Der Omega und das Tier - Jay Boss - E-Book

Der Omega und das Tier E-Book

Jay Boss

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Beschreibung

Logan: vernarbt, verflucht, ein Mörder. Ein Wolf ohne Rudel, der finstere Wälder durchstreift, immer auf der Suche nach dem Einzigen, was ihn am Leben hält: Rache. Cian: naiv, unschuldig in jeder Hinsicht, ein Omega mit Engelsgesicht. Sein Rudel ist in Gefahr, und nur Logan kann ihm helfen, es zu retten. Nur Logan kennt sich gut genug in den Wäldern aus, um rechtzeitig Hilfe für die MacKays zu finden. Doch ist Cian bereit, seinen Preis zu zahlen? Kann er sich in die Hände dieses Alphas begeben, dessen Blicke ihn zutiefst einschüchtern und erregen? „Der Omega und das Tier“ ist ein M/M-Wandler-Liebesroman. Enthält Hinweise auf mpreg. Länge ca. 107.000 Wörter / 470 Buchseiten

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1. Logan
2. Cian
3. Logan
4. Cian
5. Logan
6. Cian
7. Logan
8. Cian
9. Logan
10. Cian
11. Logan
12. Cian
13. Logan
14. Cian
15. Logan
16. Cian
17. Logan
18. Cian
19. Logan
20. Cian
21. Logan
22. Cian
23. Logan
24. Cian
25. Logan
26. Cian
27. Logan
28. Cian
29. Logan
30. Cian
31. Logan
32. Cian
33. Logan
34. Cian
35. Logan
36. Cian
37. Logan
38. Cian
39. Logan
40. Cian

Impressum

 

Der Omega und das Tier: Burg der Wölfe 2

Text Copyright © 2020 Jay Boss

Alle Rechte am Werk liegen beim Autor.

Jay Boss

Regina Mars

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Umschlagfotos:

doodko / shutterstock.com

S-F / shutterstock.com

Vectorchoice / shutterstock.com

Nanette Dreyer / shutterstock.com

Carlos G. Lopez / shutterstock.com

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

Logan: vernarbt, verflucht, ein Mörder. Ein Wolf ohne Rudel, der finstere Wälder durchstreift, immer auf der Suche nach dem Einzigen, was ihn am Leben hält: Rache.

Cian: naiv, unschuldig in jeder Hinsicht, ein Omega mit Engelsgesicht. Sein Rudel ist in Gefahr, und nur Logan kann ihm helfen, es zu retten.

Nur Logan kennt sich gut genug in den Wäldern aus, um rechtzeitig Hilfe für die MacKays zu finden. Doch ist Cian bereit, seinen Preis zu zahlen? Kann er sich in die Hände dieses Alphas begeben, dessen Blicke ihn zutiefst einschüchtern und erregen?

 

„Der Omega und das Tier“ ist ein M/M-Wandler-Liebesroman. Enthält Hinweise auf mpreg.

 

Länge ca. 107.000 Wörter / 470 Buchseiten

1. Logan

 

»Ach, du bist es«, sagte der Junge und schaffte es nicht, seinen Widerwillen zu unterdrücken.

Seine Stimme verriet ihn. Der angeekelte Zug um seinen Mundwinkel. Dabei war er selbst alles andere als ein Prinz in einem Palast. Der Geruch seines ungewaschenen Körpers drang bis zu Logan hinüber. Beißend scharf. Der Junge roch nach verfaulten Zwiebeln und eingetrockneten Körperflüssigkeiten. Der ganze, düstere Raum stank. Jetzt, da Logan die knarrende Tür der Hütte geschlossen hatte, war es kaum mehr zu ertragen. Doch Logan war noch weniger Prinz als diese verlebte Hure, die sich nackt vor ihm auf dem krummen Bett ausstreckte.

»Ich bin es«, bestätigte Logan und schob seinen riesigen Körper durch den engen Raum. Spinnweben und an den Deckenbalken aufgehängte Kleider streiften seine Schultern. Feucht. Der Geruch nach moderndem Stoff drang in Logans Nase.

Er schmeckte das Blut des Rehs, das er vorhin gerissen hatte, noch auf den Lippen. Metallisch, frisch und gut. Ganz anders als diese Hütte vor den Toren des Dorfs Halkirk, in dem die Hure lebte. Die Junge, dessen magerer Körper vom schwachen Kerzenschein erhellt wurde, während er sich ächzend erhob. Wie alt war er? Zwanzig? Älter? Das Licht flackerte über blaue Flecken und Rippen, die aus der fahlen Haut stachen. Rotgeäderte Augen huschten über Logans Körper, all die Narben und Entstellungen.

»Mein treuester Kunde.« Das Lächeln des Jungen erreichte seine Augen nicht. »Ist schon wieder Vollmond, Tier?«

Logan nickte. Er blieb vor dem Bett stehen, dessen Laken mit eingetrocknetem Sperma befleckt waren. Widerwillig öffnete er den Verschluss seines Kilts. »Bringen wir es hinter uns.« Schon fiel der schwere Stoff zu Boden.

Lustlos verzog der Junge das Gesicht. »Gib mir einen Moment«, murmelte er. »Ich brauch noch ’nen Schluck, bevor ich deinen Prügel ertragen kann.«

Logan schluckte eine bissige Bemerkung hinunter und knurrte leise. Er war hier um zu ficken. Und der Junge war die einzige Hure weit und breit. So offensichtlich dessen Ekel war, umso weniger konnte Logan es sich mit ihm verscherzen. Er musste sich paaren. Heute Nacht musste er sich paaren oder er würde sterben.

Es gab nur wenige Omegas, die seine monströse Rute aufnehmen konnten, ohne tagelang Schmerzen zu leiden. Er musste den Jungen stets für eine ganze Woche bezahlen, obwohl er seine Dienste nur drei Tage lang in Anspruch nahm. Unwichtig. Er hatte mehr als genug Geld. Geld, das er den Männern abnahm, die er umbrachte. Und er gab nichts aus. Alles, was er zahlte, waren die monatlichen Besuche bei dem verlebten Jungen hier. Wenn Logan weiter nördlich unterwegs war, besuchte er Eideard. Der war freundlicher, weil Logan ihn einmal vor einem gewalttätigen Freier gerettet hatte. Etwas freundlicher zumindest. Vermutlich hatte er nur Angst vor Logan.

Überhaupt wäre er lieber im Norden gewesen. Aber die meisten Sutherlands trieben sich hier herum, seit sie von der Burg der MacKays vertrieben worden warne. Seit ihrer Niederlage im Süden, bei den MacFarlanes.

Sie planten etwas, diese Sutherlands. Logan hatte mehr von ihnen getroffen als je zuvor. Ein paar Begegnungen hätten ihn beinahe das Leben gekostet, aber noch stand das Tier auf zwei Beinen. Logan, das Tier. Niemand kannte seinen Namen. Selbst die Hure nannte ihn so.

»Verrätst du mir heute, wie du heißt?«, fragte sie auch gleich.

»Nein. Hast du fertig gesoffen?«

Der Junge setzte den Whiskybecher ab und knallte ihn auf den kleinen Tisch neben dem Fenster.

»Ja«, lallte er. Sein stechender Atem verriet, dass er sich schon den ganzen Tag über mit seinem Freund, dem Alkohol, vergnügt hatte. Vielleicht hatte er gewusst, dass Logan kommen würde. Der Mond war voll genug. Doch vermutlich trank der Junge einfach immer. »Na dann.« Nackt wankte er auf Logan zu und griff nach dessen Prügel. Krallenartige Hände schlossen sich um das schwere Fleisch. »Willst du noch einen Kuss vorher?«

»Nein.« Logan betrachtete die aufgesprungenen Lippen des Jungen. »Ich küsse nicht. Dreh dich um, ich kümmere mich um den Rest.«

Die Hure folgte. Schon reckte sich ein magerer Hintern vor Logan in die Höhe. Über das Bett gebeugt, die Hände in die Laken gekrallt, sah der Junge am besten aus. Lust regte sich in Logan. Und mit ihr kam die Scham. Wie immer. Er würde dem Jungen wehtun. Er tat jedem weh, den er bestieg. Selbst für einen Alpha war er zu gut bestückt. Sogar für einen Stier, hatte mal jemand behauptet, vor langer Zeit. In einem anderen Leben.

Logan griff um die Hure herum und rieb ihren schlaffen Schwanz. Es dauerte nicht lang, bis der wuchs und sich aufrichtete. Heiseres Stöhnen klang durch die muffige Bude.

»Das ist gut«, schnurrte die Hure. Die ersten warmen Tropfen benetzten Logans Finger. Mit der anderen Hand überprüfte er das Loch. Feucht, aber noch nicht feucht genug. »Das ist so gut. Ich vergesse jedes Mal – Ich meine, weil du –« Der Rest des Satzes ging in einem Stöhnen unter. Logan konnte sich denken, was der Hure beinahe herausgerutscht wäre. Du bist geschickt für ein Tier. Für einen hässlichen Klotz. Den hässlichsten, den man sich vorstellen konnte. Er sah die Abscheu in jedem Fremden, dem er begegnete. Deshalb vermied er es, Fremden zu begegnen. Es sei denn, sie waren Sutherlands und er konnte sie töten.

Jedes Mal, wenn der Mond rund ist, hörte er den Hexer sagen. Den scheußlichen Greis, der ihn verflucht hatte. In jeder der drei Vollmondnächte musst du dich paaren, sonst krepierst du.

