Der Omega im Turm - Jay Boss - E-Book

Der Omega im Turm E-Book

Jay Boss

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Beschreibung

Finn verabscheut die Alphas seines Rudels. Nach einer schlimmen Erfahrung gibt es niemanden auf der ganzen Burg, dem der rebellische Omega sich freiwillig hingeben würde. Lieber legt er sich mit jedem an, der ihn für ein Opfer hält. Dann kommt Caelan auf die Burg. Der zukünftige Rudel-Chief der MacKays zeigt ihm zunächst nur Verachtung. Doch die Ereignisse überschlagen sich und Finn kämpft plötzlich mit unerwünschten Anträgen, Caelans köstlichem Geruch und seinem eigenen blöden Herzen. Kann er sich der Faszination des sturen Alphas entziehen? „Der Omega im Turm“ ist ein M/M-Wandler-Liebesroman. Enthält Hinweise auf mpreg. Länge ca. 77.000 Wörter / 300 Buchseiten

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1. Prolog
2. Finn
3. Caelan
4. Finn
5. Caelan
6. Finn
7. Caelan
8. Finn
9. Caelan
10. Finn
11. Caelan
12. Finn
13. Caelan
14. Finn
15. Caelan
16. Finn
17. Caelan
18. Finn
19. Caelan
20. Finn
21. Caelan
22. Finn
23. Caelan
24. Finn
25. Caelan
26. Finn
27. Caelan
28. Finn
29. Caelan
30. Finn
31. Caelan
32. Finn
33. Caelan

Impressum

 

Der Omega im Turm: Burg der Wölfe

Text Copyright © 2019 Jay Boss

Alle Rechte am Werk liegen beim Autor.

Jay Boss

Regina Mars

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

Alle Rechte vorbehalten

 

Umschlagfotos:

Dmytro Zinkevych / shutterstock.com

anetta / shutterstock.com

Vectorchoice / shutterstock.com

Matthew Storer / shutterstock.com

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

1. Prolog

 

Jedes Mal, wenn Caelan vorbeiging, stieg sein Duft in Finns Nase. Schwer, würzig, unwiderstehlich. Süß, irgendwie, wie die letzten Sommerblumen, bevor der Herbst seine Herrschaft antrat.

Caelan, der neue Alpha auf der Burg. Caelan, dessen Geruch dafür sorgte, dass Finn die Kontrolle über seinen Körper verlor, dass ihm der Speichel lief, dass er sich vor Hunger verzehrte, vor Gier, nein, vor Lust. In seinen schweren Kilts erkannte man nicht, dass ihm das Blut zwischen die Beine schoss, sobald er Caelan witterte, den Wolf mit dem steinernen Gesicht. Den Alpha, der über die Wehre der Burg schritt, als wäre er ihr Herr und nicht ihr Wächter. Caelan, dessen Augen so grau waren wie der Himmel, bevor die ersten Blitze zuckten. Caelan, in dessen Pranken ein Breitschwert wie ein Spielzeug aussah.

Finn hasste ihn.

2. Finn

 

Der Frühling schien noch weit entfernt, als die neuen Wölfe sich dem Rudel anschlossen. Regen fiel wie ein dichter Schleier, durchdrang Wollumhänge und Kapuzen. Selbst die Burgmauern schien er zu durchnässen, klamm wie sie waren. Finns Finger waren so steifgefroren, dass sie kaum den Federkiel halten konnten. Die Landschaft lag grau und trüb hinter den schmalen Fenstern der Schreibstube, schon seit dem Morgen. Sah nicht aus, als würde es vor Sonnenuntergang besser werden.

»Wer ist das?«, fragte Finn und beugte sich näher an die mit Blei umfasste Fensterscheibe. Staub und Moder drangen in seine Nase, als er versuchte, mehr zu erkennen. Von hier, im dritten Stock, hatte er nur einen unzureichenden Ausblick auf das, was sich vor den Burgmauern abspielte.

»Wer ist wer?« Leighton sah von seinem Pult auf und schüttelte den Kopf. »Setz dich wieder hin. Declan wird dich erwischen.«

»Aber da sind drei Männer.« Finn quetschte sich die Wange an der Scheibe platt. Da, fast verborgen hinter der Mauerkante, standen sie. »Ich glaube, das sind Alphas. Riesige Alphas.«

»Riesige Alphas?« Leighton zögerte, dann blickte er sich kurz um. Sie waren immer noch allein in dem von Papierrollen und Schriftstücken übersäten Zimmer. »Lass mal sehen.«

Finn machte ihm Platz und Leighton beugte sich vor. »Erkennst du ihr Clanabzeichen? Ist das Ginster?«

Leighton nickte. »Das sind MacKays. Oben aus dem Norden. Da, wo die ganzen Rudelkämpfe waren.«

»Die sehen aus wie Kämpfer, oder?«

»Oh ja.« Ein lüsternes Lächeln umspielte Leightons Lippen. »Das sind sie ganz bestimmt. Schau dir diese Rücken an.«

»Der links ist seltsam«, sagte Finn und versuchte, über Leightons blonden Schopf hinweg etwas zu erkennen. Er stützte die Hände auf die Schultern seines Freundes. »Siehst du, wie er sich hält? Wie eine Statue. Eine verdammt gigantische Statue. Schau mal, die anderen lächeln, aber der da … Was für ein Miesepeter.«

Trotzdem konnte er nicht aufhören, den Großen anzustarren. Die drei Neuankömmlinge waren alle groß, aber der Steinerne (er beschloss, ihn den Steinernen zu nennen) überragte die anderen noch einmal um einen Kopf. Schwarze Haare hingen über seinen Rücken, aber sie schafften es nicht, das Gesicht weicher zu machen. Es sah aus, als hätte man es aus grobem Stein gehauen. Gut gehauen, das musste Finn zugeben. Sein ganzer Körper wirkte wie ein Felsen, von den breiten Schultern bis zu den kräftigen Unterschenkeln, die aus seinem Kilt ragten. Wie die anderen trug er einen Wollumhang, wirkte aber nicht, als bräuchte er ihn. Stein fror nicht.

»Wenn du das sagst.« Leighton lächelte. »Ich seh da nur einen verflucht attraktiven Mann. Meinst du, der Rudel-Chief nimmt sie auf?«

»Der Rudel-Chief braucht Männer für die Ernte«, sagte Finn. »Und, um die Burg zu verteidigen. Die MacKay sind mit ihm verwandt, oder? Ich schätze, er wird sich freuen.«

»So ein Pech für dich«, sagte Leighton. »Noch mehr Alphas auf der Burg.«

»Dabei überrennen die hier schon alles«, murmelte Finn. »Wie eine Rattenplage.«

»Eine gutaussehende Rattenplage.« Leighton lachte leise. »Kleiner Fuchs, dieser Statuenkerl gehört mir, klar?«

»Magst du Statuen?«, fragte Finn und versuchte, unauffällig zu klingen.

»Wenn sie so aussehen wie der da? Ja.« Leightons Stimme war zu einem schwärmerischen Raunen geworden. Wie so oft, wenn es um Alphas ging. Im letzten Winter hatte er sich für jedes Mitglied der Wache interessiert, vom breiten Lyle bis zum fast kahlköpfigen Ross. Nur für Finn interessierte Leighton sich nicht. Aber der war ja auch ein Omega, wie er.

