende Programm. Zusätzlich helfen Ihnen Tipps für - eine ausgewogene Lebensweise, - mehr Bewegung sowie - simple Rezepte und Ernährungspläne, die eine Keto-, Low- oder High-Carb- sowie mediterrane Ernährungsform berücksichtigen. Dadurch können Sie nicht nur akute Leberbeschwerden behandeln, sondern auch neue effektiv verhindern und Ihre Gesundheit bestmöglich unterstützen!
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Seitenzahl: 536
Kristin KirkpatrickDr. Ibrahim Hanouneh
DERLEBERCODE
Entdecken Sie Ihren Stoffwechseltyp und stärken Sie Ihre Leber für ein langes und gesundes Leben
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1. Auflage 2025© 2025 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbHTürkenstraße 8980799 MünchenTel.: 089 651285-0
Die englische Originalausgabe erschien 2024 bei Hachette Go, an imprint of Perseus Books LLC, a subsidiary of Hachette Book Group, Inc., New York, New York, USA unter dem Titel Regenerative Health. Discover your Metabolic Type and Renew your Liver for Life. © 2024 by Kristin Kirkpatrick and Ibrahim Hanouneh. All rights reserved.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Übersetzung: Mario ZerbstRedaktion: Dr. Susanne MeinreinkenUmschlaggestaltung: Sonja StiefelUmschlagabbildung: AdobeStock/kardeliya_rosyIllustrationen im Innenteil: Tomoko Shibusawa (sofern nicht anders angegeben)Satz: inpunkt[w]o, Wilnsdorf, www.inpunktwo.deeBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7423-2707-9ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-2467-9
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.rivaverlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
Für meine ersten Freunde, die immer die allerbesten bleiben werden, Dima und Mo.Ibrahim
Für meinen wunderbaren Ehemann Andy – eigentlich gebührt die Ehre allein dir! Kristin
Spider-Man besitzt viele eindrucksvolle Talente und Fähigkeiten: Er kann Wände hochklettern, Spinnennetze aus seinen Händen schießen und Gefahren intuitiv erspüren. Aber seine vielleicht wichtigste Superkraft ist die Fähigkeit, sich selbst reparieren zu können; denn nur so kann er auch weiterhin den Frieden wahren.
Ihre Leber hat große Ähnlichkeit mit Spider-Man: Sie besitzt viele Fähigkeiten und erfüllt über 300 lebenswichtige Aufgaben in Ihrem Körper. Zum Beispiel verstoffwechselt sie Ihre Nahrung und gewinnt Energie daraus. Sie filtert Giftstoffe aus dem Blut heraus und arbeitet eng mit allen anderen wichtigen Organen (beispielsweise Herz, Gehirn und Nieren) zusammen. Doch eines unterscheidet die Leber grundlegend von diesen anderen Organen − nämlich die Tatsache, dass sie sich selbst regenerieren kann. Wenn jemand einem geliebten Menschen, der eine Transplantation braucht, einen Teil seiner Leber spendet, wachsen die Leber des Spenders und des Empfängers innerhalb weniger Wochen wieder auf ihre ursprüngliche Größe an. Das ist wirklich eine unglaubliche Leistung – fast wie aus einem Comicbuch.
Und das ist auch gut so, denn genau wie ein Superheld ist auch Ihre Leber immer wieder Gefahren aus ganz verschiedenen Richtungen ausgesetzt. (Über diese Gefahren und andere Risikofaktoren für die Entstehung einer Fettleber werden Sie in den nächsten Kapiteln noch mehr erfahren. Zu den Risikofaktoren für Ihre Leber gehören unter anderem: Lebensmittel, die es leider an jeder Ecke zu kaufen gibt und die dem Körper viele Kalorien, aber nur wenige wertvolle Inhaltsstoffe liefern; zu kurzer oder schlechter Schlaf; zu wenig Bewegung; Umweltgifte; Typ-2-Diabetes und andere Stoffwechselprobleme oder -erkrankungen.)
Es gibt jedoch einen sehr wichtigen Unterschied zwischen Ihrer Leber und Spider-Man: Er braucht zwar vielleicht ein bisschen länger, um sich nach mehreren gefährlichen Herausforderungen zu regenerieren; aber früher oder später erholt er sich doch immer wieder. Ihre Leber dagegen kann irgendwann einen Kipppunkt erreichen, an dem ihre Regenerationsfähigkeit verloren geht – und dann bleibt nur noch ein einziger Ausweg: die Lebertransplantation.
Diese Tatsache hat uns dazu inspiriert, im Jahr 2017 unser erstes Buch Neustart für die Leber: Die einzigartige Kur, die den gesamten Stoffwechsel gesund macht zu schreiben. Damit wollten wir unsere Leser auf die zunehmende Epidemie der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) aufmerksam machen und ihnen Ernährungs- und Lebensstilstrategien empfehlen, mit denen wir Tausenden von Patienten geholfen haben, das Fortschreiten dieser heimtückischen, symptomlosen Krankheit aufzuhalten oder sie womöglich sogar zu heilen. Bei der NAFLD wird gesundes Lebergewebe durch Fettzellen ersetzt – und zwar nicht, weil man zu viel Alkohol trinkt, sondern weil man sich falsch ernährt. Man bezeichnet diese Fettleber als symptomlose oder »stumme« Erkrankung, weil die meisten Menschen, die darunter leiden, nichts davon wissen. Denn wie Sie noch erfahren werden, sind die Symptome dieser Krankheit normalerweise sehr allgemein und unspezifisch; stärkere Beschwerden stellen sich erst ein, wenn sie schon sehr weit fortgeschritten ist. Die meisten Menschen erfahren erst dann von dieser Erkrankung, wenn der Arzt ihnen nach einer Blutabnahme im Rahmen einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung mitteilt, dass ihre Leberwerte zu hoch sind.
Aber es ist ungeheuer wichtig, Ihre Leber gesund zu erhalten. Denn auch wenn Sie bei dem, was Sie für Ihre Gesundheit tun, vielleicht nicht in erster Linie an Ihre Leber denken, ist dieses Organ doch das Scharnier, das darüber entscheidet, in welche Richtung es für Ihre Gesundheit weitergeht. Dieses Organ spielt für viele Aspekte Ihrer Gesundheit eine wichtige Rolle, zum Beispiel für Ihr geistiges und psychisches Wohlbefinden und für die Gesundheit Ihres Herzens und Stoffwechsels (wozu auch Ihre Blutzuckerwerte gehören). Auch an chronischen Entzündungsprozessen im Körper ist die Leber beteiligt. Also sollten wir unbedingt dafür sorgen, dass dieses für Ihre Gesundheit so wichtige Organ weiterhin gesund bleibt!
Denn zum Glück gibt es auch eine gute Nachricht: Dank der regenerativen Eigenschaften der Leber lässt eine Fettlebererkrankung sich (sofern sie nicht schon das Endstadium erreicht hat) problemlos behandeln und sogar heilen – das erleben wir in unserer ärztlichen Praxis tagtäglich. Wir beide sind nämlich nicht nur ein Autorenteam, sondern auch im Gesundheitsbereich tätig: Ibrahim hat sich als Arzt auf Lebererkrankungen spezialisiert und längere Zeit an der Cleveland Clinic und der Mayo Clinic gearbeitet. Jetzt behandelt er in dem medizinischen Versorgungszentrum MNGI Digestive Health in Minneapolis Patienten und leitet die dortige Forschungsabteilung. Kristin ist als staatlich geprüfte Ernährungsberaterin in der Abteilung für Wellness und Präventivmedizin der Cleveland Clinic tätig. Unserer Meinung nach ist diese Kombination aus medizinischem und ernährungswissenschaftlichem Fachwissen (zusätzlich zu unserer Erfahrung in der Behandlung von Patienten an einigen der besten medizinischen Zentren der USA, wo wir Menschen zu nachhaltigen Lebensstiländerungen anleiten) genau das Richtige, um eine Krankheit in den Griff zu bekommen, für die es keine pharmakologischen oder chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Gemeinsam bieten wir – Kristin und Ibrahim – unseren Lesern eine ganzheitliche Behandlungsstrategie an, die in der modernen Medizin leider nur allzu oft fehlt.
Wir müssen den Menschen ans Herz legen, wie wichtig die Gesundheit ihrer Leber ist. Denn die Häufigkeit von Fettlebererkrankungen hat in den Jahren seit dem Erscheinen unseres ersten Buchs erheblich zugenommen: Mittlerweile liegt bei einem von vier Menschen weltweit eine bereits vom Arzt diagnostizierte Fettleber vor; Millionen anderer Menschen leiden an einer Lebererkrankung, ohne etwas davon zu ahnen. Und was ganz besonders besorgniserregend ist: Auch bei vielen Kindern und Jugendlichen ist die Leber bereits erkrankt; und je länger solche Krankheiten bestehen, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie über das Stadium hinaus fortschreiten, in dem sie noch heilbar wären. Das sind keine guten Nachrichten.
In den letzten Jahren hat es aber auch positive Entwicklungen gegeben: Mit der zunehmenden Häufigkeit von Fettlebererkrankungen hat sich nämlich auch unser Wissen über deren Behandlung verbessert.