Es war eine grausame Strafe gewesen. Sie musste gedacht haben, dass niemand Logan wollen würde, entsetzlich, wie er aussah. Aber er hatte überlebt. Wie stets. Knapp und elend, aber er lebte, um eine weitere Nacht mit der stinkenden Hure zu verbringen, die immer nasser wurde.

»Noch ein bisschen«, stöhnte sie. Und protestierte, als Logan innehielt. »Mehr!«

»Ich bringe es danach zu Ende. Sonst schläfst du wieder ein, besoffen, wie du bist.«

»Komm schon. Ich – ich brauch das. Du bist so groß. Und ich habe viel zu wenig Whisky getrunken.«

»Du stinkst wie ein leeres Fass.«

»Bitte.« Die Hure rülpste. »Ich bin fast so weit.«

»Wenn ich fertig bin.« Logan packte seinen harten Prügel und setzte ihn an das Loch der Hure.

 

***

 

Er hasste es. Wenn er allein im Wald war, störte niemanden, wie hässlich er war. Wie grausam die Brandnarben in seinem Gesicht wucherten, wie schräg seine Nase zusammengewachsen war, wie verfilzt seine Haare und verschmort sein Ohr waren. Wie die Narben seinen ganzen Oberkörper überzogen, unregelmäßig gefleckt, als hätte er die Krätze.

Aber einmal im Monat musste er diese Hure aufsuchen. So auch nun, drei Tage lang. Musste in ihrem Blick seine eigene Scheußlichkeit erkennen und das schlechte Gewissen herunterschlucken, wenn er ihr wundes Loch sah. Wenn er die Schmerzensschreie hörte. Drei Nächte lang. Als er am Ende des dritten seinen Kilt wieder anzog, atmete er auf. Abgestandene Luft drang in seine Lunge. Alter Schweiß und der derbe Raubtiergestank der Paarung. Aber draußen würde es besser sein. In der kühlen Nachtluft, die nach Sommer und frischem Regen roch. Ein weiterer einsamer Monat lag vor ihm, herrlich frei, abgesehen von dem ein oder anderen Gemetzel. Er schmeckte das frische Blut schon auf der Zunge.

»Bis zum nächsten Monat dann«, lallte die Hure und bewegte sich humpelnd auf den kleinen Tisch zu. Ihre zitternden Hände gossen mehr Whisky aus dem kleinen Fass in den Tonbecher. »Hoffentlich bin ich bis zum nächsten Vollmond verheilt.«

Es tut mir leid, wollte Logan sagen. Aber er grunzte nur und zog seinen Kilt zurecht. Das Schwert, das er in einem Gurt auf dem Rücken trug, ließ er auch während des Aktes umgeschnallt. Man wusste ja nie.

Wusste man wirklich nicht. Als er die Tür öffnete, standen drei Gestalten in der Dunkelheit. Drei Alphas, langhaarig und grinsend in den blutroten Kilts der Sutherlands. Die Schwerter in ihren Händen waren alt, aber gut gepflegt.

»Hallo, Tier.« Der Größte von ihnen grinste breit. »Schön, dich zu sehen, du hässlicher Bastard.«

»Hab ich ganz vergessen.« Die Hure schwankte. »Ich glaube, das war unser letztes Treffen. Die Männer hier zahlen besser als du.«

Blitzschnell zog Logan sein Schwert.

2. Cian

 

Er traute den Männern nicht, die ihn durch den Wald begleiteten. Wie Säulen ragten sie links und rechts von ihm auf, während Cian über den staubigen Trampelpfad schritt. Die beiden waren zu wölfisch, ihr Grinsen zu hungrig. Aber sie trugen die blauen Kilts der MacGregors und sie brachten ihn zu Jaxson.

Jaxson. Allein der Name sorgte dafür, dass sich Wärme in Cians Magen ausbreitete. Und nicht nur da. Am letzten Abend auf der Burg der MacGregors hatte sein Zukünftiger es gewagt, ihn zu küssen. Und weit mehr zu tun. Warme Finger waren unter Cians Kilt gewandert und beinahe hätte er vergessen, dass er bis zur Verbindung unschuldig bleiben musste. Die MacGregors hatten strenge Traditionen. Weit strengere als die MacKays, zu denen Cian gehörte.

Verdammte Traditionen, dachte Cian und schockierte sich damit selbst. Er war der älteste Omega der MacKays, Sohn des Rudel-Chiefs und jüngerer Bruder des künftigen Anführers Caelan. Er wusste, was sich gehörte.

Entschlossen straffte er sich und marschierte noch aufrechter voran. Seine Stiefel, einst blank geputzt, starrten vor Dreck, seit sie den Wald erreicht hatten. Seine Füße schmerzten. Und doch genoss er die frische Luft, die erdige Kühle und den goldenen Sonnenschein, der den Boden sprenkelte und sein Gesicht wärmte, wenn er einen der hellen Strahlen durchquerte.

Es wurden weniger und weniger. Je dichter das Blätterdach über ihnen wurde, desto mehr fröstelte Cian. Doch er ließ sich nichts anmerken. Er war daran gewöhnt, sich nichts anmerken zu lassen. Als ältester Omega hatte er stets ein Vorbild für seine jüngeren Brüder sein müssen.

»Wie lange sind wir noch unterwegs?«, fragte Cian den Wächter zu seiner Linken. Jaxson hatte sie geschickt. Nun, da der Krieg vorbei war, hatte er Cian aus dem sicheren Kloster geholt, damit ihre Verbindungszeremonie endlich stattfinden konnte. »Wann kommen wir auf der Burg der MacGregors an?«

»Dauert 'ne Weile.« Das Grinsen des Alphas war wirklich unverschämt. Gelbe Reißzähne wuchsen aus seinem bärtigen Gesicht und die Blicke, die über Cians Körper wanderten, waren vollkommen unangemessen. »Zehn Tage ungefähr. Aber die Zeit wird uns nicht lang. Oder, mein Hübscher?«

»Mein Name ist Cian MacKay«, sagte Cian hoheitsvoll. »Ich bin der älteste Omegasohn des Rudel-Chiefs und verlange, mit Respekt behandelt zu werden.«

»Tschuldigung.« Die beiden wechselten einen Blick über seinen Kopf hinweg, den Cian ignorierte. Er hasste es, wie sie ihn anschauten. Hungrig. Diese beiden Kerle, die Jaxson geschickt hatte, hatten keinerlei Manieren. Waren alle Alpha-Kämpfer des MacGregor-Rudels so schlecht erzogen? Er würde mit Jaxson darüber reden, sobald sie als Partner verbunden waren. Sobald er der Omega des nächsten MacGregor-Rudel-Chiefs war.

»Zehn Tage, ja?« Cian unterdrückte ein Seufzen. Seine Füße schmerzten bereits jetzt. Er war nicht daran gewöhnt, so weite Strecken zu laufen. Nicht mal in Wolfsform.

»Mehr oder weniger.« Der rechte Alpha zuckte mit den Schultern. »Erst durch Cairnsgorms und den Wald, dann ein Stück am Fluss entlang und dann über Muir of Ord ins MacGregor-Gebiet. Das dauert.«

»Keine Angst.« Der andere bleckte die gelben Zähne. »Wir beschützen dich. Sogar vor dem Tier.«

»Der Mistkerl soll hier auftauchen.« Tiefe Falten gruben sich in die Mundwinkel des Alphas. Sein Gesicht erinnerte an das eines mürrischen Ochsen. »Den schlitzen wir auf und stopfen sein Loch mit unseren Ruten.«

Cian war zu schockiert über seine Wortwahl, um zu protestieren. Und zu neugierig. »Welches Tier?«, fragte er. »Ein Wildschwein?«

Der Ochse lachte meckernd. »Nein, Kleiner. Das Tier.« Er betonte das Wort, als sollte es Cian etwas sagen.

»Was immer dieses Tier ist«, sagte er und legte genau das richtige Maß Missbilligung in seine Stimme, »ich habe weder im Kloster noch daheim von ihm gehört. Es kann nicht so gefährlich sein. Habt ihr etwa Angst vor einem simplen Keiler?«

»Es ist kein Schwein!«, schnappte Gelbzahn. »Es ist ein Mann. Ein Wolfswandler, wie wir. Nur –« Er zögerte sichtlich.

»Nur was?« Cian ärgerte sich über das ängstliche Flattern in seiner Magengrube. Es ließ sich doch nicht von diesen lächerlichen Märchen ins Bockshorn jagen.

»Es ist ein Wolf ohne Rudel.«

Cian sah ihn schockiert an. »Ein Wolf ohne Rudel? Wie ist es möglich, dass er noch lebt?«

»Er ist verflucht«, sagte Gelbzahn. Er klang angespannt. Der Wald um sie herum schien sich zusammenzuziehen. »Er muss tausend Kehlen durchbeißen, bis er endlich sterben kann.«

»Was laberst du da?« Der andere schnaubte. »Er tötet aus Spaß. Ohne Rudel ist er wahnsinnig geworden und mordet jeden, der seinen Weg kreuzt. Letztes Jahr hat er den Kumpel von meinem Bruder erwischt, als der bei Muir of Ord unterwegs war. Mitten im Wald hat er ihn aufgeschlitzt. Als sie ihn gefunden haben, hat er schon gemodert wie ein alter Misthaufen.«

Cian schluckte. Dann hob er das Kinn. »Lächerlich. Es gibt keine Wölfe ohne Rudel.« Er zögerte. »Wir müssen auch durch Muir of Ord, richtig?«

»Hat der Schöne etwa Angst?« Gelbzahn grinste. »Keine Sorge, wir beschützen dich. Sogar vor dem Tier.«

»Einem Tier, das es nicht gibt?« Cian schenkte ihm keinen Blick. »Eine großartige Leistung.«

»Das Tier gibt es«, sagte der Ochse düster. »Sonst hätte es den Kumpel von meinem Bruder ja nicht ermorden können.«

Cian ignorierte ihn. Es gab kein Tier. Das nervöse Flattern in seinem Bauch wurde nur von der Vorfreude auf das Wiedersehen mit Jaxson verursacht, keineswegs von Angst vor einem Fabeltier, das hinter den dichten Baumstämmen links und rechts lauern könnte. In der Finsternis jenseits des Weges.

