Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Ich fasse es nicht«, sagte Robert Wenger, der junge Stallmeister von Schloss Sternberg, mit leiser Stimme zu Baron Friedrich von Kant. »Wenn er wirklich alle Pferde kauft, die er angeblich haben will, wird er zwanzig Millionen ärmer sein.« »Ich glaube, zwanzig Millionen merkt er gar nicht«, gab Baron Friedrich ebenso leise zurück. »Mister Hartville ist einer der reichsten Männer der Welt, sein Vermögen wird auf etliche Milliarden geschätzt, da spielen ein paar Millionen keine Rolle.« Der Mann, über den sie sprachen, stand ganz am Ende des Stalles vor der Box einer Stute, deren Besichtigung sie sich absichtlich bis zum Schluss aufgehoben hatten. Belladonna war das teuerste Pferd des Sternberger Gestüts. Sie hatte einen erstklassigen Stammbaum und bereits zwei wichtige Rennen gewonnen. Alles sah danach aus, als würde auch sie heute den Besitzer wechseln, denn Don Hartvilles Körpersprache war eindeutig. Er war groß, blond, mit heller Haut, die in der Sonne eher rot als braun wurde. Sein breitflächiges Gesicht war faltig und von Sommersprossen übersät. Wenn er lachte, entblößte er zwei Reihen absolut perfekter Zähne, die ebenso falsch waren wie seine Haarfarbe. Aber es schien ihn nicht zu kümmern, dass man das sah. Er war sechzig Jahre alt und hatte den breitbeinigen Gang eines Cowboys, der er allerdings nie gewesen war, obwohl er tatsächlich aus Texas stammte. Er war sehr groß, kräftig gebaut und hatte eine dröhnende Stimme. Sein Geld hatte er mit Immobilien gemacht, in letzter Zeit allerdings spekulierte er mit seinem immensen Vermögen nur noch an den Börsen dieser Welt. Vielmehr: Er ließ spekulieren. Er gab gerne und häufig Interviews, in denen er verkündete, er sei jetzt alt genug, um sich vornehmlich seinem Vergnügen zu widmen. Aus diesem Grund war er auch nach Deutschland gekommen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 114
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
»Ich fasse es nicht«, sagte Robert Wenger, der junge Stallmeister von Schloss Sternberg, mit leiser Stimme zu Baron Friedrich von Kant. »Wenn er wirklich alle Pferde kauft, die er angeblich haben will, wird er zwanzig Millionen ärmer sein.«
»Ich glaube, zwanzig Millionen merkt er gar nicht«, gab Baron Friedrich ebenso leise zurück. »Mister Hartville ist einer der reichsten Männer der Welt, sein Vermögen wird auf etliche Milliarden geschätzt, da spielen ein paar Millionen keine Rolle.«
Der Mann, über den sie sprachen, stand ganz am Ende des Stalles vor der Box einer Stute, deren Besichtigung sie sich absichtlich bis zum Schluss aufgehoben hatten. Belladonna war das teuerste Pferd des Sternberger Gestüts. Sie hatte einen erstklassigen Stammbaum und bereits zwei wichtige Rennen gewonnen. Alles sah danach aus, als würde auch sie heute den Besitzer wechseln, denn Don Hartvilles Körpersprache war eindeutig.
Er war groß, blond, mit heller Haut, die in der Sonne eher rot als braun wurde. Sein breitflächiges Gesicht war faltig und von Sommersprossen übersät. Wenn er lachte, entblößte er zwei Reihen absolut perfekter Zähne, die ebenso falsch waren wie seine Haarfarbe. Aber es schien ihn nicht zu kümmern, dass man das sah. Er war sechzig Jahre alt und hatte den breitbeinigen Gang eines Cowboys, der er allerdings nie gewesen war, obwohl er tatsächlich aus Texas stammte. Er war sehr groß, kräftig gebaut und hatte eine dröhnende Stimme.