Wie Sie in diesem Buch erfahren werden, hat sich unser Wissensstand über die Ursachen der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung in den letzten Jahren von Grund auf verändert. Denn schließlich ist medizinisches Wissen – genau wie unser Gesundheitszustand – nicht »in Stein gehauen«. Früher war man der Meinung, dass Fettleibigkeit die Hauptursache für eine Fettlebererkrankung ist; deshalb gab man einfach allen betroffenen Patienten den Rat, abzunehmen. (Manche Ärzte, die die neuesten Forschungsergebnisse nicht verfolgt und in ihr therapeutisches Vorgehen integriert haben, sind auch heute noch dieser Meinung.) Inzwischen wissen wir jedoch, dass es nicht auf die Zahl auf der Waage ankommt, sondern auf ganz andere Werte, in denen sich Ihre allgemeine Stoffwechselgesundheit widerspiegelt – zum Beispiel auf Ihren Blutzuckerspiegel, Ihren Blutdruck und Ihren Taillenumfang.
Der neue Ansatz zur Behandlung der Fettlebererkrankung ist viel individueller. Inzwischen weiß man zum Beispiel einerseits, dass Sie übergewichtig sein und trotzdem einen gesunden Stoffwechsel haben können; andererseits gibt es aber auch normalgewichtige Menschen, die in Gefahr sind, eine Stoffwechselerkrankung zu entwickeln.
In diesem Buch werden wir Ihnen vier verschiedene Stoffwechseltypen vorstellen: Typ »Vorbeugung« (schlank und gesund), Typ »Fine-Tuning« (nicht schlank, aber gesund), Typ »Rekalibrierung« (schlank, aber trotzdem krank) und Typ »Regeneration« (krank und nicht schlank). Und wir werden Ihnen auch helfen herauszufinden, in welchen dieser vier Quadranten Sie fallen und wie Sie Ihre Ernährungs- und Lebensstilstrategie auf Ihr individuelles Stoffwechselprofil abstimmen können.
Es gibt aber nicht nur vier verschiedene Stoffwechseltypen, sondern auch vier verschiedene Lebererkrankungsstadien, auf die wir unsere Lebensstilempfehlungen in diesem Buch abgestimmt haben. Unter anderem werden Sie erfahren, wie Sie der Entstehung einer Fettleber von vornherein vorbeugen können – sowohl bei sich selbst als auch bei Ihren Kindern. Unser Buch ist so aufgebaut, dass Sie darin problemlos den Ernährungsplan finden können, der zu Ihrem Stoffwechselprofil, dem Stadium Ihrer Lebererkrankung, Ihrem persönlichen Lebensstil und Ihren Zielen passt. Und für den Fall, dass Sie Kinder haben, finden Sie in unserem Buch auch einen Familien-Ernährungsplan, mit dessen Hilfe Ihre ganze Familie sich gesünder ernähren kann, ohne sich dabei aufs Abnehmen konzentrieren zu müssen. (Denn das kann aus verschiedenen Gründen problematisch sein, die wir in Kapitel 10 noch näher erläutern werden.)
Alle unsere Essenspläne basieren auf der Mittelmeerdiät – denn die gehört nachweislich zu den gesündesten Ernährungsformen, die es gibt. Bei unseren Ernährungsplänen geht es in erster Linie darum, Ihren Gesamtkonsum an Kohlenhydraten einzuschränken und die Kohlenhydrate, die Sie zu sich nehmen, gleichzeitig aufzuwerten: Das heißt, Sie sollen zu nährstoffdichteren kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln greifen. Keiner unserer Ernährungspläne ist sehr kohlenhydratarm (also »low-carb« oder ketogen), weil wir diese Pläne bewusst so gestaltet haben, dass man sich ein Leben lang daran halten kann.
Außerdem geben wir Ihnen auch noch andere Tipps für eine leberfreundliche Lebensweise mit auf den Weg: Zum Beispiel können Sie Ihrer Leber etwas Gutes tun, indem Sie sich mehr bewegen und den negativen Auswirkungen von Stress entgegenwirken. Sie werden bald merken, wie gut es sich anfühlt, wenn Sie Ihrer Leber alles geben, was sie braucht, um optimal zu funktionieren!
Wir wissen, wie verlockend es ist, sich nun gleich mit Feuereifer in dieses Vorhaben hineinzustürzen und Ihre Ernährung und Ihren Lebensstil von Grund auf zu ändern. Vor allem, wenn Sie erst vor Kurzem erfahren haben, dass Sie an einer Fettlebererkrankung leiden, möchten Sie natürlich am liebsten sofort loslegen. Doch eine Fettleber entwickelt sich langsam und allmählich; daher müssen alle Änderungen, die Sie an Ihrem Leben vornehmen, um diese Krankheit zu bekämpfen, von Dauer sein. In diesem Buch finden Sie Checklisten und Selbsttests, mit deren Hilfe Sie Ihre Lebensstiländerungen sorgfältig planen und die Fortschritte, die Sie dabei machen, Schritt für Schritt verfolgen können. Wir empfehlen Ihnen, sich ein Notizbuch oder Tagebuch zuzulegen, in dem es ausschließlich um Ihre Bemühungen um eine gesunde Leber geht. Anhand dieser Notizen können Sie immer wieder in die Vergangenheit zurückschauen und feststellen, wie viele positive Änderungen Sie an Ihrer Lebensweise inzwischen schon vorgenommen haben. Das wird Sie garantiert zum Weitermachen motivieren!
Denken Sie daran: Eine Umstellung Ihrer Ernährung und Ihres Lebensstils ist nicht nur der beste, sondern dereinzige Weg, diese Krankheit zu besiegen. Ihre Leber ist darauf angewiesen, dass Sie sich gut um sie kümmern – denn nur dann kann sie sich auch weiterhin gut um Sie kümmern.
Wissen Sie noch, welche Ermahnung Spider-Mans Alter Ego Peter Parker von seinem Onkel mit auf den Weg bekam? »Mit großer Macht kommt große Verantwortung.« Und auch Sie tragen eine große Verantwortung: Sie müssen etwas für Ihre Leber tun, damit sie Ihnen auch weiterhin dabei helfen kann, die gesundheitlichen Gefahren unserer heutigen Welt zu bewältigen – damit sie ihre Kraft, sich selbst zu regenerieren und Sie gesund zu erhalten, niemals verliert.
Stellen Sie sich vor, Sie überfliegen gerade eine große Metropole. Von oben sehen Sie die Hauptverkehrsstraße, über die die meisten Autos in die Stadt hinein-, durch die Stadt hindurch- und wieder aus der Stadt herausfahren. Und Sie sehen auch die kleeblattartig angelegten Autobahnkreuze, über die der Verkehr auf kleinere Straßen geleitet wird, die wiederum zu verschiedenen Stadtteilen führen. Wenn Sie sich am Boden befänden, würden Sie vielleicht denken, dass die Straßen, die Sie jeden Tag benutzen, für den Verkehrsfluss durch diese Stadt am allerwichtigsten sind; aber aus 9000 Metern Höhe erkennen Sie, dass dieses Straßennetz ein zusammenhängendes Ganzes ist, das das Leben in Ihrer Stadt im Fluss hält – mit anderen Worten: Alle Straßen sind wichtig.
Mit Ihrer Gesundheit ist es ganz ähnlich wie mit solch einer riesigen Großstadt. Ihr Gefäßsystem hat große Ähnlichkeit mit diesen Straßen, und Ihre Gesundheit hängt davon ab, dass jede Straße ohne Staus oder sonstige Hindernisse zu den großen Handelszentren – Herz, Nieren, Magen-Darm-Trakt, Knochen und Leber – führt. Denn wenn dieser Fluss an irgendeiner Stelle blockiert ist, gerät die Gesundheit des ganzen Systems in Gefahr.
In dieser Analogie entspricht die Leber einem öffentlichen Versorgungsunternehmen, das die Straßen von Müll oder (im Fall Ihres Körpers) von Giftstoffen befreit. Aber dieses Versorgungsunternehmen erfüllt auch noch andere wichtige Aufgaben: Zum Beispiel betreibt es die Busse, die die Menschen dorthin bringen, wo sie hinmüssen (das heißt, es sorgt dafür, dass die Makronährstoffe aus Ihrer Nahrung in Ihre Zellen gelangen), und bringt alles in Umlauf, was die Stadt für die Sicherheit ihrer Bewohner braucht: Beispielsweise streut es vor einem Schneegestöber die Straßen (oder verteilt lebenswichtige Substanzen wie Vitamine und Mineralstoffe in Ihrem ganzen Körper). Mit anderen Worten: Die Leber stellt die Infrastruktur bereit, von der jeder Mensch erwartet, dass sie schlicht und einfach funktioniert, über die sich aber niemand Gedanken macht, solange nichts schief geht.
Vielleicht denken Sie jetzt: »Mit meiner Leber ist doch alles in Ordnung.« Aber da irren Sie sich wahrscheinlich.