Es wurde immer dunkler. Nur noch vereinzelt drang ein Sonnenstrahl durch die Baumkronen der Eichen und Rotbuchen. Der Pfad, über den sie gingen, wurde immer enger. Mehrfach berührte einer der Wächter Cian, strichen deren Ellenbogen gegen seine Arme. Sie waren von Gänsehaut bedeckt. Er hatte geglaubt, gut angezogen zu sein, mit dem dicken Kilt, den schwarzen Stiefeln aus weichem Leder und dem leichten, karierten Umhang, den er über seinem weißen Hemd trug. Aber nun war ihm kalt. Es roch nach Sommer, aber die Wärme war ausgesperrt, irgendwo über ihren Köpfen. Über dem dichten Blätterdach. Sowieso war es der kälteste Sommer, seit er denken konnte.

»Tschuldigung.« Gelbzahn grinste ihn an, als sein Arm mal wieder Cians Schulter berührte. »Ist eng hier.«

»Ich mag's eng«, sagte der Ochse und lachte. Cian war nicht klar, warum. Aber ihm war klar, dass diese beiden Wächter sich äußerst unangemessen verhielten. Wut stieg in ihm auf, der Trotz, den sein Vater stets versucht hatte, ihm auszutreiben.

»Gehen wir voreinander her«, sagte er beherrscht. »Wenn einer vorne und einer hinten ist, könnt ihr mich immer noch angemessen beschützen, vermute ich.«

»Wenn einer vorne und einer hinten ist, können wir noch etwas ganz anderes machen.«

»Euch ist klar, dass ich der zukünftige Erste Omega des MacGregor-Clans bin?« Cian reckte das Kinn in die Höhe, bis er dem Alpha beinahe bis zum Schlüsselbein reichte. Der nickte hastig.

Cian hasste es, dass sie so riesig waren. Für einen Omega war er durchschnittlich groß, aber sehr zierlich. Wunderbar zierlich, wie Jaxson ihm beteuert hatte. Wie sehr viele Männer ihm beteuert hatten. Nicht, dass er das wollte. Aber er war mit milchweißer Haut, goldblondem Haar und einem anmutigen Gesicht geboren, da blieb das leider nicht aus. Mehrfach war ihm versichert worden, er sei der schönste Omega, den man je gesehen hatte. Einmal war ein Alpha von einer Leiter gefallen, nur, weil Cian an ihm vorbeigegangen war. Regelmäßig liefen sie in etwas hinein, wenn er in der Nähe war. Es amüsierte ihn nicht. Na gut, vielleicht ein wenig.

»Dann ist das ja geklärt.« Er marschierte voraus und einer der Männer musste sich beeilen, um sich vor ihn zu setzen. Gut so.

Cian fragte sich, wie es zuhause aussah. Er war nicht auf der Burg gewesen, als die Sutherlands angegriffen und seinen Bruder Connor getötet hatten. Als sie die Omegas geschändet hatten. Seine Freunde, seine Brüder. Es schmerzte ihn, was sie hatten ertragen müssen. Und doch war er ein wenig erleichtert, tief in seinem feigen Herzen. Hätte Jaxson ihn noch gewollt, wenn sich die Sutherlands an ihm vergangen hätten?

Er schüttelte beschämt den Kopf. So viele seines Rudels waren getötet worden und er hing Gedanken an seinen Geliebten nach. Sobald sie ihn zu Jaxson gebracht hatten, sobald er ein MacGregor war, würde er mit ihm nach Hause gehen, zur Burg der MacKays und nach seinem alten Rudel sehen. Sehen, wie er ihnen helfen konnte, mit dem Geld der MacGregors.

Sein Herz wurde schwer bei dem Gedanken an die alten Mauern, die er nur noch selten sehen würde, wenn er auf der Burg der MacGregors lebte. Die Zinnen, die über seinem Kopf in den Himmel geragt hatten, der Geruch nach Stroh und Stein, die Stimmen seiner Brüder. Selbst die seiner Alpha-Brüder, die er nur selten gesehen hatte. Ruben, Connor und Caelan. Nur Caelan hatte den Angriff der Sutherlands überlebt. Er hatte sie im Süden geschlagen und sich gerächt. Caelan, der jüngste Alpha, würde der nächste Rudel-Chief werden. All das hatten die Mönche ihm erzählt. Lange, nachdem es geschehen war. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn sie es ihm früher gesagt hätten. Vermutlich wäre er aus dem Kloster geflohen, um bei seiner Familie zu sein. Hätte er sie gefunden, versteckt in den Highlands? Was hätte es ihnen gebracht, ihn dabei zu haben? Ein Omega konnte nicht kämpfen. Trotzdem hätte er bei ihnen sein müssen. Ein Wolf gehörte zu seinem Rudel.

Einer der beiden Alphas unterbrach seine trübsinnigen Gedanken.

»Moment. Ich muss schiffen.« Schon trat der Ochse ans nächstbeste Gebüsch und hob den Kilt. Abscheulich.

Cian drehte sich um und befahl seinen Wangen, nicht zu erröten. Er ignorierte das Plätschern und ballte die Fäuste. Einen Moment lang flatterte etwas durch seine Brust. Er spürte etwas, in der Finsternis hinter den Baumstämmen.

Er ist hier, dachte er und schalt sich im nächsten Moment selbst. Da war gar nichts. Nur Bäume, Blätter, er selbst und zwei Alphas, von denen einer sich laut stöhnend erleichterte.

»Hast du einen Brunnen ausgesoffen?« Gelbzahn feixte.

Wie redeten die beiden in seiner Gegenwart? Kälte kroch durch Cians Magen. Eine leise Brise strich durch das Unterholz und über seine nackten Unterschenkel. Am liebsten hätte er sich verwandelt und wäre weggerannt, weit weg von diesen ungehobelten Kerlen.

Sei nicht dumm, flüsterte er seinem ängstlichen Wolf zu. Jaxson hat sie geschickt. Sie bringen dich zu ihm. Nur noch zehn Tage und du bist bei ihm.

»Weiter geht's.« Der widerliche Alpha richtete offenbar seinen Kilt, wenn Cian das Rascheln des Stoffs richtig deutete. Schwere Schritte erklangen hinter ihm. »Es sei denn, der zukünftige Erste Omega muss auch mal.«

Cian musste, sogar dringend. Aber er würde sich nicht vor diesen Grobianen erleichtern. Er hasste es, wenn andere dabei zusahen. Vor allem Kerle wie diese. Vermutlich würden sie versuchen, einen Blick auf seine Rute zu erhaschen.

»Nein, danke«, sagte er kühl. »Ich danke dir für deine Sorge, aber ich möchte heute noch ein gutes Stück des Wegs zurücklegen.«

»Ist gut.«

Endlich ging es weiter. Cian wollte seufzen und jammern, aber er biss die Zähne zusammen. Seine Zehen fühlten sich an, als seien sie blutig. Die Ferse scheuerte in den Stiefeln, die ihm im Kloster noch so weich und bequem vorgekommen waren. Dort, wo er versehentlich dem Angriff der Sutherlands entgangen war. Nur, weil er sich vor seiner Verbindung mit Jaxson in Kräuterkunde hatte weiterbilden wollen. Weil er nützlich sein wollte, nicht nur ein hübsches Gesicht an Jaxsons Seite.

Ein halbes Jahr lang hatte er dort ausgeharrt und war träge und schlaff geworden. Nun, teilweise. Er hatte die Hitze dort verbracht. Die Omega-Mönche sperrten sich zu dieser Zeit in ihren Zellen ein. Und es waren Zellen. Eine Pritsche und kahler Boden waren alles, was Cian in dieser Zeit gesehen hatte, in der er sich fiebrig und lüstern auf der dünnen Strohmatratze gewunden hatte.

Jeden Tag hatte er mit sich gekämpft und gewonnen, hatte es geschafft, die Hände bei sich zu behalten und rein und keusch zu bleiben. Es waren die furchtbarsten Qualen gewesen, die er je erlebt hatte. Es war nicht die erste Hitze gewesen, aber die erste, seit Jaxson ihn berührt hatte. Jede Nacht hatte er von seinem Verlobten geträumt, nur um besudelt aufzuwachen, die erkaltenden Spuren seiner Lust noch auf den Schenkeln.

Den Schenkeln, die er jetzt am liebsten zusammen gepresst hätte. So gern hätte er einfach den Kilt gehoben und sein Wasser laufen gelassen. Doch er stapfte voran. Lange. Er hatte gedacht, es könnte nicht dunkler werden, doch das Licht verschwand mehr und mehr, obwohl es erst Nachmittag war. Die Rufe der Vögel wurden gedämpft und ein dichtes Blättermeer bedeckte den Pfad und breitete sich vor ihnen aus wie ein schmutzig brauner Fluss.