Finn schluckte ein bitteres Gefühl herunter und betrachtete den goldblonden Scheitel seines Freundes. »Meinst du, er ist dein Gefährte? Der Statuenkerl?«

»Ich hoffe es.« Leighton sah nach oben und trotz des trüben Wetters leuchteten seine Augen. »Ich bin fast volljährig. Zeit, meine Unschuld zu verlieren, meinst du nicht?«

Finn war derselben Meinung. Er war sogar in der gleichen Lage wie Leighton: ungeküsst und bereit. Aber nicht für einen Alpha. Er hasste Alphas.

Er liebte Leighton.

Aber der lachte nur über seine seltsamen Ideen, wenn Finn andeutete, dass zwischen ihnen mehr sein könnte. Dabei war es möglich. Beziehungen zwischen Omegas waren unbeliebt, weil sie keine Nachkommen hervorbrachten, aber es gab sie. Es gab nur keine Beziehung zwischen Leighton und Finn.

Finn seufzte unhörbar. Langsam entfernte er sich vom Fenster und sah auf die verschlossene Tür. Es war Stunden her, seit Declan sie allein gelassen hatte. »Meinst du, er kommt bald zurück?«

»Sobald wir die Abschriften erledigt haben«, sagte Leighton gleichmütig und schaute weiter aus dem Fenster. »Mist, die drei sind weg.«

»Wann ist Declan gegangen?« Unruhig trat Finn von einem Fuß auf den anderen.

»Vor drei Stunden?« Leighton ließ sich zurück auf seinen Stuhl plumpsen. »Deine Abschrift ist sowieso noch nicht fertig, also hoff lieber, dass er weiter fern bleibt.«

»Ja, nur …« Finn räusperte sich. »Egal. Ich mach ja schon weiter.« Steif setzte er sich an sein eigenes Pult. Eine mittelmäßige Abschrift sah ihn strafend an. Sonst war er schnell, sogar schneller als Leighton. Aber in den letzten Tagen schien es, als hinge eine Wolke über seinem Gehirn. Er stöhnte leise, als sein Gürtel in den Bauch schnitt.

»Drückt die Blase?« Leighton grinste und Finn gab sich Mühe, nicht zu erröten. »Ich hab dir gesagt, dass du nicht so viel Holunderwein trinken sollst.«

»Aber der schmeckt wirklich gut«, murmelte Finn. Der verdünnte Holunderwein war köstlich und ihm und Leighton stand je ein halber Krug täglich zu. Nun bereute er, dass er ihn so schnell heruntergestürzt hatte. Mit zusammengekniffenen Oberschenkeln machte er sich an die Abschrift.

 

Eine Stunde später bereute er es noch mehr. Declan war immer noch nicht zurückgekehrt und Finn wartete verkrampft auf und ab gehend darauf, endlich erlöst zu werden. Die Abschrift war längst fertig und seine Blase knapp davor, aufzugeben.

»Wo bleibt der Alte denn?«, jammerte er. Er hasste es, vor Leighton Schwäche zu zeigen, aber die Qualen waren inzwischen zu stark, um still sitzen zu bleiben.

Leighton lachte. »Mach bloß nicht den Boden nass. Da liegen überall Dokumente und der Alte zieht dir das Fell über die Ohren, wenn du die aufweichst.«

»Was soll ich denn tun?« Sehnsüchtig schaute Finn auf die Fenster, aber die ließen sich nicht öffnen. Im ganzen Raum gab zwar Regale um Regale voll Papier, aber kein leeres Gefäß, bis auf eins. »Leighton, es tut mir wirklich leid«, sagte Finn und marschierte auf den tönernen Krug zu, der auf der Fensterbank stand.

»Was? Wag es ja nicht.« Leightons Züge loderten vor Zorn. »Da ist noch mein Anteil vom Holunderwein drin. Den hab ich mir verdient!«

»Tut mir wirklich leid.« Finn raffte seinen Kilt. Leighton schob sich zwischen ihn und die Fensterbank.

»Ich warne dich, Finn.« Wut flammte in den seegrünen Augen.

»Leighton, bitte!« Ein winziges Nachgeben im Unterleib ließ Finn zusammenzucken. Blitzartig umklammerte er seinen Unterleib mit den Händen. »Leighton, der Krug! Schnell!«

»Nein!«

»Bitte!« Finns Sicht verschwamm.

Das erlösender Klacken ertönte. Ein schwerer Schlüssel drehte sich im Schloss und Finn wirbelte herum. Declans faltiger Kopf erschien und sein mächtiger Körper folgte. »Meine Knaben, habt ihr … Finn!«

Finn hatte ihn beiseite gestoßen. Noch während er den Gang entlang eilte, gellten ihm die wütenden Beschimpfungen des Schriftmeisters in den Ohren.

Schnell, schnell. Bis zur Latrine im Hof war es zu weit, das würde er niemals schaffen. Aber einen Flur weiter, im Absatz der Wendeltreppe, war ein kleiner Abort. Wenn er es bis dahin schaffte …

Du Idiot, sagte Leighton in seinem Kopf. Du darfst nicht in den Turm. Das ist gefährlich. Wenn du die Grenze überschreitest, können sie alles mit dir machen.

Natürlich wusste Finn das. Aber wenn es das Einzige war, das ihn vor der Peinlichkeit eines durchnässten Kilts retten konnte, musste er dorthin.

In den Bereich der Alphas. Dahin, wo Omegas wie er Freiwild waren.

»Auuu«, wimmerte er leise, als er den geknüpften Teppich überschritt, der am Fuß des Turms lag. Das Zeichen der Alphas war darin eingearbeitet, die rote Schlinge. Überall prangte sie, an jeder Wand, an der Finn vorbeilief. Alphas waren Angeber. Überall mussten sie Banner und Wandteppiche aufhängen, die ihr Revier markierten. He.

Wenn ich noch einen Moment lang durchhalte, markiere ich deren Revier, dachte Finn grimmig. Nur ein paar Treppenstufen.

Keuchend hetzte er sie hoch, die grob gehauenen Steine, die noch kälter schienen als der Rest der Burg. Der Geruch wurde schärfer. Alpha-Geruch, herber als der angenehme, der die Omegas umgab.

Wenn sich nur nicht gleich süßlicher Uringeruch in diesen Duft mischen würde. Noch drei Stufen. Niemand war zu sehen. Die rettende Nische kam in Sicht, ein Erker, der offen lag und dessen Öffnung direkt in den Burggraben führte. Im Omega-Bereich hatten die Aborte Türen, aber Alphas kannten keine Scham.

Oder Anstand, dachte Finn, der endlich vor dem rettenden Loch stand. Es gab eine Brille aus brüchigem Holz. Aber da würde er sich auf keinen Fall draufsetzen.

Alle Heiligen um ein paar Sekunden mehr anflehend wollte er seinen Kilt hochschieben. Der schwere Stoff glitt ihm aus den Händen und er fluchte.

Er hörte Schritte.

