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Lange haben Kenner der internationalen Literatur zu außerkörperlichen Erfahrungen auf eine deutsche Ausgabe von Jürgen Ziewes Multidimensional Man gewartet. Mit einzigartiger Klarheit und kritischem Verstand beschreibt der Autor die unglaublichen Erfahrungen, die ihm im Laufe von vier Jahrzehnten intensiver Tiefenmeditation zuteilwurden. In strukturierter und lebendiger Weise führt er den Leser in eine Welt ein, die um ein Vielfaches größer und komplexer ist als das physische Universum. Seine Reise führt ihn vom nichtphysischen Ebenbild seiner vertrauten Umgebung über erdähnliche astrale Welten, die von „Verstorbenen“ bewohnt werden, bis in höhere Dimensionen, für deren Beschreibung Worte nicht annähernd ausreichen, die er aber für den Leser dennoch so greifbar wie möglich macht – ein einzigartiger Reisebericht, der Ihr Weltbild für immer verändern wird.
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Seitenzahl: 432
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New Beginning
DermultidimensionaleMann
Eine Entdeckungsreiseins Herz der Schöpfung
Jürgen Ziewe
Copyright © 2008 Jürgen ZieweDeutsche Übersetzung © 2020 Jörg Starkmuth
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und darf – auch auszugsweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors und des Verlegers vervielfältigt oder kommerziell genutzt werden. Ausgenommen sind kurze Zitate mit Quellenangabe.
Aus dem Englischen übersetzt von Jörg Starkmuth
Titel der englischen Originalausgabe:
Multidimensional ManA Voyage of Discovery into the Heart of Creation
Starkmuth Publishing, Hennef – www.starkmuth.de
ISBN 978-3-947132-12-6
Dateistand: Mai 2022
Umschlagmotiv von Jürgen Ziewe
Dieses Buch ist meiner Frau Julia undmeinen Töchtern Naomi und Martina gewidmet.
Wir Menschen sind wie Wasserläufer, die – besorgt oder fröhlich – auf der dünnen Haut des Wassers herumtanzen, ohne überhaupt zu merken, dass es das Wasser ist, das ihnen die Grundlage für ihre Existenz gibt. So leben wir von einem Tag in den anderen, ohne zu wissen, was sich unter der Oberfläche unseres Lebens abspielt und wer oder was uns den Funken unseres Lebens und unserer Wahrnehmung verleiht.
Um dieses Mysterium zu lösen, begann ich vor fünfzig Jahren ein strenges Regime der Tiefenmeditation. Wenn ich die gesamte Zeit zusammenrechne, habe ich mehr als drei Jahre in einem Bewusstseinszustand verbracht, der sich deutlich von unserem alltäglichen Normalbewusstsein unterscheidet.
Es ist fast natürlich, dass als Folge dieser Art von tiefer, fokussierter Wahrnehmung auf das innere Vorgehen der Seele Türen aufgeschlossen werden, die im normalen Zustand vielleicht nur im Traum erscheinen. Der Unterschied ist, dass ich im vollen Wachzustand durch diese Türen hindurchtreten durfte und dort ungestört und mit kritischem Verstand Welten anderer Wirklichkeiten und weit höherer Dimensionen durchschreiten konnte – oft mit einer überwältigenden Klarheit, die meinen normalen Wachzustand im Vergleich wie einen Traum erscheinen ließ.
Ich habe dreißig Jahre gebraucht, um meine Berichte zu veröffentlichen, weil erst seit relativ kurzer Zeit das geistige Klima unserer Kultur genügend gereift ist, um solche Berichte nicht einfach als Hirngespinste abzutun. Aufgrund neuer Sichtweisen im wissenschaftlichen Bereich werden heute neue Möglichkeiten erkundet, um das größte Rätsel unserer Realität wissenschaftlich zu ergründen und sogar über mehrere Dimensionen auszuweiten.
Durch meine Buchveröffentlichung in England 2008 sind fruchtbare Begegnungen mit Forschern entstanden, die ähnliche Erfahrungen veröffentlicht haben und sich mit dem Thema wissenschaftlich auseinandersetzen, wie zum Beispiel die theoretische Physikerin und Neurowissenschaftlerin Dr. Sirley Marques Bonham an der Universität Texas oder der Physiker und NASA-Ingenieur Tom Campbell sowie der Psychologe Robert Waggoner, mit denen ich mich persönlich auseinandergesetzt habe.
Wir sind jetzt an der Schwelle eines geistigen Umbruchs angelangt, der nicht geringer ist als die Erkenntnis, dass die Erde nicht der Mittelpunkt der Schöpfung ist und sich stattdessen um die Sonne bewegt. Inzwischen gibt es Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Gruppen, in denen außerkörperliche Erfahrungsberichte ausgetauscht und verglichen werden. Auf dieser Weise wird potenziell eine statistische Argumentationsgrundlage für das Bestehen weiterer Dimensionen geschaffen.
Ich bin kein Wissenschaftler, sondern von Beruf Künstler. Aber gerade deshalb glaube ich, dass meine Beobachtungsgabe besonders geschärft ist und die bildliche Beschreibung für den Leser von besonderem Wert ist.
Die Zeit ist noch nicht gekommen, wo wir ohne Meditation, reinen Zufall oder Drogen in die höheren Dimensionen unserer Seele eintreten können, aber die Grundlagen sind schon da. Man weiß bereits, welche Teile des Gehirns im luziden Traum aktiv sind. Wir wissen auch, wie der luzide Traum erweitert werden kann, um im vollen Bewusstsein in höhere Dimensionen einzutreten. Wenn der Tag kommt, wo wir nach Belieben zwischen den verschiedenen Dimensionen unserer Realität pendeln können, wird sich unsere Existenz hier in unserer beengten Welt so total verändern, dass wir uns nicht wiedererkennen werden. Der Unterschied zwischen unserem jetzigen Menschsein und dem zukünftigen wird so groß sein wie zwischen einem Wurm, der blind aus dem Schlamm kriecht, und einem Adler, der sich stolz und erhaben durch die Lüfte schwingt.
Ich möchte mich besonders herzlich bei Jörg Starkmuth für die naturgetreue und authentische Übersetzung meines Buches aus dem Englischen bedanken.
Jürgen Ziewe, Oktober 2020
Der Versuch, über etwas zu schreiben, das weder durch wissenschaftliche Beweise noch durch handfeste Indizien gestützt wird, insbesondere wenn es um Bereiche des Geistigen geht, bringt das Risiko mit sich, angezweifelt und (ziemlich wahrscheinlich) lächerlich gemacht zu werden. Aber statt Platz damit zu verschwenden, Argumente für die Existenz einer anderen Dimension vorzubringen, in der das Leben nach dem Tod weitergeht und die wir auch zu Lebzeiten besuchen können, möchte ich die Skeptiker lieber auf das umfangreiche Angebot zeitgenössischer Literatur verweisen, in der diese Argumentation für mich geführt wird. Ich möchte hier einfach meine Abenteuer präsentieren und kühn behaupten, dass sie in anderen Dimensionen stattgefunden haben – Dimensionen, die im tiefsten Herzen unserer Existenz liegen, ob wir es erkennen oder nicht. Diese Behauptung wird mehr Sinn ergeben, wenn Sie mit der Lektüre dieser Aufzeichnungen ein Stück vorangekommen sind.
Die Aufzeichnungen in diesem Buch wurden über einen Zeitraum von fast vierzig Jahren gesammelt und befassen sich ausschließlich mit einer neuartigen Form außerkörperlicher Erfahrungen, die ich für ein natürliches Nebenprodukt regelmäßiger und intensiver Meditation halte.
Mich ermutigt die Tatsache, dass Wissenschaftler zu der Annahme gelangt sind, dass es weitere Dimensionen geben muss (nach Ansicht einiger Stringtheoretiker mindestens elf), um unsere physische Existenz erklären zu können. Ebenso ermutigend ist die Tatsache, dass sich die Forschung zunehmend auf die subatomare Welt und die Quantenwelt konzentriert – aufgrund der zunehmend höheren Anerkennung, die dort zu gewinnen ist, aber auch aufgrund der zunehmenden Aufmerksamkeit, die der Erforschung von Bewusstseinsphänomenen zuteilwird.