Denn die Leber ist ein Organ, das im Stillen leidet: Man merkt es ihr kaum an, wenn es ihr nicht gut geht. Tatsächlich erfahren die meisten Menschen erst dann, dass sie ein Leberproblem haben, wenn sie einen Arzt aufsuchen, der die Vermutung äußert, dass hinter ihren Beschwerden eine angeschlagene Leber stecken könnte – oder der vielleicht ein paar Blutuntersuchungen durchführt und beim Anblick der Befunde sorgenvoll die Augenbrauen hochzieht.
Höchstwahrscheinlich ist Ihre Leber nicht ganz in Ordnung, wenn Sie Anlass dafür haben, sich wegen folgender Erkrankungen Sorgen zu machen:
•Chronische Entzündungsprozesse: Dieses sehr weit verbreitete Problem liegt bei fast allen chronischen Krankheiten (beispielsweise Typ-2-Diabetes, Insulinresistenz, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) vor. Es kann sich verschlimmern, wenn überschüssige Fettzellen in der Leber zerstört werden und eine Immunreaktion auslösen. Diese Reaktion kann zunächst zu Entzündungen in der Leber selbst führen, die sich dann aber über den Blutkreislauf auch auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten können.
•Ihre Herzgesundheit: Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bei Männern und Frauen die häufigste Todesursache sind, ist es durchaus angebracht, sich darüber Sorgen zu machen!
•Ihre Stoffwechselgesundheit (vielleicht, weil der Arzt Ihnen gesagt hat, dass Sie Prädiabetiker sind, oder weil bei Ihnen – wie bei jedem dritten Amerikaner – bereits ein Typ-2-Diabetes festgestellt worden ist)
•Die Gesundheit Ihrer Verdauung, weil Sie an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung oder Zöliakie leiden (oder weil Ihnen vielleicht einfach nur aufgefallen ist, dass Sie immer mehr zunehmen)
•Ihre Knochengesundheit, weil Sie zu den 12,6 Prozent (bei Frauen: fast 20 Prozent) aller über 50-jährigen Amerikaner gehören, bei denen eine Osteoporose diagnostiziert wurde – oder zumindest zu den 43,1 Prozent aller Amerikaner über 50 Jahren, die eine zu geringe Knochendichte haben1
•Die Gesundheit Ihrer Fortpflanzungsorgane (vor allem, wenn bei Ihnen ein polyzystisches Ovarialsyndrom vorliegt)
•Die Gesundheit Ihres Gehirns, wenn Sie unter leichter Vergesslichkeit oder »Gehirnnebel« (Bewusstseinstrübung, die durch verschiedene kognitive Funktionsstörungen charakterisiert ist) leiden oder Ihnen vielleicht sogar bereits besorgniserregende Veränderungen Ihrer kognitiven Fähigkeiten aufgefallen sind
•Ihre psychische Gesundheit: Eine Fettleber geht nämlich überzufällig häufig mit Depressionen und Angstzuständen einher (vor allem bei Frauen).2
Und nun wollen wir einen Blick auf den wichtigsten gesundheitlichen Zusammenhang werfen, nämlich denjenigen zwischen Ihrer Leber und Ihrem Herzen.
Obwohl eine Fettlebererkrankung ein schwerer Schlag für Ihre Gesundheit ist und früher oder später sogar tödlich enden kann, werden die meisten Menschen wahrscheinlich nicht daran sterben.
Ibrahim erklärt seinen Patienten oft, dass die Leber wie ein Auto ist: Sie kann durch den täglichen Verschleiß Beulen und Dellen davontragen. Sie kann sogar in kleinere Unfälle verwickelt werden und Sie trotzdem immer noch an Ihr Ziel bringen. Sie sieht dann vielleicht nicht mehr ganz so schön aus, bleibt aber trotz manch widriger Umstände nach wie vor funktionstüchtig. Doch wenn Sie mit Ihrem Auto immer wieder Unfälle haben, wird es Sie eines Tages nicht mehr zur Arbeit bringen können. Und so wie die meisten Autos, die man auf der Straße sieht, nicht bis zur Unkenntlichkeit verbeult sind, erkrankt auch nur ein kleiner Prozentsatz aller Fettleberpatienten an einer Zirrhose oder einem Leberkrebs.
Die häufigste Todesursache bei Fettleberpatienten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen – meist erliegen sie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall oder den Folgen einer Herzinsuffizienz. Das ist nicht einfach nur ein interessanter Zufall, sondern vielmehr darauf zurückzuführen, dass der angegriffene Zustand Ihrer Leber sich eben leider auch negativ auf Ihr Herz-Kreislauf-System auswirkt. Und dieses Risiko sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache.
Leber und Herz sind wie zwei Partner in einer Liebesbeziehung, von denen jeder seine eigenen Aufgaben hat, die aber eng zusammenarbeiten, damit alles so läuft, wie es sollte. Zum Beispiel bildet die Leber Cholesterin; und eine allmählich entstehende Fettleber produziert mehr von einer bestimmten Cholesterinart, dem sogenannten VLDL (Very-Low-Density-Lipoprotein). Und sobald dieses VLDL im Blut zirkuliert, kann es leicht in kleine, dichte Low-Density-Lipoprotein-Partikel (LDL) umgewandelt werden – die schädlichste Cholesterinform, die es gibt. Dieses LDL beginnt dann, sich in den Arterien abzulagern und den Blutfluss zum Herzen zu beeinträchtigen. Außerdem entstehen, wenn sich Fett in der Leber ansammelt, auch mehr Entzündungsprozesse in diesem Organ. Dadurch schreitet die Fettlebererkrankung voran; und wenn das geschieht, können entzündungsfördernde biochemische Substanzen ins Blut gelangen und die Funktion Ihres Gefäßsystems zusätzlich beeinträchtigen. Es ist, als würde die Leber plötzlich anfangen, Müll auszuspucken, der die Straßen verstopft, die Blut und Nährstoffe zum Herzen hin- und vom Herzen wegtransportieren.
Wir wollen Ihnen dieses Problem aber nicht in den schwärzesten Farben ausmalen. Denken Sie daran, dass Ihre Leber sich regenerieren kann. Sofern Sie nicht schon das Spätstadium einer Lebererkrankung erreicht haben, kann dieses robuste Organ sich immer noch erholen. Und auch etwas anderes sollten Sie nicht vergessen: Wenn Sie sich besser um Ihre Leber kümmern, wirkt sich das auf Ihren ganzen Organismus positiv aus – auf Herz, Nieren, Gehirn, Knochen und Stoffwechsel. Wenn Sie zu dem Drittel aller Menschen gehören, die entweder an einem Prädiabetes oder Diabetes leiden, können Sie mithilfe der leberfreundlichen Strategien, die wir in diesem Buch beschreiben, also gleichzeitig auch etwas gegen Ihren aus dem Gleichgewicht geratenen Stoffwechsel tun.3
Welche Aufgaben erfüllt Ihr Superheldenorgan?
•Giftstoffe aus dem Blut herausfiltern
•Diese Giftstoffe so umwandeln, dass sie ausgeschieden werden können
•Gallenflüssigkeit bilden, die Giftstoffe aus dem Körper heraustransportiert
•Cholesterin produzieren
•Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß verstoffwechseln und speichern
•Glukose verarbeiten, speichern und freisetzen
•Vitamine und Mineralstoffe verstoffwechseln und speichern, zum Beispiel Vitamin A (wichtig für die Gesundheit der Augen), Vitamin K (wichtig für die Blutgerinnung), Vitamin D (wichtig für die Knochengesundheit und das Immunsystem), Kalzium und Phosphat (wichtig für die Knochengesundheit)
•Eiweiße herstellen und speichern, die die Blutgerinnung fördern
Eine Krise, die viele Menschen betrifft
Eine Fettleber verursacht kaum Symptome. Beschwerden bereitet diese Erkrankung erst dann, wenn sie schon sehr weit fortgeschritten ist – wenn man nicht gezielt nach einer Fettlebererkrankung sucht, wird man sie also wahrscheinlich nicht finden. Und leider breitet sich diese Krankheit mittlerweile wie ein Lauffeuer aus. Vor dreieinhalb Jahrzehnten (zwischen 1988 und 1994) lag die Häufigkeit der NAFLD noch bei 5,5 Prozent. Schon ein paar Jahre später (zwischen 1999 und 2004) stieg sie auf 9,8 Prozent. Zwischen 2005 und 2008 erhöhte sie sich erneut, und zwar auf 11 Prozent.4 Und inzwischen haben neuere wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass die derzeitige Häufigkeit der Fettleber schon bei rund 40 Prozent liegt.5 In manchen Untersuchungen wurden sogar noch höhere Zahlen festgestellt (sogar bei asymptomatischen Patienten), nämlich bis zu 46 Prozent.6
Die Anzahl der Amerikaner mit nicht-alkoholbedingten Lebererkrankungen im Spätstadium – also jenseits des Kipppunktes, ab dem eine Heilung nicht mehr möglich ist – hat sich in den zehn Jahren zwischen 1999 und 2009 mehr als verdoppelt.7Und die Anzahl der Patienten, die aufgrund einer nicht-alkoholbedingten Lebererkrankung auf der Warteliste für eine Lebertransplantation stehen, steigt seit dem Jahr 2002 stetig an – wie eine Achterbahn, die langsam, aber sicher bis zu ihrem höchsten Punkt vorrückt.8
Bei diesem Tempo wird, wenn unsere heutigen Kindergartenkinder aufs Gymnasium gehen, weltweit jeder zweite Mensch an einer NAFLD leiden. Stellen Sie sich das einmal vor – 50 Prozent aller Menschen auf der Welt werden dann eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung haben!