Einen Moment lang dachte Finn an Flucht. Dann hatte er seinen Schwanz befreit und wusste, dass es zu spät war. Ein gelber Strahl schoss aus ihm heraus. Er prallte gegen die beschmutzten Steine des Loches und rann hinunter in den Graben. Finn seufzte. Erleichterung flutete seinen Unterleib, als der Druck endlich nachließ. Wie konnte sich etwas nur so gut anfühlen?

Mit geschlossenen Augen hörte er dem Plätschern zu und lauschte gleichzeitig auf die Schritte, die weit weg schienen. Über ihm, bestimmt noch zwei Stockwerke entfernt.

Schneller, dachte Finn und nahm sich trotzdem die Zeit, die befleckte Brille mit ein paar Spritzern zu garnieren. Hoffentlich setzte sich der Richtige hier drauf.

Finn grinste hämisch. Dann zuckte er zusammen. Die Schritte kamen näher. Immer näher. Und der Strahl wollte nicht versiegen. Er flehte seine Blase an, endlich leer zu werden, aber es war einfach zu viel Holunderwein gewesen.

Er ist schon fast bei mir, dachte Finn. Verdammt!

Der Strahl senkte sich und gerade, als die letzten Tropfen fielen, hörte er ein Schnuppern hinter sich. Eine Stimme erklang, die eisige Schauer über seine Wirbelsäule sandte.

»Sieh mal einer an. Was macht ein kleiner Bückling wie du hier?«

Von all den verdammten Alphas, die in diesem Turm hausten, war es ausgerechnet Harris. Finns ganzer Körper verkrampfte sich. Seine Schultern schnellten nach oben und sein Hals wurde trocken. Er versuchte zu schlucken, aber es ging nicht.

Nein, dachte er.

»Willst du nicht antworten, Bückling?« Das Lauern in der Stimme war das eines Raubtiers. Eines Raubtiers, das die Beute schon in den Klauen hat, aber noch ein wenig spielen möchte.

Ich bin keine Beute, dachte Finn. Ich bin kein Opfer und ganz bestimmt kein Bückling.

»Ich musste halt pissen«, knurrte er. Einen Moment lang sah er die Wand vor sich an, dann atmete er tief ein. Beißender Gestank verätzte seine Nase. Im Abort tief einzuatmen, war immer ein Fehler. Er hob den Kopf, ließ den Kilt herunter und drehte sich um.

»Kleiner Fuchs.« Harris' Grinsen war abscheulich. In seinem Gesicht breitete sich boshafte Freude aus. »Du bist das.«

Als ob er das nicht schon von hinten erkannt hätte. Finns Haare waren so feuerrot, dass man ihn gar nicht verwechseln konnte. Finn wich einen Schritt zurück, aber Harris kam direkt nach. Und er war viel zu groß und breit. Finns Herz raste. Seine Hände waren schweißnass und trotzdem reckte er das Kinn in die Höhe. Er konnte den Schweiß auf Harris' Körper riechen.

»Lass mich vorbei.« Ungeschickt versuchte er, seinen Kilt zu richten. »Ich bin fertig und Declan wartet auf mich.«

»Nicht so hastig.« Scharfe Zähne blitzten. Harris' Gesicht kam nah, viel zu nah. »Den Kilt kannst du schön oben lassen. Dreh dich wieder um.«

Panik schoß durch Finns Körper. »Nein. Lass mich durch!«

Er versuchte, sich an Harris vorbeizudrängeln. Dessen Hand schoss vor und Krallen gruben sich in Finns Schulter. Der Wolf sprach aus Harris, als er den Mund öffnete.

»Umdrehen, hab ich gesagt«, raunte er. »Sofort, kleiner Fuchs. Oder du verlierst gleich mehr als deine Unschuld.«

Alles in Finn zog sich zusammen. Am liebsten hätte er losgeheult. Aber das würde ihn nicht retten. Nicht vor Harris. Nicht auf Burg McMacFarlane, auf der das Recht des Stärkeren galt. Finn war nicht stark. Aber manchmal ließen die Stärkeren sich austricksen. Er schluckte.

»Ja, ist gut«, murmelte er und sah zu Boden. Auf Harris' dreckbeschmierte Stiefel. »Aber sei vorsichtig, ja? Das ist mein erstes Mal.«

Freude blitzte in Harris' Augen auf. »Das stimmt, ja?« Er lachte »Also bin ich echt der, der den kleinen Fuchs entkorkt. Scheiße, die anderen werden heulen vor Neid.«

»Bin ich so ein interessantes Gesprächsthema?«, murrte Finn.

»Nicht du, nur dein enger Arsch.«

Alphas. Miese Wichser. Finn gab vor, schüchtern zu lächeln und hob seinen Kilt. Sein Schwanz war vor Panik klein wie ein Radieschen geworden. Ganz im Gegenteil zu Harris'. Als der sich freimachte, glaubte er, einen Rammbock vor sich zu haben. Finn atmete noch einmal tief ein und drehte sich um. Er bückte sich. Ausatmend packte er die Steine.

»Vorsichtig, ja?«, bat er noch einmal.

»Ich mach das, wie ich will, kleiner Fuchs. Du bist schließlich in unser Gebiet eingedrungen.«

Das war ein Notfall, dachte Finn, aber er konnte sich jetzt nicht mit Wortgefechten aufhalten. Eine grobe Pranke packte seine linke Arschbacke. Wäre Finn in Hitze gewesen oder einfach erregt, wäre sein Loch jetzt feucht geworden. Es war staubtrocken. Er biss die Zähne aufeinander.

»Halt still«, befahl Harris.

»Ja« sagte Finn. »Ist gut, Harris.«

Er verwandelte sich. Alles daran setzend, seine Wolfsform blitzartig anzunehmen, wechselte er den Körper. Die Verwandlung schmerzte, wie immer, wenn man sie hetzte. Arme wurden zu Vorderläufen, Hände zu Pfoten. Der Abort vor ihm verschwand, als er zu Boden sank. Finn wirbelte herum, drückte sich mit den Hinterläufen am Stein ab und schoss los. Zwischen Harris' gespreizten Beinen hindurch.

Die Treppen hinunter. Er stolperte, kugelte über den Läufer an ihrem Fuß und kam wieder auf die Beine. Hinter sich vernahm er Wutgeheul. Harris.

Er musste hier weg. Aus dem Alphagebiet und zurück ins Schreibzimmer. Theoretisch durfte Harris ihm im neutralen Teil der Burg nichts antun. Aber Finn war nicht so blöd, darauf zu vertrauen.

Er hetzte über den Steinboden, sprang über Teppiche. In Wolfsform war er noch kleiner als als Mensch, doch seine Läufe waren kräftig und er war leicht und wendig.

Keuchen hinter ihm. Zu nah. Harris holte auf. Er musste sich ebenfalls verwandelt haben, um so schnell zu ihm aufzuschließen.

Krallen kratzten hinter ihm über den Stein. Der Flur schien endlos, Harris' Atem viel zu nah. Da, die Biegung. Nur noch um diese Ecke und die rettende Schreibstube wäre …

Dumpfer Schmerz, plötzlich. Sein Schädel prallte gegen etwas und dann segelte Finn durch die Luft. Jaulend kam er auf. Er flog gegen die Mauer und Pein schoss in seine Schulter.