Cian hielt bis zum letzten Moment aus. Erst, als er fürchtete, die Kontrolle über seine Blase zu verlieren, hielt er an. Und nur der Gedanke an die feixenden Gesichter der beiden Alphas, wenn er mit nassen Beinen vor ihnen stehen würde, brachte ihn dazu, zu sprechen.

»Ich muss kurz austreten. Dreht euch um.«

Das wölfische Grinsen des Ochsen war unerträglich. »So, so. Also doch.« Seine Augen glänzten gierig. »Na dann mach mal.«

»Dreht euch um!«, fauchte Cian. Er hatte genug von der Frechheit seiner Begleiter. Sein vermaledeites Temperament war nicht mehr zu zügeln. »Oder ich erzähle Jaxson, wie ihr mich behandelt habt! Der wird euch prügeln und von der Burg jagen, das verspreche ich euch!«

Sie hätten zurückschrecken müssen. Angst hätte in ihre Mienen kriechen müssen, Unsicherheit in ihre Züge. Doch sie kamen näher. Schritt für Schritt drängten sie Cian zurück, bis er mit dem Rücken an einem Baumstamm endete.

»Was soll das?« Panik verkrampfte seinen Magen. »Zurück mit euch!«

»Kleiner Goldschopf.« Beide lächelten und einen Moment wirkten sie wie Zwillinge aus der Unterwelt.

Ihr säuerlicher Schweißgeruch verpestete seine Nase. Darunter lag etwas, das er nicht wahrhaben wollte: Lust. Der wilde Geruch der Paarungsbereitschaft hätte ihm alles gesagt, selbst, wenn er die harten Ausbuchtungen unter ihren Kilts nicht gesehen hätte.

Der Ochse streckte die Hand nach ihm aus. »Kleiner Auerhahn. Du wirst uns schön dein kleines Schwänzchen zeigen und wenn du gepullert hast, drehst DU dich um, nicht wir. Und dann wirst du geritten, bis der große Wolf den Mond anheult.«

Nein, dachte Cian. Nein, das können sie nicht ernst meinen.

»Ihr seid MacGregors.« Er deutete auf ihre Kilts. »Euer nächster Rudel-Chief hat euch befohlen, mich unversehrt zu euch zu bringen.«

»Ach, Kleiner.« Die stinkende Pfote streichelte Cians Wange. »Wir wollten die Überraschung eigentlich aufsparen.«

»Welche Überraschung?«, fragte Cian, obwohl er sicher war, dass er diese Überraschung hassen würde.

Ein stinkender Mund voller Reißzähne näherte sich. »Wir sind gar keine MacGregors. Wir sind Sutherlands.«

Cian schlug die Hand aus seinem Gesicht, drehte sich um und rannte. Durch das dichte Unterholz, über knackende Zweige und Reisig und Dornen. Panik ließ ihn die Schmerzen ignorieren, als sie seine Beine aufrissen. Feuer brannte in seinen Lungen, doch er rannte weiter.

Er kam nicht weit. Schon Sekunden, nachdem er in die Finsternis geflüchtet war, packte eine harte Hand ihn und riss ihn zurück.

»Oh, Kleiner.« Der Ochse lachte. Fauliger Atmen schlug Cian ins Gesicht. »Das wird Spaß machen.«

Stoff riss und plötzlich war Cians Unterleib bloß. Die Kälte drang in seine Haut und seine empfindlichen Genitalien.

»Da ist er ja!« Gelbzahn hielt Cian fest, verdrehte ihm die Arme auf dem Rücken, während der Ochse bewundernd auf Cians Körpermitte starrte. »Hübscher Anblick. Weißt du was, ich nehm ihn von vorne.« Schon gruben sich Krallen in Cians Oberschenkel und drängten sie auseinander.

»Nein!«, brüllte Cian. Und verlor die Kontrolle. Heißer Urin spritzte über die Vorderseite des Alphas, der ihn mit einem Aufschrei losließ. Er taumelte mehrere Schritte zurück, bevor er in Sicherheit war. Nass und wütend starrte er Cian an.

»Du kleiner Scheißer!«

»Pisser, meinst du.« Gelbzahn lachte dröhnend. »Oh Mann, du hattest eh ein Bad nötig, aber jetzt stinkst du noch mehr als vorher!«

»Halt die Fresse! Ich bring ihn um.«

Panik krallte sich in Cians Brust. Heiße Flüssigkeit rann über seine zitternden Schenkel. Nein! Er wollte nicht sterben, wollte leben, wollte bei Jaxson sein.

Er verwandelte sich. Blitzschnell, so sehr, dass der Schmerz bis in seine Knochen schoss. Arme wurden zu Vorderläufen, Gesicht zu Schnauze. Ein Schwall Gerüche stürzte auf ihn ein. Er fiel. Aber als Wolf schaffte er es, sich aus dem Griff des Alphas zu winden. Es geschah unbewusst. Normalerweise verbrachte Cian so wenig Zeit wie möglich als Wolf. Es war ewig her, dass er ich zuletzt verwandelt hatte.

Er hatte kaum realisiert, was geschehen war, als er schon durch das Unterholz hetzte. Dornen rissen ihm Fellbüschel aus, hinterließen schmerzhafte Kratzer, aber er rannte. Der Wolf wusste, was er tat.

Leider war Cian zu schwach. Die lange Zeit im Kloster hatte seine Muskeln weich werden lassen. Seine Lungen brannten und gerade, als er aus dem Unterholz brach und vierpfötig auf eine Lichtung taumelte, erwischten sie ihn.

Zähne schlossen sich um seinen Nacken. Er stürzte. Landete mit der Schnauze im Dreck und kam jaulend auf. Er roch Urin im Fell des anderen Wolfs und wusste, welcher es war. Der, der ihn umbringen wollte. Cian winselte, fiepte unterwürfig und hoffte, dass das den Ochsen gnädiger stimmen würde. Tat es nicht. Dessen Reißzähne gruben sich nur umso fester in sein Fleisch. Blut lief an seinem Hals entlang. Grelle Lichter blitzten vor seinen Augen.

Ich werde hier sterben, dachte er. Ich werde hier sterben und diese beiden Bastarde werden meine Unschuld rauben, wenn ich selbst längst tot bin.

Tränen quollen aus seinen Augen. Das Atmen fiel zusehends schwerer und gerade, als er glaubte, das Bewusstsein zu verlieren, drängte der Wolf über ihm seine Hinterläufe auseinander. Nein! Er spürte etwas Heißes, Hartes an seinem Loch und versuchte, sich wegzudrehen, sich zu winden. Aber der Alpha war zu stark.

Nein!

In seinem Augenwinkel blitzte etwas Rotes. Nasses Reißen ertönte. Etwas Schweres prallte gegen Cian und den Alpha und schob sie über den Blätterboden. Dann schmeckte er Blut und roch Fell. Der Biss in seinem Nacken lockerte sich. Der unbarmherzige Druck auf seiner Pforte verschwand. Es war dunkel.

Ein Wolfsleib war auf ihm gelandet. Er spürte rasselnden Atem, fühlte ein krampfhaftes Zucken, das den Körper auf ihm erfasste, und dann nichts mehr. Gar nichts. Der Wolf über ihm erschlaffte und wurde schwer. Voll Ekel schüttelte Cian ihn ab. Der Wolf landete mit einem dumpfen Laut im Moos und gab den Blick auf den Rest der Lichtung frei.

Zwei Wölfe standen sich gegenüber. Der eine mit nassem Fell, der Ochse, der Cian beinahe geschändet hätte.

Und ein Monster.

Der gigantischste graue Wolf, den er je gesehen hatte, knurrte seinen Angreifer an, das Nackenfell gesträubt und die Zähne gebleckt. Blut tropfte von einer Wunde an seiner Flanke. Nicht alles an ihm war grau. Über Gesicht und Schultern zogen sich grässliche Narben, rot und wulstig. Auch in der Nase war ein tiefer Schnitt. Grauenerregend.

Doch als der Graue knurrte, geschah etwas Seltsames: Cian spürte ihn. Über die Entfernung hinweg füllte die Anwesenheit des riesigen Wolfs seinen ganzen Geist.

Ihn habe ich vorhin gespürt, dachte Cian und schluckte. Panisch robbte er rückwärts, stieß mit dem Rücken gegen einen Baumstamm und schaffte es doch nicht, den Blick von den beiden Wölfen zu reißen, die sich vor ihm umkreisten.

Der Ochse duckte sich und sprang. Der Graue ebenfalls. Er war so schnell, dass er wie ein Schemen in der Luft wirkte. Seine Kiefer schnappten zu. Blut spritzte. Blätter stoben auf. Der Ochse fiel zu Boden. Und in seiner Kehle klaffte ein dunkles Loch. Ein entsetzliches Pfeifen erklang, als er Luft holte, die nassen Ränder zitterten. Ein weiteres Pfeifen, ein Aufbäumen, ein Zittern. Dann erschlaffte sein Körper.

Cian starrte. Panik schnürte seine Kehle zu. Der Graue schüttelte sich, knurrte durch rote Zähne hindurch und dann wandte er den Kopf. Sein Blick war das Kälteste, das Cian je erlebt hatte. Kälter als die Klostermauern bei Nacht, wenn sie im Winter zu Eis gefroren. Er wimmerte.