Häufigkeit der NAFLD in den USA
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Weltweite Häufigkeit der NAFLD
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Aber es ist nicht nur wichtig, die Anzahl der Menschen zu ermitteln, die an einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung leiden; man muss sich auch darüber klar werden, warum diese Krankheit so weit verbreitet ist.
Seit den 1970er Jahren hat die Fettleibigkeit weltweit erheblich zugenommen. Fettleibigkeit wird in der wissenschaftlichen Literatur immer wieder als Ursache für eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung angegeben. Und als die Fettleibigkeitsraten immer mehr anstiegen, ist die Häufigkeit der NAFLD diesem Muster gefolgt, so wie ein Hund, der seinem Herrchen oder Frauchen brav an der Leine hinterhertrottet.
Doch nur weil Fettleibigkeit und nicht-alkoholische Fettlebererkrankung miteinander korrelieren, muss das noch nicht unbedingt heißen, dass eine NAFLD durch Fettleibigkeit verursacht wird. Die wahren Ursachen dieser Lebererkrankung sind sehr viel differenzierter (und mit diesem Thema werden wir uns in Kapitel 2 befassen).
Eine weitere Krankheit, die eng mit der NAFLD korreliert, ist Diabetes. Dass in naher Zukunft bei einem von zwei Menschen eine NAFLD festgestellt werden wird, ist zwar erschreckend, aber durchaus plausibel, wenn man bedenkt, dass die Fettleber bei Prädiabetikern und Typ-2-Diabetikern besonders häufig vorkommt. Während in der Allgemeinbevölkerung nur zwei von fünf Erwachsenen eine Fettleber haben, sind es bei Typ-2-Diabetikern drei von vier. Das ist ein Unterschied von 40 versus 75 Prozent. Und die meisten dieser Menschen haben keine Ahnung davon, dass ihre Leber in Gefahr ist.
Laut Angaben der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) leidet einer von zehn Amerikanern an Diabetes und einer von drei Amerikanern an einem Prädiabetes.11 Andere Quellen – beispielsweise die International Diabetes Foundation (IDF) – gehen sogar noch von viel höheren Zahlen aus: Laut Angaben der IDF ist einer von sieben Amerikanern Diabetiker.12 Da sowohl Diabetes als auch Prädiabetes das Risiko, eine Fettleber zu entwickeln, deutlich erhöhen und beide Stoffwechselerkrankungen sich in einem derartigen Aufwärtstrend befinden, ist es nur logisch, dass die Häufigkeit der Fettleber ebenso drastisch zunimmt.
Typ-2-Diabetes und Fettlebererkrankung hängen so eng miteinander zusammen, dass die American Diabetic Association ihre Behandlungsstandards im Jahr 2019 aktualisiert hat: Sie empfiehlt jetzt, dass jeder Patient mit Typ-2-Diabetes auf das Vorliegen einer Fettleber hin untersucht werden sollte. Somit verdichtet sich die Gewissheit, dass Ihre Leber in Gefahr ist, wenn Sie an einem Prädiabetes oder Diabetes leiden, immer mehr.
Doch so schlimm diese Trends auch sein mögen – durch COVID-19 haben sie sich sogar noch verschlimmert. Ein Grund dafür besteht darin, dass die Häufigkeit von drei Lebensgewohnheiten, die der Leber schaden, während des Lockdowns drastisch zugenommen hat: Stress, übermäßiges Essen und Alkoholkonsum. Die meisten Menschen bewegten sich während dieser Zeit sehr viel weniger, aßen viel mehr verarbeitete Lebensmittel und tranken auch mehr Alkohol. Und selbst wenn wir diese belastende Lebensphase inzwischen hinter uns gelassen haben, können ihre negativen Auswirkungen auf unsere Leber trotzdem immer noch spürbar sein – vor allem, wenn bestimmte Bewältigungsmechanismen, die wir in dieser Zeit entwickelten, sich inzwischen zu dauerhaften Gewohnheiten verfestigt haben. Denn während Sie einfach nur versuchten, die Pandemie irgendwie zu überstehen, haben Sie Ihre Leber vielleicht so überstrapaziert, dass Sie inzwischen unter dem Frühstadium einer Fettlebererkrankung leiden. Oder wenn Sie (vielleicht, ohne es zu wissen) vorher bereits eine Fettleber hatten, könnte diese Erkrankung inzwischen – ebenso unbemerkt – weiter fortgeschritten sein.
Außerdem greift das COVID-19-Virus (SARS-CoV-2) die Leber auch direkt an. Es kommt gar nicht so selten vor, dass Blutuntersuchungen bei COVID-19-Patienten erhöhte Leberwerte ergeben. Das Virus dockt nämlich an bestimmten Rezeptoren auf den Leberzellen an, die dadurch geschädigt werden, sodass Leberenzyme aus diesen Zellen austreten, wodurch die Leberwerte ansteigen. Nachdem das Virus abgeklungen ist, regeneriert sich das Lebergewebe normalerweise wieder, sodass es nicht zu einer chronischen oder fortschreitenden Leberschädigung kommt – es sei denn, Sie gehören zu den rund 20 Prozent der Menschen, bei denen die COVID-Symptome nach der Erstinfektion noch viele Wochen oder sogar Monate angehalten haben (ein Phänomen, das als Long-COVID bezeichnet wird). Eine von der CDC durchgeführte Umfrage aus dem Jahr 2022 hat ergeben, dass 40 Prozent aller erwachsenen Amerikaner mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Davon litten rund 20 Prozent anschließend unter Long-COVID – das sind allein in den USA mehr als 20,5 Millionen Menschen!13 Da dieses Virus immer mehr Menschen infiziert (und leider oft auch mehrmals zuschlägt), wird die Anzahl der Menschen mit Long-COVID weiter ansteigen. Das ist nicht nur wegen der Auswirkungen der Symptome auf die Lebensqualität der betroffenen Personen besorgniserregend, sondern auch, weil man festgestellt hat, dass eine NAFLD bei Long-COVID-Patienten besonders häufig vorkommt.
Obwohl die schlimmsten Tage der Pandemie inzwischen hinter uns liegen, ist COVID-19 immer noch ein fester Bestandteil unseres Lebens, und die ständige Gefahr wiederholter Infektionen (die das Long-COVID-Risiko erhöhen) liefert uns nun noch einen weiteren Grund, unserer Lebergesundheit absolute Priorität einzuräumen.
Ein typisches Beispiel für die anhaltenden negativen Auswirkungen von COVID-19 ist eine Patientin von Kristin, die sich an unsere Lebergesundheitspläne hielt und dabei wirklich große Fortschritte machte: Sie ersetzte stark verarbeitete Lebensmittel durch eine gesündere Kost, nahm insgesamt weniger Kohlenhydrate zu sich, und ihre Stoffwechselwerte hatten sich dadurch auch tatsächlich bereits verbessert (ihr Taillenumfang hatte abgenommen, und ihre Blutzucker- und Triglyzeridwerte waren gesunken). Die NAFLD hatte sich bei dieser Patientin sogar schon teilweise zurückgebildet, und sie war auf dem besten Weg zu einer vollständigen Heilung; doch dann schlug COVID-19 zu. Während der Pandemie arbeitete diese Frau nicht mehr im Büro, sondern nur noch von zu Hause aus. Und da sie ihre Wohnung kaum noch verließ, verfiel sie durch den ständigen Stress und die Angst vor der Pandemie in emotionales Essen. Diese Frau hat Kinder, die jetzt nicht mehr zur Schule gingen, sondern ständig zu Hause waren. Um diese Kinder tagsüber satt zu bekommen, legte sie sich einen Vorrat aus Snacks an, die jede Menge Zucker und raffinierte Kohlenhydrate enthielten, und begann sich auch selbst von diesen ungesunden Produkten zu ernähren.
Damit war die Katastrophe, der in jener schwierigen Zeit so viele Menschen zum Opfer fielen, vorprogrammiert: Mit ihrem ungünstigen Essverhalten machte diese Patientin all ihre bisherigen Fortschritte zunichte – sie steuerte auf das »schlimme« Stadium der Fettlebererkrankung zu, und ihr Stoffwechselprofil (vor allem ihr Blutzucker und ihr Taillenumfang) verschlechterte sich.
Daraufhin setzte Kristin die Frau auf einen Essensplan mit moderatem Kohlenhydratkonsum, der sich leicht umsetzen ließ – und inzwischen macht die Patientin wieder Fortschritte. Ihre Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, dass selbst die beste Gesundheitsstrategie nichts nützt, wenn dabei das Umfeld der Betroffenen und die Lebensereignisse nicht berücksichtigt werden. Gerade wenn neue Stressfaktoren auftreten, müssen Sie aus mehreren verschiedenen Optionen auswählen können, um Ihren Ernährungsplan genau auf Ihren Körper und Ihr jetziges Leben abstimmen zu können.