Heißer Speichel tropfte in seinen Nacken. Harris' beißender Atem strich über sein Nackenfell. Als er aufblickte, sah er kalte Augen, umgeben von grauem Fell.

Hab ich dich, sagten sie.

»Was ist hier los?« Die Stimme war befehlsgewohnt. »Harris?«

Finn hätte beinahe gewimmert vor Glück. Eric. Die rechte Hand des Rudel-Chiefs.

Harris verschwand aus seinem Blickfeld und endlich konnte Finn erkennen, wogegen er geprallt war: gegen einen Felsen. Den Steinernen.

Die drei Männer, die er am Tor gesehen hatte, standen im Flur neben Eric. Alle schwarzhaarig, aber ganz unterschiedlich. Einer schien, als bräuchte er nur den kleinsten Anlass, um in wildes Gelächter auszubrechen, der nächste wirkte verträumt und der dritte steinern.

Seine felsgrauen Augen blickten auf Finn hinab. Von nahem war er noch gigantischer, noch mächtiger. Finn kam sich vor, als würde er vor einer hoch aufragenden Klippe liegen. Eilig rappelte er sich auf, immer noch in Wolfsform.

Der Steinerne sprach. »Kannst du nicht aufpassen?«, raunzte er Finn an. Der hätte ihm am liebsten eine gescheuert. Aber das war schwer, auf vier Pfoten.

»Verwandelt euch«, sagte Eric. »Ihr wisst, dass ihr innerhalb der Burgmauern menschlich sein müsst.«

Eine blöde Regel. Nicht nur, weil es keinen Grund gab, sich ihrer wölfischen Natur zu schämen. Sondern, weil Finn nun nackt vor drei Fremden, Eric und Harris stand. Und dafür schämte er sich viel mehr als für den Wolf in sich.

Erics hageres Gesicht verzog sich. Er seufzte. »Was ist hier los?«

»Nichts«, brummte Finn und zwang sich, die Fäuste zu ballen. Er würde sich nicht mit den Händen bedecken wie ein verschüchterter Knabe. Das erwarteten sie doch von einem Omega.

»Nur ein wenig Spaß.« Harris grinste Finn an. Doch er senkte den Kopf, als Eric näherkam. Das menschliche Äquivalent dazu, sich vor ihm auf den Rücken zu werfen. »Der kleine Fuchs war im Alphaturm und ich wollte ihm eine Lektion erteilen.«

Eric wandte Finn seine Aufmerksamkeit zu. »Was hattest du im Alphaturm zu suchen?«

»Ich musste mich erleichtern. Zuviel Holunderwein.« Einer der neuen Alphas lachte und Finns Wangen wurden heiß. »Euer Abort war der nächste.«

»Wir dulden keine Omegas in unserem Turm«, sagte Eric, als ob Finn das nicht wüsste.

»Ja. Tut mir leid.« Verdammte, arrogante Alphas. Finn knirschte mit den Zähnen.

»Sieht aus, als hätte Harris dich schon gezüchtigt.« Eric sah durch Finn hindurch, als wäre er unsichtbar. »Beim nächsten Mal wirst du bestraft, ist das klar?«

»Klar.« Finns Fäuste waren schweißnass.

Harris lachte leise. Und dann hatten sie genug von dem unwichtigen Omega und gingen weiter. Alle fünf. Nur der Steinerne blieb einen Moment lang stehen und sah Finn an. Er hatte Falkenaugen und Wangenknochen wie scharfkantige Felsen. Es musste Tage her sein, dass er sich zuletzt rasiert hatte. Schwarze Stoppeln bedeckten Kinn und Wangen.

»Eric?«, rief Finn. Er wich dem Blick des Steinernen aus. »Äh, meine Kleidung. Die liegt noch im Alphaturm. Kann ich sie holen?«

»Nein«, sagte Eric und wandte sich nicht einmal um. »Du bekommst sie beim Abendessen wieder.«

Natürlich. Was nun? Sollte er nackt in die Schreibstube zurückkehren? Er fröstelte bereits jetzt.

Grauer Stoff segelte auf ihn zu. Instinktiv schnappte er danach und hatte den Wollumhang des Steinernen in den Händen. Hä?

»Gib ihn mir beim Abendessen wieder«, knurrte der.

Ich will deinen stinkenden Umhang nicht, wollte Finn sagen. Aber er wollte auch nicht nackt vor Leighton und Declan auftauchen.

»Danke«, brachte er heraus, obwohl er an den Worten fast erstickte.

Der Steinerne starrte ihn immer noch an, als könnte er die Luft zwischen ihnen gefrieren lassen. »Bei uns im Norden können die Omegas sich benehmen«, sagte er kühl. »Seid ihr hier alle so oder hast nur du keine Manieren?«

»Keine Manieren?« Finn reckte das Kinn in die Höhe. »Ich zeig dir gleich, was für Manieren ich habe, du ungewaschener Nordländer!«

»Das glaube ich kaum.« Abschätzig betrachtete der Kerl Finns magere Schreiberarme.

»Ich habe ausgezeichnete Manieren«, behauptete Finn. Nur, wenn man mich schänden will, vergreife ich mich halt im Ton, fügte er in Gedanken hinzu.

»Du hast dich einem Alpha widersetzt und dich verwandelt, obwohl es verboten ist. Du gehorchst nicht.« Die Stimme des Steinernen war vollkommen emotionslos, aber Finn glaubte, Widerwillen zu hören.

»Was?!« Finn bekam kaum Luft vor Zorn. Wenn ich mich Harris nicht widersetzt hätte, würde ich jetzt mit blutendem Arschloch im Abort hocken, wollte er sagen. Tat er aber nicht. Anscheinend war es im Norden normal, Omegas nach Herzenslust zu schänden. »Deine Freunde sind weg. Ich hoffe, du findest den Weg alleine.« Steinfresse, wollte er hinzufügen, aber er traute sich nicht. Er war einem Alpha-Mistkerl entkommen, da wollte er sein Glück nicht auf die Probe stellen.

Der Blödmann drehte sich um und marschierte davon. Kein Wort des Abschieds. Finn sah ihm nach, und als der Kerl um die Ecke gebogen war, machte er ein paar unflätige Gesten.

»Verlauster Köter«, murmelte er. Unschlüssig betrachtete er den groben Stoff in seinen Händen. Nein, er hatte keine Wahl. Missmutig streifte er den Umhang über.

Der Geruch traf ihn wie ein Hammer. Ein köstlicher Hammer. Der Duft des Alphas umhüllte ihn und weckte Sehnsucht nach dem Frühling, der draußen auf sich warten ließ. Süß wie Honig und herb wie Starkbier und gut. Einfach gut. Und geil.

Beschämt spürte Finn, wie sein Glied anschwoll. Was war das? Diese Wolle, die noch warm vom Körper des steinernen Mistkerls war, dieses Bergs, dieses Felsen aus dem Norden.