Es hatte keinen Sinn: Bebend warf er sich vor dem Grauen auf den Rücken und bot ihm seine Kehle an. Der Wolf in ihm wusste wieder, was zu tun war. Wenn das Monster auch nur einen Funken Anstand besaß, würde er einen Omega verschonen, der sich freiwillig unterwarf. Nun, er würde ihn nicht töten. Ein Schluchzen drängte Cians Hals hoch, als der Graue näherkam. Er würde ihn schänden. Das wusste er. Der Graue würde seine Hinterläufe auseinanderdrängen, so wie der Alpha vorhin und diesmal würde niemand ihn aufhalten. Er würde sich das nehmen, was Jaxson gehörte. Cian schluchzte verzweifelt.

Der Graue wandte sich ab.

Bebend sah Cian zu, wie der gigantische Wolf im Unterholz verschwand. Er richtete sich langsam auf. Verwandelte sich wie in Trance, zitternd und schluchzend. Ungläubig betrachtete er die Lichtung.

»Ich lebe«, flüsterte er. Der Ochse und Gelbzahn waren tot. Ihre schlaffen Leiber lagen auf verrottenden Blättern. Cian stand auf, wankte und betrachtete sie. Weiße Augen starrten ins Nichts. Blut befleckte den Boden. Nicht nur Blut. Alle Körperöffnungen hatten ihren Inhalt freigegeben und der Gestank war unbeschreiblich. Cian würgte trocken und stolperte von der Lichtung. In die Richtung, aus der er gekommen war. In der der Pfad lag und seine Kleidung.

Und der graue Wolf. Der sich in einen Mann verwandelt hatte. Struppige schwarze Haare hingen über den gigantischen Rücken des Riesen. Cian zögerte, als er ihn hinter den Baumstämmen erblickte. Ein Riese, der auf dem Boden hockte und die Kilts der Sutherlands durchwühlte. Die Kilts in MacGregor-Farben. Was war hier los?

Cian ballte die Fäuste. Sie waren kalt und nass. Eisige Luft quälte seine nackte Haut.

Es wäre klüger, stehenzubleiben. Zu warten, bis der vernarbte Wolf mit seiner Plünderung fertig war und ging. Als Mann waren seine Narben noch grauenerregender. Sie zogen sich über das halbe Gesicht. Tiefe Schnitte verunstalteten Lippen und Nase und ein Ohr fehlte. Da er nackt war, konnte Cian alles sehen. Die unregelmäßigen Schnittnarben auf dem Rücken und die Brandnarben auf der Vorderseite. Was war mit dem armen Mann geschehen?

Der Mann richtete sich auf und Cian sah noch mehr. Mehr als er geglaubt hatte, dass möglich sei. Zwischen den Schenkeln des Riesen baumelte das größte Gemächt, das er je erblickt hatte. Er schluckte. Versuchte, den Blick von der fleischigen Masse abzuwenden, aber es ging nicht. Beschämt spürte er, dass seine eigene Rute prall wurde.

Jaxson, dachte er verzweifelt, aber es half nicht. Er spürte den Riesen. Als würde ein Abbild seines Geistes in Cians Körper fahren.

Wie groß die Rute des Grauen wohl war, wenn er erregt war? Cian schockierte sich selbst mit dem Gedanken.

Sei froh, dass er kein Interesse an dir gezeigt hat, dachte er. Das hättest du nicht überlebt.

Der Riese erhob sich, schnupperte und wandte den Kopf. Und in diesem Moment wurde Cian klar, wen er vor sich hatte.

»Was willst du?«, fragte das Tier.

3. Logan

 

Der Junge verharrte. Hinter den dichten Büschen sah Logan nur wenige helle Flecken. Milchweiße Haut und goldblonde Locken. Ängstliche, feuchte Augen, umgeben von dichten Wimpern. Der Geruch der Angst wehte zu ihm herüber. Fast unriechbar, in der schwachen Brise voll Moder und Borke.

Logan wandte sich ab, klaubte seinen Kilt vom Boden auf und band ihn sich um. Er hatte sich hier verwandelt, hatte alles abgestreift und war den beiden Mistkerlen gefolgt. Er war nicht sicher gewesen. Sie hatten gerochen wie Sutherlands, waren aber gekleidet gewesen wie Mac Gregors, also hatte er abgewartet. Bis sie sich verraten hatten. Bis sie versucht hatten, den Jungen zu schänden und enthüllt hatten, dass sie zu dem Clan gehörten, den Logan jagte.

Flüchtig fragte er sich, wer der Kleine war. Warum die Mistkerle ihn dabei gehabt hatten und warum sie die falschen Kilts trugen. Aber es war unwichtig. Er jagte Sutherlands. Er tötete sie. Das war alles, was zählte. Der Kleine war kein Sutherland, also war er bedeutungslos.

»Du wirst mir nichts tun, richtig?« Die Stimme des Jungen war rau, und gleichzeitig süß wie Honig. »D-du wirst nicht das versuchen, was sie versucht haben, oder?«

Logan knurrte abfällig. Als ob er Jung-Omegas schänden würde. Als ob er wie diese Dreckskerle wäre.

Der Junge, offenbar ermutigt, trat vor. Ein Sonnenstrahl traf auf nackte Haut und Logan verharrte in der Bewegung. Seine Kehle zog sich zusammen.

Das Schönste, das er je gesehen hatte, stand vor ihm. Er hatte nicht auf den Jungen geachtet, als er den dreien gefolgt war. Als Einziger roch er nicht nach Sutherland. Aber nun, da die Jagd vorbei war, konnte Logan ihn nicht mehr ignorieren.

Zarte Haut, weiß wie frische Sahne. Glieder, schlank wie die eines Rehs, schmale Hüften und goldblondes Haar, das dem Jungen in großen Locken über die Augen fiel. Augen, grün wie dunkles Moos und schräg wie die eines Luchses. Und ein Mund. Ein Mund, der nicht sein durfte. Nichts konnte so prall sein wie die glänzenden Lippen, nichts so verführerisch, kein Schwung so sündig wie die Linie zwischen den weichen Bögen. Wie eine Woge hob sich die Oberlippe, wölbte sich schmollend über ihr schmaleres Gegenstück, zog Logans Blick an wie ein Magnet.

»Wer bist du?«, fragten diese Lippen.

Bei den Hinterpfoten des weißen Wolfs, dachte Logan. Das darf nicht wahr sein.

Wie konnte der Mond es zulassen, dass so ein Geschöpf frei herumlief? Wie konnte er Logan so eine Versuchung vor die Füße spülen? Logan, der selbst für die abgewrackteste Nutte noch zu hässlich war?

Ihm wurde bewusst, dass er die Erscheinung anstarrte. Stumm und verdattert wie ein Jungwolf.

Du Vollidiot, dachte er. Du weißt, wer du bist. Das Tier. Das Monster, das diesen Wald bewacht. Hör auf, dich wie ein Kalb im Frühling aufzuführen.

Vermutlich wirkte sein erstauntes Starren ohnehin wie eine Drohung, bei seinem Gesicht.

»Wer bist du?«, knurrte Logan. Seine Stimme klang ungelenk und eckig. Es war lange her, dass er sie benutzt hatte. Der letzte Mann, mit dem er gesprochen hatte, war die verräterische Nutte gewesen. »Warum warst du mit den Sutherlands unterwegs?«

»Ich w-wusste nicht, dass sie Sutherlands sind.« Die Erscheinung zitterte. »Ich dachte, Jaxson hätte sie geschickt. Jaxson MacGregor. Sie tragen seine Farben.«

Logan sah auf die abgelegten Kilts hinab. Er nickte. »Ja. Zieh dich wieder an und geh.«

»Was?«

»Hörst du schlecht? Hau ab.«

Die Augen des Jungen fuhren über die umliegenden Bäume und quollen über. Tränen tropften über bartlose Wangen. »Ich weiß den Weg nicht. Ich weiß nicht, wie – wie ich zurück auf den Pfad gelange. Ich bin gelaufen, als sie – als sie mich –« Er schniefte. Flehend sah er Logan an. »Du wirst es nicht tun, oder? Du willst mich wirklich nicht schänden?«

Logans Finger zuckten vor Verlangen, über die weiße Haut zu fahren. Zu spüren, ob sie so samtig war, wie sie aussah. Seine Rute drohte, den Kilt zu heben, und sein Hals wurde eng.

»Du stinkst nach Pisse«, knurrte er.

Die Wangen des Blonden färbten sich rosa. Er hatte kein Recht, hier zu sein. So entzückend zu sein, in diesem düsteren Wald, der getränkt war mit dem Blut unzähliger Schlachten, der Wald, der die Wurzeln durch so viele Leichen geschlungen hatte.

»I-ich hatte Angst«, sagte der Junge und sah auf seine feuchten Schenkel. »Ich wollte, also, es ist halt passiert. Sie wollten mich –« Sein Kehlkopf hüpfte. »Hast du es gesehen? Als ich –«

»Als du den Sutherland vollgepisst hast?« Logan hätte beinahe gelacht. »Ja. Sei froh, dass du es getan hast. Sonst hättest du nicht abhauen können.«

»Hat nicht lange funktioniert«, murmelte der Kleine. »Hättest du mich nicht gerettet –«

Logan stockte. »Ich hab dich nicht gerettet, du dämliche Pissnelke. Ich habe zwei Sutherlands umgebracht. Du bist mir egal.«

»Oh.« Der Junge atmete tief ein. Der blöde Sonnenstrahl tanzte über seine Locken und ließ sie wie Gold erscheinen. »Trotzdem. Ich verdanke dir mein Leben.«

Logan zuckte mit den Achseln und wandte sich ab. »Gern geschehen.« Er marschierte durch ein Büschel Farne. Außer Sicht. Weg von diesem goldenen Knaben, der nicht in den Wald gehörte und der hier wie durch ein Wunder mehrere Stunden überlebt hatte.