Da wir gerade von Schulkindern sprachen: Das Erschreckendste an der zunehmenden Häufigkeit der Fettlebererkrankung ist die Tatsache, dass sie inzwischen sogar schon bei Kindern vorkommt. Bei den meisten Patienten mit NAFLD wird eine Fettleber erst dann diagnostiziert, wenn sie über 40 oder 50 Jahre alt sind;14 doch inzwischen tritt dieses Phänomen immer öfter auch schon bei Kindern und jungen Erwachsenen auf. Das ist vor allem deshalb besorgniserregend, weil diese Lebererkrankung sehr langsam voranschreitet. Zwischen NAFLD und NASH (der nicht-alkoholischen Steatohepatitis, bei der sich die Leber entzündet) liegen normalerweise ein bis drei Jahre; und zwischen NASH und der Entstehung einer Fibrose (bei der die Leber zu vernarben beginnt) verstreichen weitere drei bis fünf Jahre. Die Zirrhose (das Stadium, in dem bereits ein ziemlich großer Teil des gesunden Lebergewebes durch Narbengewebe ersetzt worden ist) entwickelt sich in der Regel erst nach 20 bis 25 Jahren; und danach kommt der Leberkrebs. Je länger Sie also an einer Fettleber leiden, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, eine Zirrhose oder Leberkrebs zu entwickeln – zwei Krankheitsstadien, für die es nur noch eine einzige Behandlungsmöglichkeit gibt: die Lebertransplantation.
Ibrahim sieht in seiner Praxis immer mehr Patienten, die erst Mitte oder Ende 20 sind, aber bereits ein Lebererkrankungsstadium erreicht haben, das man normalerweise erst bei Patienten im Alter von 50 oder 60 Jahren findet. Das ist die natürliche Folge davon, dass heutzutage sogar schon Kinder Stoffwechselerkrankungen entwickeln; solche Menschen leiden unter Umständen bereits vor ihrem 30. Geburtstag seit 20 Jahren an einer Lebererkrankung.
Hinzu kommt, dass COVID-19 auch der Gesundheit unserer Kinder nicht gutgetan hat. Da sie sich fast nur noch in geschlossenen Räumen aufhielten und ihren Schulunterricht virtuell absolvierten, entwickelten sie in zunehmendem Maß eine sitzende Lebensweise. Sie saßen immer öfter vor Bildschirmen, und bei vielen litt der Stoffwechsel unter dieser Veränderung ihres Lebensstils. Eltern, die ihre Arbeit im Homeoffice erledigten und sich gleichzeitig auch noch um ihre Kinder zu kümmern versuchten (oder die zur Arbeit gehen und ihre Kinder zu Hause sich selbst überlassen mussten), standen in dieser Zeit oft vor schwierigen Situationen und Entscheidungen. Nur allzu oft (wenn auch verständlicherweise) mussten Eltern dann auf Fertigprodukte und -gerichte zurückgreifen, um sich und ihrer Familie die tägliche Verpflegung zu erleichtern – doch genau das sind die Lebensmittel, die zur Entstehung von Lebererkrankungen beitragen.
Whitney Houston hatte völlig Recht, als sie uns in ihrem Song »Greatest Love of All« daran erinnerte, dass unsere Kinder unsere Zukunft sind. Wenn sich der heutige Trend zu Stoffwechselstörungen bei Kindern fortsetzt, werden wir in nicht allzu ferner Zukunft einen deutlichen Anstieg der Häufigkeit von Leberzirrhose und Leberkrebs erleben; dieses Problem wird noch zu den ohnehin bereits besorgniserregenden Trends in unserer heutigen erwachsenen Bevölkerung hinzukommen. Und wie Sie in diesem Buch noch erfahren werden, zieht eine geschädigte Leber leider auch andere Krankheiten nach sich. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Kinder und junge Erwachsene mit einer durch Biopsie bestätigten Lebererkrankung im Frühstadium eine deutlich höhere Gesamtsterblichkeitsrate (auch durch Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) aufweisen.15
Das ist eine bittere Wahrheit; aber man weiß, dass erwachsene Menschen sich oft eher dazu motivieren lassen, etwas an ihren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten zu ändern, wenn ihnen klar wird, welche Auswirkungen diese Gewohnheiten auf ihre Familienmitglieder haben. Genau deshalb haben wir einen familienfreundlichen Plan entwickelt, der allen Mitgliedern Ihres Haushalts hilft, ein bisschen mehr für ihre Leber zu tun.
Die Situation könnte nicht erschreckender sein: Unsere Leber (und damit auch die Gesundheit unseres ganzen Körpers) ist in Gefahr, und jeder Mensch – auch wenn er schlank ist und einen gesunden Stoffwechsel hat – sollte ein bisschen besser auf die Gesundheit dieses Organs achten. Wenn Sie sehr gesund sind, sich hauptsächlich von unverarbeiteten, naturbelassenen Produkten ernähren und nicht allzu viele Lebensmittel zu sich nehmen, die Ihren Blutzucker in die Höhe treiben, haben Sie wahrscheinlich noch keine Fettleber. Wenn Sie jedoch an Insulinresistenz, Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes leiden (oder wenn bei Ihnen eine Kombination aus anderen Stoffwechselstörungen vorliegt, wie beispielsweise Bluthochdruck, zu hoher Cholesterinspiegel oder zu hohe Triglyzeridwerte), ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Sie bereits an einer Fettleber erkrankt sind. Oder vielleicht haben Sie eines oder mehrere Kinder zu versorgen, die sich auf typisch westliche Weise von Fast Food und verarbeiteten Lebensmitteln ernähren und kaum Obst und Gemüse essen? Und Sie finden es eigentlich auch gar nicht so schlimm, dass Ihre Kinder hauptsächlich von diesen kalorienreichen, nährstoffarmen Produkten leben, weil sie schließlich jung und widerstandsfähig sind und ihr Stoffwechsel noch in Ordnung ist? Dann ist es jetzt höchste Zeit, diese Entscheidung ernsthaft zu überdenken.
Denn noch ist nicht alles verloren. Wenn Sie sich bewusst machen, wie häufig die Fettlebererkrankung vorkommt und welche Risiken dadurch entstehen, sind Sie den meisten Menschen bereits meilenweit voraus.
Die meisten Patienten, die Kristin berät, kommen nicht zu ihr, weil sie wissen möchten, was sie tun müssen, um ihr Leberproblem in den Griff zu bekommen. Sie wollen vielmehr Kristins Meinung als Ernährungsberaterin dazu hören, was sie gegen ihr hartnäckiges Übergewicht und ihre ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit tun können. Sie wünschen sich also vor allem Tipps zur Umstellung ihrer Ernährung.
Kristin untersucht dann aber stets auch ihre Leber, denn dieses Organ spielt bei Stoffwechselproblemen oft eine wichtige Rolle. Und tatsächlich: In neun von zehn Fällen stellt sie fest, dass bei ihren Patienten bereits eine mehr oder weniger starke Fettlebererkrankung vorliegt.
Niemand hört gerne, dass er ein Problem mit der Leber hat; doch wir haben bei unserer Arbeit eine wichtige Entdeckung gemacht: Patienten, die erfahren, dass ihre Leber in Gefahr ist, lassen sich durch diese Erkenntnis oft dazu motivieren, mehr für ihre Gesundheit zu tun, und setzen dieses Vorhaben dann auch sehr schnell in die Praxis um. Vielleicht liegt der Grund für diese Akzeptanz und diese Bereitschaft, etwas zu verändern, in dem Wissen, dass ihre Leber tatsächlich irgendwann einen Kipppunkt erreichen wird, an dem es kein Zurück mehr gibt, und dass ihnen dann nur noch eine Lebertransplantation helfen kann. Oder vielleicht fürchten sie auch das Stigma der Lebererkrankung, bei der die meisten Menschen nach wie vor unwillkürlich an übermäßigen Alkohol- oder Medikamentenkonsum denken. Manche Patienten fassen eine solche Diagnose auch als allgemeines Warnsignal auf, mehr für ihre Gesundheit zu tun. Doch egal wo der Grund für dieses Umdenken liegt – wir freuen uns darüber! Denn wir wissen, dass der Gesundheitszustand dieser Menschen sich dadurch in jeder Hinsicht verbessern kann – sie tun dann nämlich nicht nur mehr für ihre Leber, sondern auch für alle anderen Organe und Systeme ihres Körpers, denn im menschlichen Organismus steht alles miteinander in Verbindung. Und je früher Sie solche Veränderungen in Angriff nehmen, umso besser kann sich Ihre Leber erholen und Ihre Fettlebererkrankung zurückbilden.
Ein gewisses Maß an Fett in der Leber ist gesund – Fett macht ungefähr fünf Prozent einer normalen Leber aus. Probleme treten normalerweise erst dann auf, wenn Sie zu viele nährstoffarme Kalorien zu sich nehmen, die hauptsächlich aus zugesetztem Zucker oder einfachen Kohlenhydraten bestehen: Denken Sie nur einmal an die typisch westliche Ernährung mit viel Brot, Nudeln, Keksen, Pommes frites, Eiscreme, aromatisierten Joghurts und gesüßten Getränken (einschließlich gesüßter Kaffeegetränke, Limonaden und Energydrinks), wenig Gemüse und kaum Ballaststoffen.