Leider bin ich kein Wissenschaftler. Von Beruf bin ich Künstler. Da ich als Fantasy-Illustrator bekannt geworden bin, könnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass dieses Buch einfach das Produkt einer fruchtbaren Fantasie ist. Tatsächlich ist es aber umgekehrt. Bis in die späten achtziger Jahre galt meine Leidenschaft der abstrakten Kunst, und meine späteren Fantasy-Arbeiten wurden durch das inspiriert, was ich sah, wenn ich im außerkörperlichen Zustand andere Welten besuchte.
Die Bilder, die ich erschuf, inspirierten viele Verleger dazu, mich für Buchcover zu engagieren – für Themen wie Science-Fiction, Mythologie, Träume, Geist/Körper/Seele und sogar Engel und Feen (die ich immer eher als machtvolle Archetypen denn als objektive Realität betrachtet habe, da ich nie einem solchen Wesen begegnet bin). Auch wenn ich eine sehr offene Geisteshaltung habe und einige Medien respektiere, die in der Lage sind, die Grenzen der physischen Wahrnehmung zu überwinden, sollten Sie daraus nicht schließen, dass ich ein New-Age-Missionar wäre. Weit gefehlt. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit einer Sechzig-Stunden-Woche in einer harten Business-Umgebung in der Werbebranche, was mich zu einer sehr pragmatischen Person gemacht hat. Ich übernehme keine Glaubenssysteme außerhalb dessen, was ich selbst erlebe. Ich folge keiner Philosophie oder Religion. Ich glaube weder an Gott, noch glaube ich nicht an ihn.
Trotz meines geschäftigen Lebenswandels hatte es für mich in den letzten vierzig Jahren immer eine hohe Priorität, einige Stunden am Tag für die Meditation zu finden. Wenn ich die in der Meditation verbrachte Zeit zusammenrechnen würde, wäre ich für drei ganze Jahre weg gewesen – in einem Bewusstseinszustand, der sich radikal von dem unterscheidet, den wir normalerweise in unserem Alltag erleben.
Es ist nur allzu offensichtlich, dass eine solch intensive Praxis meinen Geist in gleicher Weise beeinflusst hat, wie zwei Stunden Fitnesstraining pro Tag meinen Körper beeinflusst hätten! Es ist diese Praxis, der ich meiner Ansicht nach die Erfahrungen verdanke, die in diesen Aufzeichnungen dokumentiert sind.
Die regelmäßige, tiefe Meditation hat mir Konzentrationskraft und Entkopplung von persönlichen Identifikationen gebracht und sogar dafür gesorgt, dass ich keine feste Meinung dazu habe, wie diese Aufzeichnungen beurteilt werden sollten.
Und was am wichtigsten ist: Ich habe Meditation immer als einen Prozess zur Enthüllung der tieferen Geheimnisse der Realität des Selbst und dessen, was ich bin, betrachtet. Ich habe sie niemals mit dem Ziel betrieben, meinen Körper zu verlassen. Mit wenigen Ausnahmen haben alle hier dokumentierten Erfahrungen spontan stattgefunden. Eine Technik, um bewusste Projektionen gezielt und zuverlässig hervorzurufen, müsste ich erst noch entwickeln. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass das geschehen wird. Ich betrachte Meditation als Mittel zum Erreichen erhabenerer Ziele.
Ich habe nur solche Erfahrungen dokumentiert, bei denen ich über volles Wachbewusstsein verfügte. Träume, egal wie lebhaft, zählten für mich nicht als relevant. Ich musste – wie im täglichen Leben – die vollständige Kontrolle über alle meine Fähigkeiten haben, das heißt: Selbstidentität; das Bewusstsein, außerhalb meines Körpers zu sein; das Bewusstsein, wo sich mein physischer Körper zu dieser Zeit befand und welche soziale Identität er hatte; vollständiges Unterscheidungsvermögen; volle Kontrolle über meine Entscheidungen sowie Wahrnehmung aller meiner Sinne. Kurz gesagt, dieselben Kriterien für Wachbewusstsein wie im normalen Leben. Diese Erfahrungen sind keine Visionen, Träume, Fantasien oder Vorstellungen, sondern reale, wachbewusste Erfahrungen.
In einigen Fällen war mein Wachbewusstsein so authentisch, dass es bei der Rückkehr von der höheren Dimension zur physischen Umgebung keinerlei Unterbrechung im Bewusstsein gab. Alles, was ich tun musste, war das Öffnen meiner Augen. Es war so, als würde ich nur kurz blinzeln, während ich von einem Zimmer in ein anderes gehe. Die Dimensionen sind so unglaublich nah und miteinander verbunden, dass man innerhalb eines Augenblicks und ohne Unterbrechung des Bewusstseins zwischen ihnen navigieren kann. Meistens jedoch habe ich vor dem Öffnen der Augen eine Pause eingelegt, um die Ereignisse noch einmal durchzugehen und sie meinem physischen Gehirn aufzuprägen. Ohne diesen Prozess des Erinnerns und Nachvollziehens würde die Erinnerung verloren gehen. In dem Fall würde man lediglich das Gefühl mitnehmen, luzid gewesen zu sein, aber nur wenige oder gar keine Erinnerungen an die Ereignisse in der anderen Dimension.
Die Ereignisse in diesem Buch sind nicht in chronologischer Reihenfolge wiedergegeben, sondern wurden so angeordnet, wie es der Erzählstruktur am besten dient. Ich hoffe, dass dies dabei hilft, die Erfahrungen in einer logischeren Weise zu vermitteln, um sie leichter in Beziehung setzen zu können. In der Realität folgen Bewusstseinszustände nicht den Gesetzen von Zeit und Entwicklung, sondern hängen von psychologischen Bedingungen ab.
Sie werden auch bemerken, dass es in meinen Tagebuchaufzeichnungen eine Lücke von zwanzig Jahren gibt. Das liegt daran, dass meine Aufmerksamkeit zunehmend vom Aufbau meiner Karriere und der Unterstützung meiner Familie in Anspruch genommen wurde. Obwohl ich meine Meditationspraxis in dieser Zeit aufrechterhielt, war ich mehr mit der Realität im Hier und Jetzt und den Herausforderungen des aktiven Arbeitslebens beschäftigt. Ich hatte nach wie vor außerkörperliche Erfahrungen, allerdings waren sie seltener und wurden nicht dokumentiert. Es war so, als wäre ich ein Tourist ohne Kamera, obwohl die Erfahrungen immer noch allgemein zur Vervollständigung des Bildes von der höheren Dimension beitrugen.
In gewissem Sinne handelt dieses Buch nicht nur von außerkörperlichen Erfahrungen, sondern auch von einer Reise der Selbstentdeckung, der Realisierung von Souveränität, persönlicher Freiheit, Unabhängigkeit von Glaubenssystemen und dem Erreichen von Bewusstseinszuständen, die über das alltägliche Bewusstsein hinausgehen.
Ich habe das Gefühl, dass es wichtig ist, in veränderten Bewusstseinszuständen gewonnene Informationen, wie ich sie in diesen Aufzeichnungen beschrieben habe, öffentlich zugänglich zu machen, um unser Wissen und Verständnis der menschlichen Natur und vielleicht auch der dem physischen Universum zugrunde liegenden Prinzipien zu verbessern.
Ich bin davon überzeugt, dass die Ablösung vom Körper bei jedem von uns in jeder Nacht stattfindet und dass wir in jeder Minute unseres Lebens mit anderen Dimensionen in Kontakt stehen. Ich glaube außerdem, dass die Trennung vom Körper auf der subatomaren und nicht auf der molekularen Ebene stattfindet, und wenn Wissenschaftlern die gleichen Privilegien zuteilwürden wie mir, dann würden ihre wissenschaftlich geprägten Nachforschungen ganz sicher Erkenntnisse hervorbringen, die die Welt erleuchten würden!