Sein Geld hatte er mit Immobilien gemacht, in letzter Zeit allerdings spekulierte er mit seinem immensen Vermögen nur noch an den Börsen dieser Welt. Vielmehr: Er ließ spekulieren. Er gab gerne und häufig Interviews, in denen er verkündete, er sei jetzt alt genug, um sich vornehmlich seinem Vergnügen zu widmen.
Aus diesem Grund war er auch nach Deutschland gekommen. Er liebte Europa, das er in einer Stretchlimousine durchquerte, die auch in Großstädten für Aufmerksamkeit sorgte. Im Flugzeug sehe man ja nichts von der Welt, hatte er gesagt, und so ließ er sich von seinen drei Chauffeuren an Orte bringen, die ihn interessierten. Er gedachte, ein wenig länger im Sternberger Land zu verweilen, wo er sich nach eigenem Bekunden sehr wohlfühlte.
Jetzt kam er auf Baron Friedrich und Robert Wenger zu, mit seinem breitbeinigen Gang. Seine blauen Augen glitzerten, der ohnehin große Mund war zu einem breiten Lächeln verzogen. Sein Deutsch war etwas eingerostet, aber er beherrschte die Sprache immer noch gut. Er hatte ihnen vorher erzählt, dass seine Mutter Deutsche gewesen war. Vor allem das amerikanisch gerollte ›R‹ verriet, dass Deutsch nicht seine Muttersprache war, und er musste manchmal nach Worten suchen. »Belladonna kaufe ich auch«, sagte er.
»Sie werden Freude an ihr haben, Mr Hartville«, erwiderte der Baron.
»Oh, ich werde an allen Pferden Freude haben.«
Von draußen war ein entferntes Grollen zu hören. Robert Wenger, der der Eingangstür am nächsten stand, verließ mit wenigen Schritten den Stall und warf einen Blick zum Himmel. »Das angekündigte Gewitter ist im Anzug«, sagte er.
»Im Anzug?«, fragte Don Hartville verdutzt. »In welchem Anzug?«
Der Baron lachte und klärte ihn auf. »Es zieht ein Gewitter heran, bedeutet das.«
»Ach so. Ich liebe Gewitter.«
»Die Pferde nicht«, stellte Robert Wenger fest.
»Wir können die vertraglichen Dinge in meinem Büro klären, bis das Gewitter abgezogen ist«, schlug der Baron vor. »Und auch, wie Sie den Transport der Pferde geregelt haben wollen, Mr Hartville. Dabei können wir in Ruhe noch einen Kaffee trinken.«
»Gute Idee«, erwiderte der Amerikaner erfreut. »Übrigens finde ich, dass Sie seltsames Wetter in Deutschland haben. Hier ist doch jetzt eigentlich Winter, oder? Ich finde es erstaunlich warm für Winter.«
»Das ist es auch. Vor zwei Wochen war es noch eisig, jetzt herrschen fast Frühlingstemperaturen«, bestätigte Baron Friedrich. »Gehen wir, bevor es anfängt zu regnen.«
Die Tiere wurden unruhig, sie spürten den Wetterumschwung. Baron Friedrich und sein vermögender Kunde verließen das Gestüt und liefen hinüber zum Schloss. In der Ferne zuckten bereits Blitze über den dunklen Himmel, erste dicke Regenwolken klatschten ihnen ins Gesicht. Sie gingen schneller. Wieder war ein Donnergrollen zu hören.