Ihre Leber muss diesen gesamten Zucker verarbeiten. Dabei verbraucht sie jedes Mal eine Menge Adenosintriphosphat (ATP) – das wichtigste Energiemolekül, das Ihre Zellen für den Zucker- und Fettstoffwechsel nutzen. Wenn Sie zu viele Kohlenhydrate zu sich nehmen, geht Ihr ATP-Vorrat zur Neige, und es bleibt weniger davon für die Fettverwertung übrig. Das bedeutet, dass in Ihrem Körper mehr Fett vorhanden bleibt. Und da die Leber dieses Fett nicht aufspalten kann, um es als Brennstoff zu nutzen, lagert sie es ein. Das ist ungefähr so, wie wenn Ihr Haus vor lauter Gerümpel schon förmlich überquillt, Sie aber weiterhin alles Mögliche in Ihren Keller stopfen.
Sobald der Fettanteil in Ihrer Leber mehr als fünf bis zehn Prozent beträgt – und Sie nicht viel Alkohol trinken oder viele Medikamente einnehmen –, erreichen Sie die Schwelle zur nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Die meisten Menschen wissen, wie gefährlich übermäßiger Alkohol- und Medikamentenkonsum für die Leber ist; doch dass eine falsche Ernährung und Giftstoffe diesem Organ ebenso gefährlich werden können, ist ihnen längst nicht so bewusst. Zucker ist für Ihre Leber genauso schädlich wie Alkohol. Oder wie Ibrahim gerne sagt: Zucker ist »das Gleiche wie Alkohol, nur ohne den Rausch«.
Wenn zu dem Fett in Ihrer Leber auch noch eine Entzündung hinzukommt, spricht man von einer nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH). NAFLD und die Frühstadien der NASH sind das, was Ibrahim als »gutes« (good) Stadium der Lebererkrankung bezeichnet. Denn jetzt lässt sich dieses Problem noch rückgängig machen (wie das geht, werden wir Ihnen in diesem Buch zeigen); und wenn Ihnen das gelingt, können Sie damit gleichzeitig auch der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.
Die verschiedenen Stadien der Fettlebererkrankung
Um unseren Vergleich mit dem zugemüllten Haus weiterzuführen: Wenn Ihre Leber immer stärker verfettet und sich immer mehr entzündet, können Sie Ihren Keller irgendwann gar nicht mehr nutzen, weil man sich dort nicht mehr richtig bewegen kann; und dadurch, dass er so vollgestopft ist, steigt auch die Brandgefahr. Sie haben zwar immer noch eine gute Chance, den Keller zu entrümpeln; aber diese Chance nimmt immer mehr ab, je voller es dort unten wird.
Wenn das Fett und die Entzündung des NASH-Stadiums schließlich dazu führen, dass Ihre ganze Leber vernarbt, erreichen Sie das »schlimme« (bad) Stadium der Lebererkrankung: die NASH-Fibrose. In diesem Stadium müssen Sie so schnell wie möglich eingreifen und genau auf Ihre Ernährung und Ihren Lebensstil achten, um das Fortschreiten dieser Krankheit zu verlangsamen und die bereits eingetretenen Schäden nach Möglichkeit wieder rückgängig zu machen. Denn als Nächstes kommen die wirklich »hässlichen« (ugly) Stadien dieser Erkrankung: Zirrhose (bei der ein so großer Teil des Lebergewebes durch Narbengewebe ersetzt wurde, dass das Organ nicht mehr richtig funktioniert) und Leberkrebs (bei dem Krebszellen in der Leber entstehen und womöglich auch auf andere Teile des Körpers übergreifen). In diesem »hässlichen« Stadium ist unter Umständen eine Lebertransplantation erforderlich.
Auch wenn nur ein paar Prozent aller NAFLD-Patienten das »schlimme« oder »hässliche« Stadium ihrer Lebererkrankung erreichen, macht dieser kleine Prozentsatz angesichts der großen Patientenzahl insgesamt doch immer noch viele Menschen aus. Wenn man davon ausgeht, dass die Gesamtbevölkerung der USA ungefähr 329,5 Millionen Menschen beträgt, sind das immerhin 6,59 Millionen Amerikaner mit Leberfibrose und 1,3 bis 2,6 Millionen Amerikaner mit Leberzirrhose. Und das ist einfach zu viel.
Die verschiedenen Stadien der Fettlebererkrankung
Das »Gute«
NAFLD: Großenteils asymptomatisch, obwohl manche NAFLD-Patienten unter Müdigkeit, allgemeinem Unwohlsein oder leichten Schmerzen im rechten Oberbauch leiden. Eine körperliche Untersuchung zeigt vielleicht, dass ihre Leber sich vergrößert hat, obwohl das bei weniger als einem Drittel aller NAFLD-Patienten der Fall ist. Eine NAFLD wird durch erhöhte Leberenzymwerte bei einem Bluttest oder durch eine Ultraschalluntersuchung, eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) entdeckt beziehungsweise bestätigt, wenn diese Untersuchungen einen zu großen Anteil an Fett in der Leber zeigen.
NASH: Die einzige Möglichkeit, eindeutig zwischen NAFLD und NASH zu unterscheiden (oder mit anderen Worten: festzustellen, ob zusätzlich zu dem überschüssigen Fett auch noch ein Entzündungsprozess in der Leber vorliegt), ist eine Leberbiopsie. Obwohl es einen durch wissenschaftliche Untersuchungen gestützten Algorithmus gibt, mit dem sich anhand der Ergebnisse einiger einfacher Bluttests und Ihres Alters feststellen lässt, wie weit Ihre Lebererkrankung fortgeschritten ist (auf dieses Thema werden wir auf Seite 68 noch näher eingehen), halten wir eine Biopsie immer noch für die beste Methode, eine NASH zu diagnostizieren. Von allen Patienten, die an einer NAFLD leiden, werden 25 Prozent später eine NASH entwickeln.
Das »Schlimme«
NASH-Fibrose: Bei diesem Stadium der Lebererkrankung liegen bereits Entzündungen und Narben in der Leber vor. Von allen Patienten, die an einer NASH leiden, werden 20 Prozent später eine NASH-Fibrose entwickeln.
Das »Hässliche«
Zirrhose: In diesem Stadium ist bereits ein zu großer Teil des Lebergewebes durch Narbengewebe ersetzt worden. Von allen Patienten mit NASH-Fibrose entwickeln fünf bis zehn Prozent später einmal eine Leberzirrhose. Normalerweise dauert es 20 bis 25 Jahre, bis die Fettleber zu einer Zirrhose fortschreitet.
Leberkrebs: Von den Patienten mit Leberzirrhose, die infolge einer Fettleber entstanden ist, erkranken jedes Jahr ein bis zwei Prozent an Leberkrebs. Auch wenn dieses Risiko gering ist, sollte bei Menschen mit Zirrhose alle sechs Monate eine Ultraschalluntersuchung der Leber erfolgen, um eine frühzeitige Krebserkennung zu ermöglichen, da Leberkrebs im Frühstadium sehr viel besser behandelbar ist.
In Kapitel 2 werden wir Ihnen genauere diagnostische Instrumente zur Ermittlung Ihres Stoffwechselprofils vorstellen; doch anhand der nun folgenden Methode können Sie objektiv einschätzen, welche Risikofaktoren für eine Fettleber bei Ihnen möglicherweise vorliegen. Denn normalerweise fühlen wir uns erst dann dazu motiviert, unser Verhalten zu ändern, wenn uns klar wird, dass wir tatsächlich ein Gesundheitsproblem haben, und wenn wir wissen, wie unsere täglichen Lebensgewohnheiten zu diesem Problem beitragen.
Bewerten Sie Ihr Risiko!
Es ist gar nicht so einfach, sich ein eindeutiges Bild davon zu machen, wie Ihre täglichen Entscheidungen sich auf Ihre Gesundheit auswirken könnten. Denn wir alle halten unsere Fähigkeit, gesunde Entscheidungen zu treffen, für besser, als sie tatsächlich ist, und neigen dazu, unsere ungesunden Entscheidungen zu bagatellisieren. Wenn neue Patienten zu uns kommen, erklären sie uns oft, dass sie sich »ziemlich gut ernähren«. Aber wenn wir dann genauer nachfragen, stellt sich heraus, dass ihre Lebensgewohnheiten doch fast immer sehr verbesserungsbedürftig sind – vielleicht trinken sie jeden Tag Limonade, rauchen oder essen kaum Gemüse. Den nun folgenden Selbsttest haben wir entwickelt, um Ihnen Ihre eigenen Lebensgewohnheiten bewusst zu machen. Er verrät Ihnen einerseits, welche Gewohnheiten Sie vielleicht ein bisschen revidieren sollten. Andererseits dürfen Sie sich für die gesunden Lebensstilentscheidungen, die Sie bereits treffen, aber auch ruhig lobend auf die Schulter klopfen. Wir hoffen, dass diese objektive Betrachtung Ihrer jetzigen Gewohnheiten Sie in Zukunft zu einem etwas gesünderen Lebensstil motivieren wird.