Ich kann mir vorstellen, dass Wissenschaftler, wenn sie einmal die materiellen Grenzen für den Bau immer größerer Teilchenbeschleuniger erreicht haben, mit denen sie die Geheimnisse des Atoms durchdringen können, sich durchaus anderen Mitteln der Forschung zuwenden und mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen zusammenarbeiten könnten – zum Beispiel mit dem Stanford-Professor Stephen LaBerge[1], der die Phänomene des luziden Träumens untersucht. Als Wissenschaftler beschränkt er seine Forschung auf den Bereich der Träume und des Bewusstseins, statt Hypothesen über andere Dimensionen aufzustellen, die er nicht beweisen könnte. Als Künstler unterliege ich solchen Beschränkungen nicht, daher möchte ich die These vorschlagen, dass wir in einem multidimensionalen Universum leben, das wir bereisen können, indem wir einfach durch die richtigen Türen innerhalb unseres Geistes gehen.
Ich hoffe, dass Sie diese Reiseberichte mit einer offenen Geisteshaltung lesen und genießen werden.
Deutschland, 14. August 1975
Es war sehr ungewöhnlich für mich, dass ich mir bei einem meiner seltenen Besuche zuerst den Garten meiner Mutter anschaute, ohne sie vorher zu begrüßen. Aber heute war etwas anders. Das Erste, was mir auffiel, war die Blutbuche, die meine Mutter vor fast zwanzig Jahren gepflanzt hatte, als wir in das neue Haus eingezogen waren. Ich konnte mich nicht erinnern, sie jemals so kräftig und voller Energie gesehen zu haben. Heute schien der Baum eine Präsenz an sich zu haben, die man kaum ignorieren konnte. Charisma war vielleicht nicht das richtige Wort, aber so fühlte es sich an. Ich konnte nicht umhin, mich ihm zu nähern und seine Rinde zu berühren.
Für eine Sekunde hätte ich schwören können, dass ich keine Hände hatte, als ich versuchte, ihn zu berühren. Sie schienen sich aus der Luft heraus zu materialisieren. Meine Aufmerksamkeit war gefesselt von der Bewunderung der Stärke des robusten Stamms und der neuen Triebe, die aus seinen Wurzeln emporsprossen. Ich war beeindruckt von ihrer Energie und Vitalität. Wie konnte es sein, dass mir so viel Leben, so viel Kraft nie aufgefallen war?
Ich berührte die Blätter. Ihre Lebendigkeit war so stark, dass die Lebenskraft in meinen Arm hineinströmte, was mich beinahe zurückprallen ließ.
Schließlich wandte ich mich ab und stand plötzlich vor der Eingangstür des Hauses meiner Mutter. Irgendwie mussten die paar Schritte, die ich dorthin zurückgelegt hatte, meiner Aufmerksamkeit entgangen sein, obwohl ich unglaublich klar und wach war. Aber das blieb nicht lange so.
Alles begann sich zu drehen. Für einen Moment fühlte ich mich wie unter Drogen. Mir wurde schwummrig. Mit großer Anstrengung gewann ich meine Haltung zurück, indem ich mich auf das Gras vor mir konzentrierte, und die Klarheit kehrte zurück.
Aber dann geschah etwas Außergewöhnliches. Als ich nach unten schaute, stellte ich entsetzt fest, dass ich keine Beine hatte. Außerdem hatte ich mir anscheinend ein zweites Paar Augen im Hinterkopf zugelegt, die mir eine 360-Grad-Rundumsicht ermöglichten. Als ich das nächste Mal nach unten blickte, war mein Körper glücklicherweise zurückgekommen – wenn auch nur zögerlich, als würde er sagen: „Okay, wenn’s sein muss ...“
Das Erste, was der Verstand unter solchen Umständen tut, ist das Finden einer rationalen Erklärung, so wie Amputierte oft darauf beharren, dass der betroffene Körperteil noch da ist, da sie ihn nach wie vor spüren können – trotz aller offensichtlichen Beweise des Gegenteils. In meinem Fall war es umgekehrt: Ich konnte meine Beine sehen, aber sie schienen keinen Grund zu haben, da zu sein. Das und die Tatsache meiner verbesserten Sehfähigkeit versetzten meinen Verstand in Verwirrung und Panik. Vernunft und gesunder Menschenverstand brachen zusammen. Mit mir passierte etwas dermaßen Außergewöhnliches, dass es keine Möglichkeit einer vernünftigen Erklärung gab.
„Was mache ich hier? Warum bin ich nicht zu Hause in meinem Bett neben meiner Frau, 130 Kilometer von hier? Wie bin ich hierher gekommen?“
Die Panik war enorm.
„Wie komme ich zurück? Was sollen die anderen denken? Wie soll ich das meiner Mutter erklären, wenn sie mich um sechs Uhr morgens hier findet?“
Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Ich spürte ein Sausen in meinen Ohren und wachte plötzlich im Bett neben meiner Frau auf. Aber woraus war ich aufgewacht?
Ich packte Julia und schüttelte sie. „Wach auf! Du glaubst nicht, was gerade passiert ist!“
„Was?“ fragte sie schlaftrunken und irritiert, weil sie so unsanft gestört wurde.
„Ich war gerade in meiner Heimatstadt!“, sagte ich und erwartete fast, dass sie sich kerzengerade aufsetzen und überrascht aussehen würde.
Stattdessen murmelte sie: „Du träumst – geh wieder schlafen.“ Und weg war sie und ließ mich in meinem aufgewühlten Zustand zurück. Selbst beim Frühstück konnte ich sie nicht so recht überzeugen. Sie war sonst offen für alle möglichen Ideen, aber bei dieser schien sie skeptisch zu sein.
An seiner geistigen Gesundheit zu zweifeln ist eine heftige Sache. Gerade noch war das Leben ganz normal und ereignislos, und plötzlich bricht alles zusammen. Das ist es, wovon Menschen nach schlimmen Unfällen oder plötzlichen Todesfällen berichten. Ich hatte das Gefühl, dass etwas in meinem Kopf nicht stimmte, vielleicht irgendetwas Medizinisches. Vor dem Mittagessen ging ich in die Bibliothek und recherchierte in der medizinischen Abteilung über Hirntumore. Aber dort konnte ich nichts finden, was zu meinem Erlebnis passte. Nebenan war die psychologische Abteilung – Bücher über Träume, über Freud – aber auch dort wurden meine Symptome nirgends erwähnt. Nach der Psychologie kam die Abteilung über Parapsychologie und paranormale Phänomene. Ich war entschlossen, mich von Regal zu Regal durchzuarbeiten, um Antworten zu finden. Schließlich las ich etwas über sogenannte „Doppelgänger“, und langsam begann alles zusammenzupassen. Hätte ich etwas über luzide Träume gewusst, hätte mir das wohl einiges an Stress erspart.
Erst als ein Freund mir empfahl, Eine andere Wirklichkeit[2] von Carlos Castaneda zu lesen, begann der Groschen langsam zu fallen. Castaneda beschrieb darin einen Geisteszustand, der ein Tor zu einer anderen Dimension oder, wie er es nannte, einer „anderen Wirklichkeit“ öffnen konnte. Ich las alle seine Bücher. Was zunächst ein besorgniserregendes Erlebnis gewesen war, wurde nun zur größten Chance meines Lebens: ein Weg abseits des Gewöhnlichen, ein Ausbruch aus den Begrenzungen unserer dreidimensionalen Welt, nichts weniger als die Chance, ein paralleles Universum zu betreten. Das war etwas so Außergewöhnliches, dass ich entschlossen war, Wege zu finden, um diese Erfahrung zu wiederholen – koste es, was es wolle.