Finn schluckte. Er sah sich kurz um, aber niemand war zu sehen. Dann vergrub er die Nase im Stoff und sog den Duft ein. Kribbeln strömte durch seinen Körper. Wie ein heißes Bad, nachdem man aus der Kälte kam. Unbekannte Gefühle rasten durch seine Adern. Sie bündelten sich zwischen den Beinen, wo seine Rute die Stofffalten hob. Dass seine Härte den Stoff berührte, machte es nicht leichter, sich abzuregen. Ungefähr da, wo sich seine Eichel in die kratzige Wolle grub, musste auch der Schritt des Steinernen gewesen sein.

Sein Geruch war überall. Finn stöhnte leise.

Was ist das?, dachte er. Das ist doch nicht normal.

Für gewöhnlich stieß ihn der Duft der Alphas ab. Zu herb, zu beißend. Zu arrogant. Aber das hier … Es war, als hätte man den Frühling in Flaschen gefüllt und dann über diesem Stoff hier verschüttet. Ja, vielleicht war es das. Irgendeine Seife, mit der sie im Norden ihre Wäsche wuschen. Oder ein Wald, durch den der Steinerne gelaufen war. Roch es nicht ein wenig nach harzigen Stämmen? Nach kühlem Waldboden und nach Sonnenschein?

»Sonnenschein riecht nach nichts«, knurrte Finn und ballte die Fäuste.

Ja, es musste Seife sein, beschloss er. Dieser Duft konnte nicht von einem Alpha kommen. Alphas stanken. Er riss sich zusammen und ging zurück zur Schreibstube.

3. Caelan

 

»Wo ist dein Umhang?«, fragte Fraser, als sie ihr neues Quartier bezogen. Eine Kammer mit drei Strohsäcken und einem winzigen Fenster. Klamme Steinmauern umgaben sie und sonderten muffigen Geruch ab.

Caelan zuckte mit den Achseln. Er sehnte sich nach dem Feuer, das nachher im Speisesaal lodern würde. Er fror nicht schnell, und anmerken ließ er es sich schon gar nicht. Aber die Kälte ihrer Reise war bis in seine Knochen gedrungen.

»Hat er dem kleinen Omega gegeben«, sagte Myles und grinste. »Dem Feuerschopf. Kein schlechter Anblick, oder? Ja, ich glaube, der war mir die liebste Begrüßung. Nicht, dass der Rudel-Chief unfreundlich wäre, aber der Kleine war einfach nackter.«

Caelan warf ihm einen warnenden Blick zu. Myles verdrehte die Augen. Er saß auf seinem Bett und zog sich die Stiefel aus. Fraser fluchte leise.

»Pack deine Schweißmauken wieder ein«, knurrte er. »Das stinkt ja erbärmlich.«

»Niemals.« Myles wackelte mit den Zehen. »Ich warte seit Wochen darauf, endlich wieder die Pfoten ausstrecken zu können.«

»Dann mach das woanders.« Fraser packte einen der Stiefel und warf damit nach ihm. »Im Abort zum Beispiel. Da stinkt es eh schon.«

Myles wich aus und lachte. »Du liebst meinen köstlichen Duft doch. Hast du mir selbst gesagt, letzte Nacht.«

»Da war ich nicht bei klarem Verstand.« Fraser fletschte die Zähne.

»Nein, das warst du nicht.« Myles' Grinsen wurde breiter. »Ganz und gar nicht.«

In Ermangelung williger Omegas vergnügten Caelans Kameraden sich miteinander, schon die ganze Reise über. Und nicht zum ersten Mal. Es fiel Caelan schwer, einzuschlafen, wenn die gehetzten Geräusche zu seinem Lager herüberwehten. In ihrem Rudel war Sex unter Alphas nicht ungewöhnlich. Normalerweise wurde nicht darüber gesprochen, aber es wurde getan. Zumindest von unbeherrschten Gesellen wie Fraser und Myles.

»Ich kann es kaum erwarten, die Zähne wieder in zartes Omega-Fleisch zu schlagen statt in Myles' behaarten Nacken.« Fraser seufzte schwer. »He, Caelan. Was ist mit dem Kleinen? Dem Rotschopf?«

»Was soll mit dem sein?«, fragte Caelan und verstaute seine Habseligkeiten in der brüchigen Kiste am Bettende.

»Erhebst du Anspruch auf ihn?«

Was? Caelan musterte Fraser, um herauszufinden, ob der Scherze machte. Machte er nicht.

»Nein. Er ist schwach, wie alle Omegas.« Er erinnerte sich an seine Begegnung mit der ruppigen Kackbratze. »Und er hat keine Manieren.«

»Der war ganz schön wütend, dass wir sein Techtelmechtel mit dem Großen unterbrochen haben. Harris.« Myles schüttelte den Kopf. »Oder was war da los?«

»Ich denke, Harris wollte ihn zurechtweisen, weil er in den Alphaturm eingedrungen ist«, sagte Caelan. »Was nur richtig ist.«

»Was nur richtig ist«, äffte Myles ihn nach. »Caelan, wenn dir nicht so wichtig wäre, was richtig ist, könntest du ab und zu Spaß haben.«

»Wir haben einen Auftrag.« Caelan trat ans Fenster und schaute aus dem winzigen Fensterspalt. »Da ist keine Zeit für Spaß.«

»Dafür ist immer Zeit.« Myles zwinkerte Fraser zu. »Was sagst du, wollen wir um den Rotschopf wetten?«

Der lächelte. »Wenn es dir nichts ausmacht, zu verlieren.«

»Gewinnen werde ich. Der Kleine wird unter mir schreien wie ein abgestochenes Ferkel.«

»Willst du ihm wehtun?«

»Ha, ha.«

Caelan ignorierte das Gekabbel seiner Kameraden. Er blickte aus dem Fenster und sah nichts. Grauer Nebel hing über den Hügeln. Ihre Formen waren halb verborgen, sanft geschwungen wie die Schultern des rothaarigen Omegas. Finn. Schwacher Körper, störrischer Geist. Haut weiß wie Milch, bedeckt von unzähligen Sommersprossen.

Caelan seufzte leise. Es war nicht, dass er Omegas körperlich abstoßend fand. Wenn es so weit war, würde er sich mit seinem Gefährten paaren, um Nachkommen zu zeugen. Und er würde es gern tun, da war er sicher. Der Gedanke, sich mit einem Omega zu vereinen war reizvoll. So reizvoll, dass er ein paar tiefe Atemzüge nehmen musste, um Finns Bild aus seinem Kopf zu bekommen.

Aber Omegas waren schwach. Caelan, der sein Leben lang gekämpft hatte, widerte ihre Hilflosigkeit an. Ihre Unfähigkeit, sich selbst zu verteidigen. Die Tatsache, dass sie ohne Alphas nicht überleben konnten. Ohne ihren Schutz, den Schutz der Krieger, die ihr Leben für sie gaben. Für ihre Gefährten. Er dachte an all die Brüder, die er im Kampf verloren hatte. An ihre nutzlosen Omega-Gefährten, die sich in der Burg verkrochen hatten, unfähig, zu helfen. Natürlich war es nicht ihre Schuld, dass sie unbrauchbar waren. Sie waren so geboren. Sanft, nachgiebig, zart.

»Na ja, offensichtlich nicht alle«, murmelte er. Dieser Finn war zusätzlich zu all seinen Schwächen auch noch ungehorsam. Eine furchtbare Kombination schlechter Eigenschaften.

