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Geschrieben wurde die Adaption ungefähr 1967 und war bestimmt für eine Aufführungin der damaligen Studentenbühne Dresden. Infolge einiger widriger Umstände kam eine Aufführung nicht zustande. Das Stück verschwand in meiner Ablage und wurde kürzlich von mir wiederentdeckt und unverändert nun hier vorgestellt.
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Veröffentlichungsjahr: 2019
„Der Melpomenische Hamlet“
( Eine Komödie in neun Szenen und einem Vorspiel)
Personenverzeichnis – Vorspiel;
Intendant
Dramaturgin
Gastregisseur
Melpomene
und 2. Bühnenarbeiter
Schauspieler;
König
Königin
Hamlet
Horatio
Laertes
Voltimand
Marcellus, Bernardo, Francisco
Totengräber
Andere– nicht namentlich Genannte
Personenverzeichnis– Hauptstück;
Königin von Dänemark
Prinz Hamlet– Sohn der Obigen
Horatio– Edelmann und Vertrauter des Prinzen
Marcellus– ranghöchster Offizier der Garde
Bernardo– Offizier der Garde, Vertreter Marcellus
Francisco– Offizier der Garde
Landedelmann
Laertes– Edelmann– Sohn des 1. Ministers Polonius, Bruder Ophelias
Voltimand– Edelmann–einflussreicher Höfling
Osrik– Edelmann– Höfling
Reinhold– Höfling im Dienste des 1. Ministers
Amme der Königin
Fechtlehrer Hamlets
Doktor– Leibarzt des verstorbenen Königs
Edmond– sein Sohn
1.– 3. Bürger
und 2. Arbeiter
Vorspiel
(Zwei Bühnenarbeiter tragen ungeschickt einen Sarg über die Bühne. Der Intendant kommt ihnen entgegen.)
Intendant
Kollegen, halt!
Warum wird Ophelias Sarg wieder abtransportiert?
1. Arbeiter
Hier wird doch ewig und immer umdisponiert!
2. Arbeiter
Die ganze Begräbnisszene ist vom Regisseur abgesetzt.
Intendant
Ist das eine Art –
ICH, der Intendant, erfahre alles zuletzt!
Da müht man sich ab, den Etat zu erfüllen,
zeigt zum Risiko Mut, Elan, guten Willen,
erträgt die Allüren der Belegschaft mit Fassung –
und erlebt dennoch stets eine neue Überraschung,
....
Also meinetwegen– schaffen sie diesen Krempel retour!
1. Arbeiter
Da kömmt unsere Dramaturgin aus der Kulisse hervor!
2. Arbeiter
Oh Mann – bleich wie das Gespenst von Hamlets Vater!
Dramaturgin (Den folgenden Dialog hören die Arbeiter auf dem Sarg sitzend zu.)
Nicht erst seit gestern bin ICH an diesem Theater,
Herr Intendant, im Gegensatz zu diesem Gastregisseur...
Intendant
Ich weiß, Frau Kollegin, es ist ein Malheur
mit ihm, aber wem, meine Liebe, sagen sie das....
Dramaturgin
Ich für mein Teil, verstehe schon manchen Spaß,
das heißt; wenn die Sache im Rahmen bleibt,
aber was diese Koryphäe da mit Shakespeare treibt,
das geht mir entschieden gegen den Strich!
Intendant
Und hat der Kerl auch tausend Teufel in sich;
wir müssen mit ihm durch die Premiere
Dramaturgin
Nicht bloß, Herr Intendant, dass ich mich beschwere...
Intendant
Natürlich– mein ganzes Ensemble ist gegen ihn!
Dramaturgin
Ophelia hat er so gequält, dass sie heiser geschrie`n –
ihren Text zur Premiere gerade noch flüstern kann.
Weshalb ihm der König, ein ansonsten integerer Mann –
die Probe schmiss– um dann mit erzürnter Miene
sein Exil aufzusuchen – will sagen unsre Kantine.
Ihm auf dem Fuß folgten Rosenkranz und Güldenstern,
das diplomatische Korps, nebst einigen anderen Herr`n,
der mehr oder weniger niederen Chargen.
Intendant
Ein schönes Beispiel von diesem Monarchen!
Integer?! Dass ich nicht lache! Seine Majestät;
ist ein Alkoholiker, wie er im Buche steht.
Man müsste ihn sofort vom Amt dispensieren!
Dramaturgin
Das hieß;
einen weiteren Mann zur Unzeit verlieren.
Intendant
Wieso einen weiteren..?
Ich will doch nicht hoffen...?
Dramaturgin
Nein, nein; Horatio ist Gott sei Dank eingetroffen.
Er war mit dem Auto irgendwo stecken geblieben.
Aber Polonius, Herr Intendant ist krankgeschrieben
ab heute. Ihn plagt wie gewöhnlich das Zipperlein.
Intendant
Das tränk ich dem Burschen noch einmal ein;
soll ihm wer will– seinen Vertrag erneuern
1. Arbeiter
Hast du gehört; man will den 1. Minister feuern!?
Intendant
Ja, und mit ihm auch alle anderen Drückeberger!
2. Arbeiter
Mit uns, Herr Chef, haben sie doch keinen Ärger
Intendant
Dann beenden sie schleunigst ihre unstatthafte Pause!