Später im selben Jahr zogen wir nach England. Wir lebten in einem Wohnwagen in Bournemouth, bis wir eine Wohnung fanden. Drei Monate vergingen, während ich auf den Beginn eines Kunsttherapie-Kurses und meine Frau auf einen Theaterkurs wartete. Bis dahin malte und zeichnete ich, aber ich intensivierte auch meine Meditation. Ich dachte mir, dass fünf Jahre der ausgedehnten Kontemplation möglicherweise irgendetwas in meinem Gehirn ausgelöst haben könnten, etwa die Entwicklung von spezialisiertem Hirngewebe oder die Stärkung einer Art „Muskel“. Ich wusste einfach, dass die Meditation bei diesem luziden Traumereignis eine Schlüsselrolle gespielt hatte, da ich in der Vergangenheit bereits andere seltsame Erlebnisse gehabt hatte, allerdings keines in dieser Art.
Mein Erlebnis in Deutschland mit der „anderen Realität“ war täglich in meinem Bewusstsein. In England gab es ein größeres Literaturangebot zu außerkörperlichen Erfahrungen. Ich las alle Bücher, die ich zu diesem Thema finden konnte, während ich auf eine weitere außergewöhnliche Erfahrung hoffte, und ich meditierte täglich, um die Chancen zu verbessern. Schließlich stieß ich auf ein Buch von Robert Monroe mit dem Titel Journeys Out of the Body (deutsch: Der Mann mit den zwei Leben[3]). Es war der Durchbruch, den ich brauchte.
Ich musste weitere vier Monate warten, aber dann geschah es.
24. Dezember 1975
Nachdem ich um 8:30 aufgewacht war, legte ich mich wieder schlafen. Ich verbrachte einige Zeit im Halbschlaf, und dann, nach etwa einer Stunde, hatte ich einen lebhaften Traum. Ich stand in einem großen, runden Raum und unterhielt mich mit jemandem, als mir bewusst wurde, dass ich träumte. Die Erkenntnis, dass das, worauf ich gehofft hatte, über das ich gelesen und das ich erwartet hatte, nun Wirklichkeit geworden war, versetzte mich augenblicklich in Begeisterung. Das Wissen, dass ich in der Lage war, Ereignisse in meinem Traum zu beeinflussen, fühlte sich fantastisch an.
Im nächsten Moment wurde ich mir vage meines Körpers bewusst, der im Bett lag. Innerhalb dieses Körpers fühlte ich mich seltsam entkoppelt und hatte das Gefühl, einfach aus ihm herausschweben zu können. Während ich meine Bewusstheit aufrechterhielt und es zugleich vermied, in meinem Körper aufzuwachen, versuchte ich, mich von ihm zu trennen. Es gelang mir, und von außerhalb meines Körpers schaute ich mich um. Durch das Fenster sah ich den Sonnenaufgang. Dann verdunkelte sich mein Blickfeld. Ich wurde nervös. Ich konnte Dinge fühlen, aber meine Umgebung war undefiniert und verschwommen. Da ich nicht wusste, wie ich die Situation unter Kontrolle bringen konnte, begann ich, ein Meditationsmantra zu singen. In diesem Moment begann ich zu rotieren und herumzuwirbeln, während ich gleichzeitig zunehmende Freude empfand. Ich hatte den starken Wunsch, meine neue Umgebung zu sehen, aber als ich mit Willenskraft meine Augen öffnete, stellte ich enttäuscht fest, dass ich meine physischen Augen geöffnet hatte und nun vollständig wach war.
24. Dezember 1975 – eine Stunde später
Während mein Körper immer noch steif, wenn nicht sogar gelähmt war, schloss ich meine Augen und erlaubte mir, in einen Traumzustand hinüberzudriften, ohne dabei die Kontrolle über mein Bewusstsein zu verlieren. Ich wusste, dass ich meinen Körper mittels Willenskraft verlassen konnte, und die Methode hierfür, auf die ich instinktiv kam, bestand darin, mich aus meinem Körper und meinem Bett hinauszurollen. Dreißig Zentimeter über dem Boden schwebend, bewegte ich mich in die gegenüberliegende Ecke des Zimmers, von wo aus ich meinen Körper friedlich im Bett auf der Seite liegen sah, ohne jede Ahnung, dass er von mir beobachtet wurde. Dann glitt ich zurück zum Bett, um von hinten wieder in meinen Körper einzutreten – etwa so, wie man in ein Kleidungsstück schlüpfen würde. Aber bevor ich das tat, hielt ich inne und beobachtete fasziniert die Struktur der Haare auf meinem Hinterkopf – eine wirklich neuartige Erfahrung, dachte ich. Ich schlüpfte durch den Kopf wieder in meinen Körper hinein, hatte aber einige Probleme, mich auszurichten. Schließlich gelang es mir.
Da ich mich trotz meiner Rückkehr in den Körper immer noch in meinem veränderten Zustand befand, beschloss ich, dies zu nutzen und ein weiteres Experiment zu versuchen. Ohne weitere Umstände schwebte ich zur Zimmerdecke empor in der Absicht, in die Wohnung über uns zu gelangen. Ich hielt das für eine geniale Methode, um unsere Nachbarn kennenzulernen – wir waren vor einem Monat in die Wohnung gezogen und hatten noch nicht ihre Bekanntschaft gemacht. Als ich meinen Kopf in die Zimmerdecke steckte, wurde es sehr dunkel und ich konnte überhaupt nichts mehr sehen. Ich entschied, zu meinem Körper zurückzukehren.
Wie zuvor rollte ich wieder aus meinem Körper hinaus, aber diesmal stand ich auf mit der Absicht, vor allen weiteren Schritten ein vollständiges Wachbewusstsein und einen klaren Geist innerhalb meines veränderten Zustands zu bekommen. Das war gar nicht so einfach, da mein Geist zwischen zwei Bewusstseinszuständen hin und her pendelte: einerseits dem Traumzustand, der mich dazu verleiten wollte, loszulassen und in eine übliche Traumwelt zu driften, andererseits dem Wachzustand bei schlafendem Körper, der entschlossen war, der Verlockung der Träume zu widerstehen. Schließlich triumphierte ich über den Schlaf und war innerhalb meines schlafenden Körpers hellwach, meine nichtphysischen Augen waren weit geöffnet und meine Sicht war klar. Ich stellte erstaunt fest, dass merkwürdigerweise ein Teil des Wohnzimmerteppichs seinen Weg ins Schlafzimmer gefunden hatte, was ein seltsames, neues Szenario ergab. Diesmal hatte ich beschlossen, unsere Nachbarn über das Treppenhaus durch den Hausflur zu besuchen. Als ich die Treppe hinaufstieg, war mein Bewusstsein so klar, dass ich schon befürchtete, meinen Körper mitgenommen zu haben und physisch die Treppe hinaufzugehen. Um meine Zweifel zu zerstreuen, wollte ich meinen Zustand testen, indem ich meine Hand durch die hölzerne Treppe steckte. Zu meinem Schrecken stieß ich auf Widerstand, statt wie erwartet hindurchzudringen. Aber als ich die Treppe hinaufschaute, sah ich auf dem Treppenabsatz zu meiner Erleichterung fremde Möbel und einen neuen, roten Teppich, von denen ich wusste, dass sie auf der physischen Ebene nicht existierten. Dennoch war ich immer noch so verwirrt, dass ich mich entschloss, zu meinem Körper zurückzukehren.
Diesmal hatte ich echte Probleme, mich innerhalb meines Körpers auszurichten. Mein Kiefer passte überhaupt nicht und meine Glieder fühlten sich verknotet und verzerrt an. Panisch erkannte ich, dass ich nicht in der Lage war, mich wieder mit meinem Körper zu verbinden. Ich war komplett gelähmt. Alle Bemühungen, jeder Kampf war vergeblich. Dann fiel mir ein, dass ich gelesen hatte, dass die beste Methode zum Wiedereintritt in den Körper darin bestand, wieder schlafen zu gehen. Sofort entspannte ich mich und gab mich diesem vertrauten Verlangen hin. Innerhalb weniger Sekunden driftete ich weg und fand mich einige Augenblicke später hellwach in meinem physischen Körper wieder. Ich konnte meine Extremitäten bewegen. Ich kniff mich in die Haut. Alles war wieder normal. Ich stand auf und ließ dieses Abenteuer in seinem ganzen Ausmaß auf mich wirken.