Immerhin sorgte er dafür, dass Myles und Fraser Spaß hatten.

»Seine Hüften, die waren so schmal, dass ich sie mit einer Hand umfassen könnte«, sagte Fraser und klang wie ein schnurrender Kater. »Und das werde ich. Vor dir.«

»Das werden wir sehen.« Myles grinste. »Ich wette, dass ich vor dir in den Fuchsbau stoße.«

Seine Kameraden waren unerträglich, befand Caelan. Wenn die beiden nicht so gute Kämpfer gewesen wären, hätte er sie für leichtlebige Schürzenjäger gehalten. Aber Myles hatte ihm das Leben gerettet, und er ihm. Mehrfach. Also sah er über ihre Unzulänglichkeiten hinweg.

»Was ist mit dir, Caelan?«, fragte Fraser. »Schließt du dich unserer kleinen Wette an?«

»Auf gar keinen Fall«, knurrte Caelan und wandte sich wieder dem Fenster zu. Immer noch Nebel.

»Ich finde, er hat keine Wahl.« Der Spott in Myles' Stimme war fingerdick. »Wenn wir beide beschließen, dass er mitmacht, ist er überstimmt.«

»Da hast du recht«, sagte Fraser.

»Nein.« War da eine Bewegung, auf der Kuppe des Hügels links? Verdammter Dunst.

Sie werden zu MacFarlane kommen. Vor dem Sommer sind sie da.

Eine eisige Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus. Frost klebte in seiner Kehle. Vielleicht machten Myles und Fraser es richtig. Das Leben mit beiden Händen packen, ficken und aussaugen. Jeden Tag, der einem geschenkt wurde.

»Caelan, du bist überstimmt. Ab sofort bist du Teil der Wette um den Fuchsarsch.«

Vielleicht waren Myles und Fraser auch nur Idioten. Caelan weigerte sich, zu antworten. Nein, da war nichts auf dem Hügel. Die Landschaft schlummerte ungestört. Aber das würde sie nicht bleiben. Sie würden kommen, und das Gras dort unten mit Blut tränken. Bald.

4. Finn

 

Finn verbrachte ein paar äußerst irritierende Stunden in der Schreibstube. Gehüllt in den Wollumhang des großen Alphas und erregt bis ins Innerste. Dieser verdammte Geruch. Wie sollte er sich auf die Abschrift konzentrieren, wenn ihm dieser Duft in der Nase hing? Wenn er ihm nicht entkommen konnte?

»Was ist passiert?«, hatte Declan gefragt und Finn war gezwungen gewesen, die ganze peinliche, schreckliche Geschichte zu erzählen. Declan hatte kein Wort darüber verloren und nur genickt. Kaum etwas konnte den alten Meister dazu bringen, eine Miene zu verziehen. Leighton hatte erst gegrinst, aber das war ihm im Hals stecken geblieben, als Finn zu der Stelle gekommen war, an der Harris auftauchte.

»Ist gut, Junge.« Declan hatte geseufzt. »Geh an die Arbeit. Ich habe drei Abschriften vorbereitet.«

Ist das alles, was du dazu sagst, dass Harris mich fast geschändet hätte?, wollte Finn fragen. Aber das war zwecklos. Natürlich versuchte er es trotzdem.

»Kannst du mit dem Rudel-Chief reden?« Er holte tief Luft. »Harris hätte mich fast … Er hatte kein Recht, das zu tun, Declan.«

»Er hatte jedes Recht, das zu tun.« Der fette Omega schüttelte den Kopf. »Halt dich einfach vom Alphaturm fern, dann passiert dir nichts. Das war leichtsinnig.«

»Hätte ich mich einnässen sollen?«, murrte Finn.

»Was ist dir lieber?« Declans Augen verfinsterten sich. Sein trüber Gesichtsausdruck wurde bitter. »Ein nasser Kilt oder ein blutender Arsch? Oder Schlimmeres?«

»Declan!« Finn hatte ihn nie so reden gehört.

»Du bist kein kleiner Junge mehr, Finn.« Declan kam so nah, dass Finn seinen fauligen Atem riechen konnte. »Du weißt, wie du hier überlebst. Also tu es. Verschwende keine Zeit damit, über richtig und falsch nachzudenken. Und geh Harris aus dem Weg.«

Finn starrte ihn an. Doch der Zorn wich bereits wieder aus Declans Zügen.

»Ja, ist gut.« Finn räusperte sich. Leider war Declan noch nicht fertig.

»Denk daran, was deinem Vater passiert ist. Halte dich vom Alphaturm fest.«

Galle stieg in Finns Hals. Scham und Hilflosigkeit und verzweifelte Wut stiegen in ihm auf. Er ballte die Hände zu Fäusten. Die schwachen, nutzlosen Hände.

Er versuchte, sich auf die Abschrift zu konzentrieren. Eine bestimmt hochinteressante Beschreibung der Ereignisse der vierten Rudel-Kriege. Die Chisholms gegen die Grants. Normalerweise liebte er diese Geschichten und Declan musste sie extra für ihn ausgewählt haben. Es gab sogar eine Tuschezeichnung zu kopieren, was ihn normalerweise in Freudentaumel versetzt hätte.

Aber nicht heute. Heute schmiegte sich rauer Wollstoff an seine nackte Haut und roch wie das Paradies.

Ich muss mir ein Stück dieser Seife besorgen, dachte er und rutschte auf seinem Schemel herum. Was ist das? Süßholz?

Die letzten fahrenden Händler hatten Süßholz dabei gehabt. Finn hatte tagelang auf seinem Stück gekaut, bis die letzten Reste aus dem faserigen Holz herausgesaugt waren. Aber der Geschmack hatte nicht die gleiche Wirkung gehabt wie dieser verdammte Duft. Finn war hart. Härter als je zuvor. Seine Finger juckten vor Lust, zwischen seine Beine zu fahren und das sanfte Pulsieren in einem geilen Sturm zu verwandeln. Sein ganzer Unterkörper war angespannt vor Erregung, sein Loch feucht. Am liebsten hätte er sich hier und jetzt befriedigt, aber das musste warten. Declan und Leighton waren auch im Raum. So riss er sich zusammen und harrte aus.

Nachher, im Bett, wenn Leighton eingeschlafen war, würde er sich endlich darum kümmern können. Nach dem Abendessen, das er irgendwie überstehen musste.

Du blöder Alpha, dachte er. Warum hast du mir deinen stinkenden Mantel gegeben? Ich werde dich verfluchen und deine Nachkommen auch. Und die Nachkommen deiner Nachkommen ebenfalls.

Aber für einen ordentlichen Fluch brauchte man den Namen dessen, den man verfluchen wollte. Und den hatte er nicht. Na, er konnte ihn ja später fragen, wenn er ihm den Stoff zurückgab.

Hallo, hier ist dein Mantel. Nette Seife, die ihr da im Norden benutzt. Kann ich ein Stück davon haben, damit ich meinen Schwanz damit einreiben kann? Ach ja, wie heißt du eigentlich? Ich brauche deinen Namen für einen Fluch.

Er kicherte.