1. Arbeiter
Wir gehen ja schon....
2. Arbeiter
Ein Ton herrscht in diesem Hause!
Intendant
Haben sie wenigstens den Regisseur informiert?
Dramaturgin
Der hat Kenntnis genommen und mich instruiert,
die Poloniusauftritte radikal zu streichen.
Intendant
Mein Gott– und Ophelia?
Dramaturgin
Braucht keinen Text mehr– sie macht nur Zeichen.
Eine Art Pantomime im klassischen Stil!
Das arme Kind, war so niedergedrückt,
da hab ich sie vorerst nach Hause geschickt.
Intendant
Nein!!!
Totengräber (ihm nach der Regisseur)
Nein!
Da platzt mir die Jacke! Das ist mir zu viel!
Intendant
Der Totengräber?
Was hat denn den derart aufgeregt?
Dramaturgin
Gewiss seine Rolle. Die ist ja auch ad acta gelegt!
Totengräber
Mich– den Totengräber einfach auszusparen–
Wo hat die Welt schon mal so was erfahren!?
Was bleibt da noch vom Shakespearschen Geist!?
Regisseur
Sie?
Sie werden MICH lehren, was Regiekunst heißt!
Intendant
Es spricht ihnen, Herr Kollege, keiner ihr Fachwissen ab;
aber die Schlüsselszene an Ophelias Grab...?
Regisseur
War längst überfällig! All dieser emotionale
Aufputz verwässert zu sehr– das große Finale.
Kurzum; ich musste ein wichtiges Tempi erzwingen.
Totengräber
Deswegen lässt er MICH über die Klinge springen!
Intendant
Beruhigen sie sich; es gäbe da ein Äquivalent...
Dramaturgin
Polonius Rolle?
Totengräber
Wenn ich freilich den spielen könnt
Regisseur
Welch Avancement,
vom Totengräber zum zweithöchsten Manne im Staat.
Dramaturgin
Ein Kompromiss;
wozu ich in diesem Falle doch rat`!
Intendant.
Sie meinen also auch, da ginge nichts schief?
Totengräber
Schon Shakespeare sah die Minister meist pejorativ!
Regisseur
Sie überschreiten da, meine Herren; ihre Kompetenzen!
Dramaturgin
Nein, Herr Kollege, wir versuchen bloß den Konsequenzen
Ihrer äußerst divergierenden Regie–kon–zep–tio–nen...
Regisseur
Definitiv, Herr Intendant, möchte ich betonen,
unter dieser Bevormundung fühle ich mich außerstande....
Hamlet ( mit ihm Horatio und die Königin. Dann der angetrunkene König mit Gefolge)
Ich komm nicht mit der verflixten Rüstung zu Rande!
Überall kneippt es....
Horatio
Das Scheißding, mein Prinz, ist euch viel zu klein.
Königin
Da passt doch auch keiner von seiner Statur hinein!
Welcher Idiot hat dich in diesen Panzer gepresst!?
König
MORDIO! FEUER!
Mein Neffe steckt wie der Fisch in der Dose fest!
Ophelias Hand, nebst 10 000 Dukaten in bar,
dem; der unseren Erben errettet aus der Gefahr,
dass er uns vorschnell im Harnisch erbleicht!
Intendant
Mit ihrem Benehmen habe sie endlich erreicht....
Regisseur
Dass, so sie nicht schleunigst von der Bühne scheren....
König
Ausgerechnet, du Dilettant, willst uns Mores lehren....
Königin ( Zieht ihn vom Regisseur fort. Der Intendant wird von der Dramaturgin beruhigt)
Gib Ruhe, du Saufaus;
Vor Scham müsstest du erröten!
König
Gemach, holder Engel–
mein fürstlicher Ruf ist ohnedies flöten!
Königin
Weil du das Saufen nicht lassen kannst!
König
Weil uns der Stümper auf dem Kopf herum tanzt–
hab ich aus Kummer ein Schlückchen genommen.
Seht mich doch an!
War jemals ein König so herunter gekommen?!
Eine Krone aus Blech, Kleider die Falten ziehn!
Ein Schafsfell schmückt mich– anstatt Hermelin!
Totengräber
Aber Majestät, gerade dies erklärt doch die Situation;
ein Wolf im Schafspelz, der sitzt auf dem Thron!
Hamlet
Oder; ein bukolischer Hirte, der seiner Herde,
anstelle von Krieg– einen satten Frieden bescherte!
Totengräber
Ein Verfechter, der friedlichen Koexistenz–
Sozusagen in spe...
König
Mein Freund; das ist beileib‘ eine gute Idee.
ICH errette, das Reich aus der Kriegsgefahr,
bin rundum ein Guter, mein Neffe ist der Barbar!
Horatio
Selbst Shakespeare, mein Prinz, käme arg in Verlegenheit
darüber, dass er damals nicht dachte so weit.
Königin
Herr Horatio–
Immerfort Wasser auf meines Sohnes Mühlen!
Ihr solltet mehr für eure Königin fühlen!
Horatio
Mein Beleid, Madame;
ihr kommt in der Tat nicht gut weg.
Königin ( Geht in Rage mit ihren Fächer auf den Regisseur los)
Ach was–
Ich werde behandelt wie der letzte Dreck!
Schaut so, du Ehrabschneider, Dänemarks erste Lady aus!