Der neapolitanische Robert Maca - Dumas Alexandre - E-Book

Der neapolitanische Robert Maca E-Book

Dumas Alexandre

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Beschreibung

Der Held dieser Kurzgeschichte von Dumas ist ein echtes Schlitzohr. Dieser Don Filippo Villani lässt Unterschriften unter Schuldscheinen verschwinden, brigt den jüdischen Geldverleiher ins Gefängnis, um den Kredit nicht zurückzuzahlen, treibt seinen Hauseigentümer in den Ruin und lässt sich der Bruderschaft der Pilgrime auf deren Kosten beerdigen, sodass diese nun vor Gericht zieht. Ist Villani nun wirklich tot? Dumas schweift ins Schauergeschichten-Millieu ab und ruft ein Gespenst auf den Plan. Nun stellt sich die Frage, stammt er von Cagliostro ab. Wirklich hatte durch die authentisch hergestellte Abstammung von diesem glorreichen Ahnherrn und durch eine Reihe mehr oder minder seltsamer Kunststücke Don Filippo sich in Neapel in den Kredit eines Hexenmeisters gesetzt. — Man tat ihm Unrecht, er war ein Urbild: Don Filippo Villani war der neapolitanische Robert Macaire.

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Seitenzahl: 32

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Alexandre Dumas

Der neapolitanische Robert Macaire

Impressum

Texte:             © Copyright by Alexandre Dumas

Umschlag:       © Copyright by Walter Brendel

Übersetzer: © Copyright by Unbekannt

Verlag:

Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

Inhalt

Impressum

1. Kapitel

2. Kapitel

1. Kapitel

An dem Tage, wo wir nach der Straße Porcella kamen; gerieten wir in ein großes Gedränge, wir mussten aus dem Corricolo steigen, und unsern Weg zu Fuß fortsetzen. Eben wollten wir uns mit den Ellenbogen durch die Menge Platz machen, als es uns einfiel, nach der Ursache uns zu erkundigen, die sie hier versammelt hatte; wir erfuhren, es sei ein Prozess zwischen der Bruderschaft der Pilgrime und Don Filippo Villani vom Tribunal zu entscheiden. Der Grund dieses Prozesses war folgender: Der Beklagte, der sich vor einigen Tagen auf Kosten der Bruderschaft habe beerdigen lassen, sei nun vor Gericht geladen, um rechtlicher Ordnung nach den Beweis zu führen, dass er gestorben sei. Man sieht, der Prozess war originell genug, um einigen Zulauf einzuziehen. Wir fragten unsern Corricoloführer Francesco, wer Don Filippo Villani sei; im nämlichen Augenblicke deutete er aus ein Individuum, welches gerade eiligst an uns vorüber lief: »Hier ist er.«

»Der vor acht Tagen begraben wurde?«

»Derselbe.«

»Wie geht aber das zu?«

»Er wird wieder auferstanden sein.«

»Ist er denn ein Hexenmeister?«

»Stammt er von Cagliostro ab.«

Wirtlich hatte durch die authentisch hergestellte Abstammung von diesem glorreichen Ahnherrn und durch eine Reihe mehr oder minder seltsamer Kunststücke Don Filippo sich in Neapel in den Kredit eines Hexenmeisters gesetzt. — Man tat ihm Unrecht, er war ein Urbild: Don Filippo Villani war der neapolitanische Robert Macaire. Nur erhebt der neapolitanische Industrieritter sich weit über den französischem dieser letztere ist eine erdichtete Persönlichkeit, eine gesellschaftliche Fiktion, ein philosophischer Mythus; der ultramontane Robert Macaire ist dagegen ein Wesen von Fleisch und Blut, eine greifbare Individualität, eine sichtbare Exzentrizität.

Don Filippo ist ein Mann von fünfunddreißig bis vierzig Jahren, mit schwarzen Haaren, feurigen Augen, beweglichen Gesichtszügen, gellender Stimme, rascher und lebhafter Gestikulation; Don Filippo hat Alles gelernt, und weiß von Allem ein wenig: ein wenig Jus, ein wenig Medizin, ein wenig Chemie, ein wenig Mathemathik, sein wenig Astronomie; daher kam es, dass er sich in Vergleichung mit allen seinen Umgebungen, sehr über die Andern erhaben fühlte, und diesem nach den Entschluss fasste, auf Kosten der Andern zu leben.

Don Filippo war zwanzig Jahre alt, als sein Vater starb, er hinterließ ihm gerade so viel Vermögen, als nötig war, um einige Schulden zu machen. Don Filippo war daraus bedacht, Gelder aufzunehmen, ehe er ganz ruiniert war, so dass seine ersten Wechsel pünktlich bezahlt wurden: es kam darauf an, seinen Kredit zu begründen. Aber jedes Ding aus dieser Welt hat ein Ende, es erschien ein Tag, wo Don Filippo zur Verfallzeit nicht zu Hause war: man kam am andern Morgen wieder, er war schon ausgegangen; man kam abends, er war noch nicht zu Hause. Der Wechsel ward protestiert. Die Folge davon war, dass Don Filippo aus den Händen der Bankiers in die der Geldwechsler überging, und künftig statt sechs Prozent zwölf bezahlen musste.