»Was ist so lustig?«, fragte Leighton leise.

»Nichts.« Finn sah wieder auf die Abschrift.

»Du hast nicht erzählt, woher der Mantel kommt.« Leightons hellbraune Augenbraue hob sich. Wie oft hatte Finn ihren Schwung mit seinen Blicken nachgezeichnet?

»Ach, der.« Finn räusperte sich. »Den hat mir einer der MacKays geliehen.«

»Was, etwa der Schöne?« Leightons Rosenknospenmund formte ein O und mit Finns Konzentration ging es endgültig den Bach runter.

»Keiner von denen ist schön.«

»Doch, sogar alle. Aber der Große ganz besonders.« Leightons Lächeln schmerzte. »Stell dir vor, der wäre mein Gefährte.«

»Warum brauchst du einen Gefährten?«, murrte Finn. »Und dann noch so einen groben Klotz.«

»Ich mag grobe Klötze.« Das Lächeln wurde anzüglich. »Außerdem war es nett von ihm, dir seinen Umhang zu leihen.«

»Er hat ihn mir vor die Füße geschleudert«, Finn überlegte, »als würde er einem Schwein Küchenabfälle in den Trog kippen.«

»Nett war es trotzdem. Stell dir vor, du müsstest nackt hier sitzen.«

Dann würdest du sehen, dass meine Rute voll ausgefahren ist, dachte Finn und schluckte.

»Er hat gesagt, ich hätte keine Manieren und würde nicht gehorchen. Der hat sich aufgespielt, als wäre ich sein Schüler oder so.«

»Mmh, mit dem würde ich gern Lehrer und Schüler spielen.« Leighton leckte sich die Lippen, was nicht dazu beitrug, Finns Lage zu verbessern.

»Das weißt du doch gar nicht«, sagte Finn. »Du hast noch nie mit irgendjemand Lehrer und Schüler gespielt.«

»Deshalb will ich es ja ausprobieren. Ich wette, es macht Spaß. Und du weißt auch nicht mehr als ich.« Leighton zögerte. »Oder?«

»Nein«, gab Finn zu. »Will ich auch nicht. Nicht mit einem Alpha.«

Leighton überhörte die Anspielung. »Das sagst du doch nur. Wenn die Hitze erst mal kommt, wirst du danach lechzen. Und die Hitze kommt bald.«

Darüber wollte Finn nicht nachdenken. Vor zwei Jahren war er geschlechtsreif geworden und hatte zum ersten Mal die Hitze über sich ergehen lassen müssen. Drei qualvolle Tage, in denen er sich in ein ausgehungertes Tier verwandelt hatte. In denen sein ganzer Körper danach gebrüllt hatte, genommen zu werden, fremde Haut auf seiner zu spüren, in denen sein Schwanz immer hart und sein Loch immer feucht gewesen waren, egal, wie oft er Hand an sich legte.

Er hatte gehört, dass es leichter war, wenn man sich nehmen ließ. Wenn man einen Alpha-Gefährten hatte, der die Qualen linderte. Aber er hatte mit all den gefährtenlosen Omegas im Turm ausgeharrt. Dort sperrten sie sie ein, jedes Jahr im Frühling. Der Duft eines Omegas in Hitze brachte die Alphas um den Verstand. Sie wurden zu noch abscheulicheren Bestien, als sie es sowieso schon waren.

Als die drei Tage vorbei waren, hatte Finn sich geschämt. So sehr wie nur einmal zuvor in seinem Leben. Für seine Schwäche, dafür, dass sein Körper nach der Berührung eines Alphas gebettelt hatte. Eines dieser Monster, die alles zerstörten, was ihnen in den Weg kam.

»Wenn die nächste Hitze kommt, reiße ich mich zusammen«, sagte er. »Im Turm habe ich endlich Zeit, die Geschichte unseres Rudelvaters Rob MacFarlane zu lesen. Die späten Jahre sind sehr interessant.«

Leighton kicherte. »Die Wände wirst du hochkriechen und darum betteln, dass ein Alpha kommt und dich durchnimmt.«

»Niemals.« Finns Hände umklammerten den Federkiel in seiner Hand.

»Und wie du das wirst. Deine Unschuld wird diese Hitze nicht überstehen, das wette ich.«

»Um was wettest du?«, fragte Finn.

Leighton zuckte mit den Achseln. »Um was willst du wetten?«

Um einen Kuss, dachte Finn. Aber Leighton hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, was er von Finns romantischen Gefühlen hielt.

»Deinen Nachtisch für eine Woche?«

»Einverstanden.« Leighton wollte Finn die Hand hinstrecken, doch sie wurden aufgehalten. Rundliche Finger packten ihre Ohren und rissen schmerzhaft daran.

»Meine Knaben«, sagte Declan. »Konzentriert euch oder ich muss euch wieder einsperren.«

5. Caelan

 

Die Halle der MacFarlanes war riesig. Fast protzig. Gigantische Wandteppiche bedeckten die kahlen Mauern und das rot-grüne Wappen sah ihnen entgegen, als sie eintraten. Das Feuer loderte, wie Caelan es sich erhofft hatte. Stimmengewirr, Kinderlachen und ungeduldiges Klopfen auf die Tischplatten hallte durch die Luft. Das Abendessen war noch nicht da. Statt Essensdüften rochen sie das schmutzige Stroh und die Binsenkräuter, die den Boden bedeckten. Und die Omegas. Ihr leicht süßer Duft war ungewöhnlich stark. Die Hitze musste kurz bevorstehen.

»Nicht übel hier.« Myles grinste. »Ich muss zugeben, dass das üppiger ist als unsere mickrige Trutzburg.«

Fraser überblickte die gefüllten Holzbänke und -tische. »Wie viele Leute leben hier?«

»Zweihundert in der Burg und noch mal ungefähr vierhundert im nahen Umkreis«, sagte Caelan. Er suchte den Raum nach Schwachstellen ab, Orten, in die ein Angreifer leicht eindringen konnte. Er fand keine. Gut. Die Fenster wären breit genug gewesen, dass jemand sich hindurchzwängen könnte. Aber sie lagen so hoch, dass er danach zu Tode gestürzt wäre. Und der große Saal befand sich schon im zweiten Stock. »Das MacFarlane-Rudel hat insgesamt fast tausend Mitglieder.«

»Was du alles weißt.« Myles sah einem blondgelockten Omega dabei zu, wie er sich die Hände wusch. Wasser spritzte aus der Tonschüssel auf die Tischplatte.

»Das weiß ich, weil ich zuhöre.« Caelan nickte dem Rudel-Chief zu. »Konzentrier dich, Myles. Wir haben einen …«

»Auftrag. Ich weiß.« Fraser seufzte. »Du musst mir das nicht ständig erzählen, Caelan. Ich weiß, dass die Sutherlands ganz arg furchtbar gefährlich sind.«

»Dann nimm ihn auch ernst.« Caelan sah ihn strafend an.

»Tu ich doch. He, Myles. Reiß dich zusammen.« Fraser gab seinem Freund einen Klaps auf den Hinterkopf. »Der große Caelan befiehlt es.«

»Das ist keine Zeit für Witze«, sagte Caelan.