28. Dezember 1975
Halb aufgerichtet und gegen ein Kissen gestützt lag ich im Bett und versuchte zu meditieren. Bald driftete ich in Richtung Schlaf und erlebte intensive Bilder und surreale Visionen. Dann wurde ich von einem ohrenbetäubenden Getöse in meinem Kopf erschüttert. Der Lärm war so stark, dass mein Körper zu zittern begann. Zum Glück erinnerte ich mich daran, über diese Art von Vibrationen gelesen zu haben, die einem kataleptischen Zustand – einer Art Trance – vorausgehen sollten. Das beruhigte meine Angst sofort, auch wenn ich niemals erwartet hätte, dass der Lärm so gewaltig sein könnte. Ich dachte, er würde bald vorübergehen, aber stattdessen wurde er immer stärker. Mein Kopf wurde geschüttelt, und mit klappernden Zähnen begann mein ganzer Körper zu schmerzen und zu zucken. Aber trotz dieser extrem unangenehmen Empfindungen gelang es mir, Ruhe zu bewahren und durchzuhalten. Ich konzentrierte mich darauf, mich aus dem Bett zu rollen und meinen Körper zurückzulassen. Und siehe da, mühelos schwebte ich in die Luft, während der Lärm in meinem Kopf verebbte. Mit meinen nichtphysischen Augen konnte ich die Umrisse meines Zimmers aus einer etwas erhöhten Position sehen. Als ich mich auf meine Wahrnehmung zu konzentrieren begann, wurde alles deutlicher und klarer, obwohl mein Kopf sich immer noch schwer anfühlte, als ob ich unter Drogen stände oder einen üblen Kater hätte. Mir wurde schwindelig, und bald taumelte ich zurück in mein Bett.
Ich wusste immer noch nicht so recht, was mit mir passiert war. Nach meinem Empfinden hätte es sein können, dass ich physisch levitiert hatte, aber die plausiblere Erklärung war, dass ich meinen Körper verlassen hatte. Ich hielt meine Augen geschlossen und weigerte mich, auf die physische Ebene zurückzukehren. Stattdessen entschloss ich mich, wieder in den gleichen Zustand wie zuvor einzutreten, indem ich mich auf die Vibrationen konzentrierte. Bald begann der ohrenbetäubende Lärm erneut meinen Kopf zu füllen. Mein Körper begann zu schmerzen und wurde heftig durchgeschüttelt. Ich zwang meine nichtphysischen Augen, sich auf den Raum direkt vor mir zu fokussieren, in dessen Mitte ich Lichter in seltsamen Farben schweben sah. Fast gleichzeitig begann ein schwerer Sturm durch das ganze Zimmer zu toben, als hätte ein Hurrikan das Fenster zerschmettert und wäre nun drauf und dran, das Haus zu verwüsten. Ich war hin- und hergerissen, ob ich in meinen Körper zurückkehren oder es durchstehen sollte. Ich beschloss, dass ein Abbruch nicht infrage kam. Ich hatte schon so viel investiert. Ich entschied mich für blindes Vertrauen und hoffte, dass ich keinen Schaden nehmen würde. Die Aussicht auf den reichen Lohn dafür, als Pionier in eine andere Dimension aufzubrechen, unterstützte meine Entscheidung, mich mitreißen zu lassen.
Erneut stieg ich über dem Bett in die Luft. Ich war auf den mächtigen Windstoß vorbereitet, der mich gegen die Wand schleuderte, erschrak aber dennoch durch seine Gewalt und wurde durch den Aufprall betäubt. Der Lärm in meinem Kopf baute sich zu einem Crescendo auf. Ich behielt die Nerven und entschloss mich, es komplett durchzuziehen.
Was mich sehr beunruhigte, war die Tatsache, dass mein Körper nicht mehr in meinem Bett lag, wie ich erwartet hätte. Ich fragte mich, ob irgendeine Hirnschädigung mich physisch aus dem Bett katapultiert hatte. Das ohrenbetäubende Getöse und der Druck in meinem Kopf nahmen zu und wurden ziemlich unerträglich. Irgendetwas stieß mich und zerrte gleichzeitig an mir. Ich war benommen und kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Die Möglichkeit eines Schlaganfalls erschien erschreckend real, und die Angst, einen Hirnschaden davonzutragen, wog schwerer als jeder Wunsch, weiterzumachen. Mit aller Kraft versuchte ich aufzuwachen.
Als ich meine Augen öffnete, lag ich vollkommen ruhig und friedlich in meinem Bett. Die Position meines Körpers war exakt dieselbe wie vorher, halb aufgerichtet wie beim Einschlafen. Physisch war rein gar nichts mit mir geschehen. Es gab keinen Schmerz, mein Kopf war klar. Da war nichts Unangenehmes. Stattdessen breitete sich ein sanfter Frieden in meinem Körper aus. Es war das absolute Gegenteil dessen, was ich gerade durchgemacht hatte. Ohne irgendwelche Probleme oder negativen Nachwirkungen stand ich aus dem Bett auf.
Ich war verblüfft von der Körperlichkeit dieses Erlebnisses, von der Heftigkeit und den sehr „realen“ nichtphysischen Schmerzen, von denen es nach meinem Aufwachen keine Spur mehr gab. Was mich ebenfalls sehr verwirrte, war die Tatsache, dass mein Körper nicht im Bett sichtbar gewesen war, wo ich ihn wie zuvor erwartet hatte, und doch hatte er sich nach dem Aufwachen in exakt derselben Position befunden wie zu Beginn meines Traums. Ich hatte auch keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Ich überlegte, ob das ganze Erlebnis womöglich eine Halluzination gewesen sein könnte, die durch das Eintreten in einen unbekannten Geisteszustand aufgrund der Meditation verursacht worden war.
Auf eine verrückte Weise fragte ich mich sogar, ob ich vielleicht von irgendwelchen übernatürlichen Kräften getestet worden war, um zu sehen, ob ich genug Mut und Ausdauer hatte, um in das neue Universum einzutreten – eine Art Initiation vielleicht. Ich wusste es einfach nicht, und obwohl es mir nicht richtig gelungen war, die nächste Dimension zu erreichen, war ich doch froh darüber, wie nahe ich ihr gekommen war.
Aber welche Tür hatte ich geöffnet? Befand ich mich am Rand des Wahnsinns oder am Rand einer anderen Dimension, herausgerissen aus meiner üblichen Welt und gegen die Barriere geschleudert, die diese Welt von der nächsten trennte?
Ich sollte es bald herausfinden.
Tagelang fragte ich mich, ob ich für das extrem unangenehme Erlebnis, das ich gehabt hatte, einen körperlichen Preis gezahlt hatte und es dadurch möglicherweise zu negativen Folgen für meine Gesundheit gekommen war. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, meine Mission weiterzuverfolgen, und ich begann mich über mich selbst zu ärgern, weil ich im letzten Moment gekniffen hatte. Ich entschloss mich, beim nächsten Mal nicht so vorsichtig, sondern entschlossen und kühn zu sein. Ich war wie besessen, musste aber einen weiteren Monat warten, bevor ich in der Lage war, die nächste Stufe zu erreichen.
Mein nächstes außerkörperliches Erlebnis nahm einen deutlich ruhigeren Verlauf. Es war fast so, als müsste ein schwerer Kokon, der meinen Körper umgab, angestochen werden, bevor ich weitermachen konnte. Statt mich aus meinem physischen Gefängnis freikämpfen zu müssen, entdeckte ich eine viel sanftere Methode: den Wachtraum, besser bekannt als luzider Traum oder Klartraum.