Nehmen Sie sich vor, bei diesem Test mutig und ganz ehrlich zu sich selbst zu sein, und kreuzen Sie in jeder Spalte die Aussagen an, die auf Sie zutreffen. Dieser Test ist kein Diagnoseinstrument – um wirklich herauszufinden, in welche Stoffwechselprofil-Kategorie Sie am ehesten hineinpassen, benötigen Sie ein paar konkrete Messwerte und Untersuchungsergebnisse, die wir Ihnen in Kapitel 3 noch näher erklären werden. Je mehr Kreuze Sie bei diesem Selbsttest in Spalte A setzen, umso höher ist Ihr Risiko, an irgendeiner Form einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (oder an anderen chronischen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Problemen) zu leiden, und umso eher treffen die Stoffwechselprofile Typ »Rekalibrierung« oder Typ »Regeneration« auf Sie zu. Die Spalten B, C und D dagegen bilden ein Kontinuum, wobei Spalte D ein Indikator für die gesündeste Leber ist: Je mehr Kreuze Sie in dieser Spalte haben, umso besser ist es für Ihre Leber, und mit umso höherer Wahrscheinlichkeit sind Sie ein Stoffwechseltyp »Vorbeugung« oder »Fine-Tuning«.
Wir werden diesen Selbsttest am Ende des Buchs noch einmal wiederholen, damit Sie Ihre Fortschritte in visueller Form beurteilen können: Wenn Sie dann weniger Kreuze in den Spalten A und B und mehr Kreuze in den Spalten C und D sehen, haben Sie eine Menge geschafft! Aber denken Sie daran, dass es nicht unbedingt das ultimative Ziel ist, jede Frage mit einer Aussage aus Spalte D zu beantworten. Denn wie Sie im Lauf dieses Buchs feststellen werden, sind unsere Pläne langfristig angelegt, und wir wissen, dass kleine Veränderungen sich summieren und leichter machbar sind als eine plötzliche große Umstellung Ihrer Lebensweise. Jede Antwort beziehungsweise jedes Kreuz, die sich bis zum Ende dieses Buchs von links nach rechts verschiebt, ist ein großer Gewinn! Denken Sie einmal darüber nach: Wenn Sie einen reißenden Fluss mit einem einzigen drei Meter weiten Sprung zu überqueren versuchen, geht das zwar schneller; aber der sicherere Weg besteht darin, sich Schritt für Schritt über die im Wasser liegenden Felsblöcke vorwärts zu tasten.
Auf den nächsten Seiten erfahren Sie, wie Ihre Ess- und Trinkgewohnheiten, Ihre körperliche Aktivität, Ihr Stressniveau und Ihr Schlaf sich auf die Gesundheit Ihrer Leber auswirken. Dabei werden wir auch auf das Thema eingehen, das schon seit Langem als Hauptrisikofaktor für eine Fettlebererkrankung gilt (Übergewicht). Außerdem erfahren Sie, warum der Zustand Ihrer Leber nicht von der Zahl auf Ihrer Waage, sondern von Ihrem Stoffwechselprofil abhängt. Als Nächstes werden wir dann gemeinsam eine maßgeschneiderte Strategie entwickeln, mit deren Hilfe Sie einer Fettleber vorbeugen, sie heilen oder zumindest behandeln können. Und das wird wirklich spannend!
Schon seit vielen Jahren gilt Fettleibigkeit (Adipositas) als Hauptrisikofaktor für die Entstehung einer Fettlebererkrankung. Und tatsächlich lässt sich diese Erkrankung durch eine Gewichtsabnahme oft bessern oder sogar heilen (oder man kann dadurch zumindest ihr Fortschreiten verlangsamen).
Doch in den letzten Jahren haben wir gelernt, dass es zu kurz gedacht ist, einfach nur die Fettleibigkeit für dieses Problem verantwortlich zu machen. Denn die Klassifikation Ihres Gewichts oder gar Ihr Body-Mass-Index (BMI, bei dem neben dem Gewicht auch die Körpergröße eine Rolle spielt) haben nichts damit zu tun, ob Sie an einer Fettlebererkrankung leiden oder nicht. (Da viele Ärzte sich immer noch am BMI orientieren und Sie vielleicht auch Ihren eigenen BMI-Wert kennen, werden wir ihn in diesem Buch hin und wieder erwähnen; er ist für uns jedoch kein Kriterium für Ihre Stoffwechselgesundheit.)
Denn schließlich entsteht nicht bei allen Menschen, die der medizinischen Definition von Übergewicht oder gar starker Fettleibigkeit entsprechen, eine Fettlebererkrankung. Und auch wenn Sie der medizinischen Einteilung zufolge normalgewichtig sind, schützt Sie das noch lange nicht vor dieser Erkrankung.
Es gibt einen Faktor, der für den Zustand Ihrer Leber viel wichtiger ist als die Anzahl der Pfunde, die Sie auf die Waage bringen: nämlich die Gesundheit Ihres Stoffwechsels. Diese Stoffwechselgesundheit umfasst verschiedene Faktoren: Ihre Blutzucker- und Insulinwerte, Ihre Blutfettwerte (beide Cholesterinarten plus Triglyzeride), Ihren Taillenumfang und die Frage, ob Sie an einem Typ-2-Diabetes leiden oder nicht. Für eine Fettlebererkrankung gibt es zwar eine ganze Reihe von Risikofaktoren, auf die wir in diesem Kapitel noch näher eingehen werden, doch am allerwichtigsten ist die Gesundheit Ihres Stoffwechsels. Und zum Glück lässt sich dieser Faktor auch am leichtesten beeinflussen (im Gegensatz zu Ihrem Alter oder zu dem, was Ihre Mutter gegessen hat, als sie mit Ihnen schwanger war, um nur zwei Beispiele für Einflussfaktoren zu nennen, die wir nicht beeinflussen können).
Was ein Name alles verändern kann …
Die Stoffwechselgesundheit spielt für die Gesundheit der Leber eine so wichtige Rolle, dass es sogar Bestrebungen gibt, die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) und die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) in »metabolisch-assoziierte Fettlebererkrankung (MAFLD)« und »metabolisch-assoziierte Steatohepatitis (MASH)« umzubenennen. Durch diese Namensänderung würde sich die Definition der Erkrankung ändern: Der Name würde dann nämlich ihre Ursache (einen gestörten Stoffwechsel) benennen und nicht das, wodurch diese Krankheit nicht verursacht wird (Alkohol). Das würde Patienten, Gesundheitsdienstleistern und Wissenschaftlern helfen, sich auf die wahre Ursache dieser Erkrankung zu konzentrieren; und dadurch könnten wir bei unserem Kampf gegen die Fettlebererkrankung wiederum größere Erfolge erzielen.
Die Mediziner sind übrigens nicht die Einzigen, die das Thema Fettleibigkeit gerade neu überdenken. In unserer ganzen Gesellschaft gibt es zurzeit eine Gegenbewegung zur Diätindustrie – eine Bewegung, die Körper in allen Formen und Größen als normal und gesund betrachtet. Aus all diesen Gründen haben wir unsere Vorgehensweise bei der Behandlung der Fettlebererkrankung stärker differenziert. Statt uns nur auf die Gewichtsabnahme zu konzentrieren, haben wir unser Ziel auf die Verbesserung der Stoffwechselgesundheit verlagert – und falls Ihr Stoffwechsel bereits ziemlich gesund ist, möchten wir Ihnen zeigen, was Sie tun können, damit das auch so bleibt.
Die Stoffwechselgesundheit lässt sich in vier Hauptkategorien unterteilen. Wenn Sie wissen, in welche Kategorie Sie fallen – oder zwischen welchen zwei Kategorien Sie liegen –, können Sie Ihre Bemühungen um eine leberfreundlichere Lebensweise auf Ihren individuellen Stoffwechseltyp abstimmen.
Am Ende dieses Kapitels werden wir Ihnen die vier Stoffwechselprofile vorstellen und Ihnen helfen, herauszufinden, welches Profil am ehesten auf Sie zutrifft. Doch nun wollen wir zunächst einmal auf die Frage eingehen, was sich an der ärztlichen Sichtweise der Fettleibigkeit verändert hat.
Schon seit Jahrzehnten glauben Ärzte, Ernährungswissenschaftler, Diätassistenten, Forscher und die allgemeine Öffentlichkeit, dass Gewichtszunahme eine direkte Folge von übermäßigem Essen ist – eine Vorstellung, die in der wissenschaftlichen Fachliteratur als Energiebilanzmodell (EBM) bezeichnet wird.
Und in vielerlei Hinsicht ist dieses EBM auch tatsächlich sinnvoll. Schließlich hat die Anzahl der weltweit verfügbaren Kalorien in den letzten Jahrzehnten ebenso stark zugenommen wie die Häufigkeit von Fettleibigkeit; hier besteht also ganz offensichtlich eine Parallele.16
Und wenn Fett einfach nur die Folge davon ist, dass man mehr Kalorien zu sich nimmt, als man verbrennt, dann liegt es auf der Hand, dass mehr verfügbare Kalorien – vor allem in verarbeiteter, lagerfähiger, bequem konsumierbarer und (offen gesagt) süchtig machender Form – zu einem Anstieg der weltweiten Fettleibigkeitsrate führen (und das ist auch tatsächlich der Fall).
