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Die eigensinnige junge Königin meint, so sie es will, müssten im tiefsten Winter Schneeglöckchen wachsen. Wer ihr welche ins Schloss bringe, der soll reich belohnt werden. Anja wird von ihrer Stiefmutter und deren Tochter Sina mit einem Korb in den nächtlichen Winterwald geschickt, um Schneeglöckchen zu pflücken. Was Anja erlebt und auch noch sonst geschieht, ist im Märchen zu erfahren.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Weit entfernt von der großen Stadt, im Wald — da wo sich die Füchse gute Nacht sagen, lebte das Mädchen Anja mit ihrer Stiefmutter und deren Tochter Sina. Anja hatte kein leichtes Los, seit ihr Vater gestorben war, bürdete ihr die Stiefmutter die gesamte Arbeit auf, aber Sina lag den ganzen Tag am warmen Ofen und stopfte Süßigkeiten in sich hinein. Anja etwas davon abzugeben, kam ihr nicht in den Sinn. Außerdem fand sie es vollkommen in Ordnung, dass Anja arbeitete - während sie sich ausruhte. Gerecht war das ganz sicher nicht. Manchmal, heimlich in einem stillen Winkel, weinte Anja, weil sie derart schlecht behandelt wurde. So niedergeschlagen blieb sie aber nicht lange, denn eigentlich war Anja ein fröhliches Mädchen.
Auch gab es unzählige Dinge woran sie sich erfreute und ihr Vergnügen hatte. Zum Beispiel die putzigen Eichhörnchen und Vögel des Waldes, die ihr aus der Hand fraßen, wenn sie Anja heimlich fütterte. Die immergrünen, jetzt im Winter tief verschneiten Tannen und dann Frühling und Sommer, wenn alles blühte und bezaubernde Düfte versprühte. Wo die Honig sammelnden Bienen summten und kunterbunte Schmetterlinge durch die Lüfte segelten. Ja, selbst der Herbst hatte für Anja seine Schönheit. Inmitten des Tannenwaldes gab es auch Laubbäume, deren Blätter sich nun bunt verfärbten, hernach zur Erde fielen und den Waldboden wie einen vielfarbigen Teppich bedeckten. Dann gab es im Wald viele Beeren und Pilzen zu finden, die Anja fleißig einsammelte, so dass ihre Stiefmutter zufrieden war, das Gesammelte auf dem Markt verkaufen zu können.
Für ihre faule Tochter brachte sie dann aus der Stadt Geschenke mit, während Anja, ich denke ihr ahnt es, leer ausging. Anja waren diese Ungerechtigkeiten inzwischen gewohnt geworden, dass sie meist darüber hinweg sah. Außerdem, sich mit Süßigkeiten vollzustopfen, um so dick zu werden wie ihre Stiefschwester, wollte Anja keineswegs. Ein paar Tage vor dem Neujahrsfest wurde Anja von ihrer Stiefmutter zur Strafe, weil sie, trotz des Verbotes nichts zu verschwenden, den Vögeln wieder heimlich Futter gestreut hatte, zum Brennholzsammeln in den Wald geschickt.
Dass Anja die hungrigen Vögel fütterte, hatte Sina durchs Fenster gesehen und es sofort ihrer Mutter zugetragen. "Dicke Klatschtante!", sagte Anja leise vor sich hin. Sie holte den Schlitten aus den Schuppen, um sich auf den Weg in den tief verschneiten Winterwald zu machen. Hin und wieder versank sie fast in dem tiefen Schnee und das Brennholz rief auch nicht: „Hier bin ich, liebe Anja; ließ mich auf!" Nein, sie musste mühsam danach suchen, aber da sie in Bewegung war, brauchte sie wenigstens nicht frieren. (Anjas, von ihrem Vater geschenkten, dicken Schafpelzmantel hatte die Stiefmutter der eigenen Tochter gegeben und Anja dafür ein Stoffmäntelchen, das wenig wärmte.) Anja beobachtetet gerade eine putzige Eichhörnchenfamilie, die munter von Ast zu Ast sprang und eine Wolke von Pulverschnee auf Anja herabrieseln ließen, als aus den Büschen ein Mann mit silberweißen Schnurrbart auftauchte und ihr freundlich zuwinkte. „Was macht denn ein kleines Mädchen allein hier im Winterwald?
Hast du dich verlaufen, Töchterchen?", fragt er, als sie kurz darauf zusammentrafen. Anja grüßte ihn höflich und erzählte dann in kurzen Worten, warum sie im Walde sei. „Hm", brummte der Mann, „deine Stiefmutter scheint keine von den Freundlichen zu sein." Weißt du was, ich helfe dir Brennholz zu sammeln und du hilfst mir dafür in einer anderen Sache."