Es gibt geteilte Meinungen darüber, ob luzide Träume etwas anderes sind als außerkörperliche Projektionen. Ich glaube, dass beides das Gleiche ist. Die einzige Unterscheidung, die man treffen kann, besteht darin, dass man bei einer außerkörperlichen Erfahrung seinen physischen Körper sehen kann, da man sich nach wie vor in der physischen Dimension befindet, während luzide Träume generell in anderen Regionen stattfinden. Ich kann mir vorstellen, dass die unangenehmen Erlebnisse, die ich gehabt hatte, dadurch verursacht wurden, dass ich immer noch mit dem physischen Körper verbunden war und gegen die natürliche Einheit von Geist und Körper ankämpfte. Die Essenz des feinstofflichen Projektionskörpers gehört zur nächsten Dimension, und man könnte argumentieren, dass die beiden Dimensionen sich nicht auf natürliche Weise vermischen. Bei einem luziden Traum ist man sich seines feinstofflichen Körpers in seiner natürlichen Dimension bewusst. Luzide Träume sind allgemein sehr viel einfacher zu kontrollieren und viel natürlicher.
Gelegentlich habe ich während eines luziden Traums das wahrgenommen, was üblicherweise als Silberschnur1 bezeichnet wird, bestehend aus irgendeiner leuchtenden Substanz, durch die der feinstoffliche mit dem physischen Körper verbunden ist. Sie ging von meinem Bauch oder meinem Hinterkopf aus. Über dieses Phänomen berichten sehr viele außerkörperlich Reisende, und es ist für die permanenten Bewohner der nächsten Dimensionen oft ein sicheres Erkennungszeichen. Das wiederum zeigte mir, dass Projektion und luzides Träumen dasselbe sein könnten.
Die größte Herausforderung besteht jedoch in der Frage, wie man diese Dimensionen definieren kann. Wie real sind sie, und was ist überhaupt Realität? Woran erkennen wir, dass das, was wir in der nächsten Dimension erleben, nicht einfach ein Traum ist? Ich habe hier (und in diesem gesamten Buch) eine sehr einfache Definition angewandt, um festzustellen, ob meine Erlebnisse in der anderen Dimension real waren oder nicht. Die meisten von uns betrachten das als Realität, was wir im Wachzustand erleben und was dadurch bestimmt wird, was über unsere Sinne – also Sehen, Hören, Riechen, Tasten und Schmecken – hereinkommt. Das Wachbewusstsein wird als ein Zustand betrachtet, der es uns erlaubt, uns unserer eigenen Existenz, unserer Identität, unserer Umgebung sowie anderer Menschen bewusst zu sein, die uns unsere Existenz bestätigen. Diese Realität gibt uns auch die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, Dinge zu tun und mit anderen Leuten zu interagieren.
Ich verwende dieselben Kriterien, um Realität in der nächsten Dimension zu definieren. Auch dort bin ich mir meiner Existenz, meiner Identität und meiner Umgebung bewusst, und auch dort interagiere ich mit anderen Leuten, die auf meine Existenz reagieren. All diese Erfahrungen wurden in meinen Tagebüchern nur dann aufgezeichnet, wenn sie diese Kriterien erfüllten, und wurden nur dann dokumentiert, wenn ich mir absolut sicher war, während der Erfahrungen vollständig wachbewusst gewesen zu sein. Jeder Mangel an Selbstbewusstheit oder Wachheit wurde einfach als Traum verworfen, auch wenn ich glaube, dass viele Traumerfahrungen tatsächlich Exkursionen in andere Dimensionen sein könnten, ohne dass der Träumende sich dessen bewusst ist. Luzide Träume können sich auch aus normalen Träumen entwickeln, wie ich später noch erklären werde.
In der Mehrzahl der Fälle, bei denen sich die Luzidität aus einem Traumgeschehen heraus entwickelte, stellte ich fest, dass die Umgebung und die Ereignisse sich in dem Moment, in dem ich innerhalb des Traums aufwachte, massiv veränderten: Personen verschwanden, die Szenerie wechselte und die Umgebung wurde klarer und realer. Manchmal änderte sich aber auch gar nichts, woraus ich schloss, dass ich mich bereits traumlos auf einer anderen Ebene befunden hatte und sich nur der Bewusstseinszustand verändert hatte. Schon frühzeitig trainierte ich mich darauf, zu Beginn kurz meine Aufmerksamkeit zu fokussieren, bis ich hundertprozentig sicher war, über volles Wachbewusstsein zu verfügen. Das erreichte ich entweder durch Konzentration auf meine Hände (eine von Castaneda empfohlene Methode) oder auf ein Objekt vor mir. William Buhlman[4] schlägt für den gleichen Zweck vor, einfach das Kommando „Klarheit jetzt!“ auszusprechen. Manchmal habe ich etwas Erde aus dem Boden geholt und durch meine Finger rieseln lassen oder die Details in der Rinde eines Baumes studiert. Jedes in der Nähe befindliche Objekt eignete sich hierfür, bis ich mir sicher war, vollständig wach zu sein.
Einen Monat nach meiner dramatischen Initiation in die nächste Dimension erlebte ich ein Erwachen aus einem Traum in eine andere Welt, und ich hätte mir keine natürlichere Einführung in meine neue, erweiterte Realität wünschen können.
Januar 1976
Nach einer halbstündigen Meditation legte ich mich wieder ins Bett, schlief direkt ein und träumte.
Ich erinnere mich nicht an die Einzelheiten des Traums, aber er war lebhaft – tatsächlich so lebhaft, dass ich dadurch aufgerüttelt wurde und erkannte, dass ich träumte. Eine mächtige Kraft zog mich davon und setzte mich fast im gleichen Augenblick mitten auf einer Straße ab, die ich nicht erkannte. Das Erste, was ich sah, war ein zehnjähriges Mädchen in einem grünen Kleid, das über die Straße rannte. Weiter hinten sah ich eine alte Frau, die in ein Schaufenster blickte. Es gab Verkehr. In der Ferne konnte ich einen öffentlichen Platz sehen, aber ich konnte den Ort nicht identifizieren. Einen Moment später wachte ich in meinem Bett auf.
Dieses kurze, aber machtvolle Ereignis gab mir einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Ich war sehr aufgeregt. Ich dachte, dass ich vielleicht direkt zurückgehen könnte, wenn ich meinen schläfrigen Zustand beibehielt und mich nicht zu stark bewegte. Ich hatte recht.
Nachdem ich wieder in eine behagliche Traumwelt gedriftet war, fand ich mich in einer fahrenden U-Bahn wieder. Es fühlte sich an, als wäre ich in Hamburg, aber ich war nicht sicher. Als sich die Tür des Zuges öffnete und ich ausstieg, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich träumte. Die Szenerie hatte sich in keiner Weise verändert – nur meine Bewusstheit. Ich nahm an, dass ich bereits in einer anderen Dimension aktiv gewesen war, bevor ich luzid wurde. Ich blieb stehen und fokussierte mich, bis meine Umgebung zu einer kristallklaren, lebhaften Realität geworden war. Es gab keinen Zweifel: Ich war vollständig wach und befand mich nicht in einer Traumwelt, sondern in einer soliden Umgebung. Die Klarheit meines Bewusstseinszustands und die Erkenntnis, dass ich mich in einer anderen Dimension befand, versetzte mich in eine gewaltige Hochstimmung. Wenn überhaupt, dann fühlte ich mich sogar noch wacher als wach.
Meine Umgebung war so klar und fest definiert, dass ich mich zu fragen begann, ob ich durch irgendeinen seltsamen Zufall mitsamt meinem Körper dort gelandet war. Meine Zweifel wurden dadurch zerstreut, dass mir ein riesiger Sprung in die Luft gelang. Dann beschloss ich, die U-Bahn-Station zu verlassen, um meine neue Umgebung zu erkunden. Wie ein Athlet mit übernatürlichen Kräften stürmte ich die Treppe hoch, bis ich helles Tageslicht erreichte. Ich befand mich in einer Vorstadt. Es hätte Hamburg sein können, aber ich erkannte es nicht wieder. Rechts von mir führte die Straße unter einer Eisenbahnbrücke hindurch. Ich war überwältigt vom kontrastreichen Realismus des Erlebnisses und von der Klarheit und Schärfe meines Bewusstseins. Ich hatte gerade begonnen, meine nächste Exkursion zu planen, und war aufgeregt von der Aussicht darauf, zu einem fliegenden Menschen zu werden, als ich plötzlich in meinem Bett aufwachte.