Dachte Logan zumindest. Er war kaum ein paar Meter weit gekommen, als er Schritte hinter sich hörte.

»Warte«, rief der Junge. Er hatte seine Kleidung aufgehoben, war aber immer noch nackt. Sein halbsteifer Pimmel hüpfte auf und ab, als er Logan hinterherrannte. Logan fragte sich, was an dieser ganzen Angelegenheit den Kleinen erregte. Nun, er war jung. Vermutlich hatte er eine Wurzel gesehen, die ihn entfernt an eine harte Rute erinnerte.

»Was willst du?«, fragte Logan und ging weiter.

»Zeig mir den Weg«, bat der Goldjunge.

»Da hinten.« Logan deutete mit dem Finger in die Richtung, in der der Pfad lag. Aber der Goldene war nicht zufrieden.

»Bring mich hin«, baten die sündigen Lippen. Die Katzenaugen flehten. »Bitte. Kannst du mich nicht den ganzen Weg zurück begleiten? Bis zum Kloster?«

»Nein.« Logan wandte sich ab.

»Tier«, sagte der Junge und klang ziemlich herrisch für einen, der nackt und bepisst durch den Wald stolperte. »Ich bin Cian MacKay. Der zukünftige erste Omega des MacGregor-Rudels. Ich verlange, dass du –«

Logan fuhr herum und packte die Kehle des Jungen. Drängte ihn gegen einen Baum und kam ihm so nahe, dass er den hektischen Atem auf seinen vernarbten Lippen spürte. Süß und feucht. Panik schwamm in den Augen des Goldenen.

»Du verlangst gar nichts, Kleiner«, knurrte Logan. »Nicht von mir. Weißt du, wer ich bin?«

»D-das Tier«, flüsterte der Junge. Cian MacKay. »Du bist das Tier, das in diesem Wald lebt, nicht wahr? Die beiden – die Sutherlands haben von dir gesprochen.«

»Und ich wette, sie hatten Angst.« Logan grinste freudlos. »Sehe ich aus wie einer, der Befehle entgegen nimmt?«

»N-nein.«

»Genau. Und erst recht nicht von kleinen Jungs.« Logan ließ los, wandte sich ab und stapfte davon. Hinter sich hörte er ein dumpfes Geräusch. Der Junge musste zu Boden gesunken sein.

»Ich flehe dich an«, rief der Goldene. »Bitte bring mich zurück!«

Logan ging weiter. Etwas zerrte an ihm. In ihm. Eine kleine Stimme aus der Vergangenheit, die meinte, er sei immer noch ein Teil seines Rudels. Aber das war er nicht. Also ging er weiter. Vorbei an dunklen Stämmen, in die beginnende Dämmerung. Ein letztes Mal hörte er den Jungen hinter sich.

»Dann halt nicht, du Köter!«

Logan lachte leise. Es fühlte sich falsch an, wie der Phantomschmerz eines Körperteils, das schon lange verrottet war. Hinter ihm verklangen die Geräusche des Jungen, seine Flüche und Beschimpfungen. Herrliche Ruhe umfing Logan. Die Einsamkeit, die er kannte, die dunklen Schatten, die ihn stets begleiteten. Kühle Waldluft strich über sein juckendes Gesicht.

Der Junge würde zurechtkommen.

4. Cian

 

Er hasste den Wald. Hasste sämtliche Eichen, Birken und Fichten darin, alle Vögel, die über seinem Kopf kreischten und alles Getier, das raschelnd durch das Unterholz schlich. Und er hasste den Pfad, den er schnell wiedergefunden hatte. So schnell, dass es überhaupt keine Mühe bereitet hätte, ihn dorthin zu bringen. Oder ein wenig weiter.

»Dieser Kerl war ein unhöflicher Klotz«, erklärte er dem dichten Gestrüpp am Wegesrand. Sein Nacken brannte, da, wo der Ochse ihn gebissen hatte. Die Muskeln in seinen Beinen brannten. Seine Fersen brannten. Er stolperte über einen kantigen Stein unter den Blättern und jaulte auf. Schriller Schmerz zuckte durch seinen großen Zeh. »Verdammt!«

Das war nur die Schuld des Tiers. Wenn der ihn sicher zurück zum Kloster begleitet hätte – Cian seufzte. Nein, war es nicht. Und immerhin hatte der Kerl ihn gerettet. Unabsichtlich, aber es war eine unbestreitbare Tatsache. So wie die Tatsache, dass es dunkel wurde. Dass aus langen, blauen Schatten längst graue Dämmerung geworden war und der Weg immer schlechter zu erkennen. Die Finsternis hinter den Baumstämmen kroch über den Pfad und hüllte alles in Dunkelheit.

Cian hielt an. Kälte schlängelte sich über seine Haut, drang unter die Kleidung. Den viel zu dünnen Stoff. Er hatte den Umhang nicht mehr gefunden, den er bei der Flucht verloren hatte. Er hätte einen der Umhänge mitnehmen sollen, den die Sutherlands getragen hatten. Sie brauchten sie nicht mehr und er fror.

Immerhin hatte er daran gedacht, sich den Wasserschlauch zu nehmen, den Gelbzahn am Gürtel getragen hatte. Er trank einen Schluck und merkte, dass der Behälter fast leer war.

Wo würde er mehr Wasser finden? Weit und breit gab es nur Dunkelheit. Und die Bäume, die links und rechts von ihm aufragten wie Monster.

Wir sind über eine Brücke gegangen, dachte er. Aber das ist Stunden her. Ich bin so durstig. Und hungrig.

Sehnsüchtig dachte er an die Abendessen im Kloster. Einfache Suppen, selten mit Fleisch, aber stets gut gewürzt. An seine karge Zelle, die doch ein Bett hatte und Zuflucht bot. An den Kräutergarten, der trotz des verregneten Sommers üppig grünte. Und an Jaxson. Der hatte mit dem Kloster nichts zu tun, Cian dachte einfach gern an ihn. Es linderte den Schmerz. Er versuchte, sich an jede dunkle Locke auf Jaxsons Kopf zu erinnern, als er weiter stolperte.

Du kannst nicht schnell genug volljährig werden, hatte Jaxson ihm ins Ohr geflüstert, als seine Hand unter Cians Kilt gewandert war. Ich habe so viel, das ich dir zeigen will.

Cian schluckte trocken. Er hatte es geschafft, sich zu beherrschen. Sich nicht über Jaxsons Finger zu verströmen. Aber seit diesem Abend beherrschten die warmen Handflächen all seine Träume. Seit diesem Abend, an dem Jaxson ihn zu seinem Zimmer begleitet hatte und sie in dem kleinen Erker Halt gemacht hatten, um ihren ersten Kuss zu teilen, schlug sein Herz schneller. Immer, wenn er sich daran erinnerte, wie Jaxson roch. Nach Kaminasche und Hirschbraten. Seine Lippen schmeckten nach Pilzsoße. Cian war so hungrig.

Es war kurz nach dem Abendessen gewesen, als ihre Münder sich in der Dunkelheit gefunden hatten. Als Jaxsons Zunge sich zwischen Cians Zähne gedrängt hatte und er dessen Härte durch ihre Kilts gespürt hatte. Sie war ihm riesig vorgekommen. Ja, er hatte sich gefragt, wie Jaxson es schaffen wollte, in ihn einzudringen, wenn sie sich endlich verbanden. Wenn er endlich volljährig war.

Und nun war er es und war immer noch unberührt. Seinen Geburtstag hatte er im Kloster verbracht, verborgen vor der Welt. Vor den Sutherlands, die in seinem Rudel gewütet hatten. Wie viele seiner Verwandten wohl noch lebten? Der Bote, den sein Erzeuger geschickt hatte, hatte es ihm nicht sagen können.

Er dachte an Myles, Fraser und Hugo. Die Alphas, die sich gern bei ihnen herumgetrieben hatten, die mit den Omegas gescherzt und gelacht hatten. An seinen Bruder Connor, der vor dem Omegaturm auf seinen Gefährten wartete, einen Strauß Wiesenblumen in der Hand. An Caelan, der den Großteil seiner Zeit auf dem Übungsplatz verbrachte und den Rest im Wald. Oft hatte er sogar dort geschlafen. Unter den Alphas galt es als Mutprobe, möglichst viel Zeit außerhalb der Burgmauern zu verbringen.

»Ich wünschte, ich wäre ein Alpha«, murmelte Cian. Dann müsste er sich jetzt nicht so fühlen. So hilflos und zerbrechlich. Jedes Kaninchen im Unterholz war stärker als er. Oder kannte sich in diesem blöden Wald wenigstens aus. Der Mond blitzte nur selten aus dem dichten Blätterdach und Cians Zähne klapperten. Was für ein beschissener Sommer. Er stolperte erneut, fiel der Länge nach hin und landete ihn etwas Weichem. Matsch und Moder drangen durch seine dünnen Kleider.

