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Wer Freude am heiter-besinnlichen Texten hat, wird hier fündig. Es sind Alltagssituationen, zufällige Begegnungen und Erlebnisse, von denen sich der Autor zu seinen Betrachtungen anregen lässt. Biografisches fliest ebenso ein, wie Phantasievolles. Der Autor bietet einen subjektiven Blick auf seine Welt und die mancher Zeitgenossen. An manchen Stellen, ist er einfach nur Protokollant. An anderer Stelle neigt er zu einer karikierend überspitzten Darstellung. Doch auch wenn der Autor sich irritiert zeigt, von dem, was er hört und sieht, bleibt er im Ton freundlich und in der Haltung zugewandt. Auf 120 Seiten breitet sich für die Leserinnen und Leser ein buntes Mosaik an Themen und Stimmungen aus, so vielfältig wie das Leben.
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Seitenzahl: 66
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Reinhard Wick
Der Löwe im Kuhstall
Kurzprosa: erlebt erlauscht erdacht
© 2021 Reinhard Wick
Umschlag, Illustration: Titelgrafik: Nike Viola Baumann, 8 Jahre 2014,
Fotos: Eigene Aufnahmen des Autors
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-37324-2
Hardcover:
978-3-347-37325-9
e-Book:
978-3-347-37326-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Christina
Klarheit finden
Kurs halten
Unfreiwilliges Solospiel in der Pandemie
Wo es beginnt
So oder so?
Multikulturelle Gesellschaft
Sprechen Sie Deutsch?
Aufgesang zum Abgesang
Warum nur?
Anagramm für einen Freund
Im Mikrokosmos der Information
Was dann?!
Verbfreie Sprache
Agnostiker
Im Café Straub
Zeuge eines Telefonates: Solange man sich selber helfen kann…
Er mogs ned
Väterliche Fürsorge
Re: Kauf dir ein gutes Gewissen! An Frida von ebay Kleinanzeigen
Wie im Kindergarten
Sonntag Morgen um Viertel nach Neun auf BR-Klassik
Lügenpresse
Risikolos
Der Löwe im Kuhstall
Dissoziativer Versuch
Stets nur das Beschde
Wahlhoffnungen
Lauda-Königshofen
Vater bestellt sich Kaiserschmarrn
Gnade vor Recht
Nach – Lese
Überlegung
Sein Nachtgebet
ARD-Zuschauerredaktion
Nebel über dem Land
Ach diese Abkürzungen!
Städte und Stationen
Oberstdorf – wo man Urlaub macht
Missverständlich
So nicht – unerwartete Koalition im Zug nach Travemünde
Krefeld mal fünf
Vom Verstummen bedroht?
Begegnung mit Bernward in Hildesheim
Nothing in the world
Klarheit finden
Gestern am Strand
zwischen zwei Wellen
gibt klares Wasser
den Blick
auf den Grund
frei
fast in demselben
Augenblick versinkt alles wieder unter schäumender Gischt
trübt der von der neuen Welle aufgewirbelte Sand den Blick
wird wieder und wieder
das Unterste zu oberst gekehrt.
Wer auf den Grund sehen will, muss warten
auf die seltenen Zeiten
zwischen zwei Wellen.
Kurs halten
Der rechte Kurs eines Bootes
von einem Paddel vorwärtsgetrieben
ist vor allem eine Frage
des rechten Zeitverhältnisses
zwischen Bewegung und Ruhe.
Das Paddel wird an der Bootswand entlang
nach hinten geführt.
Nimmt man es sogleich heraus
zum nächsten Paddelschlag,
so fährt das Boot nur im Kreis herum.
Der erfahrene Paddler lässt das Paddel am Ende
einige Zeit in entsprechender Stellung -
die allerdings das Paddel nahezu natürlich einnimmt
im Wasser ruhen.
Dabei wird das Boot
entsprechend gegengesteuert.
Bleibt das Paddel zu lange in dieser Stellung,
bewegt es das Boot nach der anderen Richtung im Kreis.
Das Vorwärtskommen des Bootes ist gegeben,
wenn Ruhe und Bewegung
in einem genau aufeinander
abgestimmten
Zeitverhältnis liegen.
Sowohl pausenloser Aktionismus
als auch das Verharren in reiner Kontemplation
führen dazu,
dass wir um uns selbst kreisen.
Unfreiwilliges Solospiel in der Pandemie
Die Zeit ist da,
das heißt,
sie ist reichlich vorhanden
Die Saiten erklingen
der Ton wird voller
von Tag zu Tag
neue Klänge tun sich hervor
Allein
die Klänge erfüllen
nur mich
sie tragen nichts bei
zu klangvollem Miteinander
Wohin soll das führen
wenn das,
was der Eine tut
beständig hinausweist
über den eigenen Horizont
hin zu den anderen,
die fern sind.
Wie sagte doch meine Großmutter im Februar 1945: Es kommen hoffentlich auch wieder andere Zeiten.