Daraus lernte ich: Vermeide zu viel Aufregung – das verkürzt deinen Ausflug.
Man sagt, dass eines der mächtigsten Werkzeuge zum Erreichen einer Projektion in dem starken Verlangen besteht, an einem bestimmten Ort oder bei einer bestimmten Person zu sein, beispielsweise der überwältigende Wunsch von Liebenden, zusammen zu sein.
Ich entdeckte schon sehr früh, dass dieses Verlangen einen wesentlichen Bestandteil erfolgreicher außerkörperlicher Reisen darstellt. Irgendwie hat unsere energetische Struktur, sobald sie vom physischen Körper befreit ist, eine sehr viel engere Beziehung zur Energie von Emotionen.
In meinem Fall war es die Tatsache, dass ich erst neun Monate zuvor meine Heimatstadt in Deutschland verlassen hatte, was erklärte, warum ich so oft den Drang verspürte, wieder nach Hamburg oder Bielefeld in Deutschland zurückzukehren, wo ich studiert hatte und womit ich schöne Erinnerungen verband, oder an meinen Geburtsort, wo ich aufgewachsen war, einen malerischen kleinen Ort an der niederländischen Grenze. Das übte dann einen mächtigen Magnetismus aus, vor allem in der Anfangszeit, als meine Mutter, mein jüngerer Bruder und meine Großmutter noch dort lebten.
Mein neues Leben in England war komplizierter und anspruchsvoller geworden. Zusammen mit meiner Frau versuchte ich, in einer fremden Stadt in einem fremden Land ein neues Leben aufzubauen. Manchmal fühlte ich mich dort wie ein Fisch auf dem Trockenen, da ich mich an eine andere Kultur, eine neue Sprache und neue Menschen anpassen musste. Wie so viele Menschen, die ihrem Heimatland den Rücken kehren, fühlte ich mich wie im Exil, verbannt in eine fremde Welt, und ich begann zu glauben, dass der Hauptantrieb meiner außerkörperlichen Projektionen die Sehnsucht nach zu Hause war. Ich war zu sehr beschäftigt mit der Anpassung an mein neues Leben, um meine einen Monat zuvor begonnenen Versuche weiterzuführen, und setzte stattdessen auf spontane Formen der Projektion, die vom Heimweh angetrieben waren, statt ein Ergebnis meiner regelmäßigen Meditation zu sein.
Ich habe die Meditation immer als den ursprünglichen Auslöser meiner Projektionen betrachtet. Als ich mich zu ersten Mal von meinem Körper trennte, hatte ich zuvor viele Jahre lang intensiv meditiert, womit ich schon als Student begonnen hatte. Mein Ziel war dabei nicht gewesen, übernatürliche Phänomene zu erleben, sondern ein tieferes Verständnis meiner eigenen Natur zu erlangen. Außerkörperliche Ereignisse waren zwar neuartig für mich, waren aber niemals das Ziel, sondern nur ein erfreuliches Nebenprodukt der Meditation.
Jetzt erkannte ich, dass mein Heimweh eine starke Quelle emotionaler Energie war, mit deren Hilfe ich Fernprojektionen erreichen konnte.
27. Januar 1976
Ich hatte bereits gelernt, dass zu viel Aufregung die Gelegenheiten zur Erkundung meiner neu entdeckten Freiheit verkürzen konnte, daher fokussierte ich mich stattdessen auf einen Drang, erneut das Haus meiner Mutter in Deutschland zu besuchen, wie ich es bei meinem ersten Erlebnis getan hatte.
Ich visualisierte das Haus, bis es klar in meinem Geist erschien. Augenblicklich packte mich eine mächtige Kraft und trug mich mit ungeheurer Geschwindigkeit durch den Raum. Alles war dunkel, aber wenn ich mich fokussierte, konnte ich unter mir Lichter vorbeirasen sehen. Ich konnte auch den Wind in den Ohren hören und in meinem Gesicht spüren. Nur wenige Sekunden später landete ich im Garten meiner Mutter. Ich blickte in das erleuchtete Küchenfenster. Meine Großmutter und meine Mutter saßen am Küchentisch, aber sie wirkten unglücklich und sahen ziemlich deprimiert aus (später erfuhr ich, dass meine Großmutter zu dieser Zeit sehr krank war und meine Mutter sich große Sorgen machte). Dann blickte meine Mutter plötzlich auf und in meine Richtung, und zu meiner großen Überraschung kam sie geradewegs durch die Wand auf mich zu und begrüßte mich mit einer herzlichen, vertrauten Umarmung: „Ich weiß, dass du nicht in deinem richtigen Körper hier bist, aber das macht nichts“, sagte sie.
Ich war reichlich überrascht, nicht nur weil sie mich sehen konnte, sondern auch durch ihre Erkenntnis. Durch ihre kräftige und warme Umarmung konnte ich ihre starken Emotionen spüren. Ich wusste sofort, dass der Grund für diese Art der Begrüßung nur darin bestehen konnte, dass sie träumte. Ich war versucht, ihr vorzuschlagen, sich ihres Traums bewusst zu werden oder zu versuchen, sich an unser Treffen zu erinnern, sodass ich sie hätte anrufen und eine Bestätigung bekommen können, aber es war zu spät. Ich wurde plötzlich weggezogen und erwachte in meinem Bett in Bournemouth.
Als ich über diese kurze Episode nachdachte, wurde mir sehr deutlich, wie einfach und natürlich es für Menschen wäre, sich in der nächsten Dimension zu treffen, selbst wenn wir Hunderte von Kilometern voneinander entfernt leben würden – ja sogar, wenn wir durch den physischen Tod getrennt wären, wenn wir alle die Fähigkeit des bewussten Träumens entwickeln würden. Alles an dieser Begegnung war sehr authentisch. Ebenso klar wurde mir die Tatsache, dass wir unseren Problemen im Leben – wie der Krankheit meiner Großmutter – nicht entkommen können und sie in die nächste Dimension mitnehmen.
In den folgenden Monaten unternahm ich mit großer Regelmäßigkeit Besuche in Deutschland und an anderen Orten und lernte jedes Mal ein wenig dazu. Ich versuchte nach wie vor, Klarheit über die Natur dieser Multidimensionalität zu bekommen und zu verstehen, wie die Träume anderer Menschen mit meinen Exkursionen interagierten.
27. April 1976
Am frühen Morgen stand ich kurz auf, um zur Toilette zu gehen, und legte mich dann wieder ins Bett. Ich meditierte einige Minuten, indem ich mich auf mein drittes Auge2 fokussierte, aber ich konnte meine Aufmerksamkeit nicht halten und rutschte in den Schlaf mit lebhaften Träumen. Sie wurden zunehmend luzid, bis ich volles Wachbewusstsein erreicht hatte. Leider konnte ich mich nach dem Aufwachen nur an zwei Erlebnisse erinnern.
Nach einer kurzen Exkursion durch das Haus beschloss ich, durch das Schlafzimmerfenster ins Freie zu gehen. Ich schenkte meiner Umgebung wenig Aufmerksamkeit und beschloss, meine Heimatstadt in Deutschland zu besuchen. Wie zuvor stellte ich mir die Fassade des Hauses meiner Mutter vor, und innerhalb von zwei oder drei Sekunden erschien sie vor mir in all ihrer „physischen“ Herrlichkeit. Ich konzentrierte mich auf jedes Detail, um meine Bewusstheit zu verbessern. Alles wurde extrem kontrastreich und scharf. Mein Sehvermögen war großartig.