»Mist«, rief er.

Ein Kreischen erklang über ihm. Flügel flatterten. Ihm wurde kalt. Jede Gruselgeschichte, die er je gehört hatte, drang in seinen Schädel und lief dort Amok. Geschichten von geflügelten Monstern, die allein reisende Männer verspeisten. Von den Ghoulen, die unter der Erde lebten und auf Schritte lauerten. Omegas, die noch unschuldig waren, fraßen sie angeblich nicht. Aber das konnte eine dieser Schauergeschichten sein, die Omegas dazu bringen sollten, rein und keusch zu bleiben.

»Vermutlich fressen Ghoule alles, was ihnen zwischen die Hauer kommt«, murmelte Cian und schauderte.

Er erhob sich ächzend und versuchte, den Schlamm von seiner Vorderseite zu wischen. Der Gestank war entsetzlich. Aber er hatte schon vorher nicht gut gerochen. Hitze stieg in seine Wangen, als er daran dachte, was dieses blöde Tier gesagt hatte. Nun, immerhin hatte der Geruch ihn davon abgehalten, Cian zu schänden. Das war es gewesen, oder?

Natürlich war es das, dachte er.

Als ob das Tier einen Funken Anstand gehabt hätte. Der hatte genauso respektlos mit ihm gesprochen wie die beiden falschen MacGregors. Das Tier hatte es sogar gewagt, ihn gegen einen Baum zu drängen und seine Kehle zu packen. Ekelhaft.

Seltsam, dass dieser Moment die entgegengesetzte Wirkung gehabt hatte, die er hätte haben sollen. Gut, Cian hatte sich gefürchtet. So sehr, dass er Angst gehabt hatte, dass sein Brustkorb platzen würde. Aber etwas anderes war geschehen. Seine Rute hatte sich mit Blut gefüllt und aufgerichtet. Sein ganzer Unterleib hatte gekribbelt. Aus Angst, dass das Tier etwas merken könnte, hatte Cian sich gleich zu Boden sinken lassen, als er ihn endlich losgelassen hatte. Doch der Dreckskerl hatte sich nicht mal umgedreht. Sein breiter Rücken war zwischen den Bäumen verschwunden und nun war Cian allein.

Es hatte keinen Sinn. Er konnte die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Wenn er weiterginge, würde er nur wieder stolpern. Wenn er Pech hätte, würde er sich den Schädel dabei anschlagen und der Mond wusste, wann hier jemand vorbeikam, um ihm zu helfen. Seit Stunden hatte er niemanden mehr getroffen. Niemand wusste, dass er hier war. Die Mönche dachten, er wäre auf dem Weg zu Jaxson und Jaxson – Hatte der jemand geschickt, um ihn zu holen? Wusste er überhaupt, wo Cian war? Hatten die Sutherlands Jaxsons Männer überfallen?

Zitternd vor Kälte sah Cian sich nach einem geeigneten Schlafplatz um. Schwer, in der Dunkelheit. Er betastete den nächsten Strauch und erwischte Dornen. Fluchend zog er die Finger zurück.

Wo schlief man im Wald? Schließlich rollte er sich einfach in der Mitte des Weges zusammen. Da, wo der Boden am trockensten war. Da, wo die toten Blätter ihn ein wenig vor der Kälte schützten, vor dem eisigen Boden, dessen frostige Finger bis auf seine Knochen drangen.

Wenn jemand vorbeikommt, wird er mich finden, dachte Cian. Und mir helfen, zurück ins Kloster zu kommen.

Er stellte sich vor, dass es ein freundlicher Mensch sein würde, der Wasser dabei hatte. Und frisches Brot. Und der ihm helfen würde, zu verstehen, warum die Sutherlands sich als MacGregors ausgaben. Ach, warum sollte es nicht gleich Jaxson selbst sein, der sich zu ihm hinunterbeugte und ihm Zärtlichkeiten ins Ohr flüsterte? Der ihn umarmte, um die Kälte zu vertreiben. Der seine harte Rute an ihn presste, die zwar nicht so groß wie die des Tiers war, aber – Warum dachte er jetzt an den Mistkerl?

»Ich hoffe, ich sehe ihn nie wieder«, flüsterte Cian, die Wange in knisternde Blätter gepresst.

Angst flatterte in seinem Bauch, als er daran dachte, dass das Tier irgendwo durch diese Wälder schlich. Leise und tödlich. Bestimmt konnte er im Dunkel sehen. Was, wenn er es sich anders überlegte und Cian gefolgt war? Wenn seine rauen Krallen über Cians Schenkel streichen würden und – Cian schluckte. Zwischen seinen Schenkeln zuckte es. Sein Schwanz kribbelte, wenn er an die Berührung des Tiers dachte.

Nein, dachte er. Hör auf, du blödes Stück. Wenn der Mistkerl mich anfassen würde, würde ich mich nur fürchten. Ich hätte furchtbare Angst. Ich HABE furchtbare Angst. Nicht nur, dass ich allein im Wald bin, es ist auch kalt und –

Er lauschte angestrengt. Der Wald bei Nacht war lauter als er geglaubt hatte. Eulen schrien. Überall raschelte es. Er schluckte trocken. Vielleicht doch lieber an etwas Angenehmes danken. Nur zur Ablenkung. Zum Beispiel an Jaxson, der ihn zu einem Badezuber trug. Ein Zuber, gefüllt mit dampfendem Wasser, auf dem duftende Kräuter trieben. In Cians Fantasie waren sie beide nackt und endlich verbunden. Für immer.

Jaxson würde ihn in das Wasser lassen und ihm den Gestank des Waldes vom Leib waschen, mit sanften Fingern. Er würde Cian ins Ohr flüstern, dass das alles nur ein furchtbarer Traum gewesen war. Er war nie vor den Sutherlands geflüchtet und hatte nie eine Nacht auf dem kalten Waldboden verbringen müssen.

Cians Rechte fuhr zwischen seine Schenkel. Er biss die Zähne zusammen, als kalte Nachtluft an seine Haut drang. Aber er musste sich ablenken. Langsam umfassten seine Finger den prallen Schwanz und rieben darüber. Nur ein wenig. Genug, um die Panik zu vertreiben, die sich in ihm breitmachen wollte.

Jaxson, dachte er. Er würde mit nassen Fingern durch meine Haare fahren und mich küssen und ich würde den Kopf in den Nacken legen und – und die Schenkel für ihn öffnen. Ich würde endlich erkennen, dass er mein Gefährte ist. Ich würde das Zeichen bekommen, wenn wir uns lieben. Bestimmt.

Es waren die Omegas, die ihre Alpha-Gefährten erkannten. An einem Zeichen, das bei jedem anders war, also konnte niemand Cian sagen, was es war. Aber Jaxson war sein Gefährte. Bestimmt. Wenn sie sich liebten, würde er es wissen.

Wenn wir uns lieben, wird es so schön, dachte er und rieb sich fester. So schön und ich werde das Zeichen erkennen. Vielleicht kann ich mehr Farben sehen, wenn wir es endlich tun. Oder mehr schmecken. Oder seine Gedanken lesen? Auf jeden Fall wird es wundervoll.

Es war schwer, nicht zu weit zu gehen. Aber Cian hatte sich im Griff. Immer, wenn das Drängen in seinen Lenden zu mächtig wurde, öffnete er die Faust und ließ die Kälte an seine Haut. Er seufzte leise. Rein und unschuldig musste er bleiben, bis er sich mit Jaxson verband. Nicht ganz so unschuldig, wie er es war. Doch er fürchtete sich. Vor dem Kontrollverlust, wenn er nicht aufhörte. Wenn er sich einmal bis zum Höhepunkt wichste, würde er nicht mehr damit aufhören können, richtig? Und dann wäre es nicht mehr weit, bis er sich dem nächstbesten Alpha an den Hals warf, oder gleich mehreren. Oder? Er war kurz davor, es trotzdem zu wagen, als die Müdigkeit ihn übermannte. Die Hand um sein bestes Stück geschlossen, schlief er ein.

 

***

 

Jaxson rieb mit einem weichen Lappen über Cians Rücken. Warmes Wasser lief über seine erhitzte Haut, zurück in den Zuber. Die Luft war feucht und schwer und duftete nach Lavendel. Jaxson saß hinter ihm und Cian spürte seine heiße Brust an der Wirbelsäule. Stöhnend lehnte er sich zurück.

»Das tut so gut«, murmelte er. »Das muss ein Traum sein.«

»Ist es auch«, flüsterte Jaxson in sein Ohr.

»Schade.« Cian wandte den Kopf und sah zu ihm hoch. »Aber es ist ein guter Traum.«

»Das finde ich auch«, sagte Jaxson. Weiße Zähne blitzten und Cians Magen kribbelte. »Ein ganz wunderbarer.«

»Es ist ein dummer Scheißtraum«, knurrte das Tier.

Was? Cian fuhr herum. Breitbeinig und scheußlich stand das Tier vor dem Zuber. Sein dreckiger Kilt spannte über mächtigen, haarigen Schenkeln. Der Kerl war so riesig, dass sein Kopf gegen die Decke stieß und sein Schatten über Cian fiel. Kalte Augen starrten auf ihn nieder. Alle Narben des Tiers waren zu frischen Wunden geworden und Blut strömte über sein Gesicht, tränkte seinen bloßen Oberkörper.

»Was tust du hier?«, fragte Cian. Das Wasser im Zuber schwappte. Er roch vermodernde Blätter.