Sie erreichten das Hauptportal, bevor das Gewitter richtig losbrach. Eberhard Hagedorn, der alte Butler, erwartete sie. Er hatte Don Hartville bei seinem Eintreffen bereits formvollendet begrüßt und diesen dadurch tief beeindruckt. »So ein Butler fehlt mir zu Hause«, hatte er zu Baron Friedrich gesagt. »Gutes Personal zu bekommen ist heutzutage ja wirklich schwierig.«
»Wir sind sehr froh, dass Herr Hagedorn bei uns ist«, hatte der Baron erwidert. »Er ist tatsächlich perfekt.«
»Wie lange arbeitet er schon für Sie?«
»Sehr, sehr lange. Er war schon hier, bevor meine Frau und ich mit den Kindern hierher gezogen sind, und das ist zwölf oder dreizehn Jahre her. Davor war er aber auch schon lange hier. Ich schätze mal, er ist seit mindestens fünfundzwanzig oder dreißig Jahren im Sternberger Schloss.«
Diese ungeheure Zahl hatte dem amerikanischen Kunden erst einmal die Sprache verschlagen.
Sie betraten Baron Friedrichs Büro, das direkt neben der weitläufigen Eingangshalle lag.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«, fragte Eberhard Hagedorn. »Und vielleicht etwas von Frau Falkners neuer Nusstorte?«
»Ich hätte gern einen starken Kaffee, Herr Hagedorn«, antwortete der Baron. »Und unbedingt ein Stück Nusstorte. Mr Hartville?«
»Für mich das Gleiche – aber es dürfen auch zwei Stücke Nusstorte sein«, antwortete der Amerikaner mit seinem breitesten Lächeln.
»Sehr wohl.« Eberhard Hagedorn schloss die Tür lautlos hinter sich. Es dauerte keine zehn Minuten, bis er mit einem voll beladenen Tablett zurückkehrte.
Friedrich und sein Gast hatten noch nicht begonnen, über das Geschäftliche zu reden. Sie hatten ja Zeit, und so genossen sie erst einmal den Kaffee und die vorzügliche Nusstorte, die dafür sorgte, dass Don Hartville ein ums andere Mal ausrief: »Es ist unglaublich, wie gut sie schmeckt. Nie zuvor habe ich so etwas Köstliches gegessen!«
Mittlerweile regnete es in Strömen, das Gewitter war jetzt direkt über Sternberg. Manchmal donnerte es so laut, dass sie ihr Gespräch unterbrechen mussten.
»Jetzt bin ich doch froh, dass wir Ihr freundliches Angebot an meine Chauffeure, sich während unserer Verhandlungen im Schloss aufzuhalten, angenommen haben«, sagte Don Hartville. »Es ist zwar bei einem Gewitter sicher im Auto, aber wie es scheint, kann sich das ja eine Weile … wie sagt man?«
»Hinziehen, meinen Sie?«
Don Hartville nickte.
Es gab in der Nähe der Schlossküche einen Aufenthaltsraum für die Angestellten, in dem diese auch ihre Mahlzeiten einnahmen. Dort hielten sich nun auch Don Hartvilles Chauffeure auf.
Sie wandten sich den geschäftlichen Dingen zu. Der Baron legte alle erforderlichen Papiere vor, danach verhandelten sie noch eine Weile über den endgültigen Preis und klärten die Transportfragen. Nach etwa einer Stunde waren sie sich im Wesentlichen einig, nur ein Punkt war noch zu klären, aber sie mussten feststellen, dass das Wetter sich noch keineswegs beruhigt hatte. Zwar war das Gewitter endlich abgezogen, aber nun war ein heftiger Sturm aufgekommen, der den noch immer stark fallenden Regen in wilden Böen vor sich herpeitschte.
Baron Friedrich hatte schon zuvor erwogen, Don Hartville zum Essen einzuladen, diese Idee jedoch wieder verworfen. Sie hatten Besuch von einer lieben Freundin, die erst am Nachmittag angekommen war, da konnte sich ein Fremder am Tisch störend auswirken. Hinzu kam, dass die Küche Überraschungen dieser Art nicht liebte. Die ausnehmend begabte Köchin Marie-Luise Falkner war eine Perfektionistin, die gern alles unter Kontrolle hatte. Wenn plötzlich statt sechs Personen sieben am Tisch saßen, geriet ihre präzise Planung ins Wanken.