Wo es beginnt
Wo es beginnt, weiß niemand. Irgendwann ist es da. So wie jetzt. Der Augenblick in überwältigender Selbstverständlichkeit. So als gäbe es keinen anderen als diesen. Fast dreist den Eindruck erweckend, er sei nur aus sich selbst und aus dem Jetzt. Alles davor verleugnend. Wo es beginnt weiß niemand, denn der Augenblick gibt das Davor, aus dem er kommt, nicht preis. Doch alle Gegenwart hat ihr Davor. Ein Davor, das die Gegenwart erklärt, aber das auch stets irritierend und befremdend in sie einwirkt. Wo es beginnt, weiß niemand. So auch diese Reise. Drei Jahre ist es her, dass wir auf einem Schiff wie diesem unterwegs waren nach Griechenland. Die Weite des Meeres. Gerade wird dieser Eindruck unterbrochen von springenden Delphinen hinter dem Schiff. Das gleichmäßige Dahingleiten. Die Erfahrung, dass es nichts zu tun gibt und für alles gesorgt ist. Vor drei Jahren war es diese Erfahrung, die so fasziniert hat - und heute - ein Schiff, das Meer, der Blick in das von den Schiffsschrauben aufgewühlte Wasser. Ein anderes Meer, ein anderes Schiff, ein anderer Himmel. Herodot lässt grüßen.
Wo es beginnt weiß niemand. Tag der Einschiffung, Uhrzeit, Abfahrt - ist das ein Anfang? Davor der Weg durch die historische Stadt mit ihren Gassen, den tausend Brücken und Kanälen, davor die Nacht im Auto, drei Stunden Schlaf, dann weiter, davor der Abschied von Zuhause. Wann haben wir begonnen mit dem Packen? Niemand weiß, wo es beginnt. Anfang und Ende - Selbstverständlichkeiten des Alltags erweisen sich als brüchig, ihre Sicherheit ist nur scheinbar. Begonnen hat es damit, dass wir vor drei Jahren zu viert schon einmal mit dem Schiff nach Griechenland … Welche Chance haben wir diesmal? Eindrücke erneuern, dasselbe wieder erleben, weil es damals gut war, neue Erfahrungen machen, oder gleiche? Einer Pilgerfahrt gleich werden wir Stationen von damals aufsuchen. Ob es das Café, in dem wir damals gefrühstückt haben, noch gibt? Sollen wir diesmal nicht nach Olympia fahren, weil wir beim letzten Mal … oder gerade deshalb? Was gilt als Begründung? Lars-Jonatan:: "Ich will zu dem Strand, an dem ich das Schwimmen gelernt habe." Er weiß seinen Grund. Die Pilgerfahrt beginnt. Es macht unruhig, zu wissen, dass die Wiederholung ausgeschlossen ist. Die Gegenwart erweist sich als unkalkulierbar. Die Lehre des Pilgerpfades nimmt ihren Anfang. Es war befremdend, als wir bei einem Fahrerwechsel plötzlich auf dem Rastplatz waren, auf dem wir auf der letzten Reise übernachtet haben.
Jetzt springen wieder die Delphine. Niemand weiß, wo es beginnt. Wer sagt uns, dass Zeit einen Anfang hat? Wer sagt uns, dass Zeit sich nicht ständig neu entfaltet und gebiert aus dem Jetzt. Vielleicht sind wir deshalb so irritiert von Vergangenem, vielleicht führt gerade deshalb alles Fragen nach dem Woher in die Irre. Schiffe tragen dieses Geheimnis mit sich. Kein Ingenieur konnte ahnen, was er tat, als er das erste Schiff konstruierte. Ingenieur erstes Schiff. - Einbaum, Papyrusboot, Windjammer, Dampfschiff. Niemand weiß, wo es beginnt. Die Menschen auf Schiffen gehen unterschiedlich damit um, dass das Schiff sie unbarmherzig mit Gegenwart plagt. Wer kann, tut, was er sonst tut - diskutiert die Wirtschaftslage oder die neuesten Pflegesätze. Wer so etwas nicht kann, um der Gegenwart Herr zu werden, wartet auf das Essen und kämpft mit auffallender Verbissenheit um einen guten Platz in der Warteschlange zum Selfservice. Auch das Lesen eines Reiseführers hilft, der unerbittlichen Gegenwart im Bauch der Schiffe Herr zu werden. Das Schiff macht keinen Unterschied zwischen den Gattungen: Reiseführer oder
Sience Fiction - der Unterschied ist rein formal.
Heute, das ist der Tag, an dem kurz nach dem Aufwachen jemand mit einer langen Stange von ganz oben an der Reeling mit einer Bürste das Kabinenfenster geputzt hat. Allerdings so, dass man jetzt weniger sieht als vorher und die ab und zu vorbeiziehenden Schiffe nicht mehr mit dem Fernglas beobachten kann. Wäre es möglich, sich an der Rezeption zu melden und darum zu bitten, dass jemand das Fenster ordentlich putzt, weil wir für die Außenkabine einen Aufpreis bezahlt haben? Wo ist eigentlich die Rezeption zu der wir gestern, als wir eingestiegen sind, mit einer kurzen Rolltreppe gelangt sind, wo die Männer in den dunkelroten Jacketts auf die Passagiere gewartet haben und wir den Kabinenschlüssel bekamen. Hinter welcher Tür ist dieser Raum heute? Schiffe sind voller Geheimnisse. Ein Delphin dreht gerade einen Salto weit weg.
So oder so?
Ausgefallene kulinarische Kreationen
Ausgefallene Mode und Abendroben
Ausgefallene Theaterinszenierung
Ausgefallene Interpretationen im Streichorchester
Ausgefallener Bus
Womöglich liegt es am Regen, dass die Begeisterung der Wartenden an der Bushaltestelle nur verhalten ausfällt.
Multikulturelle Gesellschaft
Die türkische Bedienung im Schnellrestaurant in der Klettpassage empfiehlt dem japanischen Gast Berner Röschti.
Sprechen Sie Deutsch?
- Sprachbeobachtungen lange vor Thierse