„Wenn ich nur im wahren Leben so sehen könnte“, dachte ich bei mir.
Trotz dieser Klarheit gab es leichte Unstimmigkeiten im Vergleich zu meiner Erinnerung an den physischen Zustand. Im Dachgeschoss gab es jetzt ein großes Fenster, wo sich offenbar das Zimmer meines jüngeren Bruders befand.
Ich wusste sofort, dass ich mich im zweiten dimensionalen Gegenstück der physischen Ebene befand. Im nächsten Moment stürmte der Hund meiner Mutter auf mich zu, wedelte mit dem Schwanz und bellte. Ich streichelte ihn kurz und er verschwand ins Haus. Einige Augenblicke später kam meine Mutter heraus. Sie war emotional und aufgeregt, als sie mich sah. Wieder war ich überrascht, dass sie mich sehen konnte, und trat einen Schritt zurück, weil ich befürchtete, sie mit meinem unerwarteten Erscheinen erschreckt zu haben. Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Wie bei jeder unserer Begegnungen schenkte sie mir ihre vertraute, liebevolle Umarmung und sagte mir, dass ich meinen jüngeren Bruder begrüßen solle. Ich begab mich direkt vom Garten in sein Zimmer, wobei ich nicht einmal die Treppe benutzte.
Mein Bruder saß im Schlafanzug auf seinem Bett. Er stand auf, umarmte mich und lächelte mich fröhlich an. Mir wurde die unter den Umarmungen unserer Familie liegende emotionale Signatur bewusst, die ich im wahren Leben nie zuvor bemerkt hatte. Auf dieser Ebene fühlte sich alles intensiver und authentischer an.
Ich teilte ihm mit, dass ich absichtlich im außerkörperlichen Zustand hierher gekommen war und dass es sich nicht um einen Traum handelte – dass das, was wir erlebten, ebenso real, wenn nicht sogar realer war als das wahre Leben. Das sagte ihm nichts – stattdessen begann er mich abzulenken, indem er ein Gespräch anfing, in dem er etwas von zwei Karten erwähnte. Bevor ich fragen konnte, was er damit meinte, spürte ich eine starke Anziehung, die von meinem Körper in England ausging. Es gab kaum eine Unterbrechung im Bewusstsein, als ich meine physischen Augen öffnete.
Ich wusste, dass sich weder mein Bruder noch meine Mutter dieses Erlebnisses bewusst gewesen wären, und ich fragte mich, ob sie es wohl als einen Traum erlebt hatten, aber als ich sie später darauf ansprach, wussten beide nichts davon. Ich bezweifelte, dass sie es überhaupt als einen erinnerungswürdigen Traum betrachtet hätten, deshalb bemühte ich mich später auch nie darum, etwas darüber herauszufinden. Dennoch war ich sicher, dass das, was geschehen war, tatsächlich im höherdimensionalen Gegenstück der physischen Erde stattgefunden hatte – so sicher, als wäre ich ihnen in der „realen Welt“ begegnet.
Für mich ergab es Sinn, dass die vom physischen Universum aus gesehen nächste Dimension eine Realität darstellte. Es war eine Kopie von allem, was in dieser physischen Dimension existierte, modifiziert durch Träume, Gedanken und Wünsche der Bewohner, die sich tagsüber die physische Welt teilten und nachts und in ihren Gedanken die nichtphysische. Es gab eine klare Verbindung zwischen den beiden Dimensionen.
Im Laufe der Zeit bemerkte ich außerdem, dass es selbst bei dramatischen Veränderungen oder Verzerrungen eines Ortes in der nächsten Dimension immer noch relativ einfach möglich war, ihn wiederzuerkennen, indem man einfach seine Atmosphäre wahrnahm. Die Fähigkeit, eine Atmosphäre, einen Gedanken oder ein Gefühl wahrzunehmen, war dort um ein Vielfaches stärker als auf der physischen Ebene.
Viel später bestätigte sich mir die Existenz dieser Verbindung, als ich eine höhere Dimension besuchte, auf der sich das „körperliche“ Erscheinungsbild von Personen bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte. Dies deutete darauf hin, dass jedes physische Objekt auf sämtlichen Ebenen über entsprechende dimensionale Gegenstücke verfügt, die man sich wie die Schichten einer Zwiebel vorstellen kann.
Es ist erwähnenswert, dass ich, während ich zunehmend überzeugter von der Realität dieser Erfahrungen wurde, nach Wegen suchte, um diese zu bestätigen. Dazu bat ich meinen Bruder in Deutschland, einen Zettel mit einem Wort an seine Wand zu pinnen, das ich dann bei meiner nächsten Projektion lesen und telefonisch bestätigen wollte. Einige Nächte vergingen, bis es mir gelang, meinen Körper zu verlassen. Als ich mich in das Zimmer meines Bruders projizierte, war ich verwirrt von der großen Zahl an Notizen, die an seiner Wand befestigt waren. Viele davon konnte ich nicht klar fokussieren, aber eine fiel mir besonders auf:
„Donnerstag 4 Uhr, Auto zum TÜV“
Am nächsten Tag rief ich meinen Bruder an und er sagte mir, er habe nur ein einziges Wort an seine Wand gepinnt, nämlich einfach „Liebe“. Dann sagte er allerdings, dass er in seinem Terminkalender eine Notiz hatte, um ihn daran zu erinnern, sein Auto am folgenden Donnerstag um 4 Uhr zum TÜV zu bringen.
Als ich darüber nachgrübelte, kam ich zu dem Schluss, dass auf der nächsten Ebene offenbar Geistesinhalte als „physische“ Realität projiziert wurden. Statt im Kopf oder im Terminkalender zu bleiben, befinden sie sich sozusagen im Freien und werden zu einem Teil der andersdimensionalen Umgebung.
27. und 28. Februar 1976
Dies war das erste Mal, dass es mir gelang, gezielt meinen Körper zu verlassen und direkt in die nächste Dimension zu reisen. Es war fast zu einfach. Ich spürte, dass ich mich an der Schwelle zu einer neuen Existenz befand. Es war das erste Anzeichen dafür, dass ich im Begriff war, zu meinem Abenteuer als wahrer interdimensionaler Reisender aufzubrechen.
Innerhalb von zwei Tagen gelang mir dieses Kunststück nicht weniger als viermal, indem ich mich nach einem guten Nachtschlaf einfach auf den Rücken legte und mich auf meine Zirbeldrüse im Zentrum meines Kopfes konzentrierte. Es war so einfach, dass meine Fantasie mit mir durchging, als ich über all die Möglichkeiten nachdachte, die offen vor mir lagen. Die Aussicht auf eine solche grenzenlose Freiheit, zu jedem Ort der Welt – tatsächlich sogar zu jedem Ort im Universum – reisen zu können, gab mir das Gefühl, den wertvollsten Preis gewonnen zu haben, den man sich erträumen konnte.
Dies war der Stein der Weisen, und es war nicht einfach nur ein fantasievoller Traum. Es war zu groß, zu überwältigend, um es in seiner Gänze erfassen zu können.
Diese Ergebnisse wurden während meiner Meditation hervorgebracht. Es fühlte sich an, als würde mein Geist sich aufspalten. Ein Teil von mir schlief und beschäftigte sich mit vagen Traumbildern, während ein anderer Teil hellwach war.
Während ich mich im Hintergrund meines Geistes mit einigen Traumsequenzen befasste, bemerkte ich, dass ich durch meine geschlossenen Augenlider hindurch mein Zimmer sehen konnte. Obwohl ich eindeutig komplett wach war, spürte ich eine seltsame Ablösung von meinem Körper. Alles, was ich jetzt tun musste, war, aus meinem Körper emporzusteigen und dabei sicherzustellen, dass ich sitzen blieb. Es war überhaupt nicht schwierig. Leider dauerte es nicht lange: Zu meiner Enttäuschung öffnete ich meine physischen statt meiner feinstofflichen Augen.