Dennoch sagte Friedrich jetzt: »Wollen Sie unter den gegebenen Umständen nicht mit uns zu Abend essen, Mr Hartville? Bei diesem Wetter kommen Sie selbst mit ein paar Riesenschirmen nicht einmal trocken zu Ihrem Wagen. Es sei denn natürlich, Sie hätten heute noch andere Verpflichtungen.«
Don Hartville zierte sich nicht lange. »Nein, habe ich nicht. Ich bleibe gern, wenn Ihnen das keine allzu großen Umstände macht.«
»Dann sage ich nur schnell Bescheid, damit sich die Küche und auch Ihre Angestellten darauf einrichten können. Einen Augenblick bitte.«
Friedrich rief Herrn Hagedorn, der wenige Sekunden später das Büro betrat. »Ja, bitte, Herr Baron?«
»Mr Hartville wird zum Abendessen bleiben. Danach ist das Unwetter hoffentlich abgezogen. Bitte, sagen Sie Frau Falkner und auch meiner Frau Bescheid, sowie Mr Hartvilles Chauffeuren.«
»Selbstverständlich, Herr Baron.«
Als Eberhard Hagedorn sich wieder zurückgezogen hatte, sagte Friedrich: »Dann wenden wir uns jetzt noch einmal dieser Versicherungsfrage zu, die wir noch klären müssen, Mr Hartville.«
Der Milliardär trank noch einen Schluck Kaffee, bevor sie sich wieder an die Arbeit machten.
*
»Ich kann das nicht locker sehen!«, rief Marie-Luise Falkner in der Küche in heller Aufregung. »Meine Güte, ich tische heute Abend ein komplett neues Menü auf, wo sowieso alles Mögliche schiefgehen kann, und plötzlich isst noch jemand mit, über den ich nichts weiß. Hat er Allergien? Isst er Fleisch oder ist er Vegetarier oder Veganer? Hat er Vorlieben? Gibt es Dinge, die er überhaupt nicht isst? Wie soll das denn funktionieren, Herr Hagedorn? Abgesehen davon, dass ich jetzt alles anders portionieren muss als geplant.«
»Mr Hartville ist Texaner, ich schätze mal, er isst Fleisch«, erwiderte Eberhard Hagedorn vollkommen ruhig. »Er weiß außerdem, dass er als Gast heute Abend nicht vorgesehen war, also wird er nicht erwarten, dass auf seine Vorlieben oder Abneigungen Rücksicht genommen wird. Er wird, wie man das früher gern sagte, essen, was auf den Tisch kommt.«
»Das ist aber genau das, was ich nicht will!«, rief sie. Sie sah sehr hübsch aus, wenn sie sich so aufregte, aber hätte man ihr das in dieser Situation gesagt, sie wäre unweigerlich noch mehr explodiert »Ich will, dass die Leute genießen, was ich ihnen auftische, nicht, dass sie es essen, weil es nun einmal da ist.«
Eberhard Hagedorn versuchte noch einmal, sie zu besänftigen. »Aber so ist es bei Ihnen doch nie, Marie.«
Er hätte sich die Mühe sparen können, denn er drang nicht zu ihr durch. »Doch, wenn ich nicht so arbeiten kann, wie ich möchte!«, widersprach sie gereizt.
»Reg dich ab, Marie«, sagte nun auch Jannik Weber, Eberhard Hagedorns junger Auszubildender, dem es innerhalb kürzester Zeit gelungen war, sich im Schloss Respekt zu verschaffen. Er war nicht nur klug, sondern auch anstellig und engagiert, und zudem fest entschlossen, seinem großen Vorbild Eberhard Hagedorn nachzueifern. Er wollte einmal, das stand für ihn fest, der perfekte Butler werden, der sein Lehrherr in seinen Augen – und nicht nur in seinen – längst war.
Tatsächlich galt Eberhard Hagedorn als perfekt in seiner Arbeit, weshalb schon viele Leute versucht hatten, ihn abzuwerben – vergeblich. Er würde, hatte er schon mehrmals unmissverständlich klar gemacht, Schoss Sternberg und seine Bewohner niemals verlassen.