Statt einer Antwort hob das Tier seinen Kilt. Seine fleischige Rute war noch riesiger geworden, lag wie ein Rammbock in den rauen Pranken.

»Lass das!«, fauchte Cian. »Was tust du in meinem Traum?«

Das Tier zuckte mit den Achseln. »Du konntest nicht aufhören, an meinen Prügel zu denken, also sind wir hier.«

»Konnte ich wohl!«, rief Cian. »Das hat nichts zu bedeuten. Was tust du?!«

Ein gelber Strahl schoss aus dem Schlitz in der Eichel. Urin plätscherte in den Zuber, in dem Cian saß. Der fuhr hoch.

»Hör auf, in mein Badewasser zu pissen!«, brüllte er und fuhr herum. »Jaxson! Sag ihm, dass er aufhören soll!«

Doch Jaxson war verschwunden. Und der Zuber auch. Hinter ihm war der dunkle Wald. Die Bäume ragten noch höher auf, der Mond war noch ferner. Und Cian war winzig. Auf einem trockenen Blatt sitzend, das von Rissen durchsetzt war, starrte er zu dem Tier auf, das den Mond verdunkelte. Das seine Rute rieb, bis sie über ihm aufragte wie ein Baumstamm. Angst schoss in Cians Bauch.

»Bitte«, flüsterte er.

»Bitte was?«, grollte das Tier.

»Bitte«, Cian breitete die Arme aus, »komm her. Ich brauche dich.«

Stumm sank das Tier auf die Knie. Es schien zu schrumpfen. Oder wuchs Cian? Raue Pranken packten seine Wangen. Raubtieraugen funkelten, direkt vor ihm. Die Angst raubte ihm den Atem. Oder war es etwas anderes? Bebend hob er eine Hand. Strich über die klaffenden Wunden. Fühlte heisses Blut über seine Finger strömen.

»Sie haben dich getötet«, sagte er und das Tier nickte. Cian schnupperte, roch ihn. Eisen und Erde. Dunkle Erde, schwer, als würde sie ein Grab bedecken. »Deshalb kannst du ohne Rudel überleben. Du lebst gar nicht. Du bist tot.«

»Ja.« Das Tier regte sich nicht. Wie eine Statue kniete es über ihm, die behaarten Beine links und rechts von Cians zitternden Schenkeln. »Ich bin tot. Aber ich kann dir helfen, am Leben zu bleiben.«

»Du wolltest mich nicht einmal zurück auf den Weg bringen«, flüsterte Cian. »Du hilfst mir nicht.«

»Kleiner.« Das Tier klang, als würde es direkt aus dem Totenreich zu ihm sprechen. »Das hier ist ein Traum. Ich kann alles tun, das du willst.«

»Ich wollte nicht, dass du mir ins Badewasser pisst«, knurrte Cian. »Das warst ganz allein du.«

Das Blut lief schneller aus den Wunden. Es glänzte im schwachen Schein des Mondlichts. »Ich mochte es nicht, dass du mit dem Schönling gebadet hast.«

»Er ist mein Gefährte«, sagte Cian.

»Er ist ein Schönling.«

»Nein, er ist einfach schön.« Cians Kehle schnürte sich zu. Er versuchte zu schlucken, aber es ging nicht. »Und du bist ein Mistkerl. Ein Mörder. Du hast die Sutherlands getötet.«

»Ja, das habe ich.« Blut rann über Cians Hand, die immer noch auf der stoppeligen Wange des Tiers lag. »In Wahrheit bin ich ein Monster. Aber hier bin ich alles, was du dir vorstellst. Du hast die Kontrolle.«

Cian fühlte sich nicht, als hätte er irgendetwas unter Kontrolle. Sein Körper bebte, sein Magen flatterte und da, wo die nackten Beine des Tiers seine berührten, kribbelte alles. Furcht rann durch seine Adern. »D-dann hör auf zu bluten. Deine Wunden sind längst verheilt.«

Der warme Strom auf seinen Fingern versiegte. Schnitte verschlossen sich, wurden zu Fleischwulsten.

»Besser«, murmelte Cian. »Und jetzt komm her, Tier.«

Zitternd lehnte er sich zurück. Sein Körper war eine einzige Schwachstelle, jeder Muskel kurz davor, aufzugeben. Aber seine Rute war hart. Wie ein Dorn stand sie von seinem Körper ab, pochend und sehnend. Sie stach in den Bauch des Tiers, als es sich über Cian beugte. Als vernarbte Lippen sich öffneten und Raubtierzähne freilegten.

»Du kannst es kaum erwarten, was?« Das Tier leckte sich über die Lippen.

Cian konnte es nicht verneinen. Hilflos bebend lag er unter dem Tier. Spürte die Blätter in seinem Rücken, roch alte Erde im kalten Wind und konnte doch nichts anderes anstarren als den Mund des Biests. »Halt die Klappe«, krächzte er. »Ich habe die Kontrolle, nicht du.«

Das Tier verharrte. Abwartend sah es Cian an. Der bockte aufwärts, rieb sein Becken über die harten Muskeln des Tiers.

»Küss mich endlich«, stöhnte er. Er legte den Kopf in den Nacken, krallte die Finger in die steinharten Arme des Tiers und schlang die Beine um dessen Hüften. Das Rauschen in seinem Körper wurde lauter. Drängender. Er war fast soweit. »Schnell.«

Trockene Lippen senkten sich auf seine. Rissig strichen sie über seine Haut. Cian jaulte.

Mehr, dachte er, denn seine Stimme versagte. Mehr.

Die fleischige Zunge des Raubtiers drang in seinen Mund. Er spürte ihre glatte Unterseite, ihre Stärke, schmeckte Salz und Zimt. Aufschreiend schlug er die Krallen in den Nacken des Tiers, küsste ihn zurück, mit aller Kraft. Bäumte sich auf und rieb sich an dem Tier, dem Himmel entgegen. Zuckend verglühte die Nacht, spülte die Erlösung ihn den Sternen entgegen. Er verströmte sich unkontrolliert, beschoss das Tier mit seinem Samen und brüllte seinen Namen in dessen Mund.

Logan.

Als sie sich voneinander lösten, weinte Cian. Die Schluchzer schüttelten seinen Körper und verengten seinen Hals. »Es tut mir leid«, schniefte er. »Es tut mir so leid, Jaxson!«

Denn es war nicht mehr das Tier, das über ihm aufragte. Es war Jaxson. Dessen braune Augen sahen auf ihn hinunter, drangen bis tief in seine Brust.

»Verräter«, hauchte Jaxson. »Unreines Stück.«

Angewidert erhob er sich. Er trug seine offizielle Kleidung, den MacGregor-Tartan, und hielt sein Schwert in der Hand. Cian versuchte, sich hochzustemmen, aber er war zu schwach. Zu nackt und erbärmlich. Und er stank.

Das Metall der Klinge wirkte schwarz, als Jaxson die Schwerthand hob. »Verräter«, zischte er. »Ich wollte dich zu meinem Partner machen. Ich wollte, dass du an meiner Seite bist. Mein Omega.« Seine Züge verzerrten sich, wurden scharfkantig wie Messer. »Ich muss dich bestrafen, Cian.«

»Ja«, schluchzte Cian. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid, Jaxson. Ich bin deiner unwürdig. Ich bin eine Scheußlichkeit, ein Stück Dreck, ein«, er schluckte, »ekelhaftes Vieh. Ich verdiene dich nicht.«

Jaxson nickte. Dann hob er das Schwert. Schatten krochen über die Klinge. Der Wald zog sich um sie herum zusammen und Cian schrie.

»Nein!«

Das Schwert bohrte sich in seinen Bauch. Blut floss über die harten Muskeln, über die hässlichen Brandnarben, über seinen gigantischen Prügel. Schreiend sah er auf seine Hände, aber es waren nicht länger seine. Es waren die Pranken eines Tiers.

 

***

 

»Nein!« Cian fuhr hoch. Und stöhnte. Sein Körper war steifgefroren und fühlte sich an, als würde er bei jeder Bewegung splittern. Leises Wimmern kroch durch die Dämmerung. Sein Wimmern. Sein Körper, in dem er immer noch steckte, fror. Cian sah sich um.

Der Waldweg war leer. Nebel verdeckte alles, das mehr als ein paar Schritt weit entfernt war. Dornen und krallenartige Zweige stachen aus dem Grau. Kälte kroch über Cians Haut. Es war Morgen.

Er unterdrückte ein Schluchzen. Niemand war gekommen, um ihm zu helfen. Niemand hatte ihn gefunden. Er fror so sehr, dass er glaubte, nie wieder warm zu werden. Seine Zunge klebte am Gaumen, ihm war schwindlig vor Durst und die verkrustete Wunde in seinem Nacken brannte. Tau und Regen durchnässten seine Kleidung. Samen rann seinen Oberschenkel hinab und erinnerte ihn an den grauenvollen Alptraum der letzten Nacht. Sein ganzer Körper schmerzte und seine Blase drückte. Er hatte Hunger. Er stank.

»So ein Mist«, murmelte er und hustete. Hoffentlich hatte er sich in diesem höllischen Wald keine Lungenentzündung geholt. Die konnten nicht einmal die Mönche mit all ihrem Wissen über Kräuter kurieren. Er sah sich um, lauschte. Aber keine Schritte waren zu hören. Bei seinem Glück hätten die auch nur zu weiteren Sutherlands gehört.