Doch inzwischen haben Wissenschaftler erkannt, dass eine Gewichtszunahme nicht einfach nur dadurch zu erklären ist, wie viele Kalorien man zu sich nimmt. Dieses neue Verständnis der Faktoren, die wirklich zu einer Gewichtszunahme und zu steigenden Fettleibigkeitsraten führen, bezeichnet man als Kohlenhydrat-Insulin-Modell (KIM). Und diesem Modell zufolge ist nicht die bloße Anzahl der aufgenommenen Kalorien an einer Gewichtszunahme schuld; es kommt vielmehr auf die Art der Kalorien an.
Der Begriff »Fettleber« ist ein bisschen irreführend – denn er verleitet viele Menschen zu der Annahme, dass der Verzehr von Fett zu dieser Erkrankung beiträgt, obwohl in Wirklichkeit ein übermäßiger Kohlenhydratkonsum dahintersteckt, wobei vor allem einfache Kohlenhydrate wie Zucker und raffiniertes, ballaststoffarmes Getreide der Leber schaden – sie sind der wichtigste Ernährungsfaktor, der zur Entstehung einer Fettleber beiträgt.
Das ist eine sehr schlechte Nachricht, denn in den USA nehmen die Menschen pro Tag doppelt so viel Zucker zu sich wie in jedem anderen Land der Welt.17 Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens »Euromonitor« konsumiert der Durchschnittsamerikaner täglich 30 Teelöffel Zucker.
Wie wir heute wissen, verursacht eine Ernährung mit einem hohem Anteil an zugesetztem Zucker und raffinierten, ballaststoffarmen Kohlenhydraten, beispielsweise Weißmehl (das die Leber in Glukose umwandelt, was also letztendlich dem Verzehr von Zucker gleichkommt), einen Blutzuckeranstieg, der wiederum eine problematische Kettenreaktion in Gang setzt.
Zunächst einmal schüttet die Bauchspeicheldrüse daraufhin vermehrt Insulin aus (das Hormon, mit dessen Hilfe der Zucker aus dem Blut in die Zellen hineintransportiert wird), und die Ausschüttung von Glukagon (einem Hormon, das die Freisetzung von gespeicherter Glukose veranlasst, wenn der Blutzuckerspiegel zu niedrig ist) wird gehemmt. Das Insulin gibt Ihrer Leber die »Anweisung«, die zusätzlichen Kalorien aus der Glukose in Form von Fett zu speichern; und aufgrund der gleichzeitigen Abnahme des Glukagonspiegels im Blut erhält Ihre Leber nur selten ein Signal zur Freisetzung des gespeicherten Fetts.
Wie Sie in der Abbildung auf Seite 41 sehen können, schüttet der Körper durch eine Ernährung mit einem hohen Anteil an raffiniertem Zucker und stark verarbeiteten Kohlenhydraten mit der Zeit möglicherweise so viel Insulin aus, dass die Insulinrezeptoren gegenüber dem Insulinsignal desensibilisiert werden, was zu einer sogenannten Insulinresistenz führt. Dann produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Und wenn der Insulinspiegel hoch ist, interpretiert Ihr Gehirn das als Hinweis darauf, dass nicht genügend Energie im Blut zirkuliert. Es sendet also ein chemisches Signal aus, das Ihrem Körper zwei Anweisungen gibt: mehr zu essen und gleichzeitig Energie zu sparen, indem er seinen Stoffwechsel verlangsamt.
Doch diese vierfache Katastrophe ist lediglich der Anfang einer verhängnisvollen Kaskade.
Wenn Ihr Magen sich leert, sendet Ihr Darm hormonelle Signale an das Gehirn, wo daraufhin ein Netzwerk von Neuronen aktiv wird und einen Zustand hervorruft, den viele Menschen als »hungrig und grantig« bezeichnen – ein unangenehmes Hungergefühl, das mit schlechter Laune und dem Drang einhergeht, möglichst schnell etwas zu essen. Und wenn Sie eine Diät machen, bei der Sie abzunehmen versuchen, indem Sie Ihre Kalorienaufnahme einschränken, bleibt dieses neurologische Netzwerk sogar über längere Zeit aktiv.18 Sie haben dann also nicht nur Hunger, sondern befinden sich außerdem in den Fängen eines Hormon-Hurrikans, der Ihnen das Gefühl gibt, sich sofort etwas zum Essen beschaffen zu müssen – und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie zu einem bequem konsumierbaren, verarbeiteten Lebensmittel greifen, das Ihren Blutzuckerspiegel erhöht.
Wie übermäßiger Kohlenhydratkonsum Ihren Stoffwechsel durcheinanderbringt
Insulinresistenz und Ihre Leber
Insulin ist ein Hormon zur Regulation der Blutzuckermenge, die in Ihrem Blutkreislauf zirkuliert. Wenn Sie Kohlenhydrate essen, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus, um Ihren Blutzuckerspiegel zu senken. Wenn Sie jedoch zu oft und zu viele Kohlenhydrate essen, zirkuliert so viel Insulin in Ihrem Blut, dass die für das Insulin zuständigen Rezeptoren überlastet werden und seine Signale nicht mehr empfangen und verarbeiten können. Infolgedessen befindet sich eine ganze Menge Insulin in Ihrem Blutkreislauf, das nicht abgebaut oder verwendet wird.
Da Insulin gleichzeitig auch ein Fettspeicherhormon ist, gibt es Ihrem Körper bei hohem Insulinspiegel die Anweisung, möglichst jede Kalorie zu horten und in Form von Fett zu speichern. Außerdem regt ein zu hoher Insulinspiegel die Leber dazu an, mehr Glukose zu bilden (ein Vorgang, den man als Glukoneogenese bezeichnet).
Wenn die Insulinrezeptoren in Ihren Muskeln aufgrund der Überlastung durch den ständigen Insulinansturm »ausgebrannt« sind, empfangen sie die Botschaft des Insulins, Glukose aus dem Blut aufzunehmen, nicht mehr. Sie haben dann also einen sehr hohen Blutzuckerspiegel, der die Bauchspeicheldrüse wiederum dazu anregt, mehr Insulin zu produzieren – was den Insulinspiegel in Ihrem Blut noch weiter in die Höhe treibt.
Die Insulinresistenz ist ein verhängnisvoller Teufelskreis, aus dem es nur einen einzigen Ausweg gibt: Sie müssen Ihren Konsum an Kohlenhydraten reduzieren, Ihrer Leber eine Verschnaufpause gönnen und ihr nicht mehr das Signal geben, mehr Glukose zu produzieren und mehr Fett zu speichern. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass Ihre Insulinrezeptoren wieder empfindlicher für die Signale des Insulins werden.
Die Insulinresistenz ist ein Schritt auf dem Weg zum Typ-2-Diabetes; doch genau wie die Frühstadien einer Fettlebererkrankung ist auch sie reversibel. Das heißt, man kann sie noch rückgängig machen – und unser Plan zur Regeneration Ihrer Leber kann Ihnen dabei helfen.
Abgesehen davon, dass das zur Entstehung einer Insulinresistenz beiträgt und Heißhungerattacken auslöst, erschöpft die Verarbeitung dieses vielen Zuckers die Leber gleichzeitig auch und ist eine direkte Ursache für vermehrte Fetteinlagerungen in diesem lebenswichtigen Organ.
Warum belastet eine kohlenhydratreiche, ballaststoffarme Ernährung die Leber so sehr? Ganz einfach: Die Aufspaltung von Zucker ist ein energieintensiver Prozess; und der Mangel an Ballaststoffen in stark verarbeiteten Kohlenhydraten verschlimmert dieses Problem noch. Denn ohne Ballaststoffe gelangt die Glukose schneller in Ihren Blutkreislauf, als wenn Ballaststoffe vorhanden wären, die den Verdauungsprozess verlangsamen. Für die Verstoffwechselung jedes Zuckermoleküls, das Sie zu sich nehmen, verbraucht Ihre Leber zwei Moleküle Adenosintriphosphat (ATP). Und wie Sie sich vielleicht noch erinnern, ist ATP die Energieform, die von Ihren Mitochondrien (Organellen in den Zellen) erzeugt wird und als Treibstoff für einen Großteil der Prozesse dient, die in Ihrem Körper ablaufen. Je mehr Zucker und je weniger Ballaststoffe Sie zu sich nehmen, umso kleiner ist der ATP-Speicher in Ihrer Leber und umso weniger Energie steht ihr folglich für die Erfüllung ihre Aufgaben zur Verfügung. Statt Zucker zu verstoffwechseln, wird Ihre Leber ihn also als Fett speichern – so wie Sie vielleicht manchmal in Versuchung geraten, Ihre Küche aufzuräumen, indem Sie das ganze schmutzige Geschirr einfach in den Backofen stellen, weil Sie nicht die Zeit und Energie investieren möchten, jedes Stück einzeln abzuwaschen und wegzuräumen.