Ähnlich war es bei Marie-Luise, die wegen ihrer Kochkünste mit Anfang dreißig ebenfalls bereits einen exzellenten Ruf hatte. Auch sie hatte schon etliche Angebote abgelehnt, denn sie fand, dass sie im Schloss unter idealen Bedingungen arbeiten konnte.
»Jetzt fang du nicht auch noch an, Jannik!«, fuhr sie den erst neunzehnjährigen Auszubildenden an. »Ich muss mit dem Problem fertig werden, niemand sonst, oder?«
»Aber es ist kein Problem!«, rief er. »Das versuchen wir dir gerade zu sagen. Genug zu essen ist in jedem Fall da, also gibt es auch kein Problem.«
Sie hatte offenbar genug und beendete die Auseinandersetzung auf ihre Art und Weise. »Raus hier!«, sagte sie, während sie sich eine widerspenstige dunkle Locke wieder unter das Kopftuch schob, das sie beim Kochen trug. »Raus aus meiner Küche, ich brauche meine Ruhe.«
Eberhard Hagedorn und Jannik wechselten einen kurzen Blick, dann verließen sie ohne weiteres Wort die Küche. Es gab Situationen, in denen gab man besser nach. Dieses war so eine.
*
»Aber das ist doch nett, Sofia«, sagte Ariane von Sellem, die mit Baronin Sofia von Kant in der Bibliothek des Schlosses saß. »Mich stört es nicht, wenn ein weiterer Gast anwesend ist, wirklich nicht.«
»Normalerweise würde ich es auch nicht störend finden, aber du bist ja heute erst angekommen, da wäre es natürlich schöner gewesen, wir wären unter uns geblieben. Wir haben uns schließlich eine Weile nicht gesehen, da hat man sich ja eine Menge zu erzählen.«
»Das können wir auch noch machen, wenn dieser Amerikaner wieder abgereist ist. Ich finde es richtig, dass Fritz ihn eingeladen hat. Schließlich hat er ja offenbar für sehr viel Geld Pferde gekauft, da ist es doch eine nette Geste, ihn bei diesem Wetter nicht einfach zurück zu seiner Limousine zu schicken.«
Sie lachte leise. »Ich habe, glaube ich, zuvor noch nie so einen Wagen gesehen, jedenfalls nicht in Wirklichkeit. Auf Bildern schon, auch in Filmen – aber eine echte Stretchlimousine …« Sie schüttelte den Kopf.
»Er hat alles einbauen lassen, was das Herz begehrt. Er kann sich hinlegen und schlafen. Er kann fernsehen, arbeiten, sogar essen und trinken, wenn er will. Die drei Chauffeure haben im vorderen Teil auch ziemlich viel Platz, und er ist hinten ganz für sich. Aber wenn er sich unterhalten will, geht das auch, dann wird die Trennwand beiseite geschoben.«
»Es wird bestimmt ein unterhaltsamer Abend, warte es nur ab.«
Die beiden Frauen saßen vor dem Kamin, in dem nur ein kleines Feuer brannte, weil es in den letzten Tagen plötzlich so unnatürlich warm geworden war. Doch jetzt war wieder kältere Luft angesagt worden, der Sturm blies die warme Luft weg.
Die Bibliothek war der gemütlichste Raum im Schloss, das sahen nicht nur die Bewohner so, sondern auch ihre Gäste. Die Bücherregale reichten bis hinauf an die Stuckdecken, an die oberen Regale konnte man nur mit Leitern gelangen, die geräuschlos auf Schienen vor den Regalen hin- und hergeschoben werden konnten. Die Bibliothek bestand aus mehreren ineinander übergehenden Räumen, überall standen kleine Tische mit Lampen darauf und bequemen Ledersesseln daneben. In zweien dieser Sessel saßen Sofia und Ariane, direkt vor dem Kamin.