Der Rudel-Chief erhob sich, um sie zu begrüßen. Er bahnte sich seinen Weg durch die Reihen.

»Bei dir ist nie Zeit für Witze.« Fraser verdrehte die Augen. »Du solltest dich mal sehen. Du schaust, als hätte dir jemand in den Weinbecher gekackt. Wann bist du zu so einem Miesepeter geworden?« Etwas Dunkles huschte über seine Miene und er verharrte. »Sorry, Cael. Ich weiß.«

Caelan hatte kein Wort sagen müssen. Jeder Muskel seines Körpers verhärtete sich. Er war dankbar, dass der Rudel-Chief sie in diesem Moment erreichte. Lachlan MacFarlane war kein Riese, aber hart wie Leder und breit wie ein Ochse. Narben durchzogen sein Gesicht und die Hände. Klingen und Krallen hatten seine Haut gezeichnet. Die Falten auf seiner Stirn waren tief, doch die schwarzen Haare wiesen nur vereinzelt graue Strähnen auf.

»Caelan«, sagte er und legte die Finger auf seine Schulter. »Gut, dass ihr da seid. Kommt mit.« Eine Stimme, die tausend Befehle gegeben hatte.

Caelan gehorchte. Er folgte dem Rudel-Chief in die Mitte des Saals und Myles und Fraser folgten ihm.

»MacFarlanes!«, begann Lachlan und jedes Gesicht im Saal wandte sich ihm zu. »Bevor ihr euch die Bäuche vollschlagt: Schaut euch an, wer uns besucht.« Er deutete auf Caelan und seine Begleiter.

»Hallo.« Myles strahlte den ganzen Raum an, aber vor allem jemanden, der ganz hinten saß. Oh. Hinter einem Dutzend Augenpaaren, die sie ansahen, erkannte Caelan den Rotschopf. Der starrte finster zurück. Ja, er schaute ihn an, als wollte er ihn zum Kampf herausfordern. Langsam hob er etwas hoch. Etwas Graues. Caelans Umhang. Der Omega wackelte mit der Augenbraue, spöttisch, als wollte er sagen: Hol's dir doch, wenn du dich traust.

Diese kleine Kackbratze, dachte Caelan. Er würde ihn später zurechtweisen. Gerade begnügte er sich damit, in die Runde zu nicken.

»Caelan, Fraser und Myles vom MacKay-Rudel«, sagte Lachlan. »Sie sind hier, um uns zu helfen, falls die Sutherlands angreifen.«

Ein Raunen ging durch den Saal. Omega-Augen weiteten sich. Selbst der Rothaarige wirkte verunsichert. Gut.

»Falls die Sutherlands angreifen?«, fragte ein Alpha aus der vorderen Reihe. »Warum sollen sie uns angreifen?«

Lachlan MacFarlane zögerte nicht. Seine Miene wurde härter, als er antwortete. »Sie ziehen nach Süden. Nach den Kämpfen mit unseren Freunden, den MacKays, sind sie auf die nächste Beute aus.«

Kälte rann durch den Saal, trotz des Feuers im Kamin. Es war so still, dass sie die Scheite knacksen hörten.

»Na, dann sollen sie kommen!« Ein fast glatzköpfiger Alpha sprang auf. »An uns werden sie sich die Zähne ausbeißen!«

Jubelrufe brandeten durch den Saal, gefolgt von farbenfrohen Beschreibungen, was man den Sutherlands antun würde, wenn sie sich zur Burg der MacFarlanes trauten. Selbst einige Omegas machten mit.

Plötzliche Trauer ergriff Caelan. So hatte er selbst gejubelt, vor einem halben Jahr. Als die Sutherlands auf Burg MacKay zumarschiert waren. Es schien Jahrhunderte her zu sein. Connor war an seiner Seite gewesen.

»Genau!«, röhrte Lachlan. »Wir sind stärker als diese Bastarde! Wir haben sie damals am Loch Shin geschlagen und in Ullapool! Wir werden es wieder tun! Und wir haben unsere Cousins hier, die wissen, wie diese Dreckskerle kämpfen!« Wieder landete seine Hand auf Caelans Schulter.

Der Jubel wurde lauter. Myles und Fraser badeten darin. Caelan stand stocksteif da und kämpfte gegen die Erinnerungen, die in ihm aufstiegen. Sie hatten gejubelt, damals. Und dann waren die Sutherlands gekommen und der Jubel war verstummt. Unbehagen krallte sich in ihm fest, als er an das Banner dachte, rostrot wie getrocknetes Blut. Wie Peitschenhiebe hatte es geklungen, wenn es im Wind flatterte.

»Setz dich zu uns«, sagte Lachlan und deutete auf seinen Tisch. Sein Omega-Gefährte saß dort, nicht mehr jung, aber hochschwanger. Daneben drei Männer, von denen Caelan nur einen kannte: Eric, die rechte Hand des Rudel-Chiefs. Die anderen beiden mussten ebenfalls hochrangig sein, wenn er nach dem aufwendigen Karomuster ihrer Kilts ging. Sein eigener war schlicht. Aber auf Äußerlichkeiten kam es nicht an.

»Gerne«, sagte er und wollte das Wort an seine Gefährten richten. Aber die unhöflichen Mistkerle waren schon unterwegs in die Menge. Vermutlich wollten sie sich um ihre bescheuerte Wette kümmern.

Wehe, ihr macht den MacKays heute Schande. Wenn die beiden Trottel einen Zweikampf herausfordern oder mit einem vergebenen Omega erwischt werden, erwürge ich sie eigenhändig.

Die Freundschaft zwischen den MacKays und den MacFarlanes war erst wenige Jahrzehnte alt und empfindlich wie ein halb verheilte Wunde. Ein falscher Schritt und alle Rudelmitglieder würden sich sofort an die Schlacht am Naver erinnern, bei der sie auf verschiedenen Seiten gestanden hatten.

Das Essen kam und alle jubelten erneut. Zwei Omegas schleppten den Kessel mit Eintopf herein und ein dritter verteilte ihn auf den Tellern. Angefangen beim Rudel-Chief und seinen Vertrauten. Und Caelan. Schon bald waren sie in ein Gespräch vertieft. Lachlan wollte alles über die Sutherlands und ihre Angriffsstrategien wissen, an das Caelan sich erinnerte.

»Wie viele sind es noch?«, fragte Lachlan und hielt seinem Omega das Whiskyglas hin. Der füllte es nach.

»Ich weiß es nicht«, sagte Caelan. »Angegriffen wurden wir von mindestens fünfhundert. Aber sie haben viele verloren.« Grimmiger Stolz stieg in ihm auf. »Mein Bruder und ich haben allein siebenundzwanzig von den Drecksäcken abgestochen.«

Beeindrucktes Nicken und Schulterklopfen. Ein Kloß steckte in Caelans Hals, aber er ignorierte ihn. Er wollte jetzt nicht an Connor denken.

»Sie sind geschwächt, aber sie machen weiter. Burg MacKay hat ihnen nicht gereicht. Das Rudel wird sich ausruhen, neu aufstellen und weiterziehen.« Er probierte den Whisky. Süßer als der, den er gewohnt war.

---ENDE DER LESEPROBE---